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Sigmar Salzburg
20.10.2017 16.35
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nd-Humor

Selbstkritik

Es sind nicht immer nur die anderen, die Fehler machen – Gabriele Oertel ist heute ausnahmsweise selbstkritisch
• Von Gabriele Oertel

In dieser Kolumne soll es diesmal um Fehlleistungen gehen. ... Gut, dass treue Leser immer über uns wachen.

Doch längst sind nicht alle so verständnisvoll wie der schon erwähnte ehemalige Ortschronist aus Berlin-Adlershof, der dem Hinweis auf die Rechenschwäche gleich noch – sozusagen als Zeichen der Versöhnung – ein dickes Lob für die Zeitung insgesamt folgen ließ.

Manche Leser reagieren auf den Fehlerteufel richtiggehend allergisch. Oder laut und ohne jede Gnade. Wenn die allerdings wüssten, welche kreativen Wortschöpfungen ihnen erspart geblieben sind, wären sie uns vielleicht fürderhin gewogener. Beispiele gefällig? Na bitte doch.

Verhindert haben wir beispielsweise die Politechnische Oberschule, weil ein Teil der nd-Mannschaft selbige zum Glück noch besuchen durfte. Auch die Castro-Transporte schickten wir nicht auf Reisen, weil wir als linke Journalisten verständlicherweise jedwede diplomatische Verwicklungen mit Kuba vermeiden wollen. Und zum Leibwesen, dem schmalen Grad oder der angebotenen Wahre konnten wir uns auch beim besten Willen – obwohl derlei Abweichungen von Konrad Duden oder der soundsovielten Rechtschreibreform gewiss manchem Sprachaffinen unter Ihnen viel Freude bereitet hätte – nicht durchringen.

Wohl auch, weil die verursachenden Autoren keineswegs in böser Absicht handelten – mit Nichten sozusagen, wie neulich in einem Manuskript zu lesen war...

neues-deutschland.de 21.10.2017

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Sigmar Salzburg
30.07.2017 08.34
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Persisch (das ich sonst nicht kann): „Tod der Diktatur“

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Detlef Lindenthal
29.07.2017 20.37
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neues deutschland, die SED-Tageszeitung (inzwischen bei der SED-Nachfolgerin Die Linken), erscheint jetzt mit arabischer Über-Überschrift.

nd am 29. 7. 2017, klick

Weil ich kaum arabisch kann außer Allah ist der Größte (das darf er meinetwegen herzensgerne auch sein, wenn er das jenseits des Mittelmeeres macht) und auch nicht arabisch lesen kann, weiß ich nicht, was jene Zeichenfolge bedeutet – neues deutschland und Allah ist der Größte offenbar nicht, laut translate.google.com.
Die Eliten von SED und neuem deutschland hatten schon früher eine Nähe zu Spaltung und Hochverrat; es heißt dort ja auch nicht Deutschland, sondern neues deutschland.
__________________
Detlef Lindenthal

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Sigmar Salzburg
06.03.2017 09.46
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Kaum zu fassen!

[Der linke Freigeist Weimar (Siegfried R. Krebs) staunt (in Normaldeutsch), daß das „Neue Deutschland“ mal nicht den Genderfimmel bedient:]

nd: „Sprachregelung macht noch keine Gleichberechtigung“

WEIMAR. (fgw) Man kann es kaum fassen. Die „sozialistische“ Tageszeitung „neues deutschland“ hat jetzt einen Beitrag publiziert, der mal nicht emma-nzipatorisch die Welt vom Kopf auf die Füße stellt. Und das Ganze wurde auch noch von einem promovierten Theologen geschrieben. Und da kann man wirklich nur sagen: „Anerkennung. Hut ab!“



(Bildquelle: http://sprachsalat.kresse-discher.de)

Autor Christian Stappenbeck stellt unter der Überschrift „Die Memme ist maskulin“ fest, daß Sprachregelung noch keine Gleichberechtigung macht. Da hat er recht, das ist sogar eine Binsenweisheit. Doch sich modern, alternativ oder „links“ gebende Politik und Medien machen allein die Genderei, die Sprachpanscherei, zum Hauptfeld gesellschaftlicher Auseinandersetzungen und zum Nonplusultra der Gleichstellung...

