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Forum > Beispielsammlung über Sinn und Unsinn
Wieviel, zuviel, insonderheit u.ä.
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Sigmar Salzburg
28.10.2014 10.03
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In Sonderheit

Eben sehe ich, daß Nida-Rümelin (oder sein Korrektor) in seinem Text die reformistisch korrekte Getrenntschreibung „in Sonderheit“ verwendet. Sie war ja auch früher nie ganz außer Gebrauch, obwohl man „insonderheit“ schon 500 Jahre lang kennt. So fand ich „in Sonderheit“ auch in Rudi Parets Koran-Übersetzung (1962) der Sure 33,50, in der sich Mohammed als Sprecher Gottes die Sondererlaubnis erteilt, mehr als vier Frauen zu ehelichen:

Prophet! Wir haben dir zur Ehe erlaubt: deine (bisherigen) Gattinnen, denen du ihren Lohn gegeben hast; was du (an Sklavinnen) besitzt, (ein Besitz, der) dir von Allah (als Beute) zugewiesen (worden ist); die Töchter deines Vaterbruders und die Töchter deiner Vaterschwestern und die Töchter deines Mutterbruders und die Töchter deiner Mutterschwestern, die mit dir ausgewandert sind; (weiter) eine (jede) gläubige Frau, wenn sie sich dem Propheten schenkt und er (seinerseits) sie heiraten will. Das (letztere) gilt in Sonderheit für dich im Gegensatz zu den (anderen) Gläubigen...

Ich hatte früher das letztere übersetzt mit:

Diese Vergünstigung ist nur für dich, nicht für die übrigen Gläubigen.

Die Al-Azhar-Universität in Kairo übersetzt feinsinniger mit guter Kenntnis der deutschen Wortbildung:

Diese Selbstschenkung gilt nur dir allein, nicht den Gläubigen.

Koran Sure 33, (vier Übersetzungsvarianten).

P.S. Bei Duden online sucht man das Wort vergebens:
Leider haben wir zu Ihrer Suche nach 'Selbstschenkung' keine Treffer gefunden.
Oder meinten Sie: selbstbeschränkung?

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Sigmar Salzburg
24.09.2010 18.27
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Geschlossenheit in der Sondereinheit

Seit 500 Jahren wird „insonderheit“ als ein Wort empfunden und auch so geschrieben. Die Zwangssimplifizierer der Rechtschreibreform machten daraus „in Sonderheit“. Eine dümmliche Diskutante im früheren ZEIT-Forum verteidigte diesen Eingriff, indem sie darauf verwies, daß sie selbst auch „insonderheit“ nie verwenden würde. Tatsächlich aber ist der Ausdruck nicht unüblich:

CDU-Spitze verteidigt ihren Kurs
… Personalia stehen auf dem Parteitag im November an – Merkels Wiederwahl als Vorsitzende in Sonderheit. Da ist Geschlossenheit gefragt. ...
mv-online.de 13.9.2010

Neue Sichtweisen am Rand des Dschungels
Aber das Dasein in der Idylle, in Sonderheit das Leben am Wasser hat auch seine ganz speziellen Tücken. ...
stuttgarter-zeitung.de 6.9.2010

An den Genen liegt es nicht
Auch der frühere Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) wird seit Tagen nicht müde, seine Thesen über den drohenden Verfall der deutschen Gesellschaft naturwissenschaftlich zu unterlegen. Das betrifft in Sonderheit den Zusammenhang von Genetik, Verhalten und Intelligenz....
neues-deutschland.de 3.9.2010

Ein Beweis für die – meist nichtgenetische – Fortpflanzung von Dummheit unter den Kulturpolitikern ist die Tatsache, daß auch nach mehreren verschlissenen Kultusministerdarstellern das idiotische Verbot von „insonderheit“ noch nicht wieder aufgehoben ist – während die krampfhaften Zusammenziehungen „infrage“ und „mithilfe“ als besondere Leistungen der „Reform“ verkauft werden.

