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Kieler Nachrichten
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Sigmar Salzburg
06.02.2007 10.32
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Kieler Nachrichten v. 03. 02. 2007

Die Samstagausgabe der KN, obwohl umfangreicher, enthält oft nicht mehr Reformunfug, als die Ausgaben der übrigen Werktage. Die Texte im „Journal“ sind meistens recht solide abgefaßt – Beachtung der Normalreform, Vermeidung von Groteskschreibungen.

Das Erste, was Besucher von Kanguroo Island meist zu sehen bekommen ist – kein Känguru.

Wird „das erste“ groß geschrieben, dann sucht der Hirnprozessor nicht nach einer Reihenfolge, sondern nach einem Gegenstand – eine Lesefalle. Ebenso doof: das KN-Angebot Lesereise, die Erste … Lesereise, die Zweite

„Känguruh“ ist die exakte Übertragung von „Kanguroo“ und lehnt sich schreiblich an „Kuh“ oder „Nagelfluh“ an. Die verpflichtende „Reform“ war hier eine Albernheit.

Die Bahn war so gefragt, dass die Aktien der Panama Railroad eine Zeit lang die teuersten an der New Yorker Börse waren.

Die klassische „Zeitlang“ wird uns nach zehn Jahren gnädig zurückgegeben, ist aber nach Neu-Duden nicht empfehlenswert.

Angenehm, leider sehr selten: Versailles Spiegelsaal … aufwendig restauriert…

Das Kinderjournal verwendet in strikter Kehrtwende das große „Du“. Die beliebige Ratsschreibung wird also nicht in Anspruch genommen:

Informiere Dich also in der Gärtnerei oder in einem Buch, wie vielLicht und Wärme Deine Blume braucht. … Auch Schildläuse saugen Pflanzensaft. Sie befallen meist schon geschwächte Pflanzen und solchr, die zu viel gedüngt wurden.

Die Reform-Trennschreibung wird hier beachtet, auf den anderen Seiten findet man häufiger die verbotenen „wieviel“ und „zuviel“.

Der Bridge-Experte auf der gleichen Seite meidet die Assschreibung und gefährdet so die Jugend:

BRIDGE PROBLEM NR. 544
Der Anfänger gibt sein Bestes und zieht das As, gefolgt von der Dame. … Pik As … As … As …


Am Schluß eine ganze Seite Interview mit Rudolf Kunze:

Heinz Rudolf Erich Arthur Kunze, geboren 1956 in Espelkamp-Mittwald, ist Rocksänger, Musicalkomponist, -texter und –übersetzer und Zeitgeist-Literat.
[Warum er am Grand Prix Zirkus teilnimmt] … außerdem bin ich nicht die Jesus-Marionette selbsternannter Reich-Ranickis. (Duden 06 will immer noch die selbst-Abspaltung fördern)

Was natürlich nicht zur Sprache kam, hatte Kunze schon in der Kerkeling-Duden-Werbesendung „Deutsch-Test“ im Mai 2005 demonstriert:

… Er hatte in sein Diktatheft einige Bemerkungen gegen die Reform hineingeschrieben (und auch die Forderung, ihn nach bewährter Rechtschreibung zu korrigieren, die Hape Kerkeling dann vorlas. Es gab Beifall vom ganzen Publikum. Kunze erläuterte seine Position kurz und erwähnte, daß sein nächstes Buch natürlich in der alten Rechtschreibung herauskäme. (n. Rechtschreibung.com)

Auf den übrigen KN-Seiten finden wir wieder ungehemmte Großschreibungen wie im 19. Jahrhundert:

Dirigent Gerd Albrecht – Ganz in Albrechts Sinn: „Nichts ist furchtbarer als das Leid von Kindern. Nichts berührt uns mehr. Und nichts Anderes sollte uns mehr überzeugen zu helfen.“

Ein Pastor i.R. aus Fleckeby: Denn in meinem Leben ist doch Vieles geschehen, was ohne mein Zutun auf mich zukam und was ich zu ertragen hatte.

Dann etliche wieder überholte Trennschreibungen, darunter auch dumm verfehlte:

Dieses Ziel ist vor allem die Aufgabe jener Länder, die den Löwenanteil der Klima schädigende Gase ausstoßen.

Und natürlich Stillleben und vielfach so genannt, aufwändig, platziert…

Verbotene alte Schreibungen sind:

Nachdem die bisherige Förderung für die Hamburger Kunsthalle ausgelaufen ist, konzentriert sich das Kunstsponsoring der HSH Nordbank zur Zeit auf nur drei Häuser.

…Aufführung von Georg Friedrich Händels Oratorium Der Messias. Sie wurde mit Kürzungen und auf deutsch gesungenen Texten von Klaus Volker Mader verwirklicht, …

Obwohl die Bestattungsunternehmen kurz nach der „Reform“ ihre Texte beflissen umgestellt haben und vor allem auf das kleine „du“ zur Abschaffung der Ehrerbietung geachtet haben, finden sich doch vereinzelt Todesanzeigen in seriöser Rechtschreibung:

Wir trauern, daß wir sie verloren haben.
Aber wir sind dankbar, daß sie bei uns war.


Dafür protzen an anderer Stelle die Politiker mit Innovativ-Wortschöpfungen ihrer Betriebsamkeiten in greulicher Misch-Orthographie:

„Exzellenzcluster The Future Ocean“

Andere „Prominente“ suchen dies durch vermutlich geformte, geliftete Begleiterinnen zu erreichen:


Wilhelm „Mörtel“ Lugner (74), Wiener Bauunternehmer …. Der skandalumwitterte Unternehmer, der alljährlich durch wohl geformte, bezahlte Begleiterinnen auf dem Wiener Opernball auf sich aufmerksam macht, ...


– geändert durch Sigmar Salzburg am 06.02.2007, 15.19 –
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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
05.02.2007 14.01
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Kieler Nachrichten v. 1. u. 2.2.2007

noch KN v. 1.2.2007

Zur Erbschaftssteuer
Der Richterspruch nimmt dem Gesetzgeber aber auch künftig keineswegs den Spielraum, die Weitergabe einer Eigentumswohnung oder eines Betriebs steuerlich gegenüber einer Hinterlassenschaft in Bar zu begünstigen….


Müßte es nicht „in der Bar“ heißen?

Hier ist die Anwendung neuregelrecht, aber die Anwendung der Bindestrichkrücke ungeregelt:

Wohnraum für Haselmäuse
Haselnusssträucher sind nützlich, direkt am Nest aber nicht zwingend erforderlich.
[Naturschützer Wilhelm Diestel] Er ist aber nicht der Einzige, den die Haselmaus fasziniert: 2402 Schleswig-Holsteiner suchten bislang bei der Aktion Nussjagd Nuss-Schalen mit den typischen Fraßspuren der Haselmaus.

Die Mehrheit der Bürger wollte bei „Haselnußsträuchern“ und „Nußschalen“ bleiben.

Daniel Radcliffe, „Harry Potter“-Darsteller, sorgt mit erotisch angehauchten Fotos für Schlagzeilen. Verärgerte Eltern befürchten, dass der halb nackte_17-Jährige einen schlechten Einfluss auf ihre Schützlinge ausüben könnte.

„halbnackt“ war von den Schreibdikta-Thoren zehn Jahre lang verboten worden (nur die Schreibung). Seit sechs Monaten ist es wieder zugelassen. Die „daß“ und „17jährige“ bleiben verboten

Manfred Krug, Schauspieler, entschuldigt sich bei Käufern von T-Aktien, die enttäuscht worden seien. Seine Werbespots für die T-Aktie bezeichnete er als seinen größten beruflichen Fehler. Er besitze zwar noch welche, betrachte es aber als eine Art Selbstbestrafung, sagte der 69-Jährige dem Magazin „Stern“.

Wir erinnern uns, daß Manfred Krug im Öffentlich Rechtlichen Werbung für die Unterschriftensammlung zum Bürgerbegehren gegen die „Rechtschreibreform“ machen wollte und das unrechtmäßig verboten wurde. Bis das Verbot gerichtlich abgewiesen wurde, verging wertvolle Zeit – einer der vielen schmutzigen Tricks der Reformmeute.

