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Sigmar Salzburg
11.10.2008 08.59
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Buchbesprechung

Leitfaden für verzweifelte Reformer
Von Michael Miersch

Nie wieder Reform! Reform bedeutet weniger Arbeitslosengeld, sinkende Renten, steigende Gesundheitskosten und vermurkste neue Rechtschreibung. Niemand aus der politischen Kaste, mit Ausnahme der FDP, mag das Wort noch in den Mund nehmen …

[taz-Redakteur] Ralph Bollmann: Reform
wjs, Berlin. 199 S., 19,90 Euro.
DIE WELT online 11. Oktober 2008
http://www.welt.de/welt_print/article2561354/Leitfaden-fuer-verzweifelte-Reformer.html

[... und unser Bundes-Horst]

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Sigmar Salzburg
24.09.2008 06.26
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Münteferings Sprachbabel

„Pfingsten ist selten, Babylon ist überall“

… Seit einigen Jahren klagen Abgeordnete über eine enorme Zunahme derlei verbaler Attacken, nicht zuletzt aufgrund des Massenphänomens E-Mail. Müntefering, Berufspolitiker seit anno 1975, kennt das bestens. Er spricht recht prägnant von „billigen Vorurteilen“, von „Plattheit“ und „Dummdreistigkeit“.… Ohne Frage aber besitzt Politik einen schlechten Ruf. Von „denen da oben“ ist die Rede und natürlich vom „schmutzigen Geschäft“ der Politik. Wahlweise wird bemängelt, die Politiker stritten sich stets – oder aber sie suchten immer bloß einen Kompromiss, der natürlich billig zu nennen ist. Sogleich folgt die Feststellung, Politiker strebten – schlimm, schlimm! – nach „Macht“. Oder sogar „nur nach Macht“.

… Der Berliner Journalist und „Bild“-Hauptstadtbüroleiter Nikolaus Blome widmet sich all jenen Vorurteilen in einem Buch („Faul, korrupt und machtbesessen? Wolf Jobst Siedler Verlag). Für die Präsentation seines Werks lud Blome den Bundestagsabgeordneten Müntefering ein …

Vor allem aber philosophierte Müntefering über die Macht der Sprache, ließ sich einige Worte entlocken über den neuerlichen Wechsel an der Spitze seiner Partei – und appellierte zu mehr Engagement für die Demokratie …

… Wichtiger scheint Müntefering ein anderes Thema. Er sorge sich um die Demokratie, da diese vielen inzwischen zur Routine geworden sei. „In Deutschland sitzen ganz viele auf der Tribüne und wissen alles besser.“ Millionen Menschen engagierten sich und schüfen so den „Kitt der Gesellschaft“, Millionen andere täten dies eben nicht. Eine „Schaukelstuhldemokratie“ aber gebe es nicht, und daher ist Müntefering überzeugt: „Die Verdrossenen sind selbst schuld an ihrer Verdrossenheit.“

Aus: Die WELT 24. 09. 2008
http://www.welt.de/welt_print/article2484719/Pfingsten-ist-selten-Babylon-ist-ueberall.html


Am 27. September jährt sich zum zehnten Mal die Volksabstimmung gegen die „Rechtschreibreform“. Bereits frühzeitig hatte Müntefering als SPD-Bundesgeschäftsführer seine Partei wissen lassen:

„Sollte ein Land ausscheren, wäre die Reform gescheitert. Ein Rückfall in die ‚orthographische Vielstaaterei‘, wie sie vor der Einführung der für alle verbindlichen Regeln 1901 herrschte, wäre die Folge. Das kann niemand wollen.“

Die SPD-Kultusminister und ihre mitverschworenen CDU-Kollegen wollten es aber so – jedoch mit den Schulen als Kleinstaaten und orthographische Machtbasis. Daher mußte der demokratische Volksaufstand gegen die „Rechtschreibreform“ niedergeschlagen werden, um weiteren Abstimmungen oder Regierungswechseln zuvorzukommen. Münteferings demokratisches Gewissen verstummte auffällig.

