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Kieler Nachrichten
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Christoph Kukulies
10.04.2007 15.17
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Tutti-Akkorde

Zitat:
Der Dirigent Fritzsch übt mit dem Landesjugendorchester die Planeten-Suite von Gustav Holst:
Die krachenden Tutti-Akkorde der Coda will er „super-secco“, sprich „abgerissen, ohne Nachhall“. „Der Klang muss gerade stehen und dann sofort weg sein“, was von den Musikern einige Kondition verlangt. Gebt am Anfang bissl weniger, damit ihr durchhaltet“, empfiehlt Fritzsch.

Lieber Herr Salzburg,

Akkorde in der Schreibweise bereiten mir keinerlei Problem. Oder übersehe ich den Witz? Ach ja, hier würde ich sagen, daß die Getrenntschreibung angebracht ist. Der Klang muß gerade (eben) stehen und dann weg sein. Aber, Sie haben recht, das Verbot der Zusammenschreibung nimmt uns diese Differenzierungsmöglichkeit.


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Christoph Kukulies

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Sigmar Salzburg
10.04.2007 08.51
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Kieler Nachrichten v. 05.04.07

Grüne klagen gegen Fünf-Prozent-Klausel

Partei sieht die Chancengleichheit auf kommunaler Ebene verletzt

Kiel – Die Grünen haben beim Bundesverfassungsgericht Klage gegen die Fünf-Prozent-Hürde im schleswig-holsteinischen Kommunalwahlgesetz eingereicht. Landesvorsitzende Marlies Fritzen sagte dazu gestern, die Klausel verletze die Chancengleichheit. „Sie ist verfassungsrechtlich nur zulässig, wenn dies zur Funktionsfähigkeit der Volksvertretung zwingend nötig ist.“ Das sei auf der kommunalen Ebene nicht der Fall, erklärte Fritzen. Vielmehr würden gerade dort neue politische Ideen und Initiativen geboren. Die Fünf-Prozent-Klausel verhindere aber oft, dass solche Ideen in den Kommunalparlamenten vertreten und kleine Parteien gewählt werden könnten. Das schadet nach Ansicht der Grünen der Demokratie.

Anlass für die Klage war die Ablehnung eines entsprechenden Antrags durch die Mehrheit aus CDU und SPD im Dezember 2006 im Landtag. Aus den damals von der großen Koalition vorgetragenen Argumenten habe teils „unverhohlen die Arroganz der Macht" gesprochen, beklagte Fraktionschef Karl-Martin Hentschel. Auch hätten Christdemokraten und Sozialdemokraten nicht einmal den Versuch gemacht, eine mögliche Beeinträchtigung der Arbeit in den Kommunalparlamenten durch den Wegfall der Fünf-Prozent-Hürde nachzuweisen. So sei die Behauptung weit hergeholt, die Klausel schütze vor Extremisten. Sie spielten in der Regel dort eine Rolle, wo es ihnen gelinge, populäre Persönlichkeiten als Kandidaten aufzustellen. Aber dann kämen sie meist ohnehin auf mehr als fünf Prozent der Stimmen wandte Hentschel ein. Im Übrigen sei es kein Zeichen für eine selbstbewusste Demokratie, wenn sie versuche durch Verletzung des Prinzips der Chancengleichheit das Problem des Extremismus zu lösen. Die Grünen machen auch geltend, dass die Fünf Prozent-Klausel für Kommunalparlamente nur noch in drei der 13 Flächenländer so wie den drei Stadtstaaten existiert. uix


Wir erinnern uns, daß die „basisdemokratischen“ Grünen kaum Hemmungen zeigten, diese „Arroganz der Macht“ auszuleben, als sie am 17. September 1999 geschlossen mit den übrigen 70 „Volksvertretern“ die Entscheidung des Volkes, das heißt einer 71-Prozent-Mehrheit von 1114311 schleswig-holsteinischen Wählerinnen und Wählern, annullierten, die zuvor die „Rechtschreibreform“ der Regierung abgelehnt hatten. Der Versuch einer Klage dagegen beim Bundesverfassungsgericht scheiterte, weil dieser Weg den Bürgern geschickt versperrt worden war.

Der Wahlfälschung vorausgegangen waren Wissenschaftsfälschungen („Noch nie war eine Neuregelung der heutigen Rechtschreibung wissenschaftlich so gut vorbereitet wie heute.“ – W. Mentrup in: Die Rechtschreibung des Deutschen und ihre Neuregelung, 1985), die die Bürger auf die neuen Glaubensinhalte einstimmen sollten – Methoden, wie man sie sonst nur von übereifrigen Glaubensvertretern früherer Jahrhunderte kennt:

Knochen von Jeanne d’Arc gehören zu ägyptischer Mumie
Die schwarze Sub-stanz um die Rippe und das Holz entsprach einem in Ägypten verwendeten Balsamierungs-Mittel. Das Leinentuch wies zudem typische Wickelspuren von Mumien auf. Zudem fand sich eine große Menge Kiefern-Pollen, die es laut „Nature“ in der Normandie zur Zeit von Jeanne d’Arc nicht gab, die aber bei der Einbalsamierung in Ägypten benutzt wurde. Die aus dem lothringischen Dorf Domrémy stammende Bauerntochter Jeanne d’Arc hatte im Mai 1429 als 17-Jährige an der Spitze französischer Truppen gestanden, die Orléans von englischer Besatzung befreiten. Ein Jahr später wurde sie von Verbündeten der Engländer gefangen genommen. Sie wurde 1456 posthum rehabilitiert, 1909 selig und 1920 heilig gesprochen.


Angenehm fällt die Vermeidung der Reformtrennung „Subs-tanz“ auf. Sonst erkennen wir: Bindestrichfimmel, falsche Teilsubstantivierung („Jährige“) und Rücknahme von Wortbildungen. Den häufigen Fehler „seelig“ haben die „Reformer“ wider erwarten nicht „heiliggesprochen“ und die alte Humanistenetymologie von „postum“, das nichts mit „Humus“ zu tun hat, nicht richtiggestellt.

Im ersten Artikel dominiert die nichtsnutzige dass-Schreibweise. Schon im SPIEGEL 48/1994 (28.11.1994) wurde sie als das Merkmal der „Reform“ hervorgehoben:
Die Ortografie-Reformer triumfieren ein bischen – ihr Sieg ist klein: Scheiße bleibt, aus Stuß wird Stuss.“

Die Zeitungen und Nachrichtenagenturen arbeiten nicht nur mit dem Stusssystem daran, der Bevölkerung das Empfinden für das Gute und Richtige abzuerziehen, etwa hier:

Energieversorger müssen Maß halten

Früher hätte man eher an ein Maß Bier gedacht, ab 1996 dann war die Wortbildung „maßhalten“ überhaupt verboten, seit 1999 von Frau Erdsiek-Rave auch an Schleswig-Holsteins Schulen – 2006 wird sie vom Duden wieder empfohlen.

Bei der Durchsetzung war man allerdings nicht ganz so brutal wie in Frankreich:

Vorschüler bekamen nur Wasser und Brot
Melun – Raue Sitten in einer Vorschule bei Paris.


Die H-losigkeit des „Rauhen“ zählt zu den „Essentials“ der Banausenreform, wird aber von der FAZ dennoch nicht anerkannt.

Tony Kolb … Der 31-Jährige Vollblutsegler ….“Wenn alles gut geht“, sagt der Vater, „ kann auf dem Wasser ohnehin nichts mehr schief gehen.“

Wenn Jesus auf dem Wasser „gut geht“ heißt das, daß der Versuch „gutgeht“, oder andernfalls „schiefgeht“. Diese Wortbildung ist seit 2006 wieder zugelassen, ohne daß die ursprüngliche Differenzierung wieder eingeführt wird.

Über Ostern kam noch mehr…

Aufsehen erregendes über Jesus … ans Licht.
Die Aufsehen erregende Dokumentation „Das Jesus-Grab“ (Karfreitag, ProSieben, 17.25)

Die hölzerne Reformdummschreibung ist noch nicht wieder auf ein gesundes Maß geschrumpft.

Auch hier ist fraglich, ob die Schreibung mit dem gemeinten Sprachsinn übereinstimmt:

Musik hat eine Völker verbindende Kraft

Friedrichskoog – Mit einer neuen Mitmach-Attraktion für Kinder hat die Seehundstation Friedrichskoog ihr Angebot erweitert. In einem.so genannten Sinnestunnel können die kleinen, aber auch größere Besucher die dunklen Nordsee-Tiefen wie ein Seehund erkunden: Sie ertasten mit den Händen was Seehunde mit Baarthaaren wahrnehmen. Ino

Die genauere Bezeichnung der Vokallänge (wie früher auch „Heerd“) ist bis zur nächsten Reformstufe verschoben worden. Ebenso wurde keinem geholfen, der in „flachsten“ Worten „flachste“:

Gemeinsam zog man nach Köln, spielte viele Jahre zusammen in verschiedenen Bands, „bis nur noch wir beide übrig bliebenflachste Mick.

Der Dirigent Fritzsch übt mit dem Landesjugendorchester die Planeten-Suite von Gustav Holst:
Die krachenden Tutti-Akkorde der Coda will er „super-secco“, sprich „abgerissen, ohne Nachhall“. „Der Klang muss gerade stehen und dann sofort weg sein“, was von den Musikern einige Kondition verlangt. Gebt am Anfang bissl weniger, damit ihr durchhaltet“, empfiehlt Fritzsch.

Neben der alten Sünde der c/k/z-Reform zeigt die neue Spaltschreibung hier wieder ihre Neigung zur Sinnverwirrung: Muß der Klang „geradestehen“ oder „gerade (eben) stehen“?

Ein Witz ist eher die reformgerechte Automaten-Trennung im aktuellen Sparta-Moden-Kino
Film gewordene Mucki-Bude
„300“
Besser ist nie ein SS-Mann gestorben als diese zähneb-leckenden Spartaner.


Mich können die Reformpolitiker, die all diesen Unfug herbeigeführt haben, sonstwo lecken.


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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
05.04.2007 09.33
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Kieler Nachrichten v. 04.04.07 und früher

Reformierte Zeitungen nehme ich nur geschenkt. Von den Kieler Nachrichten ist jetzt – wohl urlaubsbedingt – der Stapel einer ganzen Woche auf meinem Tisch gelandet. Ich werde mich nur auf Stichproben beschränken.

KN v. 04.04.07

LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?

„Großvater Josef beugte sich soweit vor, dass er beinahe mit der Nase auf die Goldene Eintrittskarte stieß. Die anderen beobachteten ihn gespannt und warteten auf sein Urteil. Dann hob Großvater Josef langsam den Kopf, schaute Charlie an, und ein strahlendes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Seine Wangen röteten sich, seine Augen wurden riesengroß und blitzten vor Freude und Aufregung. Der alte Mann holte tief Luft, und plötzlich, ohne jede Warnung, schien etwas in ihm zu explodieren. Er warf die Arme in die Luft und schrie: „Huuuuuuuu-urrrrrrrraaaaaaaaaaaaaaaa!““

Mit diesem Schrei beginnt die Wende im Leben eines netten, aber völlig verarmten Jungen. Denn die zufällig erstandene Goldene Eintrittskarte ermöglicht ihm und vier weiteren (aber nicht so artigen) Kindern, einen Blick ins Schlaraffenland der Süßigkeiten; eine gigantische Anlage, die essbare Kopfkissen aus Zuckerwatte, ableckbare Tapeten für Kinderzimmer, Wasserfälle aus flüssiger Schokolade und andere wunderbare Waren produziert. Eine liebevoll-groteske Kindergeschichte, 1964 geschrieben von einem, der auch den Erwachsenen seinen besonderen Humor nicht vorenthielt – und seit seiner (zweiten) Verfilmung im Jahr 2005 erfolgreicher als je zuvor.


