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Sigmar Salzburg
06.03.2015 20.02
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Thomas Brasch

»Die nennen das Schrei« – Gesammelte Gedichte
Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Martina Hanf und Kristin Schulz


Erschienen: 9.2.2015 Suhrkamp
Klappenbroschur,
1029 Seiten 28,00 €
ISBN: 978-3-518-42453-7

Inhalt
Thomas Brasch, Dichter, Dramatiker, Filmschaffender und Übersetzer, ist eine der markantesten Figuren der jüngeren deutschen Literatur. Vom Widmungs- und Gelegenheitsgedicht über Ballade und Lied bis hin zu Stückcollagen und Fototext – die Gesammelten Gedichte ermöglichen es zum ersten Mal, sich ein umfassendes Bild seines im Verlauf von 40 Jahren entstandenen lyrischen Werks zu machen...
Leseprobe

Lt. Wikipedia wurde nach Braschs Tod bekannt, daß er 1976 durch Anetta Kahane (damals IM der DDR-Staatssicherheit, jetzt Vorstand Amadeu Antonio Stiftung) denunziert wurde: „Zu den Feinden der DDR gehören in erster Linie Klaus Brasch und Thomas Brasch.“

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Sigmar Salzburg
15.01.2015 15.59
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Esther Kinsky

Am Fluß
Matthes & Seitz Berlin 2014
Gebundene Ausgabe EUR 22,90

1

König


In der Zeit vor meiner Abreise aus London begegnete ich dem König. Ich sah ihn abends, im türkisen Dämmer. Er stand am Eingang des Parks und schaute nach Osten, dorthin, wo bereits ein tiefes dunstiges Blau aufstieg, während in seinem Rücken der Himmel leuchtete. Aus dem Schatten der Büsche am Tor kam er mit kleinen lautlosen Schritten an den Rand der Rasenfläche, über der um diese Tageszeit die vielen Raben des Parks aufgeregt kreisten.

Der König streckt die Hände aus, und die Raben sammelten sich um ihn. Manche ließen sich kurz flügelschlagend auf seinen Armen, seinen Schultern und Händen nieder, stiegen wieder auf, entfernten sich ein Stück, kamen zurück. Vielleicht wollte oder mußte jeder einzelne Vogel ihn einmal berühren. So, von den vielen Vögeln umgeben, begann er die ausgestreckten Arme in leichte Schwing- und Kreisbewegungen zu versetzen, als wohnte in ihnen eine Erinnerung an Flügel...

Rezension in der FAZ:

Esther Kinskys Roman „Am Fluß“ Räbinnenschnäbel und andere famose Worte
Mit diesem Buch steht sie auf der Longlist des Deutschen Buchpreises: Esther Kinskys Roman „Am Fluß“ etabliert mit einem Schlag nicht nur eine neue Sprache, sondern auch ein altes Genre.
Katharina Teutsch faz.de 30.08.2014

Frau Teutsch zitiert nur den Titel in richtiger Rechtschreibung.
Das Titelblatt selbst verwendet je nach Ausgabe die Schreibweise „Am Fluß“ oder „Am Fluss“.

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Sigmar Salzburg
22.11.2014 15.02
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Michael Klonovsky

Aphorismen
und Ähnliches

Karolinger Verlag
Wien u. Leipzig 2014
125 Seiten, gebunden
ISBN 978 3 85418 159 0
EUR 18,90/CHF 27,50

karolinger.at

Vorbemerkung
Eckard Henscheid begründete seine Vorhalte gegenüber der Gattung Aphorismus einmal damit, es sei ihm suspekt, daß der Sentenzenmacher nach jedem seiner Sätze gewissermaßen stolz und beifallheischend in die Runde schaue. Aus diesem Dilemma führt auch über die vorliegende Sammlung kein Weg, nur soll eine Einschränkung von vornherein angemerkt werden: Der Autor nimmt keinerlei Originalität für sich in Anspruch. Seine Aphorismen reagieren entweder auf alltägliche Belästigungen durch die Plagegeister der egalitaristischen Welttendenz oder verlängern altbekannte Gemeinplätze auf dem Umweg einer Neuformulierung in die Gegenwart...


