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Norbert Lindenthal
12.08.2008 05.47
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Beim Volksentscheid (größere Umfrage) liefert dpa keine artigen Bilder

Netzeitung 11. Aug. 2008, 20:59

Neue Umfrage:
Deutsche nicht überzeugt vom Schulsystem


Viele glauben, dass es keine Chancengleichheit an deutschen Schulen gibt
Foto: dpa

Schlechte Noten für alle Kultusminister: Offensichtlich machen sie mit ihrer Schulpolitik etwas falsch, denn die Mehrheit der Bevölkerung glaubt, dass arme Schüler viel zu wenig gefördert werden.

Fast jeder Zweite hält das Schulsystem in Deutschland einer Umfrage zufolge für ungerecht. Die Mehrheit fordere faire Chancen für alle Kinder unabhängig von ihrer Herkunft, heißt es in einer am Montag in Gütersloh vorgestellten Emnid-Umfrage. Auch Unesco-Sonderbotschafterin Ute-Henriette Ohoven mahnte eine bessere Bildung für Kinder aus sozial schwachen Familien an.

In Deutschland würden immer mehr Jugendliche von der Bildung abgekoppelt, sagte die Vertreterin der UN-Bildungsorganisation zum Internationalen Tag der Jugend an diesem Dienstag. Ganze Schichten der Gesellschaft bekämen nicht die Bildung, die sie benötigten.
Bei der Emnid-Umfrage sprachen sich drei Viertel der Interviewten für einen Ausbau der Ganztagsschule aus. Rund 90 Prozent plädierten für eine stärkere individuelle Förderung von Kindern aus sozial schwachen Verhältnissen. Für die Studie wurden im Auftrag der Bertelsmann Stiftung rund 1500 Personen über 14 Jahren befragt.

Mehrheit will Offenheit und Toleranz
62 Prozent befürworteten danach eine stärkere individuelle Förderung von Kindern aus Migrantenfamilien. Zwei Drittel der Bevölkerung, also 66 Prozent, erklärten sich auch selbst bereit, Kindern mit ausländischer Herkunft bei der Integration zu helfen, etwa durch Unterstützung bei den Hausaufgaben. Ein Großteil der Befragten, nämlich 76 Prozent, strebt eine Erziehung zu mehr Offenheit und Toleranz.

Als ungerecht wurde das Bildungssystem von 45 Prozent aller Befragten und von 48 Prozent der Eltern bewertet. Rund 60 Prozent der Eltern sind der Auffassung, ein längeres gemeinsames Lernen der Kinder werde zu mehr Bildungsgerechtigkeit führen. Die jetzige Aufteilung nach der vierten Klasse befürworteten weniger als ein Drittel.

Die Sonderbotschafterin der Unesco appellierte an alle gesellschaftlichen Kräfte, sich für Bildung einzusetzen. «Ein Land, das nicht allen jungen Menschen eine Bildung zukommen lässt, verspielt seine Zukunftschancen», sagte sie. Viele Kinder erhielten Erziehung heute nicht mehr von Eltern und Lehrern, sondern von Fernsehsendungen und gewaltverherrlichenden Computerspielen, beklagte sie.

Ohoven sammelt seit 1992 als Sonderbotschafterin Spenden für das Unesco-Programm «Bildung für Kinder in Not». Die Stiftung unterstützt weltweit Projekte, die die Zukunftschancen von Kindern verbessern sollen. Ein Großteil der Gelder fließt in Hilfsprojekte in Entwicklungs- und Schwellenländer, mittlerweile werden aber auch Projekte in Deutschland unterstützt. (epd)
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Norbert Lindenthal

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Norbert Lindenthal
28.07.2006 11.23
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»FAZ« von neuer Rechtschreibung enttäuscht

Netzzeitung, 28. Juli 2006, 10:30 Uhr

»FAZ« von neuer Rechtschreibung enttäuscht

Duden
Foto: dpa

Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» erscheint vorerst weiter in alter Rechtschreibung. Eine interne Arbeitsgruppe prüft, ob die Regeln des neuen Dudens übernommen werden.

Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (FAZ) wird auch nach dem 1. August weiter in der alten Rechtschreibung erscheinen. In den nächsten Monaten werde sich definitiv nichts an den Schreibweisen in der FAZ ändern, teilte die Tageszeitung mit.

«FAZ» erwägt «Hausrechtschreibung»
30. Mär 2006 18:42
Rechtschreibreform endgültig geändert
30. Mär 2006 13:58
Springer gibt alte Rechtschreibung auf
07. Mär 2006 11:05
Dagegen erscheinen die Medienerzeugnisse der bisherigen Reformgegner Axel-Springer-Verlag und Spiegel-Verlag künftig in den Schreibweisen der modifizierten Reform.

Ab 1. August sind die von der Kultusministerkonferenz (KMK) auf Vorschlag des Rats für deutsche Rechtschreibung beschlossenen Änderungen an der Rechtschreibreform verbindlich für Schulen und Behörden. In den Bereichen Getrennt- und Zusammenschreibung, Groß- und Kleinschreibung sowie Zeichensetzung und Worttrennung am Zeilenende wurden die strittigsten Punkte der Reform nach jahrelangem Streit zurückgenommen.

Rechtschreibung: Die neuen Regeln
Die FAZ war im August 2000 – ein Jahr nach Inkrafttreten der Reform bei den Medien – als erste große Zeitung wieder zu den alten Schreibweisen zurückgekehrt. Im August 2004 hatten die Axel Springer AG und der Spiegel-Verlag angekündigt, ebenfalls zur alten Rechtschreibung zurückzukehren. Auch die «Süddeutsche Zeitung» hatte daraufhin eine solche Rückkehr angekündigt, aber nicht umgesetzt.
«Verfall kultureller Werte»
Man werde einige Monate abwarten und die unterschiedlichen Wörterbücher vergleichen, bevor eine Entscheidung gefasst werde, sagte ein FAZ-Sprecher der Nachrichtenagentur AP. Im «Stern» wird Herausgeber Günther Nonnenmacher zitiert, dass man sich auf die Worte des Ratsvorsitzenden Hans Zehetmair verlassen habe, wonach die alte Rechtschreibung zum großen Teil gerettet werden könne. Doch ein Blick in den neuen Duden sei enttäuschend, da dort systematisch die reformierten Schreibweisen bevorzugt würden und erwartete Korrekturen ausgeblieben seien.

Nach Nonnenmachers Angaben soll eine interne Arbeitsgruppe das weitere Vorgehen beraten. Erst danach werde sich zeigen, ob «wir resignierend den Verfall kultureller Werte hinnehmen oder einen letzten heroischen Widerstandsakt leisten», wird Nonnenmacher zitiert.

«Klammheimlich korrigiert»
Der Axel-Springer-Verlag hatte bereits vor Monaten angekündigt, dass er die modifizierte Reform übernehmen werde: Am 2. März hatte die KMK die Empfehlungen des Rats angenommen, am 7. März hatte der Verlag mitgeteilt, dass er wieder von der alten Rechtschreibung auf die neuen Schreibweisen umstellen werde. Spätestens bis zum 1. August sollten die Schreibweisen in den Zeitungen und Zeitschriften sowie den Online-Angeboten des Unternehmens geändert werden. In dem Verlag erscheinen neben der «Bild»-Zeitung unter anderem «Die Welt» und «Hörzu».

Der «Spiegel» hatte Anfang März in seiner Hausmitteilung erklärt, die Rechtschreibreform sei mit dem KMK-Beschluss «weitgehend zurückgenommen» worden. Der Verlag sei «bei den unsinnigen, auch vom Duden klammheimlich korrigierten Neuerungen bereits zur alten Schreibweise zurückgekehrt». Anfang des Jahres habe man zudem die vom Rat vorgeschlagenen Verbesserungen übernommen. Nachdem der Rat nun alle Korrekturen vorgelegt habe, würden diese ab sofort im «Spiegel» verwendet. «Die neue, weitgehend alte Rechtschreibung soll nun vom 1. August an gelten», hieß es in der Erklärung. (nz)

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Norbert Lindenthal
03.04.2006 06.59
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Wir Pseudos

In guter Gesellschaft

Von Michael Angele

In der Liste der 5000, Pardon, der 500 wichtigsten deutschen Intellektuellen des Magazins «Cicero» rangiert auf Platz 16 Stefan Aust. Der «Spiegel»-Chef forderte bekanntlich vehement die Rücknahme der Rechtschreibreform. Oder wie er sich in einer Hausmitteilung seines Magazins ausdrückte: Die «Rückname».