In dem Artikel heißt es, ausgehend von Betrachtungen Mark Twains zur deutschen Grammatik:

„...Der, die und das – diese Zeichen für drei verschiedene Kästchen, worin unsere Hauptwörter einsortiert sind – haben es in sich. Der Fehler steckt in den gängigen Bezeichnungen männlich/weiblich/sächlich, die wir einem klassisch-griechischen Wissenschaftler namens Protagoras verdanken.

Nun wird in öffentlichen Texten und Ansprachen seit längerem mit Eifer versucht, niemanden zu verletzen und insbesondere nicht die weiblichen Wähler, wobei alle Personenwörter verdoppelt werden. »Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer ...« Damit würde, so hört man, der Benachteiligung von Frauen begegnet. Aber wenn Politiker im Bundestag die »Menschen draußen im Lande« apostrophieren, versagt die Doppelung. Denn der Mensch ist nun einmal übergeschlechtlich. Und sogar das schlichte Wörtchen »man« musste sich schon gefallen lassen, zu »man/frau« erweitert zu werden. Welch Unfug, mit Verlaub gesagt. Kein Mensch spricht so, aber geschrieben sieht›s ganz anspruchsvoll aus. Doch jede Person zuerst aus dem geschlechtlichen Blickwinkel zu betrachten, führt auf Abwege. (...)

Wie das Mitglied ist auch das Wort Fußgänger neutral. Ebenso der Gast; es gibt keine Gästin. Muss man wirklich den Fußgänger – wie schon ernstlich vorgeschlagen – durch die Form Zu-Fuß-Gehende ersetzen, um dem
[biologischen; SRK] weiblichen Geschlecht gerecht zu werden? (...)

Freilich, die Sprache unterliegt einer Evolution wie die gesamte menschliche Gesellschaft. Im Lauf der Geschichte erhielten Berufe feminine Ableitungen: die Bäckerin, die Lehrerin. Und unsere Sprache ist zudem gar nicht so maskulin und patriarchalisch wie oft vermutet, denkt man an die Geisel, die Drohne, die Koryphäe, die Memme... Es gibt nicht den Memmerich. Aber es gibt männliche Memmen. Mit diesem Wissen im Kopf kann und sollte man einfach und unverkrampft seinem natürlichen Sprachgefühl folgen.

Es ist ein Trugschluss, dass die Grammatik uns mental beeinflussen würde. Die türkische Sprache z. B. kennt keine geschlechtliche Wortunterscheidung, kein maskulin/feminin. Hat das die Stellung der Frauen in der dortigen Gesellschaft positiv beeinflusst? Eher nicht. Die Vorschläge der hiesigen Gender-Ideolog*innen führen nicht zur Emanzipation, sondern sexualisieren die Sprache unnötig. Der Eifer sollte sich besser auf gerechte Entlohnung richten...“


Der Theologe Stappenbeck hat es auf den Punkt gebracht: Linke, Menschenrechtler, Frauenrechtlerinnen sollten in erster Linie für eine gerechte Entlohnung aller Menschen kämpfen und sich nicht mit Binnen-I, Unterstrich oder * verzetteln.

(SRK)

06.03.2017
Von: SRK

freigeist-weimar.de 6.5.2017

Anmerkung: Schon vor fast zwanzig Jahren hatte auch ich anläßlich der im nördlichsten Bundesland beginnenden Genderei darauf hingewiesen, daß geschlechtsneutrale Sprachen wie Chinesisch in Jahrtausenden keine Verbesserung der Lage der Frauen bewirkt haben.

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Sigmar Salzburg
28.09.2015 06.29
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SED-Mauerbauer für offene Grenzen

Bei der Durchsicht der Zeitungsschlagzeilen in Google news fällt eine durch ihre besondere Aufdringlichkeit auf:

Aufmärsche von Rassisten gegen Flüchtlinge
neues-deutschland.de 28.9.2015

Es ist eine Schlagzeile der ehemaligen SED-Staatszeitung. Jedes Substantiv darin ist eine Lüge. Bevor man die Meldung aber überhaupt online lesen darf, wird man um Spenden angegangen:

links – nicht deutsch.
Genervt von Pegida und Deutschtümelei? Wir auch.


Vielleicht sollten sich die SED-Nachfolger an einen anderen deutschtümelnden Genossen erinnern:

„Mein Volk, dem ich angehöre und das ich liebe, ist das deutsche Volk; und meine Nation, die ich mit großem Stolz verehre, ist die deutsche Nation. Eine ritterliche, stolze und harte Nation.“ (Ernst Thälmann)

Bei aller internationalen Solidarität hätte Thälmann gewiß niemals eine Unterwanderung Deutschlands durch eine vorderorientalische Halsabschneiderreligion zugelassen.

