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Übersetzbarkeit
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Karl Eichholz
03.10.2001 10.13
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Sanskrit

Wenn wir Worte ohne hineingelegte Bedeutung verwenden wollten, sondern sie nach Funktion und Bedeutung des Klanges selbst benutzten, würden wir wohl unweigerlich beim Sanskrit landen, welches der Funktion des Lautes unter allen Sprachen wohl am nächsten steht.

Immerhin interessant in diesem Zusammenhang ist dabei, daß Zigeuner unter den lebenden Sprachen eine dem Sanskrit sehr stark entsprechende Form benutzen (sollen).

Und Sanskritgelehrte Indiens wiederum behaupten, daß von den weitverbreiteten Sprachen das deutsche dem Sanskrit am nächsten käme.


Wir Deutsche haben ja einen starken Hang zur Differenzierung.
Deswegen ist ein Computer nicht das gleiche wie ein Rechner. Der Abacus geht bei uns noch gut als Rechner durch, aber als Computer würden wir ihn eher nicht bezeichnen. Dazu macht er zuwenig Geräusch und verbraucht zuwenig Strom.

Klar, daß Armour und Liebe und Französische Liebe nur entfernt Gemeinsamkeiten aufweisen.

Nun fragen Sie einmal einen Engländer oder evtl Franzosen, was denn Blitzkrieg oder Kindergarten übersetzt heißt.

Wir sind also kein reines Vokabelimportland, haben aber wohl ein deutliches Außenhandelsdefizit.

Außerdem brauchen wir uns nur nach verschiedenen Himmelsrichtungen zu orientieren, um für unterschiedliche Bereiche jeweils passende Vokabeln anzulachen. Wie wäre es mit dem Åmbudsmann, = dem Amtsmann?

Amtsmann und Åmbudsmann sind offensichtlich nicht dasselbe, obwohl die Wurzel identisch ist.

Pantha reï


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mit herzlichen Grüßen
Karl Eichholz

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Theodor Ickler
03.10.2001 07.37
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Ein Gleiches

In dem unsäglichen Dudentaschenbuch „Wie schreibt man gutes Deutsch?“ lese ich „ein Faible für den Charme des Spröden“. Das ist nichts anderes als „eine Schwäche für den Reiz des Spröden“. Wie bitte? Doch etwas anderes? Ja, natürlich, faible ist nicht Schwäche und Charme nicht Reiz. Man kann immer noch eine „Nüanckße“ herausklügeln, das will ich gar nicht bestreiten. Am besten, man beherrscht alle Sprachen der Welt, um wirklich immer ein noch treffenderes Wort parat zu haben.
Aber nun: Würde je ein Franzose auf den Gedanken kommen, solche einfachen Dinge in einer anderen Sprache als seiner eigenen auszudrücken? Selbst wenn er Deutsch könnte, würde er das nicht tun. Seine Rede wäre deshalb aber um keinen Deut ärmer.
Überhaupt ist die Jagd nach dem „treffenden“ Wort über ein gewisses Maß hinaus sinnlos. Ich erinnere an Cäsars Stil. Für das Bellum gallicum reichen ihm 1300 verschiedene Wörter, weniger als ein Erstkläßler beherrscht. Aber was macht er damit! Vielleicht hat diese Abneigung gegen alles Gesuchte die ganze Romania geprägt? Hat man das untersucht?
Es gibt die Anekdote vom Franzosen, der gefragt wird, welches französische Verb eine bestimmte Bedeutung am besten wiedergibt. Nach langem angestrengten Nachdenken erhellt sich seine Miene: „faire“.
In Frankreich und eigentlich überall außer in Deutschland gilt es als Fehler, die Rede mit Fremdwörtern zu sprenkeln, jedenfalls bei einigermaßen anspruchsvoller Prosa. Beinahe hätte ich geschrieben „als Fauxpas“. Auch dieses Wort hat seinen Platz im deutschen Wortfeld der Fehler, aber ich schlage vor, es daraus zu entfernen, nicht durch Erlaß, sondern durch stillschweigende Ächtung, also Vermeidung. Man wird sehen, daß uns nichts fehlt, wenn es verschwindet. „Faible“ – du lieber Himmel! Das würde ich doch nicht schreiben, ohne mir wie ein Barbiergeselle vorzukommen, der sich gegenüber der vornehmen Kundschaft einen weltmännischen Anstrich zu geben sucht.
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Th. Ickler

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Theodor Ickler
03.10.2001 02.43
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Nachtgedanken

Unser Herz hängt an bestimmten Musikstücken, Erinnerungen, Wörtern. Wie kommt das? Das ist die eigentliche Frage.

