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Sigmar Salzburg
04.04.2019 05.27
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Umweltschutz

Viele insektenfressende Vögel sterben

• Vor 25 Jahren gab es in Europa deutlich mehr Vögel, die von Insekten leben.
• Neben dem Insektensterben sind die Gründe dafür der Klimawandel und die Folgen der industriellen Landwirtschaft.
• Den Vögeln helfen können laut Experten eine veränderte Agrarpolitik, die Förderung des Ökolandbaus – und Konsumenten, die mehr für Lebensmittel zahlen.

Ob Bachstelze, Kiebitz oder Rauchschwalbe: Die Zahl der insektenfressenden Vögel ist in den vergangenen 25 Jahren europaweit deutlich zurückgegangen. Durchschnittlich um 13 Prozent sank die Zahl dieser Vögel einer im Fachjournal Conservation Biology veröffentlichten Studie zufolge.
Die Wissenschaftler des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung führen diese Entwicklung nicht allein auf das Insektensterben, sondern auch auf landschaftliche Veränderungen zurück. „Es ist wahrscheinlich eine Mischung aus vielem: Verlust von Insekten und damit Nahrungsmangel, Verlust von Hecken und damit Brutplätzen, Flächenversiegelung“, sagte Senckenberg-Forscherin Katrin Böhning-Gaese zu den möglichen Ursachen des Schwunds und der Rolle der modernen Landwirtschaft.

Bei den insektenfressenden Ackerland-Vögeln sei der Rückgang sehr viel stärker als bei den insektenfressenden Waldvögeln. Neben dem starken Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gingen mit dem Trend zu großflächig angebauten Monokulturen immer mehr Hecken, Ackerränder und Brachen verloren; viele Wiesen und Weiden würden in Ackerland umgewandelt. Dadurch würde es für die Insektenfresser schwerer, Nahrung sowie Brutplätze zu finden. Kälteliebende Arten gerieten zusätzlich durch den Klimawandel unter Druck...

sueddeutsche.de 31.3.2019 [Blau: lt. 96er-Reform getrennt zu schreiben!]

Als erstes wird, natürlich, der Klimawandel genannt. Dabei hieß es sonst immer, harte Winter verrringerten die Zahl der überlebenden Schädlingsinsekten. Es müßte den Insektenfressern also mehr Nahrung zur Verfügung stehen. Vor zehn Jahren bewunderte meine Tochter die vielen Schmetterlinge, die sich im Garten auf dem verfaulenden Fallobst niedergelassen hatten. Heute muß ich froh sein, wenn ich auf meinen Wanderungen durch die Landschaft noch einzelne sehe.

Wie anders war es in den 50er Jahren! Damals lebte ich an der Ostsee. In einem Jahr gab es Schwärme von Marienkäfern. Sie wurden vom Wind über die See getrieben und dann wieder an den Strand gespült. Vorher hatte es Kartoffelkäfer gegeben. Die Schulkinder mußten sie auf den Kartoffeläckern einsammeln. Kohlweißlingsraupen bedeckten die Kohlköpfe. Dann gab es Maikäferjahre. Auf meinem 2km-Schulweg wurde ich umschwirrt und mußte aufpassen, daß ich nicht auf die abgestürzten Krabbeltiere trete.

In einem Jahr wurde der Strand mit angespülten Quallen übersät. Sie trockneten bis auf eine dünne Schicht ein. Im nächsten Jahr waren es Seesterne, die am Strand ganze Bänke bildeten, dann wieder brachte der Sturm Seetang. Im Steilufer nisteten Kolonien von braunen Uferschwalben. Sie segelten in Schwärmen über den Strand, um die auch dort zahlreichen Fliegen und Mücken aufzuschnappen.

Vom nahen Moor gab es im Frühjahr eine Invasion von jungen Fröschen. Das freute die Störche. In den ersten Jahren konnte ich von meinem Fenster aus ihr Familienleben im Nest auf der Nachbarscheune miterleben, vor allem die Atzung der Jungen. Es gab allerdings auch verregnete Sommer, in denen die Rauchschwalben, die ihr Nest in unserem Hausflur hatten, nicht genug Insekten fanden und ihre verhungerten Jungen aus dem Nest werfen mußten.

Das war eben Natur. Aber die verdrängt und vergiftet heute die Landwirtschaftsindustrie. Einen Zusammenhang mit dem Klima kann ich kaum finden.

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Sigmar Salzburg
10.03.2018 08.22
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Suhrkamp „distanziert sich“ von seinem Autor ...

... und die Mainstreampresse distanziert sich mit – die Süddeutsche noch mit leichter Distanz:

9. März 2018, 18:25 Uhr
Uwe Tellkamp
So dämonisiert man selbst Gartenzwerge
Kommentar von Jens Bisky


Gut 700 Menschen folgten am Donnerstagabend der Einladung des Dresdner Kulturhauptstadtbüros zu einer Diskussion über Meinungsfreiheit. Zwei Dresdner Dichter diskutierten, Uwe Tellkamp und Durs Grünbein...

