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Hamburger Abendblatt
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Sigmar Salzburg
14.11.2022 18.21
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Jetzt erst gesehen:

Ein Alt-Fuzzie der Reform-Durchsetzung:

Reformfreund Peter Schmachthagen rechtfertigt in seiner „Deutschstunde“ im Hamburger Abendblatt wieder einmal die größte Narretei staatlicher Sprach„pflege“ seit der Verschriftung des Deutschen vor 1200 Jahren: Die Rechtschreib„reform“ – wohl zum 26. Jahrestag der Wiener „Absichtserklärung“ zum 1. Juli 1996:

Seit 1996 schreiben wir den „Tollpatsch“ mit Doppel-l
Neben umfassenden Regeln wie die ss/ß-Auslautung oder die klare Bestimmung „Verb und Verb immer getrennt“ änderten die Reformer nicht nur beim Tollpatsch, sondern bei rund 40 Wörtern die Schreibweise ...
Schmachthagen bejubelt weiter die nichtsnutzige Schreibänderung an Wörtern wie „Stengel“ „Gemse“, „Greuel“, „schneuzte“, „überschwenglich“, „verbleuen“ „numerieren“, „plazieren“ „Tip“. „Alptraum“, „belemmert“...
Als wenn es nichts Wichtigeres gegeben hätte, wurde die Änderung von „belemmert“ in „belämmert“ von den Reformgegnern zum orthografischen Weltuntergang hochstilisiert.
Quatsch! Ein Scheitern der „Reform“ wurde von den Betreibern denunziert als Rückfall in die Steinzeit.
Die deutsche Sprache ist jedoch so kompliziert, dass jede Vereinfachung ihre Akzeptanz nur erhöhen kann.

abendblatt.de 28.06.2022
Da bewegt sich Schmachthagen auf dem Niveau des Kieler Bildungsministeriums:
„Wer das Schamgefühl, aber auch die Hilflosigkeit von Analphabetinnen und Analphabeten erlebt hat, wird jede noch so kleine Erleichterung begrüßen.“
Als Fortsetzung dazu wollen uns noch „woke Wichtigtuer“ die gestotterten „Analphabet:innen“ u.ä. als das gerechtere Deutsch aufnötigen.

20 Jahre lang haben alle Umfragen eine überwältigende Ablehnung dieser albernen „Reform“ ergeben.

Sie wurde nur möglich durch die staatliche Demokratieverachtung, die Geiselnahme der Schüler und den Indoktrinationseifer der SPD-nahen Presse.

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Sigmar Salzburg
05.12.2018 16.52
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Schmachthagens 500ste Deutschstunde

Eine Sammlung von Brief-Stilblüten zitierte einmal das Schreiben einer japanischen Firma an eine deutsche Kugellagerfabrik: „Wir jetzt Deutsch schreiben, weil wir haben einen Deutschmeister ...“ Der „Deutschmeister“ des Hamburger Abendblattes, Peter Schmachthagen, hat nun seine 500. „Deutschstunde“ als Interview veröffentlicht. Hier nur ein kleiner Auszug:

Wie ist die Resonanz in der Leserschaft?

Schmachthagen: Nach den Eingängen in meinem privaten Postfach zu urteilen ist das Echo überwältigend positiv, sodass ich schon ein wenig beschämt bin. In der letzten Woche schrieb allerdings ein Zeitgenosse an die „sehr geehrten Damen und Herren der Redaktion“, meine Kolumne sei humorlos, unverständlich, werde nur von einer Handvoll Germanisten aufgerufen und bedeute also eine reine Platzverschwendung in der Zeitung.

Haben Sie ihm geantwortet?

Schmachthagen: Ja, das habe ich. Ich habe ihm geschrieben, ein Sprachkolumnist sei kein Comedian, und der Humorfaktor bei der Erklärung der Kasustreue in einer Apposition sei schon vom Thema her recht begrenzt. Andererseits handele es sich um einen häufigen Fehler, wie auch seine Mail wieder zeige, der irgendwie angesprochen werden dürfe. Der Herr hat sich entschuldigt, sich als Ostfriese geoutet mit friesisch herbem Sprachverständnis, versprach aber, nun an jedem Dienstag die „Deutschstunde“ als Erstes zu lesen. [...]

Schmachthagen: .... Die schönsten Fehler habe ich aber früher als Chef vom Dienst erlebt, wenn ich gezwungen war, nachts um drei Uhr die Rotation in Ahrensburg stoppen zu lassen, weil ein Kollege den Auftritt von Roger Whittaker im CCH folgendermaßen bejubelt hatte: „Das Publikum geriet bei seinem Hit ,Abschied ist ein schwarzes Pferd‘ aus dem Häuschen.“ Der Abschied war selbstverständlich ein scharfes Schwert. Auch die Überschrift „Der Tod des M. P. Dokles“ sollte für den Rest der Druckauflage so nicht stehen bleiben. Gemeint war Hölderlins „Der Tod des Empedokles“. [...]

Schmachthagen: Seit gefühlten 500 Folgen scheint es unmöglich zu sein, den Begriff „Zeitläufte“ mit „t“, „andere Saiten aufziehen“ mit „a“ oder „Litfaßsäule“ mit Eszett zu vermitteln. Ich habe einmal derartige Schreibweisen zu einem Diktattext zusammengefasst und die Leser aufgefordert, mir die Zahl der gefundenen Fehler zu mailen. In meinem Postfach ging es zu wie bei einer Ebay-Versteigerung. Eine Leserin meldete 27 angebliche Fehler. Die Auflösung lautete jedoch null Fehler. Diesen Gag mit Aha-Effekt scheinen mir einige Leute bis heute übelzunehmen.

