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Norbert Lindenthal
21.07.2012 05.22
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Re: Kontextprobleme vor der Sprache und nach der ‚Reform‘

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
Komm her, du Affe!
Dazu einige Übungen.


Oft stören Menschen fressende Tiger im Dschungel.
__________________
Norbert Lindenthal

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Sigmar Salzburg
20.07.2012 18.35
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Kontextprobleme vor der Sprache und nach der ‚Reform‘

Komm her, du Affe!
Die Gesten von Schimpansen geben Aufschluss über die Evolution von Sprache


In die Hände klatschen bedeutet Freude und Aufregung. Mit dem Arm winken heißt ‚komm her‘. Und mit den Armen rudern steht für ‚lass mich allein‘. – Bei der Beobachtung wilder Schimpansen in Uganda sind schottischen Forschern mehrere Gesten aufgefallen, mit denen sich die Menschenaffen untereinander verständigen. Von den gut 30 neu entdeckten Gebärden ähnelt etwa ein Drittel auch von Menschen benutzten Gesten…

Dazu beachten die Menschenaffen sowohl Gesten als auch den begleitenden Kontext.

Ein Beispiel: Ein Schimpansenmännchen benutzt eine Handbewegung, die die Forscher mit der Absicht, sich fortzupflanzen in Verbindung bringen. Gestikuliert das Männchen zu einem Weibchen, kann dies eine Aufforderung zum Geschlechtsverkehr sein – für andere Männchen bedeutet die gleiche Geste dagegen, dass sie sich fern halten sollen oder aber, dass sie keinen Sex mit anderen Weibchen haben dürfen.

Diese Mehrfachverwendung der gleichen Handbewegung bedeutet, dass die Schimpansen immer auch den Kontext in Betracht ziehen müssen.

wissenschaft.de 20.7.2012

Nach dem reformerischen Rückbau der Sprache muß auch wieder mehr am Kontext erraten werden:

Spiegel: Warum verzichtet die Reform auf die Feinheiten der Sprache?

[Kultusministerin] Ahnen: Sie verzichtet nicht darauf. Noch einmal: Die Wörter stehen doch nicht allein da. Die Unterschiede sind auch hier durch den Kontext erkennbar. Und das erwarten wir von den Schülern. Wir wollen ihre Fähigkeit stärken, Texte zu verstehen. (Spiegel Nr. 48, 22.11.04)

Dazu einige Übungen.

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Sigmar Salzburg
13.07.2012 06.55
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Beleidigungen

Speak Schneider!
Unter diesem modischen Titel hat Wolf Schneider, der ehemalige Leiter der Journalistenschule, zwei Jahre lang für die reformangepaßte Süddeutsche Zeitung „dezente“ Werbung gemacht, indem er einige Minuten lang über gutes Deutsch redete. Dabei durfte der vehemente Gegner der „Rechtschreibreform“ diese natürlich nicht erwähnen. Leider hat er auch nicht genug Rückgrat besessen, auf einer unreformierten Veröffentlichung seiner eigenen Bücher zu bestehen. – Aus dem letzten Beitrag können wir nun wenigsten eine Ermutigung zur gut gewählten Beleidigung mitnehmen:



Weiterführendes hier und da.

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Sigmar Salzburg
12.05.2012 10.08
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Schlimme Wissenschaftssprache

„Sprachstyropor macht mir schlechte Laune“
Implementierung, Paradigmenwechsel, Diskursivität: Das ist typisches Wissenschaftsdeutsch – unverständlich und aufgebläht. Im Interview erklärt Geschichtsprofessor Valentin Groebner, wie Studenten sich dahinter verstecken ...

Groebner: Wenn von „Implementierung“ die Rede ist, von „vielfältigen Vernetzungen“, „Handlungshorizonten“, „Diskursivität“. Oder Satzanfänge wie „Hier ist nur andeutungsweise formulierbar, inwiefern der Paradigmenwechsel...“ Diese Art Styropordeutsch ist wie eine allzu dicke Verpackung: Man kann nicht mehr erkennen, was darin steckt.

... Vor 20 Jahren habe ich meiner Dissertation über Wirtschaftsgeschichte im späten Mittelalter ein Zitat vorangestellt, das sehr seriös klang; es war aber eine Zeile aus einem Song von „The Smiths“: 'A double bed, and a stalwart lover, for sure / These are the riches of the poor.' Die Dissertation handelte von den Überlebenspraktiken der Armen in einer spätmittelalterlichen Grossstadt. Betten kamen darin sehr wohl vor, als Wertgegenstände, aber keine strammen Liebhaber. Damals fand ich das sehr cool, heute nicht mehr ganz so überzeugend.

spiegel.de 12.5.2012

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Sigmar Salzburg
04.05.2012 20.11
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Konfessionelle Sprachdrift

Wer hatte das „beste Teutsch“?

