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Forum > Deutsche Rechtschreibgrößen
Karl Blüml
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Detlef Lindenthal
27.08.2004 11.51
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Welche Maßstäbe gelten für Akademiker und Führungsverantwortliche?


Dr. Blüml hatte gesagt:
Es ist das Ziel, das erklärte Ziel gewesen, daß man die Zahl der unendlichen Ausnahmen schlicht und einfach reduziert.

Dr. Schultz schrieb:
Ich hätte doch gar zu gern gewußt, was Herr Blüml unter einer unendlichen Ausnahme versteht, und ob sie endlich wird, wenn man ein bißchen wegnimmt.
Als mehr oder minder unverbesserlicher Gutmensch würde ich zugunsten von Herrn Dr. Blüml annehmen, daß er „die in unendlicher Anzahl vorkommenden Ausnahmen“ gemeint hat.
Was allerdings, wenn die Aussage so gelten soll, wie sie hier von mir verstanden wurde, die Sache für Herrn Dr. Blüml nur noch schlimmer macht: denn für die bewährte Rechtschreibung viele oder gar unendlich viele Ausnahmen zu behaupten, ist eine glatte Lüge.
Ich habe mal gelesen, daß ab einem gewissen Grad von Unwissenschaftlichkeit ein Doktortitel wieder aberkannt werden kann. Bei Herrn Dr. Blüml halte ich ein solches Verfahren für angemessen und aussichtsreich.
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Detlef Lindenthal

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Dr. Konrad Schultz
27.08.2004 09.25
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Unendlichkeit

Ich hätte doch gar zu gern gewußt, was Herr Blüml unter einer unendlichen Ausnahme versteht, und ob sie endlich wird, wenn man ein bißchen wegnimmt.

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Christian Melsa
27.08.2004 00.36
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Re: „Sie sind also ... der Chef dieses Geheimbundes, der ständig unsere Rechtschreibung verschlimmbessert. Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?“

