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Forum > Rechtschreibforum
Die "Süddeutsche" rudert zurück
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Karin Pfeiffer-Stolz
17.01.2005 20.57
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Irrtum

Nein, das war ein Vertipper. Ich meinte den Duden von 1991. Den letzten Duden vor der Reform im Jahre 1996.
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Karin Pfeiffer-Stolz

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J.-M. Wagner
17.01.2005 18.25
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Re: Frage

Sind Sie sicher, daß Sie den Duden von 1996 meinen? Das ist die erste reformierte Ausgabe, die nur mit dem Hinweis von Herrn Munske zu benutzen ist, daß alles Rotgedruckte falsch ist.

Falls Sie den Duden von 1991 (die letzte nichtreformierte Ausgabe) meinen, so vermute ich, daß dieser einfach synonym für „alte Rechtschreibung“ und damit für den generell im Zusammenhang mit der Rechtschreibung (oder besser: mit dem damit verbundenen Zwang) empfundenen Horror steht.
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Jan-Martin Wagner

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Karin Pfeiffer-Stolz
17.01.2005 17.23
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Frage

Man begegnet immer wieder dem sich vor Ekel schüttelnden Zeitgenossen, der sagt: „Nee, zum Duden 1991 keinesfalls zurück, reiner Horror!“

Auch nach intensivem Nachdenken komme ich auf kein Ergebnis: Weshalb soll der Duden von 1991 so schlecht sein, daß man ihn von vornherein als Schreckgespenst an die Wand malt? Von einigen Spitzfindigkeiten abgesehen – was wäre daran zu ändern?

Danke für Antwort.
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Karin Pfeiffer-Stolz

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Fritz Koch
17.01.2005 17.17
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Guterweise Max Goldt

Außer wieder überall "ß" statt (neu) „ss“ fiel mir auf:
„aufs neue“ (neu: „aufs Neue“),
Zeilenendetrennung „wa-cker“ (ist neue Zeilenendetrennung),
Wortbildung „guterweise“: gefällt mir.

Dazu in Fleischer/Barz, Wortbildung:
„4. Wortbildung des Adverbs
4.4.3.5. Das Suffix '-weise'
Das Suffix '-weise' ist an den produktivsten adverbbildenden Modellen der deutschen Gegenwartssprache beteiligt.
1) Substantivische Basis
Wortbildungskonstruktionen dieses Modells werden zunehmend auch attributiv als Adjektiv verwendet.
2) Adjektivische und partizipiale Basis; stets Fugenelement '-er'.“

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Theodor Ickler
17.01.2005 16.53
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Bekannter Reformgegner

Max Goldt war schon immer ein Gegner der Rechtschreibreform, und die SZ druckt ja tatsächlich immer wieder ganze Seiten in bewährter Rechtschreibung ab.

Ich habe mir übrigens sagen lassen, daß die SZ auch deshalb so entschlußschwach ist, weil die meisten Mitarbeiter sich vor der Alternative wähnen, entweder den alten Duden wiedereinsetzen zu müssen oder sich mit einer gemäßigten, nach und nach entschärften Reform begnügen zu dürfen. Daß Rückkehr zur bewährten Rechtschreibung nicht Rückkehr zum Duden sein muß, übersteigt die Phantasie der meisten. Das geht aus einer internen Befragung von rund 200 Leuten hervor. Man hätte sie fragen sollen, was sie an der vor 1999 in der SZ praktizierten Orthographie falsch finden bzw. schlechter als an der jetzigen.

Das finden wir eigentlich überall: es werden nicht die richtigen Fragen gestellt und daher auch nicht die richtigen Antworten gegeben.
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Th. Ickler

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Sigmar Salzburg
17.01.2005 10.53
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Spiegel-Forum

Ulrich Dillis – 08:00pm Jan 16, 2005 CEST (#2552 of 2554)
Ei, was sah ich gestern in der SZ- Wochenendbeilage?

Einen Text von Max Goldt. Er war in klassischer Rechtschreibung abgedruckt und hatte auf mich die Wirkung wie ein gepflegter Herr im Anzug inmitten einer Horde Proleten im Trainings(Tränings-)anzug.