MÜNSTER (hpd/exc) Katholiken und Protestanten stand in früheren Zeiten ein unterschiedliches Deutsch zur Verfügung. Das lässt sich anhand zahlreicher historischer Quellen (Grabinschriften, Leichenpredigten, Schulordnungen und Konversionsschriften) belegen, wie Studien aus dem Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Uni Münster ergaben.

„Die Konfessionen vertraten bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts verschiedene Vorstellungen vom ‚besten Teutsch‘“, erläutert Germanist Prof. Dr. Jürgen Macha, der den neuen Band „Konfession und Sprache in der Frühen Neuzeit. Interdisziplinäre Perspektiven“ vorstellte. Protestantische Sprachgelehrte der Frühneuzeit sahen demnach das „Meißnische Deutsch“, die Sprache Luthers, als den „zierlichsten“, „reinlichsten“ und „lieblichsten“ Dialekt an. Katholiken gaben dem konkurrierenden Oberdeutsch den Vorzug.

Als Beispiel für Konfessionalismen nannte der Wissenschaftler das berühmte „Lutherische -e“ am Wortende. Katholiken verbanden es im Süden des deutschen Sprachraums mit Luthers Bibelübersetzung und verweigerten es daher als letzten Buchstaben in Wörtern wie „Türe“ oder „Bote“. „Anhand des ‚e‘ zogen die Zeitgenossen folgenreiche Rückschlüsse auf gesellschaftliche Positionen“, so Prof. Macha, der das Buch mit seinen Mitarbeiterinnen Anna Balbach und Sarah Horstkamp herausgegeben hat. Ein Beispiel für konfessionelle Sprachunterschiede sei auch das Wort „Abendmahl“: Protestanten führten es in die Kirchensprache ein, in Texten katholischer Herkunft blieb es bei „Sakrament“ „Tisch des Herrn“ oder „Kommunion“…
[…]
(VVM/exc)

Jürgen Macha, Anna-Maria Balbach, Sarah Horstkamp (Hg.): Konfession und Sprache in der Frühen Neuzeit. … Waxmann Verlag 2012

hpd.de 5.4.2012

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
27.03.2012 06.38
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Goethe in Köthen

Goethe und die Ausbreitung des Allerweltswortes

... Die Neue Fruchtbringende Gesellschaft hatte zu Auftakt des Jubiläumsjahres „Anhalt 800“ gemeinsam mit der Anhaltischen Goethe-Gesellschaft zu einem Vortrag über die deutsche Sprache geladen. Eine Premiere, die zahlreiche Besucher im Anna-Magdalena-Bach-Saal verfolgten. Es referierten der Germanist Josef Mattausch, Vorsitzender der Leipziger Göthegesellschaft, und der Journalist Eike Christian Hirsch...

Aktuelle Entwicklungen in der deutschen Sprache und Beispiele der Sprachregulierung nannte Hirsch auch. Doch er ging nicht auf Anglizismen und die Rechtschreibreform ¹) ein, sondern übte als „laienhafter Sprachfreund“ Kritik am Umsichgreifen von Allerweltsworten wie „Problem“, „Kontakt“, „positiv“ und „negativ“, die sich zunehmend im Sprachgebrauch verbreiteten…

mz-web.de 26.3.2012

¹) Was Wunder – Hirsch hatte sein „Witzableiter“-Buch schon vor über zehn Jahren eiligst in die minderwertigste Erstversion der Reformschreibung umsetzen lassen.

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Sigmar Salzburg
12.03.2012 03.47
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Gra-smugga

Gunther Chmela erinnert bei FDS an eine interessante Wortherkunft:

… auch die Grasmücke (Singvogel) müßte man eigentlich Gra-smücke trennen (von „grau“ und „schmiegen“). Ich weiß, daß ich noch in der Schule darauf hingewiesen wurde. Mit dem Gras und den Mücken hat der Name des kleinen Vogels nämlich nichts zu tun.

