Die Kluft zwischen ganz Arm und ganz Reich
Am 19. und 20. Juni 2010 hat in der Evangelischen Akademie in Meißen die „24-Stunden-Akademie“ stattgefunden – eigentlich fernab vom hiesigen Thema. Bemerkenswert ist aber doch eine orthographisch interessante Stelle eines Referates, natürlich in „neuer“ Rechtschreibung, in der man aus leicht einsehbaren Gründen nicht die kultusministeriell vorgeschriebene Großschreibung der Paarformeln verwenden mochte:
Eine evolutionär-humanistische geprägte Finanzpolitik würde es verbieten, dass Gewinne in den Taschen der Manager landen während Verluste zu Lasten der Bevölkerung ausgehen, denn: aus wissenschaftlichen Untersuchungen geht deutlich hervor, dass das empfundene Glück der Individuen einer Gesellschaft steigt, wenn die Kluft zwischen arm und reich nicht allzu groß ist – das gilt übrigens auch für die privilegierten Mitglieder! Eine evolutionär-humanistische Bildungspolitik würde sich der Ergebnisse der empirischen Bildungsforschung bedienen. Dabei könnten Schulen entstehen, die den individuellen Lernbedürfnissen der Kinder entgegenkommt und das frühe Einordnen in „arm und reich“ oder „dumm und klug“ verhindern würden. …
Kurz: im Gegensatz zu einer religiös geprägten Kultur ist eine Kultur der Aufklärung und des Humanismus in der Lage, die Spielregeln einer Gesellschaft den jeweiligen Bedingungen anzupassen. Absolute Definitionen wie „richtig und falsch“ würden zu „angemessen und unangemessen“, „gut und böse“ zu „fair und unfair“. Schuld, Sühne und Sünde, die die menschliche Psyche schon viel zu lange belasten, könnten aus unserem Bewusstsein verschwinden und einer Kultur der Vernunft, der Gerechtigkeit und der Eigenverantwortung weichen.
hpd.de 7.7.2010
|