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Mike Bartlett – 11:53pm Jan 16, 2005 CEST (#2553 of 2554)
@Ulrich Dillis

ging mir genauso :-)

fragt sich nur, ob das seitens der SZ einfach 1:1 so abgedruckt werden konnte oder manuell zurückkorrigiert werden mußte, weil Goldt darauf bestand.
Wie auch immer, ein Beweis, daß so etwas technisch durchaus möglich ist, ist es allemal und man kann nur hoffen, daß die SZ in Zukunft in anderen Fällen entsprechend verfahren wird.

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Matthias Kuenzer – 08:17am Jan 17, 2005 CEST (#2554 of 2554)
@2552

In der Titanic-Kolumne dieses Monats läßt Goldt sich über diverse berechtigte Anlässe zum Lamentieren aus, und bemerkt, daß man eher des Lamentierens überdrüssig wird als des Misssstands. Als Beispiel führt er die Neue Deutsche Rechststreibung an.


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Sigmar Salzburg

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Karsten Bolz
20.11.2004 15.30
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Die Süddeutsche...

...wirbt im Internet auf ihrer Startseite „Klicken und reinhören – Süddeutsche Zeitung | Klassik“ für klassische CDs mit dem Slogan
Musik.
Genuß.
Erleben.

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Karsten Bolz

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Karsten Bolz
11.10.2004 12.01
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Propaganda jetzt auch bei der Süddeutschen

Jetzt betreibt die Süddeutsche auf den Seiten des eigenen Forums Propaganda. Wenn ich mich richtig erinnere, lautete die Einleitung zu diesem Forum einst anders. Nun steht da zu lesen:

Rechtschreibung – die deutscheste aller Dampfschif(f)fahrten
Große deutsche Verlage kehren zur alten Rechtschreibung zurück. Halt, nein! Sie wenden sich einer moderaten alt-neuen Rechtschreibung zu. Nein! Sie wenden doch eine durch-reformierte Rechtschreibung an, von der allerdings niemand weiß, was sie wirklich beinhaltet. Leid(-)Tragende sind wie immer diejenigen, die sich nicht wehren können: Die Schüler. Diskutieren Sie mit!
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Karsten Bolz

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Karsten Bolz
08.10.2004 13.54
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Leserbrief an die Süddeutsche

Die Ministerpräsidenten haben es heute entschieden: Deutschlands großes Experimentalprojekt namens Rechtschreibreform soll weitergeführt werden. Weitere Neuerungen stehen uns dabei ins Haus, denn: „der neue Rat für die deutsche Rechtschreibung [soll] strittige Fälle schnell überarbeiten und dabei auch Reformkritiker mit einbeziehen.“ Dieser noch gar nicht gegründete Rat wird es aber gar nicht richten können, und vermutlich auch gar nicht wollen. Bei genauer Betrachtung der geplanten Zusammensetzung besteht er im wesentlichen aus dem bisherigen Beirat der in Auflösung befindlichen Zwischenstaatlichen Kommission. Dieser Beirat hatte die Eingebungen der Reformer immer gnädig abgenickt. Die den Wörter- und Schulbuchverlagen eng verbundenen und damit der Reform wohlgesonnenen Funktionäre geben in der von Deutschland abgesandten 18köpfigen Runde mehrheitlich den Ton an. Die einbezogenen Reformkritiker von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung sowie vom PEN-Zentrum Deutschland, sofern diese sich denn einbeziehen lassen, sollen den Anschein eines „plural“ gebildeten Gremiums wahren. Es ist leicht vorherzusagen, daß Fachleute, die von Schriftsprache wirklich etwas verstehen, die möglicherweise gar von Grammatik oder Semantik eine Ahnung haben, in diesem Debattierclub kein Gehör finden werden. Man muß weiterhin kein Prophet sein, um zu sehen, daß die Herumbastelei an der reformierten Schriftsprache damit noch lange kein Ende finden wird.

