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Forum > Beispielsammlung über Sinn und Unsinn
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Sigmar Salzburg
30.03.2011 09.13
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Widerspruch

KARL-HEINZ BARTHELMES
HEINZ RUDOLF
KUNZE
MEINE EIGENEN WEGE


Gütersloher Verlagshaus

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.


»Das Autobiographische ist ein Bereich unter vielen, der dann genauso Spielmaterial wird wie Erfundenes oder Gehörtes. Ich glaube gar nicht, daß man selber imstande ist, das eigene Leben wirklich eins zu eins aufs Papier oder in ein Lied zu bringen. In dem Moment, wo man sich mit der eigenen Lebensgeschichte oder Teilen davon beschäftigt, gestaltet man sie schon wieder um und ändert sie. Ich denke, ich würde immer relativ wenig auf Autobiographien geben. Ich glaube, ich vertraue mehr Biographien.«
HRK, 2000

Gewidmet Jürgen Feldmeier, Norbert Lennert, Dario Domingues – Freunde, die auf dem Weg verlorengegangen, aber nicht vergessen sind

ACHTUNG! ALTE RECHTSCHREIBUNG! Nieder mit der neuen! Zivilcourage! Wenn Sie mich nach neuer Rechtschreibung beurteilen, wäre das schnöde Siegerjustiz! Grass, Handke und Botho Strauß, Walser und die gesamte geistliche Elite sind auf meiner Seite! Die Rechtschreibreform ist eine Schande!
HRK im Testheft »Der große Deutsch-Test« mit Hape Kerkeling von RTL

Hinweis: Dieses Buch folgt – trotz des ausdrücklichen Einspruchs von Heinz Rudolf Kunze – der im August 2006 verabschiedeten modifizierten neuen Rechtschreibung – mit Ausnahme der von HRK selbst gesprochenen oder schriftlich verfassten Texte.

1. Auflage
Copyright © 2007 by Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
[…]
Printed in Germany
ISBN 978-3-579-06514-4
http://www.gtvh.de


bilder.buecher.de

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Sigmar Salzburg
17.03.2011 17.43
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Auerbach – Anwender der Heyse-Reform?

Bertold Auerbach. „Einst fast eine Weltberühmtheit“. Eine Collage des Schriftstellers und Literaturwissenschaftlers Hermann Kinder.

Berthold Auerbach, heute fast vergessen, war zu seiner Zeit ein international bekannter jüdisch-deutscher Schriftsteller, den man mit Dickens, Turgenjew oder Tolstoi verglich. Auerbach wurde 1812 im Schwarzwald geboren; seine Werke sind dem frühen deutschen Realismus verpflichtet.

Der Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Hermann Kinder hat jetzt diese Briefe Berthold Auerbachs, die über 900 Seiten umfassen und aufgrund des Umfangs kaum noch einmal veröffentlicht werden, zitiert [?], nacherzählt [!], kommentiert – daraus ist eine große, lehrreiche und staunenswerte Collage entstanden. …

Auerbach liebt die Natur, … Ausgehend vom Reform-Judentum eines Moses Mendelssohn und immer wieder beschäftigt mit den Schriften Spinozas, interessiert er sich für zeitweilig für pantheistische Weltbilder, kann die Natur als neue Religion denken – und er ist gleichzeitig fasziniert von den modernen technischen Errungenschaften, vor allem von der Eisenbahn, die ihrerseits doch aber das Landleben so einschneidend verändert. Und daher zweifelt er auch immer wieder an seinen so erfolgreichen, auflagenstarken Volkserzählungen. Vielleicht veralten sie sehr schnell? Und so schreibt er, Zitat: „Schule, Militär und Eisenbahn das sind drei gewaltig auflösende und nivellirende Mächte, und wer weiß, wie bald man meine Volkserzählungen lesen wird wie eine Indianergeschichte“.

… Auch seine konservativen Vorstellungen von den Geschlechterrollen werden nicht unterschlagen: In einer Diskussion über ein zeitgenössisches Theaterstück sagt Auerbach sehr bestimmt, Zitat: „Ein Don Juan ist gestattet, aber eine Donna Juana nicht, weil es wider die Natur ist, dass eine Frau geschlechtlich initiativ ist, und das Widernatürliche ist unschön.“ …

Man würde manche zeitgeschichtlichen Details aus den Briefen kaum verstehen, wenn Hermann Kinders Buch nicht einen ausführlichen, gründlich recherchierten Anmerkungsapparat enthielte. … Man erfährt hier aber auch tröstliche Details: So ist der Streit um die richtige Orthographie kein Privileg des 20. Jahrhunderts: Eine vom preußischen Kultusminister initiierte Rechtschreibreform wurde seinerzeit fast überall boykottiert...