Damit die Trottel dieses Planeten ihre Trivialitäten endlich in Echtzeit austauschen können, mußte der technische Genius des Menschen einen erstaunlichen Höhenflug absolvieren.

Wenn die Schimpansen sprechen könnten, würden sie wohl als erstes ihre Gleichstellung fordern.

Täglich bringt der Kampf gegen die Syntax neue Helden hervor.

„Burn out“, das paßt allenfalls auf Dresden im Februar 1945.

Verbrechen, lehrt der bundesrepublikanische Katechismus, haben soziale Ursachen, sofern sich bei den Tätern keine rechte Gesinnung auftreiben läßt.

Die Reformierung einer ehrwürdigen Institution hat in der Regel zur Folge, daß sie schneller veraltet.

Siehe auch hier.

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Sigmar Salzburg
21.11.2014 07.21
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Bernd Schirmer

Der letzte Sommer der Indianer
Edition Schwarzdruck,
260 Seiten, 23 Euro

Wie Kulturbündler über DDR-Grenzen ritten
Gransee (MZV) 333 nummerierte Exemplare, die ersten verkauft, im Anschluss signiert. Bernd Schirmers „Der letzte Sommer der Indianer“ erlebt eine Neuauflage – 20 Jahre nach der Ersterscheinung im Eulenspiegel-Verlag.

„Dank meines Freundes Marc Berger“, sagt Schirmer. Bergers Verlag in Gransee gibt die Edition Schwarzdruck heraus, eine Reihe mit bekannter und weniger bekannter Literatur, seit 25 Jahren. Schirmer nennt sich und seinen Freund Berger konventionell. Der eine druckt noch mit Blei, der andere schreibt, wie er es gelernt hat.

Und Schirmer – ein Mann mit besonderem Humor – meint es durchaus ernst, wenn er von den unglaublichen Fehlern spricht, die bei der Rechtschreibreform gemacht worden sind. Er bleibt also weitgehend bei der alten. „Um die Verlage nicht zusätzlich zu verwirren, lasse ich im Anschluss ein Rechtschreibprogramm durchlaufen.“ Und dennoch: In der Neuauflage des „letzten Sommers der Indianer“ findet man es noch, das „daß"...

„Der letzte Sommer der Indianer“ ist die Geschichte einer Gruppe junger Leute, die im DDR-Kulturbund organisiert als Rothäute die Wochenenden verbrachten. Tomahawkwerfend und im Tipi kampierend erlebten sie ihre Jugend. Es ist die Geschichte einer Dreierbeziehung zwischen Grüner Pfeil, Einsamer Wolf und Schwellender Knospe. Zwei von ihnen später verheiratet und mit zwei Kindern gesegnet, die in Schirmers Roman ebenfalls einiges zu sagen haben. Der unterlegene Indianer ging in den Westen und kehrte als erfolgreicher Bierbrauer und Cowboy zurück.
Als überaus unterhaltsam empfand auch das Publikum der Eremitage am Mittwoch die Textpassagen, die Schirmer vortrug...
Märkische Online Zeitung14.11.2014

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Sigmar Salzburg
15.11.2014 12.10
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Michael Tomasello

Eine Naturgeschichte des menschlichen Denkens
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Schröder
Erschienen: 06.10.2014 Suhrkamp
Gebunden, 252 Seiten, 32 Euro

Im Original erschienen unter dem Titel A Natural History of Human Thinking (Harvard University Press).

Vorwort

Dieses Buch ist eine Fortsetzung von – oder besser ein Prequel zu – Die kulturelle Entwicklung des menschlichen Denkens, das 2002 in deutscher Übersetzung erschien. Es hat aber auch einen etwas anderen Fokus...