Als die „Reform“ dennoch wankte – nicht weil das demokratische Gewissen der Politiker schlug, sondern weil die Springer-Presse ausstieg – giftete Müntefering gegen die Vertreter des ablehnenden Volkes, die er als „Hochwohlgeborene“ verächtlich zu machen suchte.

Nun ruft Müntefering wieder nach mehr Engagement für die Demokratie – es ist aber eigentlich nur der Ruf nach nützlichen Idioten, die bereit sind, sich auch für unsinnige Parteipolitik einspannen zu lassen.


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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
27.03.2008 12.48
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... und Bushido in WELT-Sicht

... Wirklich ungewöhnlich war jedoch dann Bushidos öffentliches Bekenntnis zur deutschen Sprache („Englisch ist nicht viel cooler!“). Als Rechtschreibfetischist hasse er Fehler in SMS-Texten. Er spreche auf der Konzertbühne ganz bewusst über Dativ und Genitiv und spiele somit auf das Unwissen seiner Fans an – in der Hoffnung, dass die Leute ein wenig zu Büchern zurückfinden: „Ich bin ein Sprachrohr, posaune Worte in den Äther und bin daher auch verantwortlich für das, was zurückkommt.“
Bushidos Aufregung über die neuen Rechtschreibregeln und insbesondere über das Wort "Äktschn“ lieferte die perfekte Überleitung zu den nächsten beiden Talk-Gästen: Wolf Schneider und Bastian Sick, ...

WELT online 26.03.2008

WELT.de

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PL
23.03.2008 19.03
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Re: ... viel Ähnlichkeit mit einer Totalrücknahme

Patriotismus und Nationalstolz. – Wieder einmal frage ich: welchen? Den österreichischen, liechtensteinischen, schweizerischen oder deutschen?

Die RSR war meiner Meinung nach folgendes: Ein politisches Schurkenstück, ein Verbrechen gegen die Demokratie und ein gutes Geschäft.

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Sigmar Salzburg
23.03.2008 15.03
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... viel Ähnlichkeit mit einer Totalrücknahme

Von Rolf Schneider
Meine Woche
Stolz und Sprache
Warum die Aufregung um Sprachreformen auch ein Ausdruck von Patriotismus ist

Erinnert man sich noch der öffentlichen Auseinandersetzungen um die deutsche Rechtschreibreform? Sie galt vielen als Attacke auf die deutsche Sprache, wiewohl sie mit Sprache nur insofern zu tun hatte, als sie deren Schriftform betraf. Die erste und eigentliche Funktion von Sprache, nämlich Material fürs Sprechen zu liefern, blieb davon gänzlich unberührt.

Das erste Ansinnen der Reformväter, nach dem Vorbild europäischer Nachbarn die gemäßigte Kleinschreibung einzuführen (die schon der Erzvater der deutschen Sprachwissenschaft, Jacob Grimm, verwendete), stieß, es begann in den Fünfzigerjahren, auf einen so breiten, wütenden und andauernden Protest, dass es rundum scheiterte. Es folgten viele Sitzungen. Es entstanden maßvollere Vorschläge. Als sie öffentlich wurden, stießen sie wiederum auf Protest. Kampagnen fanden statt. Verordnungen wurden erlassen und widerrufen, Gremien traten zusammen. Was am Ende herauskam, war ein matter Kompromiss, der viel Ähnlichkeit mit einer Totalrücknahme hatte. Zwischen dem Duden von heute und dem von 1991 sind einzig auffällig bloß der Ersatz des ß durch ss nach kurzem Vokal und die Tripelkonsonanten in Wörtern wie Schifffahrt.