Uwe Tellkamp, der seine Leser noch immer auf die Fortsetzung seines Erfolgsromans „Der Turm“ aus dem Jahr 2008 warten lässt, gab sich als Mann starker Meinungen. 95 Prozent der Migranten, sagte er, wanderten in die Sozialsysteme ein, sie würden nicht vor Krieg und Verfolgung fliehen. Es gebe in Deutschland einen „Gesinnungskorridor“ erwünschter und geduldeter Meinungen. Seine Ansichten seien nur geduldet. Würden sie geäußert, habe das Konsequenzen: „Die Autos, die abgefackelt werden, sind nicht auf der linken Seite.“ Anlass für die Diskussion war die „Charta 2017“, die im vergangenen Jahr vor einer „Gesinnungsdiktatur“ warnte. Nach den Handgreiflichkeiten auf der Frankfurter Buchmesse, nach den Protesten gegen den Antaios-Verlag hatte die verdiente Dresdner Buchhändlerin Susanne Dagen die auch von Tellkamp unterschriebene Charta initiiert...

Ein Leitmotiv Tellkamps war die Verachtung, die in vielen Kommentaren den Ostdeutschen, den Sachsen, den Dresdnern entgegenschlägt. Aber muss man sich davon zum Klischee-Ossi machen lassen? Es war der Part Durs Grünbeins, für eine angemessene, nicht alarmistische Beschreibung der Wirklichkeit [?] zu werben...

Dass der Suhrkamp-Verlag sich auf Twitter von seinem Autor distanziert hat, war überflüssig. Falsch ist es, dass Studenten und Beschäftigte der Literaturinstitute Hildesheim, Leipzig, Wien den Ausschluss „rechter Verlage“ von der Buchmesse fordern...

sueddeutsche.de 9.3.2018
Denunziantisch schreibt dagegen schon die FAZ:
AfD-Sympathisant Uwe Tellkamp:
Was tut man uns an?


• Von Stefan Locke , Dresden
• -Aktualisiert am 09.03.2018-15:18

In einer Podiumsdiskussion mit Durs Grünbein in Dresden überrascht Uwe Tellkamp durch rechtspopulistische Äußerungen. Götz Kubitschek springt ihm bei, der Suhrkamp-Verlag distanziert sich.

Es kommt vor, dass Gespräche aus dem Ruder laufen; aber was am Donnerstagabend im Dresdner Kulturpalast geschah, war wirklich bemerkenswert. Die Stadt, die sich unter Berufung auf ihre Debattenkultur als Kulturhauptstadt Europas 2025 bewirbt, hatte die Schriftsteller Durs Grünbein und Uwe Tellkamp eingeladen, beide aus Dresden, beide erfolgreich, beide bei Suhrkamp.
Es wäre in Ordnung gewesen, wenn Suhrkamp schon früher betont hätte, daß Autoren ihre eigene unabhängige Meinung vertreten. So aber entsteht anlaßbezogen der Eindruck staats- und mainstreamgefälliger Anbiederung und Förderung weicheieriger Grünbeinscher Konturlosigkeit. Tellkamp selbst kritisierte den Kampfbegriff „(rechts)populistisch“. Im übrigen erinnere ich mich nicht, daß die AfD als Partei überhaupt erwähnt wurde.

https://www.facebook.com/dresden2025/videos/214581359284665/

Früheres von Tellkamp hier und da. Tellkamps klassisch gedruckten Werke sind bei uns noch nicht ausreichend erfaßt.

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Sigmar Salzburg
13.12.2016 18.55
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Unterricht, wie er am besten funktioniert

[ Aus der Süddeutschen, Seite 2 des Artikels]

Schule „Ein gewisses Maß an Frontalunterricht ist laut Pisa-Studie effektiv“

Die aktuelle Pisa-Studie ergänzt dies: Schüler lernen demnach etwa besonders gut Naturwissenschaften, wenn ihre Lehrer besonders häufig wissenschaftliche Thesen erklären und belegen, also zum Beispiel die Fotosynthese erläutern und mit einem Versuch untermauern. Dies zeige mehr Erfolge als die „verfügbaren materiellen und personellen Ressourcen, einschließlich der Qualifikation der Lehrkräfte“, sprich: als eine Sammlung teurer Mikroskope oder ein Lehrer mit Doktortitel.

Auch außerschulische Aktivitäten wie Wissenschafts-AGs oder Wettbewerbe brächten vergleichsweise wenig. Der gute Lehrervortrag vor der Klasse – das klingt nach alter Schule und das macht die Aussage brisant für die pädagogische Diskussion. „Ein gewisses Maß an Frontalunterricht ist laut Pisa-Studie effektiv“, sagt Matthias Rumpf, der Berliner Sprecher der OECD. Ein Unterricht anhand der Fragen der Schüler oder Gruppenarbeit, beides steht nicht so gut da. Schulsysteme, in denen die Jugendlichen mehr Zeit mit „Hausaufgaben, Zusatzunterricht oder selbstständigem Lernen verbringen“ schnitten tendenziell schlechter ab, heißt es in der Präsentation der Pisa-Ergebnisse.