Die Lösung ist: Roald Dahl „Charly und die Schokoladenfabrik“ (Charlie and the Chocolate Factory)

Da der Kinderklassiker schon 1964 erschien – wenig später auch auf deutsch – schmerzt es besonders, daß hier wieder eine konvertierte neue Fassung zitiert wurde.

Die „neuen“ ss/ß legen sich allgegenwärtig wie Pestizide auch auf die ältere Literatur und öffnen sie für die Durchdringung mit dem übrigen Reformunfug. Dies gegen alle Vernunft und Mahnungen der Einsichtigen betrieben zu haben ist die größte Fehlleistung der beteiligten Kultusminister. Hier beschreibt nur ein religiöses Bild den Sachverhalt einigermaßen zutreffend:

Die Kultusminister wurden vom Teufel geritten – voran die fromme Riege Schavan, Wolff, Erdsiek-Rave, Zehtmair...

Einer der frühen Förderer der „Rechtschreibreform“ macht in diesem Sinne auch weiter:

Zu Schäubles „Sicherheitspakt“
Abenteuerlicher Vorstoß
Zum Glück hat das Verfassungsgericht schon mehrfach Versuche abgeblockt, Bürgerrechte auszuhöhlen. Offenbar können aber selbst massive Einwände Schäubles Übereifer nicht bremsen… Denn Schäuble will nicht einfach ein paar Gesetze verschärfen. seinem Entwurf fehlt jedes Augenmaß, er greift tief in die Privatsphäre ein und schwächt die Fundamente des Rechtsstaates. Dieser Preis ist viel zu hoch.
(Frank Lindscheid)

Es geht hier um die Ausspähung von Privat-Computern durch den Staat…. Die Enteignung der Kinder zur mißbräuchlichen Durchsetzung einer „Rechtschreibreform“ dagegen ist vom Verfassungsgericht gebilligt worden – eine klare moralische Linie besteht dort offensichtlich nicht.

Zwei Namen fielen im Zusammenhang mit den Rekordfahrten auf der Schiene auf:

S. 3 … die Rekordfahrt vom Elsass aus … im nächsten Jahr auch an China und Russland.

Wer hat den Staat ermächtigt, die Eigennamen beliebiger Landschaften zu reformieren?

… in einem trocken gelegten Fleet… : Die Spaltschreibung ist immer noch falsch. Ob sie irgendwann seit 1996 einmal richtig war, ist kaum feststellbar und erschwert die schulische Korrektur und Fehlerbewertung.

Das folgende Worthack ist zwar noch nicht wieder falsch, aber nicht mehr zu empfehlen:

[Nachtleben, José María Martinez, Leiter der spanischen Abteilung des Sprachenzentrums der Fachhochschule] Um 17.45 Uhr läuft dort ein viel versprechender Film des Argentiniers Eduardo Mignogna.

Alles so schön bunt hier
Schau im Hamburger MKG zeigt rekonstruierte farbige Antikenwelt
Hamburg … Der kriegerische Jüngling ist rot gelockt, die Lippen wirken wie mit dem Lippenstift geschminkt, die Augenbrauen wie nachgezogen. Körper und Mütze sind ockerfarben, und die Arme und Beine werden von einem aufwändig-bunten Rautenmuster in Zickzackoptik bedeckt. … Der Hamburger Baumeister Gottfried Semper veröffentlichte 1834/36 umfangreiche Abhandlungen über die Farbigkeit der Antike und löste damit die sogenannte Polychromie-Debatte aus. …


Es ist kaum glaublich, wie sich die Zeitungen mit einer Rückkehr zum klassischen „sogenannt“ schwertun. Hier ist es die Ausnahme.

Zum albernen „aufwändig“ sind sie sogar freiwillig gekommen, nur von peinlichem Unterwerfungseifer getrieben, auch in

KN v. 02.04.07

Die Kulturscheue von Hof Akkerboom in Kiel-Mettenhof brannte in der Nacht zum Sonnabend bis auf die Grundmauern nieder. … Das 1952 gebaute Gebäude war von 1998 bis 2001 mit Mitteln den Landes aufwändig restauriert und zu einem Ausstellungsgebäude umgebaut worden.

Open Air-Galerie
… München. Dort entstand der Kieler Knabe mit dem jungen Delphin des Bildhauers Josef Wackerle (1880-1959). … Der Junge mit dem wasserspeienden Delphin aber konnte gerettet werden und wurde 1971 dem Kieler Yacht-Club gestiftet.


Es ist nicht unnötig, daran zu erinnern, daß die „Reformer“ bis vor kurzem noch den „Wasser speienden Delfin“ als allein zulässig durchsetzen wollten.

Beim Wort „Grieß“ wird die Erleichterungsideologie ad absurdum geführt. Wer den Plural falsch vermutet, schreibt trotz der wunderbar „einfachen“ ss-Regel falsch:

Drei Scheiben Brot und etwas Gries
„Der Hungerwinter“ (ARD, 21 Uhr) … Der ungewöhnlich harte Winter traf damals ein Land, das am Boden lag. Drei Scheiben brot, eine Tasse Gries, manchmal ein Klecks Butter – daraus bestand die Tagesration in Ost und West.


In KN v. 29.03.07 tritt der seltene Tolpatsch in neuem Gewande auf:

Rowan Atkinson: 1990 begann der britische Komiker in der Rolle des „Mr. Bean“ als professioneller Tollpatsch.

Obwohl diese Reformaktion einen Gipfel an Albernheit und Unwissenschaftlichkeit darstellt, können sich die Bürger kaum gegen diesen Bürokratenschwachsinn wehren – im Stich gelassen von den deutschen Gerichten wegen Geringfügigkeit. Er wird ihnen solange aufgedrängt, bis sie ihn für richtig halten.

Dagegen KN v. 27.03.07

Kleinanzeigenspalten „Fundgrube“:

… Pußta-Grill neuw. ….

Das ist „alte“ Rechtschreibung. Die „neue“ hätte nun „Pussta“ sein müssen – irgendwie lächerlich. So haben die „Reformer“ völlig willkürlich auf die ungarische ß-Umschreibung „sz“ zurückgegriffen und verlangen – wer ahnt es – „Puszta“, also das Richtige, das sie im Fall des ungarischen „Tolpatsch“ dem Volk zwangsweise vorenthalten wollen.


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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
03.04.2007 10.14
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Kieler Nachrichten v. 31.03.07

Das bisherige KN-Forum, das seit dem 14.12.2006 stillgelegt, aber noch lesbar war, ist jetzt gelöscht worden. Immerhin hatte der Rechtschreibstrang seitdem noch fast 35000 Aufrufe zu verzeichnen.

Um so wichtiger ist es, die Beobachtung der Schreibentwicklung anhand der KN weiter fortzuführen.

88 Millionen für Wertheim-Erben
Schlussstrich um das Lenné-Dreieck am Potsdamer Platz.


Es gab deutsche Intellektuelle und Politiker, die dem deutschen Volk die Wiedervereinigung verweigern wollten, weil „wir“ schuld an Krieg, Entrechtungen und Massenmord während des letzten Weltkriegs wären. Mehr oder weniger bewußt wurde diese Haltung auch auf unsere geschriebene Sprache ausgedehnt: Die Deutschen sollten gezwungen werden, sich mit fast jedem Wort sogar von ihrer Jahrhunderte alten geschriebenen Vergangenheit distanzieren, und hierzu war die Dezimierung der „deutschen“ ß das Mittel der Wahl.

Daß die Deutschen dies nicht wollten, hat in der Fernseh-Diskussion bei „Sabine Christiansen“ am 8.8.2004 der Reformer Karl Blüml zugegeben:

„Natürlich wäre es möglich gewesen, auf das ß insgesamt zu verzichten. Dies wäre aber gegen den ausdrücklichen Wunsch einer großen Bevölkerungsmehrheit gewesen, weil sie diesen Buchstaben als typisch deutsches Zeichen betrachten.“

Wunsch der Bevölkerung war aber, die ß-Regel nicht anzutasten. Zur Übertölpelung hat man also dem Volk noch einige „ß“ gelassen, obwohl gerade dies zu einer Fehlervermehrung um bis zu 22 Prozent führt – entgegen den vorgeblichen Zielen der „Reformer“.

Die „neuen“ ss sind der Fuß, den die hausierenden Reformbelästiger in die Tür gestellt haben. Aller übrige Reform-Pipifax würde nie beachtet werden, wenn er nicht mit der Heyse-Regel in den Schreibprogrammen mitgeliefert würde, z.B. in der KN-Ausgabe v. 31.3.07:

… die Krise um die gefangen genommenen 15 britischen Soldaten

Das übliche „gefangennehmen“ als Begriffseinheit soll es nicht mehr geben. Die Spaltung fördert nach bisherigem Verständnis die falsche Bedeutung „in gefangenem Zustand entgegennehmen“. Als Adjektiv ist „gefangengenommen“ gnädig wieder gestattet worden, wird aber vom Duden willkürlich nicht mehr empfohlen.

Will weg vom schlechten Image: Schulleiter Aleksander Dzembritski
… er mag steile Abfahrten und Tiefschnee. Das passt zu jemandem, der sich für das Amt des Schulleiters der Berliner Rütli-Hauptschule beworben hat – übrigens als Einziger.


Diese Großschreibung soll jetzt verpflichtend sein, obwohl sie lächerlich ist: Er hat sich schließlich „als Schulleiter“ und nicht „als Einziger“ beworben, sondern höchstens „als einziger (Lehrer)“

Der Beschwerdeführer bestritt die Sache und entfernte sich, ohne dem Anderen Name und Anschrift zu hinterlassen. afp

Auch hier die Dummenregel „Großschreibung bei Verdacht auf Substantivierung“, obwohl „der andere“ zu sein gerade keine substantielle Eigenschaft ist, sondern immer durch „Mensch“, „Beteiligter“ oder ähnliches ergänzt werden muß.

Die neue Großschreibung ist aber nicht immer Pflicht, wenn auch hier (unsinnige) Duden-Empfehlung:

Haithabu erwacht von neuem
Morgen startet das Wikinger-Museum in die neue Saison – Dorf wird weiter rekonstruiert


Hier ist dagegen die Großschreibung auch „neu“ nicht gestattet:

Der Beate Uhse-Vorstandschef meint: „Der Konsument von morgen will Sex mit Stil und Genuss.

Nach der verqueren Logik der „Reformer“ müßte eigentlich auch „von Morgen“ geschrieben werden, wenn man „heute Morgen“ verlangt.

Aber hier ist die Großschreibung wiederum unausweichlich vorgeschrieben:

Im übrigen wollen die Grünen nun die verwaltungsinterne Bewertung abwarten.

… sicher ein kleiner Sitzungsraum mit dem Türschild „Im Übrigen“.

Ein Elend sind auch die Automatentrennungen nach einem undurchschaubaren System:

Wirtschafts-Staats-ekretär Joachim Wuermeling
Verbote von Hand-ytelefonaten

Irgend jemand schrieb einmal: „Ich könnte die Wände hochgehen, wenn ich ‚aufwändig’ lese!“ „Aufwändig“ ist inzwischen der von niemandem verlangte Standard der selbstherrlichen Journaille.

Eckers technisch extrem aufwändige kleine Meditation über die Zeit verbildlicht das Werden und Vergehen von Natur und Kultur.

Auf der Kinderseite wird wieder das „Du“ bevorzugt verwendet. Wenn es klein geschrieben wird, soll das aber nach der Zehetmair-Reform kein Fehler sein – wahrscheunlich auch dann, wenn es so chaotisch ist wie hier:

Dr. Ratz empfiehlt bei Schluckauf:
Lenke Dich ab oder lass dich von jemandem Ablenken. So beruhigt sich Dein Zwerchfell am schnellsten …


Neben dem Zunahmi der Trennschreibe …
allein erziehende Mutter, allein erziehender Vater, dem einzigen Mann, der sein Holzhacker-Wissen nur an Frauen weiter gibt, aneinander reihen, …
… gibt es auch einige Spuren der Rückkehr zur Vernunft:

Ilja Richter: Es tut mir leid.

