Theodor W. Adorno
Bekannt ist Theodor W. Adornos Diktum:
„Die Meriten der Studentenbewegung bin ich der letzte zu unterschätzen: sie hat den glatten Übergang zur total verwalteten Welt unterbrochen. Aber es ist ihr ein Quäntchen Wahn beigemischt, dem das Totalitäre teleologisch innewohnt“, hatte Adorno kurz vor seinem Tod noch in einem Brief an Marcuse geschrieben.
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Auch an anderer bekannter Stelle verwendet Adorno das Wort „Quentchen“:
Wahrscheinlich wäre für jeden Bürger der falschen Welt eine richtige unerträglich, er wäre zu beschädigt für sie. Das sollte dem Bewußtsein des Intellektuellen, der nicht mit dem Weltgeist sympathisiert, inmitten seines Widerstands ein Quäntchen Toleranz beimischen. Wer in Differenz und Kritik nicht sich beirren läßt, darf doch nicht sich ins Recht setzen.
Theodor W. Adorno: Negative Dialektik (Bd. 6 der Gesammelten Schriften, S. 345)
Zeitnahe Zeitgenossen zitieren meist in der herkömmlichen Schreibweise. Dennoch vermute ich (die Originale sind mir nicht zugänglich), daß Adorno tatsächlich „Quäntchen“ geschrieben hat. Niemand hätte daran Anstoß genommen, wenn nicht gewisse Schreibreformer gemeint hätten, nun müsse das Wort „Quentchen“ trotz seines kulturgeschichtlichen Gehaltes aus dem deutschen Bewußtsein verschwinden.
Bei Adorno fiel mir des weiteren auf: „einbläuen“, „Naivetät“, „Schänke“ und „Plattitude“ (Musiksoziologie S.137, 111, 73). Das ist natürlich ebenso kein Grund, das Übliche und traditionell Sinnvollere zu verbieten, auch wenn Adorno ein Mann von umfassender Bildung war.
Neben seinen Fächern Soziologie und Philosophie hat er auch Komposition bei Sekles und Berg studiert. Bekannt ist sein Einfluß auf die Entstehung von Th. Manns „Doktor Faustus“. Kompositionen kenne ich nicht, doch versicherte mir eine Kontrabassistin, sie seien interessanter als die entsprechenden Hindemiths.
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