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PISA
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Sigmar Salzburg
03.12.2013 19.36
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Josef Kraus

„Stoppt PISA und Co., gebt die eingesparten Millionen an soziale Brennpunktschulen!“
„OECD-Studien verengen das Bildungsverständnis“


Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL), Josef Kraus, hat den aktuellen PISA-Test bereits im Vorfeld als „ziemlich nichtssagend“ bezeichnet und die deutschen Länder aufgefordert, die „Inflation an fragwürdigen OECD-Tests“ zu stoppen. Die Millionengelder, die dadurch eingespart würden, seien als Personal- und Sachzuwendungen für soziale Brennpunktschulen viel besser angelegt, so Kraus.
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Wörtlich sagte der Lehrerverbandschef:

„In typisch deutscher Manier wurden PISA und Co. über zwölf Jahre hinweg zum Selbstzweck und zur Beschäftigungsmaßnahme für Testempiriker. Das Verständnis von Bildung in Deutschland hat darunter gelitten. Es scheint bis hinauf in die hohe Politik und große Teile der Bildungsforschung nur noch um Rangplätze und Quoten zu gehen. Dabei erfasst PISA nur einen minimalen Ausschnitt aus dem schulischen Lerngeschehen. Was umfassende Bildung ausmacht, kommt bei PISA nicht vor: sprachliches Ausdrucksvermögen, literarisches Wissen, historisches, geographisches, politisches und wirtschaftliches Wissen, religiöse und ethische Grundbildung, ästhetische Grundbildung. Mit dieser Verengung muss Schluss ein. PISA und Co. dürfen nicht noch mehr normative Wirkung auf das Bildungswesen ausüben.“

Kraus stellte zudem die Repräsentativität der Ergebnisse von OECD-Studien in Frage. Beispielsweise könne es nicht sein, dass ein und dieselben Länder binnen weniger Jahre auf OECD-Rankings gewaltige Sprünge nach oben oder unten machten.

Quelle: Deutscher Lehrerverband DL http://www.lehrerverband.de / http://www.lehrerverband.de/presse_PISA_2012.html
teachersnews.net 3.12.2013

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Sigmar Salzburg
22.12.2010 07.57
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Auch die ‚Reform’ setzte falsch an

PISA-Ergebnisse – eine unendliche Geschichte

Ich habe einmal geglaubt, Rechtschreibung sei das wesentlichste Bildungshindernis unserer Gesellschaft. Deshalb habe ich eine Dissertation über Rechtschreibung gemacht, um meinen Schülern besser helfen zu können, dieses Bildungshindernis zu überwinden (mein Studium habe ich neben meiner Lehrtätigkeit an einer Hauptschule in Linz an der Universität Salzburg absolviert).

Bei den Arbeiten an der Dissertation, bei der ich standardisierte Rechtschreib- und interessehalber auch die Lesetests bei allen Schülern „meiner“ und einer weiteren Linzer Hauptschule durchgeführt habe, musste ich erkennen, dass ich das falsche Dissertationsthema gewählt hatte. Das Hauptbildungshindernis von Pflichtschulabsolventen ist das nicht ausreichend entwickelte Lesekönnen.
Bei den Lesetests stellte ich fest, dass rund 12,5 Prozent der Hauptschulanfänger den von ihnen gelesenen Texten keinen Sinn entnehmen konnten, etwa 25 Prozent nur teilweise. Noch erstaunter war ich über das Faktum, dass sich daran im Laufe der vier Hauptschuljahre nichts zum Positiven ändert, schon eher das Gegenteil.

Bald erkannte ich: Lesen lernt man in der Volksschule oder eben nicht. Doch es kam noch schlimmer. Ich war so genannter „wissenschaftlicher Betreuer der Schulversuche“ an Volksschulen (deren angebliche Wissenschaftlichkeit meiner Überzeugung nach jeder echten Hohn spricht). Erfahrene Elementarlehrerinnen ließen mich in Gesprächen wissen, dass sie bereits zu Weihnachten (in ersten VS-Klassen) wüssten, welche von ihren Kindern Leser würden und welche nicht. So kam ich zum Schluss: Lesen lernt man in der ersten Klasse oder fast nicht mehr! Eine Ansicht, die viele Elementarlehrerinnen teilen, aber wer fragt denn die? Die „oben“ entscheiden und wissen deshalb alles „besser“. Welch fataler Irrtum.

Ich habe 1983 in einer Pflichtschullehrer-Zeitung meine „nebenproduktlichen“, selbstverständlich nicht repräsentativen Ergebnisse veröffentlicht und dafür Schelte als „Nestbeschmutzer“ einstecken müssen. Das ist nicht ganz neu: Man (er)schlägt den Unglücksboten, das ist jahrhundertealter Usus. Die Lesetests an einer repräsentativen Stichprobe durchzuführen, hat man mir (sicherheitshalber?) nicht erlaubt. Mich hat das Thema weiter beschäftigt, und ich fand, dass Erich Hankiewitz Ähnliches schon 1972 gefunden hatte.

