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RSR - kein Wunder...
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Sigmar Salzburg
23.04.2012 12.07
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Wundertäter

Maden im Schädel – Millennium nach Damien Hirst

... Jetzt feiert Londons Tate Modern Damien Hirst mit seiner ersten großen Retrospektive… Die Ausstellung ist eine willkommene Gelegenheit, das L’art pour l’art zu durchschauen, mit dem Hirst ans Werk geht, seinen Yoyeurismus, die Neigung, aus ausgefallenen Ideen philosophisches Kapital zu schlagen und es angeblich Furcht erregend vor Augen zu führen… Man ist weniger geschockt als amüsiert, wie_viel Geld russische Oligarchen und arabische Scheichs für diese Emanationen auszugeben bereit sind…
welt.de 5.4.2012

Im Vergleich zu den alten Regeln ist die Reform geradezu ein Wunderwerk", tönte der Schweizer Schreibreformer Heller schon vor längerer Zeit (lt. HAZ v. 8.10.2000).

Wenn man nun sieht, daß das 50-Prozent-weniger-Fehler-Wunder ausgeblieben ist, dann fühlt man sich an Berichte über andere Wundertäter erinnert – wie den 1690 heiliggesprochenen Wanderprediger, Heerführer, Inquisitor, Judenverfolger und Wundertäter Johannes Capistranus (1386-1456). Hans Conrad Zander schreibt in seinem Buch „Ecce Jesus“ (1992), daß es bei dessen Wundertaten einen kritischen Chronisten gab:


„Das war der `böse Bruder´ Matthias Doering, ein Erfurter Franziskaner. Bei ihm ist nachzulesen, wie die deutschen Krüppel, wenn der heilige Italiener seine Wunder an ihnen wirkte, scharenweise ihre Krücken nur so in die Luft warfen. Wie nach den großen Wundern in Wien, in Erfurt und in Breslau Hunderttausende von Gläubigen begeistert heimkehrten in ihre Dörfer mit der Kunde: So etwas haben wir noch nie gesehen (Mk.2,12). Und so war keiner mehr dabei, berichtet Doering, wenn ein paar Stunden nach dem Wunder die Gelähmten auf allen vieren zum Ort ihrer wunderbaren Heilung zurückgekrochen kamen, jammernd und klagend, verzweifelt nach ihren Krücken suchend.“

Ähnlich sah man auch die reformierten Deutschen „auf allen Vieren“ zu den alten Schreibungen zurückkriechen – die Wörterbuchverlage zunächst in Geheimabsprache mit der Rechtschreibkommission. 2006 krochen auch die Kultusminister zurück – teilweise wenigstens. Nur das Kreuz mit den neuen „ss“ mußte bleiben, denn man wollte das Volk weiterhin zu Kreuze kriechen sehen.

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Detlef Lindenthal
24.04.2005 06.03
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Die Bananenrepublik hat Schlagseite

Nun gut: jemand stellt fest, daß das Schiff zunehmend Schlagseite hat, und viele fallen über ihn her und überlegen, ob gerade der das feststellen darf.
Wir zerreißen uns das Maul über den Schiffszimmermann (dessen Berufspflicht die Trimmung des Schiffes ist!), statt die Trimmung des Schiffes nachzumessen (das geht leicht: wenn die Pfützen in der Raumecke stehen, ist Schlagseite) und dann darüber nachzudenken, wer für die Schiffsführung verantwortlich ist, und dort nach dem rechten zusehen.

Besser als auf einem Bananendampfer, wo der Kapitän Selbstherrscher ist (Meuterer wurden, bis vor kurzem noch, im Heimathafen aufgehängt), hat unser Staatsschiff (auf dem Papier) die Gewaltenteilung: in den Einrichtungen (gesetzgebende, ausführende und rechtsprechende Gewalt), in den Gebieten (Bund, Länder, Gemeinden), in Verbänden und Nachrichtenmittlern (Pressefreiheit).
Normalerweise müßte die Presse alles ausgleichen und Nöte und Mißstände aufzeigen. Das kann sie aber nicht, wenn sie gleichgeschaltet ist. Unsere Presse war am 1. August 1998 und davor absolut gleichgeschaltet (ja, auch die F.A.Z.!), als sie den „Reform“schwindel mitmachte und ihn nicht durchschauen und aufdecken wollte; und sie ist es bis heute noch. (Auch 200.000 Deutschlehrer sind gleichgeschaltet und knebeln mit roter Tinte die Kinder, Hunderte von Wörtern und wichtige Regeln nicht mehr zu benutzen.)