Selbständigkeit, Fleischfressende Pflanzen

Die Fehlleistungen der Reformer, auf die die Kultusminister hereingefallen sind, haben natürlich zu Reaktionen geführt, die aber der Öffentlichkeit verborgen blieben. Die Reformkommission wurde vor der Installation des Rechtschreibrates nicht, wie üblich, mit Dank verabschiedet, sondern verschwand unauffällig in der Versenkung. Noch deutlicher sagte es erst der Ex-Reformer Peter Eisenberg am 22.1. 2007 in Greifswald:

Im Jahr 2004 setzte die Kultusministerkonferenz, die das Ganze ja politisch zu vertreten hatte in der Bundesrepublik Deutschland, Gespräche zwischen der Akademie und der Kommission durch, und die sollten sich darauf verständigen, wieweit die Neuregelung rückgebaut werden sollte. Diese Gespräche sind gescheitert. Ich erzähl’ Ihnen das jetzt nicht im einzelnen, das ist hochinteressant, da gings mit Türenknallen und Schreiereien und allem möglichen zu. Die Kommission hat sich derart destruktiv verhalten, daß die Kultusministerkonferenz sie nach Abschluß dieser Gespräche einfach rausgeworfen hat.


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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
02.04.2007 09.01
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Kieler Nachrichten v. 30.03.2007

Kreisreform: Es bewegt sich etwas
Vom Innenminister erwarten sie nun die klare Zusage, dass sie im Falle des Zusammenschlusses nicht bestraft werden un das Geld dem neuen Kreis zu Gute kommt. Stegner begrüßte den Vorstoß als „außerordenlich positiv“… „Vor diesem Hintergrund kann ich mir nicht vorstellen, dass die Totalverweigerer noch mal die Oberhand gewinnen.“


Das umständliche „zu Gute“ ist eine Transsubstantiation im Sinne der „Reform“, jedoch im Duden 06 nicht vorhanden, also falsch. Es wird zwar bei „Gut“ auf „zugute“ verwiesen. An der Stelle ist es jedoch nur in den künstlichen Neuestformen „zugutehalten“, „zugutekommen“ enthalten. Im Duden 04 war „zugute“ noch verzeichnet. Jetzt wird nur ein Wort „zugut (haben)“ als „schweizerisch“ erwähnt.

Das häufige „nochmal“ wird neuerdings als „reformiert“ zugelassen, obwohl es nicht unüblich war, nur eben im Duden nicht verzeichnet.

Die Entwicklung ist so gut, dass auch bis vor kurzem abgeschriebene Kräfte wie über 50-Jährige und Hartz-IV-Empfänger wieder in Lohn und Brot kommen.

Neben herkömmlichen „vor kurzem“ ist „vor Kurzem“ seit kurzem hölzerne Duden-Empfehlungsschreibung. Man will sich wohl an die ebenso schwerfällige Pflichtschreibung „im Übrigen“ anpassen:

Landrätin will nicht „St. Pauli“ sein
Bei den Bildern handele es sich im Übrigen um „klassische Modefotos“…


Weitere Folgen des reformerischen Großschreibfimmels:

… mehr Plätze für Kinder unter Drei

Bettina Tietjen kontert, indem sie ihre Kollegin an die Sendung erinnert, die Eva Herman im ballonseidenen Joggignanzug moderieren musste – Schuld war eine verlorene Wette.

Die tölpelhafte Spaltschreibung der „Reform“, obwohl nicht mehr zwingend, treibt immer noch ihr Unwesen:

Spanien, Großbritannien, Österreich und Belgien – das sind dir Märkte, auf denen FLUXX für sich eine viel versprechende Zukunft sieht.

Neuauflage von Raab gegen Halmich
Bei der ersten Begegnung im Ring im Jahr 2001 brach sie der selbst ernannten „Killerplauze“ die Nase.


Logisch falsch dagegen war schon immer:

Jette Waldinger-Thiering ist als Vorsitzende des SSW-Kreisverbands einstimmig wieder gewählt worden.

Dagegen ist die unsinnige Verpflichtung zur Aufspaltung „so viel“ höchstens in den Korrekturprogrammen angekommen.

Größte Alpaka-Herde Schleswig-Holsteins
„Wir haben hier soviel Platz“, sagt Claudia Böge


Besonders störend ist in Mathematikbüchern für die Schulen die Auftrennung von „wieviel“:

„Überlege, wie viel Vitamin C im Kochtopf verloren gehen kann.“ („wie“ oder „wieviel“?)

Wie Schüler mitbestimmen können
Kiel
– Die Ergebnisse des Programms „Demokratie lernen und leben“ will das Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holsteins (IQHS) dazu nutzen, die Lehrer landesweit durch Fortbildung und Materialien bei der Gestaltung einer demokratischen Schulkultur zu unterstützen.


Die Durchsetzung der „Rechtschreibreform“ in Schleswig-Holstein wäre ein zeitnahes Stück Zeitgeschichte, um Schein und Sein in unserer sogenannten „Demokratie“ aufzuhellen. Die verschworene Politikerkaste wird jedoch weiterhin versuchen, diesen Skandal totzuschweigen.

Den Gipfel der Lächerlichkeit bilden dagegen die banausische Verfälschung der Etymologien:

Anlässlich des Kinostarts seines neuen Streifens „Mr. Bean macht Ferien“ rückt Super RTL den chaotischen Tollpatsch und seinen Erschaffer Rowan Atkinson heute in den Mittelpunkt seines Abnedprogramms.

Und es gibt die putzigen Tierfiguren aus rauem Cortenstahl

Die Banauserie am „Rauhen“ wurde hier schon mehrfach besprochen.
Das amerikanische Kunstwort „cor-ten“ (aus „corrosion“ und „tensile“) steht nicht im Duden, obwohl es, anders als der „Warmduscher“, aus dem technischen Sprachgebrauch nicht mehr wegzudenken ist.

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
29.03.2007 15.37
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Kieler Nachrichten v. 28.03.2007

LITERATURRÄTSEL<
Wer schrieb was?
Worte, Worte! Und unaufhörlich schneit es. Immer dichter die Schneeflocken! (...) Der Schnee will ihnen Einsamkeit schenken, doch sie nehmen das Geschenk nicht an. Bis sie ersticken. – Habe ich den falschen Namen gerufen aus alter Gewohnheit? Hätte ich gar nicht rufen sollen? Habe ich mich der Einsamkeit unwürdig gezeigt? Habe ich Verrat geübt an meiner einzigen Möglichkeit? Dann müsste man mich...

An dieser Stelle bricht das Protokoll einer Gerichtsverhandlung ab, in der sich ein Versicherungsmakler wegen des mysteriösen Verschwindens seiner Frau verantworten muss – der Angeklagte nennt es den „Aufbruch ins Nicht-Versicherbare“. Die Beziehungslosigkeit und innere Einsamkeit des modernen Menschen war das vorrangige Thema des Autors von surrealistisch-existenzieller Prosa, der in Frankreich von Jean-Paul Sartre entdeckt und gefördert wurde und dort heute womöglich bekannter ist als in seiner Heimat Deutschland.
Schriftsteller entstammte dem Hamburger Großbürgertum und führte lange ein Doppelleben als Kaufmann und Schriftsteller. Seine frühen Werke wurden 1943 beim schwersten Bombenangriff auf Hamburg vernichtet.


Das sind tatsächlich die Schlußsätze von Hans-Erich Nossacks Erzählung „Unmögliche Beweisaufnahme“. Allerdings steht in meiner Suhrkamp-Ausgabe ein „müßte“. Ob es tatsächlich eine ß-lose Erstausgabe gibt oder heutige Konvertierer sich erfrecht haben, das Werk „lesbarer“ zu machen, kann ich nicht feststellen.

Von Verwüstungen durch einen Bombenangriff ist auch an anderer Stelle der KN die Rede – von dem Luftangriff auf Lübeck 28./29. März 1942: Auf die Sprengbomben, die die Dächer aufbrechen und das darunter liegende Gebälk freimachen sollte, folgten Brandbomben…. Rund ein Fünftel der historischen Gebäude waren vernichtet, unersetzlich Kunst- und Kulturschätze verlorengegangen.

„darunterliegend“ ist klassisch wie auch nach Duden o6 u. 04 allein richtig.

Frank Lindscheid demonstriert noch einmal die Verwüstungen, die die „Reform“ im sprachlichen Empfinden angerichtet hat:

Die Grüne Brigitte Pothmer erklärte: „Warten auf Godot ist Erfolg versprechender als mit Fortschritten beim Mindestlohn zu rechnen.“

Wir übergehen die

-Jährigen (11x), so genannt (4x), vo-raussichtlich, Res-taurant, zurzeit, im Übrigen, gestern/morgen Abend, aufwändig, deplatziert, Binnenschifffahrt, Schifffahrtsmuseum 5 , entwi-ckeln, glo-ckig-perkussiv, Missstände, Nussschale usw.

und stellten erfreut nach langer Zeit fest, daß ein Leserbrief mit richtigem „ß“ abgedruckt wurde – ein Versehen oder ausdrücklicher Wunsch des Autors? Wer nichts sagt, wird sonst dreist und unhöflich konvertiert.

Vorschußlorbeeren

Ob die nächsten Trennschreibungen allein gültig, alternativ gültig oder wieder falsch sind, kann man nur durch mühsame Suche im Duden erfahren. Nach natürlichem Empfinden würde man sie alle zusammenschreiben:

… Schnitzeljagd, eine mit unendlich vielen Pointen voll gepackte Komödie

der … unter der Leitung von Udo Reimann einige Wünsche offen lässt


Zwei Städte werden gegenübergestellt, das in der Zeit stehengebliebene Brügge:
Doch in die urlaubsbedingte Beschaulichkeit mischt sich schnell ein Quäntchen Wehmut. ….
gegenüber der Metropole Hamburg: …Ihr Herz ist der Hafen. Und gelingt es ihrer Bürgerschaft nicht, deren Aorta, die Elbe, offen zu halten, droht Verstopfung und damit der Infarkt des gesamten Gemeinwesens…

Die Quentchen-Fälschung zählt zu den banausischsten Erzeugnissen der „Rechtschreibreform“. Wieder wird den Lernenden eine interessante Wortgeschichte vorenthalten.

Sicher ist, daß die seit 90 Jahren anerkannte Zusammenschreibung „gefangennehmen“ verboten ist:

Die 15 Briten hätten sich „im Rahmen eines UN-Mandats in irakischen Gewässern“ aufgehalten, als sie gefangen genommen wurden.

Der Tip färbt wieder einmal auf den Dip ab

Raritäten mit Biss – Heute: Bärlauch

… gedünstet wie Salat, als feine Cremesuppe, als Pesto zu Nudeln, als Kräuteromelett, als Saucen-Dipp, …


Wenn doch die in Mode gekommene Feng-Shui-Geomantik auch in der Rechtschreibung beachtet würde:

Feng Shui im Kinderzimmer

Ungünstige Raumaufteilungen, falsche Farben und hervorstehende Ecken können für Unwohlsein sorgen. Feng-Shui-Berater sorgen hier für Abhilfe. „Feng Shui geht davon aus, dass alles in unserer Umgebung uns entweder unterstützt oder behindert“, erklärt Kienitz.


Dann würde man erkennen, was für ein Unwohlsein mit der Umfunktionierung von „Nußschalen“ oder „Mißständen“ entstanden ist.

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
28.03.2007 14.30
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Kieler Nachrichten v. 24.03.2007

Für „Poldi“ und Co. wird’s heute Ernst
(Falsches Verständnis des Großschreibfimmels)

Prag – Heute Abend (20.45 Uhr/ARD) heißt’s wieder Daumen drücken für „Poldi“ und „Schweini“: …
(Richtige Auslegung des Großschreibfimmels)

Berliner Erklärung
II. Wir stehen vor großen Herausforderungen, die nicht an nationalen Grenzen halt machen.