Wenn die Deutschen von einer ihrer Illustrierten nach dem „schönsten deutschen Wort“ gefragt werden, anworten sie regelmäßig „Liebe“ (dann kommen bald „Heimat“, „Frieden“). Dabei gibt es klanglich nicht viel her. War es nicht Thomas Mann, der das Wort „Liebe“ als labberig-milchig oder so ähnlich bezeichnet hat?
Wir laden die Wörter auf, die uns etwas bedeuten. Das ist das Seltsamste, von der Sprachwissenschaft fast immer Übersehene, eine "Überschätzung“, die man mit Verliebtheit vergleichen kann. Für mich eine Grunderfahrung, seit ich nachdenken kann.

Man kann sich auch aus tiefster Überzeugung etwas einbilden, sich bei einem Wort was gar Wunderbarliches vorstellen, und das ist vielleicht sogar unvermeidlich, wenn man in einer Sprache zu Hause sein will. So wie man in der Wahrnehmung Gestalten schließt, um orientiert zu sein, weit über das hinaus, was die Daten hergeben. „L'amour“! Tja, man projiziert was hinein. Ich bin weit davon entfernt, das zu kritisieren, es ist eines der großen Rätsel. Wie die Liebe selbst.
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Th. Ickler

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Christian Melsa
03.10.2001 01.22
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Ab wann und wieso ist fremdsprachiger Ausdruck wie „l´amour“ eine Bereicherung? Zunächst hat „l´amour“ einen schönen, weichen Klang, das ist klar. Das könnte schon Grund genug sein, es zu benutzen, wenn man damit eben das Schöne, das Weiche an der Liebe meint. Es ist auch sehr nützlich, um die spezielle Sorte von Liebe, die gemeint ist, präziser zu vermitteln, als das mit dem im Deutschen doch sehr weitgreifenden Wort „Liebe“ möglich wäre. Aber als jemand, der, so wie dieses, nur das eine oder andere Häppchen aus der französischen Sprache kennt, mit ihr aber nicht wirklich vertraut ist, kann seine Verwendung einem natürlich nicht die oft erwähnte „Denkwelt einer anderen Kultur“ vermitteln. Es hat sicher mehr mit Lautmalerei zu tun. Griffigkeit, rhytmische Eleganz usw. sind sicher auch der Grund, warum kaum jemand im Alltag „Mobiltelefon“ sagt, sondern „Handy“. Da ist es völlig egal, was „Handy“ überhaupt tatsächlich auf Englisch bedeutet. Das Ding ist klein und handlich, da ist ein Diminutiv nicht ungewöhnlich. Modisch ist es dann, das Wort nicht „Händi“, sondern eben „Handy“ zu schreiben. Das Kuriose ist, daß das Wort fälschlicherweise dennoch als englisches wahrgenommen wird, obwohl es das so nicht ist – obwohl es das Wort „handy“ natürlich im Englischen gibt. Ein Paradebeispiel dafür, daß der Gebrauch eines Fremdworts (bzw. eines Wortes, das zunächst einmal nur der Gestalt nach mit einem Fremdwort identisch ist) nicht zwangsläufig Kulturschätze mitüberträgt. Was die Übersetzbarkeit betrifft, so wird es hier spätestens dann interessant, wenn man einen deutschen Text, der das Wort „handy“ enthält, ins Englische übersetzen will.

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Walter Lachenmann
02.10.2001 14.07
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Da haben Sie leider auch wieder recht. So ist etwa eine aufgeräumte Schublade in der Vorstellung einer Mutter etwas ganz anderes als in der der neunjährigen bockigen Tochter.
Undsoweiter.
Und leider stimmt auch das mit den schwadronierenden Mehrsprachlern am Frühstückstisch – die Buchmesse ist dafür ein ergiebiger Anschauungsplatz.
Ich sagte es ja – die Intelligenz ist das Problem.
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Walter Lachenmann

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Theodor Ickler
02.10.2001 13.57
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Übersetzungen

Einverstanden, aber es gibt auch den Fall, daß Übersetzungen, die natürlich immer Verfälschungen sind, dem „Zielvolk“ Neues erschließen, und wie ich wohl schon mal anderswo zitierenderweise gesagt habe: Gerade die größten Dichtungen haben in Übersetzung gewirkt, Homer, Vergil, Shakespeare. Was hat Voß für die deutsche Literatur getan!

Ich habe mich eine Zeitlang mit klassischem Chinesisch beschäftigt und in China anläßlich eines „Mondfestes“ zu vorgerückter Stunde durch die Rezitation von Li Bais berühmtestem Vierzeiler („Nachtgedanken“, Sie wissen schon! Es gibt auch bekannte Parodien) ein solches Entzücken ausgelöst, daß mir ein Fakultätsvorsteher um den Hals fiel. Will sagen: Ich habe schon versucht, das Original zu verstehen, aber mir ist nur zu klar, daß das im Grunde unmöglich ist.

