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Sigmar Salzburg
13.09.2013 20.24
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Landesverfassungsgericht

SSW-Status: Klage abgewiesen
Von Deutsche Presse-Agentur dpa |
13.09.2013 13:56 Uhr

Die Landesregierung kann aufatmen: Das Landesverfassungsgericht hat den Sonderstatus des SSW in Schleswig-Holstein bestätigt. Die Partei der dänischen Minderheit darf weiter von der Fünf-Prozent-Hürde ausgenommen sein. Die Schleswiger Richter wiesen Klagen gegen die Landtagswahl von 2012 ab. [...]

kn-online.de 13.9.2013

Kommentare im Forum [vom Vortage]

Brunswik 12.09.2013
Wetten werden noch bis Freitag 11.59 Uhr angenommen.
Ob ein Gericht wirklich eine amtierende Regierung kippt ? Und würde das Urteil akzeptiert werden ?

Langkieler 12.09.2013
Im Stornieren des Wählerwillens hat der Landtag ja Erfahrung.
Denken Sie an den 1999 vom Landtag stornierten Volksentscheid von 1998 gegen die Rechtschreibreform? Damals sagte Mathias Dräger, Initiator des VE, voraus, daß die Parteien das Wahlergebnis doch auch gleich selbst bestimmen könnten. Mit der eigenwilligen Interpretation des Wahlrechts tun sie es ja inzwischen schon.

Der einfache Schleswig-Holsteiner hat ja – anders als die Bürger in den meisten anderen Bundesländern – noch immer kein Landesverfassungsbeschwerderecht. Von da droht also keine Gefahr...

Übrigens weicht das SH-Wahlrecht bzgl. der Ausgleichsmandate genau so wie das vorige Bundestags-Wahlrecht von der Verfassung ab – da wird Nacharbeit nötig werden. Warum nicht gleich in einem Aufwasch? Die vorige Regelung war da schon näher an dem, was das BVerfG dem Bundestag ins Stammbuch geschrieben hat. Die Geschichte ist also noch lange nicht auserzählt...
kn-online.de 12.9.2013

Anmerkung: Gegen die anmaßende Annullierung des Volksentscheids durch die sogenannten Volksvertreter hätte also auch heute kein Normalbürger klagen können. Das hatte 1999 stellvertretend schon das Bundesverfassungsgericht verhindert. Die Hoffnungen, die Dr. Kliegis in einem Leserbrief geäußert hatte, sind also auch mit der Einrichtung des Landesverfassunggerichts nicht erfüllt worden. Siehe hier.

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Sigmar Salzburg
06.09.2010 18.10
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Abstimmungen

Altenholzer Bürgermeister Horst Striebich blickt auf drei Abstimmungen in 18 Jahren zurück

… Zweimal blieb Horst Striebich konkurrenzlos. …


Sechs Jahre später folgte dann die erste Direktwahl. … Striebich wurde mit über 70 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. Die Bürgermeisterwahl lief parallel zu der für den Bundestag und dem Volksentscheid über die Rechtschreibreform. Insgesamt 80,8 Prozent der Altenholzer Bürger gaben ihre Stimmen ab.

… Sicher ist auch, dass Striebich nach dem 1. Januar nicht ohne Arbeit dasteht, Anfragen gibt es schon. „Aber das wird wohl nur ein Halbtagsjob“, denkt der Bürgermeister laut nach, „mit 40 Stunden in der Woche vielleicht.“ …

kn-online.de 6.9.2010

Der ungewöhnlich sachliche und kompetente Verwaltungsmensch Striebich, wie ich ihn des öfteren kennenlernte, ist ein beliebter Bürgermeister. – Die „Rechtschreibreform“ erwies sich als ebenso unbeliebt. Sie erfuhr als Vorlage der Regierung im zugehörigen Wahlkreis Rendsburg-Eckernförde eine Ablehnung von 70 Prozent der Stimmen.

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Sigmar Salzburg
24.02.2010 07.48
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Die Zwangskollektivierung der Realschulen

Realschulen stehen endgültig vor dem Aus
Volksbegehren ist offenbar gescheitert – Ungereimtheiten bei der Auszählung

Kiel – Sie hatte gerade erst eine Gnadenfrist vom Bildungsminister bekommen, doch jetzt steht die Realschule in Schleswig-Holstein endgültig vor dem Aus. Erste Gemeinden haben die Ergebnisse des Volksbegehrens zum Erhalt der Realschule veröffentlicht. Die Initiatoren gestehen ein, dass sie die nötige Zahl an Unterschriften offenbar nicht erreicht haben.

Von Tamo Schwarz

„Wir sind enttäuscht, gestehen aber ein, dass es nicht danach aussieht, dass wir genügend Bürger motivieren konnten“, sagte Claus Mangels, stellvertretender Landesvorsitzender des Verbandes Deutscher Realschullehrer (VDR), der das Volksbegehren initiiert hatte. Landesweit wären 110 000 Unterschriften nötig – fünf Prozent der Stimmberechtigten, ein Wert, der in den meisten Gemeinden unterschritten wurde. „Wir rechnen nur hoch, noch ist nichts amtlich“, sagte Mangels, dessen Verband sich rechtliche Schritte vorbehält. Grund ist eine unerwartet hohe Zahl ungültiger Stimmen. So wurden in Henstedt-Ulzburg beispielsweise 893 von 1127 (79,2 Prozent) für ungültig deklariert. In Kiel waren es 1054 von 8920 (11,8 Prozent). „Diese grotesk anmutenden Quoten werden von uns angezweifelt und auf keinen Fall akzeptiert. Gemeinden haben unterschiedliche Maßstäbe angesetzt“, sagte die VDR-Landesvorsitzende Grete Rhenius. So besteht beim VDR der Verdacht, dass beispielsweise Stimmen, die Gemeindemitglieder in einer anderen Gemeinde abgegeben haben, automatisch als ungültig gewertet wurden. ….

