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Norbert Schäbler
24.03.2001 10.46
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Sehr geehrte Frau Dr. Menges!
Ich glaube Sie verwechseln da etwas, wenn Sie von Ergebenheit sprechen.
Offensichtlich sind Ihnen die feinen Abstufungen nicht bewußt zwischen: Loyalität, Hörigkeit und Unterwürfigkeit, denn all Ihre bisherigen Beiträge zeugen von einer Ergebenheit, die mich zum Übergeben reizen!
Sie stellen Ihre permanente Hilflosigkeit, Ihre Paralysierung in einer Weise zur Schau, daß es einem speiübel wird. Und Sie – eine regungslos verharrende, ohnmächtige und entmündigte Person – werben darum, daß andere Menschen Ihnen nachfolgen. Das ist doch paradox! Sie bewegen sich doch nicht einen Zentimeter aus Ihrer geistigen Dunkelheit heraus. Sie sind doch ein Ausbund von Unfreiheit, geknebelt und gefesselt durch eine Rechtschreibreform, die wissenschaftlichen Ansprüchen und demokratischen Mindestforderungen nicht im entferntesten genügen kann.
Ich möchte Sie erinnern an Ihren Amtseid, den Sie auf die Verfassung abgeleistet haben.
Und ich darf hier Ihr geschichtliches Wissen auffrischen. Ich erinnere daran, daß zwischen dem Soldateneid der Weimarer Republik bzw. der Bundesrepublik Deutschland und dem Fahneneid unter Adolf Hitler ein gewaltiger Unterschied besteht. D.h.: Nur ein einziges Mal in den zurückliegenden 80 Jahren wurde die Treue gegenüber einer Person – dem Führer – gelobt. Selbiges endete in einer Katastrophe!
Liebe Frau Dr. Menges,
machen Sie sich davon frei, daß Sie den Handlanger und Wasserträger bornierter und demokratieunfähiger Personen spielen. Dienen Sie einer Sache und nicht dem Willen wirtschaftlicher und politischer Interessenverbände. Nutzen Sie die im Grundgesetz verbrieften Rechte der freien Meinungsäußerung, der Freiheit von Kunst, Wissenschaft, Forschung und Lehre (Art. 5 GG). Diese Rechte gelten nicht nur für Professor Ickler. Sie gelten für alle Bundesbürger – auch die neu hinzugekommenen sowie alle standesgemäßen notorischen Befehlsempfänger.
Und falls Sie in Ihrer Hilflosigkeit Handlungsanleitungen suchen, dann schauen Sie einmal in diesem Forum unter dem Leitfaden „Schule“ nach. Auch dort können Sie sich äußern. Aber bitte nicht in dieser plumpen, sich selbst neutralisierenden Form!

__________________
nos

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Reinhard Markner
24.03.2001 10.21
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Befehl ist Befehl, und Bier ist Bier !
[Man beachte das Komma hinter Befehl]

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RenateMariaMenges
24.03.2001 08.54
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Im neuen Lehrplan in Bayern für die Grundschulen steht

im Fach Deutsch steht auf S.27 „Die Schüler erhalten erste Einsichten in die Prinzipien der Rechtschreibung... sie lernen durch eigenständiges Erproben und Vergleichen, sowie Nachdenken über Schreibweisen Rechtschreibphänomene kennen und eignen sich grundlegende Rechtschreibstrategien an... Die Grundlage dafür ist der verbindliche Grundwortschatz.

Dieser Lehrplan ist ein Amtsblatt ( KWMB1 I So.-Nr. 1/ 2000). Natürlich sind unsere Amtsblätter und Amtsvorlagen in neuer deutscher Rechtschreibung geschrieben.

Warum möchte man dann ein Zurück, wenn alles amtliche bereits geregelt ist? Ich kann mir kaum vorstellen, dass von der neuen deutschen Rechtschreibung nochmals jemand abweicht, wenn ich unsere Vorlagen so ansehe.


Einzelne Menschen in Ministerien und in Ämtern haben selbstverständlich eine eigene Meinung, aber nicht die wissenschaftliche Freiheit diese auch zu äußern ( wie im Beispiel Prof. Ickler). Eigene Meinungen und Amtsvorlagen können durchaus einmal variieren, warum denn nicht. Deshalb ist der getreue Staatsdiener doch noch ein getreuer Staatsdiener.