Daß ebendiese Bastelei – mittlerweile wird der „Rat“ das vierte nutzlose Gremium sein, welches sich mit dem Kitten des Scherbenhaufens befaßt – weitergehen wird, hat die Schleswig-Holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis deutlich gemacht, als sie sagte, daß man Korrekturvorschläge akzeptieren könne, „in Fällen, wo die Sinnlosigkeit zum Himmel schreit.“ In Fällen, in denen die Sinnlosigkeit also noch nicht so sehr zum Himmel schreit, soll also alles beim alten bleiben, Sinnlosigkeit hin oder her. Die Sinnhaftigkeit von Sinnlosigkeiten soll also gar nicht mehr hinterfragt werden, nurmehr der Geräuschpegel zählt, den diese nach oben abstrahlen. Dabei steht der gesamte Inhalt der Reform faktisch zur Disposition: sinnentstellende Trennungen, die Interpunktion, Groß- und Kleinschreibungen sowie Fremdwörter sollen noch einmal überprüft werden. Einzig an der ss-/ß-Regelung, dem Aushängeschild der Reform darf nicht gerüttelt werden, um der Reformruine immer noch den Anstrich eines Neubaus zu geben. Das staunende Publikum reibt sich angesichts des absurden Theaterstücks, welches ihm hier vor Augen geführt wird, erstaunt die Augen und fragt sich, in welchem Akt man jetzt angekommen ist, wohl ahnend, daß das Finale noch etliche Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, auf sich warten lassen wird.

In dieser Situation der offensichtlichen Hilflosigkeit der Politik wirkt der Rückzug eines großen Teils der Presse zur klassischen Rechtschreibung wie ein Befreiungsschlag. Die Süddeutsche Zeitung, angetrieben unter anderem von der spitzen Feder Thomas Steinfelds, hatte den Unfug der Reform eine geraume Zeit sehr deutlich gemacht. Mit der Ankündigung, ebenfalls zur klassischen Rechtschreibung zurückzukehren, verstummten dann schlagartig alle kritischen Stimmen in diesem Blatt. Jetzt verkündet diese Zeitung, sie wolle nicht bei der reformierten Schreibung bleiben, aber auch nicht zur klassischen und bewährten Orthographie zurückkehren. Damit reiht sie sich wieder ein in die Akteure des oben erwähnten Theaterstücks. Das Publikum pfeift und buht derweil, siehe letzte Allensbach-Umfrage, in der Hoffnung, der Vorhang möge endlich fallen. Verlassen wir doch einfach den Saal und der letzte knipst einfach das Licht aus!

Mit freundlichen Grüßen

Karsten Bolz
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Karsten Bolz

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Christian F. Langewische
06.10.2004 18.15
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Fehlermeldung im SZ-Forum

Wer hätte gedacht, daß die „Süddeutsche“ ein Forum verwendet, bei dem – wenn auch nur in der Fehlermeldung – noch ein „daß" zu finden ist...

Dafür fehlt allerdings ein Komma hinter „kurz“... ;-)

Zitat:
Es gab ein Problem beim Auffinden des Beitrags in der Datenbank.

Dies ist nicht zwangläufig eine Fehlermeldung. Es könnte daran liegen, daß Ihr Browser keine Cookies akzeptiert. Falls Sie jedoch denken, daß es sich um einen Fehler handelt, schreiben Sie bitte an wir@sueddeutsche.de und erklären kurz wobei dieser Fehler entstanden ist, damit er schnellstmöglich behoben werden kann. Sonst benutzen Sie einfach den Zurück-Knopf Ihres Browsers, um auf die vorige Seite zurückzukehren und es noch einmal zu versuchen.

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Christian F. Langewische

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Karin Pfeiffer-Stolz
06.10.2004 16.45
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Alles in Massen – nicht Masssen!
Danke für den Hinweis! Wird korrigiert!
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Karin Pfeiffer-Stolz

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Ruth Salber-Buchmüller
06.10.2004 16.05
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nicht: en vain /LE DEVOIR, Quebec

Ich hoffe, liebe Frau Pfeiffer-Stolz, daß es Ihnen
möglich ist, diese Zeilen weitestgehend zu verbreiten.

