Umschrift-Chaos
Die Terrororganisation al Qaida hat den Tod von Osama Bin Laden bestätigt.
Laut SITE wurde der Tod des Al-Qaida-Führers von der Terrororganisation in mehreren islamistischen Internet-Foren bekanntgegeben…
„Wir müssen derzeit besonders auf Einzeltäter achten, …“, sagte BND-Chef Ernst Uhrlau dem „Spiegel“ laut einem Vorabbericht. … Unklar sei auch, ob Al-Kaida-Anhänger, die ausdrücklich bin Laden die Treue geschworen hätten, seinem Nachfolger gehorchen würden. Zu den Extremisten, die in der Ära nach bin Laden an Bedeutung gewinnen könnten, zählt Uhrlau den Chef von Al-Kaida im Jemen, Anwar al-Aulaki.
Berliner Morgenpost 6.5.2011
Die Umschrift Qaf zu K stammt noch aus der Zeit, in der auch C zu K oder Z germanisiert wurde. Bin von Ibn „Sohn“!
Nachtrag aus der „Welt“:
U wie Usama
Zeitungsjunkies erinnern sich: Es hatte sich nach 9/11 zunächst nur wie ein Gerücht herumgesprochen, dann aber unter den Nerds wie ein Lauffeuer verbreitet, dass die FAZ Usama Bin Ladin anders schrieb als alle anderen. Vom Terroristenführer in der FAZ zu lesen, das war fast so wie Al-Qaida in Peter-Scholl-Latour-Intonation zu hören. Arabischer irgendwie, nuscheliger sowieso. Diejenigen, die wenige Wochen zuvor noch nicht mal wussten, wo Afghanistan auf der Landkarte liegt, waren begeistert.
Als wir im Herbst 2001 in unserem Feuilleton-Café saßen und die unterschiedlichen Schreibweisen von Amerikas Staatsfeind Nr. 1 diskutierten, hatte der FAZ-Apologet unserer Runde einen Zeitungsausschnitt dabei. Wie eine Trophäe reichte er die Transkriptionen durch, jenen Beitrag vom 1. Oktober 2001, in dem sich die Zeitung erklärte: Doch die hocharabische Vokalisation sehe in der lateinischen Transkription nur drei Vokale vor, A, I und U, und selbst wenn ein U wie in Usama als O-Laut angehaucht werde, könne man in der deutschen Transkription never ever ein O draus machen. So zumindest die reine Lehre, der im deutschsprachigen Raum auch die NZZ, die Konrad-Adenauer-Stiftung und der Verfassungsschutz Mecklenburg-Vorpommern folgen.
Letztlich basiert diese selbstgewählte DIN-Norm auf jenen Regeln, welche die Transkriptionskommission der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft dem 19. Orientalistenkongress in Rom anno 1935 in einer Denkschrift vorgelegt hat! Solch altertümliche Hausschreibungen im Kampf gegen den internationalen Terror falscher Orthografie haben natürlich etwas ungeheuer Prätentiöses. … Tatsächlich ist der Kampf, den die FAZ derzeit mit sich selbst ausficht, schon lustig. Besonders in der Presseschau-Rubrik Die Stimmen der anderen. Hier werden Zitate aus anderen deutschsprachigen Blättern, die Osama Bin Laden erwähnen, hocharabisch transkribiert. So kriegt die FAZ auch die SZ oder den Standard aus Wien, ja eigentlich alle dazu, doch noch Usama Bin Ladin zu schreiben. Und was machen wir mit der Schlagzeile: Spektakuläre Liquidierung von Usama Bin Ladin (NZZ)? Wäre die immer nur politisch zu lesen? Oder, mit zwei Anführungszeichen mehr, auch als Ankündigung einer großen Rechtschreibreform?
welt.de 5.5.2011
Die phonetische Schreibung der Vokale nützt, wenn man weiß, daß es theoretisch nur drei arabische Grundvokale gibt. Irritierend ist die verflachende Darstellung der Konsonanten, die ja auch die Vokale umfärben, wo wir doch das semitische Qaf sogar noch im Alphabet haben. „Hund/Herz“ könnte in der Presse als „kalb/kalb“, „kelb/kalb“, „kalb/qalb“ oder „kelb/qalb“ erscheinen. Letzteres wäre für Normalgebildete am hilfreichsten.
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