Demokratie heißt auch sich Beschlüssen zu beugen. Trotzdem lebt Demokratie, zum Beispiel auch von ihrer und Ihrer Kritik. Deswegen finde ich dieses Forum gut, aber gleichzeitig sehe ich keinen Weg zum „Zurück zur alten Rechtschreibung“, sondern nur zum „Verbessern dieser jetzt eingegangenen Rechtschreibung“.

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Theodor Ickler
20.03.2001 14.42
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Am grünen Holz

In der „Elternzeitschrift“, die das bayerische Schulministerium an Gymnasien verteilt, ist seit geraumer Zeit „auseinandersetzen“ in reformwidriger Zusammenschreibung zu lesen. Fast könnte man an Obstruktion denken, zumal wenn noch – wie in der neuesten Nummer – der sagenhafte „Spass“ hinzukommt. Daß „so genannt“ weiterhin getrennt geschrieben wird und auch immer noch die unfreiwillig selbstironischen „allgemein bildenden“ Schulen zur Sprache kommen, widerspricht dieser Vermutung nicht unbedingt.
Aus einem anderen deutschen Ministerium wird mir vertraulich mitgeteilt:
„In Zweifelsfällen entscheiden wir uns ganz bewußt für die scheußlichere Fassung, um den Schmarrn auch richtig deutlich zu machen.“
Leider darf ich die Quelle nicht nennen, weil mein Informant sonst sicherlich in große Schwierigkeiten käme. Die Rechtschreibreform wird ja überall mit Gewalt durchgesetzt, weil es anders gar nicht geht.
__________________
Th. Ickler

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Wolfgang Wrase
19.03.2001 15.01
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Noch mehr Absurdität

Daß die Rechtschreibreform als demokratisch (oder demokratisch legitimiert) bezeichnet wird, ist in der Tat so, wie wenn ein Angriffskrieg „zur Sicherung des Friedens“ losgetreten wird. Die Demokratie ist aber nicht das einzige, was hier ins Gegenteil verkehrt und dennoch mit dem originalen Etikett versehen wird. So treten die Reformer ja gerne mit dem angeblichen Auftrag auf, „die Einheitlichkeit der Rechtschreibung zu sichern“, dem sie mit Hilfe der Reform nachkommen müssen. Oder man redet davon, daß die Reform auf breite Akzeptanz stößt, obwohl fast alle, die neu schreiben bzw. das versuchen, das unter Zwang tun.

Da ist es schon relativ fortschrittlich, wenn sich manche Politiker darin gefallen, sich beim Volk mit der (ehrlichen) Bewertung beliebt zu machen, die Reform sei "überflüssig“ (was allerdings stark untertrieben ist, denn die Reform hat gewaltige Nachteile, Kosten usw., ohne ihr Ziel je erreichen zu können). Dieselben Politiker äußern jedoch in der Regel, man könne die Reform nun leider nicht mehr aufhalten (das ist gelogen). Diese relativ aufgeklärte und zur Hälfte ehrliche Darstellung unserer „besseren“ Politiker läßt sich also wie folgt zusammenfassen: Die Rechtschreibreform ist überflüssig, aber ihre Durchsetzung ist unvermeidbar. Oder noch knapper: Die Reform ist zugleich überflüssig und notwendig.

Diese lächerlichste aller Reformen ist also in mindestens vierfacher Hinsicht als Absurdität gekennzeichnet:
1. Absolut undemokratische Durchsetzung – Bezeichnung „demokratisch“
2. Chaotisches Ergebnis – Parole „Sicherung der Einheitlichkeit“
3. Überall unfreiwillige Umsetzung – offizielle Darstellung „Niemand wird gezwungen“
4. Insgesamt mehr als überflüssig – Politiker-Urteil „unvermeidbar“

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Theodor Ickler
19.03.2001 04.24
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Demokratie