Als Lehrer an der Berufspädagogischen Akademie des Bundes in Linz hatte ich dann 1990 die Möglichkeit, neben anderen Eingangskenntnissen von Berufsschulanfängern auch das Leseverständnis zu erheben, dieses Mal an einer repräsentativen Stichprobe von 1009 Berufsschulanfängern.

10 Prozent konnten über das Lesen keine Informationen aufnehmen (= können nicht sinnerfassend lesen). 34 Prozent der getesteten Berufsschulanfänger erfassten beim Lesen von Texten den Inhalt nur sehr mangelhaft (= erfassen den Sinn eines Textes nur teilweise). Sie lesen nie freiwillig, denn Lesen ist ihnen zu mühsam.

Ist sinnerfassendes Lesen Voraussetzung zur Lösung von mathematischen (oder anderen) Problemen, so versagt etwa ein Drittel der Schüler, allerdings nicht, weil sie nicht (rechnen) können, sondern weil sie nicht lesen können.

Die Studienergebnisse waren unbequem, hatten wir doch ein Jahrzehnt von so „gelungenen Schulversuchen“ eben hinter uns – so wurden sie nicht veröffentlicht. Ich habe einige Ergebnisse publiziert, hätte mir beinahe ein Disziplinarverfahren eingefangen und – siehe oben – wurde angefeindet.

Aber dann kam PISA und bestätigte, was helle VS-, HS- und BS-Lehrer seit Jahren erleben und was die „Nestbeschmutzer“ Hankiewitz und Rieder längst nachgewiesen hatten. Und so muss man – und das ist ganz aktuell – die PISA-Ergebnisse kleinreden, denn die Realität ist offenbar unerträglich.
Vernünftiger wäre es, man akzeptiert endlich, was ist, fragt nach den Ursachen (nicht nur ich kenne sie) und schafft Abhilfe. Fast 40 Jahre alter und mehrmals wiederholter wissenschaftlicher Nachweis partiellen Analphabetismus bei Pflichtschulabsolventen sollten doch genügen.

Gastkommentar von Walter Rieder
Lehrer i. R, Ebensee


nachrichten.at 22.12.2010

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Sigmar Salzburg
07.12.2010 16.06
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PISA 2010 – Lesekompetenz

Sieg mit traditionell schwieriger Orthographie

Die Spitzenplätze nehmen ein:

1. Shanghai (Chinesisch, 2000-5000 Zeichen)
2. Südkorea (Koreanisch, 42 Zeichen zu 260 Silbenzeichen)
3. Hong Kong (Chinesisch s.o.)
4. Singapur (Malaiisch, Chinesisch, Tamil [ähnl. ind.], Englisch, s.u. )
5. Kanada (Englisch, Französisch, beide irreguläre Orthographie)
6. Neuseeland (Englisch, 20mal irregulärer als Deutsch)
7. Japan (Japanisch, min. 1945 chin. Zeichen + 2x46 Silbenzeichen)

Erst auf Platz 20 folgt trotz „erleichternder“ Rechtschreibreform
Deutschland (Deutsch, seit 1996 unnötig ss-reformiert)

Ungefähr Platz 40 erreichte das Reformdeutsch-Land
Österreich (Deutsch, wie oben)

direkt vor Litauen, Türkei und Dubai.

Wie peinlich für das Lieblingsprojekt unserer Kultusministerdarsteller!

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Sigmar Salzburg
04.12.2007 12.25
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PISA 2007

Lese- und Verständnisleistung

Deutschland liegt nur an 18. Stelle von 40 untersuchten Ländern (Punktzahlen in Klammern):

1. Südkorea. (556); 2. Finnland (547); 3. Hongkong (China). (536); 4. Kanada (527); 5. Neuseeland (521); 6. Irland (517); 7. Australien (513); 8. Liechtenstein (510); 9. Polen (508); 10. Schweden (507); 11. Niederlande (507); 12. Belgien (501); 13. Estland (501); 14. Schweiz. (499); 15. Japan (498); 16. Taiwan (496); 17. England (495); 18. Deutschland (495)

Darunter sind vor allem auch Länder mit schwierigen Orthographiesystemen:

Korea: koreanische Silbenschrift (Hangul mit einigen chin. Zeichen)
Hongkong (jetzt einfache Zeichen (?), fast 1000mal schwieriger als deutsche Rechtschreibung)
Japan ( min. 1700 alte chin. Zeichen + jap. Silbenzeichen Hirgana oder Katakana + Lateinschrift)
Taiwan (min. 2000-3000 alte chin. Zeichen, min. 1000mal schwieriger lernbar als deutsche Schreibung)
Neuseeland, Irland, Australien und England haben die englische Rechtschreibung, die mindestens 20mal schwieriger ist als die deutsche.

Behauptete Verbesserungen gegenüber dem letzten Test sind eine statistisch-optische Täuschung.

Welcher Teufel hat die deutschen Kultusminister geritten, angesichts solcher Lage eine „Rechtschreibreform“ zu veranstalten?

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Sigmar Salzburg

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Fritz Koch
24.11.2004 09.57
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Die Wirtschaftsverbände sind nicht auf gut ausgebildete Deutsche angewiesen.