Kommentar Seite 2

Nachrichten und Hintergrund
KOMMENTARE
Zum absehbaren Aus der Realschulen Von Tamo Schwarz
Eine Farce

Auf den ersten Blick ist folgerichtig, was sich da abzeichnet. Die Realschul-Eltern wollten die Realschule schon jetzt irgendwie nicht mehr, die Schulen selbst hatten längst die Umwandlung zur Regional- oder Gemeinschaftsschule beantragt. Und nun ist auch das Volksbegehren offenbar gescheitert. Um wen haben die FDP, ihr Bildungsminister Ekkehard Klug und der Verband Deutscher Realschullehrer am Ende überhaupt noch gekämpft?
Bei genauem Hinsehen zeigt sich indes, zu welcher Farce das ganze Thema zusehends avanciert. Da geht die Kunde von Schulen, die per Schulkonferenz ihr Dasein als Realschule verlängern wollten, aber vom Schulträger kurzerhand übergangen wurden. Da mehren sich Beschwerden über Gemeinden, die den steinigen Weg zur Unterschrift für das Volksbegehren nicht vorschriftsmäßig ausschilderten und falsche Listen vorhielten. Jetzt das: 80 Prozent ungültige Stimmen in der Gemeinde Henstedt-Ulzburg und damit verbunden offensichtliche Unwissenheit darüber, wer eigentlich wo, wie und wann seine Unterschrift für den Erhalt der Realschule hatte leisten dürfen. Turbo-Abitur, Regionalschulen, Binnendifferenzierung an Gemeinschaftsschulen – es gibt so viele vorrangige bildungspolitische Herausforderungen im Schleswig-Holstein des Jahres 2010. Doch die verunsicherten Eltern, die Schüler und die Lehrer – sie wissen schon jetzt nicht mehr, an wen sie noch glauben sollen.

Kieler Nachrichten, 19.2.2010

Wir erkennen Ähnlichkeiten mit der administrativen Vereitelung der Unterschriftensammlungen gegen die „Rechtschreibreform“ in Niedersachsen und Berlin. Im gegenwärtigen Fall kommt erschwerend hinzu, daß eigentlich nur die Eltern von Realschülern das richtige Problembewußtsein, das zur Erhaltung der Realschulen notwendig ist, entwickeln konnten. Die Konstruktion der hiesigen Plebiszitärgesetze erlaubt es den Politikern wieder, direkte Demokratie vorzutäuschen und dennoch ihre eigenen Ideologien gegen die Betroffenen durchzusetzen.

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Sigmar Salzburg
17.06.2009 05.45
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Gedenken auch bei den Kieler Nachrichten

Am 17. Juni 1969
erschien Käte Strobels „Sexualkunde-Atlas“

KN 12.6.09 – 1
(und weitere Artikel)

Das erste Mal
Die antiautoritäre Schüler- und Studentenbewegung forderte … im Zuge der „sexuellen Revolution“ – bis heute ein Signum der 1960er Jahre – eine zeitgemäße Sexualaufklärung. Diesem gesellschaftlichen Druck konnten sich der Staat und seine Bildungspolitiker, Lehrer und Professoren schließlich nicht mehr entziehen. Auf Geheiß der Großen Koalition verabschiedete die Ständige Konferenz der Kultusminister (KMK), das höchste repräsentative Organ westdeutscher Bildungspolitik, am 3. Oktober 1968 ihre „Empfehlungen zur geschlechtlichen Erziehung in der Schule“.


Nicht nur in Sachen der nichtsnutzigen „Rechtschreibreform“ hecheln die Kultusminister einem vermeintlichen Trend hinterher (der erste Versuch, „der apt isst al, der keiser opst“, scheiterte 1973 an der Vernunft eines einzigen Kultusministers, Wilhelm Hahn). Auch die so notwendige Sexualaufklärung mißrät aus Mangel an Format der befaßten Politiker und Bürokraten:

Bemängelt wurde zudem die unästhetische Darstellung der Geschlechtsorgane. „Die beiden Bilder vom männlichen und weiblichen Genital werden unter Bedingungen gezeigt, die abschrecken müssen. Der Penis trägt ein syphilitisches Geschwür, die Vagina öffnet sich für den Beginn des Geburtsaktes, …

[Ulrich Pöhlmann, IGS Kiel-Hassee:] Insgesamt sind die Kinder deutlich besser aufgeklärt. Durch die Dauerberieselung mit Sex in vielen Medien sind die Jugendlichen aber nur vermeintlich überaufgeklärt. Auf ihnen lastet ein unglaublicher Erwartungsdruck. Viele kapseln sich deshalb ab. Sie haben wenig Zeit, in Ruhe ihre Erfahrungen mit Sexualität zu machen. Auf dem Schulhof sieht man heute viel weniger Händchen haltende Paare.

KN 12.6.09 – 2

Nach Aussage meiner Töchter ist der Sexualkunde-Unterricht entgegen den Darstellungen auf den Elternabenden immer noch unvollständig und verklemmt.
Manche Jugend ist dafür um so dreister und unerzogener:

„Turnunterricht Anfang des Jahres in einer mittelholsteinischen Hauptschule, 8.-9. Klassen: Drei Lehrer sind zugegen. Ein Pärchen setzt sich auf die Bank und beginnt wild zu schmusen. Sie hat ihre Hand in seiner Hose und läßt sich durch Zurufe aus der Lehrergruppe – ,Nimm die Hand da weg!’ – nicht beeindrucken: ,Wieso, ich mach doch gar nichts!’. Nach mehreren Aufforderungen trollt sich das Pärchen in andere Räumlichkeiten.“


__________________
Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
07.09.2008 07.21
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Kieler Nachrichten v. 05.09.08

Schulreform: Land will nicht zahlen
Bildungsministerin Erdsiek-Rave nimmt die Kommunen in die Pflicht
Kiel – Land und Kommunen steuern auf einen handfesten Krach um die Kosten der Schulreform zu. In ungewöhnlich scharfem Ton hat Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave gestern Forderungen nach finanzieller Hilfe abgelehnt …

Hintergrund des Rüffels: In seiner Eigenschaft als neuer Vorsitzender des Städtetags hatte Saxe eine Übernahme aller Kosten gefordert, die direkt oder indirekt aus dem Schulgesetz resultieren. Gestützt auf ein Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Landtages hatte er zugleich damit gedroht, die Interessen der Städte notfalls „auch im Gerichtssaal“ durchzusetzen.

