Zur Jahreswende von 1925 auf 1926 ...
... erschien in den deutschen wissenschaftlichen Zeitschriften die bedeutendste physikalische Theorie des 20. Jahrhunderts in zwei zunächst nicht als gleichbedeutend wahrgenommenen Einkleidungen:Über die quantentheoretische Umdeutung kinematischer und mechanischer Beziehungen.
Von W. Heisenberg in Göttingen.
(Eingegangen am 29. Juli 1925.)...
Bekanntlich läßt sich gegen die formalen Regeln, die allgemein in der Quantentheorie zur Berechnung beobachtbarer Größen (z. B. der Energie im Wasserstoffatom) benutzt werden, der schwerwiegende Einwand erheben, daß jene Rechenregeln als wesentlichen Bestandteil Beziehungen enthalten zwischen Größen, die scheinbar prinzipiell nicht beobachtet werden können (wie z. B. Ort, Umlaufzeit des Elektrons), daß also jenen Regeln offenbar jedes anschauliche Fundament mangelt, wenn man nicht immer noch an der Hoffnung festhalten will, daß jene bis jetzt unbeobachtbaren Größen später vielleicht experimentell zugänglich gemacht werden können.
Zeitschrift für Physik. Bd. XXXIII.
... Es kann wohl als wichtiger Erfolg der hier kurz dargestellten Theorie angesehen werden, daß sie einerseits durch alleinige Benutzung der beobachtbaren Frequenzen, Amplituden und Phasen eine enge Analogie ermöglicht zur klassischen wellentheoretischen Beschreibung der Strahlungsvorgänge..., daß sie andererseits wegen der Gültigkeit der Erhaltungssätze (Energie- und Impulssatz ...) auch mit der Einsteinschen Lichtquantentheorie nicht im Widerspruch zu stehen scheint; es ist ferner befriedigend, daß die Grundpostulate der Quantentheorie im formalen Schema dieser Theorie einen sinngemäßen mathematischen Ausdruck finden....
Göttingen, den 21. Dez. 1925, Institut für theor. Physik Genau 70 Jahre später verteidigte ein Politbürokrat vom Baden-Württembergischen Kultusministerium den perfidesten und dümmsten Einfall der Kultusministerkonferenz im 20. Jahrhundert – die ss-Rechtschreib„reform“: Aktenzeichen: IV/5-6521-D/168
21. Dezember 1995
Sehr geehrter Herr Dräger,
... Die am 28. November 1995 in der Zeitung „Die Welt“ erschienene Stellungnahme der Präsidentin des P.E.N.-Zentrums West wird nach Auffassung des Kultusministeriums dem Neuregelungsvorschlag nicht gerecht. Die Befürchtung, daß nach den neuen Regeln unterrichtete Kinder „später auch nur mit Befremden die Literatur ihres eigenen Landes lesen können“, ist sachlich nicht begründet. So wird etwa die Stellungnahme von Frau Bachér nach der vorgesehenen Neuregelung nur an sechs Stellen durch neue Schreibungen, die in der beigefügten Kopie markiert sind, zwingend verändert („Erlass, muss, dass, umso, dass, dass“). ... Die Befürchtung, daß die veränderten Schreibweisen etwa zu Erschwerungen des Schreibvorganges führen könnten, teilt das Ministerium nicht.
Die Schweiz, die auf den Buchstaben ß bereits seit langem gänzlich verzichtet, hat in den vergangenen Diskussionen keine Veranlassung für eine Rückkehr zur ß-Schreibung gesehen...
Lübke, Regierungsschuldirektor Ja, gerade die neue häßliche Mischschreibweise führte zu Kulturchaos und Traditionsverlust. Seit der Erfindung des „ß“ hatte die deutschsprachige Wissenschaft einen stetigen Aufstieg genommen, um schließlich mit den Gedanken Erwin Schrödingers die erfolgreichste Version der Quantentheorie zu formulieren – als kleine Weltformel:Quantisierung als Eigenwertproblem;
E. Schrödinger
(Erste Mitteilung)
§ 1. In dieser Mitteilung möchte ich zunächst an dem einfachsten Fall des (nichtrelativistischen und ungestörten) Wasserstoffatoms zeigen, daß die übliche Quantisierungsvorschrift sich durch eine andere Forderung ersetzen läßt, in der kein Wort von „ganzen Zahlen mehr“ vorkommt. Vielmehr ergibt sich die Ganzzahligkeit auf dieselbe natürlich Art, wie etwa die Ganzzahligkeit der Knotenzahl einer schwingenden Saite. Die neue Auffassung ist verallgemeinerungsfähig und rührt, wie ich glaube, sehr tief an das wahre Wesen der Quantenvorschriften....
Annalen der Physik 27. Januar 1926, S.361 Als Beweis für die Notwendigkeit der „Reform“ gilt dennoch achtzig Jahre später zeitgeistigen Wichtigtuern die gelungene Dressur ihrer Kinder:Droesser, Zeitforum 27.3.04: „Mein Sohn ist mittlerweile in der siebten Klasse und hat noch nie eine andere Rechtschreibung kennen_gelernt der würde Ihnen was husten, wenn Sie jetzt plötzlich mit für ihn altertümlichen ßs angerückt kämen.“
Pallas, Spiegelforum 28.6.04: „… arbeiten meine Kiddies z.B. noch mit Physikbüchern aus der Zeit vor der Rechtschreibreform. Und lachen immer über ein ‘daß’ “.
Nicolai Börners Physica oder Vernünftige Abhandlung Natürlicher Wissenschaften 1742
|