Sobald die mit den neuen EU-Mitgliedstaaten vereinbarten Sperrfristen abgelaufen sind, werden genügend gut ausgebildete Bewerber aus diesen Staaten zur Verfügung stehen, deren Ausbildung diese Staaten bezahlt haben. In den Balkanstaaten z.B. ist es für viele Arbeitnehmer selbstverständlich, im Ausland zu arbeiten und dort eine Rente zu erwerben, mit der sie als Rentner zuhause im mit den Ersparnissen im Ausland in der Heimat gebauten Haus gut leben können. (In Bosnien z.B. ist das seit langem die übliche Praxis. Dort stehen auch überall halbfertige Häuser, an denen viele Jahre lang im Urlaub weitergebaut wird, damit sie bis zur Rente beziehbar sind.)

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Fritz Koch
24.11.2004 08.28
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Deutsche Grund- und Hauptschullehrer

müssen zusätzlich in dem Unterrichtsfach „Deutsch für ausländische Kinder“ ausgebildet werden, damit sie dem Ausländeranteil in vielen Großstadtschulen gewachsen sind, der ohne Deutschkenntnisse und ohne deutschsprechende Eltern eingeschult wird.
Weil viele deutsche und westlich orientierte ausländische Eltern aus solchen Stadtteilen wegziehen, damit ihre Kinder nicht die Minderheit in solchen Schulen bilden und damit sie den Übertritt in höhere Schulen schaffen, steigt dort erst recht der Anteil ausländischer Kinder an, die das Leistungsniveau weiter sinken lassen. „Normal“ ausgebildete deutsche Lehrer sind dafür nicht genügend ausgebildet.
Um es ganz kraß zu sagen, Deutschland braucht Sonderschulen und Sonderschullehrer für solche ausländischen Kinder, die wegen mangelder Deutschkenntnisse dem normalen deutschen Schulniveau nicht gewachsen sind. Diese Schulen würden dann wohl auch bei PISA-Studien nicht miteinbezogen. Die Integration ausländischer Kinder in normale deutsche Schulen funktioniert nicht mehr, sobald dadurch das Leistungsniveau der ganzen Schulklasse leidet.

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Klaus Eicheler
24.11.2004 00.26
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PISA und die Maßnahmen

In den Äußerungen verschiedener Bildungspolitiker äußert sich die grundsätzliche Fehlinterpretation der PISA-Studien, die auch zu den Argumenten für die Rechtschreibreform führten – und die bis heute nicht erkannt sind, sondern nur eine alte Ideologie fortschreiben:

1. Eine Erleichterung des Lernens (im Sinne einer Verminderung der Anforderungen) hat nur scheinbar eine Verbesserung der Ergebnisse zur Folge, da sich nur der „lokale“ Maßstab (Notenbewertung) ändert. Der „absolute“ Standard (z. B. PISA) ändert sich nicht. Auch die Abschaffung des „lokalen Standards“ (= Noten, Leistungsbewertung) wäre nur ein weiterer Schritt in die falsche Richtung.

2. Die Verminderung der Anforderungen führt dazu, daß andere Bildungsvermittler (z. B. Eltern „gebildeter Schichten“) verstärkt tätig werden. Der Abstand zu „bildungsfernen Schichten“ wird also größer, je niedriger die Anforderungen in der Schule sind. Das ist auch eine zentrale Aussage der jetzigen PISA-Studie.

3. Es ist ein durchaus richtiges Ziel, die Bildungsunterschiede ausgleichen zu wollen. Geschieht das auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner, dann werden die Unterschiede größer (was manchem Bildungspolitiker paradox erscheinen mag). Die wieder aufgeflammte „Gesamtschuleuphorie“ zeigt dies. Die PISA-Ergebnisse korrelieren zum Vorhandensein von Gesamtschulen in den Bundesländern.

Konsequent wäre dann die Aussage: „In Deutschland ist Bildung unwichtig, und das ist gut so“. Wer dem nicht zustimmt, wird selbst für die Bildung seiner Kinder sorgen – siehe oben. Wie fatal das für eine Wirtschaft ist, deren einziger Bodenschatz in Bildung besteht, dürfte klar sein.
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Klaus Eicheler

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Fritz Koch
23.11.2004 19.11
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Doris Ahnen fordert "sachgrechten Umgang"

mit der PISA-Studie 2003 und „verläßliches Handeln“ und „langen Atem“. Denselben Umgang hat sie auch mit der Rechtschreibreform gefordert. Was sie unter „sachgerecht“ und „verläßlich“ und „langem Atem“ versteht, wissen wir also längst von der Rechtschreibreform: Ergebnisse von PISA werden ebenso ignoriert wie die Ergebnisse der Rechtschreibreform und als unzulässige Kritik abgetan wie die Kritik an der Rechtschreibreform. Unter „langem Atem“ versteht sie wie bei der Rechtschreibreform die biologische Lösung.
Eigentlich müßten die Eltern sich über die PISA-Ergebnisse aufregen und die Beruhigungspillen der Kultusminister verweigern, mit denen sie nur ruhiggestellt werden sollen. Bekanntlich werden zusätzliche Lehrer immer nur auf massivsten öffentlichen Druck der Eltern eingestellt. Die Wirtschaftsverbände, die unsere Politik bestimmen, sind nicht an Bildung für alle, sondern nur an einer „Elite“ interessiert. Nicht nur die Rechtschreibung, die ganze Gesellschaft soll zurückentwickelt werden, weil die bisherige Entwicklung als Fehlentwicklung gewertet wird.