[Das „Etymologische Wörterbuch“ schreibt: „Im zweiten Bestandteil des Vogelnamens sieht man ein Nomen agentis unter dem zu schmiegen behandelten Verb.“]

[Heute wird an höheren Volks(verdummungs)schulen gelehrt, daß „belemmert“ von „Lamm“ kommt:

Th. Ickler: Auszug aus einem an bayerischen Gymnasien benutzten Übungsbuch:
„Beim Partizip belämmert sieht man gleich die Verwandtschaft mit dem aus menschlicher Sicht manchmal hilf- und ratlos wirkenden _________ an der Schreibung.“]

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Sigmar Salzburg
07.03.2012 18.10
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Wieder sind zwei Theorien widerlegt, …

… die des besseren Hörens und die des leichteren Schreibens:

Genom des Gorillas entschlüsselt


… Auf der Suche nach Hinweisen auf die unterschiedliche Entwicklung der Gattungen legte das Team um Durbin und Scally ein besonderes Augenmerk auf Gene, die auf Veränderungen im Laufe der Evolution deuten. Demnach entwickelte sich beispielsweise das Gehör sowohl von Gorillas als auch von Schimpansen genauso schnell wie das menschliche. Das wirft neue Fragen auf, denn: "Die schnelle Evolution des menschlichen Gehörs galt bisher als entscheidender Faktor für die Entwicklung der Sprache“, erklärt Chris Tyler-Smith, ebenfalls am Wellcome Trust Sanger Institute tätig.

Die genetische Trennung von Mensch und Affe erfolgte vermutlich vor sechs bis zehn Millionen Jahren. Die Wege der Westlichen und Östlichen Gorillas trennten sich erst vor etwa 1,75 Millionen Jahren. „Das Gorilla-Genom liefert uns also Hinweise, ab wann sich unsere Vorfahren und unsere engsten Verwandten auseinander_entwickelten“, erklärt Scally…

wissenschaft.de 7.3.2012

„auseinander entwickeln“ ... wieder verbotene Reformschreibung.

Wenn sich Reformer und Gorillas „auseinander entwickeln“, wird das Zweite Loriotsche Gesetz wirksam:

Wenn wir so weitermachen, grunzen wir bald.

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Sigmar Salzburg
13.10.2011 11.59
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Sprachforschung

Murray Gell-Mann, Nobelpreisträger und Quarkforscher, hat sich im Alter Leichterem zugewandt, unter anderem der Sprachforschung, die es bekanntlich auch den hiesigen Linguisten leicht machte, mit dem Anspruch von Wissenschaftlichkeit eine allseits akzeptierte Reform zu entwerfen. Gell-Mann und Merritt Ruhlen wollen nun eine Struktur der „Ursprache“ erkannt haben:

Wie die Mutter aller Sprachen aufgebaut war
„Sie das Mammut sahen“ – Wissenschaftler erforschen den Satzbau unserer Vorfahren

Wenn unsere Urahnen sprachen, bildeten sie ihre Sätze vermutlich nach dem Prinzip: Subjekt (S) – Objekt (O) – Prädikat (P). Vor etwa 50.000 Jahren hieß es also in der Ursprache „sie das Mammut sahen“, legen jetzt die Analysen zweier US-Forscher nahe. Wahrscheinlich haben sich alle heutigen Sprachen aus dieser Ursprache entwickelt, sagen Murray Gell-Mann vom Santa Fe-Institut und Merritt Ruhlen von der Stanford-Universität. Die meisten modernen indogermanischen Sprachen, zu denen auch Deutsch gehört, verwenden dagegen den Satzbau S-P-O: „Wir sehen keine Mammuts“. Die urtümliche S-O-P Konstruktion ist aber bis heute die häufigste in den Sprachen der Welt, zeigen die Auswertungen der Sprachwissenschaftler. Warum sich die Reihenfolge in manchen Sprachen drehte, können die Forscher nicht sagen, denn Vorteile der unterschiedlichen Muster seien nicht erkennbar.

… Extrem rar sind den Wissenschaftlern zufolge OPS-Muster und OSP-Folgen: „Mammuts sahen sie“ und „Mammuts sie sahen“. Diese letzte Konstruktion benutzt übrigens einer wohl der prominentesten Satzverdreher: Jedi-Meister Yoda aus den Star-Wars-Filmen. Das passt zu einem Außerirdischen, denn den Auswertungen von Gell-Mann und Ruhlen zufolge ist das ein sehr untypischer Satzbau für den Planet Erde.

wissenschaft.de 11.10.2011

Aus der Gegenwart auf Spracherscheinungen zu schließen, die älter als 5000 Jahre sind, hat etwas von Kaffeesatzleserei. An dem Gedanken, eine Ursprache erschließen zu können, sind schon etliche gescheitert. Da neben uns auch die Neandertaler, von denen wir seit einer Million Jahre genetisch ziemlich getrennt sind, das Sprachgen FoxP2 besaßen und sicher sprechen konnten, dürften Rückschlüsse auf eine Ursprache illusorisch sein. Was die Satzstellung betrifft, so ist anzunehmen, daß die anfänglich nach Wortarten nicht geschiedenen Begriffsignale zunächst in der Reihenfolge des geistig Vorgestellten angeordnet und erst später durch Konvention einer festeren Ordnung unterworfen wurden.