Anfragen an Bundestagsabgeordnete kann man jetzt richten an die

neue Internet-Plattform http://www.abgeordnetenwatch.de

Die Adresse lädt sehr zum Abwatschen ein.

Ein bisher kaum bekanntes sss-Wort findet sich in den KN v. 2.2.07:

„Ich habe nach der Schlusssirene einfach nur genossen“, meinte Brand unmittelbar nach Spielende überglücklich.

Vor Spie-lende zeigte die Mannschaft Handball in Vol-lendung – welche Trennung ist falsch?

Ein paar Seiten weiter hatte jemand seinen ss-Konverter ausgestellt:
Im brandenburgischen Nauen hat ein Polizist nach Dienstschluß einen jungen Mann eschossen.

Da das verboten ist, muß man doch wieder zur Bindestrichkrücke greifen:
Heute Schluss-Abstimmung über die Gesundheitsreform.

Wer sich an die sss-Schreibung gewöhnt hat, stört sich vielleicht an der übermäßigen Großschreibung:

Der Kunde zahlt im Voraus

Der „Voraus“ ist ein juristischer Begriff

„Wir sind die Ersten am Tatort“

Erstrangige Täter? Die gleiche Verschiebung der Maßstäbe findet sich auch im Roman. Dagegen läßt er sich die neu mögliche Überbetonung „vor Kurzem“ entgehen:

„Ich schreibe gerade einem Typ, der auf Analverkehr steht …“ „Allerdings glaubt er, ich sei eine Vierundzwanzigjährige, die ihre Vorliebe dafür erst vor kurzem entdeckt hat….“ … Martin Klein fand als Erster die Sprache wieder.

Die „WELT“ jedoch schreibt eisern nach Dumm-Duden-Empfehlung – zum Kriminalroman von Andrea Camilleri:
Sein jüngster Fall, „Die Passion des stillen Rächers“, ist vor Kurzem bei Lübbe erschienen. (Welt online 03.02.07)

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
03.02.2007 17.40
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Kieler Nachrichten v. 01.02.2007

Haftbefehle im Fall El Masri erlassen

13 CIA-Agenten sollen in Deutschland auf die Anklagebank

München – Das Amtsgericht München hat wegen der Entführung des deutschen Staatsbürgers Khaled el Masri Haftbefehle gegen 13 mutmaßliche CIA-Agenten erlassen. Wie die zuständige Staatsanwaltschaft München I gestern mitteilte, wird ihnen Freiheitsberaubung und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Bei den in den Haftbefehlen aufgeführten Personalien der Beschuldigten dürfte es sich laut Staatsanwaltschaft um so genannte Tarnidentitäten von CIA-Agenten handeln. ... afp


Nun, wegen der leider noch sehr häufigen Reform-Stotterschreibung „so genannt“, die das mindestens seit Goethes Werther bekannte „sogenannt“ verdrängen soll, brauchte man die afp-Meldung nicht zu bringen. Bemerkenswert wird dies erst durch eine aufgebauschte KN-Skandalmeldung auf Seite 22:

Rechtsextreme Parolen bei RCDS-Veranstaltung?

Kiel – Es rumort in der Kieler Hochschulszene. Grund sind offenbar rechtsextremistische Auswüchse während einer Veranstaltung des RCDS (Ring Christlich-Demokratischer Studenten) mit dem Titel „Die Amerikanisierung der deutschen Sprache und Kultur“.


Nach Angaben von Besuchern „mündete der von zweifelhaften rechtslastigen Andeutungen durchsetzte Vortrag des emeritierten Kieler Germanisten Heinz-Günter Schmitz in eine Diskussion, in der offen rechte Ansichten vertreten und mit deutlichem Applaus bedacht wurden, ohne dass die Verantwortlichen des RCDS sich davon distanziert hätten“, heißt es in einem Schreiben hochschulpolitischer Gruppen der Uni Kiel. Auch von „anhaltender Okkupation“ durch amerikanische „Agenten“ sei die Rede gewesen.

Das Bündnis – bestehend aus den Hochschulgruppen von Grünen, Jusos, Fachschaftsliste, Junger Union, Liberalen, Die Linke, Buena Vista Uni Club und Psychologie-Physik-Meereskunde-Stimme – fordert von der CDU und vom RCDS als Veranstalter der Diskussionsrunde unter anderem eine „klare Stellungnahme, die keinen Zweifel daran lässt, dass rechtsextreme Meinungen in ihren Reihen nichts zu suchen haben“. Dieser Forderung schloss sich gestern die Landesvorsitzende der Grünen, Marlies Fritzen, an und bezeichnete „solch rechtsextreme Parolen aus einem deutschen Hörsaal“ als unerträglich.

Der RCDS-Landesvorsitzende Okke Drews nannte die Vorwürfe unterdessen „eine verzerrende und absurde Darstellung“ der Veranstaltung, „die in Wirklichkeit von einer kontroversen und sachlichen Diskussion begleitet wurde“. Prof. Schmitz habe den Vortrag als Vertreter des renommierten Vereins Deutsche Sprache e. V. gehalten.

Der CDU-Landesverband nimmt die Vorwürfe nach Angaben von Landesgeschäftsführer Daniel Günther dagegen „sehr ernst“. Er, Günther, habe den RCDS-Landesvorsitzenden aufgefordert, bis heute Mittag zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Bedeckt hielt sich das Rektorat der Uni. Es kenne den Wortlaut der Beiträge in der Veranstaltung nicht. Grundsätzlich sehe es jedoch keinen Anlass, zu persönlichen Meinungsäußerungen Stellung zu nehmen. Prof. Schmitz war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar. kön


Wie die eingangs zitierte Meldung beweist, ist die Untersuchung der Tätigkeit amerikanischer Agenten in der Bundesrepublik offensichtlich bis zur Fahndungsreife gediehen. Entsprechende Vorwürfe sind auch keineswegs „rechtslastig“, sondern waren und sind gerade in linken Kreisen sehr verbreitet. Daß die Kieler Nachrichten auf diesen einzigen genauer bezeichneten Vorwurf hin einen Artikel verbreitet, der geradezu wie Rufmord wirken kann, ist unverantwortlich.

Gerade Prof . Schmitz ist als besonnener Sachwalter der deutschen Sprache bekannt und für seine Zurückhaltung, sich einer politischen Richtung zuzuordnen. Die ganze Aktion hat eher eine gewisse Ähnlichkeit mit der Sprengung von Lehrveranstaltungen seit den 68er Jahren. Es würde nicht verwundern, wenn einige der „rechten“ Publikumsäußerungen von Provokateuren verschiedener politischer Interessengruppen lanciert worden sind.

Daß auch Leute von der Jungen Union in dem „Bündnis“ (zu welchem sonstigen Zweck?) mitmachen, mag in der Unbedarftheit ihrer Mitglieder liegen und im schlechten Gewissen. Vor dem Volksentscheid 1998 veranstaltete der RCDS, der Ring Christlich Demokratischer Studenten, im Gebäude des Audimax zusammen mit der jetzigen Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz und Prof. Schmitz eine Podiumsdiskussion gegen die „Rechtschreibreform“. Den Sieg der Bürgerinitiative feierte die CDU dann am 27.9.1998 in Ermangelung anderer Erfolge bei der Bundestagswahl wie ihren eigenen Sieg.

Nachdem die CDU unter Mißachtung des Volkswillens auf Betreiben des Importkandidaten Rühe und des Fraktionsvorsitzenden Kayenburg im nächsten Jahr eine Kehrtwende in der Rechtschreibfrage vollzogen hatte, durfte es in allen Landtagsparteien keine offenen Fürsprecher der traditionellen Rechtschreibung mehr geben. Wer unabhängig kritisch den Kurs der Parteien bekämpfte, mußte in die rechte Ecke geschoben werden.