Die Opposition im Landtag hat er auf seiner Seite: „Die Landesregierung muss sich an Recht und Gesetz halten“, hieß es von der FDP-Fraktion, die das Gutachten in Auftrag gegeben hatte. Wie berichtet kommen die Parlaments-Juristen darin zu dem Ergebnis, dass durch das Schulgesetz grundsätzlich Konnexität ausgelöst wird. Das heißt: Bürdet das Land den Kommunen neue Aufgaben auf, muss es auch die Kosten dafür übernehmen. …

[Ein Regierungsbeamter anläßlich der Volksabstimmung zur „Rechtschreibreform“: „Wenn etwas politisch gewollt ist, spielen Kosten keine Rolle“ (besonders wenn man sie auf die Kommunen oder Eltern abwälzen will.)]

… und auf Seite 16

Erdsiek-Rave: Keine Schummelei beim Abi
Ministerin lobt zentrale Prüfung als Erfolg –
… Trotz allem bleibt die Bildungspolitik der Großen Koalition umstritten. Die Volksinitiative zum Erhalt der Realschulen hat gerade erst eine weitere Hürde bewältigt. Der Innen- und Rechtsausschuss hat die Initiative, die mehr als 25000 Unterschriften gesammelt hat, für zulässig erklärt. Folgt der Landtag diesem Votum, muss sich das Parlament binnen vier Monaten mit dem Thema befassen. Erteilt der Landtag der Initiative dann eine Absage und hält an der Umwandlung von Realschulen zu Regionalschulen fest, wäre der Weg für ein Volksbegehren frei. std

In einem Kommentar auf Seite 2 geht es um eine frühere Kollegin von Erdsiek-Rave

Zum Atommülllager Asse
Von Klaus Kramer
Gabriels zweifelhafter Sieg
Spiel, Satz und Sieg für Sigmar Gabriel. Der Bundesumweltminister hat Annette Schavan auf eine Weise vorgeführt, wie einst der junge Boris Becker seine Gegner in Wimbledon. Handstreichartig entzog er der Forschungsministerin die Oberaufsicht über das Atommülllager Asse und unterstellte es dem Bundesamt für Strahlenschutz, einer nachgeordneten Behörde seines Ministeriums….

Wie stünde unsere deutsche Schreibtradition da, hätten nicht rechthaberische Politiker und willfährige Gerichte die durch Volksentscheid beschlossene Entmachtung der Schreibreform-Durchsetzerinnen torpediert!

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Sigmar Salzburg
27.08.2008 09.54
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„Ein deutsches Kulturgut droht wegzusterben“

KN S. 12, Weltspiegel

Ein Fenster zur Geschichte
Renaissance des Sütterlin: Immer mehr Initativen wollen die alte deutsche Schreibschrift erhalten

Ludwigshafen – Immer mehr Menschen entdecken ihre Leidenschaft für schwungvolle Schnörkel: Sie wollen im Computerzeitalter das Wissen um die alte deutsche Schreibschrift Sütterlin erhalten und in Lese- und Schreibkursen weitergeben. Neben zahlreichen Privatinitiativen bieten bereits etliche Volkshochschulen Sütterlin-Kurse an.

Von Alexander Lang, epd

Beim Blättern, in einer Zeitschrift entdeckte Edmund Michel aus Ludwigshafen seine neue Leidenschaft. Er las über eine Gruppe von Senioren, die in einer „Sütterlin-Schreibstube“ ehrenamtlich ihre Übersetzungsdienste anbieten. „Das kann ich doch auch“, sagte sich der 82-Jährige und begann seine Kenntnisse der alten Schreibschrift aufzufrischen. „Gib dein Wissen weiter“, ermunterten ihn Bekannte.
Er übersetzte hier einen alten Brief eines Nachbarn, dort entzifferte er die Schrift auf einer betagten Familienurkunde und trat eine Lawine los. „Ich hatte keine Ahnung, auf welche Resonanz ich stoßen würde“, sagt Michel. Mittlerweile kann er sich vor Übersetzungsanfragen kaum mehr retten. „Ein deutsches Kulturgut droht wegzusterben“, glaubt Michel. Manchen Älteren sei die alte Schrift noch vertraut. Jüngere aber, die etwa beim Stöbern auf dem Dachboden einen Karton mit Omas Briefen, der Feldpost des Großvaters oder andere alte Dokumente fänden, seien oft völlig ratlos. Im Frühjahr gründete Michel einen Sütterlin-kreis für die Rhein-Neckar-Region.

Keine andere Schreibschrift teilt das Lesepublikum in zwei Lager, in Freunde und Gegner: Der Name Sütterlin steht gleichermaßen für die hohe Kunst des Schönschreibens wie für strengen Drill von ABC-Schützen. Der Berliner Grafiker Ludwig Sütterlin (1865-1917) entwarf 1911 im Auftrag des preußischen Kultur- und Schulministeriums die Schreibschriftvariante der Druckschrift Fraktur, die ab dem 16. Jahrhundert gebräuchlich war. Die von ihm reformierte Schreibschrift wurde 1915 an preußischen Schulen eingeführt, unter den Nationalsozialisten wurde sie von 1935 bis 1941 einheitlich im Schulunterricht gelehrt. Doch dann schafften die NS-Machthaber die Sütterlinschrift plötzlich wieder ab. Begründung: Die Juden hätten zur Zeit der Erfindung des Buchdrucks in Mainz die Druckereien übernommen und damit die „Schwabacher Judenlettern“ verbreitet, fantasierte Martin Bormann, Hitlers Kanzleichef, in einem nach ihm benannten Erlass von 1941. Die lateinische Schrift wurde Norm-Schrift an den Schulen und blieb es bis heute.