(„Zulässig“ wäre nur alt „haltmachen“ – wieder seit 2006 – oder „neu“ „Halt machen.“)

Drei, die Europa den Bürgern nahebringen wollen
(Alte darf man wieder, …)
… nur langsam voran kommen.
(… aber durch die jahrelange Spaltschreibung hat der Sinn fürs Richtige gelitten.)


In den Schleckerfilialen lassen die Chefs stehlen
Nur ein Mal pro Woche … sind die drei Frauen zusammen im Geschäft. … Gitta Meyer, ver.di-Gewerkschaftssekrtärin … verurteilt den Einsatz von Testdieben aufs Schärfste


(Das ist am Schärfsten – warum nicht? Schließlich steckt da auch ein Dativ drin.)

… die vermutlich aufwendigste Kunstaktion
Die Verarbeitung von Rohmilch ist aufwändig.
Auch wenn es in Berlin für den Tierpfleger sehr aufwändig ist, den kleinen Knut aufzuziehen: …
(Die völlig unnötige „Aufwändigen“-Flut sagt viel über den deutschen Mitläufergeist.)

Dolce vita gestern im Neumünsteraner Eisbär-Gehege
(Die „Erleichterung“ für alle, die keine Fremdsprachen können: Fremde Ausdrücke sind nun nach Wortart groß oder klein zu schreiben, hier: „Dolce Vita“. Vor der „Reform“ schrieb man symbolisch nur das erste Wort groß, wenn der Ausdruck hauptwörtlich gebraucht wurde.)

Über den scheidenden früheren Finanzminister Claus Möller: Nur soviel sagt Möller: Seine Handy-Nummer behält er.
(Die künstliche Trennvorschrift wird so oft mißachtet, daß sie keinesfalls Regel bleiben kann.)

Vielleicht hatte mein alter Freund Andreas doch Recht, als er jüngst erklärte, im Englisch-Unterricht hätten wir nur eins gelernt und das sei Skat.

(Die falsche Recht-Haberei schien nach Konrad Duden seit 130 Jahren ausgestorben zu sein. Niemand hatte sie benötigt.)
(Dagegen ist die rückstandslose Wiederabschaffung der Reformschreibung „zu Eigen“ ein echter Gewinn: )

jetzt noch nicht zu eigen machen

Buchmesse in Leipzig:

Auf Umwegen zum Buch
… in den Langen Lesen-acht


(Zu den skurrilen Reformtrennungen kommen jetzt noch diejenigen der Automaten.)

Eltern lesen ihren Kindern zu wenig vor …

Bis ich vor wenigen Jahren übertölpelt wurde, in der Familie einen Fernseher zuzulassen, habe ich unseren Kindern fast jeden Tag etwas vorgelesen. Mehr denn je bin ich davon überzeugt: Fernsehen ist eine Kulturgeißel.

Die Nussjagd ist eröffnet …
Jeder kann sich schließlich sein eigenes Haselnussstockbrot backen.


Damit sind wir bei der Kulturgeißel der „Rechtschreibreform“, den neuen „ss“. Wie Prof. Peter Eisenberg am 22. Januar 2007 in Greifswald andeutete, wird die „Reform“ allmählich verschwinden, die „ss“ jedoch seiner Meinung nach nicht. Dabei wäre ein „Haselnussstockbrot“ bei einem Volksentscheid vermutlich nicht nur mit 71 Prozent abgelehnt worden, wie pauschal in Schleswig-Holstein, sondern mit einer Mehrheit von 90 Prozent.

Die tatsächlichen Schwierigkeiten mit den neuen „ss“ kommen in den automatengeprüften Zeitung auch nur selten zum Ausdruck:

Zwei Köche, ein Restaurant: „Das weisse Haus“, ein ehemaliges Kapitänshäuschen in Hamburg-Oevelgönne

Ist die Schreibung reformierte Unfähigkeit oder bewußte Internationalität? Dahinter wird gleich die Dummentrennung „Res-taurant“ vorbuchstabiert.

Im Journal scheint sich ein unreformierter Schweizer ausgelassen zu haben:
Partie des polnischen Grossmeisters Krasenkow … eine vielversprechende Angriffsstellung

Bridge Problem Nr. 51
… dann weiss West nichts über die Verteilung der Piks.


Die Aussprache des Namens der nächsten Dame ist durch die „Reform“ selbstherrlich verändert worden:

Marisa Dreßler

Die Rechtschreibung auseinanderzunehmen ist auch leichter als sie wieder zusammenzusetzen:
Außerdem kann man das mit acht Metern nicht eben kurze Schiff auseinander nehmen.

Die Spaltung ist wieder so falsch, wie sie es vor der „Reform“ war.

Wieder fällt auf der Kinderseite auf, daß die du-Schreibung nicht mehr in Betracht gezogen wird.

Etwas später kommt auch die Briefschreiberei der Jugend zur Sprache:

Gefühlssprache Jugendlicher auf dem Prüfstand … In romatischer Wehmut schauen die Älteren zurück, wie lebendig, überschwänglich und zärtlich es in ihrer Jugend zuging.

Es wäre viel gewonnen gewesen, wenn man sich mit den Inhalten und nicht mit der Kleinduzerei und der Ä-Schreiberei der „Reformer“ hätte auseinandersetzen müssen. Die Schäden durch diesen Politiker-Schwachsinn sind noch lange nicht überwunden:

Interview mit Oliver Welke: Man hört, dass Sie im Mai eine neue Show auf ProSieben moderieren dürfen mit dem viel sagenden Titel „Besserwisser? Worum geht es?

Es stellt sich heraus, das Thema soll „unnützes Wissen“ sein. Eins ist gewiß: die „Rechtschreibreform“ hat nicht nur „unnützes“, sondern auch „nichtnutziges“ Wissen gebracht.

Alexander Gauland schreibt im Rheinischen Merkur v. 18.1.2007:

„Kein Politiker, nicht Kohl, nicht Schröder oder Merkel, hat dem Reformbegriff mehr geschadet als die Betreiber der Rechtschreibreform. Hier fand statt, was Reformgegner überall vermuten: das sinnlose, hochmütige Beseitigen von Bewährtem ohne Not …“

Dem ist nichts hinzuzufügen.

– geändert durch Sigmar Salzburg am 29.03.2007, 05.28 –
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Sigmar Salzburg
27.03.2007 15.33
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noch Kieler Nachrichten v. 23.03.2007

Das in dieser Ausgabe erwähnte islamische Züchtigungsrecht gegenüber der Ehefrau hatte ich schon kommentiert.

Für manche ein wichtiges Ereignis: Bastian Sick, „Deutschlehrer der Nation“, hat heute einen Auftritt im Kieler Schloß.

Sein erstes Grammatikheft in der Grundschule betitelte er in Kritzelschrift „Grama-tick“. „Ich weiß nicht mehr, ob ich damals geglaubt habe, Grammatik habe etwas mit ,Tick' zu tun und sei etwas für Spinner.“
Mit dieser Deutung hätte er sich aber ganz gut auf der Denkebene der „Rechtschreibreformer“ bewegt – etwa „belemmert“ von „Lamm“ abzuleiten.

Vor fast vier Jahren sollte er mir mal erklären, warum er in seiner Kolumne bei Spiegel online die grammatisch falsche Schreibung „Recht haben“ verwendet. Statt das zu begründen, schrieb er zurück:

Sehr geehrter Herr Salzburg, Sie haben vollkommen Recht: Ich bin verpflichtet, die Rechtschreibreform mitzumachen! Persönlich heiße ich die Reform nur in Teilen gut, …

Schrieb er dies nun aus Überzeugung so? Ich war genauso schlau wie vorher.

Als 2004 Stefan Aust verkündete, mit dem „Spiegel“ zur alten Rechtschreibung zurückzukehren zu wollen, hörte man aus Sicks Ecke laute Klagerufe. Kurz zuvor hatte er nämlich geschrieben:

… ich bin keinesfalls ein totaler Gegner der Rechtschreibreform. Die ss/ß-Regel begrüße ich zum Beispiel sehr, auch freut es mich, dass man Konjunktionen wie „sodass“ und „umso“ jetzt zusammenschreiben darf.

Ein altenglisches Lied – „Sick, sick, very sick“ – kommt einem dabei in den Sinn. Das Empfinden, daß hier eine künstliche Entfremdung von einer 600jährigen, zeitenverbindenden Tradition betrieben wird, fehlt ihm offensichtlich völlig.

Bemerkenswert in der Rubrik
KULTURKÖPFE
ist „Klavki“, mit bürgerlichem Namen Oliver Eufinger:

Klavki, in Kiel lebender Autor, wurde zur Leipziger
Buchmesse eingeladen. Der Gewinner mehrerer regionaler und nationaler Poetry Slams liest morgen aus seinem noch nicht veröffentlichten Roman Der Traumzeuge. Die Lesung wird im Rahmen der Reihe Prosanova – junge Literatur aus Rostock veranstaltet. evx


Er hat anscheinend die von Sick gepriesenen Segnungen der neuen ss-Regel immer noch nicht verinnerlicht. Im letzten September schrieb er mir im KN-Forum, nachdem ich einen seiner Texte glossiert hatte – vor allem wegen der irrwitzigen Trennungen:

Lieber Herr Salzburg,
ich durfte feststellen, dass Sie aus meinen Artikeln zitieren.
… Als Autor trage ich daran keine Mitschuld. Auch ich mußte herzlich grinsen als ich in der Zeitung von „Wohinau-chimmertürmen“ lesen durfte.



Noch etwas Kleinunfug:… einander näher zu bringen, so genannt (min 5x), hasserfüllt, schwer fallen, kratzig klickende Soundscapes (?)

Gefährlich wird es, wenn sich die „Reform“ dem englischen Wortschatz annähert:

Filip Jicha, das Ass mit den Allroundqualitäten

Die nächste Feststellung hätte auch auf die Proselytenmacher der „Rechtschreibreform“ zutreffen können:

Trotz umfangreicher Warnungen in den Medien gelingt es den Veranstaltern von so genannten Kaffeefahrten und Gewinnspielen immer wieder, gutgläubige Menschen über den Tisch zu ziehen.

Im Fall von Dithmarschen … habe Stegner zudem außerAcht gelassen, dass die existierenden Personalkosten um 1,1 Millionen Euro unter den Plandaten liegen.

Die Store Scene am Nyhavn dagegen verlangt nach Aufwändigem für Bühne und Orchstergraben …

Angenehm fällt dagegen wieder die „Handvoll“ auf. „Hier zu Lande“ scheint völlig „out“ zu sein. Das wünschte man sich auch von der Stotterschreibung „so genannt“. Der Spiegel hält das schon meistens durch.

In einem Gastbeitrag schreibt EU-Kommissar José Manuel Barroso:

Wie die meisten jungen Menschen in Portugal hatte ich genug von der Diktatur, die meinem Land all das vorenthielt, was für andere Westeuropäer schon lange selbstverständlich war. Wir konnten nicht die Bücher lesen, die wir lesen wollten, oder schreiben, was wir schreiben wollten.

Ob Schüler bei uns jetzt schreiben dürfen, was sie schreiben wollen oder gar, wie sie es bei Günter Grass oder Thomas Mann – oder ihren Eltern gelesen haben?