Der Fokus liegt jetzt also weniger auf der Kultur als einem Prozeß der Weitergabe, sondern mehr auf der Kultur als einem Prozeß sozialer Koordination – und tatsächlich argumentieren wir hier dafür, daß moderne menschliche Kulturen durch einen früheren Evolutionsschritt ermöglicht wurden, bei dem Menschen ihr Auskommen fanden, indem sie sich mit anderen in relativ einfachen Akten gemeinschaftlicher Nahrungssuche koordinierten. Die spezifische Fokussierung auf das Denken bedeutet, daß dieses Buch nicht einfach nur dokumentiert, daß Menschen auf eine solche Weise an geteilter Intentionalität teilhaben, wie es ihre nächsten Primatenverwandten nicht tun. Das wurde an anderer Stelle geleistet. Vielmehr untersucht es darüber hinaus die zugrundeliegenden Denkprozesse, die daran beteiligt sind...

Der Zwangsgebührensender Deutschlandfunk täuscht die Leser darüber hinweg, daß das Buch in der traditionellen Rechtschreibung erschienen ist: „Der rangniedere Schimpanse versteht nicht nur, was der andere Affe sehen oder nicht sehen kann. Er begreift auch, was der ranghöhere Affe weiß oder nicht weiß: Das dominante Tier kann die Bananen zwar aktuell nicht sehen, weiß aber, dass sie da sind.“

Auch die kurze Rezension bei Spektrum retuschiert das verräterische „daß“: Bis vor zirka 200 Jahren herrschte die Auffassung vor, dass Menschen sich von Tieren durch auf Sprache gestütztes Denken unterscheiden. Laut dem amerikanischen Anthropologen Michael Tomasello rührt das daher, „dass es in den ersten paar tausend Jahren der abendländischen Zivilisation keine nichtmenschlichen Primaten in Europa gab...“

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Sigmar Salzburg
06.11.2014 06.49
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Christian Demand

Die Invasion der Barbaren
Warum ist Kultur eigentlich immer bedroht?


zu Klampen • ESSAY

Herausgeber: Anne Hamilton;
Hardcover, 208 Seiten
Format: 11.5 x 18.5 cm
Erscheinungstermin: September 2014
ISBN 9783866744066 – 18,00 €

Man lasse sich nicht durch den Verlags-Neuschreib und die erste dass-Kontamination im Vorwort abschrecken:

Vorwort

Im Dezember 1772 wandte sich der Maler Sir Joshua Reynolds, Präsident der Royal Academy in London, mit einer feierlichen Ansprache an die versammelten Studenten, die der alljährlichen Verleihung der Akademiepreise entgegenfieberten. Die Botschaft des hochangesehenen Porträtisten an den aufstrebenden Nachwuchs fiel nicht sehr ermunternd aus. Mit der Malerei, murrte Reynolds verdrießlich, gehe es bekanntlich schon seit langem nur noch bergab. So wie er die Lage beurteile, sei es eher unwahrscheinlich, dass sie jemals wieder das hohe Niveau eines Raffael oder Michelangelo erreichen werde. Dennoch könne es die Akademie auch künftig keinem jungen Künstler ersparen, diese unerreichbaren Vorbilder hingebungsvoll zu studieren und zu kopieren, um ihnen auf diese Weise wenigstens so nahe wie möglich zu kommen. Man kann sich die betretenen Mienen der Anwesenden vorstellen.

Heutige Kunststudenten würden sich derartige Thesen vermutlich überhaupt nicht erst anhören. Schon seit mehr als 100 Jahren gilt die Vorstellung, daß man als Künstler irgend etwas durch die mühselige Nachahmung tradierter Formen oder das Befolgen akademischer Regeln zu gewinnen habe, geradezu als abwegig. Zwar existieren Kunstakademien nominell noch immer, doch deren Präsidenten legen in der Regel großen Wert auf die Feststellung, daß Studenten dort nicht mit der Aufarbeitung der Vergangenheit gequält, sondern in völliger Freiheit zu »assoziativem, surrealem, alogisch vernetztem Denken« angeleitet würden. Das ist nur konsequent, hat die Moderne doch dereinst mit aller Tradition gebrochen, und zwar ein für allemal. So jedenfalls steht es heute in den Schulbüchern: Romantiker, Realisten, Impressionisten, Kubisten, Dadaisten, Surrealisten etc., deren Werke heute den Stolz der Museen der westlichen Welt ausmachen, hätten in keiner Akademie ihrer Zeit reüssiert, während die Produktion, die dort geschätzt wurde, heute bestenfalls in den Depots verschimmelt. Die künstlerischen Leitwerte Innovation, Individualität, Originalität haben sich also offensichtlich bewährt. Wer es als Künstler zu etwas bringen will, muß folglich in erster Linie »authentisch sein«, wie es im Branchenjargon so schön heißt, und »eine eigene Position entwickeln«.