Haben Sie einmal ein Beispiel?

Schmachthagen: Wer dienstags Vormittags die „Deutschstunde“ liest, erfährt Manches über die Sprache. Die Anderen, die auf diese morgentliche Lektüre verzichten, können sich im Alltag wahrscheinlich fehlerfrei auf deutsch verständigen, obwohl Einige gerade Englisch sprechen, denn die vielen Anglizismen sind ein Wermuthstropfen im Antlitz unserer Muttersprache, der die Globalisierung auch im November diesen Jahres wiederspiegelt.

abendblatt.de 27.11.2018
Manches ist oder scheint nach der „Reform“ möglich. Schmachthagen gilt als Fan der rauhbautzigen 1996er-Reform-Orthographie. Aber seine Finger wollten wohl nicht mit der „Hand voll“ in die Tasten. Eben habe ich das Dezember-Heft von SPEKTRUM durchgesehen. Dort gibt es sie noch, die „raue“ „Hand voll Männer“, die aber trotz „viel versprechender“ Prinzipien nichts „zu Stande“ brachte und bald „den Kürzeren“ zog. Er müßte seine helle Freude daran haben.

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Sigmar Salzburg
16.08.2018 13.46
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Schmacht auf Schmachthagen

Manche Leute sterben, andere werden abberufen

Peter Schmachthagen

Die Stilform des Euphemismus sorgt dafür, dass Unangenehmes in angenehme Worte verpackt wird...

[z.B. Rechtschreib„reform“]
Manche Tote sind nicht einfach gestorben, sondern verstorben. Das ist „gehobene“ Sprache. Beim Durchsehen der Todesanzeigen kann man den Eindruck gewinnen, dass je „gehobener“ die soziale Stellung des oder der Toten war, desto gehobener auch die Sprache in der Anzeige ist. Dazu besteht heutzutage aber kein Anlass mehr.
[ ... genau! Wie die höfliche Großschreibung des „Du“.]
Die Stilform, unangenehm wirkende Bezeichnungen zu verhüllen, zu mildern und zu beschönigen, nennt man einen Euphemismus. Der Begriff stammt vom griechischen eúphēmos ... Statt vom Gesäß oder gar vom Hintern wird verhüllend vom Allerwertesten gesprochen.
[... nicht aber im Sport: „French-Open-Ass“!]
Der Nachbar mag kurz vor seinem 100. Geburtstag stehen, wir werden ihn nicht als alten Mann, sondern als älteren Mann darstellen.
[... außer bei politischem Anlaß, z.B. auf einem Transparent gegen Sarrazin: „Alter Mann, halts Maul!“]
Doch Euphemismen können nicht nur verhüllen, sie können auch verdecken, und zwar die weniger angenehme Realität. Wenn Sie etwas von einem Rückbau lesen, dürfen Sie getrost annehmen, dass es sich schlicht um einen Abriss handelt
[... z.B. „Rückbau“ der doppelplussunguten Rechtschreib„reform“ – vollständiger Abriß wäre besser gewesen.]
abendblatt.de 14.8.2018

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Sigmar Salzburg
09.08.2018 05.50
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Schmachthagen ist ein kleines Kaff, ...

... 40 km von Hamburg entfernt, und hatte bis zur Eingemeindung 250 Einwohner. Daneben ist der Name das Pseudonym eines alten Narren, der die „Reform mit Geiselnahme“ immer noch für erwünscht, gelungen und vielleicht sogar für demokratisch hält, obwohl die Bevölkerung zwanzig Jahre lang in Umfragen und Abstimmungen das Gegenteil bekundet hat:

Selbstverständlich hat die Rechtschreibreform entscheidende Vereinfachungen und Systematisierungen gebracht, selbstverständlich war die alte Rechtschreibung, die von 1955 bis 1996 dem sogenannten „Duden-Privileg“ unterlag, in Teilen chaotisch und reformreif.
Betrachten wir zunächst die „Reform“ in Schmachthagens Artikel selbst:
637 Wörter: 6 dass; sonst. Reform-ss: 1 muss, 1 beschloss; reformwidrig-traditionell: 0.
Die neuen „dass“ erleichtern nichts, sind aber psychologisch fehlerträchtiger. Sie machen bis zu 50 Prozent der „Reform“ aus, die nach der Ex-Bildungsministerin Wanka zu 95 Prozent aus der neuen ss-Regel besteht. Beim herkömmlichen ß-Gebrauch wurden kaum Fehler gemacht.
Beim Absuchen der runden Jahrestage waren einige Kollegen auf „20 Jahre Rechtschreibreform“ als Sommer-Thema gestoßen. Auf dieses Jubiläum hätten wir gut verzichten können. Erstens wurde die neue Rechtschreibung in den meisten Ländern am 1. August 1998 nur probeweise eingeführt. Wer in der Schule nach alter Norm schrieb, bekam keinen Fehler, sondern den Hinweis „veraltet“.
Genau das war die psychologische Kriegführung: Wer als begabter Schüler nicht den Reformerunfug „der belämmerte Tollpatsch konnte mir Leid tun“ mitmachte, wurde als Stümper bloßgestellt.
Die Medien folgten erst am 1. August 1999 (fürs nächste Jahr vormer-ken!), aber nicht in Schleswig-Holstein.
Doch! Nur der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag zögerte ein paar Wochen, angeblich „aus Achtung vor dem Volksentscheid“ (den Schmachthagen unterschlägt), in Wirklichkeit aber, um zu abzuwarten, ob die Konkurrenz, die „Kieler Nachrichten“, durch einen etwaigen Boykott in die Knie gezwungen wird. Dafür hetzten dessen Blätter solange gegen die Traditionsschreibung, bis die Parlamentarier in Kiel in einem einstimmigen Schurkenstreich den Volksentscheid annullierten.
Heike Schmoll schreibt in der „Frankfurter Allgemeinen“ unter der Überschrift „20 Jahre Rechtschreibanarchie: Ein Unglück der Sprachgeschichte“: „Von Anfang an war klar, dass der Versuch, die deutsche Rechtschreibung zu vereinfachen, schiefgehen würde. Denn sie ist viel besser als ihr Ruf. […] Von einer Rücknahme der sinnentstellenden Regeln etwa bei der Groß- und Kleinschreibung ist man weit entfernt.“ Leider verwehrt uns Heike Schmoll die Beispiele für ihre Behauptungen, die natürlich völlig danebenliegen...
abendblatt.de 7.8.2018
Nun, da können wir aushelfen, mit unseren Sammlungen GKS, GKS 2, GKS 3, GKS 4 und GZS 1, GZS 2, GZS 3, oder mit geeigneter Auswahl von besonders gelungenen Schmuckstücken der „Reform“, satirisch verdeutlichten Anwendungen oder sogar im Gedicht.

