OZ Ostfriesen-Zeitung
Ganz Ostfriesland auf einen Klick. | | Ausgabe vom Mittwoch, 21. Juli 2004 | Ostfriesland | Buchhändler: Es herrscht völliges Durcheinander Von Marion Luppen Rechtschreibung Geteiltes Echo auf Ministerpräsident Wulffs Vorschlag, die Reform rückgängig zu machen Das Thema gehöre nicht in Politiker-Hände, meint der Leeraner Verleger Theo Schuster. Der Auricher Schulleiter Ulrich Mittelstädt hält die neu entflammte Diskussion für Schwachsinn. Ostfriesland Die Rechtschreibreform, vor Jahren beschlossen und umgesetzt, ist plötzlich wieder ein Thema. Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) ist dafür, die Reform rückgängig zu machen. Walter Schulz, Direktor der Johannes-a-Lasco-Bibliothek in Emden, hat dem Regierungschef kürzlich persönlich gesagt, dass er seinen Vorstoß gut findet. Noch können wir zurück, sagt Schulz. Er selbst sei ein Anhänger der alten Schreibweise und habe seine Schreibgepflogenheiten nie umgestellt. Ich habe schnell die Lust verloren, mich überhaupt damit zu befassen, gibt Schulz zu und schreibt sich selbst eine gewisse Sturheit zu. Die Politiker sollten endlich zur Kenntnis nehmen, meint der Bibliotheksdirektor, dass Unwille aufkomme, wenn eine kleine Gruppe von Kultusministern und Sprachwissenschaftlern bestimmt, wie sich Sprache zu entwickeln hat. Die Reform sei insgesamt eine Belastung, keine Erleichterung. Auch der Leeraner Buchhändler und Verleger Theo Schuster plädiert dafür, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren. Es herrscht völliges Durcheinander, findet er. Es rette die deutsche Sprache nicht, wenn man Gämse mit ä schreibe. Die Schulbuchverlage seien selbst schuld, dass sie in vorauseilendem Gehorsam die Reform umgesetzt hätten. Das Thema Rechtschreibung, meint Schuster, gehöre nicht in die Hände von Politikern: Die Herrschaften haben keine Ahnung, auch wenn im Parlament viele Lehrer und Beamte sitzen. Auch der Leeraner Schriftsteller Jochen Schimmang hält nichts von der Rechtschreibreform. Er hat die neuen Regeln von Anfang an nicht beachtet und findet die Idee, sie zurückzunehmen, sehr vernünftig: Die Rechtschreibung ändert sich naturwüchsig sowieso. Wir schreiben heute anders als vor 100 Jahren. Dafür ist kein administrativer Eingriff nötig. Anders Ulrich Mittelstädt, Leiter der Integrierten Gesamtschule Aurich-West: Er hält die neu entflammte Diskussion um die Rechtschreibung für Schwachsinn. Ob die Reform das gebracht habe, was man sich erhoffte, sei fraglich, räumt der Schulleiter und SPD-Politiker ein: Aber jetzt sollte man dabei bleiben. Den Schülern bereite die neue Rechtschreibung keine Probleme, höchstens einigen älteren Menschen, die an der alten Schreibweise hängen: Mehr als Nostalgie ist da nicht hinter. Es gibt keinen vernünftigen Grund, die Reform zurückzunehmen. Das sieht auch Prof. Dr. Anne Friedrichs, Präsidentin der Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven, so: Ich halte die ganze Diskussion für höchst überflüssig. Über Korrekturen könne man nachdenken, aber alles umwerfen? Nein, meint Friedrichs. Meta Janssen-Kucz, Grünen-Landtagsabgeordnete aus Leer, spricht von einer hanebüchenen Diskussion, die Eltern und Kinder verunsichert. Man sollte die Finger davon lassen, findet die Politikerin : auch wenn die Reform sicherlich nicht viel gebracht habe. Viele Köche verderben den Brei, meint Janssen-Kucz. Ich habe schnell die Lust verloren, mich überhaupt damit zu befassen Walter Schulz |
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