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Sigmar Salzburg
02.11.2013 12.40
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Die passive Revolution

Hans-Dieter Schütt rezensiert im Neuen Deutschland „Lichter des Toren“ von Botho Strauß:

Botho Strauß hat eine bezwingende Anleitung zur Verweigerung geschrieben: »Lichter des Toren«

... Man mag Strauß demokratieunfreundlich nennen, geradezu aristokratisch (für ihn beginnt »die Geschichte der Vorbildlichkeit nicht erst mit einer vorbildlichen Verfassung«), aber seine hochfahrende Heiligsprechung des einsamen Nein-Sagers resultiert aus genauem Blick auf die Lage: Aus den großen Hoffnungen der Aufklärung ist ein negativer Erfahrungsüberschuss geworden, der das böse Erwachen inzwischen anempfiehlt, bevor uns eine schöne Illusion überhaupt noch mal träumerisch umfangen kann. Diese elende Bilanz, auf die sich die Zyniker witzkotzend fläzen, schafft zauberhaft spitze, wehmütige Strauß-Sätze. Zur Utopie: »Im Grunde erwarten wir nur, was wir bereits verklärten.« Über Weltbilder: »Weltanschaulicher Optimismus hat kaum einen Denker und nur einige wenige Dichter hervorgebracht. Pessimismus die meisten. Die größeren Entwürfe freilich entstanden jenseits von beiden.« Die Sprache: »Da wir im Deutschen glücklich zwischen Wörtern und Worten unterscheiden, darf man vielleicht sagen, dass wir eine Unmenge Wörter brauchen, um einige wenige Worte zu wechseln.« Über das Bewusstsein von Zeit: »Früher gab's mehr von dem, was war. Heute gibt’s zuviel von dem, was wird.«
neues-deutschland.de 2.11.2013

Leider verbreitet üblich: Die orthographische Gleichschaltung des originalen Textes, wenigstens was die ss betrifft. Beim „zuviel“ verfährt man undogmatischer oder nachlässiger.

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Sigmar Salzburg
06.01.2012 12.21
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Medienkonzerne beim Politikgeschäft

Politische Haustierschlachtung
Das Grundgesetz und die Interessen im Hause Springer


… Die Bürger, als Zuschauer, dürfen nur für unbedeutende Umfragen die Daumen heben oder senken...

Dass die »Bild«-Zeitung sich Politiker und Prominente gern wie Haustiere hält, konnte man schon im Fall Guttenberg bewundern. Und erst recht gilt dieses Diktum eines scharfsinnigen FAZ-Feuilletonisten für den derzeitigen Bundespräsidenten Christian Wulff (CDU). Der eine wie der andere wurde gestreichelt und gestriegelt, gemästet und geschmückt.

Doch im Gegensatz zum Blender und Betrüger Guttenberg, dem »Bild« eisern die Treue hält, ist der Präsident jetzt fällig. Das Boulevardblatt lässt Wulff vor großem Publikum Männchen machen und züchtigt ihn. »Lassen Sie die Hosen runter!«, lautet die Parole, ausgegeben vom »Bild«-Kolumnisten Franz Josef Wagner [„Gossen-Goethe“ S.S.] an den ehrenwerten Herrn Wulff, in tief empfundenen Respekt vor dem nicht minder ehrenwerten höchsten Staatsamte.

Jene Zeitung, deren Chefredakteur Kai Dieckmann ein deutsches Gericht bescheinigte, dass »er bewusst … wirtschaftlichen Vorteil aus der Persönlichkeitsrechtsverletzung Anderer sucht«. Nun verletzte die Veröffentlichung von Details aus dem Bonzenleben, das Wulff als niedersächsischer Landesfürst geführt haben mag, keineswegs dessen Persönlichkeitsrechte. Seine Tricksereien bei der Offenlegung der Billigkredite und Gratisreisen sind peinlich. Doch Wulff hat auch noch die Pressefreiheit angegriffen, ja beschädigt, lautet der Vorwurf ...

