Ein Politologe zu Halle
Die empirische physikalische Forschung könnte heute, wenn es sinnvoll wäre, den Erdumfang auf weniger als eine Haaresbreite messen und vorausberechnen. „Weichwissenschaften“ hingegen, wie Soziologie und Politologie, könnten mit ihren Methoden noch nicht einmal den Mond von der Erde unterscheiden. Die Ergebnisse der „Forschenden“ unterscheiden sich himmelweit je nach eigener Sozialisation, ideologisch orientierter Ausbildung und Erwartungshaltung des übergeordneten Staatsapparates oder sonstiger Geldgeber.
Auch der erkennbar um Objektivtät bemühte Armin Pfahl-Traughber, ehemals Verfassungsschutzmitarbeiter, heute Lehr(end)er an einer Hochschule, ist davon nicht frei. Der regelmäßige Beiträger des „Humanistischen Pressedienstes“ ( hpd.de 15.10.2019) bezieht sich im Interview auf fragwürdige „Sozialforschungen“: Ganz allgemein muss hier noch konstatiert werden, dass die Ergebnisse der empirischen Sozialforschung in den letzten Jahrzehnten immer wieder von einem antisemitischen Einstellungspotential von um die 20 Prozent in der Bevölkerung ausgingen. Es gab auch für recht eindeutige Items wie etwa Die Juden haben einfach etwas Besonderes und Eigentümliches an sich und passen nicht so recht zu uns mit 9,1 Prozent hohe Zustimmung. Obwohl ich die uralte jüdische Tradition bewunderungswürdig finde, würde sogar ich dem zustimmen, trotz jüdischer Urgroßmutter – ohne nun Ausgrenzungs- oder gar Mordgedanken zu hegen. Einstein, Freud und Marx waren, was die Religion anbetrifft, wohl auch dieser Meinung. Meiner Auffassung nach hat sich das antisemitische Einstellungspotential nicht quantitativ erhöht. Aus einer früher eher latenten Aversion ist indessen eher eine manifeste Bekundung geworden. Das heißt unausgesprochen, daß die biodeutschen Antisemiten weniger geworden sind und durch die zugewanderten Islamisten ersetzt wurden.
P-T sagt nun im Interview auf die Frage nach der „Mitschuld“ der AfD am Anschlag von Halle, die von üblen Altparteienpolitikern behauptet wird (man beachte die Sprache, die alle Verdächtigungen möglich sein läßt): Eine solche Aussage wäre mir zu pauschal. Zunächst einmal gilt es festzustellen, dass für die AfD der Antisemitismus kein primäres Agitationsthema ist und sie auch nicht zu Gewalt gegen Juden aufgerufen hat. Dies macht die Partei indessen in diesem Kontext nicht zu einem unproblematischen Akteur. Das wird bereits darin deutlich, dass sie sich zwar einerseits als offiziell pro-jüdisch gibt, andererseits aber von den Bundestagsparteien eben jene Partei mit dem größten Antisemitismus-Problem ist. Da hat er aber nicht die Kumpanei der SED-Linken mit den Al-Kuds-Demonstranten, die „Juden ins Gas“ rufen, eingerechnet – gerade wieder in diesem Zusammenhang von Hubertus Knabe erwähnt. Und was ermöglicht ihm nun diesen Blick hinter die Stirne der führenden AfD-Leute? Aus regelmäßigen Umfragen ist bekannt, dass der Anstieg von judenfeindlichen Einstellungen mit der politischen Orientierung nach rechts steigt. Insofern ist auch nicht verwunderlich, wenn hier die AfD-Wähler vorn liegen. Gleiches darf mit guten Gründen für die Parteimitglieder vermutet werden. Dann führt P-T das untaugliche Beispiel des Herrn mit dem jüdischen Richternamen an, der immer noch nicht aus der Partei ausgeschlossen sei. Das liegt aber nicht an der AfD, sondern an den Parteiengesetzen. Die SPD hat es mit Thilo Sarrazin auch bisher nicht geschafft, trotz dreimaliger Versuche. Warum gibt man sich offiziell als pro-jüdisch? Dies hat einen sehr einfachen Grund: So kann man sich umso einfacher muslimenfeindlich geben. Denn der Antisemitismus wird von der AfD nicht als ein Problem der deutschen Mehrheitsgesellschaft, sondern als das der Muslime angesehen. Dort gibt es tatsächlich hohe Einstellungspotentiale von Judenfeindschaft. Das sind keine „Einstellungspotentiale“, sondern klare Weisungen „Gottes“ im Koran. – Würde man auch die Masseneinwanderung von Nazigläubigen zulassen, die mit dem Parteiprogramm der NSDAP verschworen sind und es nun zur Unterwanderung des Grundgesetzes als Religion ausgeben? Indessen will die AfD auch so vom Antisemitismus im eigenen Lager ablenken und sich offiziell als gemäßigt geben. Das ist wieder eine Unterstellung und unbeweisbare Behauptung. Die AfD wagt ja noch nicht einmal, das Verbot der Beschneidung zu fordern, obwohl das eine Forderung der Menschenrechte wäre – um nicht als antisemitisch zu gelten.
P-T zitiert mit Vorbehalten die Polizeistatistik, nach der 94 Prozent aller judenfeindlichen Delikte von „rechts“ kämen, verschweigt aber die Ergebnisse von Umfragen (bild.de 9.12.2018), nach denen 41 Prozent der befragten Juden in Deutschland angaben, daß die Täter einen muslimischen Hintergrund hatten und Rechte nur mit 20 Prozent und Linke mit 16 Prozent genannt wurden. Die jüdischen Organisationen sind indessen nicht auf diese Selbstdarstellung der Partei hereingefallen. Der Initiator der „Juden in der AfD“, Emanuel Krauskopf, hat eine andere Erklärung dafür: Der Zentralrat der Juden ist so verwoben mit Politik und Wirtschaft, daß er um seine Privilegierung fürchtet, wenn er sich gegen die Islamisierung stellt (dazu auch https://youtu.be/jaRDWki9wyc). Krauskopf selbst hat noch miterlebt, wie 150000 Juden aus Algerien nach der dortigen islamischen Machtübernahme geflüchtet sind. – Zum Schluß bestätigt P-T , nachdem er die AfD grundlos nicht völlig von Schuld freigesprochen hat, meine Einschätzung: Stephan B. gehörte nach aktuellem Kenntnisstand nicht einer neonazistischen Organisation an und radikalisierte sich eigenständig über einen besonderen Internetkonsum. Damit ist und war er nicht der einzige Lone Wolf-Terrorist. Genaueres über die Gamer-Szene hat auf Broders „Achse des Guten“ Kolja Zydatiss veröffentlicht.
Ergänzt 23.10.19
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