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Sigmar Salzburg
06.08.2010 06.39
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Eine ‚Päärchen‘-Reform tut ‚Not‘!

Mehrere Bänke im Ustermer Stadtpark wurden über Nacht «verschönert»
Im Ustermer Stadtpark haben Unbekannte in einer Nacht- und-Nebel Aktion die grünen Bänke bemalt. …
[Bild]
Über Geschmack lässt sich streiten, aber die Orthografie der unbekannten Künstler ist mangelhaft: Grüne Bänke für "Päärchen" im Usterner Stadtpark.
Bild: David Baer

tagesanzeiger.ch 5.8.2010

Tatsächlich waren in verschiedenen Reformansätzen „Böötchen“ und „Päärchen“ im Gespräch. Diese „Verschönerung“ der Orthographie ist uns bis jetzt erspart geblieben.

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Sigmar Salzburg
29.07.2010 12.32
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Hoberg – Reformförderer und Verharmloser

«Goethe wäre froh gewesen um unseren heutigen Wortschatz»
Interview: Markus Collalti.

Anglizismen bereichern das Deutsche: Später werden sie manchmal gar eingedeutscht geschrieben.

Herr Hoberg, können wir kein Deutsch mehr?
Wir können alle sehr gut Deutsch; die Situation des Deutschen ist heute so gut wie nie zuvor.

Aber man hört und liest immer wieder, das Deutsche sei im Niedergang. Sind wir vielleicht miteinander strenger geworden?
Es kann schon sein, dass wir strenger geworden sind. Aber es gab zu allen Zeiten die Verfechter des sogenannten Sprachverfalls, die sagen, es sei alles schlechter geworden. Die frühesten Belege dafür gibt es bei den alten Ägyptern, und es gibt sie durch alle Jahrhunderte.

Und heute?
Man kann vieles an der heutigen Sprache kritisieren. Nur: Wenn man sagt, die Sprache verfalle, dann setzt das voraus, es sei früher besser gewesen. Das bezweifle ich.

War Goethes Orthographie denn nicht besser als die der Maturanden von heute?
Zu Goethes Zeiten gab es keine festgelegte Orthographie. Die gibt es erst seit 1902. Goethe hat geschrieben, wie er wollte, und auch zu unterschiedlichen Lebenszeiten unterschiedlich. Wir haben Untersuchungen zum Sprachverfall gemacht; unter anderem haben wir Maturaufsätze aus den letzten Jahrzehnten verglichen. Pauschal kann man sagen: Bei den Schülern ist alles besser geworden – mit Ausnahme der Rechtschreibung. Man muss aber berücksichtigen, dass die Schüler heute umfangreichere Texte schreiben. Und wer mehr schreibt, der darf mehr Fehler machen. Vergessen darf man auch nicht, dass sich das gesamte Bildungssystem verändert hat. Um 1960 haben etwa 8 Prozent eines Jahrgangs die Matur gemacht, heute sind es fast 40 Prozent.

Welchen Einfluss haben Schriftsteller? Haben etwa die Dadaisten der Sprache Schaden zugefügt?
Das, was in der Literatur passiert, hat normalerweise keine Einwirkungen auf die Alltagssprache. Ich kenne keinen lebenden Schriftsteller, der etwas an der heutigen deutschen Gemeinsprache verändert hat – im positiven wie im negativen Sinne.

Was macht also nun einen Sprachverderber aus?
Die Individualsprache kann natürlich «schlecht» oder «verdorben» sein – und das kann man selbstverständlich kritisieren. Was gut oder schlecht ist, ergibt sich aus dem zugrunde gelegten Wertungsmassstab, und der ist bei den meisten Menschen und besonders beim Bildungsbürgertum konservativ: Man hält das für gut, was man immer gemacht hat, und das für schlecht, was neu in eine Sprache tritt. Sprachentwicklung hat sich jedoch seit Karl dem Grossen bis heute dadurch ergeben, dass Menschen etwas anders gemacht haben, also gegen die Normen verstiessen und Fehler begingen. Und diese Fehler haben sich als neue Normen durchgesetzt.