Man kann es so zusammenfassen: Gut ist ein Lehrer, der klar durch den Unterricht führt, der gut erklären kann und wenig auf Hausaufgaben oder Selbststudium setzt. Reicht das? Hans Anand Pant hat da noch einige Ergänzungen zu bieten. Der Berliner Professor leitet auch die Deutsche Schulakademie, welche Praktiker, nämlich die Preisträger des Deutschen Schulpreises, mit Forschern zusammenbringt. Auch für Pant ist gute Leistung das oberste Unterrichtsziel, aber: „Die Schüler müssen angstfrei lernen können, das ist der Schlüssel.“ Ein weiterer Punkt sei, sie zu beteiligen, „von der Gestaltung des Schulhauses bis hin zum Feedback an Lehrer“...

[Ergänzend:]
„Dieses Ranglistensystem halte ich für absurd“
Der Soziologe Heinz-Dieter Meyer kritisiert die Pisa-Studie als „eine Menge heiße Luft“. Er hält die gesamte Erhebung sogar für gefährlich. Interview von Matthias Kohlmaier

sueddeutsche.de 11.12.2016

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Sigmar Salzburg
14.05.2016 04.33
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Musiker Heinz-Rudolf Kunze

„Der Tod hat mich immer begleitet“

Der Musiker Heinz-Rudolf Kunze über seinen Hang zur Schwermut, das Ende der Rockmusik, seinen SPD-Austritt – und Helene Fischer.

Von Hans von der Hagen und Lars Langenau, Wedemark

Ein sehr ruhiger Vorort von Hannover. Ziegelsteinbauten, Fichten und Zäune. Alles sehr bodenständig. Heinz-Rudolf Kunze bittet direkt nach oben in sein Arbeitszimmer. Das, was er Arbeitszimmer nennt und ab und an auch als seine Seifenblase bezeichnet, ist ein gewaltiger Raum unter dem Dach, gefüllt mit Büchern, Tasteninstrumenten aller Art, possierlichen Schleichfiguren und: Zinnsoldaten. Schon als Kind habe er gerne mit Plastiksoldaten gespielt, erzählt Kunze. Und mit jenen, die er von seiner Großmutter aus der DDR geschenkt bekam – NVA-Kämpfer aus Ton.

Neben seinen Soldaten hat Kunze aber auch eine Waffe ganz anderer Art: das Wort. „Als ich damals zum ersten Mal ins Studio ging, hatte ich schon die Texte für ein viertes Album in der Tasche“, sagt er im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Und er sei mit den Jahren noch viel schneller geworden: „Heute könnte ich potenziell zehn Alben pro Jahr machen.“

Die Sprache ist ihm so wichtig, dass er nach vielen Jahren der Mitgliedschaft die SPD verließ – wegen der Rechtschreibreform. „Ich hatte das Gefühl, mir vergiftet jemand das Trinkwasser“, sagt Kunze. Die Reform fand er anmaßend. „Wem steht es zu, zu bestimmen, wie ich schreibe?“

„Der Tod hat mich immer begleitet“

Wenn Kunze über Geld spricht, fällt ihm als erstes ein, dass er davon heute weniger hat als früher. Er erzählt, wie ein bekannter Musikmanager reagierte, als er bei seinem ersten Vertragsabschluss frech das Gehalt eines Studienrates forderte – und bekam. Und er verrät, was er heute über den Erfolg seines Albums „Dein ist mein ganzes Herz“ denkt. Denn es ist für viele ja die einzige Platte, die sie von Heinz-Rudolf Kunze kennen...

sueddeutsche.de 13.5.2016

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Sigmar Salzburg
29.08.2015 07.17
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Sprachlabor

Bissgurn

Die Volksetymologie hat sich schon manches Wort zurechtgebogen, man denke nur an den ständig zitierten Tollpatsch. Ein Leser hat ein ähnliches Exemplar aufgetan. Ein weiterer moniert eine zunehmende „Sogenanntitis“ – nicht ganz zu Unrecht.

Von Hermann Unterstöger

DIE VOLKSETYMOLOGIE hat sich schon manches Wort zurechtgebogen, man denke nur an den zu Zeiten der Rechtschreibreform ständig zitierten Tollpatsch, der aus talpas, einem alten Necknamen für ungarische Infanteristen, hervorgegangen ist. Ähnlich seltsamer Herkunft ist die Bissgurn, die unser Leser Dr. W. kürzlich als Bissgurkn abgedruckt sah. Viele verstehen das Wort so, wie es die Nürnberger Zeitung einmal tat: „Das Wort könnte auf Hochdeutsch ,beißende Gurke' heißen.“ Könnte es nicht. Die vermeintliche Gurke ist nämlich ein Pferd, und zwar ein schlechtes Pferd, eine Gurre. Das wurde auf zänkische Frauen übertragen; eine Unterart von ihnen sind die Bissgurn.