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Sigmar Salzburg
23.03.2007 15.25
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Aus den Kieler Nachrichten v. 23.03.2007

Empörung über „entsetzlichen Vorfall“
Politiker lehnen einhellig die Koran-Argumentation in Scheidungsverfahren ab

Frankfurt/Main – Der Fall einer Frankfurter Richterin, die in einem Scheidungsverfahren eheliche Gewalt unter Verweis auf den Koran gerechtfertigt hatte, schlägt immer höhere Wellen der Empörung. Politiker aller Parteien kritisierten gestern die Entscheidung in scharfer Form. Auch der Zentralrat der Muslime in Deutschland kritisierte die Haltung der Richterin … Die Richterin hatte eine schnelle und vorzeitige Scheidung einer Muslimin von ihrem Mann, der sie geschlagen haben soll, abgelehnt. Im marokkanischen Kulturkreis des Paares sei das Züchtigungsrecht des Mannes laut Koran gegenüber seiner Frau nicht unüblich und deshalb keine „unzumutbare Härte“. Die Richterin, der nun ein Disziplinarverfahren droht, bedauerte gestern Abend ihre Äußerung. Ein Gerichtssprecher erklärte, der Frau seien „Tragweite und Sprengkraft“ ihrer Aussage nicht klar gewesen. dpa


Nach kn-online/dpa/online v. 22.03.07:
Hessens Justizminister Jürgen Banzer (CDU) zeigte Verständnis für die Empörung, sah aber auch einen Beweis für die Funktionsfähigkeit des Rechtsstaates. Schließlich habe ein anderer Richter die Entscheidung so korrigiert, dass der Richterin der Fall entzogen wurde.

Die in den Medien aufgebotenen Vertreter des Islam stritten einmütig ab, daß der Qur’an erlaube, Ehefrauen zu schlagen. In Sure 4:34 wird jedoch eindeutig das Verb „ḍaraba“ (schlagen) verwendet. Die Al-Azhar-Universität übersetzt ins Deutsche „(leicht) strafen“. In einer meiner Ausgaben des Qur’an steht die Fußnote: Es wird berichtet, der Heilige Prophet habe gesagt, wenn ein Moslem seine Ehefrau letztlich schlagen müsse, sollten die Schläge nicht so sein, daß sie Spuren auf dem Körper hinterlassen (Tirmidi & Muslim), aber Ehemänner, die ihre Frauen schlagen, seien nicht die besten (Kathir iii).

Damit dürfte die Sachlage klar sein.

Hier hat auch die „Rechtschreibreform“ unangenehme Auswirkungen auf den Islam im Deutschen. Eine Übersetzung, die bisher verzeichnete: „Wenn das nichts nützt, dürft ihr sie verbleuen…“ würde die Empfehlung des Propheten grob verfälschen, wenn sie geändert würde in: „Wenn das nichts nützt, dürft ihr sie verbläuen“, denn gerade das ist nicht erlaubt.

Der Beweis für die Funktionsfähigkeit des Rechtsstaates, den Justizminister Banzer (CDU) zu erkennen glaubt, ist allerdings sehr dürftig. Schließlich ist das mißbrauchte Fehlurteil des Bundesverfassungsgerichts in der Rechtschreibfrage durch keine höhere Instanz mehr aufzuheben, obwohl der Verfassungsrechtler Prof. Rupert Scholz am 8.10.2004 in der FAZ schrieb:

Die Kultusminister stehen nicht nur vor einem sprachkulturellen Scherbenhaufen, sondern auch vor dem drohenden Verdikt eines evidenten Verfassungsverstoßes.

Wer sollte das jetzt feststellen anstelle des befangenen Verfassungsgerichtes?


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Sigmar Salzburg
22.03.2007 07.54
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Kieler Nachrichten v. 21.03.2007

Sa(a)le soll wieder nur ein Fluss sein
Die Union entdeckt den „sprachlichen Verbraucherschutz“

Berlin – Am Anfang steht der Fauxpas – der „Fehltritt“: Die Pressesprecherin weist auf die „Handouts“ hin. Da ist er, der Beweis: Die Überflutung der deutschen Sprache mit Anglizismen macht auch vor dem Bundestag nicht Halt. Erika Steinbach, Menschenrechtsexpertin der Union, ist alarmiert: Immer mehr Deutsche werden ausgegrenzt. Deswegen setzt ihre Fraktion auf „sprachlichen Verbraucherschutz“.
Steinbachs Schlüsselerlebnis: Ein ältere Frau steht vor einem Schaufenster, in dem „Sale“-Schilder auf reduzierte Ware hinweisen. „Sale ist doch ein Fluss“, grübelt die Frau. Jeder dritte Deutsche beherrscht keine Fremdsprache. Und ahnt deswegen nicht, dass „Sale“ im Englischen für Ausverkauf steht? Vielleicht nicht das beste Beispiel. Da ist aber auch noch die Deutsche Bahn, die in puncto Verbraucherschutz immer gern vorgeführt wird: „Ride & Bike“, „DB Carsharing“ oder ganz neu: „Touch & Travel“.
Was tun? Die Union will durchsetzen, dass Gesetze und Regierungskampagnen (wieder?) in verständlichem Deutsch abgefasst werden. Nicht nur das: Auf Bahnhöfen und Flughäfen soll der Weg in unserer Muttersprache gewiesen werden. Auch für Gebrauchsanweisungen und Warnhinweise will Unionsmann Laurenz Meyer bessere Vorschriften. Die Bahn und alle anderen Firmen müssten selbst entscheiden, ob sie mit rätselhaften Botschaften werben. Wahrscheinlich, meint Meyer, gehe es ihnen dabei um den modernen „Touch“. Aha. esc


Seltsamerweise ist den führenden Köpfen der CDU nicht der Verbraucherschutz gegen die „Rechtschreibreform“ eingefallen, so daß ihre Reformeiferer, Zehetmair, Schavan und Wolff usf., fast widerstandslos die Geiselnahme von Schulkindern zur Zwangsmissionierung der Bürger durchsetzen konnten.


LITERATURRÄTSEL
Wer schrieb was?
„Ich kann die Beschreibung der untersten Schuttschichten nicht schließen, ohne zu erwähnen, daß ich zwischen den großen Steinblöcken, in 12 bis 16 Meter Tiefe, zwei Kröten, auch in 12 Meter Tiefe eine kleine, sehr giftige Schlange mit schildförmigem Kopf fand. Letztere kann von oben dahin gelangt sein; dies ist aber unmöglich für die großen Kröten; dieselben müssen 3000 Jahre in diesen Tiefen zugebracht haben. Sehr interessant ist es, in den Ruinen Trojas lebende Geschöpfe aus derZeit des Hektor und der Andromache zu sehen, selbst wenn diese Geschöpfe nur Kröten sind.“


Kein Archäologe wurde mit seinen Ausgrabungen so berühmt wie er. Nachdem der mecklenburgische Pfarrerssohn 1863 überraschend auf dem Höhepunkt seines wirtschaftlichen Erfolges seine Firma liquidierte, …

Wir brauchen nicht lange nachzudenken. Die Lösung lautet „Heinrich Schliemann, Trojanische Alterthümer“.

Außerdem ist man immer wieder dankbar, wenigstens hier die originale Verwendung des „ß“ finden zu können.

Die Ausrottung dieser 600jährigen Tradition ist vermutlich das einzige, was die Kultusminister mit Zähnen und Klauen verteidigen würden, weil das den Zusammenbruch ihres potemkinschen Reformreichs bedeuten würde und das Ende der Geschäftemacherei mit der „Rechtschreibreform“.

Dennoch geht die Bewegung zurück immer weiter. Oft wird einem gar nicht bewußt, was wieder traditionell geschrieben wird, z.B.:

Angela Merkel wird zitiert: Nach dem verheerendenZweiten Weltkrieg hat es doe EU relativ schnel zu Wohlstand gebracht – auch mit Hilfe der Vereinigten Staaten. … Es dauerte noch zehn Jahre, bis mit dem Inkrafttreten die Personenkontrollen an den Binnengrenzen … entfallen …

Die Reformversion „In-Kraft-Treten“ wird im letzten Duden nicht einmal mehr erwähnt.

Das reformierte „Leid“-wesen ist jetzt als Irrweg der Reformer erkannt:

Auf Seite 10 lesen wir:
Entschuldigung von Kahn
„Es tut mir leid. Ich möchte mich beim Dopingarzt entschuldigen.“


Auf Seite 11 erkennen wir aber, daß das Zerstörungswerk der Kultusminister an unserer Rechtschreibung dennoch fortwirkt:

„Das tut mir sehr Leid für Viktor …“, sagte Karabatic.
Schnoor ist sogar bereit, seinen Platz auf der Bank zu räumen, falls dies der Sache diene: „Wenn davon ein junger Spieler und letzlich die Mannschaft profitiert, soll mir das Recht sein.“


Überholte, grammatisch falsche und falsch verstandene Neuschreibung …

Manchmal sind die Überschriftenverfertiger („Headliner“) historisch korrekter als die Artikelverfasser:

DSM mit dem 28. Schiffahrtsarchiv
Unter dem Namen Deutsches Schifffahrtsarchiv wird seit 1975 das wissenschaftliche Jahrbuch des Deutschen Schifffahrtsmuseums herausgegeben.


Weniger korrekt geht es im nächsten Artikel aus Lübeck zu:

Sexismus bei der CDU?
Der 28jähriger Oliver Fraederich hatte zu CDU-Kolleginnen gesagt: „Ihr seid doch nur wegen eurer Titten in der Bürgerschaft“…. Oliver Fraederich versucht derweil die Wogen zu glätten: Ein dämlicher Scherz sei es gewesen, über den er sich im Nachhinein ärgere.

(Die SPD sollte sich nun nicht aufspielen. Der frühere SPD-Minister Farthmann (NRW) hatte schon mal von „Piepsmäusen“ gesprochen, die nur so weit nach oben gekommen wären, „weil sie zwischen den Beinen anders aussehen als ich“.)

„Im Nachhinein“ erinnert an eine Kneipe in Hannovers erogener Zone, die „Im Büro“ hieß und dem Ehemann ermöglichte, nach Hause zu melden, er sei noch „im Büro“. In Lübeck wird man sich nicht mehr „im Nachhinein“ vergnügen können, denn das ganze um 1900 für diesen Zweck errichtete Viertel wird einer anderen Verwendung zugeführt, hat aber gleichwohl Spuren in der Literatur zurückgelassen (Bericht auf der gleichen Seite):

Tote Hose auf dem Kiez
Aus der Lübecker Clemensstraße soll eine „Party-Künstler-Meile“ werden – Auch der „Blaue“ Engel wird saniert
Marlene Dietrich räkelte sich im Film „Der Blaue Engel“, der nach einem Roman von Heinrich Mann entstand. Dieser hatte sich im „Engel“ in der Clemensstraße zu seinem Werk inspirieren lassen. … Nach und nach schlossen die ehemals 14 Bordelle. Im Dezember vergangenen Jahres dann auch das letzte, die „Goldene 7“…


Schlimmste Dummschreibungen finden sich, neben dem Pipifax „so genannt, zurzeit, -Jährige usw.“, leider auch diesmal wieder in den KN:

Auch die Polizei, Ärztekammer und Suchthilfe hätten immer wieder betont, das eine Behandlung Schwerstabhängiger mit künstlichem Heroin Erfolg versprechender sei als eine Methadonbehandlung. … epd

Drei Mal so teuer wie die Methadon-Therapie sei die Diamorphinbehandlung.

Die 64-BIT-Technologie soll den Markt erobern, ist jedoch nicht für Jeden von Nutzen
aufwendig


Eine Folge übermäßiger „Ernährungstipps“ ist wieder:

Auch als Dipp, zum Beispiel zu Kartoffelpuffer und Räucherlachs, kommt Brunnenkresse gut zur Geltung.

Die pp-Fraktion der Reformer hatte sich eben nicht ganz so durchsetzen können, wie die ss- und die ä-Fraktion.

Beruhigend ist auch, wieder von einer „Handvoll Erde“ zu lesen und über „zeitraubende Verfahren“ anstelle von „Zeit raubenden Verfahren“. Leider bleibt der „Missstand“ ein Mißstand.