Fehler als Fortschritt?
Das ist der entscheidende Motor der Sprachgeschichte. So findet man etwa immer häufiger für den Konjunktiv von «brauchen» «bräuchte». Richtig ist zwar «brauchte», aber immer mehr Menschen haben das Gefühl, ein Umlaut klinge schön und richtig. Und irgendwann wird dann «bräuchte» richtig. In einer Gesellschaft ist sprachlich richtig, was die Mehrheit tut. Die Schwierigkeit ist nur, zu ermitteln, was die Mehrheit tut.

Haben Grammatiker dann überhaupt Einfluss auf die Entwicklung der Sprache?
Grammatiker und Wörterbuchautoren beschreiben zunächst einmal nur den Ist-Zustand. Aber sie können und sollen selbstverständlich auch Wertungen nach vernünftigen Kriterien vornehmen. Wenn etwa immer mehr der Bedeutungsunterschied zwischen den Wörtern «scheinbar» und «anscheinend» verlorengeht, dann ist das schade, denn es geht eine Differenzierung im Deutschen verloren. Also machen wir darauf aufmerksam, über die Schule und die Medien, sie zu erhalten.

Und damit hat man Erfolg?
Vor allem über die Schule und die Medien. Sie spielen die grösste Rolle bei der Sprachpflege.

Gibt es Anzeichen, dass unsere Sprache nicht verfällt, sondern gedeiht?
Ja, dafür gibt es viele Anzeichen. Ich würde behaupten, es gab noch nie einen so grossen Wortschatz wie heute. Goethe wäre froh gewesen, wenn er unseren heutigen Wortschatz gehabt hätte. Natürlich ist vieles verlorengegangen – das ist zu jeder Zeit passiert, und das kann man beklagen –, aber mehr noch ist hinzugekommen. Auch im grammatischen Bereich ist es nicht schlechter geworden. Es hat sich vieles verändert, wie etwa die Formen des Konjunktivs. Aber zum Beispiel das Schwinden des Genitivs zu beklagen, ist völliger Unsinn. Es hat noch nie eine Zeit gegeben, in der mehr Genitive benutzt wurden als heute.

Als Schuldige für den «Sprachverfall» werden oft Anglizismen ausgemacht. Werden sie zum festen Bestandteil unserer Sprache, oder sind sie nur eine Art Sprachspielzeug, das schnell wieder langweilig werden kann?
Beides. Ich vermute, wir werden auch noch in zwanzig Jahren «Handy» sagen. Das ist ein so guter Anglizismus, dass mir Engländer oder Amerikaner häufiger sagen, man sollte ihn re-importieren und statt «cell phone» oder «mobile phone» verwenden. Das ist ein Wort, das wir vermutlich im Deutschen behalten werden – niemand weiss das genau –, und irgendwann schreiben wir es «Händi» und haben ein neues Wort. Ein Gegenbeispiel ist «cool», da zweifle ich, ob wir das in einigen Jahren noch haben werden. Es ist ein Modewort der Jugend und wird vermutlich aus der deutschen Sprache wieder verschwinden. Sollte es aber im Wortschatz verbleiben, dann haben wir neben «kühl» ein neues Wort, denn «cool» bedeutet ja im Deutschen nicht «kühl»: Kein Mensch sagt, er wolle ein «cooles Bier» haben, sondern Mädchen sagen, jemand sei «ein cooler Typ».

Die deutschen Wörter werden nicht verdrängt?
Ich kenne kein einziges deutsches Wort, das durch ein englisches verdrängt worden wäre. Es werden nur Bedeutungen weiter differenziert. Das häufig gehörte Wort «Kids» verdrängt zum Beispiel nicht das Wort «Kinder». Dreizehn-, Vierzehnjährige werden Kids genannt, meistens von Älteren. Die Kinder selbst nennen sich nicht so, denn es ist eine ironische Bewertung. Niemand würde hingegen im Gespräch fragen: «Wie viele Kids haben Sie?» Solche Differenzierungen könnte man natürlich auch mit deutschen Wörtern vornehmen. Doch das Englische kommt uns zuvor, da mit einer Sichtweise oder einem Sachverhalt aus dem englischsprachigen Kulturraum gleich das Wort mit herüberkommt.