Spätestens seither aber vermögen Sprache, Sprachprobleme und Sprachverirrungen ein Massenpublikum zu bewegen. Feuilletonredakteure wissen das sehr gut. Nur wenig anderes, allenfalls noch der Fußball, beschert Zeitungen ein ähnlich großes Leserbriefecho wie Aufsätze zur Sprache. Derart haben, was vor einem Halbjahrhundert noch undenkbar schien und einzig der Zeitschrift „Die Fackel“ von Karl Kraus vorbehalten blieb, unsere Journale sich zu mehr oder weniger regelmäßig gedruckten Sprachglossen entschlossen, wie auch wir sie in den letzten fünf Tagen probiert haben. Zur Sache sind auflagenstarke Bücher erschienen. Ihre Autoren heißen Dieter E. Zimmer, Wolf Schneider und Bastian Sick. Zumal der Letzte [verschlimmbessert gegenüber Version v. 21.3.08: „der letzte“] brachte es zu Bestsellerruhm, seine Vorträge zu Lexik und Semantik finden überall Zuhörer. Sprache kann Emotionen erwecken. Sie kann Diskussionen, Ablehnungen und Moden provozieren. Also wollen wir dieses Phänomen werten als das, was es ist: als einen Ausdruck von Patriotismus. Viele Schriftsteller, so der Kritiker Marcel Reich-Ranicki, pflegen mitzuteilen, ihre eigentliche Heimat sei die deutsche Sprache. 1998 beschloss der Bundestag: „Die Sprache gehört dem Volk.“ Unbestreitbar jedenfalls, dass wir uns hier im Dunstkreis dessen befinden, was manche Politikern, etwas angestrengt, als unseren Nationalstolz beschwören. Hier also ist er. Seine Substanz ist die Sprache. Mehr braucht er auch nicht.

Rolf Schneider ist Schriftsteller. Er lebt in Schöneiche bei Berlin

Welt online
22. März 2008
http://www.welt.de/welt_print/article1826268/Stolz_und_Sprache.html

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Sigmar Salzburg
05.03.2008 07.16
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K/Z-Schreibung

welt.de 4.3.2008

Wie nun? Centrum oder Zentrum?

Warum schreibt Hamburg sein Zentrum auf Hinweisschildern mit C?
Diese Frage eines Lesers stellte die WELT jüngst Helma Krstanowski, Pressesprecherin der Baubehörde, für die Rubrik „Wieso, weshalb, warum“.

Die abgedruckte und leicht verkürzt wiedergegebene Antwort stiftete einige Verwirrung. Anders als dargestellt, gab es 1988 keine Änderung der Rechtschreibung – in diesem Jahr fiel die eigenartige Schreibweise in Hamburg lediglich erstmals auf. Es wurde beschlossen, die bereits etablierte Form beizubehalten, auch deshalb, weil sie für Touristen leichter verständlich ist.

Kerstin Güthert vom Rat für deutsche Rechtschreibung erklärt nun, wie es zu dieser Variante kommt: „1901 wurde die deutsche Rechtschreibung für das gesamte deutsche Reich vereinheitlicht, beide Schreibweisen (Z und C) waren zugelassen. Die Variante mit C geriet jedoch in Vergessenheit, schon bald tauchte sie nicht mehr im Duden auf. Ab 1955 galt die Schreibweise des Dudens als verbindlich, zusätzlich berief man sich jedoch auch auf die Regelung von 1901, sodass auch ,Centrum' noch zulässig war. Erst seit der Rechtschreibreform von 1996 ist nur noch 'Zentrum' korrekt.“ Trotzdem werde die Schreibweise des Wortes mit C noch häufig verwendet. fml

http://www.welt.de/welt_print/article1754341/Stadt_im_Fokus.html

Anmerkung:

1972 erregte in Kiel das Beschilderungsdurcheinander anläßlich der Olympiade große Heiterkeit. Großflächige international sein wollende Wegweiser „Olympiacentrum“ wechselten sich mit „Olympiazentrum“ ab.

