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Geschichte der Rechtschreibreform
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Reinhard Markner
07.07.2001 17.09
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Helvetismen im Englischen

cheese kommt bestimmt von Chaas, odrrr ?

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Wolfgang Scheuermann
07.07.2001 13.53
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Verehrte Frau Morin,

Sie haben m.E. auch erreicht, was in Ihrer Absicht lag – ich wollte meinen Einschub keineswegs als Kritik verstanden wissen!
Mir ging es ganz egoistisch nur darum, den hier versammelten Sachverstand dazu zu mißbrauchen, um herauszufinden, ob an meiner vielleicht kruden Idee (die man wohl aufgrund meines Mangels an Sachkenntnis besser als Spekulation denn als Hypothese bezeichnen sollte) überraschenderweise etwas zutreffen könnte. (Vielleicht handelt es sich ja für Linguisten auch um olle Kamellen, aber ich habe dazu noch nie etwas gelesen oder gehört.)
__________________
Dr. Wolfgang Scheuermann

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Ursula Morin
07.07.2001 11.32
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Ich hatte den Text auch nur eingerückt, weil ich dachte, der eine oder andere Leser könnte am Umgang des „englischen Normalbürgers“ (auch ein Konstrukt) mit seinen „Reformern“ interessiert sein. Meine Hypothese: Die Engländer lassen sich ihre Sprache nicht verpfuschen, die Deutschen schon – mangels Selbstbewußtsein, Zivilcourage oder was auch immer. Wäre schön, wenn diese (bisher noch) Hypothese durch gemeinsamen Widerstand der schreibenden Zunft widerlegt würde.

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Wolfgang Scheuermann
07.07.2001 11.23
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Keese

Warum sagen die Engländer eigentlich nicht „keese“*) und „birk“**), sondern „tschies[e]" und „börtsch“?
Meine Hypothese ist, daß sie sich von ihrer Orthographie haben narren lassen und falsche Analogieschlüsse auf die Aussprache gezogen haben.
Auf diese Erkenntnis bin ich besonders stolz und würde sie mir nur ungern widerlegen lassen, von Leuten, die mehr davon verstehen.
Aber andererseits bin ich nun einmal Wissenschaftler und muß als solcher „gerne bereit“ sein, mir „jeden Tag eine Lieblingshypothese widerlegen“ zu lassen (aus dem Gedächtnis zitiert nach dem von mir hochverehrten Konrad Lorenz).
Ich sehe also – (etwas bemüht) gelassen – dem Untergang meiner Hypothese entgegen.

Für Nicht-„Engländer“: *)„cheese“ = Käse
**)„birch“ = Birke

P.S.: Sollte das „h“ nicht sogar, wie etwa im Italienischen, die heutige Aussprache verhindern?
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Dr. Wolfgang Scheuermann

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Theodor Ickler
07.07.2001 11.02
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Zur Erinnerung

Den Text von Jörg von Uthmann habe ich vor allem deshalb hier eingerückt, damit man sich noch einmal in Erinnerung rufen kann, was damals auf dem Programm stand. Man muß bedenken, daß die dritten und letzten Wiener Gespräche ein Jahr später stattfanden und daß dort dann die heutige Reform beschlossen wurde, die ja ganz anders aussieht. So erklärt sich der scheinbare Widerspruch, daß die Rechtschreibreform einerseits jahrzehntelang vorbereitet und dann doch in größter Hast zusammengeschustert wurde. Zwischen den Treffen (an denen auch immer nur ein Teil der Reformer mitwirkte, weil zum Beispiel die sehr fähige Renate Baudusch kein Reisekader war und den SED-Mann Nerius nicht ins „nichtsozialistische Ausland“ begleiten durfte) gab es praktisch keine Zusammenarbeit; dafür waren auch kein Geld und keine institutionelle Grundlage vorhanden.
Gleichwohl wurden die Kritiker mit dem Hinweis abgefertigt, die Reform beruhe auf acht-, einundzwanzig- oder gar vierzigjährigen Vorarbeiten – als sei das ein Gütesiegel; aber es stimmt nicht einmal.
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Th. Ickler

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Ursula Morin
07.07.2001 10.43
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Und hier, was die Engländer zu diesem Thema zu sagen haben... Auszug aus „THE WAY WE ARE“ – The Astonishing Anthropology of Everyday Life – Margaret Visser:

ENGLISH SPELLING OR WOULD YOU LIKE TO BE PHTHEIGHCHOUND FOR A GHOTI?
We can all take comfort in the realization that nobody thinks English spelling is easy. For four and a half centuries, those who have resented its complexities have fought for simplification and reform. They have wanted to take it upon themselves to regularize patterns, cut out letters, remove exceptions, or replace the alphabet altogether. George Bernard Shaw could not understand why we should wish to live with a language in which „fish“ might as well be spelled „goti“ (f as in cough, i as in women, and sh as in nation). „Taken“ comes out as „phtheighchound“ (phthisic, weigh, school, glamour, and handsome) .....

Why then have we not rationalized our spelling system? What are we waiting for?