Anmerkung: Nichts übrigens gegen die alten Akademien. Wie wir selbst um 1975 im Kunstbetrieb sehen konnten, standen die abstrakt und tachistisch ausgebildeten Künstler dumm da, als wieder Gegenständlichkeit gefragt war.

Siehe auch SPON.

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Sigmar Salzburg
17.10.2014 12.28
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Hans Magnus Enzensberger

Tumult

Suhrkamp Verlag, Berlin 2014
287 Seiten, 21,95 Euro

Auch die Einführung auf der Verlagsseite ist in tradioneller Rechtschreibung verfaßt:

Autobiographischer Rückblick auf ein Jahrzehnt des Tumults
Der russische Roman: die Beziehung zu Maria Makarowa


Wie konnte in tausend Tagen so viel passieren?

Wer sich nach einem halben Jahrhundert wiederbegegnet, muß auf Überraschungen gefaßt sein. Hans Magnus Enzensberger hat sich auf dieses Abenteuer eingelassen: Ein zufälliger Kellerfund gab den Anlaß für eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.

1963 führt den Autor eine erste Reise nach Rußland, und unverhofft wird er zum Gast auf Chruschtschows Datscha in Gagra. Das Ergebnis ist ein genaues Porträt des Mannes und der sowjetischen »Tauwetter«-Politik dieser Zeit. Drei Jahre später durchreist Enzensberger die UdSSR vom äußersten Süden bis nach Sibirien. Auf diesem Parforce-Ritt nehmen die Verwicklungen des »russische Romans«, der konfliktreichen Beziehung zu seiner zweiten, russischen Frau, ihren Anfang. 1968/1969 gerät der Dichter dann in eine Phase des politischen und privaten Tumults. Mitten im Vietnam-Krieg folgt er einer Einladung an die Wesleyan University, aber schon nach wenigen Monaten lockt das Cuba der Revolution. Doch sind die Fraktionskämpfe der außerparlamentarischen Opposition in Berlin nicht so weit entfernt, als daß der Dichter nicht auch auf diesem Schauplatz zum Akteur würde…

Wie aber sieht mit dem zeitlichen Abstand von 50 Jahren der alte Enzensberger den jungen? Die Antwort auf diese Frage gibt ein lebhaftes Streitgespräch, in dem beide sich ihrer Haut zu wehren wissen. Ein letztes Kapitel unter dem lapidaren Titel Danach gilt dem Abschied von den »politischen und privaten Obsessionen der 60er Jahre«. Hier gedenkt Enzensberger auch der Verlierer und derer, die ihm nahestanden. Gewidmet ist das Buch »Den Verschwundenen«.

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Sigmar Salzburg
06.10.2014 17.55
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Peter Scholl-Latour

Der Fluch der bösen Tat
Das Scheitern des Westens im Orient


Propyläen Verlag (12. September 2014)
368 Seiten 24,99 Euro

S. 17
Ich bin mir bewußt, daß ich mich mit dieser Einführung dem Vorwurf des Antiamerikanismus aussetze. Aber wir erliegen spätestens seit dem zweiten Irak-Feldzug einer umfassenden Desinformation, die in den USA, Großbritannien und Israel durch perfekt organisierte Institutionen betrieben wird und im Grunde ebenso ernst zu nehmen ist wie die allgegenwärtige Überwachung durch die NSA. Wieder einmal erweist sich Helmut Schmidt, der angesehenste Staatsmann Deutschlands, als einsamer Rufer in der Wüste, wenn er sich in der Bild-Zeitung darüber wundert, daß »manche der westlichen Politiker und viele Medien zur Zeit ganz anders schreiben, als die Deutschen denken. Die Deutschen«, so stellt der Alt-Bundeskanzler fest, »sind bei weitem friedfertiger als die Leitartikler in der ›Welt‹, der ›FAZ‹, der ›Bild‹ und auch meiner eigenen Zeitung, der ›Zeit‹.«