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Sigmar Salzburg
04.10.2011 09.05
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SPRACHEXPERIMENTE MIT PRIMATEN



Vor einiger Zeit erinnerten wir hier an Nim Chimpsky (1973-2000), der neben Noam Chomsky eine gewisse Bedeutung in der Sprachforschung erlangte. Eindrucksvoller aber war das Wirken der Schimpansendame Washoe (1965-2007), deren Bedeutung und Schicksal jetzt bei Spiegel.de hervorgehoben wird.

Washoe lernte mehrere hundert Zeichen der Gebärdesprache (ALS), verwendete sie in ihrer Verständigung mit dem Trainer und brachte sie sogar ihrem Adoptivsohn bei. Um 1980 trat eine Krise in der Beurteilung ein, als der Semiotiker Thomas Sebeok die sinnvolle Verwendung der Zeichen in Zweifel zog:


Für Sebeok teilten sich die Affensprachforscher in drei Gruppen:: „Eins, vollkommener Schwindler; zwei, Selbstbetrüger; drei, alle Mitarbeiter von Terrace [Trainer von Chimpsky]. Wobei die mittlere Gruppe bei weitem die größte ist.“

Mühsam mußte in der Folge beobachtet und nachgewiesen werden, daß die Sprache auch in einer unabhängig lebenden Affengruppe angenommen und sinnvoll verwendet wird:

„Die 45 Stunden Filmmaterial, die zwischen 1983 bis 1985 zusammenkamen, zeigen eindeutig, dass die Gebärdensprache zum Alltagsleben der Tiere gehörte. Nesthäkchen Loulis etwa nutzte bei jeder achten Interaktion die ASL-Worte.“

Während bei den Forschungen in den USA von Menschen für Affen eine neue Sprache geschaffen und ihre sinnvolle Verwendung nachgewiesen wurde, verlief in Deutschland die Entwicklung genau umgekehrt. Hier wurde von Reformaffiosi für Menschen eine neue Zeichensprache geschaffen und deren Annahme und Verwendung beobachtet. Damit ist der Rechtschreibrat noch heute beschäftigt – Schwindler, Selbstbetrüger und KMK-Mitläufer sind dabei gerngesehen.

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Sigmar Salzburg
06.04.2011 11.03
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Hirnschwund durch die Rechtschreibreform?

… Als die Wissenschaftler Freiwilligen künstliche Namen für bestimmte Grün- und Blautöne beibrachten, beobachteten sie schon nach knapp zwei Stunden Training einen Größenzuwachs in der Großhirnrinde. … Frühere Studien hatten … bereits gezeigt, dass die Sprache die Farbwahrnehmung stark prägt. So können Menschen, in deren Muttersprache es nur ein einziges Wort für alle Grün- und Blautöne gibt, die Farben Grün und Blau kaum auseinanderhalten, schreiben die Forscher.

… Besonders ausgeprägt ist dieser Effekt im rechten Gesichtsfeld, das von der linken Hirnhälfte gesteuert wird – der Hälfte, die im Allgemeinen auch das Sprachzentrum beherbergt.

wissenschaft.de 4.4.2011

Dieser Befund gilt zweifellos auch für andere Formen der Begriffsbildung und Begriffsabgrenzung – und neben dem akustischen ebenso im optischen Bereich, der in Schriftkulturen graphische Signale einschließt. So unterstützt die herkömmliche Schreibung „im allgemeinen“ die Bedeutung „meistens“, während „im Allgemeinen“ das Begriffsfeld „im verbreitet Undifferenzierten“ abdeckt.

In der Reformschreibung ist die Abgrenzung zahlreicher Begriffe aufgehoben, so daß Lernende sie kaum auseinanderhalten können (z.B. „wohl bekannt“ und „wohl_bekannt“). Es unterbleibt daher die entsprechende Bildung von Großhirnrinde – sogar ein nachträgliches Schrumpfen bei Erwachsenen wäre nicht ausgeschlossen.

