OFFENER BRIEF
Giordano greift Erdogan an
Der Kölner Publizist Ralph Giordano hat sich in einem Offenen Brief an Altbundeskanzler Gerhard Schröder gewandt. Es geht um eine Preisverleihung an den türkischen Ministerpräsidenten Erdogan, bei der Schröder am Wochenende die Laudatio halten soll.
Sehr geehrter Herr Altbundeskanzler,
Ich bin auch Euer Präsident! Lernt Deutsch, aber bleibt, wer ihr seid! Bildet einen Staat im Staat, aber nennt es nicht so. Diese Kriegserklärungen an die Integration vom Februar 2008 in Köln und vom März 2011 in Düsseldorf feuerte vor einer aufgeheizten Menge von 18000 Menschen der Mann ab, der am 17. März in der Jahrhunderthalle Bochums den „Steiger Award für Toleranz, Menschlichkeit und das Zusammenwachsen Europas“ verliehen bekommt Recep Tayyip Erdogan, Ministerpräsident der Türkei.
Es ist derselbe Erdogan, der den Völkermord an den Armeniern 1915/16 auch nach fast hundert Jahren noch leugnet und diese türkische Lebenslüge wie kein zweiter in unserer Zeit personifiziert. Eben jenen Genozid, der unter Ihrer Kanzlerschaft, Herr Altbundeskanzler, zum erstenmal nach fast hundert Jahren vom Deutschen Bundestag anerkannt worden ist. Am 22. Februar 2005, unter fraktionsübergreifendem Applaus, ohne Gegenstimme oder Enthaltung, ein kaum faßbares Wunder in der Geschichte des deutschen Parlamentarismus.
Toleranz und Menschlichkeit? Ich protestiere gegen die Verleihung des Steiger Award an Recep Tayyip Erdogan, die nur ebenso verlogen sein kann, wie ihre Laudatio. Sie, Herr Altbundeskanzler, haben einmal Putin einen lupenreinen Demokraten genannt haben. Das wird in der Erinnerung an Sie haften bleiben. Lob und Ehrung eines Politikers aber, der einen überwältigend belegten Völkermord leugnet, wiegen noch schwerer.
Ralph Giordano
ksta.de 15.03.12, 14:14
„Kaum faßbar“ – ob das in den anderen Medien unzensiert durchgeht?
Bereits am 8.3.2012 war allerdings Ralph Giordanos Satz in der Jüdischen Allgemeinen, die – in orthographischer Hinsicht – zu Kreuze gekrochen ist, in die Gräuel-Schreibung übersetzt worden:
juedische-allgemeine.de 8.3.2012
Diesen Artikel, der den Völkermord an den Armeniern behandelt, sollte ansonsten jedermann verinnerlichen.
|