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Fritz Koch
23.09.2004 08.07
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E-Mail an das Bundeskanzleramt (Adresse unter www.bundesregierung.de, Kontakt)

Betr.: Ihre ganzseitige Anzeige in der Südd. Zeitg. v. 22.9.04

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

beim Lesen Ihrer Anzeige merkt man schnell, daß sie nur an Schüler und Verwaltungs-Beamte und -Angestellte gerichtet sein kann, weil nur diese die in der Anzeige verwendete neue Rechtschreibung mögen müssen und weil bekanntlich die große Mehrheit der Bevölkerung diese Rechtschreibung als häßlich und schlecht ablehnt und Texte in dieser nur mit großem Widerwillen liest, wenn es zwingend notwendig ist. Die Grundsätze der Werbung gelten auch für Ihre Anzeige: Wenn Kunden sich angesprochen fühlen sollen, darf man sie nicht durch häßliche Texte verärgern, sondern muß so schreiben, wie die Kunden es gerne lesen.

Mit freundlichen Grüßen

(Zur Weiterverwendung oder Nachahmung freigegeben)

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Norbert Schäbler
22.09.2004 20.42
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KMK-Stützpunkt Aschaffenburg

Norbert Geis (CSU/MdB) ist kein Unbekannter. Im Rechtsausschuß des Deutschen Bundestages hat er zusammen mit Detlev Kleinert (F.D.P.) die berühmte Resolution „Die Sprache gehört dem Volk“ initiiert. Ein gutes Jahr lang (Februar 1997 bis Februar 1998) haben die Abgeordneten damals daran gearbeitet, eine entschlackte und abgeschmackte Resolution bundestagsmehrheitsfähig zu gestalten (Einzelheiten siehe unter dem Leitfaden „Dokumente“ im Strang „Politische Machbarkeiten“. Dort befindet sich auch eine Namensliste der damals kritisch-gesinnten Abgeordneten).

Am 10.09.04, in Aschaffenburg, saß Norbert Geis auf dem Podium der Veranstaltung „Wege aus der Rechtschreibkrise“. Er nahm es auf mit solch kompetenten Reformkritikern wie „Denk“, „Krieger“, „Kunze“ und „Pfeiffer-Stolz“.
Und – wie die Nachbetrachtung im Aschaffenburger Main-Echo zeigte –: er gewann.
In der Presse wurde er gar bemitleidet, ob seines schweren Standes: er, der Realist unter glühenden Kritikern, die holzschnittartige Argumente vortrugen.

Aber auch die Argumente, die Norbert Geis vortrug, waren keineswegs sachlich. Beim ersten Zwischenruf nach gerade mal viertelminütigem Eigenvortrag (Zwischenruf: „Das kennen wir doch schon alles!“) reagierte er standesgemäß: „Wenn es ihnen nicht paßt, dann können Sie ja nach Hause gehen!“
Und bei der Frage bzgl. der Akzeptanz ließ er keinen Zweifel offen, daß ihm die Akzeptanz der Bevölkerung gelinde gesagt „wurschtegal“ sei, daß er sich vielmehr nach der Akzeptanz der 16 Kultusminister bzw. der 16 Ministerpräsidenten richte, und die sei eindeutig pro Reform.

Ich kenne Herrn Norbert Geis von Kindesjahren an. Seit 1996 allerdings beginne ich, den Mann „kennen zu verlernen“, weil ich nicht verstehen kann, wie und warum ein verdienter Demokrat verlustig geht.
Gleichwohl kann ich nachvollziehen, daß ein System die Menschlichkeit erstickt.

PS:
Ich denke auch nach über Zufälle und Fügungsgewalten,
denke nach über die Flutkatastrophe 2002, die Herrn Schröder den Wahlsieg bescherte,
denke nach über die Unnachgiebigkeit der SPD-Kultusminister und Ministerpräsidenten, die noch vor kurzem mehrheitlich dem CDU/CSU-Wankelmut in Sachen Rechtschreibreform gegenüberstand, so lange, bis der Kanzler am heutigen Tag (22.09.04) ein opportunes Wort sprach.

Ekelerregend ist es, das Buhlen um die Gunst der Wähler.
Und es tut weh, daß diejenigen Politiker, die vorgeben (und das auch tatkräftig und langfristig und nachweislich getan haben) letztendlich der Konsequenz entbehren
Es tut weh, daß Aschaffenburg (bzw. Bayern) neuerdings ein KMK-Stützpunkt ist.
Solcher Gesinnungswandel ist unfaßbar!

