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Norbert Lindenthal
06.08.2007 20.54
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Sprache braucht keine Pädagogen und erst recht keine Politiker

Salzgitter ZeitungSamstag, 04.08.2007
GEDANKEN ZUR ZEIT: Katzendreck und Katzenfutter
Von Paul-Josef Raue

Die Deutschen können nicht richtig fluchen! Es war ein amerikanischer Dichter, der dies feststellte. Mark Twain, der den „Tom Sawyer“ geschrieben hat, reiste vor 110 Jahren durch Europa und zählte nebenbei die Schrecken der deutschen Sprache auf.

Als er in einem Vortrag sämtliche Schrecken aufgelistet hatte, schlug er dem Publikum eine Reform vor. „Ich würde ein paar starke Ausdrücke aus dem Englischen importieren – zum Fluchen und auch zur kraftvollen Beschreibung aller möglichen kraftvollen Vorgänge.“

Wie flucht der Amerikaner? „Damn!“, flucht er und spricht das „a“ als "ä", zieht es breit durch seinen Mund, den er aufreißt wie die Tür vor einem Gruselkabinett.

Wie flucht der Deutsche? „Verdammt!“, flucht er. Der Klang des Wortes, so Mark Twain, „ist so sanft und wenig ausdrucksvoll, dass deutsche Damen sie benutzen können, ohne dass es eine Sünde wäre.“

Mark Twains Reform der deutschen Sprache fand so wenig statt wie viele andere Reformen davor und danach:

1876 hatte sich der „ferein für fereinfachte rechtschreibung“ gegründet: Er war so, wie es der Vereinsname androhte – fürchterlich fereinfacht.

Der Lehrer Konrad Duden brachte zu Beginn des vorigen Jahrhunderts eine „Ortografische Konferenz“ in Berlin dazu, sein „Wörterverzeichnis“ zur Norm zu erheben, die aber für keinen verbindlich war. Der Irrtum, der Duden beschreibe eine Norm, hält sich bis heute.

Zwei Jahrzehnte später schlossen sich einige Männer in der deutschsprachigen Schweiz zusammen zum „Bund für vereinfachte rechtschreibung“, der heute noch existiert und reformieren möchte.

Sein Ziel ist: „Alle wörter werden klein geschrieben, eigennamen und satzanfänge im allgemeinen gross.“ Wer die aktuelle Rechtschreibreform, seit drei Tagen verbindlich für Schüler und Beamte, mit dieser Kleinschreib-Reform vergleicht, wird aufatmen: Es hätte schlimmer kommen können!

Für Mark Twain war die Großschreibung eine herausragende Tugend unserer deutschen Sprache: „Das ist nun wahrhaftig mal eine gute Idee.“ Über den folgenden Satz hätte er amerikanisch geflucht:

„Eigennamen gehören nicht in derselben weise zum bestand einer bestimmten sprache wie wörter; es ist also zweckmässig, sie im zuge des geschriebenen zu signalisieren, und dafür sind grosse anfangsbuchstaben ein geeignetes mittel.“ Diesen Satz des Sprachwissenschaftlers Leo Weisgerber muss man zweimal, mindestens zweimal lesen, um ihn zu verstehen.

Substantive sind die Hauptwörter, und sie heißen Hauptwörter, weil sie die Hauptsachen transportieren, den Sinn eines Satzes. Der Vorzug des Deutschen vor dem Englischen ist der Großbuchstabe am Beginn eines Hauptwortes.

In deutschen Sätzen, so sie nicht verschachtelt sind, kann sich jeder schnell orientieren: Er sieht die Hauptworte auf den ersten Blick, er erkennt den Sinn. Das ist zweckmäßig für Schnell-Leser, die über einen Text huschen, aber auch für Langsam-Leser, die sich recht mühsam den Sinn erschließen wollen.

Die Hirnforschung gibt denen Recht, die unsere Sprache erfunden und gepflegt – und die Hauptsachen groß geschrieben haben. Unser Gehirn buchstabiert nicht, sondern erfasst Wörter als Ganzes. Es gibt ein Zentrum im Hirn für das Erkennen von Worten. Da helfen wir unserem Worterkennungs-Zentrum, wenn wir sortieren: Die großen Worte sind wichtig, die klein geschriebenen etwas für den zweiten Blick und fürs Gefühl. Und wehe den langen Worten, den Ungetümen, vor denen Mark Twain grauste: „Sie geben selbst dem sanftesten Thema etwas schauererregend Martialisches.“ Aber das ist ein anderes gutes Thema.