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Karsten Bolz
23.11.2004 15.55
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PISA-Propaganda

(Bonn,22.11.2004) KMK-Präsidentin mahnt sorgfältigen Umgang mit PISA-Daten an

Die Kultusministerkonferenz wird sich mit den Ergebnissen der jüngsten PISA-Studie – unter Einbeziehung von Wissenschaftlern – sorgfältig auseinander setzen und unter Berücksichtigung der international vereinbarten Sperrfrist die Öffentlichkeit informieren.
Hierfür ist die genaue Analyse
- aller Ergebnisse im internationalen Vergleich
- der Einzelergebnisse Deutschlands in allen untersuchten Bereichen
- der Veränderungen Deutschlands und weiterer Teilnehmerstaaten gegenüber den Ergebnissen von PISA 2000 unabdingbare Voraussetzung.

Die Vorabveröffentlichung über PISA 2003 vom Wochenende entspricht in keiner Weise den Ansprüchen an einen sachgerechten Umgang mit den Ergebnissen von Leistungsvergleichen. Schlichte Rangplätze sagen nichts über eine relative Position eines Staates im Vergleich z. B. zum OECD-Durchschnitt aus. Im übrigen haben sich zur Bewertung von vorab veröffentlichten Daten heute die OECD und der Sprecher des PISA-Konsortiums Deutschland geäußert.

Nach der Veröffentlichung der 1. PISA- Untersuchung 2001 hat die Kultusministerkonferenz mit bundesweit geltenden Standards einen gemeinsamen Maßstab für den Vergleich der Kompetenzen gesetzt. Das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) der Länder an der Humboldt-Universität zu Berlin stellt die Normierung und Überprüfung der Standards sicher. Durch die gemeinsame Bildungsberichterstattung nehmen die Länder und der Bund das Bildungssystem in Deutschland exakt in den Blick. Der erste Schwerpunkt ist dabei eine gesonderte Untersuchung über die Lernerfolge und den Förderbedarf von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund. Diese Weichenstellungen, verknüpft mit einer früheren Förderung, insbesondere der Stärkung des Bildungs- und Erziehungsauftrages in Kindertagesstätten, einer individuellen Förderung und einem besseren Umgang mit Heterogenität, aber auch der Ausbau von Ganztagsschulen sind von zentraler Bedeutung für die Weiterentwicklung des Bildungssystems.

Die Kultusministerkonferenz weiß, dass grundlegende Veränderungen eines langen Atems bedürfen. Bildungspolitik braucht konsequentes und verlässliches Handeln, aber auch Zeit, damit eingeleitete Reformen ihre Wirkung entfalten können.

Da es unser gemeinsames Interesse ist, das deutsche Bildungssystem nach vorne zu bringen, fordert die Präsidentin der KMK, Doris Ahnen, alle Verantwortlichen nachdrücklich zu einem sachgerechten Umgang mit den Ergebnissen der PISA 2003 Studie auf.

Quelle: KMK-Pressemitteilung auf kmk.org
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Karsten Bolz

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Karsten Bolz
22.11.2004 09.43
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Die Problemlösekompetenzen der Frau Ahnen

(Bonn,21.11.2004) Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Doris Ahnen, erklärt zu der heutigen Pressemeldung zu PISA:

Die Kultusministerkonferenz wird und muss sich an die von der OECD festgelegte internationale Sperr- und Sendefrist der Daten aus der jüngsten internationalen Schulleistungsstudie PISA 2003 halten. Diese ist international für den 7. Dezember vorgesehen.

Es sei bedauerlich, dass durch den Wettlauf um Vorveröffentlichung der PISA-Ergebnisse die Möglichkeit einer sachlichen Auseinandersetzung mit den Daten erschwert werde. So gibt es zum Beispiel zentrale Untersuchungen über Problemlösekompetenzen, deren Ergebnisse unabdingbar in eine Gesamtbewertung miteinbezogen werden müssen. Es sei schon erschreckend, wenn Daten kommentiert würden, die für eine Bewertung noch gar nicht zugänglich seien.

Es kann heute nicht darum gehen, „auf dem Markt gehandelte“ Daten zu bestätigen oder zu dementieren. Wenn aber berichtete Rangplätze und –werte für eine Verbesserung sprächen, müsste dies auch so kenntlich gemacht werden. Deutschland befinde sich danach in allen Kompetenzfeldern im Mittelfeld.

Größere Veränderungen sind in einem so komplexen System wie der Schule innerhalb eines eineinhalbjährigen Zeitraumes nicht erwartbar, vielmehr würden sie eine mangelnde Aussagekraft eines Testes wie PISA nahe legen.