Niemand bezweifelt, daß die Rechtschreibreform gegen den Willen der Bevölkerungsmehrheit durchgesetzt wird. Das ist sogar die Voraussetzung für die gesamte „Strategie“, also den besondern Weg, den man diesmal gegangen ist. Ein Politiker sagte damals: Wenn die Länderparlamente mit der Reform befaßt werden, ist sie schon gestorben.
Die demokratische Legitimation der „Gremien“ ist äußerst dünn. Man muß nachlesen, wie die kleine Reformertruppe sich „den Auftrag holte“ (Zabels Ausdruck). Deutlicher wird der Vorgang bei der Annullierung des erfolgreichen Volksentscheids in S.-H. – Diese Geschichte muß irgendwann einmal erzählt werden; Herr Dräger kennt sie am besten.
Und dieselben Parteien, die den einzigen erfolgreichen Volksentscheid außerhalb Bayerns zu Fall brachten, schwafeln jetzt wieder über die Wünschbarkeit von Volksentscheiden! Sogar Thierse, der es sich widerstandslos gefallen ließ, daß die Regierung (wie ihre Vorgängerin) den Beschluß des Bundestages vollkommen ignorierte. Überall wurde die Parteiräson befolgt. Ob Geld geflossen ist, werden wir wohl nie herausbekommen, da die Pressemedien aufgrund eigener Verstrickung nicht recherchieren.
Grotesk wird es, wenn die Reformer zur Verteidigung des „demokratischen“ Charakters ihrer Reform darauf verweisen, daß innerhalb des internationalen Arbeitskreises „demokratisch abgestimmt“ wurde. Als wenn das irgend jemanden interessierte, ob innerhalb einer Verschwörerbande Mehrheitsentscheidungen fallen!

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Christian Melsa
18.03.2001 21.29
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Na ja, aber es wird doch wohl noch die Frage sein, ob man Realitäten hinnehmen möchte oder nicht, ob man Zustände einfach akzeptiert, so daneben sie auch sein mögen.

Demokratie kennzeichnet sich übrigens nicht durch repräsentative Gremien, das ist nur die spezielle Form der Realisierung in den meisten demokratischen Ländern. Demokratie ist nun einmal die Volksherrschaft, das bedeutet das Wort und daran gibt es nun wirklich nichts zu relativieren. Wenn die herrschende Schicht etwas anderes durchführt als vom Volk gewollt, ist das undemokratisch, auch wenn diese herrschende Schicht vom Volk vorher einmal (mit stark begrenztem Artikulationsraum) gewählt wurde.

Daß so etwas stattfindet, sollte durch das Grundgesetz eigentlich ausgeschlossen werden. Man braucht sich also nicht einmal auf vielleicht zu utopisch angesetzte Ideale zu beziehen, es reichen bereits handfeste, glasklar formulierte Artikel des Grundgesetzes. Das ist ja gerade das Heuchlerische an solchen undemokratischen Vorgängen wie der Rechtschreibreform: Der Staat verleugnet seine eigene geistige Grundlage.

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RenateMariaMenges
18.03.2001 16.04
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Nur ein paar Auszüge...

Selbst auf die Gefahr wieder Vorwürfen ausgesetzt zu sein,Herr Ickler,

„selbstständig“- ja so ist es mir einfach angenehmer.
Ich finde es geradezu erleichternd, dass dieses Wort heute so geschrieben wird.

Wir werden Norbert Schäbler brauchen zur politischen Diskussion: Christian Melsa- was ich geschrieben habe sind Tatsachen, keine Bewertungen. Unterschriften ( egal wie viele) landen im Keller, ganz sicher. Ob das demokratisch ist, war hier nicht die Frage. Es sind Realitäten.

Gremien,Leute vertreten eben das Volk- so sind die Bestimmungen. Die Gremien erarbeiten Satzungen, Leitlinien,Inhalte über die dann abgestimmt wird. Das ist der demokratische Weg.


Und Herr Ickler: Sie sind überzeugt, dass sich etwas ändern wird und Sie schreiben, dass die alte Orthografie besser war, gleichzeitig wollen Sie kein Zurück- Protagonist sein ( aus Ihren Beiträgen). Was bitte schlagen Sie dann wirklich von heute ausgehend vor? Ich bin gespannt auf Ihre Antwort.

Ihre Aussagen bezüglich der beruflichen Situation der Journalisten ... empfinde ich als sehr positiv ( altes Gästebuch).