„Jenseits von Gut und Böse“ darf auch wieder großgeschrieben werden, daran ersichtlich, … dass Gut und Böse am definierten Platz bleiben. Der Verdacht bleibt, daß hier nur ein Reformer seine Aversion gegen Nietzsche in eine orthograpische Regel gekleidet hat.



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Sigmar Salzburg
19.03.2007 11.32
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Kieler Nachrichten v. 16. 03. 2007

Beim Blick auf die Rückseite des ersten Blätterstapels fällt gleich ins Auge:

Deutsche auf Wurzelsuche
83,4 Prozent aller befragten Deutschen halten es für wichtig, über ihre Vorfahren im Bilde zu sein.
Das ist das Ergebnis einer jüngsten Studie der The Generations Network GmbH, Betreiber des Ahnenforschungsportals http://www.ancestry.deAm Wenigsten über ihre Ahnen wissen die Brandenburger, die Bremer – und die Schleswig-Holsteiner… ots


Läuft die Reform-Schonzeit für Superlative bald aus?

Große Klimasünder wie die USA oder Russland wollen von den ehrgeizige Reduzierungszielen bislang ebenso wenig wissen wie die neuen Industriegiganten China und Indien.

„ebensowenig“ heißt bei einem Vergleich im praktischen Sprachgebrauch „genauso nichts“. Die Spaltung ändert den Sinn in „wenig“.

Eindeutigkeit zählt: BGH erlaubt Anti-Nazi-Symbole
Dass nun Neonazis ihrerseits die Lockerung des Verbots für ihre Umtriebe nutzen, diese Befürchtung des Stuttgarter Gerichts teilt der BGH überhaupt nicht. Die Verhöhnung ihrer „heiligen“ Symbole würden sich die Rechten kaum zu eigen machen.


„Ich bin Amerikas Feinde“
In gebrochenem Englisch legt Khalid Scheich Mohammed ein Geständnis von weltgeschichtlicher Dimension ab.

Für die Opfer seiner Anschläge äußert der 41-jährige Pakistani, der als enger Vertrauter von Osama bin-Laden galt und in der Hierarchie des Terror-Netzwerkes die Nummer Drei gewesen sein soll, beiläufig etwas Mitleid: „Es tut mir leid, dass Kinder getötet wurden“, sagt er …


Reform: „Nummer drei“
Die unterstrichenen Wendungen sind wieder traditionell geschrieben – ein mühsam erkämpfter Sieg gegen die Inkompetenz und Borniertheit der Kultusminister.

Zur allgegenwärtigen ss-Schreibung sagte der immer etwas undurchsichtige Professor Peter Eisenberg in seinem Vortrag in Greifswald am 22.1.07 (s.a. andere Beiträge):

Das ß kriegen wird nicht mehr, das ist klar. Das ist weg. Obwohl das auch nicht nötig war und auch möglicherweise ein Schade für die deutsche Sprache ist.

Das „möglicherweise“ können wir streichen, wie in allen Beiträgen hier und in anderen Foren nachgewiesen wurde und wird. Eine Rücknahme der Heyse-Regel, des Geßlerhutes der „Reform“, hätte diese zusammenbrechen lassen. Der einzige Grund für die Weigerung der kultusministeriellen Kulturbanausen ist ihr eigener Gesichtsverlust. Die vorgeschützten Kosten und die „Verlässlichkeit“ sind es jedenfalls nicht. Was sagte doch ein Herr aus dem Bildungsministerium 1998 einer Abordnung der Bürgerinitiative? „Wenn etwas politisch gewollt ist, spielen Kosten keine Rolle!“.

Der unsinnige Traditionsbruch begegnet uns jetzt durch alle Zeugnisse der Vergangenheit:

Mit Innigkeit und persönlicher Nähe
Jüdisches Museum Rendsburg zeichnet das Porträt einer Familie
Von Sabine Tholund
Rendsburg – Sie gehörte zu den angesehensten Familien im Berlin des frühen 19. Jahrhunderts. Vermögend, hoch gebildet und gesegnet mit bemerkenswert begabten Kindern, ging bei Abraham Mendelssohn Bartholdy und seiner Frau Lea die feine Berliner Gesellschaft ein und aus. Ihr Schwiegersohn Wilhelm Hensel, Pfarrerssohn aus dem märkischen Trebbin, passte da nicht recht ins Bild. Dennoch hat er die jüdische Familie, die ihrem Namen nach der christlichen Taufe den Zusatz „Bartholdy“ gab, gezeichnet … Hensel zeichnete mit feinem Strich und einer Innigkeit, die von seiner persönlichen Nähe zu den Porträtierten Zeugnis ablegt. Seine Frau Fanny, Pianistin und Komponistin wie ihr jüngerer Bruder Felix, ist gleich mehrfach zu sehen – ihre Züge verklärt in überirdisch anmutender Schönheit. … Wie viele seiner Modelle hat Lea eine Widmung für den Künstler auf dem Blatt hinterlassen: „Keinen hat es noch gereut / Der das Roß bestiegen/ Um in frischer Jugendzeit/ Durch die Welt zu fliegen" steht mit elegantem Schwung neben ihrem Konterfei.


Eine Zerstörung des Heimatgefühls – hier mit Entremdung von dem seit über 600 Jahren üblichen Schreibgebrauch – wird auch sonst von emsigen Regierungsapparatschiks betrieben, wie eine weitere Notiz zeigt:

Kreise sind ein Stück Heimat
Kommissarischer Sprecher der Landräte ist für Kooperationen statt Zwangsfusionen


(Allein die Verlängerung der Wege wiegt die angebliche Kosteneinsparung auf. Die Kosten trägt dann wieder einmal der Bürger.)

Klaus von Dohnany, ehemals Bundesbildungsminister und Erster Bürgermeister Hamburgs (SPD, ja, es gibt noch Leute mit Anstand und Verstand in der SPD) kleidete das am 29.07.2001 bei Sabine Christiansen in die Worte: Wir haben eine Situation, in der Deutschland ohnehin Probleme mit seiner Geschichte hat, in der wir in der Sprache eigentlich die letzte Behausung unseres Landes haben, da haben sie die Leute aus der Sprache rausgetrieben durch diese Reform.

Neben dem Artikel über Mendelssohn/Hensel steht eine Notiz über eine Preisverleihung:

Brahmspreis an Thomas Quasthoff
Heide
– Die Brahms-Wochen 2007 vom 2. Mai bis zum 15. Juni stehen in diesem Jahr ganz im Zeichen der BrahmsPreisverleihung am 15. Juni an den Bassbariton Thomas
Quasthoff. Zum 16. Mal verleiht die Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein mit Sitz in Heide den mit 10 000 Euro dotierte Preis an eine Persönlichkeit oder Institution, die sich in besonderer Weise um die Pflege der Brahmschen Musik verdient gemacht hat.
„Thomas Quasthoff ist einer der bemerkenswertesten Sänger seines Fachs, …“


Wir erinnern uns, daß Thomas Quasthoff anläßlich einer früheren Preisverleihung gesagt hat: „Wenn ich sehe, wie etwa Unsummen für eine idiotische Rechtschreibreform statt für die Rettung von Musikschulen ausgegeben werden, wird mir ganz anders…." (Hamburger Abendblatt 10.5.06)

Wir finden in dieser Ausgabe noch jede Menge kleiner und größerer bekannter Reformsünden – und den Namen Ekkehard Wienholtz, der eine unheilvolle Rolle bei der „Rechtschreibreform“ gespielt hat. Um es kurz zu machen, verweisen wir zu dieser Persönlichkeit auf die Suchfunktion in diesem Forum.

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
18.03.2007 11.02
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Kieler Nachrichten v. 15.03.2007

Die KN vom Tag zuvor (mit Literaturrätsel) sind mir bisher vorenthalten worden. Wohlan:

Die „Moral“ der US-Army
„Wir können uns das in diesen Zeiten einfach nicht leisten, gute Leute abzuweisen oder abzuschre-cken, nur weil sie homosexuell sind“, sagte der demokratische Abgeordnete Meehan. Auch viele Republikaner geben ihm recht, nachdem die „WashingtonPost“ gestern aufzeigte, welche Leute den Streitkräften durch den Ausschluss der
Schwulen verloren_gegangen sind: Dringend benötigte, arabisch sprechende Dolmetscher und – überproportional häufig – Sanitäter.

Erfreulich ist die Rückkehr zum Normalen. Die verbliebene, vom Duden empfohlene Spaltschreibung von „verlorengegangen“ macht unklar und berücksichtigt nicht die Betonung: „Der kleine Junge ist in Gedanken verloren gegangen“.

Da die „Schwulen“ mit Mut sich selbst so zu nennen, kann der Duden hier seinen neuen politisch korrekten Belaberungsanspruch nicht ausleben.

Die Spaltung von Adjektivbildungen bedeutet Rückschritt in der Sprachentwicklung:

Nach der Freilassung des schwer_verletzten simbabwischen Oppositionschef Morgan Tsvangirai … Er war gestern Morgen aus dreitägiger Haft freigekommen und berichtete über gezielte Polizei-Wilkür.

Grammatisch undefinierbare Zeitangaben sind in alter Schreibung logischer: „Er kam gestern abends“ „Er kam gestern abend“ (statt „gestern Abend“).

Erik Eggers verweigert sich dem neuen Jährigen-Reformfimmel:
Damals trug der 25jährige freilich noch das Trikot des slowenischen Klubs Gorenje Velenje [Ilic] … Der 30jährige, den Torhüter-Legende Andreas Thiel „Weltklasse“ nennt [Goran Stojanovic] .. der 47jährige Isländer [Alfred Gislason]

Die Grotesk-Schreibung der Urreform ist nur noch vereinzelt zu finden:

Wegen Ekel erregender Zustände in seiner Backstube – unter anderem wurden Rattenkot und Schimmel entdeckt – muss ein 33 Jahre alte Bäcker aus Norderstedt jetzt 3000 Euro Strafe zahlen.

Sonst herrscht Normalität vor:

… eine männerverschlingende Mantis
obwohl lt. „Reform“ die Fangheuschrecken „Männer verschlingend“ hätten sein sollen.

Die „Reform“ („im Zweifelsfalle getrennt“) hat bei „meist-“ den Nebensinn „meistens, aber nicht immer“ hineingebracht;

Theater hEXagon zeigt „Creeps“ von Lutz Hübner … Hübner gilt als einer der meist gespielten deutschsprachigen Gegenwartsdramatiker

Im Gegensatz zu „Handvoll“ (> „Hand voll“) ist „der Fingerbreit“ nie offiziell gespalten worden, obwohl Google 36000 Beispiele für „Finger breit“ findet.

Emmi & Herr Willnowsky … Das bevorzugte Angriffsziel liegt unterhalb der Gürtellinie. Manchmal aber auch einen Fingerbreit darüber …

Die Banausenschreibung „rau“ statt „rauh“ steckt wohl tief in der Software:

Mit 18 war ich zum ersten Mal in Hamburg“, erzählt Kárason, dessen raubeinige Schilderungen isländischer Eigenheiten ebenso wie das Faible für skurriles Personal … auch hierzulande ankommen.

Dagegen ist die unbeholfene Reformschreibung „hier zu Lande“ fast schon wieder ausgestorben:

Liest man auch wieder öfter auseinandersetzen, so sind doch andere Wörter in Spaltschreibung immer noch eine Landplage:

„Für Laien gibt es oft einen so genannten Anwendermodus für die Bedienung.“

… die selbst gedrehten Filme zu veröffentlichen.

Ich hab’ euch zum Fressen gern’ …
Der Tiger, der auf dem Bild zwischen schlafenden Schweinen liegt, wurde … wie sie selbst von einem Schwein groß gezogen.
Was wäre, wenn man an dem Tiger nun nicht groß gezogen hätte?

Moskaus Gesetze erlauben Ex-Frauen und allein erziehenden Müttern höchstens ein Drittel der Einkünfte ihrer Männer.