Neues-Deutschland.de 6.1.2012

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Sigmar Salzburg
12.10.2011 08.22
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Sprüche des Bundesverfassungsgerichts

Neuer Versuch von Pro Reli

(dpa/nd). Die Initiative Pro Reli strebt mit Blick auf die geplante rot-schwarze Koalition in Berlin doch noch ein Wahlpflichtfach Ethik/ Religion an. Es müsse eine einvernehmliche Lösung zum Thema Religionsunterricht geben, erklärte deren Vorsitzender Christoph Lehmann am Montag. Denkbar wäre ein Modell nach dem Vorbild des Landes Brandenburg, wo Religionsschüler an dem Fach Lebenskunde/Ethik/Religion (LER) nicht teilnehmen müssen …

Die Initiative Pro Reli war im April 2009 mit ihrem Volksentscheid gescheitert. Sie wollte so erzwingen, dass Religion auch an Berliner Schulen ein reguläres Unterrichtsfach wird. Stattdessen stimmte eine knappe Mehrheit der teilnehmenden Berliner dafür, dass das 2007 eingeführte Fach Ethik von der 7. Klasse an alleiniges Pflichtfach bleibt...

Neues-Deutschland.de 11.10.2011

Es soll hier nur um das Entscheidungsgebaren des Bundesverfassungsgerichts gehen. Es hätte die derzeitige Berliner Regelung auch für Brandenburg als grundgesetzgemäß anerkennen müssen. Stattdessen fällte es keinen Spruch, sondern rief die Gegner zu einem Kompromiß auf. – In der Sache der Rechtschreibung fällte es dagegen ein Urteil, obwohl die Kläger die Klage zurückgezogen hatten – wegen erkennbarer Parteilichkeit des Gerichts und Kungelei mit den Politikern.

Zur obigen Sache: Nach der gleichen Logik müßten Berliner Schüler auch den Deutschunterricht abwählen dürfen, wenn sie schon beispielsweise Türkisch lernen.

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Sigmar Salzburg
31.07.2011 18.42
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Neues Deutschland: Vorsichtige Skepsis

Von Thomas Blum

Ausnahmen bestätigen die Regel

Vor fünf Jahren trat die Rechtschreibreform in Kraft. Doch ist es mit einem Regelwerk allein nicht getan


Mit der 2006 eingeführten »Reform der Rechtschreibreform« kehrte man zu vielen alten Schreibweisen zurück.

Wissen Sie, was ein »Anredefürwort« ist? Anredefürwörter, also »du« oder »ihr«, dürfen seit der Einführung der Rechtschreibreform vor fünf Jahren klein oder groß geschrieben werden. Man denke daran, wenn man einen Brief oder eine E-Mail verfasst. Auf den ersten Blick könnte man diese seinerzeit eingeführte Regel für eine Vereinfachung halten: Zwei Schreibweisen sind nun statt einer einzigen erlaubt. Und beabsichtigt war auch vor fünf Jahren: eine Vereinfachung. Doch dann – wir bleiben beim oben genannten Beispiel – stößt man plötzlich darauf, dass die Vereinfachung gar keine ist: »Ihr« wird immer dann großgeschrieben, wenn es um eine oder mehrere Personen geht, die Sie siezen. Also nochmal: Erlaubt ist hier, was gefällt, was die Groß- und Kleinschreibung angeht. Außer Sie siezen jemanden, dann gilt ein Ausnahmefall, egal ob es sich um eine angesprochene Gruppe oder Person handelt. Hier muss »Sie« und »Ihr« großgeschrieben werden. Also: »Danke für Ihr Verständnis.« Beim Duzen aber ist es wurscht: »Schön, wenn ihr (bzw. Ihr) Verständnis habt.« Mag sein, dass Sie das auf Anhieb verstehen bzw. ihr/Ihr das auf Anhieb versteht. Aber erklären Sie diese Regelung und ihren Sinn mal einem Kind, das gerade schreiben lernt.

Ähnlich verhält es sich mit anderen sogenannten Vereinfachungen, die vor fünf Jahren eingeführt wurden. Die mit der Reform eingeführte Schreibweise »Leid tun« wurde inzwischen wieder abgeschafft. Seitdem gilt allein die Schreibweise »leidtun«. Die alte Schreibweise (»leid tun«) soll weiterhin als falsch gelten. Genannt sei aber nun als Beispiel etwa der Satz »Es tut mir leid«. Hier wird »leidtun« wieder zu »leid tun«. Sonst müsste es heißen: »Es leidtut mir.« Und dann schreien womöglich auch wieder alle auf. Früher war Groß- oder Kleinschreibung möglich. Heute muss »leid« kleingeschrieben werden. Wo sich hier die Vereinfachung verbirgt, bleibt unklar.