Aber sogar innerhalb derselben Sprachgemeinschaft versteht jeder alles wieder anders als ein anderer. Hermeneutische Banalitäten.

Ich kenne Leute, die mehrere Sprachen sprechen, und beneide sie darum. Aber wenn ich dann höre, wie sie beim Frühstück über fremde Völker daherschwadronieren, frage ich mich, wo die berühmte Bereicherung geblieben ist, die nach Humboldt aus dem Sprachenlernen erwächst. Wahrscheinlich hat nur der etwas davon, der auch ohne Fremdsprachen weltoffen wäre.

Daß ich aber nicht gegen Fremdsprachen bin, sondern ganz das Gegenteil, brauche ich hier wohl nicht mehr zu beteuern.
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Th. Ickler

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Walter Lachenmann
02.10.2001 13.21
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L'amour and so on

So gefällt mir das schon viel besser.

Alles mag übersetzbar sein, die Frage ist, was bei der Übersetzung entsteht. Besonders deutlich wird das meines Erachtens bei Übersetzungen von Lyrik. Auch die besten Übersetzer von Baudelaire, Rimbaud, wem auch immer, mögen ausgezeichnete Lyrik geschaffen haben aufgrund der verbalen und thematischen Vorgaben des Originals, aber es sind neue Gedichte dabei entstanden, mit anderer Anmutung, oft weit entfernt von dem, was beim Leser entsteht, der diese Lyrik im Original verstehen kann. Nicht umsonst lernen und behalten Leute, die Gedichte auswendig lernen, in der Regel die Gedichte aus ihrer Muttersprache, kaum einmal übersetzte Gedichte aus anderen Sprachen. Mit Liedern ist es natürlich dasselbe, oder mit Chansons. Hier wirken Eindeutschungen – etwa von Jacques Brel oder Georges Brassens – fast immer holzig bis peinlich, im harmlosesten Falle schlicht reizlos. Wer die Originalsprache nicht kennt, wird den wirklichen Wert und Reiz dieser Chansons niemals kennenlernen, eine Erweiterung seines Bewußtseins und seines sinnlichen Erlebens wird ihm vorenthalten bleiben.

Mir erscheint dies wichtig im Hinblick auf die im Augenblick so vehemente Abwehr von Einflüssen aus anderen Sprachen, aktuell aus der englischen. Dieses Eindringen einer anderen Sprache hat doch den riesigen Vorteil, daß man mit ihr in Kontakt kommen kann, Teile aus ihr schon einmal kennenlernen kann, auch Mentales, was dabei mit hereinkommt in die eigene Sprache, wodurch auch der Begriffs- und Erlebenshorizont erweitert werden kann. Mein Beispiel von l'amour war eigentlich nicht gut gewählt als Beispiel von Unübersetzbarkeit, denn l'amour hat sich in der deutschen Kultur schon ganz gut eingelebt, über Edith Piaf, Kosmetik- und Parfumindustrie und zungenschnalzende Berichte von Soldatenerlebnissen unserer Väter – mit diesem Begriff verbindet sich für viele Deutsche schon eine mehr oder weniger vage Vorstellung von dem, was Liebe auch sein kann, und schwingt vielleicht auch im eigenen Erleben und Gestalten dieses Phänomens mit, wie auch immer: mehr Frivolität, mehr Geist und Witz, mehr »must de Cartier«.
Dieses Beispiel zeigt also eher, welche Bereicherung der Einfluß, das Eindringen einer Fremdsprache in die eigene Sprache darstellen kann.

Nun nimmt das überhand, das ist wahr, und ist meist so dumm und überflüssig, daß es nervt. »The more you think«, »Come together«, »Point of Sale« usw. Immerhin, man kann dabei wenigstens soviel Englisch lernen und tut sich im Ausland vielleicht in manchen Situationen leichter. Dagegen anzukämpfen, etwa mit Gesetzen oder Wächterämtern, scheint mir aber völlig sinnlos zu sein. Diese Übertreibung ist eine Folge der menschlichen Wichtigtuerei, Dummheit und Eitelkeit. Verbietet man ihr das eine, stürzt sie sich auf die nächste Torheit. Man kann viel eher darauf rechnen, daß sich das eines Tages überlebt haben wird. Ein Überhandnehmen von Begriffen wie Ferndruck, Netzpost, Weltnetz und dergleichen krampfhafter Eindeutschungen müßten auch nicht unbedenklich sein.