Es muß erreicht werden, daß die französische Zeitung in Quebec nicht recht haben wird mit ihrer Schlußfolgerung: en vain = vergeblich. Gemeint sind damit all die Mühen der Schriftsteller, Intellektuellen und Elternverbände, die im Kampf verloren haben sollen.



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Ruth Salber-Buchmueller

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Christoph Kukulies
06.10.2004 15.51
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Masssanzug?

Sehr treffend geschrieben, liebe Frau Pfeiffer-Stolz.
Nur eines ist Ihnen vielleicht quasi als Druckfehler hineingerutscht: Der Masssanzug tanzt etwas aus der Reihe der Beispiele, weil es eigentlich ein Schreibfehler ist, während die anderen Wortbeispiele ja tatsächliche Mißgeburten der „Rechtschreibreform“ sind. War das beabsichtigt?

Unicode ist übrigens nicht der neueste Trend sondern schon seit ein bis zwei Jahrzehnten eingeführt und seit des ersten IBM-PC vor ca. 20 Jahren ist auch das 'ß' in der Welt der Computer salonfähig geworden.
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Christoph Kukulies

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Karin Pfeiffer-Stolz
06.10.2004 13.29
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Eine "Kompromißlösung" ist von allen Lösungen die unverantwortlichste!

Ein „Kompromiß“ und der „nicht nennenswerte“ Schaden

Auch wenn es schon tausendmal gesagt und geschrieben worden ist, erlaube ich mir noch einmal eine Zusammenfassung der Einwände, die gegen die ss-Schreibung vorzubringen sind. Zur Erweiterung der Argumente trägt die derzeitige Diskussion einiger Verlage bei, die eine zusätzliche, völlig neue Reformschreibung ins Leben rufen wollen, deren Kennzeichen vor allem das ss nach Kurzvokalen sein wird.

1. Ein alter Hut
Die Schreibung ss nach kurzem Vokal statt ß ist nicht neu. Diese scheinbar logische Regel ist eine Erfindung Johann Christian August Heyses, der 1829 starb, oder seines Sohnes Karl Wilhelm Ludwig Heyse. Erst 50 Jahre nach ihrer Erfindung wurde die Heysesche
„s-Schreibung“ erstmals offiziell eingeführt: Von 1879 bis 1902 galt sie in Österreich. Und wurde wieder ohne Bedauern zu Grabe getragen, weil sie den Lesefluß stört. Die Sprachgemeinschaft hat sich schon immer das an- oder abgewöhnt, was für die Leseökonomie wesentlich war. Dazu bedurfte es keiner Reglementierung staatlicherseits.
Die zweckentfremdende Reformschreibung (ss statt ß nach kurzem Vokal) beruht auf einem Irrtum (siehe Punkt 2). Die klassischen Regeln zur Schreibung von ss und ß sind logisch! Ohne die Logik der bisherigen bewährten s-Schreibung wäre die „Logik“ der reformierten
s-Schreibung von vornherein undenkbar. Die Reformschreibung baut auf der klassischen Rechtschreibung auf, ohne deren Kenntnisse die Regel nicht verstanden werden kann, wie sich auch an den steigenden Fehlerzahlen bei Schulkindern beweist.

Wichtig ist folgende Erkenntnis:

Wer die reformierte s-Schreibung richtig anwenden will, muß die klassische Verschriftung des s-Lautes kennen!

Oder anders ausgedrückt: die klassische s-Schreibung funktioniert auch ohne Reform, aber die Reformschreibung funktioniert nicht ohne die Regeln der klassischen Orthographie.

2. Das ß hilft beim Lesen
Die Verwendung des ß begründet sich nicht daraus, die Länge des vorhergehenden Vokals zu bezeichnen. Es wurde von der Schreibgemeinschaft vor Jahrhunderten „erfunden“, um den Silbenschluß zu kennzeichnen und damit das Schriftband optisch besser zu gliedern, im Sinne der besseren Lesbarkeit. Früher lasen alle Menschen laut und langsam. Seit es Bücher und Zeitungen gibt, liest man still für sich – und viel schneller. Daraus folgt, daß jede Veränderung der Schrift sich an der Ökonomie des Lesens orientieren muß.
Das ß ist durch seine prägnante Form (Ober- und in Schreibschrift auch Unterlänge) eine wichtige Lesehilfe. Schriftzeichen müssen in ihrer Form differenziert sein, damit das lesende Auge die Unterschiede rasch erfassen kann. Je rascher wir lesen, desto wichtiger ist ein gut differenziertes Schriftbild. Der Ersatz von ß durch ss nach kurzem Vokal verschlechtert in vielen Fällen die Lesbarkeit, weil sie die Oberlängen nivelliert: dass/daß, muss/muß.
Für das Lesen ist die ss-Schreibung hinderlich.