Abschließender Merksatz: „Die Diskussion um die Rechtschreibreform erfordert überparteiliches Engagement!“





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nos

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Norbert Schäbler
21.09.2004 09.09
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Rechtschreiben auf Majorka

(Mallorca Zeitung Nr. 228, S. 22, N. Nowak)

Als die Kultusminister und Germanisten vor Jahrzehnten mit den ersten Plänen für die Rechtschreibreform begannen, galt dies noch als sozialpolitische Pionierarbeit: Rechtschreibung sei keine Intelligenzfrage, hieß es, daher dürften Arbeiter, die zu Hause und in der Schule nicht genügend gefördert worden seien und wegen Schreibfehlern unter Diskriminierungen litten, nicht länger benachteiligt werden. Eine vereinfachte Orthografie mit klaren Regeln und weniger Ausnahmen, so das Kalkül, würde die politische Gleichberechtigung linguistisch verankern.
Heute, im Jahr Sechs nach Inkrafttreten der Rechtschreibreform weiß man, dass dieses Ziel völlig verfehlt wurde: Ein Wald undurchschaubarer neuer Bestimmungen, ein fortdauernder Umlernprozess und – das Schlimmste – die ständige Unsicherheit, ob denn das ganze Regelwerk nicht zurückgenommen werde angesichts der immer größeren Zahl der Printmedien, die zur alten Rechtschreibung zurückkehren, hemmen jede Gleichberechtigung und sorgen für heilloses Chaos.
Jetzt erreicht dieses Chaos Mallorca: Nachdem der wichtigste Flieger Air Berlin in seinem Bordmagazin zur alten Orthografie zurückkehrt, fragen sich die hiesigen Schulen, Sprachlehrer und Deutschschüler, ob ihre Mühen der letzten Jahre nicht umsonst waren. Denn so wenig wie in Deutschland wird man hier das undurchdringliche Regelwerk der Kultusministerkonferenz lammfromm befolgen.
Und auch diese Debatte zeigt: Sprache lässt sich nicht per Gesetz verordnen, schon gar nicht über die Köpfe der Sprecher und Schreiber hinweg. Auch der auf Mallorca.


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nos

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margel
20.09.2004 17.54
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Paßt!

Wieder ein schöner Beleg für die Vorstellungswelt einer deutschen Schulleiterin: Die Zeitungen stellen „eigenmächtig“ um. Ja wie denn sonst? „Eigenmächtig“ war übrigens auch die Umstellung auf die reformierte Schreibung.

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Norbert Schäbler
20.09.2004 15.10
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„Kinder sind die Leidtragenden“

Air Berlin kehrt im Bordmagazin zur alten Rechtschreibung zurück und fliegt die Debatte nach Mallorca ein – Schulen wollen an Reform festhalten
(Mallorca-Zeitung Nr. 228, S. 12 von Holger Weber)