ES GING ZWAR um ein Kohledeputat, aber da Deputate manchmal auch mit Essen zu tun haben, schlug dies voll durch: „Früher musste man die Kohlen mit dem ,Bello', dem großen Vorschlaghammer, klein machen, heute kommen sie in mundgerechten Stücken.“ Unser Leser Dr. S. dazu: „Guten Appetit!“

„SOGENANNTITIS.“ So lautet Leser W.s Diagnose für die Manie, nicht alltägliche Wörter dem Publikum dadurch schmackhaft zu machen, dass man ihnen das Täfelchen sogenannt umhängt: „sogenannte vertikale Absprachen“, „der sogenannte Soldatenkaiser“ und vieles mehr, dazu der Satz „Zwischen Signing und Closing befinden wir uns in einer sogenannten Quiet Period“, der nicht von uns stammt, sondern zitiert wurde, dies freilich in entlarvender Absicht. Herr W. hält das Täfelchen für überflüssig. In der Tat: Wenn die vertikalen Absprachen vertikale Absprachen heißen, werden sie auch so genannt, und man muss sich nicht mit sogenannt von ihnen spöttisch distanzieren. Dazu ein rühmliches Beispiel. Als die DDR noch „sogenannte DDR“ hieß, wurde ein Foto veröffentlicht, das man so deuten konnte, als habe Walter Ulbricht unter dem Tisch die Hand auf Ludwig Erhards Knie. Sprechblase über Erhard: „Walter, nimm sofort deine sogenannte Hand da weg!“

sueddeutsche.de 28.8.2015

Nochmal auf deutsch: „Bißgurn“. – Zu Unterstöger hier, von ihm selbst. Lesen und die Tragweite seines Eingeständnisses auf sich wirken zu lassen!

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Sigmar Salzburg
01.08.2015 09.42
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Thomas Steinfeld

Thomas Steinfeld, der am 26.7. 2000 den Ausstieg der Frankfurter Allgemeinen aus dem Reformkartell der Zeitungsverlage fulminant vorbereitet hatte („Die Rechtschreibreform war das dümmste und überflüssigste Unternehmen in der deutschen Kulturpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg: ein gemeingefährlicher Akt.“), schreibt anläßlich des zehnjährigen Jubiläums der letztmaligen Inkraftsetzung der „Reform“ in der Süddeutschen u.a.:

Wir basteln uns unser Deutsch

Verlage und Autoren haben ihre eigenen Vorstellungen von richtiger Schreibweise, auch zehn Jahre nach der Reform gibt es keine einheitliche Schreibung. Und es gibt gute Gründe, warum sich das nicht ändern dürfte.

Von Thomas Steinfeld

Keiner redet mehr gern über die Rechtschreibung. Es soll „Frieden“ herrschen. Aber es gibt diesen Frieden nur, weil man nach langen Jahren erbitterten Streits irgend etwas Verbindliches haben wollte, wenn es sein musste, auch ohne Grund. Diese Regel besteht für die meisten Verlage in der dritten Fassung der reformierten Rechtschreibung aus dem Jahr 2006, der Reform der Reform von 2005, so wie sie im Duden von 2011 dargestellt wird...

Nach dem Willen der Reformer sollte die Rechtschreibung einfacher werden. Das wurde sie nicht. Wenn es tatsächlich eine Wirkung der Rechtschreibreform gibt, so ist es diese: Sie hat die Unsicherheiten im Umgang mit der Schriftsprache ins Unendliche vergrößert...Viele deutsche Literaturverlage, also etwa Hanser oder Suhrkamp, benutzen zwar meistens eine Variante der neuen Rechtschreibung, respektieren aber den Wunsch mancher Autoren, weiter die alte Orthografie zu benutzen. So ist es bei Botho Strauß, bei Peter Handke, bei Martin Mosebach, bei Sibylle Lewitscharoff, und so war es bei Günter Grass. Bei Neuausgaben oder Wiederauflagen historischer Werke wird in der Regel an der Orthografie nur wenig – falls überhaupt – etwas verändert. Und weil der allergrößte Teil des gesamten Buchbestandes vor dem Jahr 2006 gedruckt wurde und zum Beispiel in Bibliotheken steht, ist der Variantenreichtum der deutschen Rechtschreibung groß – und macht keineswegs vor der Schule halt.

Den „Thunfisch“ kann man auch „Tunfisch“ schreiben, die „Thuja“ aber nicht „Tuja“

Es liegt aber auch an der Reform selbst, dass die deutsche Rechtschreibung ein großer Zweifelsfall bleiben wird. Viele reformierte Schreibungen sind ungrammatisch oder unlogisch: Der „Stängel“, der „Tollpatsch“ oder das hässliche Wort „aufwändig“ ...