Quelle: KMK-Pressemitteilung auf kmk.org

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Karsten Bolz

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Detlef Lindenthal
22.11.2004 08.12
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PISA und die Entropie: Der Ausgleich von Bildungshöhen und Luftdruck

DLF, 21.11.04, 21 Uhr:
Deutschland hat auch bei der zweiten PISA-Schulstudie schlecht abgeschnitten.
Im Vergleich mit 31 Industriestaaten erreichten die deutschen Schüler erneut nur die untere Hälfte der Leistungstabelle, wie die dpa berichtet. Insbesondere in der Schlüsselkompetenz Lesen und Textverständnis schnitten sie schlecht ab. Leicht verbessern konnten sich die Jugendlichen beim Schwerpunkt Mathematik.
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Ahnen, wollte die Ergebnisse weder bestätigen noch dementieren. Man werde sich an die von der OECD festgelegte internationale Sperr- und Sendefrist der Daten halten, sagte die SPD-Politikerin. Diese sei für den 7. Dezember vorgesehen.

DLF, 22.11.04, 7 Uhr:
Die GEW hat den Kultusministern Konzeptionslosigkeit bei der Schulreform vorgeworfen.
Sollten sich die neuen PISA-Ergebnisse bestätigen, dann sei dies die Quittung für richtungslose Werkelei, sagte GEW-Vorstandsmitglied Demmer der Deutschen Presse-Agentur. Die Schuld liege nicht bei Eltern, Lehrern oder Schülern. Vielmehr hätten sich die Lern- und Arbeitsbedingungen in den Schulen in den letzten Jahren immer weiter verschlechtert. – Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Ahnen, wollte die Ergebnisse weder bestätigen noch dementieren und verwies auf die festgelegte internationale Sperrfrist am 7. Dezember.
Nach Vorab-Informationen der Deutschen Presse-Agentur schnitt Deutschland auch bei der zweiten PISA-Schulstudie schlecht ab. Im Vergleich mit 31 Industriestaaten landeten die deutschen Schüler erneut in der unteren Hälfte der Leistungstabelle. Mängel gibt es insbesondere in der Schlüsselkompetenz Lesen und Textverständnis. Leicht verbessern konnten sich die Jugendlichen gegenüber der ersten Studie von 2001 beim Schwerpunkt Mathematik.

Mein Kommentar: Frau Demmer mag recht haben, wenn sie sagt, daß sich „die Lern- und Arbeitsbedingungen in den Schulen in den letzten Jahren immer weiter verschlechtert“ haben. Und es schimmert ihre Forderung durch: Mehr Geld für uns Lehrer!
So als wenn sie sagte: Wegen der katastrophal vielen Fahrradplattfüße brauchen wir ständig ein reichhaltiges Angebot an heilen Schläuchen. (Nur Spießbürger würden Besen und Bereiche verteilen, um die Nägel und Scherben von der Straße zu kehren.)
Einer der plattfußverursachenden Nägel ist, daß GEW-Leute selbst Lehrer und als solche schon eine Mittelmaß-Auswahl sind, andererseits jedoch Spitzenkräfte ausbilden müssen, aber nicht wollen: Bis zum Abitur wird jeder Schüler auf lehrerkompatiblem Mittelmaß gehalten. Doch nur mit Spitzenkräften kann Deutschland noch zuverlässig im weltweiten Wettbewerb mithalten und das von Frau Demmer gewünschte Geld verdienen.
Die anderen plattfußverursachenden Nägel und Scherben zu nennen, ist hier erfahrungsgemäß nicht der richtige Ort, weil Ursachenforschung in diesem Forum nicht das Lieblingsfach ist. :-(
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Detlef Lindenthal

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Mädchenfüralles
01.07.2003 17.12
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Schlechte Noten für Deutschland in Bildungsstudie Bonn (AFP)

http://de.news.yahoo.com/030701/286/3io5x.html

Dienstag 1. Juli 2003, 13:07 Uhr

Schlechte Noten für Deutschland in Bildungsstudie Bonn (AFP)

Bild

Bei einer ergänzenden Untersuchung zur internationalen Bildungsstudie PISA ist Deutschland weiter abgerutscht. Die Studie, die die OECD und die UNESCO heute in London vorstellen wollten, vergleicht die Leistungen 15-jähriger Schüler aus insgesamt 43 Ländern in den Bereichen Lesen, Mathematik und Wissenschaften. Deutschland nimmt beim Lesen nur noch Platz 22, in Mathematik und Wissenschaften Platz 21 ein. Bei der großen PISA-Studie 2000 lagen die deutschen Schüler noch bei Platz 21 beziehungsweise 20.

Zusätzlich zu den bereits im Jahre 2000 untersuchten Ländern wurden für die neue Studie elf Nichtmitglieder der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) geprüft, darunter Albanien, Brasilien und Hongkong.