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Sigmar Salzburg
24.07.2018 16.40
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Fast hätte ich’s verpaßt:

Es ist Dienstag – Schmachthagen-Tag. Prof. Ickler findet das Wesentliche, wie immer, natürlich viel schneller und sicherer als ich und kommentiert es auch treffender:

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 24.07.2018 um 11.44 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/index.php?show=thorheiten&id=208#2003

Es gibt eine neue Redewendung, die mir zwar nicht um die Ohren, aber vielfach mit Empörung und Nachdruck ins Postfach fliegt: „In der Schule habe ich früher gelernt, dass …“ Meistens wird die Konjunktion auch noch mit Eszett als „daß“ geschrieben, was gewisse Rückschlüsse auf das Alter und die Aktualität der orthografischen Kenntnisse bei den Einsendern zulässt, aber die heutige Gültigkeit der dargebotenen Regeln und Eselsbrücken nicht erhöht. (Schmachthagen 24.7.18)

Keine Sorge, Herr Schmachthagen, diese Volksschädlinge werden der biologischen Lösung zugeführt, dann können Sie ungestört die Aktualität Ihrer orthographischen Kenntnisse genießen!

(Wenn er die Rechtschreibreform noch hinnähme wie ein vielleicht notwendiges Übel! Aber Schmachthagen hat sich von Anfang an mit der Reform – d. h. mit dem jeweils neuesten Duden – identifiziert, als wäre sie sein eigenes Kind, und aus dieser Position heraus die Reformkritiker mit gehässigen Kommentaren bedacht. Diesen Typus verkörpert er nun mal.)
Schmachthagens Rückschlüsse auf die Rechtschreiber bestätigen wieder einmal:
Rechtschreibfehler sind ganz gefährlich!

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Sigmar Salzburg
23.06.2018 09.44
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Nach fast 500 „Deutschstunden“ auf den Hund gekommen:

Peter Schmachthagen (ein Pseudonym), von keinen Zweifeln an der „Reform“ von 1996 geplagt und bissiger Gegner der Reformreform von 2006, macht nebenbei auch Werbung für Duden-Erzeugnisse:

Die gesamte Zeichensetzung (Interpunktion) lässt sich auf 110 Zeilen nicht darstellen. Ich empfehle für Wissbegierige das Duden-Taschenbuch „Komma, Punkt und alle anderen Satzzeichen“, in dem Sie für 15 Euro auf 256 Seiten 300 Regeln und Ausnahmen von diesen Regeln dargeboten bekommen.
Theodor Ickler hat sie in seinem Rechtschreibwörterbuch (Leibniz) auf 12 Seiten dargestellt – mit ausführlichen Beispielen! Schmachthagen besteht als fast wichtigstem auf der unsinnigen neuen Kommapedanterie:
Ein nachfolgender Begleitsatz zur wörtlichen Rede wird seit der Rechtschreibreform immer mit einem Komma abgetrennt, auch (und das ist neu) wenn die wörtliche Rede mit einem Frage- oder Ausrufezeichen endet: „Wie geht es dir?“, fragte er. „Das ist zu viel!“ , schimpfte der Vater.
Guter deutscher Sprachstil ist es, bei Aufzählungen „und“ oder „oder“ nur einmal vor dem letzten Glied zu gebrauchen (anders als z.B. im Arabischen, wo man „wa“ (und) jedesmal wiederholen muß). Wenn die (auch hörbare) Zäsur auf andere Weise sichergestellt ist, braucht man selbstverständlich kein Komma: „Was sah er? Ratten! Mäuse! Gewürm!“

Bedeutsamer ist Schmachthagens Unterscheidung von „da“ und „weil“:
„Eingemachte“ kommen wir beim semantischen (wortbedeutenden) Unterschied der beiden Konjunktionen da und weil in vorangestellten Kausalsätzen (Begründungssätzen). Demnach sollten wir „da“ gebrauchen, wenn wir etwas allgemein Bekanntes als Grund nennen: Da heute Sonntag ist, sind die Geschäfte geschlossen. Dass Sonntag ist, dürfte bekannt oder aus dem Kalender zu entnehmen sein.