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Detlef Lindenthal
09.08.2005 11.04
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„... zum Teil haarsträubender Unsinn ...“

>>Netzeitung, 08. Aug 07:23

Diese Greise denken wie Kinder
Die historischen Barbaren hatten den Rechtschreibreformern unserer Tage zumindest ein Bewusstsein ihrer eigenen Sprache voraus. In der aktuellen Debatte erhebt sich nun der provinzialistische Geist barocker Kleinstaaterei.
Von Joachim Helfer

Das jahrelange Gezerre um die Rechtschreibreform hat seit einigen Tagen tatsächlich den selbst von den abgebrühtesten Zynikern kaum für möglich gehaltenen schlechtestmöglichen Zwischenstand gezeitigt: Dass nämlich auf absehbare Zeit in Niedersachsen und Hessen als falsch gelten soll, was in Bayern und Nordrhein-Westfalen als richtig gilt.

Ob man die Reform nun für überfällig, teilweise sinnvoll oder komplett überflüssig hält, herrscht weithin Einigkeit in der erschrockenen Feststellung, dass Deutschland, jedenfalls soweit es sich in Schriftform manifestiert, damit in die Zeit der Kleinstaaterei vor der Reichseinigung von 1871 zurückgefallen sei.

Sprache begründet den Nationalstaat

Selbst während der Teilung, auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs, schrieben etwa «Die Welt» und das «Neues Deutschland» immerhin orthographisch nach den gleichen Regeln. Möglicherweise ist diese Schildbürgerposse aber Ausdruck eines noch viel weitergehenden Rückfalls, nicht ins 19., sondern ins 17. Jahrhundert: in eine Zeit, da den Deutschen nicht nur staatliche Einheit und orthographische Einheitlichkeit abgingen, sondern vor allem jedes allgemeine Bewusstsein der in der gemeinsamen Sprache aufgehobenen gemeinsamen, eigenen Kultur.

Dieses Wissen um das zwar nicht allein, aber ganz wesentlich sprachlich kodierte eigene So-sein aber macht, unbeschadet einiger weniger historisch begründeter Ausnahmen[,] die, siehe Belgien, selten so gut wie die Schweiz funktionieren, einen Nationalstaat im Regelfall erst begründbar. Wenn die Deutschen, wenn auch die Österreicher ein klares und im ganzen positives Bewusstsein von sich selber hätten, die Rechtschreibreform wäre, wenn überhaupt, ganz anders angegangen worden.

Lehrer und Bürokraten

In Frankreich zum Beispiel hätte man die Akademie als erstes befragt, wenn man ihr nicht gleich die Ausarbeitung eines Vorschlags anvertraut hätte. Keinesfalls wäre man dort auf die Idee gekommen, die Rechtschreibung zunächst oder fast ausschließlich für ein Thema der Grundschuldidaktik zu halten: ganz so, als wäre die Mutter- oder doch wenigstens Landessprache einer jener Schulgegenstände, mit dem nach der Schulzeit kaum jemand mehr zu tun hätte.

Dabei entschuldigt die Tatsache, dass Deutsch Landessprache mehrerer Staaten ist, gar nichts, denn das gilt für das Französische in unvergleichlich viel größerem Umfang. In der Mehrländerkommission für die Deutsche Rechtschreibung saßen dagegen überwiegend Lehrer und Bürokraten, und die Stimme der Schriftsteller und ihrer Akademien wurde erst wirklich gehört, nachdem zum Teil haarsträubender Unsinn schon fast Gesetzeskraft erlangt hätte.