Ein Beweis für diese These ist, daß seit der Schreibung der Konjunktion daß mit ss, also dass, die Fehlerhäufigkeit deutlich zugenommen hat: Immer mehr Schreiber verwechseln das und dass, weil das optisch nivellierte Schriftbild beim schnellen Hinschauen wenig Unterscheidungskraft hat. Und richtiges Schreiben lernt man bekanntlich durch Lesen.

3. Das ß markiert den Silbenschluß
Das Deutsche ist reich an s-Lauten. Kaum ein anderer Konsonant kommt so oft in Silbenfugen und Wortzusammensetzungen vor wie s oder ß, nach der Reform auch ss. Mit gutem Grund galt (siehe Punkt 2): „ss am Schluß bringt Verdruß!“ Welch einfach zu lernende Regel! Und sie hatte ihren Sinn, denn sie gliederte für jeden Leser optisch sofort das Silben- bzw. Wortende:
bißchen, Schlußsatz, Eßsaal (bisschen, Schlusssatz, Esssaal).
Durch die ss-Schreibung entstehen eingeebnete Wortbilder, insbesondere bei der häufig vorkommenden Dreifachschreibung des s. Ein geübter Leser kommt damit zurecht. Doch die schwachen Leser, deretwegen man angeblich die Reform eingeführt hat, bekommen nicht nur beim Schreiben (Prof. Marx), sondern auch beim Lesen massive Probleme. Wer meint, er müsse der Schüler wegen die ss-Schreibung behalten, sollte das wissen.
Wenn wir die ss-Schreibung behalten wollen, entscheiden wir uns freiwillig für ein schlechter lesbares und zudem unästhetisches Schriftbild.

4. Schreiber tappen in die „Logikfalle“
Die ss-Schreibung lockt nicht nur Kinder in die „Logikfalle“ (Claudia Ludwig). Die Regel, mit der die ss-Schreibung überall vorgestellt wird, ist eine Regel für erwachsene Umlerner – welche die vorherige ß-Schreibung perfekt beherrscht haben. Dieser Personenkreis ist es denn auch, der die Regel fehlerfrei umsetzen kann.
Anders die Kinder. Sie werden mit der in allen Schul- und Lehrbüchern unvollständig wiedergegebenen und daher falschen Regel konfrontiert: „Nach kurzem Vokal (Selbstlaut) schreibe ss!“ Die Logikfalle führt dann zu Schreibweisen wie: Geheimniss, du hasst (haben), fassten (Diät halten) usw. Außerdem ist die Aussprache kein verläßlicher Indikator für das Schreiben, wie die deutliche Vermehrung von Schreibungen wie „Fussball“, „Strasse“, „ausserdem“ zeigt. Wem ist noch nicht ein „meisstens“ oder gar „meißtens“ begegnet? Fehler, die vor der Reform undenkbar waren und sofort auf einen Blick erkennen lassen, welcher Bildungsgrad hinter dem Schreiber steckt. Ist das sozial?
Die Fehlerträchtigkeit der ss-Schreibung ist kein Phänomen des Übergangs. Sie wird in den nächsten Jahren unweigerlich zunehmen, weil die nachfolgenden Jahrgänge nicht mehr gelernt haben werden, wo ß geschrieben stand, das nun durch ss zu „ersetzen“ ist. Gerade das Wort „ersetzen“ zeigt auch, daß es sich bei der Änderung der Schreibweise überhaupt nicht um eine Reform handelt, sondern um einen (vermeintlich) gleichwertigen Austausch der Systeme. Wir schreiben anders, aber dieses Andere ist nicht praktikabel, also schlechter.