Einen Fall aber gibt es, in dem ein großer deutscher Verlag – und ein Verlag zudem, der in deutschen Schulen sehr präsent ist – sich aus dem Gerangel der Revisionen und Alternativen verabschiedet hat, und zwar ohne dass es deshalb zu einem Aufschrei gekommen wäre: Der Reclam Verlag folgt schon seit mehreren Jahren weder dem Rat für deutsche Rechtschreibung noch den Empfehlungen des „Duden“, sondern hat sich der „herkömmlichen“ Orthografie angeschlossen, so wie sie von der Orthografischen Konferenz der Schweiz vorgeschlagen wird (mit Ausnahme von „ss“ und "ß", wo es bei der reformierten Variante bleibt). Ihren Wörterlisten liegt die Rechtschreibung der Neuen Zürcher Zeitung zugrunde. Der „Duden“, so der Reclam Verlag, sei ohnehin nie maßgeblich für die deutsche Rechtschreibung gewesen, weder institutionell noch inhaltlich.

sueddeutsche.de 31.7.2015

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Sigmar Salzburg
03.06.2015 18.18
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Süddeutsche Lügenpresse

Nicolaus Fest:

Was fällt einem, der sich ein wenig für Politik interessiert, zu Frauke Petry ein, der AfD-Vizechefin? Dass sie im Streit mit Parteichef Bernd Lucke liegt, vier Kinder hat, mit einem Pfarrer verheiratet ist, gut mit Menschen kann, Klavier spielt und Chemie studiert hat.

Aus diesem einen Satz macht Jens Schneider in der SZ ein großes Portrait auf Seite Drei, ohne leider die einzigen Dinge zu belegen, die wirklich von Interesse wären: Woher kommt der auch von Schneider kolportierte Vorwurf, dass Petry eine „brutale Intrigantin“ und die „Gröbaz“ sei, die „größte Blenderin aller Zeiten“?

Worauf stützen sich diese – süddeutsch formuliert – Schmutzeleien, welche konkreten Anlässe sind gemeint? Nicht eine einzige Antwort, nur Heckenschützerei und denunziatorisches Nachbeten. Ist das die Qualität der ruhmreichen Seite Drei?

nicolaus-fest.de 3.6.2015

Wikipedia: Neben der Glosse Streiflicht oben auf der Titelseite ist die „Seite 3“
ein besonderes Merkmal der Süddeutschen Zeitung, in der eigenen Schreibweise DIE SEITE DREI.

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Norbert Lindenthal
27.12.2014 11.23
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auch in der Absicht, von den Lehrern … nicht verstanden zu werden

Süddeutsche Zeitung 25. Dezember 2014, 10:17
Inselstaat Papua-Neuginea


25. Dezember 2014, 10:17
Inselstaat Papua-Neuginea
Man spricht Unserdeutsch

[Bild]
Papua-Neuguinea besitzt eine üppige Natur und eine Sprachenvielfalt. Mehr als 800 Sprachen sind in dieser Region dokumentiert. (Foto: Imago Stock&People)

In Papua-Neuguinea gibt es Menschen, die ein Deutsch sprechen, das sonst nirgendwo zu hören ist. Es nennt sich Kreolsprache.
Der Augsburger Uni-Professor Péter Maitz hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Kreoldeutsche in dem Inselstaat vor dem Vergessen zu bewahren.
Aber die Sprache ist vom Aussterben bedroht – nur noch 100 Menschen sprechen das sogenannte Unserdeutsch.

Von Hans Kratzer, Augsburg
Das Interesse der Deutschen richtet sich auf viele Regionen dieser Erde, Papua-Neuguinea aber steht eher im Schatten der Aufmerksamkeit. Wir wissen wenig über diese Region, die immerhin zu den größten Inselstaaten der Welt zählt. Diese Gleichgültigkeit ist insofern erstaunlich, als ein Teil von Neuguinea vor einem guten Jahrhundert noch eine deutsche Kolonie war. Und tatsächlich sind dort interessante Relikte und Phänomene aus dieser Ära zu entdecken.

Zu den wenigen Deutschen, die in Papua-Neuguinea Erkundungen über die koloniale Vergangenheit anstellen, zählt der Germanist Péter Maitz von der Universität Augsburg, der erst vor Kurzem von einer Forschungsreise zurückgekehrt ist. Maitz hat in Papua-Neuguinea mit Einheimischen gesprochen, deren Muttersprache Deutsch ist. Das klingt kurios, aber ausgerechnet in diesem fernen Teil der Erde gibt es Menschen, die ein Deutsch sprechen, das sonst nirgendwo zu hören ist und Kreolsprache genannt wird.

Das Kreoldeutsche ist kurz davor auszusterben
Während das Englische und das Französische weltweit Hunderte Kreolsprachen hervorgebracht haben, musste das Deutsche diesbezüglich bisher passen. Bis eben eine Spur nach Papua-Neuguinea führte. Allerdings ist das dort entdeckte Kreoldeutsche kurz vor dem Aussterben. Es gibt nur noch hundert Sprecher, ungefähr. Umso größer war der Jubel an der Uni Augsburg, dass diese Sprache rechtzeitig entdeckt wurde, bevor sie endgültig erlischt.

Der australische Dozent Craig Volker war schon vor Jahrzehnten auf das Phänomen aufmerksam geworden. In einem Deutschkurs fiel ihm in den Siebzigerjahren eine dunkelhäutige Studentin auf, die ein etwas schräg klingendes Deutsch sprach. So sprächen die Menschen bei ihr zu Hause alle, erklärte sie ihm, ihre Sprache heiße Unserdeutsch. Craig Volker ahnte bereits, dass er es hier mit einer Kreolsprache zu tun hatte. 1982 machte er die wissenschaftliche Welt auf diese Sensation aufmerksam, indem er die Grundzüge der Sprachstruktur beschrieb.