Hermann Kinder: Berthold Auerbach. „Eins fast eine Weltberühmtheit“. Eine Collage. Klöpfer & Meyer, 296 S, 12 sw-Abbildungen, 19,90

dradio.de 16.3.2011

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Sigmar Salzburg
31.10.2010 08.44
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Irre!

C. W. Ceram

Götter, Gräber und Gelehrte

Roman der Archäologie


... Cerams Klassiker ist ein bis heute unerreichtes Meisterwerk [von 1949]: die brillante Einführung in Methoden und Ergebnisse einer Wissenschaft. Für die Neuausgabe hat der bekannte Archäologe Michael Siebler das Buch durchgehend, aber behutsam aktualisiert...
Rowohlt 2008
rororo 2009

Kaum glaublich: Die „behutsame Aktualisierung“ umfaßt auch die Umfälschung in die ss-Reformschreibung!

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Sigmar Salzburg
28.10.2010 07.50
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Rechtschreibreform – nach Axiomen einer Ideologie?

Religionen argumentieren die Richtigkeit ihrer weltlichen Lebensform durch „jenseitige“ und nicht hinterfragbare Komponenten. Ideologien geben Axiome vor, die angeblich überprüfbar sind, die aber noch nie in größerem Maßstabe experimentell überprüft wurden.

Aus: Andreas E. Kilian in „Die Logik der Nicht-Logik“ Alibri 2010
hpd.de/node/10489

Die interessante Abhandlung eines Soziobiologen zur Evolution von Religiosität beteiligt sich an der nun üblichen praktischen Überprüfung der neuen Reformideologie in größerem Maßstab – ohne positives Ergebnis:

Religiöser Glauben ist daher nicht das „Erkennen“ oder „Wissen“ einer anderen Realität, sondern dass unbewusste phantasievoller Neuordnen von bereits bekannten Daten, die aus der „wirklichen“ Realität stammen… „Die heilige katholische und apostolische Römische Kirche glaubt und bekennt, das ein wahrer und lebendiger Gott ist, …“ …dass etwas personifiziertes dahinter stecken könnte. Denken Sie einmal an schwarze Katzen, wann Sie das letzte_mal geflucht haben … Sie waren damit im Stande, das entstehende soziale Elend aufzufangen … Der Überlieferung nach wuchs Konfuzius als Halbweise auf… Die Geschichte zeigt eindeutig, das jede Kernreligion in Sekten zerfällt … aus der öffentlichen Diskussion verbandten Religionsstreitereien… Auf dem Sportplatz werden Rituale zelebriert. Aufstehen, setzen, Arme hoch und runter, singen und kniend bangen. [Deutsch oder Anglizismus? – Und dann natürlich jede Menge:] …so genannte.

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Sigmar Salzburg
26.05.2010 07.13
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denkladen

Der „denkladen“ ist ein Buchversand kritisch-philosophischer und religionskritischer Bücher. Eine gewisse Unabhängigkeit zeigt sich darin, daß anscheinend bedenkenlos auch einige Besprechungen und Angebote in traditioneller Rechtschreibung veröffentlicht werden, z.B. zur Untersuchung des Erlanger Philosophieprofessors Theodor Ebert:

Der rätselhafte Tod des René Descartes

Alibri, 2009
236 Seiten, Abbildungen, kartoniert, Euro 16.-
Best.Nr. 690 487
Wer behauptet nachgewiesen zu haben, daß vor Jahrhunderten eine historische Persönlichkeit ermordet worden ist, erntet in der Regel skeptische Blicke. Als vor knapp 20 Jahren, die These auftauchte, René Descartes sei keines natürlichen Todes gestorben, erregte dies damals durchaus einiges Medieninteresse, in den einschlägigen Descartes-Biographien steht jedoch nach wie vor, daß der Philosoph einer Lungenentzündung zum Opfer gefallen sei. … Ein spannender „Philosophie-Krimi“, der uns die Welt und das Denken des 17. Jahrhunderts näherbringt und mit den Methoden der Aufklärung Licht in den Tod eines wichtigen Aufklärers bringt.