Der Bar-Bar spricht Bla-Bla

Immerhin konnte der nach den öffentlichen Protesten eingesetzte Rat für deutsche Rechtschreibung den schlimmsten Schaden gerade noch abwenden: Die ursprünglich verordneten neuen Regeln zur Getrenntschreibung hätten das Deutsche um ganze Register sprachlicher Genauigkeit und Nuanciertheit gebracht. Sie im Namen der Effizienz beim Schreibenlernen aufzugeben ist durchaus dem Ansinnen vergleichbar, den Kölner Dom im Namen des Profits mit Hochhäusern zu umzingeln.

Es drückt sich darin eine Bewusstlosigkeit für den Eigenwert des Kulturguts und Kulturträgers Sprache aus, die man nur deshalb nicht barbarisch nennen kann, weil der Barbar, etymologisch betrachtet, ja gerade der selbstbewusst seine eigene, dem Griechen oder Lateiner nur bar-bar, also bla- bla bedeutende Sprache sprechende Kelte oder Germane ist.

Was man so für Englisch hält

Wie aber soll man es nennen, wenn zum Beispiel eine deutsche Billigfluglinie ihre Selbstdarstellung im eigenen Bordmagazin so beginnt: „Die Low-Cost-Carrier, im Volksmund Billig-flieger genannt,“ etc. Die Landessprache also, das Deutsche mit seiner Neigung zu Komposita, das leichter als jede andere europäische Sprache neue Wörter für neue Gegenstände aus sich selber hervorbringen kann – ist nurmehr jener Volksmund, den das Wort ‚Deutsch’ ja tatsächlich bedeutet.

‚Sprache’, im jenem Gegensatz zu ‚Volksmund’ = Deutsch, den bei der Bildung des Wortes ‚Deutsch’ das Lateinische bildete, ist heute das ubiquitäre Neu-Lateinisch mit vereinfachter germanischer Grammatik namens Englisch. Oder vielmehr jene Sprache, die man in Deutschland für Englisch hält, obwohl es sich um die lokale Ausprägung einer nur außerhalb der USA und des Commonwealth verbreiteten Pidgin-Sprache handelt, in der man wohl Befehle und schlichte Werbebotschaften, aber keinen komplexeren Gedanken fassen kann.

Verpupst aber parfümiert

Ob die Kultusministerkonferenz glaubt, per Federstrich ein paar Register aus der Sprachorgel nehmen zu dürfen, oder die Deutsche Bahn, ihren Kunden statt Auskunft und Hilfe Service-Points anbieten zu müssen: in beidem drückt sich dieselbe nicht mal mehr barbarische, sondern nur noch sprachlose Abgestumpftheit aus. Sie erinnert an die bösartige Willkür gedemütigter kleiner Herren, die ihre Untertanen um so verächtlicher behandeln, je weniger sie selber in der Welt bedeuten und vermögen.

Ob es wirklich nur Zufall und nicht doch auch Symptom für unsere derzeitige Geistesverfassung ist, wenn das von der Bürokratenkommission verordnete Verständnis erschwerende (statt verständniserschwerende), weil Bezüge verwischende Getrenntschreiben in der Zeit des Barock Konjunktur hatte, in den verpupsten, aber parfümierten Kleinstaatenkerkern deutscher Fürsten, deren französische und englische Standesgenossen gerade die Welt globalisierten?

Eher kitschig als sachgerecht

Wie weit entfernt sind wir von einer Aufklärung, die den Eigenwert der Sprachen begriff, sie erforschte und nach Maßgabe nicht der Einfachheit, sondern der größtmöglichen Genauigkeit des Ausdrucks systematisierte, Wörterbücher zusammenstellte, Akademien gründete und so neben dem modernen Französisch auch jene in vielem genau gegensätzliche Sprache schuf, deren sprachlich noch so komplizierte und ineffiziente Hervorbringungen in der Folge für ein paar Generationen zurecht als Beiträge zur Weltkultur empfunden wurden und in jede andere Sprache der Welt übersetzt wurden?