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Detlef Lindenthal
Dr. Karl Blüml heute morgen im Verhör beim Deutschlandfunk; es ist in der Tat (ver-)hörenswert und würde sich lohnen, daß die schönsten Äußerungen und Widersprüche herausgeschrieben würden.
Ich will das mal hiermit tun:
Zitat:
Blüml: Wir haben, als wir die Reform gemacht haben, vor acht Jahren, auf jeden Fall in vielen Bereichen eine bessere Rechtschreibung erzeugt, als sie vorher war. Und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Es ist das Ziel, das erklärte Ziel gewesen,
(Interessant: Die Wahrheit einer Aussage ist also durch den Willen erwiesen, sie möge wahr sein? Wenn man sich nur das richtige Ziel vornimmt, kann man es gar nicht verfehlen?)
Zitat:
daß man die Zahl der unendlichen Ausnahmen schlicht und einfach reduziert, so daß deutsche Schreibung wieder stärker den Regeln folgt, was seit neunzehneins nicht geschehen war. Und das ist gelungen, das ist überhaupt keine Frage. Daß sie nicht einfach geworden ist, das ist eine andere Sache. Eine Schreibung, die seit vielen Jahrhunderten besteht, kann nicht einfach werden. Aber sie ist einfacher und besser lehrbar geworden. Und das ist der wesentliche Punkt, nämlich für die Kinder besser lehrbar.
Wir halten fest: Das reformierte Regelwerk hat Ausnahmen beseitigt und ist einfacher und besser lehrbar geworden, vor allem für Kinder. Kaum wird Blüml mit einem konkreten Beispiel konfrontiert (hier bleiben, dableiben, dort bleiben, wegbleiben – offensichtlich neue Ausnahmen; bisher unbekannte Irregulariät) sagt er plötzlich folgendes:
Zitat:
Äh, na ja, so darf man das nicht sehen. Also, normalerweise hat man ja nicht eine Liste von Partikeln vor sich, das ist ja nur in einem Regelwerk so, sondern üblicherweise richtet sich Getrennt- und Zusammenschreibung danach, welche Bedeutung hier zum Tragen kommt. Was wir dazu getan haben, sind ja nur grammatische Hilfen zu geben. Es wurden hier die, die Partikel aufgelistet, was normalerweise kein Mensch macht und eine Liste von Partikeln anschaut. Das ist ja nur für die Wörterbuchmacher, daß die nachschauen können.
Wir erinnern uns: Für Blüml ist durch die Reform zweifelsfrei gelungen, daß die deutsche Schreibung wieder stärker den Regeln folgt – Regeln, die plötzlich nur „grammatische Hilfen“ und anscheinend gar nicht wirklich so furchtbar ernst gemeint sein sollen. Eben noch waren die Reformregeln für Kinder einfacher und besser lehrbar, wenige Sekunden später heißt es, sie seien nur für die Wörterbuchmacher gemacht. Und – oho! – die Getrennt- und Zusammenschreibung richtet sich üblicherweise danach, welche Bedeutung zum Tragen kommt? Klaus Heller schrieb in seiner Reformänderungsübersicht im berühmten Sprachreport-Extra vom Dezember 1998 noch: „An die Stelle schwer handhabbarer inhaltlicher Kriterien (Zusammenschreibung 'wenn ein neuer Begriff entsteht' oder 'wenn die
Bedeutung des Substantivs verblasst ist') treten grammatische Proben (Erweiterbarkeit, Steigerbarkeit usw.).“ Diese Proben kann man mit Partikeln zwar natürlich nicht anstellen, da sollten nun kaum lernbare Wörterlisten die Zusammenschreibungsfälle regeln, aber warum überhaupt die Wörterlisten, wenn doch eigentlich ohnehin die Wortbedeutung ausschlaggebend sein soll?
(Nebenbei bemerkt müßte es gemäß Reformregeln eigentlich Ausschlag gebend heißen, da es keinen Infinitiv ausschlaggeben gibt, denn Ausschlag gilt nicht als verblaßtes Substantiv. Durch die Zusammenschreibung wird auch kein Artikel oder ähnliches eingespart. Komischerweise steht im 2000er-Duden trotzdem nur ausschlaggebend.)
Zitat:
Es gibt nicht alle Augenblick Änderungen, muß ich dazusagen, sondern, es hat eine Einführung gegeben, das war 96, und jetzt kommt mit dem vierten Bericht der Kommission eine Änderung, die eigentlich erst ab 2005 gültig sein wird, aber der Duden hat sie halt schon jetzt zum allergrößten Teil übernommen, weil sie sagen, sie haben jetzt die Jubiläumsausgabe. Dazwischen gabs keine einzige Änderung.
Daß es dazwischen keine einzige Änderung gegeben habe, ist natürlich gelogen. Es ist kaum vorstellbar, daß Blüml hier nicht wider besseres Wissen die Unwahrheit erzählt. Würde man ihn darauf ansprechen, würde er aber wahrscheinlich behaupten, er habe damit ja nur das Regelwerk gemeint, nicht die Schreibweisen. Dann wäre es allerdings interessant, wie er erklären will, daß die Schreibweisen sich ändern konnten, ohne daß das Regelwerk sich ebenfalls änderte. Das soll also das endlich so wunderbar strikte und kinderleicht zu handhabende Regelwerk sein, von dem er zuvor sprach?
Zitat:
Da hätte er [Reich-Ranicki wg. "wohlverdient"] ohne weiteres nachschauen können, in jedem Wörterbuch hätt’ er’s gefunden. Aber das erst seit zehn Jahren, denn zum Beispiel im Duden von neunzehnachtundsechzig gab es das Wort „wohlverdient“ noch überhaupt nicht. Das ist erst dann entstanden.
Nun, im Duden von 1913 entdecke ich immerhin die Wörter wohlbefriedigend, wohlbekannt, wohlbewandert, wohlklingend, wohlriechend, wohlschmeckend, wohlunterrichtet, wohlverstanden, die alle nach demselben Muster gebildet sind. Im Duden von 1926 findet sich bei diesen Wörtern jeweils ein Verweis auf wohlbekannt, das unter dem Lemma wohl folgendermaßen verzeichnet ist: „wohl_bekannt (besser bekannt, bestbekannt), _bestallt, _erfahren usw.“ In Klammern sind die Steigerungsformen genannt. Was ich hier als Unterstrich darstelle, ist im Original der runde Bogen, wie man ihn auch im Ickler-Wörterbuch findet. Entscheidend ist aber das „usw.“ am Ende. Die Zusammenschreibung solcher Verbindungen war also schon Anfang des letzten Jahrhunderts häufige Praxis und im Duden erwähnt. Und in einem Herder-Wörterbuch von 1960 ist tatsächlich auch wohlverdient ausdrücklich verzeichnet. Es ist schon erstaunlich, wie weit sich Blüml aus dem Fenster lehnt. Er spekuliert natürlich darauf, daß kaum jemand seine Behauptungen so genau nachprüfen wird.
Übrigens ist im 2000er-Duden (22. Auflage) tatsächlich wohlverdient als alleinige Schreibung angegeben. Grund für die obligatorische Zusammenschreibung kann laut diesbezüglichem Infokasten einzig sein, daß "[n]ur [=allein] Zusammenschreibung gilt, wenn das Partizip in der entsprechenden Bedeutung nicht selbstständig vorkommt“. Genau das trifft aber auf wohlverdient gerade nicht zu: „der Nobelpreis war verdient“ ist genauso möglich wie „der Nobelpreis war wohlverdient“ (oder der Duden-Beispielsatz: „ein wohlverdienter Urlaub“; „ein verdienter Urlaub“ ist wiederum ebenso möglich). Interessant, daß Blüml hier ausgerechnet auf eine Fehlauslegung der Reformregeln hinweist, die der Rechtschreibkommission offenbar entgangen ist. Selbst er scheint die Regeln nicht genau genug zu kennen, daß ihm das auffiele.
Die anderen oben erwähnten Wörter verzeichnet die 22. Dudenauflage folgendermaßen: wohl bekannt, wohlklingend, wohlriechend, auch wohl riechend, wohlschmeckend, auch wohl schmeckend, wohl unterrichtet, wohlverstanden. Grandios, wie die Reform hier Ausnahmen „schlicht und einfach reduziert“ hat, gell? Die Wörter wohlbefriedigend und wohlbewandert sind im 2000er-Duden nicht mehr verzeichnet, nach Blümls Logik gibt es die heute also nicht mehr. Den Zustand in der 23. Auflage kenne ich nicht, da ich noch kein Exemplar habe.
(Sogar das allererste Duden-Wörterbuch von 1880 verzeichnet von der Sorte wohl + Partizip – allerdings ohne nähere Erläuterung zur Wortbildung – schon folgende Schreibungen: wohlhabend, wohlklingend, wohlriechend, wohlschmeckend, wohlwollend.)
Zitat:
Und so gibts immer wieder neue Wörter, neue Zusammensetzungen, weil eben die Notwendigkeit besteht, bestimmte Dinge neu auszudrücken.
Nur sind mit der Reform aber gerade viele bisher unbekannte Verbotsregeln geschaffen worden, die eine Entwicklung solcher Zusammensetzungen verhindern.
Es ist geradezu wahnwitzig, wie Blüml hier genau die Argumentation der Reformgegner wiedergibt; ganz so, als sei die Reform in diesem Geiste geschaffen worden. Ich frage mich, ob das eine bewußte Strategie ist, mit der die Reformseite sich zum Schein der unmittelbar einleuchtenden Argumente der Reformgegner bedient, um damit Sympathien bei denen zu erwerben, die sich mit der Materie nur oberflächlich auskennen, so daß diese die diametralen Widersprüche nicht bemerken und den Eindruck gewinnen, die Reformer seien doch eigentlich ganz vernünftig und hätten doch begriffen, worauf es ankommt. Blüml führt hier fortgeschrittenes Doppeldenk vor. Mit den Parteisoldaten in „1984“ könnte er es voll aufnehmen.
Zitat:
Natürlich ist es, wäre es pädagogisch sinnvoller, wenn die Zeitungen ganz genau die Rechtschreibung verfolgten, wie sie im Duden steht. Aber das taten sie nie.
Sehr bemerkenswerte Aussage. Von dem Vorhaben, das Dudenmonopol zu beseitigen, scheint nicht mehr viel übriggeblieben zu sein. 1998 sagte Blüml noch in einem Interview mit dem Standard: „Das Ziel der Reform waren aber gar nicht die Neuerungen. Das Ziel war, die Rechtschreibregelung aus der Kompetenz eines deutschen Privatverlages in die staatliche Kompetenz zurückzuholen.“ Nun läßt sich alles, was er in dem Deutschlandfunk-Interview von sich gegeben hat, so zusammenfassen, daß er überall empfiehlt, man solle sich nach dem Duden richten – was nicht im Duden steht, gibt es nicht. Und die Rechtschreibregelung solle ohnehin nur den Wörterbuchmachern dienen, letztlich entscheiden also doch wieder Privatverlage darüber, wie die Regeln auszulegen sind (womit wir wieder auf dem Stand solch haarspalterischer Festlegungen wie dem berühmten Fall Auto fahren / radfahren wären). Zwar waren die Wörterbuchmacher ohne Nachhilfe der Rechtschreibkommission niemals in der Lage, dies einheitlich zu verrichten – aber um die Festlegungen der Kommission zu erfahren, muß man doch wieder immer das neueste Wörterbuch kaufen, wobei ausgerechnet Blüml sonderbarerweise „Duden“ synonym zu „Wörterbuch“ gebraucht.
– geändert durch Christian Melsa am 27.08.2004, 11.38 –