Ist das Englische also doch eine Gefahr?
Man hat ausgerechnet, dass es 15 Prozent Fremdwörter im Deutschen gibt; ein Prozent davon sind Anglizismen. Der Anteil der Fremdwörter ist also relativ gross, der Anteil der Anglizismen dagegen noch relativ gering. Die Anglizismen-Gegner sind immer nur gegen die jüngsten Fremdwörter. Sie sagen aber mit grösster Selbstverständlichkeit «okay», weil wir das schon lange im Deutschen haben. Es gab jedoch noch nie eine Zeit, in der keine Fremdwörter ins Deutsche gelangten; heute kommen sie – wie auch in anderen Sprachen – fast ausschliesslich aus dem Englischen.

Das Englische hat einen ganz besonderen Status, oder?
Englisch ist die dominierende Weltsprache – die erste überhaupt, die es, soweit wir das wissen, seit Beginn der Menschheit gibt. Latein oder Französisch hatten nur in Europa eine dominierende Stellung, andere Länder wie etwa China kamen nicht unter ihren Einfluss. Es ist also eine ganz neue Situation. Das sollten wir berücksichtigen, bevor wir darüber urteilen. Zunächst können wir uns darüber freuen, dass wir, ohne die jeweilige Landessprache zu lernen, die ganze Welt bereisen können. Eine Weltsprache ist heute, im Zeitalter der Globalisierung, unverzichtbar. Die andere Seite ist, dass wir andere Sprachen pflegen und darauf achten müssen, dass sie nicht zurückgedrängt werden oder untergehen.

Muss man sich da um das Deutsche Sorgen machen?
Das betrifft uns weniger; Deutsch wird als Muttersprache in der Europäischen Union bei weitem am häufigsten gesprochen. Das betrifft kleinere Sprachen wie Litauisch, Lettisch oder auch Niederländisch. Doch hier liegt das Grundproblem der augenblicklichen Sprachsituation. Es liegt nicht in den Anglizismen. Die wichtige Frage ist: Was passiert mit den Sprachen ausser Englisch – ganz egal, ob mit oder ohne Anglizismen?

Sollten Wissenschaftler auf Deutsch statt auf Englisch publizieren?
Wenn ich Naturwissenschaftler oder Mediziner oder Techniker wäre und hätte etwas Neues zu sagen, würde ich das selbstverständlich auf Englisch tun. Aber ich sage diesen Berufsgruppen immer wieder: Sie müssen auch auf Deutsch publizieren – vielleicht in einem anderen Aufsatz, in einer anderen Arbeit –, weil sonst die deutsche Wissenschaftssprache verloren geht. Das würde dazu führen, dass wir in zwanzig oder dreissig Jahren Naturwissenschaften gar nicht mehr auf Deutsch studieren können, weil wir die Entwicklung in der Wissenschaftssprache nicht mitgemacht haben. Das ist eine Spagatsituation: Immer mehr Menschen werden Englisch lernen, und es wird immer mehr zur Zweitsprache werden. Das soll und kann man nicht verhindern. Es ist durchaus sinnvoll, dass manchmal in Betrieben Englisch gesprochen wird oder dass es englischsprachige Studiengänge an deutschen Universitäten gibt. Aber man muss selbstverständlich auch das Deutsche und andere Sprachen verwenden, weil sonst die Vielsprachigkeit in der Welt verlorengeht – und das wäre ein sehr grosser, ein verheerender Verlust für die Menschheit.

[Bild]
Rudolf Hoberg (74) ist Professor für Germanistische Sprachwissenschaft an der TU Darmstadt. Seit 1999 ist er Vorsitzender der Gesellschaft für deutsche Sprache. Er war zudem Vorsitzender des Deutschen Sprachrats und gehörte dem Rat für deutsche Rechtschreibung an. Er ist Mitglied in den Jurys für das Wort und das Unwort des Jahres.

tagesanzeiger.ch 29.7.2010

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Norbert Lindenthal
08.08.2006 04.31
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doch leider weit davon entfernt, fehlerfreie Texte zu garantieren

Tagesanzeigher.ch, 17.7.2006

Software – Dienstag, 08. August 2006

Die Grenzen des digitalen Rotstifts

Korrekturprogramme sind eine hilfreiche Sache, doch leider weit davon entfernt, fehlerfreie Texte zu garantieren.