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Sigmar Salzburg
03.10.2014 06.09
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Peter Kropotkin

Ethik
Ursprung und Entwicklung der Sitten.

Mit einem Vorwort von Michael Schmidt-Salomon.
336 S. kart. Alibri-Verlag. Aschaffenburg 2013.
18,- Euro. ISBN 978-3-86569-160-6

Aus der Rezension bei fgw: Fürst Pjotr Kropotkin (1842 – 1921) ist den Nachgeborenen eigentlich nur noch als einer der geistigen Köpfe des politischen Anarchismus bekannt. Daß der an Darwin geschulte Geograph auch Evolutionstheoretiker war, dürfte nur noch wenigen bewußt sein. Völlig unbekannt aber ist wohl heute und hierzulande, daß sich Kropotkin aufgrund seiner wissenschaftlichen Forschungen immer stärker ethischen Fragen zugewandt hatte.

In seinem – Todes bedingt – unvollendet gebliebenen Spätwerk „Ethik“ zeigt Kropotkin auf, wie eine evolutionäre, humanistische Ethik zu begründen ist... Es wurden bereits in den frühen Stammesgesellschaften weltweit verbindliche, ungeschriebene, Gesetze formuliert. Als oberstes das des Verbotes des Brudermordes, d.h. des Mordes in der eigenen Sippe. Kropotkin benennt weitere weltweite Lebensregeln und resümiert:


„Dabei ist es natürlich, daß der Mensch, dank der Sprache, die die Entwicklung des Gedächtnisses unterstützte und die Überlieferung schuf, viel verwickeltere Lebensregeln, als die Tiere sie haben, ausarbeitete. Mit dem Erscheinen der Religion, wenn auch in der rohesten Form, trat in die menschliche Ethik ein noch neues Element, das ihr eine gewisse Festigkeit verlieh und nachher zum Träger der Vergeistigung und eines gewissen Idealismus wurde.“ (S. 85)

Auf Anfrage:„... wir haben die Rechtschreibung der Originalübersetzung nicht auf Reform umgestellt, nur heute nicht mehr geläufige Wörter ausgetauscht.“ Gunnar Schedel (Alibri Verlag)

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Sigmar Salzburg
18.09.2014 13.43
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Thomas Hettche

Pfaueninsel
Roman

Erschienen am: 21.08.2014
Kiepenheuer & Witsch
352 Seiten, gebunden

Die junge Königin stand einen Moment lang einfach da und wartete, daß ihre Augen sich an das Halbdunkel des Waldes gewöhnten. Gerade eben noch hatte sie auf der sonnigen Wiese Ball gespielt, jenes englische Spiel mit den hölzernen Hämmerchen, das dem König so sehr gefiel. Auch die Tapeten für ihr Schloß in Paretz stammten von einem Engländer, er hatte seine Manufaktur im Scheunenviertel, und das Billard in Paretz war direkt aus London geliefert worden.

Thomas Hettche, 1964 am Rand des Vogelsbergs geboren, lebt in Berlin. Sein Romandebüt »Ludwig muß sterben« wurde 1989 als Geniestreich gefeiert. Danach erschien unter anderem »Der Fall Arbogast« (2001), ein Bestseller, der in zwölf Sprachen übersetzt worden ist. »Woraus wir gemacht sind«, 2006 bei Kiepenheuer & Witsch erschienen, stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Zuletzt veröffentlichte Hettche den hochgelobten Roman »Die Liebe der Väter« (2010) und den autobiographischen Essayband »Totenberg« (2012).

