Welcher hochrangige Politiker schreibt noch selbst?
Zitat: Ursprünglich eingetragen von margel
Leider haben all die fundierten Kritiken von sprachwissenschaftlicher Warte aus die Verantwortlichen überhaupt nicht beeindruckt. Eine Wende zum besseren kann wohl nach den bisherigen Erfahrungen nur von den Schreibenden selbst (den Praktikern) kommen: durch Verweigerung und Festhalten an der bewährten Rechtschreibung. Theorie ist etwas sehr Schönes und sicher nicht überflüssig. Man sagt ja auch, nichts sei praktischer als eine gute Theorie.
Lieber Herr Margel,
Ihr Einwand bringt für mich die gegenwärtige Situation auf den Punkt: Die fundierten Kritiken von sprachwissenschaftlicher Seite konnten die Verantwortlichen überhaupt nicht nachhaltig beeindrucken, da sie von der Materie, von den Feinheiten der Rechtschreibung, nicht genug verstehen, um die Problematik in der ganzen Tragweite zu erkennen.
Welcher Politiker schreibt denn heutzutage überhaupt noch selbst? Auch der Fraktionschef einer Oppositionspartei in einem Landtag schreibt nicht mehr, sondern läßt schreiben, „diktiert in neuer Rechtschreibung“ (so Martin Kayenburg, CDU S.H. 1999).
Wer nicht berufsmäßig mit Schreiben und Orthographie zu tun hat kann bestenfalls erkennen, daß da etwas nicht stimmt, auch, daß man die Rechtschreibreform wohl nicht hätte machen sollen. Um den entscheidenden Schritt zu machen fehlt ihm aber der Rückhalt, den nur eine feste innere Überzeugung geben kann.
Das beste Beispiel hierfür ist Christian Wulff: Er hat durchaus bewiesen, daß er bereit ist, etwas zu machen. Für den wirklich entscheidenden Schritt, Niedersachsen wieder normal schreiben zu lassen, fehlt ihm aber offensichtlich der Mut eben weil er nicht überzeugt ist. Ich halte Wulff nicht für einen Hasenfuß.
Bezeichnend ist auch, daß der jüngste Anstoß zur Besserung der Verhältnisse nicht von einem Politiker kam, sondern von Dr. Mathias Döpfner, dessen Beruf ja nun wirklich etwas mit Schreiben und Othographie zu tun hat.
Zur Ergänzung hier noch eine Kopie meines Beitrages aus dem Nachrichtenbrett (vor einigen Tagen dort eingestellt):
Halbherziges Blah Blah
Wann immer sich Politiker sich mit der Rechtschreibreform eingelassen haben, es kam zum Versagen. Die Liste beginnt nicht bei
Herzog
Kohl
Schäuble
Stoiber
Zehetmair
Koch
Beck
Müntefering
Simonis
und endet noch nicht bei
Rühe
Schily
Ahnen
Schavan
Wulff und
Merkel
Dabei ist es eigentlich unerheblich, ob ein Politiker (wie hier in der Liste) für oder gegen die Reform ist entscheidend ist allein die völlige Wirkungslosigkeit, ja Harmlosigkeit der Äußerung.
Als Politiker kann ich sehr wohl offiziell oder auch privat, was ebenfalls sehr wirkungsvoll sein kann, Stellung beziehen, wenn man gleichzeitig dafür sorgt, daß die Äußerung ohne Konsequenzen bleibt.
Manche waren vielleicht auch auf Effekt oder gar Wirkung bedacht, aber keiner, auch Wulff nicht, war von der Sache wirklich überzeugt und hat seine Möglichkeiten voll ausgeschöpft keiner!
Peter Gauweiler habe ich vorsichtshalber nicht in die Liste aufgenommen, hier spürt man wirkliches Engagement, das kann also noch etwas werden...
Nachtrag: Wenn es jemanden gibt, der seine Möglichkeiten nur zu einem Bruchteil genutzt hat, weil er entweder von der Sache nicht überzeugt, ein Trottel oder ein Hasenfuß ist, dann fällt mir dazu vor allem ein Name ein: Christian Wulff, auch so einer der zukünftigen Hoffnungsversager Deutschlands.
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