Von Felix Raymann

Auch in Zeiten, da mit Computern immer häufiger Musik, Fotos oder Videos bearbeitet werden, bleibt die häufigste Anwendung überhaupt das Schreiben von Texten. Die elektronische Textverarbeitung hat gegenüber der klassischen Schreibmaschine diverse Vorteile, unter anderem die Erkennung von Fehlern.

Bereits in den 60er-Jahren gab es erste Designstudien und auch kleine Programme für die automatische Fehlersuche in Texten, allerdings nur in englischer Sprache. Später wurden verbesserte Korrekturanwendungen auch in die Textverarbeitungsprogramme integriert. Heute kann man zwischen diversen Korrekturhilfen auswählen. Gratisprogramme wie etwa Spellcheck sind zwar praktisch, weil sie in diversen Programmen verwendet werden können, doch haben solche digitalen Korrektoren meist null Ahnung von Morphologie, Grammatik und Syntax.


Auch im Internet trifft man die technische Fehlersuche verschiedentlich an: Auf Vertippdich.de können versteckte Schnäppchen auf Ebay aufgestöbert werden, die wegen Schreibfehlern normalerweise nicht gefunden werden; praktisch sind auch die Rechtschreibhilfen bei Google und in der Google Toolbar.
Jeder PC-Anwender weiss jedoch auch um die Grenzen all dieser digitalen Gehilfen. So viel Word oder ein anderes Programm auch über Orthografie und Grammatik weiss, immer wieder ärgert man sich als Benutzer über die Beschränktheit der Korrekturfunktion, weil sie Fehler nicht findet, korrekt geschriebene Wörter oder Satzteile beanstandet, Namen nicht kennt, oder sich trotz Lernfunktion nicht verbessert.

Neuste Rechtschreibreform

Ab 1. August 2006 gilt in der Schweiz die Neufassung der Rechtschreibreform – die Reform der Reform sozusagen. Wer kann da noch zwischen alter, neuer und ganz neuer Rechtschreibung unterscheiden? Das Korrekturprogramm Duden Korrektor Plus, Version 3.51, kennt diese feinen Unterschiede.

Es sind aber nicht die Rechtschreibreformen, die den softwarebasierten Korrekturhilfen unlösbare Probleme bereiten, sondern manche für uns Menschen scheinbar einfache Grammatikregeln. Die Komplexität der Sprache verunmöglicht es bisher, perfekt arbeitende Rechtschreibprogramme herzustellen.

Von «Part», «Nerv» und «Ermittlung»

Korrekturprogramme prüfen einen Text üblicherweise auf zwei Ebenen: auf der lexikalischen und auf der grammatischen. Bei der lexikalischen Prüfung werden alle Wörter mit den Einträgen des gespeicherten Lexikons verglichen, um falsch geschriebene Begriffe oder Vertipper erkennen zu können.

Da eine solche Wortdatenbank nie vollständig sein kann, muss das Programm Begriffe selbst herleiten können. Dazu zählen konjugierte Verben, deklinierte Substantive und zusammengesetzte Wörter. Ein morphologisch geschultes Programm ist in der Lage, Wörter aus Elementen wie Wortstamm und Endungen zu analysieren. Besonders in der deutschen Sprache, in der man fast nach Belieben Wörter zusammensetzen darf, ist es wichtig, dass diese richtig erkannt werden. Das Wort «Paketflasche» steht zwar in keinem Lexikon, wurde aber vom Duden Korrektor Plus als richtiges Kompositum erkannt.

Dabei scheint es für das Resultat unwichtig, ob etwa der Begriff «Partnervermittlung» aus «Partner» und «Vermittlung» besteht oder aus «Part», «Nerv» und «Ermittlung». Das Wort «Schlittenhundrennenveranstaltungskomitee» ist für den digitalen Korrektor scheinbar zu lang und wird wohl deshalb als Fehler markiert.

Die lexikalische Prüfung verursacht bei ihrer Herstellung keine grossen Probleme, jedoch einen enormen Aufwand. «In manchen Sprachen kann das Anlegen eines Lexikons Jahrzehnte in Anspruch nehmen», erklärt Andy Abbar von Microsoft. Auch für die eben erschienene rätoromanische Version von Word benötigte man mehrere Jahre für die lexikalische Prüffunktion, bestätigt Anna-Alice Dazzi Gross von Lia Rumantscha.