denkladen.de Descartes

Das Buch selbst hat der Alibri-Verlag leider in Neuschreibung gedruckt, was hauptsächlich die ss und, mit Ausnahmen, die hypertrophe Großschreibung betrifft:

Wie erwähnt, wird Descartes’ Tod im Allgemeinen einer Lungenentzüdung zugeschrieben.(S.65)…. Charakteristisch ist des Weiteren ein trockener und schmerzhafter Husten … (S.67) …die so genannte Marsh’sche Probe (S.71) … die sogenannte paralytische … Form der Giftwirkung (S. 73) … Recht geben (S.100) … weil Descartes wohl der einzige war, der … (S. 143)… Als nächstes teilt Baillet dem Leser mit …(S.150)

Ebert läßt starken Verdacht auf François Viogué fallen, Hausgeistlicher der französischen Botschaft in Stockholm, Augustiner-Eremit und Beauftragter des Vatikans für die Missionierung Skandinaviens.

Unter den vielen, teilweise verschwörungstheoretisch grundierten Untersuchungen bekannter Todesfälle, z.B. Mozarts, fällt dieses Buch durch Sachlichkeit und Akribie auf.

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Sigmar Salzburg
27.04.2010 05.36
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Weitere Verunstaltung Karl Mays

Neue May-Edition bei Weltbild
Waldröschen & Co.

Erneut bringt Weltbild Karl Mays Kolportage-Romane im Neusatz, der heutigen Rechtschreibung angepasst, heraus...

karl-may-magazin.de 26.04.2010

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Sigmar Salzburg
23.04.2009 12.48
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Das haben die Kultusminister angerichtet!

Günter Krenn: „Romy Schneider“, (aufbau 2008).

Diagonal geblättert:

Das Buch ist in „neuer“ Rechtschreibung verfaßt, aber sehr um Seriosität bemüht. Die vielen Zitate nach den Originalquellen sind daher meist nicht verändert. Es ergibt sich ein bunter Flickenteppich mit vielen Konstellationen:

fortlaufender Text: NRS;
Zitate aus älteren Zeitschriften: meist ARS;
Romy spricht in einem französischen Film: NRS;
Romy spricht – nach einer älteren Zeitschrift: ARS;
Romy spricht in einem deutschen Film: NRS;
vermutliche Eigennamen u.ä.: ARS;
jemand erinnert sich an Romy: NRS;
jemand hat sich früher an Romy erinnert: ARS
ein Zitat aus (Schweizer?) Medien: SRS alt oder neu;
Romys Tagebuch: ARS mit Schreibfehlern (oder von verwirrten Herausgebern)
usw. usw.

Stichproben:

S 41: „Wie unglücklich ich doch war, als ich an die blöööde Schule immer denken mußte. … Es muss die schönste Zeit sein, wenn man verliebt ist.“
S. 57 „Weißt du, Hermann, ich habe eigentlich Angst, dass das schöne, ruhige, unbeschwerte Leben für mich zuende ist. …“ [„falsch“]
S. 61 Karlheinz Böhm meinte über den Regisseur: „Er wusste genau, was er wollte …“
S. 71 „Ich bin ganz zufrieden, daß ich mit dem ganzen Gelskrempel nicht zu schaffen habe …“ … in Berlin in das Schloßpark- und Schillertheater
S. 94 „Sie war nicht die Frau meines Lebens sagt Lederle heute … Aber sie war einer Persönlichkeit, die man nicht vergisst.
S. 105 Über die „Kinokönigin Romy“ liest man 1956 „dafür müsste sie …“
S. 122 „Von ihrem jungen Gegenspieler … lässt sich nur sagen, dass er wie ein uniformierter Lift boy wirkt…. [n. Filmdienst 1958]
S. 172 Der Prozeß
S. 182 [August 1964] Sie versteht es [das Telegramm] nicht, zeigt es ihrer Sekrtärin Sandra, die nur knapp darauf meint, dass es sich wohl „auf die Hochzeit“ beziehen werde. So erfährt sie, daß Delon geheiratet hat.
S. … Raymond Danon, den ihre Rollengestaltung in Der Prozeß beeindruckt hat. Rückblickend bekennt er: „Zu jenem Zeitpunkt wusste ich ansonsten wenig über sie.“
S. 235 Von Schneiders Qualitäten als Schauspielerin ist Sander bald überzeugt: „ …sie ist sich der Macht ihres Körpers und ihrer Sinnlichkeit sehr bewußt … Romy Schneider gefällt das Drehbuch auf Anhieb … „Du liebst mich, weil ich da bin,“ sagt Romy in ihrer Rolle. „Aber wenn du auch nur über die Straße müsstest, um zu mir zu kommen, wäre dir das schon zu viel.“
S. 252 „Ich werde diese Rolle, den Charakter dieser Frau zum erstenmal wirklich …“
S. 213 Ihre Filmpartnerin Mercouri sagt zu ihr: „Geniere dich nicht vor Dassin jung und schön zu sein, während ich alt und hässlich bin …“ [nach: Ihre Filme, München 1986, S. 92]