Kommasetzung? Setzt sich ein Satz aus zwei Hauptsätzen zusammen, können diese durch Komma abgetrennt werden oder auch nicht. Sehr hilfreich, das zu wissen. Das war aber vorher auch schon so geregelt. Auch das »ß« existiert entgegen kursierender Gerüchte noch. Man einigte sich darauf, dass der Buchstabe – aus welchen Gründen auch immer – nicht mehr nach kurzen, sondern nur noch nach langen Vokalen im Wort zu stehen hat. Die Schweizer kennen übrigens kein »ß«, sondern schreiben einfach alles mit Doppel-S: Massanzug, Fussgelenk, Bolzenschussgerät. Das hat dort, so viel man derzeit weiß, noch niemandem geschadet.

Derlei Hickhack um die Rechtschreibung ist wohl das Ergebnis einer Jahre währenden Prozedur, die sich von der »ersten Rechtschreibreform« 1996, als viele neue Regeln an Schulen bereits eingeführt wurden, über 2004, als der »Rat für deutsche Rechtschreibung« eingesetzt wurde, bis zum Jahr 2006 hinzog, als die von vielen später so genannte »Reform der Reform« in Kraft trat.

Auf die Frage, ob Lehrer und Behörden heute die neue Rechtschreibung beherrschen, sagt Dr. Kerstin Güthert, die Geschäftsführerin des Rates für deutsche Rechtschreibung: »Es gibt nach wie vor gewisse Umsetzungsschwierigkeiten.« Insbesondere jedoch sei es »das ständige Hin und Her« in den Jahren vor 2004 gewesen, das irgendwann »nur noch alle verunsichert« habe.[Nein >> deren Mist! >>] Damals seien es zwölf Wissenschaftler gewesen, die die Reform erarbeitet hätten. »Das war wichtig, um Regeln formulieren zu können«, sagt Güthert. 2004 sei schließlich das Gremium eingesetzt worden, das sie leitet. Seither sei es »kein reines Wissenschaftlergremium mehr«. Auch »Leute aus dem Lehrerwesen und Journalisten« seien dabei. »Wir hatten eine sehr dichte Sitzungsfrequenz. Wir wollten, dass das nicht wieder nach drei Jahren umgestürzt wird.«

Danach gefragt, ob die fortwährenden Änderungen, Korrekturen und nachträglichen Klarstellungsversuche am Ende nicht zu Verunsicherung und Ratlosigkeit bei vielen geführt haben, meint Güthert: »Im Gegenteil.« Gerade deswegen sei man 2006 »weitgehend zurückgekehrt zu den alten Regeln«, sagt sie. »Seit 2006 ist relative Ruhe eingekehrt.«

Dennoch bleibt die Frage, wozu es überhaupt einer Reform bedurfte, wenn man sich heute weitgehend an den alten Regeln orientiert. Selbst Kerstin Güthert meint: »Wer hat vor 1996 über Rechtschreibung gesprochen? Das wollte kein Mensch.«

In Deutschland aber scheint man seit jeher der Zwangsvorstellung anzuhängen, die Kenntnis der deutschen Sprache und der Umgang mit ihr verbessere sich, wenn man sogenannte Expertenkommissionen einberuft, die jahrelang Sitzungen veranstalten und Ausschüsse bilden und rücksichtslos alles verregeln, ordnen und normen, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist.

Der korrekte – geschweige denn der liebevolle oder geistreiche – Umgang mit Sprache ist jedoch eine Sache, die man nicht erzwingen kann, sei es nun per Dekret, per Gesetzesbeschluss, »Reform« oder »Eckpunktepapier«. Denn Sprache entwickelt sich eigengesetzlich. Weshalb auch zahlreiche sprachpuristische und »Sprachpflege« betreibende Vereinigungen, die nicht selten die Sprache von vermeintlich fremden Einflüssen »reinhalten« wollen, häufig so reaktionär und lächerlich wirken. Die Enzyklopädie Wikipedia führt unter dem Stichwort »Sprachvereine« weit über 30 Gruppen und nichtstaatliche Organisationen (diverse Gegengründungen, Abspaltungen und Abspaltungen von Abspaltungen nicht mitgerechnet), in denen alles Mögliche betrieben wird, von der »Mundartpflege« über die »Förderung der gemäßigten Kleinschreibung« bis hin zur »Sprachrettung«. Oft geschieht das mit einer Hingabe und Obsession, die einen an gesellschaftliche Parallelwelten wie das deutsche Kleingärtnerwesen denken lässt: Menschen, die es vorziehen, in ihrem eigenen, streng abgegrenzten Kosmos zu leben.