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Christian Melsa
18.03.2001 10.14
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Frau Menges,

leider komme ich zur Zeit nicht so gut dazu, hier viel zu schreiben. Einige kurze Worte deshalb nur zu Ihren letzten Beiträgen:

Was für eine Chaos-zu-Ordnung-Begebenheit war denn das am Computer? Sollte es einfach um die Beseitigung des Chaos gehen, könnte man ja nicht wirklich behaupten, daß die Ordnung dem Chaos zu verdanken sei, sondern gerade durch seine Beseitigung wäre die Ordnung ja erst eingetreten.

Sie erinnern daran, daß heutzutage in einer Kultur der schriftlich übermittelten Kurznachrichten ohnehin ständig verschiedene Orthographien verwendet werden. Doch um so wichtiger wäre es doch dann, daß es demgegenüber eine eindeutige Einheitsorthographie gibt! Persönliche Eigenheiten dürfen doch ruhig existieren, nur der allgemeine Standard sollte eben ein Standard sein, kein Beliebigkeitsbrei und auch keine verhunzte Version des eigentlichen Standards. Das hat nichts mit spießiger Ordnungsliebe zu tun, sondern mit Funktionalität.

Weiterhin stellen Sie ganz richtig fest, daß uns die Neuschrieb-Schulbücher sicherlich noch eine Weile erhalten blieben, womöglich gar eine zehnjährige Dekade (wenigstens keine zwanzigjährige oder so). Das ist also zwar immerhin richtig, aber was soll daran gut sein? In Wirklichkeit hat man schlicht ein paar Schreibweisen, die vorher als falsch gegolten hätten, neu in die Bücher hineinoperiert. Aus den bereits ausführlich erwähnten Gründen kann es so nur zu Verwirrung kommen. Und hier muß man ganz ausdrücklich auf das Auslöserprinzip hinweisen, nach dem natürlich die Reform schuld an dieser Verwirrung ist, nicht etwa diejenigen, die bei der gewohnten Rechtschreibung bleiben wollen – die haben schließlich nicht die gegenwärtige Situation herbeigeführt. Dennoch wird der Schwarze Peter in mancher öffentlichen Diskussion den Reformgegnern zugeschoben, denen nachgesagt wird, sie wollten den Fortschritt aufhalten oder hätten ihn bloß noch nicht verstanden, wenn etwa einige Publikationen immer noch oder schon wieder in der alten Rechtschreibung erscheinen.

Ein engagierter Sprachforscher sollte mit seiner Materie soweit vertraut sein, daß er erkennt, wie wunderbar und unglaublich ausgeklügelt die Sprache sich aus sich selbst heraus gebildet hat. Wie Professor Munske etwa, der während seiner Reformerarbeit feststellen mußte, daß man wohl doch besser alles so ließe, wie es ist, daß jede normative Veränderung keinen Nutzen hat, sondern viel eher zu überflüssigem Ärger oder gar Schaden bzw. Verlust in der Sprache führt. Mit welcher Legitimation sollte irgendein heutiger Sprachforscher an einem so alten Instrument , das elementar aus nichts als Tradition und Konvention besteht und für Millionen von Menschen gilt, herumbasteln? Die gegenwärtige Rechtschreibreform wurde von einer Gruppe Leuten erarbeitet, deren personelle Stärke noch nicht mal der einer einzigen Schulklasse beträgt, und die Ideen dieses Winzclubs sollen nun ohne Kompromisse (nicht mal ihnen selbst zuliebe!), ohne Gnade, aber auch ohne demokratische „Störungen“, all den Menschen aufgezwungen werden, denen man sie überhaupt nur aufzwingen kann. Allein diese totalitäre Anmaßung ist ethisch sowas von rückständig, daß ich einfach nicht begreifen kann, warum sie von so vielen Personen, die sich selbst wahrscheinlich für unheimlich modern und progressiv halten, derart angepriesen und gefördert wird.

Eine weitere Vereinfachung hätte mit denselben Widrigkeiten zu kämpfen. Wohin die Sprache nicht von alleine steuert, dazu sollte man sie nicht zwingen. Sprachpflege sollte maximal aus Vorschlägen und Appellen bestehen. Normative Änderungen können nur mit Zwang durchgesetzt werden, die Schriftsprache funktioniert aber bereits ohne die Änderungen vorzüglich, sogar noch besser als mit ihnen; Vereinfachungsveränderungen würden in den meisten Fällen diese Funktionalität der Simplifizierung des Systems opfern.