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Sigmar Salzburg
25.07.2010 15.59
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Mißbrauch von Schülern

… Die alten Elternbriefe lassen auch einen literarischen Text in einem neuen Licht erscheinen, den ein ehemaliger Schüler 1925 verfasst hat. Der Schüler stammte aus einer der vielen bekannten Familien, die damals Kinder in den Odenwald schickten, und sein Text sorgte schon seinerzeit für große Aufregung: Die Erzählung „Der Alte“, verfasst von Klaus Mann, handelt von einem Schulleiter, der sich jungen Mädchen annähert. …
Der Text liest sich wie ein Porträt Geheebs [des Schulgründers], der sich prompt und heftig bei Klaus' Vater Thomas Mann beschwert. …


Vermutlich wird sich nie mehr aufklären lassen, wie viel Wahrheit in dieser Dichtung Manns steckt.

spiegel.de 19.7.2010

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Sigmar Salzburg
11.07.2010 10.06
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Sonder[ein]heits-Schreibung

Gerade las ich wieder in der Autobiographie des Komponisten Karl Ditters von Dittersdorf ( 1739-1799). Man erfährt viel über die Zeit und wie die Leute redeten, etwa was mit dem Kaiser über Mozart und andere Zeitgenossen besprochen wurde. Auch kleine Begebenheiten illustrieren den Zeitgeist, z.B. wie ein sprechender Papagei von der Inquisition inhaftiert wurde.

Mehr als ein Dutzend Mal wird das Wort „insonderheit“ gebraucht. Es gehört seit mindestens 500 Jahren zum gebildeten Wortschatz. Als früheste Beispiele habe ich gefunden:


Vom Brett- und Schachspil. Es ist bei den erleuchten und hohen Personen in Gothen und Schweden der Brauch, daß, wann sie ihre Töchter in ehrliche Ehe verheiraten wöllen, sie die Gemüter der jungen Gesellen, die umb sie werben, auff seltzame und wunderbarliche Art versuchen und erkundigen, insonderheyt aber in dem Brettspil oder Schachspil. Dann in disem Spil lasset sich gemeynlich Zorn, Lieb, Mutwil, Geitz, Faulkheyt, Zaghafftigkeyt und andere Untugende des Gemütes, deßgleichen auch das Glück, wie günstig oder ungünstig es dem Menschen sei, sehen. …
Olaus Magnus: Historia de gentibus septentrionalibus (1555)

Noch älter ist die Wahlkapitulation Karls V., die angeblich schon 1512 verfaßt wurde:

Aus der Wahlkapitulation Karls V. – 1519, Juli 3.

§ 18. Wir sollen und wellen auch insonderheit, dieweil Teutsch Nation und das Heilig Römisch Reich zu Wasser und zu Lande zum höchsten vor damit beschwert, nu hinfüro keinen Zol von neuem geben, noch einigen alten erhöhen on besondern Rate, Wissen, Willen und Zuelassen der bemelten sechs Churfursten, wie vor und oft gemelt.

§ 20. Und insonderheit so sollen und wellen Wir auch, ob einicher Churfurst, Furst oder andere seiner Regalien, Freiheit, Privilegien, Recht und Gerechtigkeit halber, daz bei ime geschwecht, gesmelert, genomen, entzogen, bekommert oder betrubt worden, mit seinem Gegenteil und Widerwertigen zu geburlichen Rechten kommen oder furzuforderen understeen wolt oder auch anhengig gemacht hett, dasselb und al ander ordenliche swebende Rechtvertigung nit verhindern noch verbieten, sonder den freien, stracken Lauf lassen.

Die Reformafiosi und ihr politischer Arm halten jedoch seit 1996 ein Verbot des alten Wortes „insonderheit“ aufrecht. Es soll nur noch „in Sonderheit“ gedacht und geschrieben werden. Konfus! Warum dann nicht auch „ins Besondere“? Im ZEIT-Forum schrieb verharmlosend eine Diskutante (die vom Cornelsen-Verlag?), sie habe das Wort noch nie gebraucht. Ja, warum soll es dann noch reformiert und zwanghaft in allen Neuausgaben alter Texte sinn- und sprachentstellend gespalten werden? Die runderneuerte und jede Verantwortung abschiebende Kultusministerbande ist auf Tauchstation gegangen. Der ebenso nichtsnutzige Rechtschreibrat hält geheime Sitzungen ab und ist froh, wenn kein journalistisches Interesse mehr an seinen Reformgeisterbeschwörungen entsteht. Jämmerlich, dieser Kultusklüngel!