English spelling is a system, and even English spelling is mostly regular: eighty-four per cent of words are straightforward, thirteen per cent decently rule-abiding, and only three per cent so weird that we have to memorize them. But among those three per cent are 400 of the commonest words in the language: gone, done, of, and so on. These weigh heavily against the relative simplicity of the rest. BUT THEY ARE THE LAST WORDS ANYONE WANTS TO CHANGE. The moment a spelling reformer writes „ov“, WE OPPOSE HIM: English abhors words ending in „v“.

The assumption most people make is that sound is what spelling expresses. It mostly does so, of course – but the way words are written also gives clues to their meaning. The letters „sig“ in „signal, sign, design“ and „designate“ are pronounced differently in each word, but they show the common meaning that relates them. The English system is extraordinarily sensitive to such meaningful sets of letters; where the pronunciation changes, it often keeps the semantic unit intact. We tend over time even to adjust the spelling of words to provide these clues more clearly ... We even keep old spellings because they EXPRESS EMOTION BY VISUAL MEANS ALONE: look at „ghastly“, „ghost“ and „ghoul“ (vgl. „gräulich“, das diesen Zweck nicht mehr erfüllt).

What this means is that written English is superb for reading silently. Reading silently is a relatively modern skill; ancient Greeks and Romans, for instance (Anm. U.M: und deutsche Rechtschreibreformer) thought of reading as something done out loud. Today, people usually read more swiftly than they could speak, and without sounding the words even to themselves. WRITING PERFORMS A NEW AND DIFFERENT FUNCTION: IT HAS TO CREATE PATTERNS FOR THE EYES.
... It is in fact impossible to spell purely phonetically: writing is nothing like sound and therefore could not imitate it. (Anm. U.M: Außer im phonetischen Alphabet natürlich ... vielleicht sollten wir das ja benutzen.)
If phonetics were made to govern spelling, which dialect would be represented and so obscure the rest? Consider for example the loss in comprehensibility if „cone“ and „conic“ were spelled (as one „new system“ suggests) „kon“ and „kanik“ (Anm. U.M.: Oder „Kaiser“ = „Keiser“).

The use of English, even by foreigners, does not seem to have been halted by difficulties in reading and writing it. This is because its spelling system, no less than its grammar and vocabulary, is sensitive, systematic, economical and able to both resist and accomodate change. Usage does change, but gradually, and WITH THE HELP AND CONSENT OF EVERYBODY; ONE OF THE UNPLEASANT ASPECTS OF „SPELLING REFORM“ IS THE MEGALOMANIA OF THE REFORMERS.

English does have anomalies that are impossible to excuse: one linguistic expert complains, for example, about „repair“, „forty“ and „questionnaire“. Yet we should realize that attempts to PERFECT the system overall could impair the strengths which we are just beginning to appreciate that it possesses. ...

Diese Einsichten wären den Reformern und Reformfreunden auch zu wünschen.

(Anm. Ich habe den Text etwas gekürzt und habe Versalien und Anführungszeichen anstelle von Kursivschreibung wie im Original benutzen müssen, da ich die Kursivfunktion hier nicht finde.)


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Reinhard Markner
07.07.2001 10.23
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Jörg von Uthmann

Der Verf. war Amerika-Korrespondent der F.A.Z.

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Theodor Ickler
07.07.2001 05.30
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Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 26.1.1993, S. 25

Filologen am Werk

Sie lassen nicht locker. Spätestens 1995, kündigten die Sprachverbesserer vor einigen Tagen an, soll die deutsche Rechtschreibung vereinfacht werden. Nachdem man ihnen ihr Lieblingsspielzeug, die sogenannte „gemäßigte Kleinschreibung“, aus der Hand geschlagen hat – „gemäßigt“ deshalb, weil sie, von zwei Ausnahmen abgesehen, Großbuchstaben radikal ausmerzt –, wollen sie wenigstens den Thron in einen „Tron“ verwandeln und den Philosophen in einen „Filosofen“. Die Konjunktion „daß" soll dem Pronomen „das“ angeglichen werden. Auch das Englische, so argumentieren sie, verwende für beide Fälle ein einziges Wort („that“). Schon in der Kampagne für die „gemäßigte Kleinschreibung“ wurde das Englische wie ein Feldzeichen mitgeführt. Unterschlagen wird dabei, daß Aussprache und Schreibweise nirgendwo weiter auseinanderklaffen als gerade im Englischen. Das O in woman, women, God, got wird jedesmal verschieden ausgesprochen – nicht anders als die Vorsilbe „Beau-" in den Familiennamen Beaufort, Beauchamp und Beaulieu. Der Verbreitung des Englischen hat dies nicht geschadet – womit das ebenfalls gern gebrauchte Argument, unsere komplizierte Rechtschreibung schrecke Ausländer davon ab, Deutsch zu lernen, wohl erledigt wäre. Warum also das ewige Bohren? Könnte es sein, daß hier ein Reinlichkeitswahn vorliegt, wie wir ihn bei Frauen beobachten, die auch die Dachziegel ihres Hauses schrubben? Mögen sich Psychologen (Psüchologen?) dieser Frage annehmen. Gottfried Benn, kein Psychologe, wohl aber Arzt, hatte für Fälle dieser Art eine Antwort parat: „Plattdrücken ist noch keine Formgebung.“ Oder, wie die Amerikaner sagen: „If it ain't broken, don't fix it.“ J.v.U.
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Th. Ickler

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