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Detlef Lindenthal
26.08.2004 06.17
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„Sie sind also ... der Chef dieses Geheimbundes, der ständig unsere Rechtschreibung verschlimmbessert. Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?“

Dr. Karl Blüml heute morgen im Verhör beim Deutschlandfunk; es ist in der Tat (ver-)hörenswert und würde sich lohnen, daß die schönsten Äußerungen und Widersprüche herausgeschrieben würden.

DLF-Interview mit Dr. Karl Blüml, knapp 8 Minuten, 3,3 MB
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Detlef Lindenthal

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Reinhard Markner
16.01.2004 09.51
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Karl Blüml

Dr. Karl Blüml

Gymnasiallehrer, Gymnasialdirektor, Schulinspektor in Wien; Lehrbeauftragter für Deutschdidaktik an der Universität Wien seit 1973 Mitglied der österreichischen Kommission zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung
1980-1996 Mitglied des Internationalen Arbeitskreises für Orthographie
seit 1994 Leiter der wissenschaftlichen Arbeitsgruppe des Koordinationskomitees für Orthographie beim österreichischen Bundesministerium für Unterricht und Kunst in Wien
seit 1997 Mitglied der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung und bis März 2003 einer ihrer stellvertretenden Vorsitzenden
seit März 2003 Vorsitzender der zwischenstaatlichen Rechtschreibkommission

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