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Sigmar Salzburg
02.09.2008 13.32
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Reformierter Schrott-Homer

Wolfgang Schuller in WELT online, 1. September 2008:

Neue „Ilias“-Übersetzung

Jetzt ist Homer ein vulgärer Schriftsteller


Der Autor Raoul Schrott hat eins der wichtigsten Epen der abendländischen Literatur übersetzt. Doch in seiner Version der „Ilias“ wird der erste bekannte Dichter der griechischen Antike, Homer, zu einem Vulgärschriftsteller. … Davon einige Beispiele, wahllos herausgesucht, das Buch ist voll davon: Soll Homer wirklich so überdeutlich geschrieben haben, Helena und Paris „liebten sich, dass die Bettpfosten Wackelten“ (Buch 3, Vers 448)?
… Und lässt Homer den Gott Poseidon seine Sorge um das Leben des Äneas wirklich dadurch ausdrücken, dass er ihn ausrufen lässt: „Eijeijei! jetzt tuts mir aber um Aineias leid“ (20,293)?
… mitten im Text … Schrottiana …: Schäferstündchen, Weichei, vifer Kerl, hinterfotzig, Standpauke. Homer kennt keine Ausdrücke aus den untersten Schichten der Alltagssprache…
Wer für die nicht alltäglich-gegenwärtigen Möglichkeiten der deutschen Sprache offen ist, der sollte sich nicht scheuen, die Übersetzung von Johann Heinrich Voß aus dem 18. Jahrhundert als die nach wie vor hinreißendste zu empfinden.


WELT online 1.9.2009
Schrott-Homer

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Sigmar Salzburg
11.04.2008 19.08
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Nochmal „Ein liebender Mann“

Martin Walser hat nun doch den Kotau vor der „neuen“ Rechtschreibung gemacht und sich reformieren lassen. Beim flüchtigen Durchblättern stören als erstes die dreisten „ss“ der Kultusminister. Dann fällt auf, daß er anscheinend das Wort „jedesmal“ nach 70 Jahren Gebrauch plötzlich vergessen hat. In „Augenblicke der Liebe“ (2004) hatte er es noch gekannt, z.B. auf S. 128 – eine seltsame Amnesie. Auch die Variante „ein für alle Mal“ (S.24) ist doch recht reförmlich. „Dass das Wetter heute wieder rau genug war …“ (S. 131) ist ein Fußtritt gegen die Seele der deutschen Sprache, den Ralph Giordano wohl nicht zugelassen hätte. Der Verdacht, Walser habe nach seinem „Kritiker“-Desaster mit seiner Anpassung für die FAZ wieder abdruckfähig werden wollen, verflüchtigt sich damit, denn dort will ein Restanstand den Stammlaut in „rauh“ noch erhalten. Da tröstet es nur wenig, daß in Zitaten der Goetheschen Gedichte die traditionelle Rechtschreibung beibehalten wurde und daß die kultusministeriell geförderten Banausentrennungen wie „Inte-resse“ und „ei-nander“ anscheinend vermieden wurden. Diese schwache Tröstung wird auch gleich durch die neuen hypertrophen Großschreibungen, wie „als Erstes“ oder„Halt machen“, wieder zunichte gemacht.

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
02.03.2008 18.26
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Martin Walsers Roman „Ein liebender Mann“

Welt.de:
http://www.welt.de/kultur/article1740320/.html#reqNL
1. März 2008, 11:45 Uhr
Von Tilman Krause
Martin Walser verhebt sich nun an Goethe
Marienbad, Sommer 1823. Johann Wolfgang von Goethe, fast 74, trifft auf Ulrike von Levetzow, 19. Und verliebt sich unsterblich.