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Péter Maitz (links) zusammen mit Joseph Schulze Hermann, einem der letzten Unserdeutsch-Sprecher in Papua-Neuguinea und Ost-Australien. (Foto: Péter Maitz)
„Die germanistische Fachwelt aber nahm das nicht zur Kenntnis, sie wollte damals lieber Theorie als anstrengende Feldforschung in den Tropen treiben“, sagt Péter Maitz, der Inhaber des Augsburger Lehrstuhls für Deutsche Sprachwissenschaft. Gemeinsam mit Craig Volker, der heute an der Divine Word University in Madang, Papua-Neuguinea forscht und lehrt, und unterstützt von seinem Augsburger Kollegen Werner König, machte sich Maitz daran, die Sprache Unserdeutsch vor dem Vergessen zu retten.

„Das Faszinierende ist, dass wir genau sagen können, wann und wo die Sprache entstanden ist“, sagt Maitz. Als Ausgangspunkt lässt sich eine katholische Missionsstation in Vunapope lokalisieren (heute Provinz East New Britain, ehemals Neupommern im Bismarck-Archipel). Dort ist Unserdeutsch um die Zeit des Ersten Weltkriegs entstanden: Rabaul Creole German wird die Sprache in der Kreolistik genannt. Sie unterscheidet sich in der Grammatik und im Lautsystem zwar deutlich von der deutschen Standardsprache, ist aber trotzdem gut verständlich.

Das Fragepronomen steht zum Beispiel am Ende eines Satzes: „Du geht wo?“ Maskulinum, Femininum und Neutrum sind nicht vorhanden, es gibt nur einen Artikel. Im Unserdeutschen sind Einflüsse vieler Kontaktsprachen nachzuweisen. Immerhin gibt es in Papua-Neuguinea bei gut sieben Millionen Einwohnern mehr als 800 Sprachen. Zwölf Prozent aller Sprachen weltweit können in Papua-Neuguinea lokalisiert werden.

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(Foto: SZ-Grafik)
„Das Verständnis für andere Kulturen fehlte komplett“
Mit den in der Missionsstation gefundenen Schulregistern und den biografischen Daten der Kinder lässt sich die damalige Entwicklung gut rekonstruieren. Zum einen wurden dort deutsche Kinder unterrichtet, aber auch Mischlingskinder von europäischen Vätern und einheimischen Müttern, die Unterrichtssprache war Deutsch. Gegen Ende der Kolonialzeit kamen auch chinesische, japanische und malaysische Kinder in die Mission, die ebenfalls Deutsch lernten. Die Kinder vereinfachten ihre Sprache, auch in der Absicht, von den Lehrern und Missionaren nicht verstanden zu werden. So bildeten sich neue Sprachnormen heraus, die wiederum ein Gemeinschaftsbewusstsein unter den Kindern entstehen ließen.

Leider scheint bei der Entstehung von Unserdeutsch auch das ganze Elend der damaligen Kolonisationspolitik durch. Die radikale Missionierung und der eurozentrische Zeitgeist verfolgten das Ziel, die einheimische Bevölkerung zu europäisieren und zu christianisieren. „Das Verständnis für andere Kulturen fehlte komplett“, sagt Maitz. So ist die Entstehung der Sprache auch mit vielen traurigen Schicksalen verknüpft, mit Kindern, die den Familien entrissen oder aufgekauft wurden und im Waisenhaus der katholischen Missionsstation Vunapope ein neues Leben beginnen mussten.

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Die Missionsstation, an der Unserdeutsch vor gut einem Jahrhundert als eine Art Abgrenzungssprache der jungen Insassen entstanden ist. (Foto: Péter Maitz)
Für die heutige Wissenschaft aber sind die damaligen Vorgänge hochspannend. Rabaul Creole German nimmt eine Sonderstellung unter den Kreolsprachen ein. Die Ausburger Wissenschaftler wollen die akut vom Aussterben bedrohte Sprache nun dokumentieren, ihre Struktur systematisch beschreiben und ihre Entstehung und Geschichte rekonstruieren.

Maitz kennt mittlerweile die Namen von ungefähr hundert älteren Sprechern, die heute zerstreut auf verschiedenen Inseln Papua-Neuguineas und in Ost-Australien leben. Im September hat er sich dorthin aufgemacht, um mit den Sprechern Kontakt aufzunehmen und erste Sprachaufnahmen zu machen. Angesichts der bitteren Erfahrungen in der Vergangenheit ist die Kontaktaufnahme nicht immer einfach. „Viele haben ein hartes Schicksal hinter sich und sind misstrauisch“, sagt Maitz. Gleichwohl hat er es geschafft, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Nun ist die Hilfsbereitschaft groß. Wenn die 60- und 70-Jährigen Unserdeutsch reden, sind zwar bereits Merkmale eines Sprachverlustes zu hören, „aber es reicht noch, um es zu dokumentieren. Ich bin sehr zuversichtlich“, sagt Maitz.