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Sigmar Salzburg
28.08.2014 13.11
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Carlo Ginzburg

Der Käse und die Würmer
Die Welt eines Müllers um 1600
Aus dem Italienischen von Karl F. Hauber.
Wagenbach Taschenbuch 2011, 7. Auflage
208 Seiten, 11,90 €



Verlagswerbung:
Carlo Ginzburg rückt hier erstmals die Mentalität und das Weltbild eines Individuums ins Zentrum. Ein zentrales Buch der neueren Geschichtsschreibung.
Das Buch erzählt die Geschichte des Müllers Menocchio, der 1584 vor der Inquisition bekennt: »Ich habe gesagt, dass, was meine Gedanken und meinen Glauben anlanget, alles ein Chaos war, nämlich Erd’, Luft, Wasser und Feuer durcheinander. Und jener Wirbel wurde eine Masse, gerade wie man den Käse in der Milch macht, und darinnen wurden Würm’, und das waren die Engel.«
Ginzburg nimmt die Erzählungen des Müllers nicht nur ernst, sondern er rekonstruiert mit ihnen eine ganze Vorstellungswelt: die der vermeintlich illiteraten Unterschicht...


Keine Angst! Das Buch ist 1990 als Wagenbach-Taschenbuch erschienen und wurde auch noch in der 7. Auflage unverändert in der ästhetischen Kulturrechtschreibung gedruckt. Lediglich auf S.139 ist zu lesen:

Sieben oder acht Jahre vorher ... hatte Menocchio ausgerufen: »Wenn Christus Gott gewesen wäre, wäre er einer gewesen ..., der sich ans Kreuz hätte schlagen lassen.« »Er äußerte sich nicht darüber, was Christus gewesen ist«, fügte der Wirt hinzu, »aber ich verstand, daß er sagen wollte, Christus sei ein Tollpatsch gewesen, um dies häßliche Wort zu sagen...«

(Man sieht, wie notwendig eine Reform der herkömmlichen Tolpatsch-Schreibung war!)

Domenico Scandella, genannt Menocchio, geboren etwa 1530, Müller in Montereale in Friaul, konnte lesen, reden und seine eigenen Gedanken zur Religion nicht für sich behalten. Diese sind in den gut erhaltenen Prozeßakten des Inquisitionstribunals dokumentiert, das ihn 1584 zu lebenslänglich Kerker verurteilte. 1586 wurde er unter Auflagen begnadigt, aber 1598 wieder von der Inquisition ergriffen:

Das Oberhaupt der katholischen Welt, der Papst Clemens [der Milde] VIII. in Person, wandte sich zu Menocchio hinab, der ein krankes Glied am Leibe Christi geworden war, um seinen Tod zu fordern. In den gleichen Monaten ging in Rom der Prozeß gegen den ehemaligen Mönch Giordano Bruno zu Ende...

Widerstand gegen so starke Pressionen zu leisten war unmöglich: Und kurz danach wurde Menocchio getötet. Wir wissen es mit Sicherheit aus der Aussage eines gewissen Donato Serotino, der am 6. Juli 1601 dem Kommissar des Inquisitors von Friaul sagte, er habe sich in Pordenone befunden, kurz nachdem »durch das Inquisitionsgericht ... Scandella hingerichtet worden« war...

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Sigmar Salzburg
14.06.2014 07.41
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Peter Sloterdijk

Die schrecklichen Kinder der Neuzeit
Ein Schwarzbuch über die Zukunft

Was treibt die Menschheit voran? Entwickelt sie sich von Niederem zu Höherem? Orientiert sich Fortschritt an Lehren aus der Geschichte? Ist Geschichte als Progression der und in der Freiheit zu begreifen?