Der UNESCO-Kommission in Bonn zufolge wird in der neuen Untersuchung vor allem die dramatische Situation der Grundbildung in Entwicklungsländern deutlich. Während in OECD-Staaten durchschnittlich 18 Prozent der Schüler nur die niedrigste Stufe der Lesekompetenz erreichen oder darunter liegen, sind es in den Nicht-OECD-Ländern Albanien, Brasilien, Mazedonien und Peru mehr als 50 Prozent. Diese Schüler seien in akuter Gefahr, Analphabeten zu werden, warnen die UN-Experten. Sie fordern eine Verbesserung der Bildungsangebote für Benachteiligte und Minderheiten. Zudem müssten Schulen gefördert werden, in denen es überproportional viele sozial Schwache gebe.

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Jörg Metes
18.07.2002 19.13
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Neue Züricher Zeitung, 19.7.2002

»Leistung früh fördern, Auslese vermeiden
Gleich zwei PISA-Studien beschäftigen Deutschland


Ein halbes Jahr nach der ersten, internationalen PISA-Studie hat die deutsche Bildungsdebatte neuerlichen Antrieb erhalten: Eine Ergänzungsstudie sortiert die Leistungsunterschiede der Schulen nach Bundesländern. Die politische Diskussion darüber geht nicht ohne ideologische Grabenkämpfe ab, die Experten indessen sind sich einig.

Als im Dezember 2000 die erste PISA-Studie Deutschland im internationalen Vergleich auf einen beschämenden Platz an der Grenze zum unteren Drittel der Rangliste verwies, mischte sich in die allgemeine Bestürzung fragende Ungläubigkeit: Sollte die Lage wirklich bundesweit gleich schlimm sein? Schliesslich ist die deutsche Schulpolitik Sache der Bundesländer. Die Kultusminister hatten es für ihre Hoheitsgebiete genau wissen wollen und daher zusätzlich zum internationalen Ranking eine dem innerdeutschen Ländervergleich gewidmete Ergänzungsstudie in Auftrag gegeben. Der nun unter dem Kürzel «PISA-E» kursierende Befund, an zehnmal so viel deutschen Schülern erhoben wie der OECD-Vergleich, bestätigt das schon bekannte Desaster, macht aber regionale Niveauunterschiede geltend.

So schneiden die unionsregierten Länder merklich besser ab als solche mit sozialdemokratischen Regierungen. Bayern, wo Kanzler-Herausforderer Edmund Stoiber das Zepter schwingt, liegt weit vorn; Niedersachsen, die Heimat Gerhard Schröders, sieht blass aus, und die SPD-Hochburg Bremen bildet das Schlusslicht. Ein stolzer Stoiber attackierte sogleich die «unsägliche Bildungspolitik» der siebziger und achtziger Jahre in Teilen Deutschlands, womit er vor allem die sozialdemokratisch initiierte Einführung von Gesamtschulen meinte; Kanzler Schröder versuchte ein Ablenkungsmanöver, indem er die Schuld auf den Föderalismus schob, den er als «Länderegoismus auf dem Rücken der Schüler» beschimpfte.

Lernschwache entschieden das Ranking

Die alten, ideologisch aufgeladenen Kämpfe um Chancengleichheit haben zwar ihre Verbissenheit verloren, aber manche Rechnung ist noch offen. Dabei wissen im Grunde alle, dass die Lage für eine parteipolitische Indienstnahme viel zu ernst ist und die Befunde aus PISA auch nicht dafür taugen. Differenzierung tut not, und sie wird in den Erläuterungen der PISA-Forscher auch geboten, aber die Versuchung interessierter Simplifikateure, die Befunde ideologisch passend zu machen, bleibt mächtig. Typisch ist der Kommentar eines Leitartiklers in der «Welt»: «Die erste und wohl auch wichtigste Lektion aus PISA lautet, dass die Parole der siebziger Jahre, die „Fördern statt Auslesen“ hiess, falsch war.»

Dass man als Einwanderer generell zu den Benachteiligten gehöre, ist auch einer dieser schiefen Gemeinplätze. Oder dass das Malaise nicht am fehlenden Geld liege. Zum Beweis wird herangezogen, wie vergleichsweise gut doch Sachsen trotz schmalem Bildungsetat im PISA-Test abgeschnitten habe. Im Stadtstaat Bremen hingegen werde üppig finanziert. Tatsächlich aber führt der Etat dort nicht zu einem erweiterten Angebot, sondern hohe Verwaltungs- und Personalkosten verteuern die Unterrichtsstunde. An der Notwendigkeit, für einen besseren Unterricht den Etat zu erhöhen, ändert es nichts.

Präzisierungen und Richtigstellungen der nicht immer sachgerechten Diskussion bot dieser Tage eine Veranstaltung des Börsenvereins des deutschen Buchhandels. Unter dem Titel «PISA-Studie I und II: Analyse – Visionen – Konsequenzen» hatte der Verband Autoren der Studie und andere Bildungsforscher, die Stiftung Lesen, die Unternehmensberatung McKinsey, Vertreter der Wirtschaft und Kulturstaatsminister Julian Nida- Rümelin nach Berlin eingeladen. Es war interessant zu hören, wie die frühere Montessori-Schülerin und heutige McKinsey-Mitarbeiterin Annet Aris, eine in Bayern lebende Holländerin, die Qualitätsanforderungen an die deutschen Schulen verschärfte, jedoch ihr Votum für mehr Leistung zugleich mit einer energischen Absage an die in Deutschland übliche allzu frühe Begabungsauslese verband. Sie forderte ein offenes Schulsystem, denn die Schüler «sollen sich nicht in Kästchen gefangen fühlen, wo sie dann anfangen, sich entsprechend zu benehmen».