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Sigmar Salzburg
18.09.2014 20.11
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Die Kunst des Weglassens

Putin soll Europa massiv gedroht haben
Der russische Präsident Wladimir Putin hat nach Darstellung des ukrainischen Staatschefs Petro Poroschenko Drohungen geäußert, die sich gegen Mitgliedsländer der Nato und der Europäischen Union richten.

Laut einer Gesprächszusammenfassung des Auswärtigen Dienstes der Europäischen Union, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt, berichtete Poroschenko dem EU-Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso am vergangenen Freitag während dessen Besuchs in Kiew von den Drohungen. Wörtlich habe Putin zu ihm, Poroschenko, gesagt: "[Bitte nicht diese falschen Unterstellungen.] Wenn ich wollte, könnten russische Truppen in zwei Tagen nicht nur in Kiew, sondern auch in Riga, Vilnius, Tallinn, Warschau oder Bukarest sein. [Jeder kann sehen, daß wir nichts dergleichen vorbereiten.]"

sueddeutsche.de 18.9.2014

Die Einschübe sind hinzuerfunden. Könnten nicht auch ähnliche Sätze der genannten „Gesprächszusammenfassung“ zum Opfer gefallen sein?

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Sigmar Salzburg
03.07.2014 08.56
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Aus der Prantl-Prawda

Burka-Verbot
Das Urteil ist ein Unglück

Hilft das Burka-Verbot des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte unterdrückten Frauen?
Nein, es befördert eher Ressentiments.
Ein Kommentar von Heribert Prantl

Die Verschleierung der muslimischen Frau ist eine verstörende Angelegenheit. Noch verstörender aber ist ihre gewaltsame Entschleierung...
sueddeutsche.de 1.7.14

Noch verstörender als die gewaltsame Enthäutung von männlichen Neugeborenen? Heribert Prantl vor 20 Monaten:

Eigentlich war dieses Gesetz unnötig; aber es ist dann doch bitter notwendig geworden. Nur ein einzelnes Gericht, das Landgericht in Köln, war aus einer gefestigten Rechtsprechung ausgebrochen. Nur dies einzelne Gericht hatte die Beschneidung von Knaben für strafbar erklärt...
sueddeutsche.de 10.10.12

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Sigmar Salzburg
24.10.2013 09.46
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BILD-Titel zu peinlich?

24. Oktober 2013
50. Jahrestag des Grubenunglücks von Lengede
Hört, ein Wunder

... In riesigen Buchstaben produziert die Bild-Zeitung Titel wie: „Gott hat mitgeholfen“.
sueddeutsche.de 24.10.2013

In meiner Erinnerung hieß der Titel „Gott hat mitgebohrt“.

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Sigmar Salzburg
25.09.2013 16.27
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Durch „dass“ endlich straffrei leben?

Die Schüler von Trakt C2
Text: fiona-webersteinhaus – Fotos: Kathrin Sprik
...
Die JVA Vechta ist ein besonderes Gefängnis. Hier sitzen nur Männer, die bei der Verurteilung unter 25 waren, sogenannte Jungtäter. Die 330 Männer sind zu alt für den Jugendvollzug, aber noch so jung, dass sie mit einer Ausbildung oder mit einem Schulabschluss nach ihrer Entlassung auf dem Arbeitsmarkt eine reelle Chance haben. Der Schulabschluss im Knast ist also nicht nur ein Schulabschluss. Das Zeugnis kann ein Ausweg aus dem sich drehenden Kreisel der Straftaten sein. Die Gefangenen sollen darauf vorbereitet werden, in Zukunft straffrei zu leben ...

7.30 Uhr. Deutschunterricht. Jonas füllt einen Lückentext in Jungsschrift aus. Der 23-Jährige sitzt breitbeinig, mit Kapuzenpullover und Jogginghose, auf dem Stuhl. Seine blonden Haare trägt er wie Bushido ... Irina Luft, eine energische Lehrerin mit kurzen roten Haaren und Perlenkette, steht vor den neun Schülern im kleinen Klassenzimmer und schreibt Beispiele aus der Rechtschreibreform auf. Majonäse statt Mayonnaise, behände statt behende, dass statt daß. Es ist frontaler Auswendiglern-Unterricht, mit grüner Tafel und Kreide...

jetzt.sueddeutsche.de 23.9.2013

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Sigmar Salzburg
14.09.2013 03.31
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Lesen in der Schule

„Jungen verjubeln Zeit am Computer“
Computer sind schuld an der Lesefaulheit vieler Jungen, findet zumindest Buchautor Friedrich Denk.

[...]
Die deutsche Sprache ist seine Leidenschaft, für ihren Erhalt kämpft er: Friedrich Denk war einer der größten Kritiker der Rechtschreibreform. Jetzt hat der ehemalige Deutschlehrer ein Plädoyer fürs Lesen verfasst: „Wer liest, kommt weiter“ (erschienen im Gütersloher Verlagshaus). Zum Interviewtermin in München brachte er Geschenke mit – wie sollte es anders sein, ausgewählte Bücher und Büchlein.
[...]

Spätestens die Schule soll alle Kinder zum Lesen bringen, doch sie erreicht oft das Gegenteil: Kinder können mit der Unterrichtslektüre nichts anfangen, sind überfordert.