Die K/Z-Schreibweise für das romanische C war früh verbreitet (Schiller „Don Karlos“). Ihre Förderung 1901 war aus heutiger Sicht kein guter Einfall. Die internationale Einheit wurde durch den graphischen Dialekt gestört. Bei der Internetsuche muß man immer mehrere Varianten eingeben, um zu einem umfassenden Ergebnis zu kommen. Die Komik mancher Erzeugnisse („Sakko“, aber nicht „Stukk“ und „Stukkkonstruktion“, trotz „Stukkateur“, reformiert jetzt „Stuckateur“, aber nicht „Sacko“) wird einem heute kaum noch bewußt. Die weise Entscheidung von 1901, „Centrum“ nicht zu verbieten, bildet einen deutlichen Kontrast zum spießigen Gängelungseifer der kultusministeriellen Reformkommission von 1996.

Im deutschen Newspeak allerdings ist ein k nun oft der letzte Hinweis, daß ein Wort nicht gewohnheitsmäßig englisch, sondern ausnahmsweise deutsch auszusprechen ist.


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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
29.02.2008 08.50
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Aprilscherz?

Der 1. April ist doch erst in einem Monat!

28. Februar 2008, 13:29 Uhr
Von Anselm Neft
Schock der Woche
Henryk M. Broder konvertiert zum Islam
Für viele völlig unvermittelt trat gestern einer der beliebtesten Autoren Deutschlands offiziell zum Islam über. Dabei hatte der Kulturjournalist des Jahres 2007 bislang gerade diese Religion immer besonders kritisch ins Visier genommen. …

Nach den Gründen für seinen unverhofften Übertritt befragt, ist Broder um Antworten nicht verlegen: „Ich hatte es satt, von anämischen Muttersöhnen in Blogs wie „Politically Incorrect“, „Freedom Watch“ oder „Fact-Fiction.net“ verehrt zu werden. Mich widern diese Wichtigtuer an, die sich auf jede meiner Pointen einen runterholen, wenn sie nicht gerade korrekte deutsche Rechtschreibung diskutieren. …“

Welt online 28.02.2008
http://www.welt.de/satire/article1735246/Henryk_M._Broder_konvertiert_zum_Islam.html

Er wird doch nicht hier mitlesen!

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Sigmar Salzburg
21.02.2008 14.14
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Konfuse staatliche Sprachplaner

Tag der Muttersprache

Deutsche Wörter und ihr Migrationshintergrund


… Zusammen mit dem Deutschen Sprachrat und der Dudenredaktion sucht das Goethe-Institut nämlich das schönste „Wort mit Migrationshintergrund“. Noch bis zum Freitag kommender Woche kann jeder Interessierte Vorschläge einsenden. Bisher haben rund 2500 Teilnehmer aus 42 Ländern mitgemacht. Am häufigsten gewählt wurden die aus Frankreich eingewanderten „Fisimatenten“, dicht gefolgt von dem hebräischen Fremdwort „Tohuwabohu“. Die Entscheidung, welches die schönste Begründung ist, fällt eine prominente Jury, der unter anderen die Moderatorin Anne Will, Komiker Loriot und Politiker Wolfgang Thierse angehören. Ludwig Eichinger, Direktor des Instituts für Deutsche Sprache, findet es gut, dass die Begründungen das gewinnentscheidende Merkmal sind. „So müssen sich die Menschen Gedanken machen, woher das Wort kommt und wie es den Weg in die deutsche Sprache fand.“ …

DIE WELT 20.2.2008
http://www.welt.de/kultur/article1701596/.html#reqNL

… und gerade ist per Gerichtsbeschluß entschieden worden, daß es Rechtens ist, wenn Volksverbildungsminister an solchen Wörtern wie „Quentchen“ und „Tolpatsch“ die letzten orthographischen Spuren ihrer Herkunft tilgen und darüber aufgeklärte Schüler mit dem Rotstift verfolgen lassen.