Also ist es nichts Außergewöhnliches, falls die Geschäfte nicht geöffnet haben. Die Konjunktion „weil“ bietet hingegen etwas Neues, Ausgefallenes: Weil es draußen in Strömen regnet, konnte ich noch nicht mit dem Hund spazieren gehen. Der Regen ist also die Begründung, dass der Hund inzwischen an der Kommode das Bein gehoben hat, nicht meine Unlust zum Spazierengehen.
abendblatt.de 19.6.2018
Als Verb soll dann nach der „erleichternden“ Urreform wieder „spazieren gehen“ geschrieben werden – ob auch nach letztem Duden, weiß ich nicht, interessiert mich auch nicht.

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Sigmar Salzburg
01.02.2018 07.45
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Schmachthagens Deutschstunde

Es ist noch kein Meister aus dem Duden gefallen
Peter Schmachthagen

Der Verfasser ist „Wortschatz“-Autor und früherer Chef vom Dienst des Abendblatts. Seine Sprachkolumne erscheint dienstags

Neben der alltäglichen Norm der Rechtschreibung gibt es Feinheiten, an denen selbst Experten scheitern.
Um es klar zu sagen: Es dürfte nur wenige Experten unter uns geben, mich eingeschlossen, die ein schwieriges Diktat ganz ohne Fehler zu Papier bringen können...

Doch das Beherrschen eines durchschnittlichen Kanons der Rechtschreibung, und zwar in einer Norm, die von den Kultusministern, in der Schule, im Berufsleben oder vom Empfänger unseres Briefes vorausgesetzt wird, gehört zu den Grundkenntnissen der Allgemeinbildung.
Diese Behauptung erinnert an die Betrugsformulierung der Kieler Regierung zum Volksentscheid 1998. Damals versuchte man, die Wähler durch Imitation des Textes der Bürgerinitiative zu übertölpeln:In den Schulen wird die allgemein übliche Rechtschreibung unterrichtet. Als allgemein üblich gilt die Rechtschreibung, ...Der originale Text der Initiative lautete weiter: ... wie sie in der Bevölkerung seit langem anerkannt ist...Der auf dem Stimmzettel an zweiter Stelle folgende Text der Betrügerregierung begann gleich, setzte aber fort: ... wie sie in den übrigen Bundesländern der Bundesrepublik für die Schulen verbindlich ist.Von „allgemein üblich“ konnte damals nicht im mindesten die Rede sein. – Aber weiter Schmachthagen:
Eine der wichtigsten Regeln der Rechtschreibreform lautet „Verb und Verb immer getrennt“ (obwohl uns die überflüssige Reform der Reform im Jahr 2006 einige Ausnahmen ins Nest gelegt hat). Wenn wir das Verb schwimmen und das Verb gehen zu schwimmen gehen zusammenbringen, wissen wir also, dass wir auch tanzen gehen, spazieren gehen, einkaufen gehen, schlafen gehen oder essen gehen getrennt schreiben müssen. Wollten wir jedes Mal [Anm. S.S.: das übliche „jedesmal“ wurde verboten!] neu im Wörterbuch blättern, würde unser Brief nie fertig werden.
...
abendblatt.de 23.1.2018
Hierzu schrieb Th. Ickler bei sprachforschung.org treffend und kurz:
Schmachthagen sieht nicht, daß spazieren gehen aus der Reihe fällt: man geht nicht, um dann zu spazieren.

„Verb und Verb immer getrennt“ – solche Regeln gefallen ihm, weil sie einfach sind. Ob sie der Sprache angemessen sind und dem Leser dienen, interessiert ihn nicht. Bloß keine Fehler machen!
Er bekennt immer wieder, daß er die Rechtschreibreform von 1996 gut und richtig fand.
Was er über gewinnbringend usw. schreibt, ist ziemlich konfus.

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Sigmar Salzburg
15.09.2017 12.48
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„Reform“-Fan geehrt

Deutschstunde extra 13.09.17
Ausgezeichnet: Der Sprach-Ästhet des Abendblattes

Peter Schmachthagen dekliniert in seiner „Deutschstunde“ die Tücken der Sprache durch. Das brachte ihm jetzt einen Orden ein.

Wer brauchen ohne zu gebraucht oder wegen mit dem Dativ kombiniert, hat bei ihm ganz schlechte Karten: Peter M. Schmachthagen ist ein Ästhet der Sprache. Grammatik, Interpunktion und eine filigrane Satzbildung sind seine Leidenschaft – und Herzenssache. Die Verleihung des renommierten „Elbschwanenordens“ durch den Verein Deutsche Sprache gestern Abend im Gästehaus der Universität Hamburg konnte keinen Würdigeren treffen...

abendblatt.de 13.9.2017


Deutschstunde 12.09.2017
Als Kapuzenpullover klingt er viel zu deutsch
Von Peter Schmachthagen

Der Verfasser ist „Wortschatz“-Autor und früherer Chef vom Dienst des Abendblatts. Seine Sprachkolumne erscheint dienstags

Aber als Hoodie ist er der großen Renner. Allerdings wird unsere Sprache nicht nur durch Anglizismen gefährdet.

Wissen Sie, was ein Hoodie ist? Wie bitte, Sie kennen den oder das Hoodie nicht? Immerhin hat es das Wort in den neuen Duden geschafft. Ich muss bekennen, dass auch ich den Begriff zum ersten Mal in der Pressemitteilung zum Erscheinen der 27. Auflage des Rechtschreibdudens las. Man möge mir das nachsehen. Offenbar habe ich mit 76 Jahren ein wenig den Anschluss an die aktuelle Kleiderordnung verloren.

