11. September
Am 11. September 1996 faßte der DPA-Chef Wilm Herlyn die Ergebnisse einer Umfrage unter seinen Kunden zusammen und legte damit den deutschen Zeitungsverlegern nahe, sich der „Mehrheit“ dieser 77 Medien-Funktionäre anzuschließen. Damit hatte Herlyn schon den Zusammenbruch des bewährten deutschen Rechtschreibwesens praktisch vorherbestimmt, nachdem erst am 1. Juli desselben Jahres die Kultusminister unter Beihilfe des Bundes die „Wiener Absichtserklärung“ unterzeichnet hatten – ohne jegliche Legitimation durch das Volk.Hamburg, 11. September 1996
Sehr verehrte Frau Kollegin,
sehr geehrter Herr Kollege,
mit Rundschreiben vom 14. August 1996 hatte ich Sie gebeten, bis zum 31. August einen Fragebogen zur Rechtschreibreform auszufüllen.
Nach einer Auswertung dieses Fragebogens mit Stand 11. September votieren
77 Medienkunden dafür, die Rechtschreibreform mit Stichtag 1. August 1998 vollständig zu vollziehen.
17 Medienkunden haben sich entschieden, daß die Rechtschreibreform in drei Etappen vollzogen wird und zwar mit einer noch genauer zu definierenden ersten Etappe vom 1. August 1998 an.
Insgesamt neun Medienkunden votieren für verschiedene Daten, vom 1. Juli 1997 (ein Kunde) bis so spät wie möglich (ein Medienkunde).
Für die Aussetzung des Vollzugs der Rechtschreibreform bis auf weiteres plädieren insgesamt vier Medienkunden.
Über den Fortgang der Diskussion werden wir Sie weiter informieren.
Mit freundlichem Gruß
Dr. Wilm Herlyn Genau fünf Jahre später erfolgte der Angriff auf die Türme des World Trade Centers. Auch sie brachen unter der Wucht der anfliegenden „Argumente“ zusammen, ohne daß dem noch irgendwie Einhalt geboten werden konnte. Zwar kamen durch die „Reform“ vermutlich keine Menschen direkt ums Leben, aber hundert Millionen Menschen wurden genötigt, ihre Tradition aufzugeben und Tausende gaben wertvolle Lebenszeit hin, um sich dem sinnlosen Kulturbruch entgegenzustellen.
»... Hier fand statt, was Reformgegner überall vermuten: das sinnlose, hochmütige Beseitigen von Bewährtem ohne Not, das Außerkraftsetzen des konservativen Grundsatzes: Wer verändern will, trägt die Beweislast.«
(Alexander Gauland, Rheinischer Merkur,18.1.2007)
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