Damit genug von den Reformen unserer Sprache. Eine Sprache reformiert sich selbst, sie braucht nur Pflege, aber sie braucht keine Pädagogen und erst recht keine Politiker, die sie reformieren, statt sich eifrig um die Pflegeversicherung und die Rente zu kümmern.

Wer eine Sprache normieren will wie die Größe von Verkehrszeichen oder Salatgurken, der findet keinen Anfang und kein Ende. Ist es logisch, dass der Verursacher des Katzendrecks die Katze selber ist, aber das Katzenfutter nicht aus der Katze gemacht wird – sondern für die Katze?

So plädiere ich für Gelassenheit. Die Rechtschreibreform ist nicht so schlimm, wie sie hätte sein können. Allerdings bleibt die Frage: Warum sollen 90 Millionen Menschen und mehr ihre eigene Sprache neu lernen, nur damit ein paar tausend Schüler leichter lernen können (was auch noch zu beweisen wäre)?

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Norbert Lindenthal
08.10.2004 05.35
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7.10.2004

Rad fahren ums Schloß? Der Rechtschreib-Test

Wer kennt die neue Schreibweise? Auflösung morgen

Von Andreas Berger

Das Sommerthema ist in den Herbst gezogen: Während die Ministerpräsidenten über einen möglichen Kompromiss beraten, geben wir unseren Lesern Gelegenheit, ihre Kenntnisse über die alte und neue Schreibung zu testen.

In der nebenstehenden Tabelle sind Wörter versammelt, die bestimmte Prinzipien der Rechtschreibreform beispielhaft zeigen. Die vorgeschlagene Schreibweise entspricht mal der alten, mal der neuen Regelung. Nicht immer, dies als kleiner Tipp, ist übrigens das alt vertraute Schriftbild falsch geworden. Die Auflösung dieses womöglich sogar amüsanten Tests erscheint in der morgigen Ausgabe unserer Zeitung – verbunden mit den Erläuterungen, warum welche Schreibweise gilt.

Die Geschichte der Reform ist in letzter Zeit des öfteren erzählt worden. Eigentlich sollte ja alles viel einfacher werden. Das komplizierte Regelwerk für die Rechtschreibung der deutschen Sprache sollte auf nachvollziehbare, durch Grammatik-Tests überprüfbare Regeln reduziert werden. Statt 212 sind nur noch 112 Paragraphen nötig.

Trotzdem hagelte es früh Kritik, vor allem von Schriftstellern und Linguisten. Dass existierende Wörter auseinander gerissen wurden, schmälerte den Wortschatz, wenn auch nicht die Ausdrucksmöglichkeiten. Der Trend, alte Wortstämme hervorzuheben, führte zur Getrennt- und Großschreibung, obwohl die Sprachnutzer gerade auf dem Weg waren, vermehrt klein zu schreiben.

Freitag, 08.10.2004

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Norbert Lindenthal
06.10.2004 20.42
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7.10.2004

SPD: Hoffmann als begossener Pudel

Rechtschreibreform: Opposition im Rat fordert nach Wulff-Rückzieher Ende des „kommunalen Alleingangs“ 

Von Ralph-Herbert Meyer

Die Opposition im Rathaus lacht sich ins Fäustchen: SPD und Grüne legen den Finger in die offene Wunde bei Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann (CDU), nachdem Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff von der Forderung der kompletten Rücknahme der Rechtschreibreform abrückte.

Sie fordern jetzt, dass der kommunale Alleingang Braunschweigs mit der Rückkehr zur alten Rechtschreibung gestoppt und rückgängig gemacht wird.

Hoffmann hatte die gerade vom Verwaltungsausschuss beschlossene Kehrtwende im Sommer mit folgenden Worten angekündigt: „Ich unterstütze die kluge und engagierte Initiative unseres Ministerpräsidenten Christian Wulff ...“ Und weiter: „Ich gehe davon aus, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die alte Rechtschreibung wieder eingeführt wird ... Um diesen Prozess zu beschleunigen, muss auch von kommunaler Ebene, die den Bürgern am nächsten ist, ein Zeichen von unten gesetzt werden ...“

Ministerpräsident Wulff habe sich durch die Ankündigung, doch nicht zur alten Rechtschreibung zurückkehren zu wollen, „ins Trockene“ abgesetzt und lasse damit Oberbürgermeister Hoffmann als „begossenen Pudel“ allein im Niedersächsischen Regen zurück, beurteilt Klaus Winter, Fraktionsvorsitzender der SPD im Rat, die Entwicklung.