Das Thema Sütterlinschrift könne nicht behandelt werden, ohne auf emotionale Assoziationen hinzuweisen, die bei vielen Menschen damit verknüpft seien, betont der Heidelberger Sprachhistoriker Jochen A. Bär. Die Schrift werde oft mit der NS-Diktatur in Verbindung gebracht. Die angestrebte Weltherrschaft sei ein Grund dafür gewesen, dass die NS-Schulpolitik 1941 schließlich zur lateinischen Schreibschrift zurückgekehrt sei, sagt der Germanist Bär. Die Nazi-Bürokraten hätten geglaubt, die Verwaltung könne nur mit einer allgemein gebräuchlichen Schrift funktionieren.

Die heute angebotenen Sütterlin-Kurse werden vor allem von älteren Menschen belegt, erzählt Karlheinz Sausbier. Mit 51 Jahren ist der Mannheimer einer der jüngsten Mitglieder des Sütterlin -Kreises in der Rhein-Neckar-Region. Die Senioren schlügen in zweierlei Hinsicht eine Brücke zur Jugend: Die Angehörigen der Kriegsgeneration versuchten, ein Stück ihrer verlorenen Jugend aufzuarbeiten. Und gleichzeitig gäben sie ihr Wissen an die Jüngeren weiter. „Sütterlin“, sagt Edmund Michel, „ist ein Fenster zur Geschichte.“

http://www.suetterlinschrift.de

[Bild: Schriftübungsblatt]
Bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts fand Sütterlin in den Schulen statt – zumindest als Schreibprojekt im Rahmen des Regelunterrichts. Foto epd

KN S.21
[Bild: Deutsche Schrift (Currentschrift-Alphabet kein Sütterlin!)]
Geheime Post mit alter Schrift
Für die meisten Menschen ist sie eine „Geheimschrift“: Nur noch wenige können die Deutsche Schrift lesen, und kaum jemand kann diese alten Lettern noch schreiben. Wegen der großen Nachfrage bietet das Kindheitsmuseum Schönberg am Sonnabend erneut ein Seminar zur Deutschen Schrift an. Als Druckschrift begegnet sie uns noch in vielen alten Büchern, als geschriebene Schrift ist sie vor allem in Tagebüchern, Poesiealben, Briefen und Testamenten zu lesen, nicht selten auch in alten Kochbüchern. Mit Marga Scheider aus Preetz hat das Museum eine ausgewiesene Expertin für diese Aktion gewinnen können. „Vor allem auch Kinder zeigen Interesse“, sagt Marga Scheider, „sie nutzen diese Schrift gerne als Geheimschrift.“ Text/Foto hfr

30. August, 14-17 Uhr. Kindheitsmuseum, Knüllgasse 16, Schönberg. Geeignet für Kinder ab 10 Jahre, in Begleitung Erwachsener auch ab 8 Jahre. Teilnahme 5 Euro/Familienpreis 10 Euro. Schreibhefte und Bleistifte werden gestellt Anmeldungen Di-Fr 10-12 Uhr unter Tel. 04344/6865. Infos unter http://www.kindheitsmuseum.de Öffnungszeiten: Di-So 14-17 Uhr, Do auch 10-12 Uhr. Eintritt 2 Euro / Kinder 1 Euro.

Rechtschreibverbote durch „Erlass“ – der deutschen Schrift durch Martin Bormann 1941 und der deutschen Rechtschreibung (in SH) durch Erdsiek-Rave 1999 und 2006 – sind Tiefpunkte der deutschen Schriftgeschichte. Sie erfolgten jedesmal mit hanebüchenen Begründungen gegen den Willen des Volkes.

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Sigmar Salzburg
01.08.2008 07.46
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Kieler Nachrichten v. 1.8.2008

Eine ungeliebte Reform wird zehn

An der neuen Rechtschreibung wird nicht mehr gerüttelt

Berlin – Es gab heftigen Streit, mehrere Prozesse und Unbehagen, das noch andauert: Vor zehn Jahren, am 1. August 1998, wurde die Rechtschreibreform an Deutschlands Schulen eingeführt. Die Reform feiert jedoch nicht nur ihren zehnten Geburtstag, sondern auch die Reform der Reform den zweiten. Denn der Rat für deutsche Rechtschreibung suchte bis 2006 einen Kompromiss zwischen Reformgegnern und -befürworten!: Am 1. August 2006 trat dieses Regelwerk in allen Staaten mit Deutsch als Amtssprache in Kraft.

Auch wenn die Reform noch immer nicht sonderlich beliebt ist, einen neuen Rechtschreibstreit wünscht sich niemand. Es bleibt also dabei: Ob „kennenlernen“ oder „kennen lernen“, Schiffahrt, Schifffahrt oder Schiff-Fahrt, überschwenglich oder über-schwänglich – wer viel schreibt, muss noch heute häufig zum Wörterbuch greifen. Nach einer Untersuchung der Forschungsgruppe Deutsche Sprache, der einige Reformgegner angehören, haben die neuen Regeln das korrekte Schreiben an Schulen nicht erleichtert, sondern die Fehlerquote kräftig erhöht.

Die Kultusministerkonferenz sieht zwar keinen „akuten“ Handlungsbedarf. Der Vorsitzende des Rechtschreibrates, Bayerns Ex-Kultusminister Hans Zehetmair, schließt aber kleine Änderungen nicht aus. Man werde sich mit den Wörterbuchverlagen unterhalten, ob etwa „Spaghetti“ ohne „h“ geschrieben werden kann. KN

Kieler Nachrichten
1.8.2008

Die Folgen der unqualifizierten Reformbastelei der Kultusminister bekommen wir auf Seite 3 derselben KN serviert – in einem Gastbeitrag des ehemaligen Außenministers (und Reformgegners) Hans-Dietrich Genscher zu Obamas Aufruf zur völligen Beseitigung der Atomwaffen:

Was Obama verlangt, ist nicht populistisch und auch nicht naiv. Er macht sich zu Eigen, was vier herausragende Amerikaner, nämlich Henry Kissinger, George Shultz, Sam Nunn und William Perry seit Beginn des Jahres 2007 in einem gemeinsamen Aufruf fordern.