Suhrkamp (erscheint: 16.06.2014)
Gebunden, 489 Seiten, 26,95 €


Vorbemerkung
Von Erbe, Sünde und Moderne
Der Mensch ist das Tier, dem man die Lage erklären muß. Hebt es den Kopf und blickt es über den Rand des Offensichtlichen, wird es vom Unbehagen am Offenen bedrängt. Unbehagen ist die angemessene Antwort auf den Überschuß des Unerklärlichen vor dem Erschlossenen...

suhrkamp.de

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Sigmar Salzburg
12.04.2014 06.57
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Sibylle Lewitscharoff

Killmousky
Roman

Suhrkamp 2014 – 19,95 €
[Ein Katzenkrimi]

Er lag im Bett. Bis vor kurzem katte Killmousky neben ihm geschlafen. Es war eine ganze Weile her, genauer gesagt, es hatte sich in einer Sonntagnacht im Mai 2011 zugetragen: der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, wie es am Schluß von Casablanca heißt...

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Sigmar Salzburg
29.03.2014 09.34
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Akif Pirinçci

Deutschland von Sinnen
Der irre Kult um Frauen, Homosexuelle und Zuwanderer

Manufactum 2014
Lichtschlag in der Edition Sonderwege
Klappenbroschur, ca. 278 Seiten, 17,80 €
ISBN 978-3-944872-04-9

1969 sind meine Eltern mit uns Kindern und einem Pappkoffer in der Hand in dieses Land gekommen. Die Türkei bot uns nichts, keine Chance, keine erste und keine zweite, einfach gar nichts. Wir waren so arm, daß wir uns am Ende nicht einmal mehr Holz oder Kohle zum Heizen für den Winter leisten konnten. Wir empfanden es als unfaßbares Geschenk, daß Deutschland uns aufnahm. Hätte man uns gebeten, wir hätten ihm auf den Knien gedankt. Aber das tat man nicht. Man gab uns nur zu verstehen: Arbeitet, geht zur Schule, macht etwas aus eurem Leben, ihr seid uns nichts schuldig, außer vielleicht, daß ihr ein produktiver, kreativer und bereichernder Teil dieses Landes werdet...

In der Süddeutschen ist am 22.3. schon ein wohlwollender Bericht erschienen, der sicher nicht so ausgefallen wäre, wenn der Autor Sarrazin geheißen hätte. Das obige Zitat wurde dort in die „leichter erlernbare“ neue Rechtschreibung übersetzt.

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Sigmar Salzburg
28.03.2014 07.05
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Hannah Bethke

Das politische Denken Arnold Brechts
Eine transatlantische Ideengeschichte des 20. Jahrhunderts

Duncker & Humblot, Berlin 2013
ISBN-13: 978-3428139989, EUR 98,90

Arnold Brecht (1884–1977) ist in der heutigen sozialwissenschaftlichen und historischen Forschung weitgehend in Vergessenheit geraten. Als überzeugter Demokrat und Beamter in der höheren Verwaltung der Weimarer Republik mußte er 1933 nach New York emigrieren, wo er eine Professur für Politikwissenschaft wahrnahm. Die Autorin fragt nach den Grundzügen und Leitmotiven im politischen und wissenschaftlichen Denken Brechts und verfolgt dabei das Ziel, sein Werk systematisch zu erschließen und es wissenschaftsgeschichtlich, biographisch und historisch-politisch zu kontextualisieren. Dabei werden Fragen des Beamtenrechts und der Verwaltungsgeschichte ebenso erörtert wie die Debatte über die Wertfreiheit in den Sozialwissenschaften; auch rechtstheoretische Themen, der Prozeß »Preußen contra Reich« im Jahr 1932, Brechts Haltung zur Schuldfrage nach 1945 und sein Wirken im Kontext der Emigrationsforschung werden ausführlich untersucht.

Hannah Bethke, geb. 1980, studierte Politikwissenschaft und Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Freiburg. 2012 wurde sie an der Universität Leipzig mit einer Arbeit über Arnold Brecht promoviert. Seit dem Wintersemester 2010/11 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Greifswald.

Siehe auch ihren Beitrag zum Verfall der Schreibfertigkeiten der Studenten in FAZ.net 27.3.2014, gekürzt hier bei Elternverein.

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