Das wird jetzt offensichtlich auch auf den „Verein Deutsche Sprache“ ausgedehnt, obwohl er orthographisch neutral sein will und nur die Achtung der eigenen Sprache auf seine Fahnen geschrieben hat.
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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
02.02.2007 21.23
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Kieler Nachrichten v. 31.01.2007

Als erstes verraten wir die Lösung des Literaturrätsels:

Wer schrieb was?
„Vielleicht liebten sie sich umso mehr, weil die damaligen Verhältnisse Glaukus kein anderes Ziel seines höheren Strebens gestatteten als die Liebe. In dem despotischen Rom jener Zeit fand der A thener keinen Wirkungskreis. Das politische Leben seines Vaterlands war erloschen. Und weil der Ehrgeiz kein Gegengewicht gegen die Liebe bilden konnte, war es die Liebe allein, welche den Geist und das Herz ausfüllen musste. Ihnen erschien das eiserne Zeitalter, in dem sie lebten, wie das goldene, und der Zweck ihres Daseins war jetzt einzig und allein ihre Liebe.“

Die hier schwülstig gefeierte Liebe zwischen dem reichen Athener Glaukus und seiner schönen Landsmännin ist wie geschaffen für einen Hollywood-Historienschinken. Zumal Vertreter aller Stände, dazu Ägypter, Nubier und Angehörige anderer Völker des römischen Weltreichs dem Bild der umtriebigen Handelsstadt effektvolle Farben verleihen, das der Autor von ihren letzten Tagen von ihr malt. Doch der Leser kann beruhigt sein, die sich so innig Liebenden entkommen der Katastrophe. Der Autor, der auch als Politiker eine steile politische Karriere machte und sogar einmal Kolonialminister Großbritanniens war, wurde mit diesem Werk berühmt. Seine anderen Romane sind vergessen. Nur dass Richard Wagner einen von ihnen als Grundlage für eine Oper nahm, mag bekannt sein.

Die letzten Tage von Pompeji“ von Edward Bulwer-Lytton (1834). Da sich der Rätselmacher im allgemeinen an die originale Rechtschreibung hält, muß es sich entweder um eine alte Übersetzung in der (seltenen) ß-losen Schreibung oder um eine auf neue Rechtschreibung umgeferkelte Neuausgabe handeln. Die genannte Oper Wagners war natürlich sein erster Opernerfolg „Rienzi“.

Nun in die Niederungen der Tagespolitik:

Zum Schulgesetz für Schleswig-Holstein gibt es Leserbriefe, die wieder zeigen, wie die „Volksvertreter“ über das Volk hinweg entscheiden, wie vorgeübt bei der „Rechtschreibreform“:

Arrogant und ignorant
Schulgesetz unter Dach und Fach
Selten haben Regierung und Parlament ein Gesetz von so großer Tragweite in einer solchen Blitzaktion „durchgepeitscht“ wie das neue Schulgesetz. Sobald die Bürger merkten, was hier gespielt wird, haben sie auf breiter Front ihre Ablehnung bekundet. Doch statt den Fuß vom Gas zu nehmen, um Zeit für einen fairen Dialog mit den Betroffenen zu haben, tritt die Regierung das Gaspedal bis zum Boden durch. Protest ist nicht erwünscht, und wenn die Argumente ausgehen, tun's auch Schläge unter die Gürtellinie
[…]
Matthias Schwertmann

Reformen ja, aber nicht diese
Die flächendeckende Einführung von Regionalschulen ist nun also beschlossen.
Der beeindruckende Widerstand von Eltern und Schülern wird von der großen Koalition und Presse als eine unwillige Schar von Reformgegnern abgetan .
[…]
Silke Jürgensen

… und in der Bundespolitik:

Die Mehrheit für die Gesundheitsreform steht … Die Fraktionsführung hatte nach der Abstimmung durch Handaufheben 30 Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen gezählt, Reformgegner wie der Flensburger Arzt Wolfgang Wodarg sprachen von einem Drittel der Abgeordneten. … „Ich habe noch nie gesehen, dass Parlamentarier so belogen, getäuscht und so ausgetrickst wurden wie bei diesem Gesetz“, hatte sich der Flensburger Arzt beschwert.

Ob sich Herr Dr. Wodarg erinnert, daß mit der „Rechtschreibreform“ die Bürger auf die gleiche Weise behandelt wurden. – Auch für ihn schrieb sein Fraktionskollege Rossmann als Vertreter der Landesgruppe Schleswig-Holstein der SPD an die Bürgerinitiative am 26.04.2006:

Auch wenn die neuen Rechtschreibregeln nicht bei allen Teilen der Bevölkerung auf Gegenliebe stoßen, sollte unserer Meinung nach die Diskussion um die Reform der deutschen Rechtschreibung mit dem neusten Kompromiss beendet werden.

Es ist die Sprache der Tatsachenverdreher, denn diese Worte sollen den Anschein erwecken, als ob nur eine Minderheit Unbelehrbarer gegen die neue Schreibung sei. Tatsächlich haben 1998 fast 71 Prozent der Wähler dagegen gestimmt, ein Ergebnis, an das die Herren Wodarg und Rossmann selbst mit ihren guten ca. 45 Prozent bei der Bundestagswahl nie herankommen werden.

Sowohl bei der ersten Rechtschreibreform als auch jetzt ist eine großzügige Übergangsregelung (bis zum 31.07.07) vorgesehen … zu gütig, die „so genannten“ Volksvertreter.

Jetzt wird nicht nur als fehlerhaft gebrandmarkt, wenn Schüler schreiben, wie sie es bei Thomas Mann, Siegfried Lenz, Hermann Hesse … gelesen haben, sondern auch, wie es verständige Türken auf deutsch haben erscheinen lassen, z.B. Orhan Pamuks vielgelobtes Buch „Istanbul – Erinnerungen an eine Stadt“, im November bei Hanser in klassischer deutscher Rechtschreibung erschienen.

Umso mehr muß man es bedauern, daß die Bundesrepublik dem Nobelpreisträger nicht die Sicherheit bieten kann, die er für eine Lesereise benötigt:

Köln (dpa) – Unter dem Eindruck massiver Drohungen hat der türkische Literatur-Nobelpreisträger Orhan Pamuk (54) eine Reise nach Deutschland nach Angaben des „Kölner Stadt-Anzeiger“. abgesagt.

Das Interesse an authentischer fremder Kultur bleibt aber nach wie vor gering, es sei denn, sie wird durch jazzige Ketchup-Sauce dem eingeübten Geschmack angenähert:

Cyminologiy verbanden im KulturForum persische Musik mit modernem Jazz …
Der Bass von Ralf Schwarz konnte singen, brummen, mit spitzig-spritzigen Querschlägern die Musik aufrauen.


Auch hier wäre das gestohlene h von „rauh“ hilfreich zur Untermalung des Timbres der Stimme.
Das verbotene kleine „leid“ haben wir nach zehnjährem Kampf wieder, von der verordneten Großschreibkrankheit wird man sich aber noch in Jahren nicht erholt haben:

Peking findet viele offene Arme, nicht nur, weil es in kurzer Zeit viele Menschen aus der Armut befreit hat. Zudem ist Afrika es Leid, sich von Europäern und Amerikanern wegen korrupter Machenschafter und fehlender Demokratie kritisieren zu lassen.

* * *

Helmut Krausser (Jg. 1964) hat sein neues Buch Eros genannt, … Dem Schriftsteller [Romanfigur], der von Brüggens Erinnerungen notiert, ist es freigestellt, fragwürdige Elemente zu streichen und durch eigene Darstellungen zu ersetzen. Gerade diese Doppelbödigkeit ist es, die dem Roman das entscheidende Quäntchen Glaubwürdigkeit und Ironie verleiht.

Das erinnert an die Doppelzüngigkeit der Schreibdiktatoren, die die (unfreiwillige) Zulassung herkömmlicher Schreibweisen als neue Freiheit preisen, aber nicht die Freiheit gewähren, Wörter der gebildeten Welt, wie „Quentchen“, zu verwenden.

Mahner und Sprachskeptiker
Vor 100 Jahren wurde Günter Eich geboren

… Eich, der mit der österreichischen Autorin Ilse Aichinger verheiratet war, erhielt 1959 den Büchnerpreis. Schon damals warnte er eine selbstzufriedene Öffentlichkeit vor der Kumpanei der Dichter mit der Macht und dem Missbrauch der Sprache.


