Der alte Reform-Quatschkopp Peter Schmachthagen ...
... hat wieder eine Kolumne über die grandiosen Vorzüge der Rechtschreib„reform“ vom Stapel gelassen – diesmal über die wichtige Ä-Frage und die Augstsche Volksetümologie. Seltsamerweise habe ich den Text über die Adresse der Morgenpost gefunden. Prof. Ickler hat das Nötige bei sprachforschung.org schon gesagt. Aus Mangel an Zeit und Lust setze ich daher Schmachthagens Erguß nur leicht gekürzt hierher:
Deutschstunde
Irgendwie ist das alles ein wenig belämmert
Oder belemmert? Einige Leute haben die Stammangleichung der Rechtschreibreform bis heute nicht verdaut
Von Peter Schmachthagen schreibt hier wöchentlich über die Tücken der deutschen Sprache
Mit Interesse und Vergnügen studiere ich Ihre Kolumne, schreibt Mathias K. Was mir aber auffällt, ist, dass in vielen Artikeln Ihrer Zeitung die neue Rechtschreibung ignoriert wird. Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft ich zum Beispiel aufwendig statt aufwändig gelesen habe. Resultiert das aus Unwissenheit, oder boykottieren viele Redakteure noch die Reform, was ich ungeheuerlich finden würde? Ich darf den Leser beruhigen. Niemand in der Redaktion boykottiert die Rechtschreibreform...
Bis zur Reform schrieb man den Traum, der uns im Schlaf quält, wie Alptraum mit p. Als im flachen Norden aufwachsender Schüler dachte ich, die Bezeichnung komme von den Alpen, die sich nachts wie ein Gebirge auf uns legten. Das war falsch. Das Wort kommt von dem Alb, einem im alten Volksglauben koboldhaftem, gespenstischem Wesen, das sich auf die Brust des Schlafenden setzt und bei ihm ein drückendes Gefühl der Angst hervorruft. Deshalb entschieden die Reformer, dass der Alptraum wie Albtraum mit b geschrieben werden müsse.
Leider wurde die Reform von 1996/99 im Jahr 2006 ihrerseits einer (überflüssigen) Reform der Reform unterzogen, die viele alte Schreibweisen wieder aufleben ließ, ohne die neuen für ungültig zu erklären. Die Zahl der fakultativen Schreibweisen nahm in beängstigender Weise zu. Seitdem darf man sich wieder mit einem Alptraum im Bett wälzen. Der Duden empfiehlt jedoch den Albtraum. Die Gämse (früher: Gemse) hat das a mit Umlaut immerhin über die Reform der Reform gerettet. Angeblich sagen die Bayern Gams zu dem Tier. Auch die Wörter Bändel (früher: Bendel), behände (behende), einbläuen (einbleuen), Gräuel (Greuel), schnäuzen (schneuzen) und Stängel (Stengel) haben mit der Reform eine Stammangleichung erfahren und werden heute so und nur so geschrieben (zumal die alte, etymologische Schreibweise keineswegs einleuchtender war). Der Trommelschlägel bekommt jetzt ein "ä", beim Schlegel als Rehkeule bleibt's hingegen beim e. Auf die Barrikaden trieb es 1999 die Reformgegner, als belämmert nicht mehr wie belemmert buchstabiert werden sollte. Schließlich habe das Wort nicht das Geringste mit dem Lamm zu tun! Nein, nicht mit dem Lamm, aber mit lahm.
morgenpost.de 12.5.2015
|