Re: Hinweis
Auf meine ursprünglichen Frage nach einem Beleg für die Aussage, die Zwischenstaatliche Rechtschreibkommission arbeite weiterhin Änderungen aus, welche aber nur als Klarstellungen etc. ausgegeben werden, antwortete Herr Ickler:
Zitat: Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Zu letzterem: Ein Duden-Redakteur gibt Auskunft (Regelungsgewalt S. 103).
Heute habe ich mir dieses Buch gekauft; nicht nur seine Dicke ist beeindruckend! Zu meiner Frage und der Antwort nun folgende Abschrift aus: »Regelungsgewalt« von Th. Ickler (Leibniz-Verlag St. Goar, 2001; hier: S. 103f Sie gestatten doch, Herr Ickler?):
Werner Scholze-Stubenrecht, der stellvertretende Leiter der Dudenredaktion, schreibt unter dem Titel Das morphematische Prinzip in der Umsetzung der Reform (Sprachwissenschaft 2/2000, Hervorhebungen hinzugefügt):
Zitat: Die Dudenredaktion versucht seit 1996, bei der Umsetzung der Reform drei Grunsätzen gerecht zu werden:
1. Die amtliche Regelung ist strikt zu befolgen, und zwar ihrem Wortlaut nach.
(...)
Die Dudenredaktion ist nur wenig geneigt, in den Dudenwerken etwas zu verwirklichen, was im Gespräch mit einzelnen Mitgliedern der Kommission von diesen als das mit den Regeln eigentlich Gemeinte beschrieben wurde, solange das sich aus dem Wortlaut der Regeln nicht ablesen lässt. Wir sind der Meinung, dass das Regelwerk in seiner vorliegenden Ausformulierung maßgebend sein muss, denn nur auf einer solchen Grundlage lassen sich zum Beispiel über Schulnoten entscheidende Fragen mit der nötigen Verbindlichkeit klären.
2. In Zweifelsfällen ist den Empfehlungen der Zwischenstaatlichen Kommission für Rechtschreibung zu folgen, soweit solche vorliegen.
Dieses Prinzip konnte naturgemäß erst seit dem 25. März 1997 befolgt werden, da es die Kommission vorher (also auch in der Zeit, als die 21. Auflage der Dudenrechtschreibung bearbeitet wurde) noch nicht gab. Auch heute kann die Kommission nicht als beliebig abfragbare Auskunftsstelle für das lexikographische Tagesgeschäft angesehen werden, da sie nur in mehrmonatigen Abständen zusammentritt und dabei auch nicht ad hoc die verschiedensten Problemfälle abarbeiten kann. Deshalb berät sich die Dudenredaktion sporadisch mit einzelnen kommissionsmitgliedern oder anderen Linguisten, natürlich unter dem Vorbehalt, dass in grundsätzlichen Fragen der Gesamtkommisson nicht vorgegriffen wird, deren Entscheidungen nicht vorweggenommen werden kann. Was hingegen von der Kommission selbst als verbindlich oder als Empfehlung verabschiedet wurde, wird von der Dudenredaktion als ebenso maßgeblich wie das amtliche Regelwerk angesehen.
3. Der Umgang mit Schreibvarianten wird werkspezifisch geregelt.
(...) Unklar bleibe, was Zitatwörter sind und was als fachsprachlich von der Reform ausgenommen ist. Er beklagt die unscharfe Formulierung über Wörter, die sich aufeinander beziehen lassen und fährt dann fort:
Zitat: So kann man allein dem amtlichen Wörterverzeichnis entnehmen, dass die Beziehungskette Nummer nummerieren nicht weitergeführt werden soll zu Numero und Numerale, die von vielen Sprachteilhabern sicher als nicht allzu weit entfernt von Nummer angesehen werden dürften. Es zeigt sich an diesem Beispiel, dass es für die lexikographische Umsetzung der Reform unbedingt ratsam ist, zunächst das amtliche Wörterverzeichnis vollständig abzuarbeiten und erst bei den hier nicht verzeichneten Stichwörtern mit Regelannwendungen
zu arbeiten.
Zur Worttrennung führt er u. a. aus:
Zitat: Um eine gewisse Einheitlichkeit in den Wörterbüchern vorzubereiten, wurde vor zwei Jahren in Zusammenarbeit mit Vertretern der Zwischenstaatlichen Kommission für Rechtschreibung eine inoffizielle Liste von ca. 60 Seiten Umfang erstellt, in der die wichtigsten in diesem Punkt zweifelhaften Wörter mit vereinbarten Trennstellen gesammelt sind.
Schlussbemerkung:
(...)
Es hat sich gezeigt, dass sowohl die Schwächung des morphematischen Prinzips, etwa zugunsten der Fremdwortintegration oder der syllabierungsgerechten Worttrennung, zu neuer Schreibunsicherheit führen kann, als auch seine Stärkung, etwa bei der Schreibung stammverwandter Wörter oder bei der Unterscheidung zwischen Wortgruppe und Zusammensetzung.
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