P.S.: Die Kapitulation aus Wikipedia enthielt zu viele offensichtliche Scanner-Lesefehler. Ich habe sie nach einer anderen Quelle ersetzt.

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Sigmar Salzburg
19.09.2008 11.45
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allemal

In den „Kieler Nachrichten“ v. 20.Juli 1998 (noch in deutscher Kultur-Rechtschreibung) hieß es:

Volksentscheid ohne Einfluß?

Trotz eines Neins: Schreibreform per Gesetz möglich


Kiel (Kad) Mit scharfer Kritik hat die CDU-Spitze auf Überlegungen von Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) reagiert, den am 27. September anstehenden Volksentscheid zur Rechtschreibreform im Falle eines Erfolges mit einer gesetzlichen Gegeninitiative zu kontern …

Die CDU in Schleswig-Holstein stehe zu den plebiszitären Elementen der Landesverfassung. Man werde nicht kommentarlos zusehen, „daß Regierungsgefälligkeit zum Maßstab eines Volksentscheides gemacht wird“. Damit würden die Ergebnisse „der Willkür der Mehrheitspartei ausgesetzt“. Für ihn, Kayenburg, sei der Respekt vor einer demokratischen Entscheidung allemal wichtiger als eine einheitliche, gleichzeitige Rechtschreibreform in ganz Deutschland. Würzbach kritisierte die Äußerung von Simonis als „anti- und vordemokratisch“. Die gleiche Landesregierung, die die Einführung des Volksentscheids in Schleswig-Holstein „quasi als Geburt der Demokratie“ gefeiert habe, versuche nun, einen solchen „durch die kalte Küche auszuhebeln.“


----

Theodor Ickler machte gerade bei FDS darauf aufmerksam, daß das Wort „allemal“ in den Reformwörterbüchern nicht mehr vorhanden ist, weder im Duden noch im Wahrig.

Über den Grund kann man nur spekulieren. Vermutlich haben die Wörtervernichter, nachdem sie „jedesmal“ leidlich durch „jedes Mal“ verdrängen konnten, zunächst übersehen, daß das fast baugleiche „allemal“ nicht durch „alle Mal“ ersetzt werden kann. Die Lexiko-„Grafen“ haben dann weiter versagt – aus Nachlässigkeit, Unentschlossenheit oder Schadenfreude?

„Amtlich“ kann der obige entlarvende Artikel damit noch nicht einmal in die „neue“ Rechtschreibung übersetzt werden.

Gerade lese ich Shakespeare in der Übersetzung von Wieland. Dieser liebte geradezu das Wörtchen „allemal“.
In „Maß für Maß“ z.B.:

… Nachsicht ist allemal die Mutter neuer Verbrechen.

… denn Wahrheit ist am Schluß allemal Wahrheit.



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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
09.03.2008 08.45
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Dürers Traumvision

Im 1525 Jor nach dem pfinxstag zwischen dem Mitwoch und pfintzdag in der nacht im schlaff hab ich dis gesicht gesehen wy fill großer wassern vom himmell fillen …
Albrecht dürer



Albrecht Dürer hat 1525 im Traumgesicht gesehen, wie viel Wasser vom Himmel fiel.

Albrecht Dürer hat 1525 im Traumgesicht gesehen, wieviel Wasser vom Himmel fiel.

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Sigmar Salzburg
09.03.2008 08.20
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Wieviel, zuviel, insonderheit u.ä.

KANZLERIN IN MOSKAU
Putin warnt Merkel vor zuviel Freude auf Medwedew
Von Matthias Schepp, Moskau
...
Spiegel online 08. März 2008
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,540307,00.html

Hier sollen Beispiele für die (nicht seltene) Mißachtung des Verbots kleiner Wörter wie „zuviel“, „wieviel“, „allzuviel“, ebensowenig“, „insonderheit“ u.ä. aufgeführt werden, sowie Lese- und Sinnstörungen bei Anwendung der vorgeschriebenen Aufspaltung.

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Sigmar Salzburg

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