Vor zwei Jahren wurde die Reform-Großschreibung „zu Eigen“ wieder aus dem Verkehr gezogen. Die Verwirrung blieb – bei Genscher, seinem Sekretariat oder den bearbeitenden Zeitungsredaktionen?

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Sigmar Salzburg
14.06.2008 09.00
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Desinformation in den Kieler Nachrichten

Bei „Rhythmus“ kommen Deutsche aus dem Takt

Berlin
– Die Gesellschaft für deutsche Sprache ließ nach den Rechtschreibkenntnissen der Deutschen fragen. Niederschmetterndes Ergebnis: Beim Wort „Rhythmus“ kommen 64 Prozent der Deutschen aus dem Takt. Bei „Satellit“ machten 52 Prozent Fehler, bei „Lebensstandard“ noch 39 Prozent. Der Test fiel aber nicht schlechter aus als frühere. afp

Kieler Nachrichten v. 14.06.2008

Man soll allenfalls verstehen: Mehr Reform tut not. Daß nur neun Prozent der Befragten für die „Rechtschreibreform“ eintraten, dürfen die Bürger im Lande des Volksentscheids nicht erfahren.

Bei den Konkurrenzblättern vom Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag wird gar nichts gemeldet.

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Sigmar Salzburg
11.06.2008 18.38
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KN v. 10.06.08

Glücksprophet
Zum Tode des Dichters und Büchner-Preisträgers Peter Rühmkorf
Hamburg
– Zu seinen letzten Texten gehörte auch ein Grabspruch: „Schaut nicht so bedeppert in diese Grube./ Nur immer rein in die gute Stube./ Paar Schaufeln Erde und wir haben / ein Jammertal hinter uns zugegraben.“ Und im für ihn typischen Spötterton erklärte Peter Rühmkorf dazu im Interview: „Das war nur so ein Gedanke, der mir durch den Kopf flitzte. Je näher das Ende rückt, desto schneidiger werden die Witze.“ Jetzt ist der Dichter 78-jährig in seiner Bauernkate im Lauenburgischen gestorben.

Von Wolf Scheller

Es ist genau dieser unverwechselbare Tonfall, der die Dichtung Rühmkorfs so populär und den Autor zum bedeutendsten deutschen Lyriker der letzten Jahrzehnte machte. Sein letzter Gedichtband Paradiesvogelschiß vereinigt 36 Gedichte, die sich vielfach bilanzierend mit Tod, Vergänglichkeit und Lebenssinn beschäftigen. ….
Es ging recht kunterbunt in diesem Leben zu. … Rühmkorf sorgte sich in diesen Jahren vor allem um sich selbst. Erst im Alter wird er sich als „Glücksprophet“ bezeichnen und im Gedicht sagen: „Entschuldigen Sie, die Welt ist schön und muß gefeiert werden.“ …
Als er das „Pensionsalter“ des Bürgertums erreicht hatte, als APO- und Revoluzzervergangenheit nur noch an der schmalen Ballonmütze zu erkennen war – da erwischte es schließlich auch den Poeten, erhielt er 1993 mit großer Verzögerung den Büchner-Preis. Aber so war das Desaster eben beschaffen, dem sich der Dichter Rühmkorf gegenübersah: „Man guckt in die Zukunft – jedenfalls ich! – /wie in eine Geschützmündung/ Vielleicht ist es einfach nur dies./ mein Herz zieht allmählich die Geier an.“ Das Einzige, an dem Rühmkorf erkennbar bis zum Schluss festhielt, war die Prämisse, dass die Kunst die Menschen zum Lachen bringen soll. Er war ein Spieler, der das Risiko liebte, einer, der von sich sagte: „...eigentlich bin ich nur auf die Welt gekommen, / um der Schöpfung mal ein bisschen unter die Röcke zu gucken...“

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Sigmar Salzburg
02.06.2008 06.46
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Wi[e]der die Arroganz der Parteien

Siegerin WiF: Die große Unbekannte
„Wir in Flensburg“ ist durch Protest groß geworden
Flensburg
- Das politische Erdbeben in Flensburg müssen sowohl Sieger als auch Verlierer erst einmal verdauen. Bei der Kommunalwahl am vergangenen Sonntag hatten CDU und SPD massiv Stimmen verloren, die Sensation jedoch war, dass die erstmals angetretene Wählergemeinschaft „Wir in Flensburg“ (WiF) auf Anhieb stärkste politische Kraft in der Ratsversammlung wurde. „Damit haben wir nicht gerechnet. Das ist wohl einmalig in einer kreisfreien Stadt“, sagt die WiF-Vorsitzende Erika Vollmer. Mit zehn Stimmen hat die WiF künftig einen Sitz mehr als der SSW und die CDU (je neun). Die SPD, nur noch viertstärkste Kraft in der Stadt, kommt auf sieben Sitze. Dazu kommen noch die Grünen, die Linke (je drei) und die FDP (zwei).
Die etablierten großen Parteien haben zum einen mit ihren Verlusten zu kämpfen, zum anderen mit den politischen Ansätzen der WiF. „Uns würde es nicht geben, wenn CDU und SPD eine gute Politik machen würden. Die aktuelle Politik hat nichts mehr mit der Bevölkerung zu tun“, sagt Vollmer. Sie setzt für mehr Mitbestimmung durch die Einwohner vor allem auf Bürgerbefragungen. Also jede Woche ein Bürgerentscheid? „Warum nicht? Der Bürgerwille darf nicht ignoriert werden. Viele Ratsmitglieder sind da sehr arrogant“, sagt Vollmer…

[Bild]

Vorsitzende Erika Vollmer will mehr auf den Bürgerwillen in Flensburg hören. Die Entscheidungsprozesse von CDU und SPD im Rathaus seien bisher „durch Arroganz“ geprägt worden.
Foto Ino

Kieler Nachrichten v. 30.04.2008

Auch die Bürgerinitiative „WIR gegen die Rechtschreibreform“ erhielt 1998 mehr Stimmen als jede Partei. Damals ermöglichte es jedoch den arroganten Parteien die andersartige Konstruktion des Volksentscheids, im Wege einer „legalen“ Wahlfälschung das Ergebnis bald darauf zu annullieren.