P.S.: Es gibt noch Schöneres als fiese Matenten:
http://www.nachrichtenbrett.de/Forum/showthread.php?postid=32092#post32092

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Sigmar Salzburg
21.02.2008 10.51
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Kommentar

Von Dankwart Guratzsch
Siegeszug der direkten Demokratie

Stimmen der Bürger hören

Mehr und mehr sind Bürgerbegehren zu einem Ventil und Korrektiv der Politik geworden. Ob in der laufenden Volksabstimmung in Berlin über die unsinnige Schließung des Flughafens Tempelhof, ob im Streit über die Waldschlösschenbrücke in Dresden, ob in den zahllosen Initiativen gegen die verkorkste Rechtschreibreform – überall, wo sich Bürger bevormundet fühlen, bilden Bürgerentscheide inzwischen eine erstaunlich wirksame Waffe, die die Politik zu fürchten begonnen hat …

http://www.welt.de/welt_print/article1698149/Stimmen_der_Buerger_hoeren.html

Die Welt online 20. Februar 2008

Siegeszug mit Entmündigung der Sieger …

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Sigmar Salzburg
22.01.2008 17.00
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Noch ein Opfer der „Reform“

20. Januar 2008, 04:00 Uhr

„Ich bin nicht Joschkas Typ“

Andrea Fischer musste vor sieben Jahren wegen des BSE-Skandals als Gesundheitsministerin ihren Stuhl räumen. Mittlerweile arbeitet sie als Pharmalobbyistin. Ein Expertengespräch über Seitenwechsel …

War es schwer, nach dem Rücktritt einen neuen Job zu finden?

Fischer:
Tja, ich hatte nie das Gefühl, ein Besuch in einem Arbeitsamt könnte irgendwie Sinn machen, weil die sicher nicht so richtig gewusst hätten, was sie mit mir anfangen sollen. In meinem gelernten Beruf als Druckerin konnte ich wegen einer Allergie nicht mehr arbeiten, in meinem zweiten Beruf als Korrektorin wohl wegen der geänderten Rechtschreibung auch nicht.


Welt online

URL: http://www.welt.de/wams_print/article1575405/Ich_bin_nicht_Joschkas_Typ.html

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Sigmar Salzburg
05.12.2007 15.45
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WELTsicht

5. Dezember 2007, 11:58 Uhr
Von Wolf Lotter
Medien
Auf Stefan Aust folgt die Diktatur des Volontariats
Eine Verschwörung von Missgünstigen hat „Spiegel“-Chefredakteur Stefan Aust gestürzt. Mit ihm werden all jenen guten Schreiber gehen, die er aufgebaut hat. Jetzt kann die Koalition der Mittelmäßigkeit wieder ihren gefühlslinken Pamphletismus pflegen.

Was wirft man jemanden vor, der nichts falsch gemacht hat – außer die Beschaulichkeit des Mittelmaßes zu stören. Der Fall Stefan Aust ist ein Spiegel der Zustände in der Republik.
Deutschland, so lesen wir es alle Tage, erlebt einen Linksruck. Doch das ist falsch. Was wir dieser Tage erleben, ist nichts anderes als ein Putsch des Mittelmaßes. …

http://www.welt.de/meinung/article1431726/Auf_Stefan_Aust_folgt_die_Diktatur_des_Volontariats.html

[Es sind die gleichen Leute, die Austs Rückkehr zur traditionellen Rechtschreibung von innen her torpediert haben – neben den Feinden von außen und vom Überkonzern: Stern-Mann Jörges in einer Talk-Show zur Koalition mit Springer-Döpfner: „ … mit denen geht man nicht ins Bett!“]

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Sigmar Salzburg
18.11.2007 14.24
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Thomas Gsella

18. November 2007, 10:42 Uhr

Von Uwe Wittstock

Lustige Lyrik
Gedichte von Babsy und den faulen Lehrern

… Gsella ist ein Lyriker mit der Haltung eines Straßenmusikers. Dass er dezidiert komische Gedichte schreibt, macht es ihm ohne Zweifel leichter, Lese-Flaneure für sich zu gewinnen. Zum Beispiel mit folgenden poetischen Porträt des wahren Glücks in Gomera:

Sand unter mir und über mir
ein Mond und hundert Sterne.
Ich flüsterte „Hier bleiben wir“
und küsste sie, es waren vier,
und alle hauchten: „Gerne.“

Wer kann derart paradiesischen Fantasien schon widerstehen.


http://www.welt.de/kultur/article1369787/.html#reqNL

Zu bemerken ist, daß Gsella Chefredakteur der „Titanic“ ist, in der er bis heute an der traditionellen Kulturrechtschreibung festhält.

Oder in ungezwungenen Gedichtbänden:

Gsella, Thomas:
Ins Alphorn gehustet.
Gedichte



"Der Ami weiß nichts von Kultur./ Fragt man nach Joyce, dann patzt er./
Der Ami frißt rund um die Uhr,/ und eines Tages platzt er.
"


Aus einer Werbeseite: Vorurteile über Völker sind saudumm, aber auch saukomisch – zumal wenn ein „Meister“ wie Thomas Gsella ( Spiegel ) sie in Reime fasst.

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Sigmar Salzburg
12.05.2007 07.23
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Blockwarte

WELT online, 11. Mai 2007

Von Uwe Wittstock
Buch der Woche
Max Goldts fröhliches Universum des Spotts
… In seinem neuen Band „QQ“ zeigt Goldt wieder mal, was er alles kann, und er kann eine Menge. Es gibt nur wenige Schriftsteller, die einen so wachen Blick auf die deutsche Gegenwart werfen wie er. … Er hat dabei nichts von der Blockwartmentalität jener Dudenschwenker, die sich bei der uferlosen Debatte um die Rechtschreibreform wichtig taten. Er ist vielmehr ein Feinschmecker der Sprache, ein Karl Kraus von heute, …

Max Goldt. Rowohlt, Reinbek. 156 S., 17,90 Euro.


Die Lehrer wurden als Blockwarte der Kultusminister verpflichtet, die meisten Zeitungen machen es freiwillig.

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Sigmar Salzburg
06.11.2006 04.01
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Automatisierte Zitatfälschung

Aus Schriften vergangener Jahrhunderte ...

... wird gern in der originalen Orthographie zitiert – aus Gründen der Quellentreue oder des Zeitkolorits. Seit der „Reform“ gibt es eine neue, täuscherische Darstellungsform alter Texte – die heysekonforme teiloriginale Zitierweise: Es werden nur die neuen „ss“ eingefügt.

Erstmals fiel mir dies in einem Artikel in den KN (E) v. 24.4.04 auf, in dem aus den „Eckernförder Nachrichten“ vom 15. September 1888 zitiert wurde. Wie aus der abgedruckten Photographie zu entziffern war, waren die altertümlichen „communal“, „Werth“, „Vaterlandsvertheidiger“, „Correspondenten“, „errathen“, „Gratification“ übernommen worden, „Jahresschluß“, „daß“ und „gewiß“ jedoch „angepasst“ worden. Der Autor, Dr. Stefan Deiters, entschuldigte dies auf Anfrage damit, daß sein Schreibprogramm die „ß“ automatisch umwandele.

Jetzt konnte man in der wieder zwangsreformierenden WELT einen Aufsatz von Rüdiger Safranski lesen, in dem ein Textabschnitt von Tieck in der gleichen verwirrenden, nachweisbar nicht originalen Schreibweise „lesbar“ gemacht wird:

In Tiecks „William Lovell“ findet sich eine eindringliche Schilderung dieses Gefühls:

„Langeweile ist gewiss die Quaal der Hölle, denn bis jetzt habe ich keine größere kennen gelernt; die Schmerzen des Körpers und der Seele beschäftigen doch den Geist, der Unglückliche bringt doch die Zeit mit Klagen hinweg, und unter dem Gewühl stürmender Ideen verfliegen die Stunden schnell und unbemerkt: aber so wie ich dasitzen und die Nägel betrachten, im Zimmer auf und nieder gehn, um sich wieder hinzusetzen, die Augenbrauen reiben, um sich auf irgend etwas zu besinnen, man weiß selbst nicht worauf; dann wieder einmal aus dem Fenster zu sehen, um sich nachher zur Abwechslung aufs Sopha werfen zu können, – ach... nenne mir eine Pein, die diesem Krebse gleich käme, der nach und nach die Zeit verzehrt, und wo man Minute vor Minute misst, wo die Tage so lang und der Stunden so viele sind, und man dann doch nach einem Monat überrascht ausruft: mein Gott, wie flüchtig ist die Zeit!“ .

Rüdiger Safranski „Mit Gott gegen das große Gähnen“ in WELT v. 4.11.2006.


NB.: Der defektive Satzbau steht so im Originaldruck.

Safranskis Schiller-Biographie erschien vorletztes Jahr in traditioneller Kulturschreibung.

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Sigmar Salzburg

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Norbert Lindenthal
11.10.2004 17.02
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Die Welt

Montag, 11. Oktober 2004 Berlin, 18:57 Uhr

Kultur

Heraus aus dem Oberseminar

Der Streit um die Rechtschreibreform hat wenigstens das Interesse an Sprachstil befördert

von Rolf Schneider

Die Debatte um die deutsche Rechtschreibung hat einen Buchtypus, der sich der öffentlichen Beachtung sonst eher entzieht, in die vorderen Ränge der Sortimente befördert. Es geht um Äußerungen zu Sprache und Stil. Wer sich in die bestehenden Angebote vertieft, wird überwältigt von deren Fülle und Spektrum; letzteres reicht von der linguistischen Spezialuntersuchung bis zum Briefsteller in Sachen Liebe oder Beruf. Behandelt werden Wörter, ihre Herkunft, ihre angemessene Verwendung, behandelt werden Grammatik, Satzbau, Stil und Schreibweise. Was diese anlangt, sind die Zustände derzeit unübersichtlich; wer es genau halten möchte, hantiert gleich mit zwei Ausgaben des Dudens, der von 1991 und der von 2004.

Unter dem Markenzeichen Duden erscheint außerdem ein mehrbändiges Wörterbuch der deutschen Sprache, das sich nicht nur über die Orthographie, sondern auch über Bedeutung, syntaktischen Gebrauch und Ursprünge äußert. Das Letztgenannte trägt den wissenschaftlichen Namen Etymologie und war lange Zeit ausschließlicher Inhalt von germanistischen Oberseminaren. Das zugehörige Lexikon von Friedrich Kluge, erstmals 1881 erschienen, wurde, in immer neuen Auflagen und mit Ergänzungen immer neuer Bearbeiter, zur schwergewichtigen Pflichtlektüre jedes Deutschstudenten.

Wenn jetzt eine Neuerscheinung erscheint, ist dies bemerkenswert. Der Autor, ein Bulgare namens Boris Paraschkewow, untersucht so genannte etymologische Doubletten: Homonyme, die eine gemeinsame Wurzel, aber differierende Bedeutungen haben, Beispiel Schloß, oder Abwandlungen des nämlichen Wortes bei gleichbleibendem Inhalt, Beispiel radikal/ratzekahl. Wer sich als Nichtgermanist auf solche Lektüren einläßt, muß einiges an Sprachinteresse besitzen. Es befördert zu haben, war das gewiß ungewollte Resultat der letzten Rechtschreibreform.