Die Rechtschreibreformkommissionen (auch so ein schönes deutsches Wort) hätten – statt sich über Jahre hinweg der Erbsenzählerei und der Erstellung eines bis heute vielfach revidierten und verwirrenden Regelwerks zu widmen – besser daran getan, sich darum zu kümmern, wie man erfolgreich bestimmte Worte wieder los wird, die einst von Reklametreibenden oder Politbürokraten erfunden wurden und die kein Mensch braucht: ein Wort wie »Eckpunktepapier« zum Beispiel. Ein Wort, bei dessen Klang man das Bürokratengehirn, das es in Umlauf gebracht hat, geradezu arbeiten hört. Doch ein sprachkritisches Bewusstsein ist nicht vorhanden, weder bei Rechtschreibreformern noch bei Sprachverwaltern.

Heute werden in den Duden all jene Wörter aufgenommen, die sich in der deutschen Sprache etabliert haben, d.h. die im Sprachgebrauch über einen längeren Zeitraum Verwendung finden, oft unabhängig von ihrer Bedeutung oder ihrem ideologischen Gehalt. Zur Folge hat diese Regelung, dass künftig wohl von Werbeagenturen erfundene Wohlfühlbegriffe und die Realität vernebelnde Neologismen aus der Reklamesprache (»Doppelrahmstufe«, »Frühlingskredit«, »Rundum-Sorglos-Paket«) mit demselben Gleichmut in den Duden aufgenommen werden wie Begriffe aus dem neoliberalen Dummdeutsch, die dort schon verzeichnet sind (»Ansprechpartner«, »Schuldenbremse«, »Ich-AG«, »Anforderungsprofil«).

Auch die Tatsache, dass eine Imbissbude heute »Grill-Shop« und eine Mülltonne »Wertstoffbehälter« zu heißen hat, dürfte wohl nicht mehr rückgängig zu machen sein. Die Sprache regrediert zu einer Mischung aus Orwellschem Neusprech und albernem Stummel- und Stammeldeutsch.

Und den Unterschied zwischen »zeitgleich« und »gleichzeitig« kennt auch fast niemand. Das Wort »Eckpunktepapier« findet man übrigens im Duden. Zu lesen ist dort allen Ernstes der Eintrag: »Papier, in dem Eckpunkte festgehalten sind.« Schön, dass wenigstens das mal erklärt wurde. Der von Dr. Kerstin Güthert verwendete Begriff »Sitzungsfrequenz« findet sich hingegen nicht im Duden. Noch nicht.

Neues Deutschland 1.8.2011


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Norbert Lindenthal
01.08.2007 04.29
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Neues Deutschland

Neues deutschland nd 01.08.07
Wenn das der alte Duden wüsste ...
Die geänderten Regelungen der Rechtschreibreform sind ab heute an deutschen Schulen verbindlich