Sie erwähnen, daß sich Rechtschreibung aus dem „realen Wortgebrauch der Schriftsteller, der Journalisten, der weiteren schreibenden Zunft, der Lehrer und Schüler und der Bevölkerung“ ergebe. Völlig richtig. So soll es sein. Genau das ist im Augenblick ja nicht der Fall, denn derzeit schreiben die meisten Journalisten, einige Schriftsteller, Teile der weiteren schreibenden Zunft, Lehrer und Schüler nämlich nicht nach einem „realem Wortgebrauch“, sondern so, wie es ihnen von künstlichen Vorschlägen, die eben NICHT dem Schreibgebrauch folgen, der Reform, vorgegeben wurde. Die Mehrheit der Bevölkerung tut das allerdings nicht. Warum? Weil man sie dazu nicht zwingen kann. Die Reform wird tatsächlich nur überall dort sichtbar, wo sie erzwingbar ist (und natürlich bei eher oberflächlichen Trendmenschen, die sowieso brav alles mitmachen, was neu wirkt). Spricht das nicht Bände?

Daß sich die Ergebnisse von Unterschriftenaktionen in Kellern stapeln, ist das etwa positiv? Nein, das ist doch gerade der Skandal! Anscheinend gehen Sie ja auch davon aus, daß die Reform eigentlich vom Volk nicht gewollt ist. Daß das Thema weitgehend egal wäre, ist eine Behauptung ihrerseits, die durch Beobachtung der Wirklichkeit nicht bestätigt werden kann. Daher meine Frage: Halten Sie es für richtig, einem Staat einen demokratischen Anstrich zu geben, faktisch dann aber Maßnahmen auch bewußt gegen den Volkswillen durchzuziehen? Oder sollte man sich nicht genau gegen solche Zustände wehren?

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Theodor Ickler
17.03.2001 12.30
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Drunter und drüber

Brockhaus in einem Band, 8. Aufl. 1998

Das Wort selbständig ist durchgehend ersetzt durch das andere Wort (nicht bloß eine andere Schreibung!) selbstständig. Warum eigentlich?
Der Gebrauch des Bindestrichs in Tausenden von Fällen wie Butter, B.-Milch legt nahe, daß Bindestrichschreibung hier normal ist: Butter-Milch, während sie in Wirklichkeit nie vorkommt.
Daß Wörter wie wiederernannt neuerdings getrennt zu schreiben seien, ist ein Dudenirrtum, der sich hier vielfach findet: Laval (wieder ernannt), Raumfahrt (wieder verwendbar), Stifterverband (wieder gegründet), Zombie (wieder belebt) usw.
Die dudenkonformen neuen Silbentrennungen Rajas-than, Maharad-scha (beide unter Udaipur) sind ziemlich kraß. In Regensburg soll der Immer währende Reichstag getagt haben; das ist jetzt „korrekt“, aber ziemlich komisch (währt und währt ...)

Angina pectoris (Pectoris) (auch unter Nitroglycerin)
Herpes zoster (Zoster)
Asti Spumante
Billet
Cash-and-Carry-Märkte
Chargé d'affaires
C. V.: farbentragend – Couleur: Farben tragend
Schwerbehinderte (gibt es nicht mehr, nur schwer Behinderte)
Grislibär (hier paßt die Aussprache nicht mehr)
Hornussen (wieso, wenn doch das u lang ist?)
indische Sprachen: die Erstere
Cyrenaika – Kyrene: Cyrenaica
Magellansche Wolken (Apostroph!)
Nemeth, Laslo
Papinscher Topf (Apostroph!)
Point of sale
Potemkinsche Dörfer (Apostroph; vgl. Duden)
Pronyscher Zaun (Apostroph)
Pugwash: Russel
schwarzes Loch, aber s. v. Quasar: Schwarzes Loch
Rauhes Haus: Wichernsche Anstalten (Apostroph)
Epistolae obscurorum virorum (so auch unter Reuchlin)
Special effect
Stein Charlotte: Schafen (Schaffen)