... denn man wird den Verdacht nicht los, als wolle da jemand das Volk (das Wahlvolk) ausschalten.
Das wohl auch.
Doch ist die Lage viel schlimmer: Wenn (wie bei der RS„R“) das Wahlvolk einen Mißstand erkennt, ist es nicht imstande, in sich eine Verständigung aufzubauen und sich zur verfassungsmäßigen Einflußnahme vorzuarbeiten.
Durch Schulterschluß von Heide Simonis und Peter Harry Carstensen wurde das meuternde Volk in Schleswig-Holstein beiseite gewischt wie ein Schmutz, „Grüne“ und Dänen und „F“.„D“.P. haben mitgestimmt – wir haben nur gleichgeschaltete Parteien.

Daher: Wir sollten uns nicht damit aufhalten, den Schiffszimmermann Müntefering zu verdächtigen, sondern sollten ein wenig die Augen öffnen und anerkennen: Ja, er hat recht, die Pfützen stehen in der Ecke, das Schiff hat Schlagseite, Kapitän oder Reederei liefern den Bananendampfer einer Piratenbande aus, das Schiffsvolk muß handeln. – Und genau das will letzteres nicht: Unsere Rechtschreibleute haben sich geweigert und weigern sich nach wie vor, den Rat für deutsche Rechtschreibung zu besetzen, und unsere Akademiker weigern sich, diese Sache handwerklich-wissenschaftlich so zu behandeln, wie sie es in ihrer wissenschaftlichen Grundausbildung (ohne die sie ihre prächtigen Besoldungen und Pensionen nicht erhalten würden) gelernt haben, nämlich mit Dialektik und Menschenverstand. Und sie wollen keine nach Handwerksregeln gemachten Nachrichtenmittel; den tägliche Betrug, den sie zu Recht der Kultusministerebene ankreiden, spielen sie in ihren eigenen Kommandobereichen nach.

Mein Vorschlag: Münteferings Erwägungen aufgreifen, vertiefen und weiterführen.
__________________
Detlef Lindenthal

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David
23.04.2005 20.42
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Ich fürchte, mein Beitrag könnte falsch verstanden werden. Deshalb noch einmal als Nachtrag das hier:

Das, was Müntefering hier von sich gibt, ist ja prinzipiell nicht verkehrt: wenn „das Kapital“ den Staat quasi „bestimmt“, ist Demokratie dahin.
Dummerweise (oder typischerweise) kommt so etwas dann von jemandem, der aber so ganz und gar nicht glaubwürdig ist, da er selbst „dem Kapital“ in die Hände spielt. Und wenn so jemand dann unter diesen Vorzeichen etwas von wegen „Staatsskepsis“ erzählt, die ja ein „Irrweg“ sei, dann ist das schon nicht mehr als lächerlich zu bezeichnen, denn man wird den Verdacht nicht los, als wolle da jemand das Volk (das Wahlvolk) ausschalten. Natürlich zum Wohle und zur Rettung der Demokratie.

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Detlef Lindenthal
15.04.2005 14.39
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David schrieb:
Mal ein wenig Realsatire gefällig? ... Heil und Sieg!


FAZ.net hatte geschrieben:
SPD
Müntefering kritisiert „wachsende Macht des Kapitals”

13. April 2005 Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering hat das Vorgehen internationaler Finanzunternehmen als Gefahr für die Demokratie angegriffen und sich zur Rolle des Staates als Garant sozialer Schutzrechte für den Menschen bekannt.

In einer Debatte über das geplante neue Grundsatzprogramm der SPD kritisierte Müntefering am Mittwoch in Berlin das Menschenbild des privatwirtschaftlichen Handelns: „Ökonomie (...) kalkuliert die Menschen zwar ein, aber nur in Funktionen: als Größe in der Produktion, als Verbraucher oder als Ware am Arbeitsmarkt.“ Ohne einzelne Firmen zu nennen, sagte er: „Diese abstrakte Logik schlägt sich konkret im Handeln von bestimmten Finanz-Unternehmen nieder: Die international forcierten Profit-Maximierungs-Strategien gefährden auf Dauer unsere Demokratie.”