Was macht nun Martin Walser aus alledem?
Zunächst ein Lustspiel. Zauberhafte Galanteriewaren. Konversationelle Tändelei. Die Launen des Verliebten drücken sich aus, nein: tollen sich aus, heiter, scherzhaft, schonungsvoll für alle Beteiligten, insonderheit aber für Ulrike, die Umschwärmte, wenn sie dahinpromenieren in Marienbad, ….
Doch dann kommt der Absturz. Klaftertief. Was um alles in der Welt mag Walser bewogen haben, nun auch noch in Goethes Haut zu schlüpfen und uns fiktive Briefe zu geben, die ganz und gar den Geist von Walser, jedoch nicht im Geringsten den von Goethe atmen? …


„Insonderheit“, seit mindestens vierhundert Jahren gebräuchlich, ist nach dem erschwitzten „Regelwerk“ verboten. Statt dessen soll mit einem fast ausgestorbenen Wort „in Sonderheit“ konstruiert werden. Bei „zur Zeit“ will die Reformerwillkür genau das Umgekehrte: „zurzeit“ (aber nicht „zurstunde“).

In der Rowohlt-Leseprobe des Walser-Romans liest man noch „zur Zeit“, aber ansonsten erstmals die KMK-Heyse-Schreibung. Dafür darf Walser nun wieder in der Umfaller-FAZ abgedruckt werden. Da ich schon seinen letzten Roman vor Langerweile (neu: „langer Weile“!) nicht zu Ende gelesen habe, werde ich nun gerne auf den neuen „Lesegenuss“ verzichten.

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
12.02.2008 06.17
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SS freiwillig?

KLAGE WEGEN SS-VORWURF
Grass und Jürgs einigen sich auf Vergleich

… Günter Grass hatte den Verlag seines Biografen Michael Jürgs verklagt, weil der behauptete, der Nobelpreisträger habe sich freiwillig zur Waffen-SS gemeldet. Jetzt haben sich die Parteien auf einen Vergleich geeinigt – und auf Stillschweigen.
Der Berliner Grass-Anwalt Paul Hertin bestätigte heute SPIEGEL ONLINE, dass der Nobelpreisträger und die Verlagsgruppe Random House, in deren Goldmann-Verlag Jürgs' Grass-Biografie erschienen ist, sich auf einen Vergleich geeinigt haben.
Demnach muss Jürgs die Neuauflage seiner Biografie ergänzen. Der Vergleich im Wortlaut: „Michael Jürgs und Günter Grass kommen darin überein, dass in der Neuauflage der von Jürgs verfassten Grass-Biografie über dessen Zeit als Siebzehnjähriger, die biografische Erzählung 'Beim Häuten der Zwiebel' betreffend, stehen wird: 'Günter Grass schrieb, dass er als siebzehnjähriger Wehrpflichtiger zur Waffen SS-Division Frundsberg eingezogen wurde.'" …

Spiegel online 11. Februar 2008
http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,534556,00.html

Die Jürgs-Biographie fällt dadurch unangenehm auf, daß wohl aus Grass’ Werken buchstabengetreu in traditioneller Schreibweise zitiert wird, Grass als Interview-Partner jedoch in der von ihm abgelehnten „neuen“ Rechtschreibung spricht – in der auch die beschreibenden Texte von Jürgs abgefaßt sind. Interessant wäre, ob in der Neuauflage noch die zurückgenommenen Groteskschreibungen der Originalreform zu finden sind.

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
28.11.2007 14.47
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Richard Dawkins
„Der Gotteswahn“
Ullstein 2007 …

… wurde hier schon erwähnt.
Die Übersetzung zeigt überwiegend bemühte Duden-Empfehlungsschreibung.