Als ich meine Tochter fragte, wer oder was das sei, schüttelte sie verständnislos mit dem Kopf und holte gleich drei Exemplare davon aus dem Schrank. Offenbar handelt es sich um einen Kapuzenpullover, den deutsch Kapuzenpullover zu nennen den Verkauf („Sale“) und die Verbreitung („Marketing“) bei der Jugend stark beeinträchtigen würde. Anglizismen versprechen eben ein besseres Geschäft, sind „cool“, sodass wir die Hoodies massenhaft als Dienstkleidung auf den Schulhöfen, in der Nordkurve des Volksparkstadions und auch als Teilvermummung bei angemeldeten und unangemeldeten Ansammlungen sehen. Der Duden bietet noch „Sweatshirt“ (weit geschnittener Pullover) als weitere Erklärung an. Aber es ergibt wohl wenig Sinn, den einen Anglizismus durch einen anderen Anglizismus zu ersetzen.

Jumpsuit (einteiliger Hosenanzug), Undercut (Frisur, bei der der untere Kopfbereich rasiert ist) oder Urban Gardening (Gartenbau innerhalb von Städten) sind weitere Anglizismen, die jetzt Duden-geadelt wurden, die man, wie die Übersetzungen in Klammern zeigen, jedoch auch gut auf Deutsch hätte ausdrücken können. Es gibt Leute, Vereine und Sprachgesellschaften, bei denen schrillen bei jedem weiteren englischen Wort, das in Deutschland landet, die Alarmglocken. Doch das meiste, was den Sprung über den Ärmelkanal geschafft hat, wird ohne große Schwierigkeiten integriert. Ich überlege, wie ich T-Shirt auf Deutsch ausdrücken sollte.

[...] Bei aller Sorge über das Englische oder Denglische im Wortschatz dürfen wir nicht übersehen, dass das Deutsche viel mehr im Inneren durch das Deutsche selbst gefährdet ist, durch Ideologen, Pädagogen, Sprachpolizisten, Feministinnen und Drückerkolonnen der angeblich politisch korrekten Formulierungen, die einen meist kabarettreifen, aber überaus störenden Einfluss ausüben. Zum Beispiel geht es um die sogenannte geschlechtergerechte Sprache, die den Unterschied zwischen grammatischem und natürlichem Geschlecht ignoriert und dabei mit der Zahl der Geschlechter, wie wir sie aus der Arche Noah und Brehms Tierleben kennen, nicht zufrieden ist.

Das generische Maskulinum, das Indefinitpronomen man, der Binnenversal („Fußgän-gerInnen“), Paarformeln („Einwohner und Einwohnerinnen“), Sternchen („Schüler*innen“), x-Geschlecht („Professor-x“) und Partizipialausdrücke („Geflüchtete, zu Fuß Gehende“) werden präsentiert und nicht selten mit Hass verteidigt. Allerdings spricht sich eine Mehrheit der Erwachsenen laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov klar gegen eine gendergerechte Sprache aus...

abendblatt.de 12.9.2017

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Sigmar Salzburg
14.06.2017 05.38
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Peter Schmachthagens Deutschstunde

Fast hätte ich ihn vergessen, den „Reform“-Fan der ersten Stunde. Er meint:

„Nur derjenige, der in seinen Kenntnissen den Duden überholt hat, darf sich abfällig über den Duden und andere Wörterbücher äußern. Wer nach der zehnten Klavierstunde gerade den „Fröhlichen Landmann“ klimpern kann, blamiert sich, wenn er nun gleich die Hammerschlag-Sonate verbessern will.“
Im Haus meiner Großtante in Blankenese habe ich 1948 ein Hammerklavier gesehen, auf dem meine Mutter in ihrer Kindheit noch gespielt hatte und das einen recht dünnen Klang gehabt haben soll. Meint er vielleicht so etwas? – Schmachthagen will es nun dem Frankfurter Duden-Spelling-Bee-Fake gleichtun und präsentiert einen Text mit 25 Fehlern, den der Leser verbessern soll.
25 Rechtschreibfehler hätten Sie finden müssen. Berichtigung: … ist gut leben; Moin und Tschüs sagen; die Straßen; Syrien und Libyen; Liechtenstein; die neu erbaute Elbphilharmonie; bis zum Gehtnichtmehr; zum x-ten Mal; der Fluss; schlaksig; sein fahriges Gebaren; Kaffee¬becher; übersät; eine äußerst gänsehauterregende Atmosphäre; piekfein; Beletage(n); rhythmisch; Grieß; Schlämmkreide; Halskatarrh; Hämorrhoiden; die Maghreb -Staaten (Tunesien, Algerien, Marokko).
abendblatt.de 6.6.2017
Der „Fluß“, der 600 Jahre lang so geschrieben wurde und wird, soll „falsch“ sein, nur weil 1996 und 2006 eine Gruppe von 2x32 banausischen, dafür nicht gewählten Arschlöcher*innen dazu die meineidlichen Hände gehoben hat? Das kann nur des Teufels Großmutter behaupten.

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Sigmar Salzburg
16.05.2017 17.51
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Schmachthagens Deutschstunde

Wenn morgens das Geschlecht ausgewürfelt wird
Von Peter Schmachthagen
[...]
abendblatt.de 16.5.2017

Schmachthagen schreibt über das Genus von „Nutella“, und merkt an, daß vom Duden auch „der Nutella“ zugelassen wird. In meinem „Reform“-Duden steht es noch nicht und ich bin auch nicht darauf angewiesen. Die Frage taucht eher beim Modewort „Hype“ auf, das ich nicht in meinen Wortschatz aufnehmen und nur im Spott als „die Hüpe“ gebrauchen werde.