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Sigmar Salzburg
03.09.2007 10.35
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Kieler Nachrichten v. 31.08.07

Ein Konservativer mit liberaler Grundüberzeugung

Ex-Kultusminister Peter Bendixen starb im Alter von 64 Jahren


... Peter Bendixen wurde 1943 in Haurupfeld bei Flensburg geboren. Er studierte nach dem Abitur 1963 in Kiel Geschichte, Germanistik und Philosophie. ... Im Hermann-Ehlers-Studentenwohnheim lernte er den jungen Studenten Uwe Barschel kennen, andere kamen hinzu, sein Engagement in der Jungen Union folgte, deren Kieler Kreisvorsitzender er von 1969 bis 1970 war. Später, von 1982 bis 1993, war er Vorsitzender des Kieler CDU-Kreisverbandes.
Eine Karriere hatte begonnen: Peter Bendixen wurde 1975 Mitglied des schleswig-holsteinischen Landtages. Schnell hatte der „Leuchtturm“ der Nord-CDU, der damalige Ministerpräsident Gerhard Stoltenberg, das Talent des jungen Abgeordneten Bendixen erkannt. Er machte ihn 1979 zum Kultusminister. Die erfolgreichste und glücklichste Periode im politischen Leben von Peter Bendixen dauerte bis 1987. Besonders in der Schulpolitik gab es mit der SPD harte und oft ideologisch geprägte Auseinandersetzungen. Bendixen stand für das gegliederte Schulsystem und gegen die Gesamtschule. ...
Nach dem Rücktritt von Uwe Barschel als Ministerpräsident im Oktober 1987 gehörte Bendixen noch bis zum 31. Mai 1988 der geschäftsführenden Landesregierung unter Henning Schwarz an. Als danach die SPD die Landtagswahl gewann und Björn Engholm Ministerpräsident wurde, nahm Bendixen als Abgeordneter eine der hinteren Bänke im Landtag ein ...

[In die Amtszeit Bendixens fiel also der Auftrag der Kultusministerkonferenz an das „Institut für deutsche Sprache“ (IdS) und die „Gesellschaft für deutsche Sprache“ (GfdS) zur der Ausarbeitung einer „Neuregelung der deutschen Rechtschreibung“ im Februar 1987. Bereits im Oktober 1987 legte die Reformertruppe Vorschläge vor, mit denen sie schon zehn Jahre lang auf der Lauer gelegen hatte. Dies fiel gerade in die Turbulenzen der Barschelaffäre, so daß an eine kritische Würdigung wohl kaum zu denken war. Ab Juni 1989 übernahm die SPD die Macht, die dann unter Führung von Heide Simonis und Gisela Böhrk 1996 mit der Einführung der „Rechtschreibreform“ vollendete Tatsachen schaffen wollte und dies dann mit der Liquidatorin der Volksentscheids, Ute Erdsiek-Rave, unter Beihilfe der CDU 1999 auch vollendete. ]

[P.S.: Ein Pädagoge namens J. Bendixen (ein Vorfahr des Verstorbenen?) veröffentlichte 1820 in Schleswig ein mir jetzt vorliegendes Büchlein:

Etwas
über
Bell's und Lancaster's
Lehrmethode,

nach welcher
ein einziger Lehrer Tausend Schüler
unterrichtet.


In der Einleitung heißt es:

Wer hätte in unseren Tage wol nichts von Bell's und Lancaster's Lehrmethode gehört? —
Und wer ward nicht von Bewunderung über die außerordentlichen Wirkungen derselben ergriffen, welche davon erzählt werden!

Ich will hier nur an einige Versicherungen der Art erinnern:
„Durch diese Lehrart wird acht Mal so viel, wie sonst, gelernt, und dabey noch besser!“
„Nach dem neuen Schulsystem wird in einer Minute so viel geleistet, als in zwey Stunden nach dem gewöhnlichen!“

...
„So gewiß die Kuhpocken vor den natürlichen Blattern schützen, so gewiß sichert das neue Unterrichtssystem gegen die Verwüstungen des Lasters und der Unwissenheit!“

... usw. usw.

Flensburg, im August 1820,
J. Bendixen.


Lobeshymnen wie in den Anfängen der laufenden „Rechtschreibreform“, die aber von dem Autor kritisch unter die Lupe genommen werden! Vor kurzem wurde diese aus Lehrermangel in Indien geborene Lehrmethode wieder ausgegraben und unter anderem Namen als neueste Errungenschaft empfohlen.]

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Sigmar Salzburg
14.05.2007 07.00
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Kieler Nachrichten v. 11.05.07

Nur mit mehr Lehrern wird's besser

Lebhafte Diskussion über das neue Schulgesetz – Schulleiter Raube wies auf personelle Engpässe hin

Owschlag – Eltern und Lehrer der Schule Owschlag wollen offenbar lieber die Einrichtung einer Regional – als einer Gemeinschaftsschule. Das neue Schulgesetz, von Volker Kuptz aus dem Bildungsministerium am Mittwoch im Rahmen einer Veranstaltung des Hüttener Schulausschusses vorgestellt, löste eine lebhafte Diskussion aus. Es wurde bezweifelt, dass die Neuerungen eine Verbesserung der Bildungssituation bewirken werden.