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Sigmar Salzburg
04.04.2011 10.23
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Heute 2900mal das Modewort 'Frust' bei Google News

Leben im Schatten der Macht …
(Bild: AP)
Walter Kohl stand oft im Schatten von seinem Vater Helmut Kohl.


Vor Walter Kohls Buch mit dem genialen Titel „Leben oder gelebt werden“ hat sich beispielsweise der Sohn von Gérard Depardieu in der Autobiografie „Im Schatten meines Vaters“ den Frust von der Seele geschrieben …
Deutschlandradio 4.4.2011

Kindermord
Möglicherweise wollte der Tatverdächtige mit seinem Frust die Mutter treffen, meinen Kriminologen. „Geld oder zurückgewiesene Liebe sind die beiden großen Hasserzeuger“, sagte der Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, ...
abendblatt.de 4.4.2011

Westerwelles Amtsverzicht: Alternativlos
Zu groß war der Druck aus seiner Partei geworden, zu verbreitet sind Wut und Frust in den Landesverbänden...
general-anzeiger 4.4.2011

In einer Diskussion über die Modepsychose „Frust” erinnerte sich der Publizist Sebastian Haffner (1907-1999), in den Zwanzigerjahren habe jeder, der auf der Höhe der Zeit sein wollte, seinen „Miko“ gehabt, seinen „Minderwertigkeitskomplex“.

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Sigmar Salzburg
14.09.2010 08.51
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Taschenbuch-Bestseller

„Isch bin U-Bahn“
Passend zur Integrationsdebatte steigt ein etwas anderes Buch über Berliner Schulbildung auf Rang zehn in die Taschenbuch-Bestsellerliste ein. Stephan Serin verarbeitet in „Föhn mich nicht zu“ seine teils haarsträubenden Erlebnisse als Junglehrer…

„Beurteilt bitte, ob Hitler die Macht ergriffen hat oder übertragen bekam.“ „Wasis beurteilen?“ „Zu einer Frage eine begründete Meinung formulieren.“ „Ischhasse Hitler.“ …

Ein Thilo Sarrazin hätte seine helle Freude an diesem Buch, wenn es zum Beispiel heißt: „Andere verlangten von ihren Schülern nicht einmal mehr, Deutsch zu sprechen, solange sie überhaupt irgendeine Sprache benutzten – auch wenn sie als Lehrer diese gar nicht verstanden. Es musste nur ein Schüler der Klasse mit derselben Muttersprache bezeugen, dass die Äußerung richtig war.“ Ja, an einem Berliner Gymnasium. …

Wo werden Jugendliche, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, landen, wenn sie Sachen sagen wie „Isch bin U-Bahn“ (ungefähr: Ich bin in der U-Bahn)? …

spiegel.de 13.9.2010

Das neue Migrationsdeutsch wird Modeslang der Jugend. Freundinnen meiner Tochter imitieren es schon mit Virtuosität. Bald ist es verinnerlicht.

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Sigmar Salzburg
30.04.2010 09.29
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Eine ZEIT-Diskussion

Bei ZEIT-online wird oder wurde gerade eine Auseinandersetzung geführt:

zeit.de 28.4.2010

PRO UND CONTRA
Soll Deutsch als Wissenschaftssprache überleben?
Deutsche Forschungseinrichtungen setzen sich dafür ein, Deutsch neben Englisch als Sprache in der Wissenschaft zu erhalten. Ist das sinnvoll?


Die ZEIT-online-Redaktion stellt den kurzen einleitenden Texten der beiden Kontrahenten Ralph Mocikat (Adawis) und Alexander Kekulé (Uni Wittenberg) das Foto einer hyperrealistischen Einstein-Plastik voran – im Hintergrund eine Wandtafel mit Einsteins handschriftlichen Rechnungen unter der Überschrift „Allgemeine Relativitätstheorie“. Die Bildunterschrift lautet:

Schon Albert Einstein – hier eine Statue auf einer Ausstellung in Seoul – veröffentlichte seine wichtigen Arbeiten in Englisch

Offensichtlich sind die ZEIT-Arrangeure der Wissenschaftsrubrik von keiner näheren Kenntnis ihres Tätigkeitsfeldes getrübt. Tatsächlich sind die beiden wichtigsten wissenschaftlichen Theorien des 20. Jahrhundert zuerst auf deutsch verfaßt und veröffentlicht worden: Einsteins Relativitätstheorie (1905 und 1916) und die Quantentheorie von Heisenberg (1925) und Schrödinger (1926).