Die lexikalische Prüfung alleine macht einen Text noch lange nicht fehlerfrei. So wird etwa beim Satz «Ich liest ein buch» nur beanstandet, dass das Wort «buch» klein geschrieben ist, und «Dem Hunden sein Knochen sind gross» gilt hingegen als korrekt. Ein korrekt geschriebenes Wort kann je nach Kontext also auch falsch sein. Um beispielsweise zu erkennen, dass in einem Satz «das» durch «dass» ersetzt werden soll, muss die Software mit komplexen Algorithmen und einem so genannten Parser arbeiten, die den Satz analysieren und die syntaktischen Zusammenhänge bestimmen können. Die Rechtschreibkorrektur im rätoromanischen Word besitzt keine solche Grammatikprüfung, da diese Funktion ausschliesslich für die «grossen» Sprachen hergestellt wird (Englisch, Französisch, Spanisch, Deutsch u.a.).

Um die grammatische Kongruenz einzuhalten, müssen die einzelnen Wörter erkannt und einer Wortart zugeordnet werden können. Dabei helfen die Resultate der lexikalischen Prüfung, etwa um die unterschiedlichen Satzfunktionen von «Schreibtisch» oder «dogmatisch» zu eruieren.

Dass etwa das Wort «Kiefer» sowohl einen maskulinen als auch einen femininen Genus aufweisen kann, ist der Software leicht beizubringen, und auch, dass die weibliche Version andere Flexionsformen mit sich zieht. Schwieriger wird die Angelegenheit, wenn nicht etwa ein Schädelknochen oder ein Nadelbaum gemeint ist, sondern ein Schauspieler: Kiefer Sutherland. Der steht nicht im Lexikon und muss deshalb falsche Deklinationen und Kasusfehler in Kauf nehmen.

Ein Dreijähriger kann schon mehr

Was einem Programm nur mit hochkomplexen Algorithmen beizubringen ist, lernt der Mensch mit links: Gemäss der Theorie der generativen Grammatik des Linguisten Noam Chomsky besitzen alle Menschen eine angeborene Universalgrammatik, die es den Heranwachsenden überhaupt ermöglicht, eine Sprache zu erlernen. So gesehen besitzt bereits ein dreijähriges Kind bessere Grammatikfähigkeiten als die jahrelang von Programmierern verfeinerten Korrekturprogramme.

Dabei hätte die Computerlinguistik weitaus mehr als die gebräuchlichen Algorithmen zur Fehlersuche im Köcher, doch reicht gemäss Bernd Kreissig von Brockhaus Duden die Rechenleistung eines normalen PCs nicht aus, alle heute bekannten Prüfverfahren durchzuführen.

Ein menschlicher Korrektor ist also noch lange nicht durch ein Programm zu ersetzen. Eine Kombination von technischer und menschlicher Korrekturarbeit scheint immer noch die effizienteste Fehlersuche. [TA | 17.07.2006]

Vom Duden korrigieren lassen
Die Rechtschreibsoftware Duden Korrektor 3.51 korrigiert auf Wunsch konservativ (alte Rechtschreibung), progressiv (neue Rechtschreibung), tolerant (beide Versionen sind richtig) oder im Modus Dudenempfehlung (es wird nur die vom Duden empfohlene Schreibweise akzeptiert).
In der neuen Version macht das Programm auch eine Stilprüfung. Sie weist auf zu lange Sätze, umgangssprachliche Ausdrücke, Dialekt oder veraltete Begriffe hin. Die komplexen Grammatik-Algorithmen erkennen in vielen Fällen auch Fall- und Kommafehler sowie Verwechslungen von Singular und Plural. Praktisch sind die Trennungsoptionen, bei denen Wörter nach ästhetischen, gesprochenen und anderen Kriterien getrennt werden können. Artefakte wie «Urin-stinkt» oder «Baby-lon» können so vermieden werden.
Vorteilhaft von Duden Korrektor ist die Tatsache, dass das Programm nicht nur Word-Dateien auf Fehler überprüft, sondern auch im Mailprogramm Outlook oder anderen Office-Programmen eingesetzt werden kann. Für das Gratis-Textverarbeitungsprogramm von Open Office erscheint demnächst ebenfalls eine neue Version von Duden Korrektor. (ray)

Duden Korrektor 3.5 für Windows, 50 Euro, im Fachhandel oder http://www.downloadshop.bifab.de.