5. Die Schweizer s-Schreibung: eine Lösung?
Es gibt Befürworter für die völlige Eliminierung des Buchstaben ß aus unserer Schriftsprache. Begründet wird dies nicht selten damit, daß dies für die Datenverarbeitung ohnehin notwendig sei. Der Trend geht jedoch in Richtung „Unicode“ zur Zeichencodierung. Damit kann man nicht nur die bisherigen Sonderzeichen der deutschen Sprache wie ß, ä, ö etc. darstellen, sondern auch Arabisch, Japanisch und andere Sprachen. Dieses Argument greift also nicht.
Anspruchsvolle Texte in der Schweiz erscheinen durchaus mit dem Buchstaben ß. Weshalb man in der Schweiß auf das ß verzichtet, hat nationale, nicht aber linguistische Gründe. Gebildete Schweizer geben zu, daß die ß-losen Texte ebenfalls zu Lesestörungen führen können, zumal dann jeder schriftliche Betonungshinweis entfällt. Gerade auf das Betonungskriterium aber sind die Reformbefürworter nach Heyse stolz: Kurzer Vokal vor ss. Das könne jeder Ausländer sofort lesen! Ein Fortfall des ß gäbe dem Schüler und Deutschlernenden neue Ausspracherätsel auf: die Autobusse, das Bussgeld, das Metermass, zu Fuss gehen ... Ganz abgesehen von der abenteuerlichen Vermehrung von sss-Wörtern:
Massstab, Süssspeise, Fleisssache, Fussschweiss ....

6. Das liebe Geld
Wer für die Kompromißlösung, und damit für die ss-Schreibung votiert, scheint nicht zu bedenken, daß er damit der teuersten Lösung überhaupt das Wort redet. Neben der klassischen Orthographie und der seit 1996 inkonsequent umgesetzten „Reformschreibung“ wird eine neuerliche Reformschreibung, und damit die dritte große Schreibvariante in die Welt gesetzt: die auf der Reform basierende „Kompromißschreibung“. Ergebnis: Der gesamte jetzige Buchbestand wird zu 100% unbrauchbar – sowohl die klassisch gedruckten wie auch die seit 1996 in Reformschreibung erschienenen Druckwerke – also ausnahmslos alle! Der „Kompromiß“ macht sie zur Makulatur.

Würde man bei der „neuen“ Orthographie bleiben oder aber zur „alten“ zurückkehren, wäre nur ein Teil des Schrifttums entwertet und der wirtschaftliche Schaden überschaubar.
Ich sage es noch einmal: Mit Einführung einer neuen Reformschreibung – und nichts anderes ist dieser „Kompromiß“ – würden die Buchbestände in den Bibliotheken nicht nur zu 30, 50 oder 80, sondern zu 100% entwertet!

Ist das bedacht worden? Wird man sich diesmal (anders als 1996) um die Folgen der Umsetzung von Ideen in die Praxis Gedanken machen?

Zusammenfassung
Die sogenannte Rechtschreibreform hat sich als undurchführbar erwiesen. Unter Fachleuten gibt es niemanden mehr, der dies bestreitet. Nun stecken Politiker, Presse, Verlage und Pädagogik in einer schmerzhaften Klemme. Wie sich daraus befreien?
Nach gutem politischen Brauch wird ein Kompromiß gesucht. Einen, aus dem die Schriftsprache „ohne nennenswerten Schaden“ hervorgeht. Das ist reiner Euphemismus.
Schaden ist Schaden. Ob etwas mehr oder weniger – mit einem „Kompromiß“ entscheidet man sich immer auch für einen Schaden an der Kultursprache, und dies, obwohl es eine Möglichkeit gäbe, diesen ganz zu vermeiden. Man will aber den „nicht nennenswerten“ Schaden. Und dieser „Kompromißschaden“ berührt nicht nur die Substanz unserer Schriftsprache, sondern verursacht auch immense Kosten.


