Die deutsche mindestens Drei-Klassen-Denkmals-Kultur
Der seit zwanzig Jahren andauernde Streit, ob die Volksgruppe „Sinti und Roma“ oder „Sinti, Roma, Manush, Lalu, Laleri, Lovara, Kalderara, Beasha, Aschkali, Kale, Churara, Saxi und/oder Lautari“ genannt werden soll oder einfach auf deutsch „Zigeuner“, wurde anscheinend umgangen.
Die „junge Welt“ berichtet (in klassischer Rechtschreibung):
Die nachgereichte Geste
Schlichte Formsprache: In Berlin wird das »Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Roma und Sinti Europas« eingeweiht
... Im Zuge der langwierigen Diskussionen über das »Holocaust-Denkmal«, wie es oft genannt wird, wurde verschiedentlich die Hierarchisierung der Opfergruppen des NS-Regimes kritisiert. Unter anderm auch von Romani Rose, der nachdrücklich die Einbeziehung der Roma und Sinti in das Gedenken forderte. Jakob Schulze-Rohr, Mitbegründer der »Perspektive Berlin«, widersprach Romani Rose im April 1989 in einem Gespräch mit der taz, das zeigte, wie weit der Antiziganismus in die erinnungspolitischen Bemühungen der »Perspektive Berlin« hineinspielte: »Aber die Roma und Sinti sind im Anfang überhaupt nicht diskriminiert worden«, verkündete Schulze-Rohr, »man denke nur an die Zigeunerkeller, Zigeunermusik, Zigeunerspieß – das gab’s alles auch während der Nazizeit. Es gab sogar Zigeuner als Wehrmachtsangehörige. Also die Ausrottung der Zigeuner als Volksgruppe war ursprünglich nicht geplant.« …
junge Welt 24.10.2012
Peinlich war auch Lea Rosh, die in Talk-Shows einen in Auschwitz gefundenen Zahn schwenkte und ihn irgendwo im Denkmal eingemauert haben wollte. Der Spiegel erwähnt auch:
Angestoßen von der Journalistin Lea Rosh wurde seit den späten achtziger Jahren über ein Holocaust-Denkmal diskutiert. Auf Drängen der Initiatorin ist das 2005 eingeweihte Mahnmal zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz allerdings ausschließlich den im Nationalsozialismus ermordeten Juden gewidmet. Als deshalb 1995 ein ergänzendes Mahnmal für Sinti und Roma angedacht wurde, soll der Historiker Eberhard Jäckel gesagt haben, dann könne man auch gleich ein Denkmal gegen das Killen der Wale fordern.
Später bestritt Jäckel die Aussage gegenüber dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma. Dagegen vorgegangen ist er jedoch nie…
spiegel.de 24.10.2012
Die Schwulen, deretwegen vor allem es kein gemeinsames Mahnmal geben durfte, kamen mit ihren Denkmalsansprüchen in der Berliner Denkmalslandschaft schon eher zum Zuge – mit einer „Kussszene”:
Das Denkmal wurde von Michael Elmgreen und Ingar Dragset entworfen. Die Künstler haben dabei die Formensprache des Holocaustdenkmals aufgegriffen und durch ein zusätzliches Element ergänzt: In einer Fensteröffnung ist ein Film mit einer Kuss-Szene zu betrachten. Das Denkmal soll die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus ehren und zugleich »ein beständiges Zeichen gegen Intoleranz, Feindseligkeit und Ausgrenzung gegenüber Schwulen und Lesben setzen«.
Das Denkmal wurde auf Beschluss des Deutschen Bundestages gebaut und am 27. Mai 2008 der Öffentlichkeit übergeben.
stiftung-denkmal.de
Nachdem die Zigeuner jetzt auch mit einem Denkmal bedacht sind, bleiben dennoch weitere Wünsche offen, lt. „junge Welt“:
Nun wird das Denkmal an prominenter Stelle in der Stadt eröffnet, in Anwesenheit der Bundeskanzlerin.
Einen zentralen Gedenkort für die ermordeten Behinderten in der Hauptstadt gibt es bis heute nicht, ein Wettbewerb ist dazu gerade in Vorbereitung.
junge Welt 24.10.2012
Ganz zum Schluß werden wohl die echten Kriminellen drankommen, die ja auch ein Recht auf ein richtiges Gefängnis und eine anständige Hinrichtung gehabt hätten.
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