Diese Spaltschreibung wird nicht einmal mehr vom Duden empfohlen.

„Simon the Sorcerer“ … Dafür scheint in den vergangenen Jahren im Zauberreich so manches schief gelaufen zu sein.

Bei übertragener Bedeutung ist wieder Zusammenschreibung erlaubt – wie früher.

Die über 65-hrigen können immer noch ganz gut ohne Internet leben – aber die neue Digitaltechnologie macht auch vor dieser Altersgruppe nicht Halt

Das reformierte „Halt machen“ (wie „Männchen machen“) anstelle von „haltmachen“ wirkt immer etwas komisch, ist aber noch nicht wieder abgeschafft.

… Pjöngjang warte aber vor allem auf die Aufhebung der US-Finanzsanktionen, bevor es seine Atomanlagen stilllegen.

Mit dem Charme einer süßen, in kna-ckenden Schellack eingepressten Melodie bekommen die Songs etwas Vertrautes.

Die „Erleichterung“: Jetzt muß man überlegen, ob neben der „Stilllegung“ nicht auch „Schelllack“ oder „Wolllust“ zu schreiben wäre.

Die refornierte -ck-Abtrennung ist sprachwidrig.
Hier könnte einem zuerst „kna-benhaft“ einfallen.

Die neuen „ss“ schließlich sind der Tropf, an dem die „Reform“ hängt: Hätte man sie im Zuge der Revision abgeschafft, dann hätte kein Mensch mehr den neuen Duden und noch weniger den Wahrig von Bertelsmann gekauft. Irgendein alter Duden hätte genügt.

Politiker als Handlanger der Großkonzerne – wie vertraut!

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Sigmar Salzburg
14.03.2007 13.43
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Kieler Nachrichten v. 13. 03. 2007

Eine kurze Durchzählung der ersten 12 Seiten ergibt diesmal 75 „neue“ ss, davon 55 Prozent „dass“, die gegenüber den herkömmlichen „daß“ nichts leichter machen, dafür aber fast alle Literatur der letzten 500 Jahre in den Augen der indokrinierten Jugend veralten läßt.

Die „neuen“ ss bewirken bei Lernenden bis 22 Prozent mehr Fehler (Prof. H. Marx) und in der Bevölkerung insgesamt eine beispiellose Verwirrung, die nur durch die Korrekturprogramme der Elektronik unsichtbar gemacht wird.

Dies ist ein nicht zu beziffernder Schaden für die deutsche Schreibkultur, den die inzwischen schon in zweiter Garnitur amtierenden Kultusminister unter Verletzung ihres Amtseides und gegen den Willen der Bevölkerung durchgesetzt haben.

Prof. Eisenberg, ausgestiegener Reformer und Mitglied des von den Kultusministern inszenierten „Rates für deutsche Rechtschreibung“, hat am 22. Januar einen Vortrag in der Greifswalder Akademie gehalten (einen Monat später vom NDR in Ausschnitten gesendet), in dem er kein gutes Haar an der „Reform“ gelassen hat. Er ist sich sicher, daß von der ganzen „Reform“ nichts übrigbleiben wird – außer vielleicht der ss-Reform, die er aber schon früher als die „schlechteste aller möglichen Lösungen“ bezeichnet hat.

Natürlich bedarf es unseres ständigen Drucks auf die Bürokratenmaschinerie, um diese Prophezeiung Wirklichkeit werden zu lassen – nachdem der Appell an die Vernunft der Kulturverhinderungsminister nicht erfolgreich war, da solche eben nicht in ausreichendem Maße vorhanden ist.

Aber auch die neue ss-Regel müßte verschwinden, da sie die Traditionszertörung durch keinen nennenswerten Vorteil auszugleichen vermag. Dies zu fördern wäre für die Gerichte ein leichtes, wenn das Personal gerade in den höheren Rängen seine Ämter nicht oft genug nur der Gnade der Parteien verdanken würde.

Leider spielt mit der 2006er Ausgabe auch der Dudenverlag eine unheilvolle Rolle, indem er durch die neuen Bluttransfusionen seiner Empfehlungspolitik etliche schon absterbende Reformkonstrukte aufrechterhält. Man kann nur spekulieren, was der Grund für diese Liebedienerei gegenüber den herrschenden Kulturbanausen sein mag:

Z.B schreiben die KN mit Dudenempfehlung eine tief greifende Persönlichkeitsstörung.
Die herkömmliche richtigere Schreibung ist als Wortbildung tiefgreifend

Dudenempfehlung ist auch: Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Ayub Axel Köhler, sagte: „Grundsätzlich ist es so, dass die Moscheen immer und für jeden offen stehen.“
Die herkömmliche bessere Schreibung ist offenstehen.


Nach Dudenempfehlung heißt es ebenso: Fritsch dirigierte … mit inniger Liebe zu den noch Carl Maria von Weber nahe stehenden Bläsersätzen.
Die herkömmliche bessere Schreibung ist nahestehend.

Verwirrung unter den Schreibern hat auch das Verbot von Zusammenschreibungen mit „mal“ verursacht. Das mindestens seit Goethe übliche „jedesmal“ soll es nicht mehr geben. Dagegen ist „dreimal“ weiterhin „zulässig“, und „drei Mal“ bei besonderer Betonung. Bei Mengenvergleichen ist natürlich „drei Mal“ in der Bedeutung „drei Einzelereignisse“ Unfug:
[Bütikofer] Er [Struck] könnte auch sagen, dass Braunkohle-Kraftwerke, die drei Mal so viel Kohlendioxid ausstoßen wie ein Gaskraftwerk, ein Klimakiller sind und damit Wirtschaftsminister Glos widersprechen.

Das übliche „soviel“, das dem Sprachgefühl entspricht, ist „neu“ mit Verbot belegt, das aber gleichwohl ständig mißachtet wird, z.B. im Bericht von Peter Harry Carstensens Geburtstag:
Er sei dankbar, dass er so tolle Kinder und Enkelkinder habe, dass er soviel Glück gehabt habe und dass „mein Herrgott mich so gut geführt hat“.

Auf letzteres ist allerdings nicht allzuviel Verlaß, wie man an seiner Fortführung der „Rechtschreibreform“ gegen vermutlich seine eigene Überzeugung sehen kann. Den Choral „Bis hierhin hat mich Gott geführt“, singen auch die Gefängnisinsassen in einer Filmversion von Zuckmayers „Hauptmann von Köpenick“.

Carstensens Tochter Anja-Christina meint jedenfalls lt. KN: „Er fand es früher bedenklich, dass ich pubertierend mit Punkern vor der Kirche saß.“ Sie gibt zurück: Heute finde ich es bedenklich, dass er mit lauter Politikern im Landeshaus sitzt.“

Wenn man ihnen nur nicht so ununterscheidbar ähnlich würde.

Immer wieder geistern auch die veralteten Trennschreibereien der Urreform herum:

… Gelsenkirchen haben Arbeitgeber und Gewerkschaften weit auseinander liegende Positionen vorgelegt.

Sie sind schulisch wieder falsch.
Aber auch die so-genannten-Trennung verdient es nicht, weiter aufrechterhalten zu werden:

Platzt die amerikanische Immobilien-Blase?
Die US-Investmentbank Goldman Sachs schätzt in einer Studie, dass die so genannten „Subprime“-Kredite an riskante Kreditnehmer jährlich zum zusätzlichen Verkauf von 200000 Häusern geführt hätten.


Leider wird die deutsche Schreibreformblase immer noch künstlich aufgeblasen erhalten. Und selbst der Roman, der sonst auf dem neuesten (alten) Stand ist (kennenlernen, leid tun, recht haben), verwendet die Reform-Stotterschreibung von „sogenannt“, obwohl seit 2004 dafür nicht mehr der geringste Grund besteht:

Selbst Länder der so genannten Dritten Welt sind uns hier weit voraus.

Unsinnigerweise mit Totalverbot belegt ist wiederum ...

Gleich vier Neubauten liegen zur Zeit bei der Werft des ThyssenKrupp-Konzerns im Wasser …

...nach Willkür die alte Variante von „aufgrund“ jedoch nicht:

Privathaushalte und Industrieunternehmen zahlten auf Grund überteuerter Handelspreise an der Börse für jede Kilowattstunde Strom drei Cent zu viel.

Unvermeidlich auf den Kulturseiten ist vorerst anscheinend auch die Kulturbanauserie der Kultusminister, dem „Rauhen“ sein „h“ zu amputieren:

Auch Hennig Voss überzeugt mit hellem, natürlich wirkendem Altus, der an diesem Abend allerdings stellenweise etwas angeraut klingt.

Kris Kristofferson … die narrative Stärke seiner Songs, die selten die Zwei-Minuten-Marke überschreiten: raue, harte, ungezähmte Gleichnisse.

Die penetranten Schlussstriche und Messstationen übergehen wir und erwähnen nur noch, daß Frau Erdsiek-Rave sich zur Unterstützung die Leute eingeladen hat, die sowieso ihrer Meinung sind.

Gute Noten für die Regionalschule
Zufrieden über den Verlauf der Tagung äußerte sich am Ende Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave. Sie fühle sich „bestätigt in der Einschätzung, dass wir auf dem richtigen Wege sind“.


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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
13.03.2007 09.12
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Kieler Nachrichten v. 10. 03. 2007

[S. 1] … VW im Spagat: Der Konzern setzt auf Sprit sparende und auf PS-starke Modelle
[S. 7] … setzt VW auch auf spritsparende Autos.

Anne Gramm schreibt in zwei Artikeln:
…. die hohe Arbeitslosenquote der Über-50-Jährigen
…. Zumindest eine Teilschuld an der hohen Arbeitslosenquote der über 50-Jährigen tragen offenbar die Arbeitnehmer selbst.


Freie Schreibe für freie Bürger. Nur die ss, die müssen sein, sonst würde die „Reform“ zusammenbrechen.

Dagegen geht es auch traditionell:

Wie Ailtons Kanone fast Kasse machte … Bieter www_isis-ic_de funkt dazwischen und erhöht auf 600 519 Euro. www_isis-ic_de hat vor kurzem bei ebay für einen Euro „Ä’s, Ö’s und Ü’s gekauft – von ron-aldo9, der zuviel davon hatte.

Hätte doch „www_isis-ic_de“ auch die „ä“s von der Neuschreibversion von behende, Quentchen, belemmert, Stengel, Gemse usf. gekauft! Dann wären wir sie los.

„Wir werden jetzt die Soldaten umgehend nach Afghanistan verlegen, um die Aufklärungslü-cke zu schließen.“

Man ist immer versucht, beim Lesen zuerst eine „Aufklärungslüge“ zu prognostizieren.

„Vor kurzem“ ist zulässige Altschreibung, „seit Langem“ empfohlene Neuestschreibung:

Dass der Süden Frankreichs mehr zu bieten hat als Küchenkräuter und schaukelnde Segelboote in der Bucht von St. Tropez, wissen Provence-Kenner seit Langem. … Die vier übrig gebliebenen von den ehemals 22 Bögen der Brücke von Avignon …

Lästig ist die völlig unberechtigte Duden-Empfehlungsschreibung von herkömmlich „übriggeblieben“.
Die fragwürdige Substantiv-Eigenschaft des „Langen“ wird deutlich in anderer Umgebung:
„Seit Langem, spätestens seit Stalingrad, war klar, daß Hitlers Ostfeldzug scheitern würde.“
Pseudo-Substantivierung auch bei Steigerung:

Torontos Bühnen gelten nach denen in New York und London als die produktivsten der Englisch sprechenden Welt. Auch Hollywood hat Toronto seit Längerem entdeckt. Viele US-Blockbuster weren wegen der niedrigeren Kosten hier gedreht.

… „der englischsprechenden Welt“ soll auch richtig sein, aber ohne Empfehlung. Hier wird Differenzierung bemüht, denn „der englisch sprechenden Welt“ soll nur richtig sein, wenn sie im Augenblick gerade englisch spricht.