Pisa und die Vergeßlichkeit des Volkes
Pisa hat unseren Schülern mangelnde Lesekompetenz bescheinigt. Nicht Schreibkompetenz! Wozu also benötigen wir einen „Kompromiß“, der „ohne nennenswerten Schaden hinnehmbar“ ist? Um das Gesicht jener zu wahren, die sich jahrelang für die Sache engagiert haben? Sie werden die Niederlage verkraften, man wird es vergessen.
Die Schrift aber, sie wird uns bleiben.

Wer den ss-Kompromiß befürwortet, handelt im Interesse einer kleinen Minderheit, die ihre Interessen lautstark zu vertreten weiß und es versteht, eine Schar von sachlich schlecht beziehungsweise bewußt falsch informierten Mitläufern zu mobilisieren.

Eine Zeitung lebt von ihren Lesern. Mit der sog. Rechtschreibreform sind die Lesefreudigen im Lande verärgert und verstört worden. Für wen aber werden Zeitungen gedruckt, wenn nicht für den Leser?
– geändert durch Karin Pfeiffer-Stolz am 06.10.2004, 18.47 –
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Karin Pfeiffer-Stolz

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Werner Fahnenstich
06.10.2004 11.21
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Die "Süddeutsche" rudert zurück

„Süddeutsche“ kehrt nicht zur alten Rechtschreibung zurück

Die „Süddeutsche Zeitung“ sucht einen Rechtschreib-Kompromiss. Zwar hatte das Münchner Blatt nach dem Vorstoß von SPIEGEL und Springer Verlag im August signalisiert, ebenfalls zur alten Schreibweise zurückzukehren; die Mehrheit der „SZ“-Redakteure habe sich jedoch für eine modifizierte Form der neuen Rechtschreibung ausgesprochen.



DPA
„Süddeutsche Zeitung“: „Wir sind für einen Konsens“
München – „Wir sind für einen Konsens“, sagte Chefredakteur Hans-Werner Kilz dem Hamburger Magazin „Stern“. Eine interne Umfrage der Münchner Zeitung hatte ergeben, dass sich rund zwei Drittel aller „SZ“-Redakteure für einen Kompromiss als „eine modifizierte Form der neuen Rechtschreibung aussprechen“, wie der Sprecher des Süddeutschen Verlags, Sebastian Berger, am Mittwoch erklärte.

Nur jeweils eine kleine Minderheit habe sich entweder für die Rückkehr zur alten oder für die vollständige Beibehaltung der neuen Rechtschreibung ausgesprochen. Die „Süddeutsche Zeitung“ werde nun zunächst die weitere öffentliche Diskussion abwarten. „Die Redaktion wird diesen Prozess beobachten und begleiten“, sagte Berger.

Dabei wolle sich der Verlag auch für einen Konsens mit den Nachrichtenagenturen einsetzen. Angesichts der politischen Debatte sei jedoch nicht auszuschließen, dass bereits in der Kultusministerkonferenz ein vernünftiger Kompromiss gefunden werden könne, bei dem vor allem Sinn entstellende Getrenntschreibungen aufgegeben würden, andere Regeln wie die neue Doppel-s-Schreibung jedoch beibehalten blieben.

Der Sprecher fügte hinzu, die „Süddeutsche Zeitung“ habe im Unterschied zu anderen Verlagen nie angekündigt, vollständig zur alten Schreibung zurückzukehren, sondern lediglich, „die neue Rechtschreibung in der bestehenden Form nicht beizubehalten“.

Anfang August hatten sich DER SPIEGEL und der Axel Springer Verlag auf die Rückkehr zur alten Rechtschreibung geeinigt. Der Süddeutsche Verlag hatte damals zugestimmt und ebenfalls angekündigt, die Reform in den eigenen Publikationen zurückzunehmen. Beim Hamburger Verlag Gruner + Jahr hatte sich hingegen die Mehrheit der Chefredakteure der verschiedenen Magazine (u.a. „Stern“, „Geo“, „Brigitte“) gegen eine Rückkehr zur klassischen Schreibweise ausgesprochen. Der Springer Verlag („Bild“, „Bild am Sonntag“, „Hörzu“) hat die Rücknahme am vergangenen Wochenende vollzogen.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,321726,00.html

Gruß in die Runde
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Werner Fahnenstich

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