Mit der vorliegenden Rechtschreib-Kumpanei der Journalisten halten wir uns nicht weiter auf, sondern erwähnen nur noch eine Mißfigur der Missschreibung:

KIELER KÖPFE
Für Susanne Bock (Foto), mehrfache deutsche Meisterin im Bodybuilding, geht ein Traum in Erfüllung. Die 36-Jährige, die 2005 in die Figur-und Fitnessklasse wechselte, hat sich durch ihren zweiten Platz bei dem Amsterdam Grand Prix für die Miss-Figur-Olympia-Show Ende September in Las Vegas qualifiziert, ….


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Sigmar Salzburg
02.02.2007 12.54
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Kieler Nachrichten v. 30.01.2007

Propagandachef Nordkoreas vermisst
Seoul
- Der nordkoreanische Propagandachef Jeong Ha Cheol (74) ist seit 15 Monaten komplett verschwunden. Jede Erwähnung Jeongs sei aus den Publikationen getilgt worden. Sein Gesicht auf offiziellen Fotos geschwärzt worden. … dpa


Gespenstisch ... „1984“... Aber vergessen wir nicht, daß auch bei uns getilgt wurde – in den Schulbüchern das große „Du“, in historischen Briefen, so als ob es diese Höflichkeit nie gegeben hätte. Das gleiche gilt für die klassischen „ß“. Viele haben sich an die Dreistigkeit der Zeitungen gewöhnt, Leserbriefe in die „gültige“ Schreibung umzusetzten. Nur wenn der Kunde Geld dafür bezahlt, traut man sich nicht, z.B. in der Fundgrube:

Esszimmertisch aber: . Briefmarkennachlaß …. Münznachlaß

Aber auch hier war die s-Reform vergeblich:

… Allerdings halten das die Kliniken und auch die die Kassen für gerechtferigt, weil der Aufwand für die Bauchoperation wesentlich höher sei als die Kreissaalgeburt.

Peter Harry Carstensen möchte eine Villa:

Doch plötzlich ist das so genannte Haus B. wieder heiß begehrt. Der Ministerpräsident möchte es gern allein nutzen.

Dudenempfehlungsschreibung für das herkömmliche „heißbegehrt“. Das aber ist zumindest als Adjektiv vor einem Substantiv eindeutig vorzuziehen

Klosterkonzert Bordesholm, Streichersinfonie Nr.3 op. 73 von Dmitri Schostakowitsch:
Der harte, kräftige und Furcht erregende Rhythmus des Scherzos lässt nachhaltig an groteske Märsche bei Gustav Mahler denken.

Diese Darstellung mag ja in der Absicht des Schreibers liegen, aber seit der Zwangsspaltung der zugehörigen Adjektivbildung reagiert man allergisch. Falsch und dann noch mißraten ist das folgende Beispiel:

Von dem Kräftezehrenden Wagnerschen Bühnenweihspiel sattelte Domingo … dann aber doch auf einen bequemeren konzertanten Auszug aus dem Ring um: auf den ers-ten Akt der Walküre.

Auch kehrt die nun wieder verbindliche Zusammenschreibung mit „auseinander“ nur zögernd zurück: … Lohengrin, als allererster Testfall für Wagner, mit dem sich der heute offiziell 66-jährige Künstler immer wieder imponierend auseinander setzte….

Und nun zu den modernen Zeiten:

Um es gleich klar zu stellen: Der Schreiber dieser Zeilen hat bis dato die Kieler Deathmetal/Hardcore-Band Noise Forest nie sonderlich gemocht. Schier unhörbare frühe Demos sorgten zu Beginn und Mitte der Neunziger kaum für Begeisterung, auch wenn der im Doom-Tempo verweilende Sludge-core seiner Zeit tatsächlich voraus schien.

Unerwartet falsch ist die „erleichternde“ Trennschreibung, erschwerend protzt der Rezensent mit Scene-Fachwörtern und hält es nicht für nötig, sie zu erklären. Das ist nicht einmal Denglisch.
...
– geändert durch Sigmar Salzburg am 02.02.2007, 20.25 –
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Sigmar Salzburg
02.02.2007 10.30
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Kieler Nachrichten v. 29.01.2007

Erwähnt sei nur dies:

Auf Seite 1 korrigiert der Bildtexter kurzerhand den falschen Titel des Ballets:

Silvana Schröders neues Tanzstück „Eine Handvoll Leben!“, das im Kieler Opernhaus am Sonnabend heftig und ausdauernd beklatscht wurde …

Das Stück wurde wohl konzipiert, als „Hand voll“ noch allein richtig war. Deswegen heißt es auf S. 15:

Silvana Schröders getanzter Bilderbogen „Eine Hand voll Leben!“ im Kieler Opernhaus

Soweit aus der Beschreibung ersichtlich, spielt eine einzelne Hand keine besondere Rolle in dem Stück.

Noch aus dem Feuilleton (warum nicht „Föjetong“, wie „Portmonee“?):

Natürlich sind „Baßarien“ leserlicher als „Bassarien“, die an Aquarien erinnern.
Also schreibt man als Notlösung „Bass-Arien

Eine greuliche „Abschlussshow“ wollte man auch nicht bieten, sondern mußte wieder zur Bindestrichkrücke greifen: „Abschluss-Show

Und wer ahnt, daß „Irish Step Dancing“ jetzt ungemein erleichternd mit „irischer Stepptanz“ übersetzt werden soll. Umgekehrt sind dann die stepp- und tipp-Fehler für die Englischarbeit vorprogrammiert.

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Sigmar Salzburg
30.01.2007 14.36
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Kieler Nachrichten v. 26.01.2007

Nächstenliebe

Das Geständnis von Hartz liefert der Justiz auch Munition für die kommenden Verfahren um Korruption, Vergnügungsreisen und Sexpartys auf Firmenkosten.

Auch Hartz zählt zu unseren Nächsten und hat Anspruch auf Mitgefühl. Der Text geht weiter in korrekter neuer Rechtschreibung:

Volkert dürfte einer der Nächsten auf der Anklagebank sein.

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30.01.2007 11.34
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Kieler Nachrichten v. 27. 01. 2007

Der SPIEGEL übt bescheidenen Widerstand:

KZ-FOTODATENBANK
… Machten amerikanische Stellen das Foto, um den Deutschen die Greueltaten ihrer Landsleute vorzuhalten? Oder war es gar ein heimlicher Schnappschuss durch einen Häftling, der Beweismaterial gegen seine Peiniger sammeln wollte? …

http://www.spiegel.de/panorama/zeit...-462856,00.html

An den Schulen ist das verbotene Schreibung – und dennoch fühlt man Erleichterung, daß Greuel noch Greuel genannt und sie nicht in einer absurden Vergangenheitsbewältigung zu „Gräueln“ werden, und damit den Geist untertäniger Mitmacherei widerspiegeln, der auch sie ermöglichte.

Die Kieler Nachrichten wagen dies nicht, anders als die in Berlin erscheinende „Allgemeine Jüdische Wochenzeitung“ (AJW), die ihre Ablehnung der neuen Rechtschreibung begründete: „Sie ist amtlich verordnet, wird also befolgt und findet ihren Niederschlag (...) in angepaßten Lehrern und Journalisten, die von den neuen Regeln zwar nicht unbedingt überzeugt sind, aber sich brav daran halten. Vorschrift ist Vorschrift.“ (!!! AJW, 28.10.99).

Irgendwie bringt das konfuse Knäuel der Schreibgräuel ernste Texte um ihre Seriosität, und man liest mit einem unguten Gefühl:

Gräuel des Holocaust ins Bewusstsein rufen
… Und das ist gut so, heißt es doch, sich die Gräuel des Holocaust ins Bewusstsein zu rufen, und gegen das Vergessen anzukämpfen: „Es ist wichtig, sich mit den Texten auseinanderzusetzen“ meint IGE-Schülerin T….


Bemerkenswert: „auseinandersetzen“ war zehn Jahre lang „falsch“ und ist jetzt wieder allein richtig. Bis zum letzten Jahr wurde diese traditionelle Schreibweise verhindert – von falschen „Macht bewussten“ Politikern:

Der durchaus Macht bewusste Ferdinand Piëch …

Reformbeflissener Unterwerfungseifer erzeugt eben Blödsinn. So auch hier:

Da klatschten sogar die hart gesottenen Meese-Fans mit.