„Blockbuster“ wird gewaltsam von den Privatfernsehsendern ins Volk gepreßt. Der Sinn dunkel. Mein Cassell’s Dictionary kennt nur die Übersetzung „Bezirksbombe“ – zur Zerstörung ganzer Stadtteile.
Wir haben dafür das weniger militaristische Wort „Kassenschlager“.

Fernsehen
Mit gleich zwei sogenannten Blockbustern wollen die Privaten mit Sonntagabend-Klassikern konkurrieren

„Spider-Man 2“ Der schüchterne Peter studiert inzwischen Physik an der renommierten Columbia-Universität und ist mehr denn je hoffnungslos verliebt in Mary Jane Watson (Kirsten Dunst). Seine Superkräfte werden gefordert, als sich der von ihm bewunderte Dr. Otto Octavius (Alfred Molina) in den Furcht erregenden Doc Ock verwandelt – eine grauenhaft bedrohliche Mischung aus Mensch und Maschine. dpa

„Dat Otto Huus“ in Emden …bis in den letzten Winkel mit Ottifanten voll gestopft.
Falsch! „Richtig“ war es nur von 1998-2006.

… Bonbons helfen, die Ohrtrompete offen zu halten
„Richtig“ von 1998 – 2006. Seither unklar.

…. Auch das so genannte „Valsva-Manöver“ kann helfen ...
Allein „richtig“ von 1998 – 2004. Seither ist das 200 Jahre lang übliche „sogenannt“ wieder gnädigst zugelassen, wird aber von halbgebildeten Reformfreundendemonstrativ gemieden.

Über 500 Jahre Schloss in der City
… Unter Kurfürst Friedrich III., ab 1701 König Friedrich I. in Preußen, wurde das Schloss aufwendig zur Königsresidenz ausgebaut. Ab 1699 gestaltete Andreas Schlüter den bedeutendsten Profanbau des protestantischen Barock. … Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss durch Bomben schwer beschädigt, aber es war als Veranstaltungsort noch zu nutzen. Ende 1950 wurde es auf Anweisung von Walter Ulbricht gesprengt.


Eine Kulturbanauserie ähnlich der „Rechtschreibreform“ der Kultusminister.

Doch der Durchbruch für den Wiederaufbau des Hohenzollernschlosses scheint geschafft. [..]
Im April wird der Architektenwettbewerb ausgelobt. 2010 soll Baubeginn sein, schon drei Jahre später könnte das neue Schloss in der Kubatur des alten Gebäudes stehen….

Nichts schien sich zu bewegen. Denn auch an Gegenargumenten war kein Mangel: Gegner warnten, der Bau sei ein Zeichen reaktionärer Gesinnung,


Auch die Rekonstruktion des Frankfurter Römers sollte so verhindert werden. Selbst der renommierte Architekturkritiker Manfred Sack sprach von „Architekten, die sich für derlei hergeben.“

So bleibt die Hoffnung auf Rekonstruktion unserer guten alten Rechtschreibung auch in Schulen und Zeitungen, wenn erst die traditionsfeindlichen Ideologen ausgestorben sind.

Bis dahin fälscht man munter alte Zeitungstexte in die „gültige“ ss-Rechtschreibung um:

Vor 75 Jahren ging es hoch her: Wahl des Reichspräsidenten

Vor 75 Jahren gab es in Eckernförde nur ein Thema: die Wahl des Reichspräsidenten am 13. März 1932. … „Reichlich 100 Personen“ besuchten nach Zeitungsangaben die Wahlveranstaltung. Dort begrüßte Stahlhelm-Ortsgruppenführer Wulff die Zuhörer mit dem Hinweis, „dass man als Elite heute bezeichnen müsste die Männer, die einsatz- und opferbereit wären und das wären alle Stahlhelmer“. Gleiches gelte allerdings auch für die Männer von SS und SA, „die mutig und furchtlos ihre Zugehörigkeit zu solchen Formationen jedermann gegenüber frei bekennen“…


Als dann zwei Jahre später eine Volksabstimmung über Hitlers Machtergreifung erfolgte, wurden Gegenstimmen unterschlagen, etwa die aus meiner Familie.
Heute haben es die Politiker leichter: Sie annullieren einfach einen Volksentscheid und simulieren so die hundertprozentige Zustimmung der Schleswig-Holsteiner.

Oder so:

„Gemeinden werden unter Druck gesetzt“
Anke Pischke-Sarp stimmte gegen Teilnahme an der Aktiv-Region
Goosefeld – „Das ist doch keine Demokratie. Ich sage ganz klar nein.“


Aus dieser KN-Ausgabe gäbe es noch viel Schreibliches zu berichten – etwa, daß in der Bridge-Ecke die vielen Asse in „Assschreibung“ eine ganze kurze Zeile mehr Platz benötigen – aber wir müssen hier abbrechen.

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
12.03.2007 10.32
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KN v. 8. u. 9. 3. 2007

Bei der Durchsicht der Kieler Nachrichten bin ich auf den Eingang abgelegter Ausgaben angewiesen.
(Dank an die mildtätigen Spender!)
Daher etwas verspätet ein Blick in die

Kieler Nachrichten v. 08.03.07

Paris – Die große humanitäre Geste war ihm ein Gräuel, die Demokratie ein virtuelles Schattenspiel und die Warenwelt ein Schein: In einem halben hundert Werken hat der französische Soziologe und Philosoph Jean Baudrillard die schwindende Wahrnehmung der Realität und ihre Verzerrung in den Medien analysiert. … Für Baudrillard war die Freiheit der Verbraucher ein Schein. …
„Die intellektuelle Feigheit ist die wahre olympische Disziplin unserer Tage.“

„Man muss intelligent mit dem System leben und sich gegen seine Folgen erheben,“ war Baudrillards Motto.
(Zum Tode Baudrillards)

Und ein bißchen Schreibgeschichtsfälschung:

Nur einer Deutschen gelang bisher Platz: Nicole mit „Ein bisschen Frieden“
… die einzige deutsche Gewinnerin Nicole („Ein bisschen Frieden“, 1982)


Springers wollten sich durch den Kotau vor der Zehetmairschreibe offensichtlich gutstellen mit den Politikern für die weiteren Pläne:

Springer sieht im Internet-Fernsehen die Zukunft. … Nach der gescheiterten Übernahme von ProSieben-Sat.1 werde Springer die Aktivitäten für das so genannte IPTV ausbauen, sagte Vorstandsvorsitzender Mathias Döpfner gestern in Berlin.

Der Roman meidet Reformexzesse: Der beste Polizist, den ich je kennengelernt habe.
Unvermeidlich anscheinend aber die
20-Jährigen …

Kieler Nachrichten v. 09.03.07

Pünktlich zum Schulgesetz in S-H kommt Schützenhilfe von den „Experten“:

Experten fordern radikalen Umbau des BildungsSystems
… Die Experten verlangen unter anderem eine Kindergartenpflicht ab dem vierten Lebensjahr, ein zweigliedriges Schulsystem und eine befristete Anstellung von Lehrern.
[…]
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisierte die Vorschläge als „widersprüchlich und unausgegoren“. Mehr Ganztagsschulen und zusätzliche Investitionen in die Bildungen seien richtige Forderungen. Aber Schulautonomie oder Privatisierung vergrößerten die Ungerechtigkeit im Bildungssystem. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, wandte sich gegen eine Zusammenlegung von Haupt-und Realschulen. Dies würde zu einer massiven Überforderung bei einem Drittel der Schüler und einer massiven Unterforderung bei einem anderen Drittel führen. afp



„Symbolpolitik mit Irrweg“
Neues Schulgesetz sorgt auf breiter Front für Unmut und Widerstand
Eckernförde – Das neue Schulgesetz ist beschlossen – die Kritik indes immens groß. Insbesondere der Deutsche Philologenverband (DPhV), der Deutsche Elternverein (DEV) und der Verband Deutscher Realschullehrer (VDR) sehen in der Neuordnung eine klare Benachteiligung von Schülern und Lehrern.

[…]Am Mittwochabend hatte der Schleswig-Holsteinische Elternverein in das Eckernförder Schulzentruni eingeladen, um über die Problematiken des Schulgesetzes zu diskutieren.

Das Podium, darunter auch Veranstalter Ulrich G. Kliegis (Elternverein DEV)
und Helmut Siegmon vom Philologenverband, äußerte sich zudem kritisch über die häufig euphorisch genannten skandinavischen Vorbilder wie beispielsweise Finnland. „Finnland taugt nicht als Vorbild“, meinte Siegmon. Dort wäre die durchschnittliche Klassenstärke mit zwölf bis 15 Schülern erheblich geringer, die Betreuung durch Lehrer, Assistenzkraft und zusätzliche Spezialpädagogen deutlich aufwändiger – und teurer. „Auf jeden Lehrer kommen dort nur vier Schüler – wie sollte das bei uns finanziert werden?“, fragte Siegmon, der zugleich kritisierte, dass in Finnland zwar die schwächeren Schüler gefördert, die Hochbegabten jedoch nicht unterstützt würden.
Das Schulgesetz sei Folge einer „Symbolpolitik mit Irrweg“, fand Kliegis, der mit seinem Verein einen Volksentscheid herbeiführen möchte, um das Schulgesetz doch noch zu kippen. Denn nicht nur inhaltlich schieße das Gesetz am Ziel vorbei, auch finanziell sei es nicht zu realisieren – eine Einschätzung, die auch Klug teilte….


Wenn schon das dass-Deutsch unvermeidlich erscheint: Die alberne aufwändig-Schreibung muß nicht sein, wie an anderer Stelle vorgeführt wird:

aufwendige Bau- und Restaurierungsarbeiten

Volksentscheide werden auch anderswo angestrebt – jedoch seit 1999 immer unter der Drohung, daß die Politiker die demokratischen Ergebnisse nach Laune verbiegen oder annullieren:

Volksinitiative: Entscheidung nicht vor Mai
Kiel – Es hatte gerade einmal sechs Wochen gedauert, bis die in Dithmarschen gestartete Volksinitiative gegen die Zwangsfusion von Kreisen mehr als 30 000 Unterschriften zusammen hatte. Das weitere Verfahren dauert dafür umso länger.
[…]
Dass die gesetzliche Hürde von 20 000 genommen wurde, ist inzwischen offiziell bestätigt.


Daß das Dass-Deutsch zu vermehrten Fehlern führt, merkt man wegen der Automatikkorrektur in den Zeitungen immer seltener. Ein Fehler rutscht in den KN immer wieder durch – barfuss:

Lachen hoch drei im Kieler Comedy Club
Guy Landolt, … kommt mit seinem ersten Solo-Programm Popcomedy nach Kiel. Darin schildert er seinen steinigen Weg zum Popstar-Ruhm, den er zu allem Überfluss auch noch barfuss zurücklegen muss. Selbstironisch und auch rundum kräftig austeilend springt Landolt vom Lampenfieber über selbst gebastelte Fernbedienungen zu Pornokanälen in Hotels und außerirdischen Nervensägen….


Tip > Tipp wegen „tippen“. Warum nicht Pop > Popp wegen poppen? Der Volksetümologe Prof. Augst würde sicher seinen Segen erteilen.

Den übrigen Kleinkram übergehen wir, aber erwähnen noch:

„In den Ruinen von Berlin“ zeigt, wie es nach dem Zweiten Weltkrieg wirklich in Berlin zuging.
… Die Idee für eine Dokumentation entstand während der Vorarbeit für den Thriller „The Good German“. Der in Schwarz-weiß gedrehte Kinofilm ….


… ein Kompromiß aus der vom Duden empfohlenen Neuschreibung „Schwarz-Weiß“ und der auch noch als zulässig geführten Altschreibung „Schwarzweiß“. Ja, wenn selbst -Jährige und -Fache als zweiter Teil großgeschrieben werden sollen …

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Sigmar Salzburg

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