– geändert durch Norbert Lindenthal am 08.08.2006, 11.04 –

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Norbert Lindenthal
11.08.2004 18.50
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Tagesanzeiger



Vermischtes – Mittwoch, 11. August 2004

17:47 -- Tages-Anzeiger Online

Streit um Rechtschreibreform eskaliert

Seit Springer, «Spiegel» und «Süddeutsche Zeitung» (SZ) sich von der reformierten Rechtschreibung losgesagt haben, versinken die Redaktionen der «Rebellen»-Verlage in einer Flut aus Leserbriefen und E-Mails.

«Es geht um Kultur, Geschichte und Gesetz. Und um die Sorge um das Wohl der Schüler», analysiert die «SZ» in einer ersten Bilanz zu ihren Leserreaktionen. Noch nie habe ein Thema mehr Leser in die Nutzerforen getrieben. Beileidsbekundungen zur «orthografischen Rolle rückwärts» wechseln ab mit hoffnungsvollen Prognosen im Stile von «Die Vernunft kehrt nach Deutschland zurück».

Viele Leser drohen etwa der «SZ» damit, ihr Abonnement abzubestellen. Oder versprechen lebenslänglich zu verlängern – je nach Ausgang der Debatte. Die Zeitung widmete dem Thema am Mittwoch zum zweiten Mal die ganze Leserbriefseite.

Auch im Online-Forum des «Spiegels» gibt es nicht nur Zustimmung zur orthografischen Wende des Magazins. Da heisst es etwa: «Den «Spiegel» mit alter Rechtschreibung tue ich mir nicht mehr an.» Oder: «Ich brauche nicht die formale Absegnung von Herrn Aust oder der KMK, dass mein Schriftdeutsch korrekt ist...»

Mit Erklärungen in eigener Sache versuchen nicht nur die «SZ», sondern auch Springer-Zeitungen, den Befürchtungen vieler Leser die Spitze zu nehmen. So heisst es in der «SZ» vom Mittwoch, die Zeitung strebe «eine Regelung an, die vernünftige Neuerungen – etwa die ß- und ss-Schreibweise – übernimmt, es andererseits aber bei wesentlichen Teilen der alten Rechtschreibung belässt».

Der Chefredakteur des bei Axel Springer erscheinenden «Hamburger Abendblatts», Menso Heyl, schrieb seinen Lesern am Dienstag, man werde sich «Rechtschreibneuerungen, die dann von einer grossen Mehrheit befürwortet werden, nicht verweigern wollen».

Die Berliner «tageszeitung» (taz) hat indes einen «konstruktiven Beitrag» angekündigt: Die Zeitung werde an diesem Donnerstag komplett in Kleinschreibung erscheinen, teilte die Redaktion mit. Gross geschrieben werden nur der Satzanfang und Eigennamen. «Diese sanfte Vereinfachung ist weltweit bewährt», erklärte der stellvertretende Chefredakteur Peter Unfried.

Das mit der internationalen Verbreitung der deutschen Sprache betraute Goethe-Institut hat sich gegen eine Rücknahme der Rechtschreibreform ausgesprochen. Und nach Meinung des Vorsitzenden des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, ist eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung für Schüler «nicht zumutbar».

Die Österreicher dagegen sind mehrheitlich für eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung. In einer im Auftrag der Info-Illustrierten «News» durchgeführten Gallup-Umfrage sprachen sich 62 Prozent der 400 Befragten für ein Abgehen von der Rechtschreibreform aus, 32 Prozent wollen die neuen Schreibregeln behalten.

Einen Kompromiss hat die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung vorgeschlagen: Manche Neuerungen sollten beibehalten, einzelne Schreibweisen freigegeben werden. Beliebigkeit fürchtet der Vorsitzende der Sprach- und Rechtschreibkommission der Akademie, Hans-Martin Gauger, nicht: «Wir haben in Deutschland vielleicht zu lange zu sehr auf Einheitlichkeit gedrängt», meinte der Linguist. (rom/si)

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