Bisher erregte die Diskussion über die Rechtschreibreform nur innerhalb Deutschlands die Gemüter. Nun hat die Fluggesellschaft Air Berlin die Debatte auch nach Mallorca eingeflogen. Die Airline will nach dem Beispiel des „Spiegel“, der „FAZ“ sowie der Springerblätter „Die Welt“ und „Bild“ in seinem Bordmagazin die alte Rechtschreibung wieder einführen. Im Januar soll die erste Ausgabe mit den alten Regeln erscheinen. „Nach Zuschriften von Kunden und Diskussionen mit Medienvertretern haben wir uns zu diesem Schritt entschieden“, so Unternehmenssprecher Peter Hauptvogel.
Dass die Debatte nun nach Mallorca schwappt, löst bei Lehrern, Eltern, Buchhändlern und Publizisten auf Mallorca heftige Kontroversen aus. Die Leiterinnen der deutschen Schulen plädieren dafür, die neue Schreibweise beizubehalten. Die neue Rechtschreibung muss laut Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 1. August 2005 an in allen Schulen angewendet werden. „Wir richten uns streng nach dem, was uns die Kultusministerkonferenz vorschreibt. Wenn einige deutsche Zeitungen meinen, sie müssten eigenmächtig handeln, heißt es doch lange nicht, dass wir ihnen nachtun“, so Gabriele Fritsch, die Schulleiterin des Eurocampus. In den vier Klassen werden die 30 Kinder nach den Lehrplänen des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen unterrichtet. Angelika Janßen, Schulleiterin der Deutschen Internationalen Schule Mallorca in Magaluf, fürchtet, dass die Leidtragenden der Diskussion die Kinder und Lehrer sein werden: „Wie sollen wir den Kindern erklären, dass man „dass“ bald vielleicht wieder mit „ß“ schreibt?“, so die Pädagogin. Lehrer müssten sich im Falle einer Kehrtwende auch wieder eingehend mit der alten Rechtschreibung befassen.
Neben den Schulgebühren kämen auf die Eltern weitere Kosten hinzu, weil neue Schulbücher mit der alten Rechtschreibung angeschafft werden müssten. Außerdem habe die neue Orthografie einige Erleichterungen mit sich gebracht, urteilt die Pädagogin. Die Diskussion um die Rechtschreibreform hält Janßen für ein „politisches Ablenkungsmanöver, um von den wahren Problemen des Landes abzulenken“.
Mit Gelassenheit reagiert dagegen der deutsche Buchhändler Edgar Knerr auf die Diskussion. Im Gegensatz zu den großen deutschen Schulbuchverlagen muss Knerr allerdings keine Umsatzeinbußen beim Verkauf von Schul- und Lehrbüchern befürchten. Knerr, der in Palma auch die Sprachschule Dialog betreibt, hält die Debatte für übertrieben. Auf die Sprachkurse habe die Debatte keinen Einfluss, weil die Schüler auf einem Niveau lernten, wo orthografische Feinheiten keine Rolle spielten. Der Buchhändler plädiert jedoch für eine Rückkehr zur alten Schreibweise.
Bereits vor zwei Wochen hatte der in Andratx lebende deutsche Star-Publizist und Journalist Wolf Schneider in einem Interview mit der Mallorca Zeitung gegen die neue Orthografie gewettert. „Kein Mensch hat Lust, seine Schreibgewohnheiten und vor allem seine Lesegewohnheiten zu ändern. Jede verordnete Veränderung unserer Lesegewohnheiten ist eine millionenfache Volksbelästigung“, so Schneider.

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Norbert Schäbler
20.09.2004 14.50
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Streit um Rechtschreibung kommt auf Mallorca an

(Mallorca Zeitung Nr. 228, 16. – 22. September 2004, S. 1)

Der Streit um die deutsche Rechtschreibreform erreicht Mallorca auf dem Luftweg. Die Fluggesellschaft Air Berlin will ab Januar 2005 in ihrem Bordmagazin zur alten Rechtschreibung zurückkehren. Die Airline, die im vergangenen Jahr knapp drei Millionen Passagiere auf die Insel flog, folgt mit diesem Schritt großen Presseverlagen. Ab dem 1. August 2005 muss die neue Rechtschreibung in den Schulen unterrichtet werden. Die deutschen Institute auf Mallorca könnten als Privatschulen zwar nein zur Reform sagen. Doch mache dies keinen Sinn, wenn man nach deutschen Lehrplänen arbeite, sagt Angelika Janßen, Leiterin der Deutschen Internationalen Schule in Magaluf. Die Lehrer auf Mallorca werden ihren Schülern bald erklären müssen, dass die „Reise-Tips“ im Air-Berlin-Magazin gut sein mögen, aber falsch geschrieben sind.
S.12, 22

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Norbert Schäbler
20.09.2004 14.39
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Der lange Arm der Kaemka

Die Debatte um die Rechtschreibreform ist nun auch auf Mallorca angekommen.
Und auch dort – im 17. Bundesland, wo nach nordrhein-westfälischen Lehrplänen unterrichtet wird, wo andererseits rheinische Frohnaturen die Schwerelosigkeit üben – zeigen die hörigen Angestellten der KMK (sprich: die Lehrer) Flagge.

Bei meinem Kurzaufenthalt auf der beliebtesten deutschen Ferieninsel war es mir nicht vergönnt, einen nach Mallorca delegierten KMK-Untertanen zu interviewen, obwohl ich mich (wertorientiert) am weltweit bekannten „Ballermann“ aufhielt.
In der dortigen Mallorca Zeitung erfuhr ich allerdings, wie diensteifrige Lehrer in dieser staatenlosen Zweckgemeinschaft denken. Vehement stemmen sie sich gegen das Leben und versuchen, die überdimensionale Bedeutung der Institution „Schule“ herbeizureden.

Demnächst, an dieser Stelle, drei Berichte aus der Mallorca Zeitung Nr. 228.




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