Dadurch haben auch einige Begriffe Platz in den Wissenschaften anderer Sprachen gefunden: „Gedankenexperiment“, „Ansatz“, „Vierbein“, „Eigenvector“.

(Dagegen ist „Quark“ eine Wortschöpfung des Theoretikers Murray Gell-Mann, die er nachträglich mit James Joyce „Three quarks for Muster Mark“ (drei Mövenschreie? oder dies? das?) aus „Finnigan’s Wake“ in Verbindung brachte. Daher schwankt in der Aussprache der Vokal zwischen „o“ und „a“ – was deutsche Kultusminister sicher zum Eingreifen bewogen hätte.).

Beim Nachlesen zu „Einstein“ in Wikipedia stolperte ich auch wieder über die skurrile neue Kleinschreibung „einsteinsche Summenkonvention“ (d.h. das Fortlassen der Summenzeichen in der Tensorrechnung). Auch dort wird man, wie durch die ganze Wikipedia, von der reformierten Stotterschreibung „so genannt“ verfolgt, die heute keine angesehene Zeitung mehr verwendet..

Näher kann auf die Diskussion hier nicht eingegangen werden. Eins aber ist klar: Wenn eine Sprache für einige Bereiche des Wissens nicht genutzt wird, verliert sie dort ihre Mitteilungskraft und wird ungelenk. Grotesk gar ist das Bestreben einiger deutscher Hochschulen, Deutsch auch in der Germanistik abzuschaffen.

Alexander Kekulé meint, einige englische Wörter hätten im Deutschen kein Gegenstück, z.B. „gadget“. Th.W. Adorno erläuterte schon 1961: „Gadget im engeren Sinne heißen in Amerika kleine, zumal in der Privatsphäre anwendbare technische Gebilde, die angeblich die Arbeit sparen oder erleichtern sollen.“

Die Plattdeutschen würden für „Gadget“ (kleines Zubehör) „son Speelkråm“ sagen. Dabei fällt mir ein: Vor Jahren behauptete jemand, man könne die „Allgemeine Relativitätstheorie“ nicht auf plattdeutsch darstellen. Wäre mir die Sprache geläufiger, dann hätte ich den Gegenbeweis geliefert. Allerdings können die streng logischen Schlüsse in vertretbar übersichtlichem Maße in keiner Sprache, sondern nur in der Symbolsprache der Mathematik geliefert werden.


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Sigmar Salzburg
21.04.2010 07.24
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Wolf Schneider im Interview

Wo die Deutschlehrer aufhören

Sprachkritiker Wolf Schneider über zunehmende Geschwätzigkeit und Faustregeln für attraktives Deutsch
….
Frage: Henri Nannen, mit dem Sie fünf Jahre beim „Stern“ zusammengearbeitet haben, hat über Sie gesagt: „Er ist ein Arschloch, aber er ist der Einzige, der's kann.“

Wolf Schneider: Was die Journalistenschule angeht.

Von 1979 bis 1995 waren Sie Leiter der Hamburger Journalistenschule. Haben Sie Veränderungen im Sprach- und Schreibstil Ihrer Schüler beobachtet?

Schneider: Ja, und nicht nur dann. Ich bin ja weiter an Journalistenschulen tätig. Ich kann also seit 31 Jahren überblicken, was mit der deutschen Sprache geschieht. Eindeutig ist: Die Kenntnis der Grammatik lässt nach, zum Beispiel die Benutzung korrekter Konjunktive, die korrekte Zeichensetzung lässt nach, und die neue Rechtschreibung produziert genauso viele Fehler wie die alte. Außerdem gibt es eine gewisse Verarmung des Deutschen, indem nämlich auch Journalisten Unterscheidungen nicht mehr vornehmen. So liest man häufig schon in der Zeitung das Wort „wähnen“ als Synonym für „glauben“. Ich finde das schrecklich. „Wähnen“ heißt ja „fälschlich glauben“, „sich einer Wahnvorstellung hingeben“. Die Passagiere der Titanic wähnten sich in Sicherheit – was für ein schönes, kraftvolles Wort. Stattdessen liest man es einfach als Austauschwort für „glauben“.


mainpost.de 20.4.2010

[Bei den Fehlern untertreibt Schneider. Bedauerlicherweise ließ er zu, daß seine letzten Bücher auf Neuschreib umgestrickt wurden – vermutlich aus Angst, sie würden sonst an den Instituten nicht mehr verwendet werden.]

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