Besorgniserregend ist meines Erachtens das Verbinden von Themen der nationalen Identität mit Fragen der Verwendung eines möglichst rein deutschen Vokabulars. Oder das Abgrenzen von Sprachen gegeneinander, Betrachtungen über »innere Werte« einer Sprache. Man kann in jeder Sprache sowohl die erlesensten Gedanken fassen und formulieren, wie solche gemeinster Niedertracht, das sollten wir Deutschen an den Beispielen von Hölderlin bis Hitler eigentlich sehr gut wissen. Es ist doch höchste Zeit, daß wir uns auf unsere globale Identität und Verantwortung besinnen. Und je mehr Übereinstimmung schon einmal im sprachlichen Verständnis zwischen den Kulturen besteht, egal aus welcher Sprache die Begriffe schließlich kommen, umso mehr besteht doch die Chance, die unterschiedlichen mentalen und kulturellen Unterschiede und Ausprägungen zumindest zu erahnen, vielleicht gar zu verstehen und Möglichkeiten des Auskommens miteinander oder gar der Übereinstimmungen zu finden. Dafür muß niemand etwas Wertvolles aus seiner ihm angestammten Identität aufgeben, nur vieles hinzu aufzunehmen bereit und in der Lage sein. Das erfordert Intelligenz, und genau das ist das Problem.

Jetzt würde mir noch sehr viel einfallen zum von Herrn Ickler angeführten Beispiel »glauben«, aber das erspare ich allen, sonst erwerbe ich noch einen weiteren Titel, den des Forumspastors (was für ein schreckliches Fremdwort, Marktplatzschäfer wäre doch viel schöner!).

Im übrigen wünschte ich mir sehr, daß neben der wichtigen permanenten Kritik an der Rechtschreibreform vermehrt auch solche Fragen, die das Thema Sprache nicht allein in beklagender Form sondern in konstruktiver Betrachtung behandeln, auf diesen Seiten behandelt würden.
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Walter Lachenmann

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Theodor Ickler
02.10.2001 02.49
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Herr Lachenmann hat – nicht nur an dieser Stelle – darauf aufmerksam gemacht, daß Wörter einer Sprache sich in einer anderen nicht genau wiedergeben lassen, zum Beispiel frz. amour usw.
Dem möchte ich ausdrücklich zustimmen. Es liegt vollkommen auf der Linie, die ich in meinem engeren Arbeitsbereich, der distinktiven Synonymik, als selbstverständlich ansehe. Ich darf vielleicht auf das nicht neue, aber immer noch vorzügliche Büchlein von Ernst Leisi, „Der Wortinhalt“, hinweisen, ebenso auf seine „Praxis der englischen Semantik“, wo er jeweils dt.-engl. Vergleiche anstellt. Schon so einfache Wörter wie „Klumpen, Brocken, Stück“ usw. haben keine genauen Entsprechungen im Englischen („clot, clod, piece, morsel“ usw.). Prüfstein ist die Kombinierbarkeit (hier also mit „Blut, Erde, Zucker, Kohle“ usw.). Es ergeben sich Wortfelder (Synonymenfelder), die sich im Sprachvergleich niemals decken. Trotzdem kann man behaupten, alles sei übersetzbar, denn die Äquivalenz sei gar nicht auf der Ebene des Einzelwortes zu suchen.
Dagegen ist nur zweierlei zu berücksichtigen (nicht einzuwenden, das wäre zu stark):
Erstens gibt es den kulturellen Hintergrund. Ich kann natürlich einen Begriff der chinesischen Kultur nicht wirklich „verstehen“, wenn ich mir den chinesischen Hintergrund nicht angeeignet habe, also eigentlich Chinese bin (kulturell, nicht körperlich, versteht sich). Genauer gesagt: Es gibt wohl ein Verstehen aus der Mithörerposition im Gegensatz zur Zuhörerposition (habe ich anderswo genauer ausgeführt), so daß ein Nichtchrist die christliche Lehre in einem bestimmten Sinne verstehen kann, ohne sich – im Bultmannschen oder Gadamerschen Sinne – angesprochen zu fühlen. Aber das „wirkliche“ Verstehen stellt sich nur beim Angesprochenen ein, hier also beim Gläubigen. Ein Nichtreligiöser spricht vom Glauben wie ein Blinder von der Farbe – das ist so ungefähr diese hermeneutische Position, und man kann es auf andere Zugehörigkeiten (Kultur vor allem) übertragen.
Zweitens gibt es bei der Sprache, nun ja, die Musik. Die Wörter haben ja eine bestimmte Anmutung über den begrifflichen Sinn hinaus. „L'amour“! Ja, Herr Lachenmann, das kann man nicht übersetzen, muß man aber auch nicht. Und wenn man nun fleißig fremde Sprachen lernt, verschafft man sich allerlei Genüsse, die man auf andere Weise entbehren müßte. Das bestreitet ja niemand. Es ist wie Reisen.
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Th. Ickler

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