Von Birgit Johann

„Bringen Sie mehr Lehrkräfte in die Schule!“, riet dagegen eindringlich der amtierende Schulleiter Günther Raube. Gut vorbereitet, belegte er seine Forderung mit Zahlen. Im Februar habe die Grundschule, die per Gesetz verlässlich sein muss und damit auf dem Papier eine Unterrichtsausfallsbilanz von Null Stunden vorgelegt habe, in Wirklichkeit mit einem Minus von 17,6 Prozent leben müssen. 159 Stunden hätten nämlich gefehlt. Dies habe man mit Stillstunden, Klassenzusammenlegungen und nicht zuletzt mit Hilfe der „Elternpolizei“ ausgeglichen. Sage und schreibe 85 Stunden seien von Müttern gegeben worden. „Wie soll bei solchen Ausfällen ein binnendifferenzierter Unterricht möglich werden?“, fragte Raube. „Binnendifferenzierung“, ein Kriterium für die Gemeinschaftsschule, war am Mittwoch ein oft verwendetes Schlag- und Reizwort. Es beschreibt die Aufgabe des Lehrers, die Schüler im Gruppenverband individuell zu fördern. Und das bei künftig größeren Klassen. Denn Kuptz verschwieg nicht, dass das Schulgesetz nicht zuletzt aus ökonomischen Gründen erlassen wurde und dass in den nächsten Jahren noch mehr Mädchen und Jungen in einer Klasse sitzen werden….


Es bleibt ein Schluß: Die behaupteten Vorzüge des neuen Schulgesetzes können in der Praxis gar nicht umgesetzt werden.
Die Erfolgsmeldungen der Schulen zur „Rechtschreibreform“ dürften ebenso wenig vertrauenswürdig sein. Hier ist noch nicht einmal ein Nachweis erforderlich

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Sigmar Salzburg
08.05.2007 06.43
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Kieler Nachrichten v. 04.05.07

Ein Hoch auf die freien Kunstjournalisten Nicole Büsing und Heiko Klaas! Wie selbstverständlich mißachten sie zwei Signale kultusministeriellen Unterwerfungsbegehrens.

„Humor ist nicht lieb“
Der österreichische Bildhauer Erwin Wurm und seine ironischen Skulpturen in Hamburg

Hamburg – Tolpatsche, Schwabbelhäuser und wohlgenährte Autos: Der österreichische Künstler Erwin Wurm stellt nicht nur unsere Wahrnehmung auf den Kopf, sondern sogar ganze Häuser. Eine große Retrospektive in den Hamburger Deichtorhallen zeigt jetzt Arbeiten von 1987 bis heute.

Von N. Büsing / H. Klaas

… Eine kugelrunde Menschenskulptur betitelt Wurm selbstironisch als The artist who swallowed the world. Pendant dazu ist ein ganz offenbar belesener Rauhhaardackel, der – die Silhouette spricht Bände – anscheinend ein ganzes Buch geschlungen hat. …


… die einzig sinnvolle Nutzung von Büchern in „reformierter“ Rechtschreibung.

Erfreulich ist auch, wenn manche Eigennamen die Ästhetik der guten alten Zeit zu uns herüberretten:

Die Altstadt will ihre Vorzüge künftig stärker herauskehren
Kampagne gestartet – Auch die Schloßstraße soll PACT-Bereich werden


Um so schmerzlicher wird einem bewußt, was die „Trottel und Missetäter“, mit der Funktion von Kultusministern, weiter anrichten: Die Spaltung des ß-Gebrauchs bei Eigennamen und Gebrauchswörtern – ein irrer Einfall, wenn man ihn für sich betrachtet.

PACT soll übrigens „Partnerschaft zur Attraktivierung von City-, Dienstleistungs und Tourismusbereichen“ bedeuten.

Aus dem üblichen Reform-Kleinmist erwähnen wir noch …

…hölzerne Uraltschreibungen:
Die geplante Megafusion der britischen Bank Barclays nd der niederländischen Bank Amro kommte vorerst nicht zu Stande.

… wieder falsch gewordene Reform-Spaltschreibungen:
… Fusion der Sparkassen Kiel, Eckernförde und Kreis Plön zur Förde Sparkasse… „Wir haben alles getan, dass nichts schief geht“, versicherte der Vorstand gestern in Kiel.

Als er einmal nach seinem Haferflocken-Cocktail die ganze Küche voll kotzt, ändert Börjesson seiner Ernährung.

… die penetranten „so genannten“, „-Jährigen“ usw. lohnt es sich kaum, zu zählen.

… sss- und fff-Augenpulver:
Schlussspurt, Fitnessstudio, Schifffahrtsmuseum

Angenehm, wenn auf das neue „mithilfe“ verzichtet wird:

Als junger Mann wollte Jörg Börjesson seinen Körper unbedingt zum Kunstwerk formen – mit Bodybuilding, aber auch mit Hilfe von Medikamenten.

Nach dieser Kurpfuscherei ist der Mann ein körperliches Wrack.
Kulturpfuscherei haben dagegen unsere Kultusminister betrieben, als sie mit obskuren Kuren die Schreibleistung wehrloser Schüler steigern wollten.
Aufklärung tut not.

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
07.05.2007 06.58
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Neben der vorgeblich „reformiert“ schreibenden Presse wird die Scheinblüte der Reformschreibung gefördert von den Korrekturfunktionen der Schreibprogramme auf dem PC.

Gerade habe ich die Erklärung für die häufige Falschschreibung „barfuss“ in der Zeitung unserer Landeshauptstadt gefunden: Nach einem Hinweis, daß WORD 2000 dies immer als „Korrektur“ vorschlägt, habe ich dies auch bei WORD 2002 festgestellt.


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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
04.05.2007 19.27
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Kieler Nachrichten v. 02.05.07

LITERATURRÄTSEL

Wer schrieb was?