Weil die „Reform“ die Abspaltung steigerbarer Wortteile vorschrieb, sollten nur noch „hart gekochte Eier“ zulässig sein; „hartgesotten“ ist aber ein fester Begriff (kann man sich einen „gesottenen Sünder“ vorstellen?) und soll auch nach der „Reform“ nicht abgetrennt werden. Man sieht, allenthalben „Erleichterung“ und „Vereinfachung“ durch die „Reform“.

Auch das Glanzstück dieser Reform, die Aufspaltung üblicher Adjetivbildungen, wird immer noch nicht konsequent als belächelte Tolpatscherei vermieden:

Vorher mussten sie miterleben, wie ihr Körper zerfiel und ihr Spiegelbild immer Furcht erregender wurde.

Manche Wortspaltungen fallen gar nicht mehr auf, so daß vielen Leuten die Vorzüge der traditionellen Schreibung oft nicht mehr bewußt werden.

Als Pizarro und seine schwer bewaffneten Soldaten zu Pferde ins peruanische Hochland vordrangen, um Atahualpa, den letzten Inka-Herrscher, mit List und Tücke gefangen zu nehmen, war das Volk bereits durch eingeschleppte Epedemien wie Masern und Pocken geschwächt …
… in einem selbst gezimmerten Boot


Die Vernichtung des Wortes eine „Zeitlang“ wurde abgewehrt. Im Dumm-Duden 2006 findet es sich wieder neben der unverständlicherweise empfohlenen Neuschreibung „eine Zeit lang“

Um eine Erektion zu bekommen und zu halten, muss dieser Abfluss eine Zeitlang dicht sein.

Ich erspare mir, dazu passende Beispiele von männlichen Gliedern zu bringen, die „eine Zeit lang gezogen“ wurden, um ein vermeintliches körperliches Handicap auszugleichen.

Die „Letzteren“ drängen sich „des Weiteren“ wieder unangenehm vor.

Schließlich geben uns die achtfachen „Essstörungen“ im „Fitnessstudio“ in der Beilage „unizeit“ den Rest.

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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
26.01.2007 20.54
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Neues aus der schleswig-holsteinischen Bildungsdiktatur

nordClick/Kieler Nachrichten vom 26.01.2007 01:20

Erdsiek-Rave zieht Schulleiter der Preetzer Sprachheilgrundschule ab

Preetz – Die Schließung der Sprachheilgrundschule in Preetz rückt näher. Kultusministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD) hat für die Öffentlichkeit überraschend Schulleiter Volker Budzyn zum 1. Februar ans Förderzentrum Plön versetzt und eine kommissarische Leitung berufen. Der Kreistag lehnt es einhellig ab. Die betroffenen Eltern schäumen vor Wut. So geht es auch den Lehrern, die aber schweigen müssen, weil sie Beamte sind. In einer Unterschriftensammlung bescheinigen viele Kindergärten, Schulen und Logopäden, dass der Schritt ein Fehler ist. Erdsiek-Rave bleibt dennoch hart: Die Sprachheilgrundschule in Preetz wird als eigenständige Schule zum Spätsommer aufgelöst.


„Die Versetzung ist ein weiterer Schritt zur Umsetzung des neuen Konzeptes“, bestätigte die Sprecherin des Ministeriums, Beate Hinse, gegenüber den Kieler Nachrichten. Das Land möchte, wie berichtet, die sprachgestörten Kinder statt zentral in Preetz dezentral in Kombiklassen in ihren Heimatorten unterrichten. Nur am Förderzentrum in Preetz bleibt eine zentrale Betreuung für schwere Fälle.

Die Versetzung des Schulleiters ist nicht ohne politische Brisanz. Der Kreis als Träger der Sprachheilgrundschule stemmt sich nämlich gegen die Schließung der Einrichtung. Einstimmig über die Parteigrenzen hinweg hat sich der Kreistag in seltener Einheit hinter Eltern und Schüler gestellt. Formell spricht Kultusministerin Erdsiek-Rave nicht von einer Schließung. Wenn sie die Schule offiziell schließen wollte, hätte nämlich der Kreis als Träger ein Wörtchen mitzureden. Faktisch lässt sie aber keine neuen Schüler mehr zuweisen. Das Ergebnis ist das Gleiche: Die Sprachheilgrundschule hört auf zu existieren. Das empfinden viele Kreispolitiker als schlechten Stil. Mit der Versetzung von Budzyn und die Einsetzung einer kommissarischen Zwischenlösung bis zum Schuljahresende dürften sich die Abgeordneten erneut vorgeführt fühlen.

Erdsiek-Rave hatte in der Vergangenheit bereits die Eltern mit einer Äußerung vor den Kopf gestoßen. Auf einer Podiumsdiskussion sagte sie, Sprachauffälligkeiten träten bei Kindern aus „bildungsfernen Elternhäusern“ auf, übersetzt: Die Eltern solcher Kinder sind einigermaßen dumm. Zahlreiche Väter und Mütter waren hellauf empört, da Sprachauffälligkeiten oft durch Störungen in der Schwangerschaft ausgelöst werden.

Die Vorsitzende des Schulelternbeirates, Silke Arpe, ist erbost über das neuerliche Vorgehen der Kultusministerin. Noch bevor sich der Petitionsausschuss des Landtages im März mit dem Anliegen befasst, würden vollendete Tatsachen geschaffen. Auch die kurzfristige Benachrichtigung der Eltern macht sie wütend. Die Schüler, die eng verbunden seien mit ihrem Schulleiter, hätten nur wenige Tage Zeit, sich von ihrem beliebten Lehrer zu verabschieden. Der Zeitpunkt der Versetzung ist für sie ein Rätsel. Immerhin ist die Stelle des Schulleiters am Förderzentrum in Plön seit 2005 vakant. „Warum wird sie jetzt besetzt?“, fragt sich Silke Arpe.

Von Hans-Jürgen Schekahn

http://www.kn-online.de/artikel/2051341/Erdsiek-Rave_zieht__Schulleiter_der_Preetzer_Sprachheilgrundschule_ab.htm

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Sigmar Salzburg
26.01.2007 08.17
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Kieler Nachrichten v. 24.01.2007

Die Aktivitäten gegen das neue Schulgesetz wurden hier schon erwähnt.

Was findet sich sonst an Schreiblichem in den Kieler Nachrichten – neben den chronischen Krankheiten ss-Schreibung, Silbentrennung, -Jährigen und (nunmehr völlig unnötig) „so genannt“?

Der Libanon animiert zu Schrägschreibungen: Diesmal sind es die brennenden Autoreifen der Regierungsgegner, die ihre Unheil verkündenden Rauchsignale über die Stadt schicken. Denn so friedlich wie der seit Wochen andauernde Sitzstreik vor dem Regierungsgebäude ist dieser von den Parteien wohl kalkulierte und präzise gesteuerte Wutausbruch der Demonstranten, bei dem gestern drei Menschen starben, nicht. [Bild] Mit brennenden Reifen versuchen Regierungsgegner das öffentliche Leben in Beirut lahm zu legen.

Das Wort „unheilverkündend“ war acht Jahre lang verboten worden. Davon hat sich der redaktionelle Schreibgebrauch noch nicht erholt. „dieser von den Parteien wohl kalkulierte Wutausbruch“ liest sich eher wie „vermutlich kalkuliert“. Dieser Fall und die neuerdings vom Duden wieder empfohlene Zusammenschreibung mit „wohl“ ist in der 2006er-Ausgabe nicht verzeichnet.
Nach Duden war „lahm legen“ wohl immer falsch.

Noch nachteiliger ist die Wortspaltung von „bloßstellen“, weil dann die Bedeutung „nur“ assoziiert wird. Sicher meint der Hamburger OB-Kandidat Mathias Petersen dies nicht:… sein Vorschlag, Sex Straftäter durch die Veröffentlichung von Anschriften und Fotos im Internet bloß zu stellen, löste bei den Sozialdemokraten nur Kopfschütteln aus.

Und wieder stört die hypertrophe Großschreibung von untergeordneten Funktionswörtern.

… Schlamperei? Es war wohl Letzteres.