Er fügte hinzu: „Unsere Kritik gilt der international wachsenden Macht des Kapitals und der totalen Ökonomisierung eines kurzatmigen Profit-Handelns.” Durch diese Entwicklungen würden der einzelne Mensch aus dem Blick geraten und die Handlungsfähigkeit des Staates rücksichtslos reduziert, was sein Ansehen bei den Bürgern belaste.

Vor allem die Deutsche Bank war in den vergangenen Wochen in die Kritik geraten, nachdem sie gleichzeitig zu stark steigenden Gewinnen einen weiteren Abbau von Tausenden Arbeitsplätzen angekündigt hatte.
Müntefering rief die Unternehmen auf, im eigenen Interesse und aus ihrer Verantwortung für Mitarbeiter und Standort solchen Entwicklungen entgegen zu treten. Seine Rede war Teil der SPD-Beratungen über das neue Programm, das sich die Partei bei ihrem Parteitag in Karlsruhe im Herbst geben will.

„Staatsskepsis ist ein Irrweg”

Der SPD-Vorsitzende bekannte sich ausdrücklich zum gestaltenden und schützenden Handeln des Staates und wandte sich scharf gegen Kritik an seiner Funktion: „Mancher putzt sich gerne die Füße an ihm ab und macht ihn zum Synonym für eine Krake und Bonzen, für Bürokratie und für Unfähigkeit.” Ohne einen Adressaten für seinen Vorwurf zu nennen, fügte er hinzu: „Manche (...) fordern den schlanken Staat und wären doch nicht böse, wenn er denn verhungerte. Ja sie legen es darauf an.“ Im Denken und Handeln der Ökonomie scheine staatliches Handeln oft unnötig und kontraproduktiv.

Er setzte dem das Staatsverständnis seiner Partei entgegen: „Die Staatsskepsis ist ein Irrweg. Die Staatsverachtung ist eine Gefahr“, da der Staat die Demokratie ermögliche und das Zusammenleben der Gesellschaft organisiere. „Staat muß gestalten“, sagte er. „Das ist auch das sozialdemokratische Verständnis vom Staat.” Müntefering bezeichnete die Unterschiede im Staatsverständnis als Grundsatzentscheidung für die Entwicklung in Deutschland: „Damit ist eine Scheidelinie markiert für den politischen Weg unseres Landes.“
Text: Reuters

Die hier angesprochene Staatsfrage ist als Unterabteilung der Führungsfrage nicht einfach zu beantworten. Und auch für deren weitere Unterabteilung Demokratiefrage liegen die Antworten nicht auf der Hand.

“Democracy is the worst form of government – except for all those other forms, that have been tried from time to time.”
soll Churchill am 11.11.1947 im Unterhaus gesagt haben.

Diesem Loblied könnte ich mich anschließen, möchte aber ergänzen:
Demokratie und parlamentarische Demokratie stehen zueinander in einem ähnlichen Verhältnis wie Tor und Eigentor oder wie Eid und Meineid.
Demokratie ist ohne Medienmacht nicht ausübbar, denn die Medien geben täglich den Herdenruf heraus, dem die Herdenmitte und deren Umgebung zu folgen gewohnt sind.
Demokratie entbindet nicht von der Notwendigkeit, die jeweils beste Lösung zu finden; und das ist ohne eine freie Presse schlechterdings nicht möglich.

Die Staatsfrage bedarf einer gründlicheren Befassung, als der zu bequeme Herr Müntefering das mal so nebenbei versucht.
__________________
Detlef Lindenthal

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David
13.04.2005 11.37
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RSR - kein Wunder...

Mal ein wenig Realsatire gefällig?
Hat zwar nur indirekt etwas mit der RSR zu tun, macht sich aber trotzdem gut.

Bitte sehr: http://www.faz.net/s/Rub28FC768942F34C5B8297CC6E16FFC8B4/Doc~E90CC0FC32CC14DCFAF82E0C688AAC0C5~ATpl~Ecommon~Scontent.html


Sehr schön finde ich ja die Äußerung „Die Staatsskepsis ist ein Irrweg.“
Und auch schön ist dann das hier: „Staat muß gestalten“.

In diesem Sinne

Heil und Sieg!


Was sind das nur für Zeiten...

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