Wilfried Bos, Bildungsforscher an der Universität Hamburg, rückte eine Sichtweise zurecht, wonach Kinder von Einwanderern «zu Aussenseitern verdammt» sind. Sicherlich stimmt, dass der Stadtstaat Bremen mit einem Migrantenanteil von über vierzig Prozent es von vornherein schwerer hat, bei PISA gut wegzukommen, als der nur einen etwa halb so grossen Anteil aufweisende Flächenstaat Bayern. Irrig jedoch ist es, Nachteile und Vorteile pauschal mit der Unterscheidung nach Ausländern und Inländern zu korrelieren. Die Schule, an welche ein Kind gerät, und die soziale Stellung seiner Familie relativieren den Einflussfaktor «Migrationshintergrund» entscheidend, wie Bos ausführte.

Für die Migranten muss man hinzusetzen: Kommen sie aus einer höheren Schicht und haben sie erst einmal die Sprachbarriere überwunden, so sind sie dank ihren grösseren «Bildungsaspirationen» gegenüber gebürtigen Deutschen sogar im Vorteil. Für die Unterprivilegierten unter ihnen freilich sieht es umso düsterer aus. Konservative Stimmen behaupten, schuld an ihrer misslingenden Integration sei unter anderem, dass sie an den Schulen nicht ausschliesslich in Deutsch, sondern auch in ihrer Herkunftssprache unterrichtet werden. Empirisch spricht indes alles für Zweisprachigkeit: «Wenn Türken besser Türkisch lernen», erklärte Bos, «lernen sie auch besser Deutsch.»

Das Berlin-Forum belegte einmal mehr die Einigkeit der Experten. Diskussionen über den deutschen Föderalismus oder Schulstrukturen halten sie für unfruchtbar. Es geht um die Qualität des Unterrichts. Notwendig ist es, die Fortbildung der Lehrer zu intensivieren. Sie selbst müssen begreifen, dass Sprachunterricht ins Metier aller Lehrkräfte fällt. Individuelle und vor allem frühzeitige Förderung der Kinder ist das A und O. Eltern und Kindergärten sind in die Pflicht zu nehmen und zu unterstützen. Ganztagsschulen können helfen, sofern sie nicht bloss Betreuung bieten, um Eltern zu entlasten. Bitter not tut eine Umstellung auf Ergebniskontrollen: Klar gesetzte Lernziele sollen sagen, was ein Kind am Ende der Schulpflicht können muss. Die Standards wären allgemein verbindlich festzulegen, der Weg zu ihrer Erfüllung aber wäre freizugeben. Die alles reglementierenden Lehrpläne müssen schrumpfen, die Autonomie der Schulen muss wachsen.

Bildungs- oder Lehranstalt?

Während die praktischen Devisen klar scheinen, lässt die deutsche Bildungsdiskussion ihr basales kulturelles Selbstverständnis unerörtert. Julian Nida-Rümelin, der in Berlin als Philosoph sprach, erinnerte im Rückgriff auf sokratische, frühhumanistische und Humboldt'sche Ideale an eine Vorstellung von Bildung, die auf das «gelingende Leben» und die «Persönlichkeitsbildung» zielt und sich darum gegen ihre instrumentelle Verpflichtung auf beruflichen Nutzen wehrt. Bei dieser Entgegensetzung mochte ihm nicht jeder folgen. «Persönlichkeitsentwicklung und Erwerbsleben hängen doch zusammen», protestierte Norbert Bensel vom Vorstand der Deutschen Bahn. Fragen muss man, ob ein emphatischer Begriff von Bildung die Schule nicht überfordert. Ist sie Bildungs- oder doch nur Lehranstalt? Jeder Experte hat dazu vermutlich eine Haltung, welche die Tendenz seiner Expertisen prägt. Nur diskutiert wird sie nicht. Auch Wissenschaft beginnt mit einem Vorurteil.

Joachim Güntner«

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Jörg Metes
11.05.2002 09.25
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Berliner Zeitung vom 10.05.2002 / Feuilleton
Autor: Stefan Melle

»Klasse Schützenverein
42 bekannte Autoren kommentieren die Pisa-Studie. In Berlin wurde das Buch vorgestellt


Eine grundlegende Schulreform, nach der die Bildung besser organisiert, moderner präsentiert und reicher ausgestattet ist, scheint nur noch eine Frage der technischen Abwicklung. Um nichts in der Welt jedenfalls wollten die Vertreter von SPD, CDU und FDP über die Notwendigkeit der Reform streiten, als sie in dieser Woche in der Dresdner Bank am Pariser Platz eine weitere Publikation zur Pisa-Studie vorstellten. Schon das Buch selbst, das unter dem Titel „Nach dem Pisa-Schock“ 42 Beiträge von Politikern, Managern, Künstlern, Wissenschaftlern und Journalisten vereint, lautet in der Unterzeile unzweideutig „Plädoyers für eine Bildungsreform“. Also kein Dissens nirgends?