Unter den folgenden Beispielen ist manches „korrekt“ (im Sinn der Kultusminister), aber richtig ist es nicht:

33: zu den Hautflüglern gehörige Staaten bildende Insekten
68: Mexicocity (aber unter dem Stichwort Mexico City)
71: Emb-ryologie
77: Titel von Barlachs Autobiographie: „Ein selbst erzähltes Leben“ (statt selbsterzählt)
209: Diese wählen je gleichviel Wahlmänner (Duden anders)
276: nach dem die zuerst eingegebenen Daten als Erste wieder gelesen werden
313: der allgemein bildenden Schule
455: ihren Anspruch, allein selig machend zu sein
790: Frühgeborene
817: wohlschmeckend, übel riechend
825: rötlich weiße Blüten
909: tierfangende Pflanzen, Fleisch fressende Pflanzen

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Norbert Lindenthal
17.03.2001 11.39
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Brockhaus, was blieb nach?

Brockhaus, 5 Bände, 1978:

altbacken, 1) nicht mehr frisch, einige Tage alt (Gebäck). 2) U muffig, altmodisch.


Brockhaus, 24 Bände, 1996:

(altbacken nicht zu finden)

dafür aber beispielsweise:
Apfelwickler ... Die frisch geschlüpften Larven (Apfel-, Obstmaden) dringen hauptsächlich vom Stielansatz oder Kelch aus in die Früchte ein, und fressen sich bis zum Kerngehäuse durch. ...

[so lerne ich beim Brockhaus-Lesen „die“ Rechtschreibreform-Kommasetzung]

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RenateMariaMenges
17.03.2001 10.10
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Unterschriften reichen nicht

Nur ganz kurz:

Unterschriftenaktionen füllen erfolgreich die Keller der Parlamente und damit hat sich noch nichts bewegt. Solange keine Petition Recht erzielt hat, ist auch noch nichts gewonnen.

Die Umstellungen und Hausorthografien werden uns sicher amtlich dann erreichen, wenn diese festgelegt sind.


Trotzdem haben wir den Brockhaus in einer Auflage, der genau nach amtlichen Regeln von 1998 geschrieben ist und so schnell nicht mehr wieder für den Einzelnen/für Schulen.. ersetzbar ist. Diese Orthografie wird weiterhin zu lesen sein.



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Theodor Ickler
17.03.2001 09.06
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Richtigstellung

Nur damit keine falschen Behauptungen stehen bleiben (die Getrenntschreibung ist Absicht!):

Es haben ungefähr zwei Millionen deutsche Bürgerinnen und Bürger gegen die RR unterschrieben; vergleichbare Zahlen gibt es nicht einmal bei ausländerfeindlchen Resolutionen. Es dürfte kaum ein Thema geben, das so viele Bürger so empört hat. Der Protest wurde abgeschmettert oder zerfloß in einem Schleim von Unzuständigkeitserklärungen und Hinhaltetaktik.

Auch an Petitionen hat es nicht gefehlt. Die abschließende Antwort des Petitionsausschusses des Bundestages erfolgte erst kürzlich und ist recht interessant, wenn sie auch erwartungsgemäß nicht auf eine Rücknahme der Reform hinauslaufen konnte (als BT-Drucksache 14/5259 (pdf) herunterladbar).

Der Umgang der Parteien mit dem Volksentscheid in Schleswig-Holstein darf nie vergessen werden.

Die Bürgen haben sich engagiert, wo und wie sie nur konnten. Die RR ist gegen ihren klar erkennbaren Willen durchgesetzt worden, weil die Reformer an einem Punkt ansetzten, der den Volkswillen auf raffinierte Weise umging (Geiselnahme an den Schülern); daß dies von langer Hand so geplant war, habe ich mit Zitaten nachgewiesen (Schildbürger, Regelungsgewalt).

Was die zwei Rechtschreibungen betrifft: Wir haben viel mehr als zwei Rechtschreibungen und werden bald noch mehr haben. Nicht nur die Hausorthographien tragen zur Vielfalt bei, sondern mehr und noch die Änderungen, die die Kommission inoffiziell, aber dennoch verbindlich bereits beschlossen hat und demnächst ergänzen wird. Während an den Schulen noch die amtliche Neuregelung von 1996 gelehrt wird, ist die Kommission schon weit darüber hinaus. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch Lehrer und Eltern merken, wie sehr die neuen Wörterbücher schon wieder von der ersten Generation der umgestellten Literatur abweichen.