Schmachthagen hätte nun darauf verweisen können, daß die drei indogermanischen Geschlechter ursprünglich gar kein biologisches Geschlecht bedeuteten. Aber er hält sich lieber beim Kinderkleister auf. –

„Schiefgehen“ haben wir abgehakt und schreiben es nach Laune und Anfangsbetonung eher zusammen; wenn wir das Gehen adjektivisch beschreiben, eher auseinander. Die längst wieder eingemottete Trennprobe der „Reform“ brauchen wir nicht. –

Unvermittelt springt Schmachthagen zur reformierten Trennung nach Sprechsilben he-rüber, die eigentlich infantil ist, weil die falsche Trennung auch ein falsches Bild verfestigt, wie in meiner Gegend bei „Der-sau“ im Kreis Plön, oder bei der „Leven-sau“ nahe Kiel.

Letzteres hatte ein Gastwirt wörtlich genommen und verwendete als Wirtshausschild das Bild eines lachenden Schweins, dem die Gabeln schon im Rücken stecken und das sich wahnsinnig freut, daß es demnächst verpeist wird. Ob es dort noch hängt? Ich bin da schon lange nicht mehr vorbeigekommen.

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Sigmar Salzburg
05.04.2017 08.47
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Betreute Schleswig-Holsteiner

Für Alte und Behinderte gibt es „Betreutes Wohnen“, für geistig Behinderte „Leichte Sprache“. Gut. Für schreiblich Behinderte gibt es aber nur die „Zwangsbetreuung für alle“ – die Rechtschreib„reform“. Politisch Unzuverlässige werden durch „betreutes Wählen“ (Wahl-O-Mat, von SPD-Stegner empfohlen!) auf den rechten Weg geführt – und die dummen Schleswig-Holsteiner mit „Leichterem Lesen“ auf den linken:

Der Binde-Strich-Un-Sinn in Schleswig-Holstein

Von Lars Haider

Was, bitte, denkt sich das nördlichste Bundesland mit dieser Wahlbenachrichtigung?

In diesem Leit-Artikel des Hamburger Abend-Blatts geht es um die Land-Tags-Wahl im schönen Schleswig-Holstein und die Frage-Stellung, ob die Landes-Regierung ihre Bürger wirklich für so beschränkt hält, wie es die Wahl-Benachrichtigung suggeriert. So, und jetzt schreibe ich wieder, wie es an sich üblich und richtig ist ...

Die „Wahl-Benachrichtigung“ soll, das ist wohl das Ziel, so einfach wie möglich gehalten sein; sie ist aber, mit Verlaub, so dämlich wie möglich geworden. Das beginnt mit den wenig motivierenden ersten Sätzen, die lauten:
„In Schleswig-Holstein wird der Land-Tag gewählt. Sie sind in das Wähler-Verzeichnis eingetragen. Sie können am Wahl-Tag zur Wahl gehen.“
Es geht weiter mit der Formulierung
„Hier bekommen Sie Infos über weitere Sprachen“,
wobei wir alle hoffen wollen, dass man keine Infos über, sondern in weiteren Sprachen erhält.

Sonst erfährt man vielleicht nie, dass man „mit dem Wahl-Schein am Wahl-Tag auch in jedem anderen Wahl-Raum von Ihrem Wahl-Kreis wählen“ kann. Wäre doch irgendwie schade. Das Beste kommt natürlich auch bei der "Wahl-Benachrichtigung"¹ zum Schluss: Die freundlichen Grüße von der, Achtung, „Gemeinde-Wahl-Behörde“.

Nun mag ein Land wie Schleswig-Holstein, in dem die zwei Namensteile von einem Bindestrich zusammengehalten werden, ein besonderes, ein inniges Verhältnis zu eben jenem haben. Also zum Binde-Strich. Aber muss man es deswegen gleich derart übertreiben? Und muss man den Wählern wirklich in dieser Art und Weise vorführen, was man Ihnen zutraut?...

Die „Wahl-Benachrichtigung“ mag gut gemeint sein. Aber, um es mit FDP-Spitzenkandidat Wolfgang Kubicki zu sagen: „Wollen reicht nicht. Man muss es auch können.“

abendblatt.de 4.4.2017

¹) Bindestrich fehlt, Druckfehler?

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Sigmar Salzburg
21.02.2017 18.34
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In der Rechtschreibung ist Ben auf „Fordermann“

Peter Schmachthagens ortograviehischer Fortsetzungsroman spielt diesmal im tiefsten Berlin-Kreuzberg. Aber warum schreibt er Fachbegriffe nebeneinander mal traditionell und mal banausisch? Das tut doch die Mehmets nur verwirren:

Unsere Rechtschreibung ist ein Kompromiss aus historischer (es war schon immer so), etymologischer (bereits im Althochdeutschen schrieb man's so) und phonetischer (so hört es sich nun einmal an) Überlieferung... Nicht geändert haben sich mit der Reform Schriftbilder von gleichlautenden Wörtern, deren Abweichung man nicht hören, sondern nur auf dem Papier oder Display sehen kann (Homofone).
Abendblatt, diesmal zitiert nach morgenpost.de 21.2.2017

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Sigmar Salzburg
24.11.2016 08.11
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Der Reformfreund und Kulturbanause Peter Schmachthagen ...

