Eulenspiegel-Verlag, Berlin
Ein Briefwechsel:
Vielen Dank für Ihre Antwort, sehr geehrte Frau Nowak und sehr geehrter Herr Kremer!
Nein, ich bleibe Ihrem Druckerzeugnis ganz sicher nicht gewogen, gerade im Hinblick und Kontrast auf die großspurigen (und damals und jetzt immer noch von mir gutgeheißten) Worte deswegen.
Ihre Ansicht, daß man und somit auch Ihr Verlaghaus gegen die Zwangsreformation der Orthographie kämpfen muß, ist falsch, es ist eine von vielen Einknickern vorgebrachte Scheinentschuldigung. Es gibt dort nichts zu kämpfen, oder mußten Sie etwa um das Recht, traditionell zu schreiben, gerichtlich streiten? Das glaube ich kaum. In diesem ach so freien Land hat auch Ihr Verlagshaus die tatsächliche Freiheit, diesen Unsinn einfach zu ignorieren, und das wäre auch schon der ganze Kampf. Ist das wirklich einer?? Stattdessen selbstbeweihräuchern (auch) Sie die angeblich nur moderaten Änderungen und schieben die Heranwachsenden als Vorwand vor. An die vielen reiferen Leser, die den Löwenanteil Ihrer Leserschaft bilden, denkt man (auch) in Ihrem Unternehmen nicht mit oberster Priorität? Besten Dank für diese unfreundliche Botschaft, die diese Ihre Entscheidung beinhaltet!
Als nur Gelegenheitsleser (und keinesfalls Konsument) Ihrer Zeitschrift widern mich nunmehr auch Ihr Unternehmen und Ihr Druckerzeugnis an.
Leider jetzt erst recht enttäuscht,
Ansgar Matthes, Rostock
----- Original Message ----- From: Frau Kremer To: Dr.-Ing. Ansgar Matthes Sent: Thursday, April 19, 2007 12:47 PM Subject: Re: Die zwangsreformierte Orthographie Ihres Erzeugnisses
Sehr geehrter Herr Dr. Matthes,
die Konsequenz in Ehren aber wenn die Schlacht verloren ist, hat es wenig Sinn, die Fahne hochzuhalten. Am Ende war uns dann doch eine mehr oder weniger einheitliche deutsche Rechtschreibung wichtiger. Natürlich können Sie einwenden, daß es diese Einheitlichkeit ohnehin nicht mehr gibt. Deshalb haben wir ja auch nur bei wenigen vertretbaren, allerdings auffälligen Regelungen wie dem Doppel-s eingelenkt, um Schüler und Heranwachsende, die in der Schule die Reformschreibe lernen, nicht weiter zu verunsichern. Den größten Schwachsinn, z.B. bei der Getrennt- und Zusammenschreibung, machen wir nach wie vor nicht mit.
Wie Sie sich denken können, gab es zwischen der FAZ und uns keine Absprache; die zeitliche Parallele spricht eher für ähnliche Überlegungen am Main. Sie können mir glauben, daß mir als Autor der von Ihnen erwähnten Anti-Reform-Beiträge das Einlenken schwergefallen ist. Aber daß unser Heft allein deshalb nicht mehr lesenswert sein soll, will mir nicht recht einleuchten.
Bleiben Sie uns gewogen. Wir haben gekämpft, aber wir waren zu schwach, es fanden sich zu wenige, die auf die Barrikade stiegen, es gab keine Koordination. Schade.
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Nowak Verlagsleiter
am 17.04.2007 22:51 Uhr schrieb Dr.-Ing. Ansgar Matthes unter ansgar.matthes@gmx.de:
Sehr geehrte Damen und Herren des Eulenspiegels,
bestürzt habe ich zur Kenntnis genommen, daß auch Sie inzwischen vor dem dekadenten staatlichen Zwangsdiktat arroganter Kultusbürokrat(i)en eingeknickt sind und die minderwertige PISA-Orthographie nunmehr verwenden. Dabei kann ich mich noch genau an Ihre Stellungnahme dagegen vor etlichen Jahren erinnern.
Wann und warum sind Sie schwach geworden? Die zeitliche Parallele zur FAZ fällt jedenfalls auf. Gab es eine konzertierte Bestechungsaktion gegenüber den letzten Widerständlern?
Ihr Druckerzeugnis ist nunmehr leider nicht mehr lesenswert für mich.
Sehr enttäuscht von dieser Ihrer Inkonsequenz,
Ansgar Matthes
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