»Ich zog mich an und ging nach draußen. Der BMW stand noch da, wo ich ihn in der Nacht geparkt hatte. Vielleicht war sie früh wach geworden und ein bisschen spazieren gegangen. Ich suchte die Umgebung des Hauses nach ihr ab, dann stieg ich ins Auto und fuhr bis zur nächsten Ortschaft. Von S. keine Spur. Ich fuhr zum Ferienhaus zurück, aber sie war nicht wieder aufgetaucht. Dann fiel mir ein, sie könnte eine Nachricht hinterlassen haben, und ich durchsuchte das ganze Haus. Aber es war nichts zu finden.«

Wenn die große Liebe der Jugend plötzlich wieder auftaucht und einfach umwerfend ist, wird es kompliziert. Diese Erfahrung muss auch der verheiratete Held machen, der als erfolgreicher Jazzclub-Besitzer nicht recht weiß, ob er Frieden mit seinem Leben machen kann. Als die geheimnisvoll-verführerische S. ihn bezirzt, ergibt er sich dem Strudel der großen Gefühle. Der in Japan geborene und äußerst populäre Schöpfer dieses fesselnden Buches hat der Femme fatale zudem einen winzigen Makel angedichtet: Sie hinkt ein wenig – ein leiser Hinweis auf die diabolischen Einbrüche, die Hajime mit ihr erfahren muss und von denen der letzte wohl der Schlimmste ist: ihr endgültiges Verschwinden. Die Erotik dieses Romans führte einst im Literarischen Quartett zu einem heftigen Streit – und bewegte Sigrid Löffler zum Verlassen der Runde.

Die Lösung des letzten Rätsels lautet: Edmond und Jules Goncourt, Tagebücher. Gewonnen hat Lukas Gugat, Kiel. Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir einen Buchgutschein à 20 Euro. Lösungen (Titel & Autor) bis 7. Mai an Kieler Nachrichten, „Literaturrätsel“, Fleethörn 1-7.


Gemeint ist zweifellos die „Gefährliche Geliebte“ des japanischen Autors Haruki Murakami.
Das „bisschen“ ist ein Hinweis darauf, daß das Buch, sicher ohne den Verfasser darüber aufzuklären, in die sogenannte „neue Rechtschreibung“ übersetzt wurde (und zwar aus dem Englischen). Einem Japaner muß der Kotau vor den behaupteten mikroskopischen „Erleichterungen“ der Rechtschreibreform ziemlich unwürdig vorkommen. Gerade die Schwierigkeiten des Japanischen scheuen auch deutsche Schüler (wie meine Tochter) nicht:

Warum können sich deutsche Schüler überhaupt für das Japanische begeistern – einer Sprache, die mit mehr als 1000 Schriftzeichen, mehreren Silbenalphabeten und einer dazu noch ungewohnten Aussprache außerordentlich schwierig zu lernen ist, und dazu noch von gerade einmal zu 2,4 Prozent der Weltbevölkerung gesprochen wird? „Es ist ganz klar der Reiz des Fremden, der die Schüler fasziniert“, sagt Japanisch-Lehrerin Kathrin Bonn… (KN v. 6.6.06)

Es sind auch Bücher von Murakami in die normale deutsche Literaturrechtschreibung übertragen worden, die immer noch von den besseren Schriftstellern bevorzugt wird.

Anpasser wie Walter Jens („Ich bestehe darauf, daß meine Bücher in der alten Rechtschreibung gedruckt werden, ja selbstverständlich!“ ARD, 29.07.2001) muß man leider ausnehmen. Sein Nebenprodukt zu seiner Mann-Biographie ist wieder „angepasster“ Schreibe erschienen: „Katias Mutter – Das außerordentliche Leben der Hedwig Pringsheim“ (Inge und Walter Jens, Rowohlt 2005/7).

Beim ersten Aufschlagen fiel mir ins Auge: „Ja, Hedwig Pringsheim hatte Recht“ … Dabei hat man die vielen Zitate, gewiß die Hälfte des Buches, sorgfältig im Original belassen. Welch eine Mühe und welch eine Lesestörung – der ständige Wechsel zwischen klassischen ß und neuen ss!

Und die KN arbeiten weiter an der Zwangsgewöhnung der Deutschen an die sss:

Stones-Boss Mick Lagger (63) findet sein Leben für eine Autobiografie zu öde: Trotz hoher Vorschusssumme stellte er die Arbeit daran ein.

Die simplifizierte „Autobiographie“ ist auch deswegen unsinnig, weil in der ganzen englischsprachigen Welt das „ph“ erhalten bleibt. Jetzt changiert die deutsche Schreibung zwischen „ph“ und „f“, unvorhersehbar von Artikel zu Artikel.

Die Spaltschreibung wird uns noch länger verfolgen:

Ein Böschungsbrand hat gestern den Zugverkehr zwischen Berlin und Hamburg lahm gelegt.

Nach Duden 2004 war das noch allein richtig – nach Duden 2006 ist es nur noch zusammengeschrieben richtig, wie früher.

Spaniens Thronfolgerpaar will zweite Tochter „Sofia“ nennen. … [Ihre Stammzellen wurden eingefroren] Damit will man die Möglichkeit offen halten, künftige schwere Krankheiten ihrer Kinder möglicherweise per Zelltherapie heilen zu können.

Auch hier trifft dasselbe zu: Von 1996 – 2006 „richtig“, von da ab wieder falsch. Das Sprachgefühl, das früher die richtige Schreibung erzeugt hat, ist aber verlorengegangen. (Dies darf man aber überraschend auch noch getrennt schreiben, mit anschleimender Dudenempfehlung. Das gilt auch für das nächste: )

Vernichtende Kritik: Der ehemalige Richter Elijahu Winograd … übergab den Bericht an Ehud Olmert. …. Auch Verteidigungsminister Amir Peretz schien das Werk eher gutgelaunt in Empfang zu nehmen

Die traditionell bevorzugte Zusammenschreibung wird daher leider selten bleiben:

Schnell ist die erste Stunde auf der „MS Dieksee“ vergangen, in Malente-Gremsmühlem angekommen füllt sie sich mit viel bunt gekleideten, gut gelaunten Ausflüglern und fährt zurück.

2004 hatte man wohl den Zwang zu Trennung unauffällig wieder gelockert. Geblieben ist jetzt eine allgemeine Unsicherheit.

Klaus Wiedemann, Lehrer am Otto-Schott-Gymnasium Jena, sagte anläßlich des Teilrückzugs der Kultusminister im ZDF Mittagsmagazin am 2.3.2006 zur „Rechtschreibreform“:

„Gescheitert! Setzen, Sechs!“


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Sigmar Salzburg

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