... schreibt in seiner „Deutschstunde“:

Unsere Rechtschreibung ist ein Kompromiss aus historischer (es war schon immer so), etymologischer (bereits im Althochdeutschen schrieb man's so) und phonetischer (so hört es sich nun einmal an) Überlieferung. Jede Schreibweise ist in diesem Rahmen zu erklären, und die Rechtschreibreformer haben sich bemüht, allzu atavistische Schriftbilder der Zeit anzupassen. Sobald wir schnäuzen (früher „schneuzen“), können wir eine zwar grobe, aber logische Analogie zur Schnauze knüpfen. Der Stängel („Stengel“) erinnert an die Stange, überschwänglich ("überschwenglich“) an den Überschwang, nummerieren („numerieren“) an die Nummer und Gräuel („Greuel“) an das Grauen. Selbst wenn der Rauhaardackel nun sein zweites h verloren hat – warum sollte rau („rauh“) anders geschrieben werden als grau oder blau?
abendblatt.de 22.11.2016
Schon 1996 stand im Spiegel 42/1996 in einem Leserbrief von Werner Frangen:
Mit der Vereinbarung, „rauh“ ohne „h“ zu schreiben, haben sich die Reformer als wirklichkeitsfremde Fachidioten und Schreibtischtäter entlarvt, die dem gemeinen Mann mitnichten aufs Maul schauen, wie es ein Luther tat; denn das „h“ wird hörbar gesprochen!
Normalgebildete Deutsche sprechen oder denken das „h“ immer mit. Wir haben hier umfangreiche Argumente gegen das Amputationsgebot der Rechtschreib-Taliban zusammengetragen. Ein „amtliches“ h-Verbot ist ein Kulturverbrechen wie die Sprengung der Buddha-Statuen von Bamiyan, der Antiken von Ninive oder der Säulen von Palmyra.

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Sigmar Salzburg
13.10.2016 07.23
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Das gescheiterte große SZ

Peter Schmachthagen schreibt in seiner „Deutschstunde“

Vielleicht hätte Gutenberg es einführen können
Jetzt ist es jedoch zu spät für ein großes Eszett, obwohl es Schwierigkeiten mit Eigennamen in Großbuchstaben gibt ...
Allerdings bestand kaum Bedarf dafür, denn man konnte es immer durch SS oder SZ ersetzen,
Um das Fazit dieser Kolumne vorwegzunehmen, sei klar und deutlich gesagt: Ein großes Eszett ist weder im deutschen Alphabet noch in der deutschen Rechtschreibung vorhanden, und da das Eszett (ß) eine deutsche Errungenschaft ist, werden wir es auch in keinem fremden Alphabet finden.
Grund genug wieder mal für schwache Geister, den deutschen „Sonderweg“ peinlich zu finden.
Alle deutschen Buchstaben bilden jeweils ein Pärchen aus klein und groß, nur das Eszett, das Zeichen für das scharfe S, bleibt immer klein. Man könnte meinen, es sei bescheiden und halte sich lieber im Hintergrund. Doch die Erklärung ist viel pragmatischer: Ein Eszett steht nie am Wortanfang und kann also auch nie großgeschrieben werden.

Eigentlich handelt es sich beim Eszett gar nicht um einen Buchstaben, sondern um zwei, nämlich – wie der Name schon sagt – um ein s und um ein z. Allerdings sahen die Buchstaben früher in der deutschen Druckschrift nicht so aus wie heute, sondern das s war ein Lang-s mit Ober- und Unterlänge und das z ein deutsches z mit Schleife und Unterlänge. Seit dem 14. Jahrhundert wurden die beiden Buchstaben ineinander verschlungen, das heißt, zusammen auf einer Drucktype gegossen.
Genau gesagt, seit der Erfindung der beweglichen Lettern durch Gutenberg um 1450.
Wenn sich zwei Buchstaben auf einer Letter umarmen, spricht man in der Typografie von einer Ligatur. Die deutschen Frakturschriftarten („gebrochene“ Schriften, von lat. fractura „Bruch“) kannten noch mehr Ligaturen, etwa tz, ch und st. Da man eine Ligatur am Zeilenende nicht trennen konnte, es sei denn, man sägte die Letter durch, was recht mühsam gewesen wäre, entstand die damalige Regel: „Trenne nie st, denn es tut ihm weh.“ Das gilt seit der Rechtschreibreform nicht mehr, ...
Man konnte immer st auflösen, hat es auch mitunter gemacht, aber anders als unsere „dümms-ten Reformer“ uns weismachen wollen, bleibt st mei-stens besser zusammen, z.B. auch in Di-stanz (v. „stare“ stehen, nicht Dis-tanz)
... wie auch die Fraktur als Druck- und Schreibschrift am 2. Januar 1941 per Führerbefehl verboten wurde. Bis dahin benutzten übrigens nicht nur Nationalsozialisten die „deutschen“ Frakturschriften, sondern alle Parteien, Publikationen und Verlage, auch die linken.
Gut, daß das mal gesagt wird. Egon Bahr, ich finde die Stelle nicht mehr, hatte mal über die angebliche Nazi-Fraktur geklagt.
Falls ein Wort durchgehend in Versalien (nur in Großbuchstaben) geschrieben wird, geraten wir bei einem Binnen-ß in Schwierigkeiten, weil es das Eszett nicht als Großbuchstaben gibt. Das amtliche Regelwerk (§ 25 E3) und der Duden (K 160) sehen für diesen Fall vor, das ß in SS aufzulösen. Die Unterscheidung MASZE (Maße) und MASSE (Masse) gibt es seit der Rechtschreibreform nicht mehr.
Ja, warum eigentlich nicht? „Vereinfachung“? Angleichung an die Schweiz? Mir war das in technischen Zeichnungen geläufig. Der Fluch der bösen Tat war die „Reform“ mit ihrer zwingenden Längendefinition des vorhergehenden Vokals durch das ß. Schmachthagen lenkt aber lieber ab auf die Namensgroßschreibung in amtlichen Dokumenten:
Da bei dieser Konvertierung jedoch die Schreibweise einiger Eigennamen nicht deutlich wird, wenn wir bei ROLF GROSSE also nicht wissen, ob wir es mit Herrn Grosse oder Herrn Große zu tun haben, ist in diesem Fall ein ß zwischen den Versalien erlaubt. Es heißt also HEUSSSTRASSE, aber LITFAßSÄULE. Wenn Sie bei Stefan Kießling von Bayer Leverkusen etwa KIEßLING hinten auf dem Trikot lesen, ist das korrekt und kein Grund für einen Beschwerdebrief.... Ein großes Eszett ist ... weder Mitglied des Alphabets noch Gegenstand der Rechtschreibung. Vielleicht hätte Gutenberg es einführen können. Jetzt ist es zu spät dafür.
11.10.2016
Gutenberg hat in seinen frühen Drucken das ß aus zwei Lettern, aus lang s und schmalem Schluß-z, zusammengesetzt. Für ein großes ß hatte er einfach keinen Bedarf – wie wir auch keinen Bedarf an der Rechtschreib„reform“ hatten.