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RenateMariaMenges
17.03.2001 08.03
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Es fehlt das Interesse der Bevölkerung und deren Petitionen

Wenn ein Anliegen der Bevölkerung oder Einzelnen nicht entspricht ( vgl. Kreuz im Klassenzimmer in Bayern), dann gehen die Leute auf die Straße oder schreiben Petitionen. Dies ist im vorliegenden Fall der Einführung der neuen Rechtschreibung nicht passiert. Es erfolgten keine

- Demonstrationen,
- zu wenig Petitionen,
- und keine Schreiben wegen persönlicher Rechtsverletzungen.

Auch wenn Herr Prof. Ickler vielerlei Briefe geschrieben hat, hat sich die Verordnung nicht geändert. Tatsächlich ändert sich die geschriebene Sprache durch den realen Wortgebrauch
der Schriftsteller,
der Journalisten,
der weiteren schreibenden Zunft,
der Lehrer und Schüler,
und der Bevölkerung.

Wir können davon ausgehen, dass die Bevölkerung zu wenig Interesse an der RSR hat ( vgl. Schmitz). Auch der Einfluss der Gegenreform scheint eindeutig gering zu sein.

Fazit:
Die Rechtschreibung interessiert nur eine gehobene Schicht und hier hauptsächlich Menschen, die davon tangiert sind. Reicht dies aus Verordnungen, die weitgehend in Lexika ( vgl. Brockhaus), Schulbücher etc. übernommen sind rückgängig zu machen oder wäre es wirkungsvoller für einen weiteren vereinfachten Schriftspracherwerb für unsere Nachkommenschaft zu sorgen?





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RenateMariaMenges
17.03.2001 07.50
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Zum Artikel des Germanisten Prof. Heinz- Günter Schmitz

Über die neuen Lesebücher, geschrieben in zweierlei Orthografie:

Ich nehme an, dass wir noch eine lange Zeit mit der alten und der neuen Rechtschreibung leben werden. Es ist nicht möglich nur ausschließlich nach der gültigen Verordnung der RSR die Lesebüchern zu schreiben, denn die Autorenrechte der Schriftsteller werden uns noch eine lange Zeit begleiten.

1. Würde man dem reinen „Zurück zur alten Rechtschreibung“ nachgeben, würden die Schulbücher in zweierlei Rechtschreibung ebenfalls lange bestehen, zumindest so lange bis es wieder neue gibt. Wer sich im Schulleben auskennt weiß, dass dies unter Umständen eine zehnjährige Dekade sein könnte.

2. Zu den Beispielen von Prof. Schmitz:
" Das hätte .. schief gehen können..
der es fertig brachte
das öffentliche Leben lahm gelegt..“

Diese Beispiele sind so wie stehen gut verständlich. Ich verstehe die Aufregung nicht!

Ein Anliegen: 15 Bundesländer mussten sich der Verordnung unterordnen. Es werden demnach nur noch Schulbücher in neuer RS gekauft. Wir werden sie auch lange haben.

Die Texte in neuer und alter Orthografie sind in unserer Zweiklassen- Schreibgesellschaft also Tatsache. Schüler lesen beide Rechtschreibmöglichkeiten und werden nach den neuen Regeln unterrichtet. Die Schüler werten die Formen der
Rechtschreibung unserer Zeit als normal. Sie wissen genau nach welcher RS sie schreiben müssen und werden diese auch folgerichtig übernehmen.

Unsere Schüler schreiben sowieso zweigleisig: Chatten, emailen, SMS versenden ist eine Schriftsprache, Schulorthografie die andere.


Fazit: In einer Zeit, in der die neue Rechtschreibung eingeführt wurde, diese aber von Fachleuten nicht eindeutig als ordnungsgemäß eingeschätzt wird, ist es an der Zeit über eine weitere Vereinfachung unserer schwierigen und mit vielerlei Ausnahmen versehenen Rechtschreibung nachzudenken. Genau dies müsste für engagierte Sprachforscher Sache sein.

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