Ja, wobei falsche Bücher nur ein Teil des Problems sind. Ich habe als Lehrer die Erfahrung gemacht, dass es auch noch in der Oberstufe Schüler gibt, die große Schwierigkeiten haben mit dem Lesen. Wer jedes Wort mühsam buchstabieren muss, hat natürlich keine Freude an der Lektüre. Das Problem geht aber viel tiefer, denn wer nicht richtig lesen kann, lernt schlechter. Lernen funktioniert vor allem über Nachahmung und Wiederholung. Beim Lesen ahmen wir sozusagen nach, was der Autor gedacht und geschrieben hat: Wir sehen die Buchstaben und Worte mit den Augen, sprechen sie innerlich nach, hören sie dabei und versuchen das Gelesene zu verstehen. Wir üben also beim Lesen gleichzeitig auf hohem Niveau Sehen, Sprechen, Hören und Denken. Vor allem Jungen haben aber zunehmend Probleme beim Lesen und Lernen – mit dem Ergebnis, dass schon heute 20 Prozent mehr Mädchen als Jungen Abitur machen.

Wie erklären Sie sich diesen Geschlechterunterschied?

Viele Jungen verjubeln Lesezeit am Computer. Natürlich sind auch Mädchen im Netz. Aber schaut man sich an, wer internetsüchtig, vor allem süchtig nach Online-Spielen ist, dann sind das fast nur männliche Jugendliche.
[...]

Apropos richtig schreiben: Sie waren einer der erbittertsten Gegner der Rechtschreibreform, wurden als „Rechtschreib-Rebell“ betitelt. Heute hat sich die neue Schreibweise fast überall durchgesetzt – war Ihr Kampf also umsonst?

Keineswegs! Unser Protest war durchaus erfolgreich. Nahezu die gesamte Getrenntschreibung wurde zurückgenommen – niemand schreibt mehr „hoch begabt“, „so genannt“ oder „hier zu Lande“ ¹. Auch andere unsinnige Veränderungen wurden stillschweigend zurückgenommen, zum Beispiel „er tut mir sehr Leid“, „Leid“ groß. Geblieben ist fast nur noch die ss-Schreibung nach kurzer Silbe – und eine allgemeine Verwirrung und Nachlässigkeit.
[...]

sueddeutsche.de 13.9.2013

¹) „so genannt“ ist noch des öfteren zu finden, aber schon ein Zeichen von Unkultur.

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Sigmar Salzburg
27.06.2013 20.11
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Uwe Tellkamp

Literatur braucht Aufmerksamkeit
Wider die Abschaffung des Bachmann-Preises. Von Uwe Tellkamp


Den Plan, den Klagenfurter Bachmannpreis abzuschaffen, finde ich skandalös. Auf solche Ideen käme wohl kein maßgeblich beschäftigter Franzose. Das brüten deutschsprachige Bürokraten aus, eine Kaste, die mit einem Federstrich erreichte, was keinem Tyrannen gelang: Zerstörung der Sprache mittels deutscher Rechtschreibreform. Gesellschaft braucht Gedächtnis, Literatur ist Gedächtnis, in früheren Zeiten waren die Dichter das Gedächtnis ihres Volkes. […]

Mein Vorschlag ist: Kulturdenkmäler schaffen. Suhrkamp ist eines, Klagenfurts Bachmannwettbewerb ist eines, ein Verlag wie Hanser, Residenz und noch einige andere. Wenn es Steine gibt, für deren Erhalt jährlich Millionen aufgebracht werden, warum nicht für lebendige Institutionen? Suhrkamp als Kulturdenkmal, Klagenfurt ebenso. Warum nicht? (Das Geschrei wird groß sein. Und wenn schon, Denken ist nicht verboten, noch nicht.) Reden wir über Möglichkeitssinn, würde Robert Musil sagen, ein großer Sohn Klagenfurts.

sueddeutsche.de 26.5.2013

Tellkamps Stellungnahme zur „Reform“ auch hier.
Werke von Uwe Tellkamp:
Die Schwebebahn: Dresdner Erkundungen. 2010
Der Turm. Geschichte aus einem versunkenen Land. 2008
Der Eisvogel. Roman. 2005
Der Hecht, die Träume und das Portugiesische Café. Roman. 2000

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St. Wagner
18.03.2013 16.24
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Re: Sie fand mal die R-Reform sehr wichtig.

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Norbert Lindenthal
Von Schavan bis Koch-Mehrin Politiker unter Plagiatsverdacht
Schavan kann gegen die Entscheidung vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf klagen.


Kurze Aktualisierung:

Zeitungsberichten zufolge hatte Frau Silvana Koch-Mehrin (FDP) gegen den Entzug ihres Doktortitels geklagt und nun den Prozeß vor dem Verwaltungsgericht Karlsruhe verloren bzw. das Gericht wies ihre Klage ab.
Die Uni Heidelberg hatte 125 Plagiate auf 80 Seiten gefunden.

(Auch Frau Schavan hatte angekündigt, gegen den Entzug ihres Doktortitels zu klagen, s.o.).

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