An die affige Tipp-Stepp-Reform erinnern „Die Steptokokken“, die sich trotz allem nicht nach dem Tollpatsch-System „ Stepptokocken“ oder „Stepptokokotten“ nennen:

Gute Heilwirkung mit Stepp, Gesang und Comedy
Tipp mit ihrem Programm „Risiken & Nebenwirkung“ verabreicht das Comedy-Duo „Die Steptokokken“ eine Therapie, die angeblich Linderung bei Winterdepressionen bringt: Mit Stepptanz, Sangeskunst und Humor …


Die Gedankenverbindung vom „Steptanz“ zur „Steppdecke“ ist genauso unerwünscht wie die vom „Tolpatsch“ zum „Tollhaus“.

Der Schauspieler Ivan Dentler soll über die Kieler Szene berichten: … der Film beginnt mit einer spannenden neuen Sportart, Parkour. Dabei geht es darum, sämtliche Hindernisse auf einem Weg zu einem selbst gewählten Ziel zu überwinden. Man überspringt und überklettert in einer urbanen Umgebung Pfützen, Papierkörbe, Bänke, Blumenbeete und Mülltonnen ebenso wie Bauzäune, Mauern, Litfass-Säulen, Garagen und wenn möglich Hochhäuser und Hochhausschluchten.

Er (oder die korrigierende Redaktion) müht sich mit dem zugelassenen sss-Vermeidungsbindestrich, wo er gar nicht nötig ist. Der Berliner Drucker Ernst Amandus Theodor Litfaß führte 1855 in Berlin die später nach ihm benannte „Annonciersäule“ ein.

Sein Name wird nun von der ss-indoktrininierten Jugend fälschlich „Litfahs“ gelesen, ebenso wie der geschäftsführender Direktor der Lübecker Museen, Hans Wißkirchen, jetzt wohl als „Wieskirchen“ geführt werden muß. Es ist ja nun verboten zu lehren, daß vor „ß“ auch ein kurzer Vokal stehen kann.

„Lux aeterna“ … Das mit Zwischen- und Begleitspielen der Orgel versehene Stück, dessen Intonatio wegen der vielen Tonreibungen nicht leicht ist, fand trotz seiner rauen, oft kompakten Klanglichkeit großen Anklang.

Wieder fällt auf, daß die banausische Amputation des „h“ an „rauh“ diesem Wort seinen eigentümlichen Charakter nimmt, mit dem es den rauhen Hauch von Winden, Stimmen und Tönen unterstreicht, aber auch die Reibung an einer rauhen Fläche darstellt. Manches mehr siehe frühere Berichte.

Raritäten mit Biss – Heute: Meerrettich
… Er enthält die Bakterien hemmenden und Krebs vorbeugenden schwefelhaltigen Substanzen Allicin und Sinigrin, die auch im Knoblauch vorkommen… Die Schale ist bräunlich, rau und faltig, das Fleisch weiß.


„Schwindel erregend“, aber nicht völlig falsch. „Krebsvorbeugend“ und mehr noch „bakterienhemmend“ sind jedoch, obwohl nicht im Duden zu finden, ganz übliche Wortbildungen.

Und jetzt verraten wir noch die Lösung des Literaturrätsels:

Wer schrieb was?
„Dann passierte es! Nicht irgendeine, nein, die Winsener Jungschützenkönigin nahm mich ins Visier! Sie saß mit einer Freundin auf der harten Zeltbank und trank Rotwein. Verstohlen schaute ich zu ihr hinüber. Plötzlich lächelte sie. Sie lächelte nicht irgendwie oder blickte durch mich hindurch, nein, ich war gemeint! ... Als ihre Freundin gerade zur Toilette war, taperte ich zu ihr hin.“

Immerhin, der Ich-Erzähler hat es geschafft, auf weniger als einen Meter an eine Frau heranzukommen, was ihm in dem über drei Jahrzehnte gespannten „Erinnerungsbuch“ höchstens ein halbes Dutzend Mal gelingt, von der eigenen Mutter einmal abgesehen. Wirklich landen kann er allerdings auch bei der Winsener Jungschützenkönigin nicht. Sollte der Autor dieses schonungslos offenherzigen Lebensberichts tatsächlich weitgehend identisch sein mit dem Protagonisten, wie es die biografischen Übereinstimmungen nahe legen, er wäre nicht zu beneiden. …


„Fleisch ist mein Gemüse“ von Heinz Strunk – bei Rowohlt 2004, daher leider wohl in Neuschreib.

– geändert durch Sigmar Salzburg am 29.01.2007, 23.32 –
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Sigmar Salzburg
25.01.2007 12.11
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Kieler Nachrichten v. 23.01.07

Proteste gegen das Schulgesetz reißen nicht ab

Eltern fordern: Rückstellung muss möglich bleiben

Kiel – Das neue Schulgesetz treibt nach wie vor Eltern, Lehrer und Schüler auf die Barrikaden. Zwei Tage vor der Verabschiedung im Landtag meldete sich gestern eine Initiative aus Ostholstein zu Wort, die sich gegen die generelle Pflicht zur Einschulung sechsjähriger Kinder unabhängig von ihrer tatsächlichen Schulreife wehrt, „Es ist doch absehbar, dass schwache Kinder auf der Strecke bleiben“, kritisierten Petra und Hubertus Lürbke aus Eutin, die dem FDP-Bildungsexperten Ekkehard Klug mehr als 1400 Unterschriften überreichten.

Dass sich die Initiatoren an die Opposition wandten, ist kein Zufall: Auch die FDP fordert ausdrücklich, die bisherige Regelung beizubehalten.


Bei der „Rechtschreibreform“ hatte die FDP bekanntlich versagt – gegen die vorherrschende Meinung in der Bundespartei. Und auch die Konkurrenz, die „basisdemokratischen“ Grünen, hatte nichts Eiligeres zu tun, als der Annullierung des Volksentscheids zuzustimmen. Jetzt jedoch wiederholt der Grünen-Chef genau die Worte, die der damalige Bundespräsident Roman Herzog 1997 auf die Schreibreformiererei gemünzt hatte:

Kritik am neuen Gesetz gibt es auch von den Grünen. Fraktionschef Karl-Martin Hentschel sieht zwar eine „Riesenchance“, Bewegung in die Bildungspolitik zu bringen. Die Doppelkonstruktion von Regional-und Gemeinschaftsschulen sei allerdings „so überflüssig wie ein Kropf", zumal die Regionalschule bei Eltern und Lehrern „keine Akzeptanz" findet.

Genau dasselbe traf auch auf die „Rechtschreibreform“ zu.

Jetzt müssen auch viele, die es gar nicht wollen, das „Arschgeweih“ (eine Tätowierung oberhalb des verlängerten Rückens) der „Reform“ tragen – ein Lieblingswort der ehemaligen Tagesschausprecherin Dagmar Berghoff, wie sie im Interview den KN offenbarte.

Und hier weiß man nicht genau, ob künstlerische Freiheit oder sprachliches Unvermögen im Spiel ist:

Kiel – „Eine Hand voll Leben“ heißt die erste Ballettpremiere dieses Jahres, die Silvana Schröder als Gastchoreografin nach Kiel bringt ...

Da bleibt uns nur das Besaufen im Takt (Bindestrich in der Überschrift hinzugefügt):

Prozes-sauftakt: Brutaler Überfall nach Trinkgelage

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25.01.2007 11.21
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Kieler Nachrichten v. 22. 01. 2007

Klaus Kramer, stellvertretender Chefredakteur der KN, hat in seinem Unterwerfungseifer unter die „Reform“, die in den ersten Jahren zu den schönsten Stilblüten führte, erheblich nachgelassen. Jetzt entgeht ihm sogar die vorgeschriebene übertriebenen Großschreibung „wie kein Zweiter.“ Später holt er aber wieder auf:

In Bayern ist Seehofer beliebt wie kein zweiter… Perfektionisten vom Schlage Beckstein und Huber sollten sich vor Seehofer jedenfalls in Acht nehmen. …

Da passen andere besser auf:

Mordkommission sucht Düsseldorfer Pärchen
„Große Vorsicht ist geboten, denn die Beiden könnten bewaffnet sein“, so Schwerdtfeger.



Auch der Fortsetzungsroman läßt sich das nicht entgehen: Georg Dengler erwachte und das Erste, was er bemerkte, was seine schlechte Laune. … Kein Blues würde ihn heute Morgen aufheitern.