Die von der hessischen Kultusministerin Wolff angestrebte Symbiose von Bibel- und Biologieunterricht …
http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,445487,00.html
… könnte durch dieses Buch belebende, kritische Impulse erfahren, ohne daß der von der gleichen Missionsstation verbreitete Schreibglaube der Schüler gefährdet wird. Dennoch werden die Gedanken des Autors in den Augen der Ministerin wohl kaum Gnade finden, auch wenn in einigen Fällen die zweideutige Reformschreibung klargestellt wird:

S. 489: »Ich habe keine Anhaltspunkte dafür, dass Atheisten im Allgemeinen zu ungücklicher, angstbesetzter Verzweiflung neigen.«

Die kultivierte Orthographie schreibt hier klein, um die gemeinte Bedeutung „meistens, häufig“ anzudeuten – die im nächsten schon traditionell großgeschriebenen Beispiel tödlich für den Sinn wäre, aber in der Reformschreibung ununterscheidbar ist:

S. 365 »Behandle deine Mitmenschen, andere Lebewesen und die Welt im Allgemeinen mit Liebe, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Respekt.« (Aus den „neuen zehn Geboten“)

S 29 …dass Gott Geist ist, dass man ihn ebenso wenig im Teleskop oder Mikroskop finden kann …

Gemeint ist hier das verbotene Wort „ebensowenig“, das „auch nicht“ bedeutet. In der getrennten Schreibung wird der Sinn des Satzes ins Gegenteil verkehrt: Gott wird gefunden, wenn auch wenig.

S. 114 Bertrand Russell …: » Die Überzeugung, dass es [das ontologische Argument] fehlerhaft sein muss, ist einfacher, als herauszufinden, wo der Fehler im Einzelnen liegt.«

Es soll aber nicht der Fehler im Einzelnen gefunden werden, sondern „wo genau der Fehler nun liegt“.

Auch wo die hypertrophe Großschreibung der „Reform“ nicht sinnentstellend wirkt, bläst sie doch Unwichtiges auf. Die Schreibung „zu Eigen“, neben dem häufigen „zu eigen“, ist schon längst wieder verboten. Der Alptraum kommt auf der gleichen Seite auch als „Albtraum“ daher … usw. usw.

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
06.06.2007 10.29
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Erosionen

Vor drei Jahren schrieb ich an unsere eifrige Reform-Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave:

»Es geht nicht an, daß Schüler, die am Kieler Hindenburgufer „Wasser- und Schiffahrtsdirektion Nord“ lesen und so schreiben, einen Fehler angerechnet bekommen.«

Gestern abend fuhr ich nun zur Lesung von Arnold Stadler im Literaturhaus im Schwanenweg und mußte sehen: Es prangen an besagtem Gebäude zwei neue große Schilder „Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord“.

Arnold Stadler selbst war enttäuschend. Sein neuer Roman „Komm, gehen wir!“ ist im Fischer Verlag in „neuer“ Rechtschreibung erschienen und fällt damit orthographisch aus seinem bisherigen Werk heraus. Beim Durchblättern fielen mir einige hypertrophe Großschreibungen wie „im Nachhinein“ und „kein Einziger“ sowie das zwanghaft reformierte „sodass“ auf; „kennenlernen“ und „sogenannt“ waren allerdings herkömmlich geblieben. Da das Beziehungs-klein-klein ohnehin nicht meine Sache ist und Stadler auch noch unsicher vorlas, weil er den Text, „außer zur Korrektur noch nicht gelesen“ hatte, fiel es mir leicht, auf den Kauf zu verzichten und stattdessen vom gleichen Autor „Mein Stifter“, gewidmet Adalbert Stifter, mitzunehmen. Stadler hat schon mal gegen die „Rechtschreibreform“ unterschrieben, aber vielleicht war der Verlag ja übermächtig. Seltsamerweise durfte Dieter Kühns „Geheimagent Marlowe“ dort in traditioneller Rechtschreibung erscheinen.

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Sigmar Salzburg

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Fritz Koch
20.02.2005 10.54
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"Hachse" und "Haxe"

Die Bayern haben den Umweg über „h“ nicht mitgemacht und den [k]-Laut beibehalten:
Indogermanisch „k“ = germanisch „h“, althochdeutsch „hahsa“, mittelhochdeutsch „hahse“.

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Agrescha
20.02.2005 10.11
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Wie man sich täuschen kann...

Da lese ich doch den Roman von Tom Wolfe „Ein ganzer Kerl“, rororo, und plötzlich taucht der Satz auf:

"... zwölf Kartons Rinderhachsen, Reihe J, Regal 17...“

Jetzt reicht es, denke ich, greife schäumend über diesen hirnrissigen Neuschrieb zum alten Duden – und muß lesen:

„Hachse, (südd.: ) Haxe, die“

Tja. Diese Schreibung des Wortes ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht begegnet. Aber es gibt ja natürlich auch die „Achse“, die „Sachsen“...

Peinlich, peinlich.

Agrescha

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