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Sigmar Salzburg
17.05.2016 14.15
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Deutschmeister Schmachthagen

Wie Majestix auf dem Schild in den Kampf zog

Peter Schmachthagen spottet darüber, daß die SPD oder ihre Zeitungen nicht den Unterschied zwischen „dem Schild n.“ und „dem Schild m.“ wüßten. Wäre die Gleichstellung Teil der Rechtschreib„reform“, dann wäre ihm sicher eine rechtschreibfriedenstiftende Erklärung einfallen.
Am Wochenende ging eine Meldung durch das Land, und einige Medien übernahmen sie wortwörtlich: Die SPD wolle ihren Kanzlerkandidaten erst nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen im Mai 2017 „auf das Schild heben“... Wenn die SPD unbedingt irgendwen irgendwo hinaufheben will, dann bitte auf den Schild und nicht auf das Schild! Merke: Das Schild kommt vom Maler, der Schild aber vom Ritter...
Sprachliche Mißverständnisse werden gerne richtiggestellt, sofern sie nicht von der „Reform“ für „richtig“ erklärt wurden:
Wie häufig habe ich früher das von Johannes Brahms vertonte Schlaflied gehört: „Guten Abend, gut' Nacht, mit Rosen bedacht, mit Näglein besteckt, schlupf unter die Deck.“... Der Text geht bis ins 15. Jahrhundert zurück und lautete damals: Got geb euch eine gute nacht, von rosen ein dach, von liligen ein pet, von feyal ein deck, von muschschat ein tuer, von negellein ein rigelien dar für (von Rosen ein Dach, von Lilien ein Bett, von Veilchen eine Decke, von Muskat eine Tür, von Nägelein ein Riegel davor).

„Bedacht“ bedeutet also nicht „beschenkt“, sondern „mit einem Dach“, mit einer Art Betthimmel, versehen. Muskat ist ein Gewürz, und Näglein sind keine spitzen Eisenstifte, sondern Gewürznelken. Die Gewürze im Kinderbett sollten Ungeziefer wie Flöhe von dem Säugling fernhalten. Die Gewürznelke, die wir vom Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt her kennen, hat die Form eines Nagels. Eine Verkleinerungsbildung zu Nagel ist der Blumenname Nelke. Insofern dürfen wir aufatmen: Die Kleinen im Kinderbett werden nicht mit Metallstiften gequält.

Da wir gerade bei Blumennamen sind. Die Tulpe, die bei mir immer Assoziationen an Holland und Holzschuh hervorruft, ist die „Turbanblume“ aus dem Vorderen Orient.
abendblatt.de 10.5.2016
In früheren Verlautbarungen fand es unser Deutschmeister dagegen richtig, Falsches für richtig zu erklären, z.B. hier: „Seit 1998 schreiben wir den Tollpatsch mit Doppel-l. Ich will in dieser Kolumne möglichst den Rechtschreibfrieden wahren...“ – obwohl man sich jahrhundertelang bemüht hatte, die Wörter richtig zu verstehen, z.B. in
Eucharius Ferdiand Christian Oertel
Gemeinnuezziges Woerterbuch:
zur Erklärung und Verteutschung ...
Consbach, 1816:


Tolpatschen, grobe Wintersokken, haarige Uiberschuhe, s. oben Talpatsch.

Talpatsch, m. insgemein Tolpatsch, v. ungar. Talp, Fußsohle; 1) eig. Breitfuß, der breite Fußsohlen hat, als Spizname, welchen sonst die ungar. Husaren dem Fußvolke gaben; 2) plumper, tölpischer Mensch!
Gemäß der Augstschen Infantildiktatur soll ja nun „Tollpatsch“ geschrieben werden. Das legt nahe, auch töllpelig, Töllpel zu schreiben. Damit sind wir auch bald bei „Tullpe“:
Tulpe, f. lat. Tulipa: bekanntes Zwiebelgewächs mit schöner großer kelchförmiger Blume, vom türkischen Tulban, wegen ihrer Aehnlichkeit mit einem Turban, also gls. Turbanblume; dah. Tulipomanie, Tulpensucht, ehem. Sucht reicher Holländer, die eine einzige schöne Tulpenzwiebel um mehrere tausend Gulden kauften.

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