Ob „zu Gute“ ein Reformstand war, weiß ich nicht. Im Duden 1987 wie im Duden „neu“ 2004 steht „zugute kommen“, im Duden 2006 die affige Vorschrift „zugutekommen“:

Die Impro-Erfahrung kommt der Künstlerin sichtlich zu Gute

Die Trennautomatik vollführt wieder einmal unverstanden reformgerechte Bocksprünge

Comedian Kerim Pamuk: „Moslem-Wochen“ (Big Mecca, Ziegenmilchs-hake in den Geschmacksrichtungen Fromm, Fundi und Fanatisch)

Und ausgerechnet nach der Oberbürgermeisterin, ursprünglich Schuldirektorin, die am Abend des Volksentscheids im Fernsehen für die CDU den Sieg gegen die „Rechtschreibreform“ feierte, folgt „viel Sagendes“:

Ärzteschwemme auf der Tanzfläche im Schloss
Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz machte ihr Grußwort kurz. „Gut, dass ich keine Politikerin bin. Bei der Gesundheitsreform!“, sagte sie und hatte Lacher wie Applaus auf ihrer Seite. Dass die Nighttime Band direkt danach zum Walzer mit dem viel sagenden Titel „Que sera, sera“ bat, war allerdings nicht abgesprochen.


Nun, die CDU hat sich ja anschließend unanständig entblößt.

„Kalender Girls“ …Damit der Film in den USA als jugendfrei eingestuft wurde, durfte nicht zuviel nacktes Fleisch gezeigt werden. Regisseur Nigel Cole: „Ich musste am Telefon mit amerikanischen Anwälten über die genaue Platzierung der Brustwarzen verhandeln.“ dpa

Das reformierte „zu viel“ findet also ausgesprochen wenig Akzeptanz, wie schon früher festgestellt.

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Sigmar Salzburg
25.01.2007 10.25
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Kieler Nachrichten v. 20.01.2007

Nur einzelne Splitter:

In der ersten Hälfte seines Lebens war er Opernkomponist, in der zweiten kochte er leidenschaftlich und stopfte so viel in sich hinein „wie drei Fresssäcke zusammen“. [Giacomo Rossini]

Trotz des beschwörenden Anpreisens der Reformschreibung durch den Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag am 20.8.98 stimmten die Bürger am 27.9.98 mit Mehrheit dagegen ...

Nach dem Abschluss-Segen …

... und damit auch gegen den Bindestrichkrampf zur Vermeidung von ss-Krampf.

Außerdem ist Beckstein in den vergangenen zwei, drei Jahren seinen Ruf als Hardliner und bedingungslos erg-ebener Stoibergehilfe weitgehend los geworden.

24 August 2006: Kurnaz wird frei gelassen.

In Freiheit wird man gelassen ... verständlich!

Chinesen greifen im All an … Die USA hatten den Satellitenabschuss verfolgt, aber geheim gehalten

Vor einiger Zeit gab es einen Fernsehbericht: „Mitterands geheim gehaltene Tochter“. Mich erinnerte das sogleich an Schweinehaltung, etwas ferner an die Odyssee ...

In der Ukraine wurde durch den Sturm ein Abschnitt der Pipeline „Druschba“ für Stunden lahm gelegt.

Faule Arbeiter. Aber die Trennung war wohl immer falsch, fand sich aber gleich in der FAZ nach der ersten Reformumstellung 1999

Dr. Eckart von Hirschhausen hielt dem Publikum im Kieler Schloss den Miesmuffel-Spiegel vor „Mein Name ist Hirschhausen. Ich bin Arzt. Ich werde Sie gut behandeln“, stellte sich der 39-Jährige mit dem Arztkoffer in der Hand vor: … Wer sich auf den Daumen haut, darf eben nicht vergessen, darüber zu lachen. Im Grunde keine Bahn brechenden Erkenntnisse. „Sie wussten das alles schon. Ich habe sie nur daran erinnert“, sagt er gen Ende. Und kaum einer tut das mit so viel Witz.

Meiner Tochter versuchte man 2004 vergeblich einzubleuen: „Grauen erregend“ aber „bahnbrechend“. Diese nutzlose Mühe muß man mit den mindestens 20 Millionen Schülern multiplizieren, die davon in den letzten zehn Jahren betroffen waren.

Gesundheits-Reisen werden zunehmend beliebter … „Rund die Hälfte davon wird schon im Voraus gebucht“, sagt die zuständige Bereichsleiterin Sabine Gerhard.

Und ich dachte, die Reisen würden im Reisebüro gebucht.

Sollen wir essen wie die Steinzeitler?
… Und dem heißen Tip „viel Pflanzliches!“ (plant based) steht der ebenso heiße Tip „viel Tierisches“ (animal based) entgegen.


Jungfrau: Nehmen Sie sich für den Februar nicht zuviel vor….

Hier wird wieder Verbotenes geschrieben.

Journal, Kinder:

Grüße zur Genesung
Tofe hat sich im Krankenhaus furchtbar gelangweilt. Sicher würde es Dir genauso gehen, wenn Du krank bist und längere Zeit das Bett hüten musst. Deshalb solltest Du kranke Freunde etwas aufmuntern.


Peinlich beflissen wurde bisher auf der Kinderseite die höfliche Großschreibung des „Du“ unterlassen — gegen die Agentur-Vereinbarung. Die Ministerin vermied es noch am 29.1.2002, mir zuzustimmen, daß in der Schule die üblichen Umgangsformen unterrichtet werden sollten:
„Selbst wenn ich Ihnen inhaltlich zustimmen würde, könnte und dürfte ich Ihre Bitte nicht erfüllen, weil Normen der Rechtschreibung nicht von der persönlichen Meinung bzw. vom persönlichen Geschmack einer Ministerin abhängig sein dürfen.“

Nicht der demokratische Volksentscheid, sondern der Springer-Verlag erreichte ein (unzureichendes) Einlenken der politischen Betonköpfe. Schande über sie!

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Sigmar Salzburg
24.01.2007 12.25
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Kieler Nachrichten v. 24.01.2007

Breite Front gegen das Schulgesetz

Verbände starten Volksinitiative


Kiel – Demonstrationen, Unterschriften und Resolutionen – die Proteste gegen das neue Schulgesetz reißen nicht ab. Einen Tag vor der Verabschiedung im Landtag läutete die „Allianz für ein besseres Schulgesetz“ gestern eine weitere Runde ein: Sie will die Novelle mit einem Volksentscheid beerdigen.

Von Bodo Stade

Die Kritiker haben sich einiges vorgenommen: Nicht mehr und nicht weniger als einen kompletten Gegenentwurf zum neuen Schulgesetz will das neue Aktionsbündnis erarbeiten, um dann eine neue Volksinitiative zu starten. 20 000 Unterschriften müsste das Bündnis sammeln, damit sich der Landtag mit dem Anliegen beschäftigt. Wird die Forderung abgelehnt, will die Initiative ein Volksbegehren einleiten und schließlich einen Volksentscheid über das Schulgesetz erzwingen.

Soweit ist es noch nicht. Ulrich Kliegis, Vorsitzender des Schleswig-Holsteinischen Elternvereins und Wortführer der Allianz, gab sich aber optimistisch. „Wir sind hoch motiviert und rechnen uns gute Chancen aus.“ Der Elternverein zählt nach eigenen Angaben zwar nur rund 100 Mitglieder. Doch allein steht er nicht. Kliegis, der seinerzeit einen Volksentscheid gegen die neue Rechtschreibreform durchfocht und gestern allein 4300 Unterschriften für den Erhalt kleiner Grundschulen vorlegte, hat den Verband der Realschullehrer sowie den Philologenverband an seiner Seite. Außerdem gehören dem Bündnis die Landesschülervertretung der Realschulen sowie die Frauen-Union an, die damit offen auf Gegenkurs zur Mutterpartei geht.

Denn: Im Mittelpunkt der Kritik steht nach wie vor die von der CDU geforderte Regionalschule, die ab 2010/11 an die Stelle der Haupt- und Realschulen treten soll. Nach einer gemeinsamen Orientierungsstufe soll die neue Regionalschule in unterschiedlichen Bildungsgängen zum Haupt- und Realschulab-schluss führen. Anders als die Gemeinschaftsschulen, die auf freiwilliger Basis entstehen, werden die Regionalschulen per Gesetz flächendeckend eingeführt.

