‚Gräuel’, die ‚Niemandem’ ‚bewusst’ sind
Anfang August wird der 60. Jahrestag der Charta der deutschen Heimatvertriebenen begangen. Dass diese Charta größtenteils veraltet ist und die Gräueltaten des NS Regimes nicht einmal erwähnt, scheint Niemandem bewusst zu sein. Ein Aufruf zur Revision dieses historischen Dokuments von Ralph Giordano.
cicero.de 31.7.2010
Giordanos Aufruf ist allerdings auch nicht von tiefer Weisheit geprägt. Nur zwei Beispiele:
... Ein weißgeblutetes Polen, das tschechische Lidice, Russlands verbrannte Erde, gar Auschwitz? Aus dem Gedächtnis gewischt, wie die Jubelorgien beim Einmarsch deutscher Truppen in das Sudetenland..
Die Bevölkerung der rein deutsch besiedelten Gebiete ist gegen ihren Willen der künstlich geschaffenen Tschechoslowakei einverleibt worden. Der verständliche Jubel galt vor allem der vermeintlich errungenen Selbstbestimmung.
Wen wundert es da, dass eine Gruppe in der „Charta“ gar nicht auftaucht – die Vertriebenen der ersten Stunde? Also die tausenden und abertausenden irrtümlicherweise „Emigranten“ genannten jüdischen und nicht-jüdischen Deutschen, die gleich nach dem 30. Januar 1933 fluchtartig und aus nur allzu berechtigter Furcht um Leib und Leben Deutschland verließen. Der Gedanke an sie hat die Väter und Mütter der „Charta“ bezeichnenderweise nie auch nur angeflogen.
Die Uno-Menschenrechts-Charta zählt auch nicht einzelne Menschenrechtsverletzungen auf. Im übrigen waren die Emigrierten zu diesem Zeitpunkt schon eingeladen worden, in ihre Heimat zurückzukehren. Das hätte man von den Polen und Tschechen gegenüber den Vertriebenen gerechterweise auch erwarten können.
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