Ein Weihnachtsgruß aus Herne auf Chinesisch
[Bild: An der Tafel die Zeichen für „guo“ (Land) – alt: im Quadrat eingegrenzt das Zeichen für Lanze „ge“(altchin. kwa), – reformiert: stattdessen das Zeichen für „yüe“ (Edelstein, kostbar).]
Sie führte in die chinesische Schrift sowie Land und Leute ein: Hua Pan-Witzel. Foto: Rainer Raffalski
Herne. In der Adventszeit bietet die VHS Herne den Kursus „Chinesische Zeichen schreiben“ an. Dabei wurden auch Weihnachtskarten gestaltet...
Bevor es ans Schreiben der Zeichen ging, stand kurz die Geschichte der Schrift auf dem Plan. „Chinesische Zeichen gibt es seit etwa 4000 Jahren“, berichtet Pan-Witzel sichtlich stolz auf die lange Tradition ihrer Heimat, „vereinheitlicht wurden sie vor ca. 2000 Jahren, als China das erste Mal vereinigt war“. Die Zeichen hätten sich aus Zeichnungen entwickelt, was sie am Zeichen für „Sonne“ zeigte: Aus dem Kreis mit einem Punkt in der Mitte entwickelte sich im Laufe der Jahre ein Rechteck mit einem Querstrich. „Die chinesische Schrift ist nicht geschwungen, sondern eckig“, erklärt die Chinesin, die seit 25 Jahren in Deutschland lebt, als ein Teilnehmer sich an den Zeichen versuchte und sie, typisch deutsch, etwas zu geschwungen an die Tafel brachte.
Niemand kennt alle Zeichen
Etwa 30 Grundstriche gibt es im Chinesischen, aus denen sich die etwa 50 000 Zeichen zusammensetzen. Alle beherrsche aber keiner, in der Schule lerne man um die 2000, so Pan-Witzel – und das durch üben, üben, üben. Ein Akademiker beherrsche vielleicht 5000.
Interessant ist auch, dass nicht nur die Deutschen Rechtschreibreformen über sich ergehen lassen mussten, sondern auch die chinesische Regierung der 50er Jahre ihre Zeichen veränderte. „Die Politik wollte unsere Schrift vereinfachen, indem sie bei manchen Zeichen einfach ein paar Striche wegließ“, berichtet Pan-Witzel. „Das galt aber nur für die Volksrepublik China, nicht etwa für Taiwan. Dort schreibt man immer noch traditionell.“
In der Schreibkunst sind es noch immer die traditionellen Zeichen, die genutzt werden. „In China ist ein Bild eines schön geschriebenen Schriftzeichens so teuer wie hier ein Monet oder Picasso“, sagt die Expertin.
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derwesten.de 8.12.2014
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