Der Realschullehrer-Verband zählt dabei naturgemäß zu den härtesten Kritikern. Als Beamter räumte der Landesvorsitzende Gerhard Kreft zwar ein „Loyalitätsproblem“ ein. Dennoch werde er seinen Verband „nicht einfach abwickeln“. Er fürchtet, dass die Regionalschule „zur neuen Hauptschule“ wird. Auch der Philologenverband kämpft weiter für das dreigliedrige Schulsystem. „An unserer Position hat sich nichts geändert“, erklärte der Vorsitzende Helmut Siegmon.

Alle Kritiker hat die „Allianz“ allerdings nicht vereint. Der Landeselternbeirat der Realschulen hatte sich bereits bei der Anhörung zum neuen Schulgesetz von dem Bündnis distanziert. Dennoch: Auch die Eltern möchten die Realschule nicht kampflos aufgeben: „Mit der flächendeckenden Einführung wird uns jede Möglichkeit genommen zu entscheiden, wo und wie wir unsere Kinder beschulen lassen“, erklärte die Vorsitzende des Kieler Kreiselternbeirates, Silke Jürgensen, die am Nachmittag knapp 3000 Unterschriften an die CDU-Bildungspolitikerin Susanne Herold überreichte. Auch Jürgensen glaubt, dass ein Niveauverlust droht und der An-schluss an das Gymnasium kaum noch zu schaffen sein wird. „Die neue Schulform mag auf dem Land vielleicht funktionieren, in den Großstädten mit ihrer ganzen Bandbreite von Problemen aber sich nicht.“

[Bild]
Die Realschüler gingen bereits im vergangenen Dezember auf die Barrikaden und demonstrierten gegen die Einführung von Regionalschulen. Sie fürchten, dass bei einer Zusammenlegung mit den Hauptschulen das Lernniveau sinken könnte. Foto Paesler

[Kommentar: Auffällig ist, daß – wie bei der „Rechtschreibreform“ – manche Elterbeiräte wieder gegen die Eltern Parteipolitik betreiben.]

– geändert durch Sigmar Salzburg am 24.01.2007, 16.35 –
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Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
23.01.2007 08.01
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Kieler Nachrichten v. 19.01.2007

Sportstätten stecken im Sanierungsstau

Kiel – Die meisten Sportstätten in Deutschland sind alles andere als fit für die Zukunft: Auf 42 Milliarden Euro beziffern Experten den Sanierungsstau von Sporthallen, Schwimmbädern, Füßballplätzen und Tartanbahnen im Bundesgebiet.

Ein ähnlicher Betrag ist unaufällig für die „Rechtschreibreform“ vernichtet worden. Ein paar Seiten weiter meldet sich sogar ein Verantwortlicher zu Wort:

„Jede dritte Sportanlage und jedes zweite Schwimm- bzw. Hallenbad in Schleswig-Holstein müssen dringend saniert oder modernisiert werden“, berichtet Ekkehard Wienholtz, Präsident des Landessportverbandes.

Als Innenminister in Kiel hatte er seinerzeit den Umfall der CDU in der Rechtschreibfrage befördert, indem er die Umstellung der Amtssprache vorbereitete, so daß die Schüler mit ihrer traditionellen Rechtschreibung gemäß Volksentscheid noch nicht einmal im Staatsdienst etwas hätten werden können – ein perfides politisches Schurkenstück. Dem wohlversorgten Rentner fehlt sicher auch heute noch jedes Unrechtsbewußtsein.

Fall Kurnaz: „Da tun sich Abgründe auf

… wie die Amerikaner mit Kurnaz umgegangen sind“, sagte Ausschusschef Kauder (CDU).

… Kurnaz schildert die Haftbedingungen in leisen Tönen. Vielen Zuhörern stockt dabei der Atem. Immer wieder sei er willkürlich von Rollkommandos in seinem Käfig heimgesucht worden. Sie hätten zuerst „KO“-Gas gesprüht und sich dann in schwerer Montur auf ihn gestürzt, während er angekettet gewesen sei. Anschließend habe man ihn bis zu zwölf Stunden auf dem Boden liegen gelassen.
(Dudenempfehlung)

Vielleicht sollten unsere politischen Handlungsreisenden, statt in China und Rußland, einmal in den USA die Einhaltung der Menschenrechte fordern.

16 Shopping-Center wurden im letzten Jahr fertig gestellt, 20 werden es in diesem sein …

Die nicht mehr empfohlene Getrenntschreibung suggeriert den Einsatz von Fertigteilen, die nur gestellt zu werden brauchen.


Strauß soll jahrelang vergeblich versucht haben, Goppel loszuwerden.

Die frühere Schreibung lt Duden „los werden“ für ugs. „erfolgreich verkaufen“ ist grundlos verboten.

Nach Streibls Rücktritt (wegen der so genannten „Amigo-Affäre“) stellte Waigel von 1993 bis 1999 gemeinsam mit Edmund Stoiber das bayerische Führungsduett. Stoiber wird heute noch nachgesagt, sich jahrelang auf Kosten Waigels in Bayern profiliert zu haben, bis er ihm schließlich den Parteivorsitz abnehmen konnte. Es heißt, Waigel habe ihm das nie verziehen.

Schließlich wurde noch Waigels Privatleben ins politische Intrigenspiel einbezogen. Wir können sicher sein, daß eine bayerische Regierung unter einem Ministerpräsidenten Waigel der „Rechtschreibreform“ in dieser Form nicht zugestimmt hätte. Noch vor kurzem äußerte er:

Ich verabscheue die neue Rechtschreibung und halte sie für den größten Unfug, der in den letzten zehn Jahren gemacht wurde.“ (Pforzheimer Zeitung 1.3.2004)

Als ich diesen Spruch im Gästebuch der CDU-SH erwähnen wollte, wurde er nicht zugelassen, vermutlich weil er nach den Forumsrichtlinien „unsachlich“ oder „Beschimpfung“ ist.

Auf „Schifffahrtsfreunde paßt wiederum Waigels Bemerkung von 1997: : „Es bringt Deutschland nicht vorwärts, wenn das Wort Schiffahrt künftig mit drei statt zwei f geschrieben werden soll."

Erleichtert lesen wir wieder von einer „Handvoll Schüler“ – leider nur in der Zeitung. In der Schulliteratur ist „Hand voll“ weiterhin zulässige Regel.

„Kyrill“ zog eine Spur der Verwüstung

Die Ähnlichkeit der „Rechtschreibreform“ mit der abgelaufenen Unwetterkatastrophe ist frappierend:

Das 275 Meter lange Schiff war mit einem Riss an der Bordwand Leck geschlagen.

Im Landkreis Augsburg wurde ein 73-Jähriger von einem Scheunentor erdrückt, das von einer Böe aus den Angeln gehoben worden war.

Das „Regelwerk“ läßt die Schreibung „Böe“ neben „Bö“ zu. Soviel Toleranz brachten die Schreibdiktatoren für „rauh“ neben ihrer Erfindung „rau“ nicht auf.

Aber kommt jetzt die übertriebene Zusammenschreibung gemäß der neuen Eisenberg-Zehetmairschen Reparaturideologie?:

Die „Wohnung fürs Alter fitmachen.

* * *

Würde man die teils radikalen Empfehlungen der Kommission komplett umsetzen, so hätte das weit reichende Folge für die Hamburger Museenlandschaft, die fast einer Zerschlagung gleichkämen. (nicht mehr „empfohlen“)

Hier denkt man an das Wirken einer anderen „toll patschigen“ Kommission, die die Kultusministerkonferenz ohne Dank entlassen hat, deren Folgen man aber gerade in der dümmsten Form gesichtswahrend verteidigt. Die völlige Kontrolle gelingt jedoch nicht:

Deutschlands Tanz-As: Frau oder Mann?
(Tanzshow „You can Dance“ – Sat.1)

Allgemein fällt mir auf, daß ich die Neuschreibung „Ass“ in Verbindung mit englischen Wörtern schon lange nicht mehr gesehen habe. Man verzichtet lieber ganz darauf.


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Sigmar Salzburg

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