Von Martin Hatzius

Am 1. August 1998 trat die Reform der deutschen Rechtschreibung in Kraft. Nach heftigen Debatten war das Regelwerk zum 1. August 2006 abermals geändert worden. Ab heute sind diese Schreibweisen an deutschen Schulen verbindlich. In Österreich gilt eine Übergangszeit von einem weiteren Jahr, in der Schweiz sind es zwei.
Vor 96 Jahren, am 1. August 1911, starb Konrad Alexander Friedrich Duden. Sein 1880 erschienenes »Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache«, heute auch als Ur-Duden bekannt, führte das alte Streben nach Vereinheitlichung der deutschen Rechtschreibung zu einem vorläufigen Ende. Die II. Orthografische Konferenz im Juni 1901 richtete sich bei ihrer Festsetzung der Rechtschreibregeln grundsätzlich nach Dudens Wörterbuch. Noch 1950 und 1955 beschloss die bundesdeutsche Kultusministerkonferenz (KMK), dass der wiederholt aktualisierte Duden in Zweifelsfällen »richtungsgebend« sei.
Erst die Rechtschreibreform hat das »Dudenmonopol« zu Fall gebracht. Dabei ist das Ringen um eine staatlich normierte Regelung der deutschen Orthografie weitaus älter als allgemein bekannt. Bereits im Mai 1956 setzte die KMK einen »Arbeitskreis für Rechtschreibregelung« ein, der mit seinen zwei Jahre später vorgestellten »Wiesbadener Empfehlungen« allerdings am Protest der Öffentlichkeit scheiterte. Vorgesehen war unter anderem die Kleinschreibung von Substantiven. Die 1973 angestrebte Wiederbelebung des »Arbeitskreises« und die gemäßigte Umsetzung der »Wiesbadener Empfehlungen« schlugen fehl.
Als Geburtsstunde der jetzt umgesetzten Reform kann das 1. Wiener Gespräch von Fachbeamten aus der BRD, Österreich und der Schweiz im Dezember 1986 gelten. Dem folgte 1987 der Auftrag der Bundesregierung an das Mannheimer Institut für Deutsche Sprache, gemeinsam mit der Gesellschaft für deutsche Sprache ein Regelwerk zu erstellen. Ein erster Entwurf stieß jedoch auf erbitterten Widerstand. Einem 2. Wiener Gespräch im Mai 1990 folgte 1991 ein erneuter Auftrag nach Mannheim. Im Herbst 1992 wurde der erste Reformentwurf verabschiedet. Dieser wurde in den Folgejahren weiter diskutiert und modifiziert. Am 30. November 1995 beschloss die KMK die Einführung der neuen, vermeintlich modernisierten und vereinfachten Rechtschreibung zum 1. August 1998. Im Juli 1996 erklärten Österreich und die Schweiz, sich an der Neuregelung zu beteiligen.
Doch der Beschluss der Reform löste eine neue Lawine von Protesten und Klagen aus, allen voran die »Frankfurter Erklärung« von Schriftstellern und Intellektuellen. Eine Verfassungsbeschwerde wies das Bundesverfassungsgericht im Juli 1998 zurück. Wenig später trat das in der Zwischenzeit weiter veränderte Regelwerk mit einer Übergangszeit bis zum 31. Juli 2005 für Schulen und Behörden in Kraft. Die meisten Schriftsteller blieben indes bei der bewährten Schreibweise. Als erste Zeitung verwarf die »FAZ« im Jahre 2000 die übernommenen Regeln und kehrte zur alten Orthografie zurück. Vier Jahre später folgten der »Spiegel«, die »Süddeutsche« und der Springer-Verlag. Die Forderungen nach einem Ende der Reform wurden immer vehementer.
Als Reaktion auf die Proteste wurde im Dezember 2004 der Rat für deutsche Rechtschreibung unter Vorsitz des ehemaligen bayerischen Kultusministers Hans Zehetmair (CSU) ins Leben gerufen, dem 39 Mitglieder aus den deutschsprachigen Ländern und Regionen angehören, auch aus Liechtenstein, Belgien und Bozen-Südtirol. Der Rat unterzog die strittigsten Punkte der Reform einer Überprüfung, nahm Teile der Änderungen zurück. Die Regelungen der reformierten Reform, die vor einem Jahr wirksam wurden, sehen zahlreiche Varianten in der Rechtschreibung vor. In der aktuellen Auflage des Duden, die 2006 erschien, spiegelt sich das in mehrfarbigen Hervorhebungen und in Schreibempfehlungen wider, die einander nicht immer logisch entsprechen und die allgemeine Verwirrung kaum lindern können.
»Wir gehen davon aus, dass die Sprache und die Schreibgewohnheiten eine Antwort darauf geben werden, welche Schreibweise sich durchsetzt«, erklärt Zehetmair und setzt damit auf die Lebendigkeit der Sprache. Abgeschlossen ist die Arbeit des bis 2010 berufenen Rats längst noch nicht – aber auf Geheiß der KMK seit März 2006 unterbrochen. Wichtige Aufgaben bestünden jetzt darin, Veränderungen in der Alltagssprache zu verfolgen, die Etablierung der Reform zu beobachten und zu bewerten. Ob sich der Nebel um die deutsche Rechtschreibung bis 2011, Konrad Dudens 100. Todesjahr, gelichtet haben wird, bleibt weiter ungewiss.

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