Schule als Gesamtkunstwerk
Nicht, soweit es die Erkenntnisse aus dem Attentat von Erfurt betrifft. Der Täter sei für heutige Schüler nicht typisch, relativierte der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle die Berichte über den Fall. Aber das Unvermögen des Täters, sozialen Halt zu finden, zeige doch „die Spitze des Eisbergs“, bemerkten die Ministerpräsidenten des Saarlands und Niedersachsens, Peter Müller (CDU) und Sigmar Gabriel (SPD), die wie der Vorstandschef der Dresdner Bank, Bernd Fahrholz, als Herausgeber des „Pisa“-Buches fungieren. Bildung, so Fahrholz, sei da ein Anker, mit dem die Menschen ein lebenstaugliches Maß zwischen Freiheit und Bindung finden können.
Deshalb seien mehr ganztägige Angebote für Schüler unabdingbar, sagte Müller. Dies könne zwar derartige Bluttaten nicht verhindern, aber das Wiederholungsrisiko mindern. Als „eine Art pädagogisches Gesamtkunstwerk“, ergänzte Gabriel, könne die Ganztagsschule, die das Zusammenleben teilweise einschließt, mehr soziale Kompetenz vermitteln. Daran sollten auch Akteure wie Handwerkerinnungen, Kreismusikschulen und Hausaufgabenhilfen beteiligt werden, gern aber auch Schützenvereine, die trotz der Erfurter Bluttat „eine klasse Angelegenheit“ blieben.
Dass die Schulen neben sozialen vor allem fachliche Fähigkeiten bewirken müssen, ergibt sich schon aus der Pisa-Studie selbst, die ja nur Letztere untersuchte. Die Alternative „Wertpapiergesellschaft versus Wertegesellschaft“, wie sie Moderatorin Maybrit Illner provozierend aufstellte, sei darum ein Irrtum, so Westerwelle. Vielmehr müsse die Schule außer „Tugenden“ auch ökonomisch verwertbare Leistungen hervorbringen; denn Bildung sei Deutschlands einziger Rohstoff.
Nun muss, wer etwas verbessern will, an Institutionen oder Personen etwas ändern. Wie dies genau zu machen sei, darin wirkte die Einmütigkeit der Diskutanten löchrig. Zwar konnten sie sich auf eine größere Autonomie für die Schulen bei gleichzeitigen Leistungsvereinbarungen und einer einheitlicher Qualitätskontrolle verständigen. Gabriel will so „weg“ vom Prinzip „HO-Laden“. Die Eltern müssten die Schulwahlfreiheit und die Schulen das Recht erhalten, über die Dauer des Abiturs einzelner Schüler selbst zu richten, ergänzte Müller.
Dann aber zog Westerwelle gegen die Kultusministerkonferenz (KMK) der Länder, die übergreifende Schulfragen regelt, zu Felde. „Wir werden sie entmachten müssen“, forderte der FDP-Chef. Die KMK habe „zehn Jahre lang 100 Beamte“ mit der Rechtschreibreform beschäftigt, aber die in der Pisa-Studie offen gelegten Versäumnisse nicht bemerkt. Der Ineffizienz schuldig gemacht habe sich auch die Zentrale Vergabestelle für Studienplätze (ZVS), die „planwirtschaftlich“ „Studentenlandverschickungen“ organisiere. 2005, mit Auslaufen des Staatsvertrages zur ZVS, müsse ihr Mandat beendet werden. Künftig sollten Studenten sich ihre Hochschulen und Hochschulen ihre Studenten selbst wählen können.

Alle unter Wasser
„Nach einer Abschaffung der KMK werden wir ihre Aufgaben trotzdem leisten müssen“, warnte dagegen Sigmar Gabriel. Beschlüsse der KMK basierten oft auf Vorlagen des Wissenschaftsrates. Daher solle das gemeinsame Problem der Länder nicht verzerrt werden, indem sie gegeneinander gestellt werden. „Wir sind alle unter Wasser, ist es da wichtig, wie viel?“ Wesentlich sei, aufgeschlossener für die Bildung von Eliten zu sein, solange die „nicht elitär“ seien. Das war nun wieder ganz im Sinne Westerwelles, der gern „unter den Karpfen mal einen Hecht sieht“. Auch Fahrholz hofft, die Sponsorenprojekte seiner Bank für Hochbegabte könnten künftig auf weniger Misstrauen stoßen. Freilich hatten beim Pisa-Test meist sozial schwächere Schüler versagt. Angesichts der Meinungsverschiedenheiten über die Schulreform treibt Fahrholz zu mehr Tempo. „Wir haben genug analysiert. Jetzt brauchen wir Taten.“«

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Jörg Metes

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