Nun ist richtiges Schreiben nicht bloß ein orthographisches Problem. Gleichermaßen geht es um richtiges Sprechen, richtiges Formulieren und beider Begründungen. Was die wissenschaftliche Linguistik betrifft, hat sich eine anderswo längst wieder untergegangene Modephilosophie, der Strukturalismus, ihre hier sprudelnde Aktualität erhalten, was wohl damit zu tun hat, daß der Erzvater des Strukturalismus, Fernand de Saussure, seinerseits ein Linguist war. Von ihm bis zu praktischen Vorschlägen vom Typus „Wie verfasse ich meinen Lebenslauf?“ ist es ein weiter Weg.

Zum Beispiel Wolf Schneider. Zuletzt hat der große Hamburger Journalist Studenten der Journalistik unterrichtet, und von seinen insgesamt 29 Büchern wurde das erste, „Deutsch für Profis“ (Goldmann), für angehende Publizisten verfertigt.

Die beiden anderen heißen „Wörter machen Leute“ und „Deutsch für Kenner“ (beide Piper). Jedes Mal geht es vor allem um Stil und Ausdruck, weswegen sich zahlreiche Überschneidungen herstellen. Schneider wettert gegen Fehler, Jargon, Tautologien und Modefloskeln, er tut dies schneidig und unter Verwendung von Metaphern, die manchmal ihrerseits nur schwer verdaulich sind, „Mumienwörter“ etwa oder „betrunkene Marionetten“. Von Hause aus kein Linguist, nähert er sich der Wissenschaft mit allen Vorzügen und Gefährdungen des Dilettanten, Irrtümer sind selten bei ihm, Vergröberungen häufig. Was am meisten irritiert, ist sein feldwebelmäßiger Tonfall, wobei sich nicht ausschließen läßt, daß eben darauf sein unbestreitbarer kommerzieller Erfolg gründet.

Seite 2

Heraus aus dem Oberseminar (2)

Judith Macheiner hat mit ihrem „Grammatischen Varieté" (Piper) gleichfalls einen Dauerseller verfaßt. Die Anglistin unterscheidet sich von Wolf Schneider vor allem im Stilistischen, sie formuliert vorsichtiger, auch wissenschaftsnäher, was gelegentlich dröge wirken mag oder ein schwer verständliches Fachwelsch erzeugt. Die Tücken von Kasus und Wortstellung, von Konjunktiv und Parenthese, Qual jedes schulischen Deutschunterrichts, sind bei ihr ausführlich und zumeist einsichtig dargetan.

Zwischen Schneider und Macheiner steht Dieter E. Zimmer, mit Titeln wie „Deutsch und anders“ (Rowohlt) und „So kommt der Mensch zur Sprache“ (Haffmans). Er ist der beste Schreiber von den dreien und der sensibelste Deuter obendrein. Als exzellenter Übersetzer aus dem Englischen will er weniger dekretieren als erklären, er ist nachsichtig in seinem Urteil und empfänglich für sprachliche Mutationen.

Die drei Autoren haben gemeinsam, daß sie fast durchweg von Sprache reden, aber hauptsächlich Stilistik meinen. Ihr Ziel ist das vorbildliche Deutsch, demonstrierbar an bewährten Mustern deutscher Dichtung, bei Schneider heißen die Autoren Kleist, Kafka, Büchner, Paul, Benn, Nietzsche, Musil, Walser (Robert) und Mann (Thomas). Andere würden noch Goethe, Fontane, Brecht, Hofmannsthal und Borchardt nennen.

Was ist die Wirkung solcher Sachbücher? Daß jemand nach der Lektüre von Schneider und Macheiner plötzlich anhebt, wie Walter Benjamin zu formulieren, ist unwahrscheinlich und wohl auch nicht wünschenswert. Daß er schlimmste stilistische Unarten hinfort vermeidet, steht zu hoffen, sicher ist es nicht. Es bleibt ihm – vielleicht – das gelegentliche Nachdenken über Sprache und Sprechen. Es war ihm schon der Anlaß für Kauf und Lektüre. Alles in allem ist das nicht viel. Mehr bewirken die wenigsten Bücher.

Artikel erschienen am Di, 12. Oktober 2004

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