Die Bananenrepublik hat Schlagseite
Nun gut: jemand stellt fest, daß das Schiff zunehmend Schlagseite hat, und viele fallen über ihn her und überlegen, ob gerade der das feststellen darf.
Wir zerreißen uns das Maul über den Schiffszimmermann (dessen Berufspflicht die Trimmung des Schiffes ist!), statt die Trimmung des Schiffes nachzumessen (das geht leicht: wenn die Pfützen in der Raumecke stehen, ist Schlagseite) und dann darüber nachzudenken, wer für die Schiffsführung verantwortlich ist, und dort nach dem rechten zusehen.
Besser als auf einem Bananendampfer, wo der Kapitän Selbstherrscher ist (Meuterer wurden, bis vor kurzem noch, im Heimathafen aufgehängt), hat unser Staatsschiff (auf dem Papier) die Gewaltenteilung: in den Einrichtungen (gesetzgebende, ausführende und rechtsprechende Gewalt), in den Gebieten (Bund, Länder, Gemeinden), in Verbänden und Nachrichtenmittlern (Pressefreiheit).
Normalerweise müßte die Presse alles ausgleichen und Nöte und Mißstände aufzeigen. Das kann sie aber nicht, wenn sie gleichgeschaltet ist. Unsere Presse war am 1. August 1998 und davor absolut gleichgeschaltet (ja, auch die F.A.Z.!), als sie den „Reform“schwindel mitmachte und ihn nicht durchschauen und aufdecken wollte; und sie ist es bis heute noch. (Auch 200.000 Deutschlehrer sind gleichgeschaltet und knebeln mit roter Tinte die Kinder, Hunderte von Wörtern und wichtige Regeln nicht mehr zu benutzen.) ... denn man wird den Verdacht nicht los, als wolle da jemand das Volk (das Wahlvolk) ausschalten.
Das wohl auch.
Doch ist die Lage viel schlimmer: Wenn (wie bei der RS„R“) das Wahlvolk einen Mißstand erkennt, ist es nicht imstande, in sich eine Verständigung aufzubauen und sich zur verfassungsmäßigen Einflußnahme vorzuarbeiten.
Durch Schulterschluß von Heide Simonis und Peter Harry Carstensen wurde das meuternde Volk in Schleswig-Holstein beiseite gewischt wie ein Schmutz, „Grüne“ und Dänen und „F“.„D“.P. haben mitgestimmt – wir haben nur gleichgeschaltete Parteien.
Daher: Wir sollten uns nicht damit aufhalten, den Schiffszimmermann Müntefering zu verdächtigen, sondern sollten ein wenig die Augen öffnen und anerkennen: Ja, er hat recht, die Pfützen stehen in der Ecke, das Schiff hat Schlagseite, Kapitän oder Reederei liefern den Bananendampfer einer Piratenbande aus, das Schiffsvolk muß handeln. – Und genau das will letzteres nicht: Unsere Rechtschreibleute haben sich geweigert und weigern sich nach wie vor, den Rat für deutsche Rechtschreibung zu besetzen, und unsere Akademiker weigern sich, diese Sache handwerklich-wissenschaftlich so zu behandeln, wie sie es in ihrer wissenschaftlichen Grundausbildung (ohne die sie ihre prächtigen Besoldungen und Pensionen nicht erhalten würden) gelernt haben, nämlich mit Dialektik und Menschenverstand. Und sie wollen keine nach Handwerksregeln gemachten Nachrichtenmittel; den tägliche Betrug, den sie zu Recht der Kultusministerebene ankreiden, spielen sie in ihren eigenen Kommandobereichen nach.
Mein Vorschlag: Münteferings Erwägungen aufgreifen, vertiefen und weiterführen.
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Detlef Lindenthal
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