Der denglische Patient: die Sprachpanscher aus der EU
Wie die Engländer ihr English verlieren
[Peter Littger, der den Bestseller "The devil lies in the detail: Lustiges und Lehrreiches über unsere Lieblingsfremdsprache" verfaßt hat, schreibt in der Online-Ausgabe von Manager-Magazin:]
Die englische Sprache wird immer unenglischer, und ausgerechnet der Brexit beschleunigt diesen Prozess!...
[Der Buchautor von "Misused English Words and Expressions in EU publications" Jeremy] Gardner erinnert in seiner Einleitung daran, dass Englisch die offizielle Sprache in 88 Ländern ist und deshalb rund um den Globus in sehr unterschiedlichen Varianten gesprochen und geschrieben wird. Globish eben!
Doch, so Gardner, sei es wichtig, dass die Sprache stets unmissverständlich gegenüber diejenigen verwendet werde, die angesprochen sind. Und das sind in der EU nun einmal bis auf weiteres auch die Briten und die Iren.
Und die sind schlicht verwirrt, wenn Deutsche oder Franzosen von actors sprechen und damit politische Akteure meinen, also Politiker oder Ministerien, Gremien und Ausschüsse, während Engländer unweigerlich an Filmschauspieler denken!
Eine andere verbreitete Stolperfalle ist die Agenda: Erstens verbirgt sich hinter der Frage What's your agenda? für Briten die Frage Welchen Geheimplan verfolgen sie so? also eine andere Bedeutung als viele Fragende ahnen.
Wer sich ganz vorurteilsfrei nach dem Programm erkundigen will, fragt: What's the agenda (for today). Und zweitens ist die Agenda kein Terminkalender.
Viel Spaß kann man in der EU auch mit den unterschiedlichen Auffassungen des Wörtchens global haben auch, weil sich die Briten gerade versuchen als Global Britain zu verkaufen. Hierzu Gardner: In English, as in other languages, 'global' can mean both 'worldwide' and 'overall', but sometimes it can be a little confusing in the latter meaning. This became clear when an internal email was sent 'to everybody' announcing that there would be 'a global power cut'. If there is any ambiguity, prefer 'general' or 'overall'.
Gardner hält dieses eigenwillige Englisch in der EU mittlerweile für dominant: Zunehmend flösse es auch in den Wortschatz der Briten, die in Brüssel oder Luxemburg arbeiten. Sie sagen zum Beispiel SMS anstelle von text und sagen to send an SMS anstelle von to text. Und aufgepasst! sie verwenden sogar das Handy und den Beamer anstatt mobiles, cellphones oder projectors.
Dieser Teil in Gardners Bericht ist gewissermaßen der Schocker. Nachdem Deutschland in Europa den Frieden nach 1945 gewonnen habe, wie es neulich der frühere britische Premierminister Michael Heseltine zuspitzte, setzt sich nun in Europa auch noch unser denglisches Pseudoenglisch durch!...
manager-magazin.de 5.4.2017
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