Kostenneutrale Reform – die Eltern zahlen
Kleine Leseratten erhalten reichlich Futter
Grundschule Hude-Süd eröffnet eine eigene Bücherei / Förderverein hilft mit Geld und Handarbeit
Mit über 600 Büchern startet das Angebot zunächst. Schulleitung und Eltern denken aber schon weiter.
Von Marco Julius
hude. 15 lange Jahre hat die Grundschule Hude-Süd gewartet. 15 Jahre ohne eigene Bücherei. Damals hatte die gut bestückte Leihbibliothek aus Platzgründen weichen müssen. Ab sofort aber gibt es wieder Lesefutter für junge Leseratten. Großen Anteil daran hat der Förderverein der Schule an der Glatzer Straße. Er hat mit verschiedenen Aktionen Geld gesammelt, einen Großteil der zum Start rund 625 Bücher finanziert und auch sonst Hand angelegt: „In über 100 Arbeitsstunden haben wir die Bücher mit Schutzfolie überzogen, mit einer Signatur versehen und gestempelt, damit die Ausleihe funktuionieren kann“, sagt Annette Krüger, zweite Vorsitzende des Fördervereins.
Mechthild Walk, Rektorin der Schule, freut sich über soviel Elternengagement. Bis zu zwölf Mütter haben geholfen, dass die rund 300 Kinder der Grundschule ans Lesen herangeführt werden können. Das sei eine besondere Motivation, sagt etwa Anke Janzen, die als Mutter mit angepackt hat. „Viele Kinder haben noch nie eine Bücherei von innen gesehen. Unser Projekt ist eine tolle Werbung für das Lesen.“
Das sieht auch der Vorsitzende des Fördervereins, Frank Otte, so. „Das Etappenziel des Vereins ist es, 1000 Bücher im Bestand zu haben.“ Rektorin Walk denkt noch weiter. Sie will bei 1000 nicht Halt machen und alle Regale füllen. Etwas betrübt sind die Bücherei-Macher, dass die Gemeinde „nur“ den Raum und die Regale stellt, sonst aber keine finanzielle Hilfe gibt. Deswegen will man weiter mit eigenen Aktionen die Werbetrommel rühren und Spenden sammeln. Am 23. Juni etwa ist ein Sponsorenlauf geplant, der Geld für weitere Bücher bringen soll.
Elke Janzen, Mutter zweier Kinder an der Schule, weiß, wie sehr sich die Grundschüler auf „ihre“ Bücherei freuen. Schon vor der ersten offiziellen Ausleihe, die in den Unterricht eingebunden wird, sind die Kinder heiß auf Bücher.
Und der Bestand kann sich schon jetzt sehen lassen. „Wir haben eine Mischung aus Sachbüchern und bunten Geschichten. Dabei haben wir darauf geachtet, dass für Kinder jeder Jahrgangsstufe etwas dabei ist“, sagt Annette Krüger. Eine umgangreiche Lexikothek ist ebenso dabei wie die beliebten Bücher aus der Reihe „Die wilden Hühner“. Auch Kinderbuchklassiker wie Pippi Langstrumpf und Kalle Blomquist fehlen nicht.
Bücher aus der ehemaligen Schulbücherei sind allerdings nicht zu finden. „Alle Bücher hier sind neu angeschafft. Das liegt an der Rechtschreibreform. Wir können den Kindern ja nicht zumuten, heute falsche Schreibweisen zu lesen“, erläutert Rektorin Walk.
Eine Konkurrenz zur Gemeindebibliothek am Huder Bach soll die Bücherei auch nicht sein, eher eine Ergänzung auf dem Weg von der kleinen Leseratte zum großen Bücherwurm.
Delmenhorster Kreisblatt 12.04.2007
http://www.dk-online.de/index.php?artikel=1345072
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