„Der Oberbürgermeister schadet mit der einsamen Entscheidung dem Image der Stadt, weil er die vielfältigen Vernetzungen im öffentlichen und privaten Leben der Menschen in der heutigen Zeit ignoriert“, so Winter.

Die SPD-Ratsfraktion erwarte, so der Fraktionsvorsitzende, vom Oberbürgermeister einer weltoffenen und modernen Großstadt politisch weitsichtiges Handeln. Sein Entschluss gebe das falsche Signal und trage rein populistische Züge.

Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen Dr. Richard Goedeke erklärte: „Der Rückzieher von Christian Wulff ist für Gert Hoffmann oberpeinlich. Da setzt der Oberbürgermeister, angespornt vom Ministerpräsidenten, mit großem Trara durch, dass unsere Stadtverwaltung sich orthografisch vom Rest der Republik abkoppelt, und dann lässt ihn sein Parteifreund im Stich.“

Die Grünen erwarteten nun, dass der in Braunschweig beschrittene Sonderweg wieder verlassen wird. Hoffmann sei es nicht um die Sache, sondern „um Schlagzeilen in der Boulevardpresse“ gegangen.

Die Verwaltung reagierte in einer in alter Rechtschreibung verfassten Stellungnahme so: Oberbürgermeister Hoffmann habe immer die Auffassung vertreten, dass die Rechtschreibreform nicht ohne Korrekturen bleiben könne. Die größten Sinnschwierigkeiten müssten beseitigt werden. Eine völlige Rückkehr zur alten Rechtschreibung sei nicht möglich. Damit seien die Positionen von Ministerpräsident Wulff und Oberbürgermeister deckungsgleich. Die augenblickliche Regelung bei der Stadt bleibe bis zur endgültigen Entscheidung des Rates für deutsche Rechtschreibung bestehen.

Donnerstag, 07.10.2004

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Norbert Lindenthal
14.08.2004 06.32
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14.8.2004

Braunschweig will Reform kippen

Oberbürgermeister Hoffmann: Rat soll über Rechtschreibung abstimmen

Von Ralph-Herbert Meyer

BRAUNSCHWEIG. Im Braunschweiger Rathaus soll bald wieder nach den alten Rechtschreibregeln geschrieben werden. Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann will die Umkehr jedenfalls durchsetzen. Am 28. September ist die Abstimmung im Rat der Stadt geplant.

„Dies soll ein deutliches Signal sein. Ich unterstütze die engagierte Initiative von Ministerpräsident Christian Wulff, der den Anstoß zur Umkehrbewegung gegeben hat“, erklärte Hoffmann seine Initiative.

Er hoffe, dass Wulff bei der Ministerpräsidentenkonferenz Anfang Oktober mit seinen Argumenten überzeugen könne und den Stein zur Abschaffung der Reform endlich ins Rollen bringt.

Hoffmanns Vorstoß erntete in anderen Rathäusern Verwunderung. Hannovers Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg (SPD) sagte, er sei gegen die Rechtschreibreform gewesen, die Kultusminister hätten sie aber nun einmal eingeführt. Schmalstieg sprach von einer „populistischen Debatte“. Ein Sprecher der Stadt Göttingen meinte: „Für so einen Quatsch haben wir keine Zeit.“

Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Braunschweig, so Hoffmann, solle gestattet werden, auch die neuen Regeln anzuwenden. Damit sei beabsichtigt, die derzeitige Praxis der Schulen umzukehren, die die neuen Regeln anwenden, die alten jedoch bis zur verbindlichen Einführung der neuen Rechtschreibung im August 2005 nicht tolerieren. Hoffmann sagte, die Stadt habe prinzipiell Handlungsfreiheit, da die Landesregierung seinerzeit den Kommunen die neue Rechtschreibung nur empfohlen hatte.

Samstag, 14.08.2004 

© Braunschweiger Zeitungsverlag 2004

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