Orthografie (oder Orthographie) ist dabei gewiss von allen Sprachfragen die unwichtigste, wie jeder Blick in nicht bereinigte Klassikerausgaben lehrt. Die Art wie bei uns aber mit diesem Gegenstand umgegangen wurde und wird zeigt neben der Verkindlichung des Denkens einer vergreisenden Gesellschaft als Kehrseite dieser eher kitischigen als sachgerechten Anpassung der Sprache an die ach so überforderten lieben Kleinen auch das brutalste Banausentum.<<

http://www.netzeitung.de/voiceofgermany/351828.html

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Detlef Lindenthal
05.06.2005 07.46
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Logikleistung


NetZeitung schrieb am 3. Jun 2005 17:03 Uhr:
Rechtschreibreform gilt, aber mit Ausnahmen
Die Rechtschreibreform wird am 1. August zur Norm, doch wieder stehen Korrekturen an. Künftig soll wieder mehr zusammengeschrieben werden – und das ist nicht das Ende.

 
Fest steht: Die neue Rechtschreibung tritt bis auf wenige Ausnahmen am 1. August für Behörden und Schulen verbindlich in Kraft. Das beschloss die Kultusministerkonferenz (KMK) am Freitag in Quedlinburg einstimmig. Für die noch immer strittigen Teile gebe es eine Übergangsfrist, sagte KMK-Präsidentin Johanna Wanka (CDU) der Nachrichtenagentur AP. «Also ab August muss 'muss' mit Doppel-S geschrieben werden, sonst ist es falsch», sagte die brandenburgische Wissenschaftsministerin.

Bereits seit Einführung der Rechtschreibreform steht fest, dass die 1996 vereinbarten Neuregelungen am 1. August 2005 für Schulen und Verwaltung verbindlich werden. Bisher gilt in den Schulen eine Übergangsregelung, nach der alte Schreibweisen zwar zu markieren, aber nicht als Fehler zu werten sind. Dies wird sich zum 1. August in den Bereichen Laut-Buchstaben-Zuordnung, Schreibung mit Bindestrich sowie Groß- und Kleinschreibung ändern, die dann in der Fassung von 2004 verbindlich werden.

Reform der Reform

Bei Getrennt- und Zusammenschreibung sind dagegen vorerst noch mehrere Schreibweisen möglich. Bei einer Sitzung des Rates für die deutsche Rechtschreibung am Freitag in Mannheim erzielten Reformbefürworter wie Gegner Einvernehmen über diesen besonders umstrittenen Teil. Demnach sollen wieder mehr Wörter zusammengeschrieben werden und eine stärkere Orientierung am Sprachgebrauch der Menschen erfolgen, erläuterte der Vorsitzende des Gremiums, der frühere bayerische Kultusminister Hans Zehetmair (CSU). Das bedeutet allerdings erneute Änderungen an der sieben Jahre alten Reform.

Mit den Änderungsvorschlägen trete der Rat der Tendenz der Rechtschreibreform entgegen, möglichst viel auseinander zu schreiben, erklärte Zehetmair. Die Sprache sei kein Verordnungsgegenstand, sondern ein organisches Gebilde. Die «Konsumenten» der Sprache seien nicht nur die Kinder und die Lehrer, sondern auch die breite Öffentlichkeit. Der Sprachgebrauch stehe vor systematischen Regeln.

Endgültige Festlegung erst 2006

Als Beispiele für die Änderungsvorschläge nannte Zehetmair eislaufen, fertigmachen, heiligsprechen, abwärtsgleiten, dazwischenkommen, bei denen die Rechtschreibreform eine Getrenntschreibung vorgesehen hatte. Bei kennenlernen schlägt der Rat vor, beide Schreibweisen zuzulassen. Die Vorschläge werden nun zur Anhörung Lehrer- sowie Elternverbänden und zum Abschluss der Kultusministerkonferenz vorgelegt.

Auch bei Worttrennung und Interpunktion wird weiter die Übergangsregelung gelten, bis die KMK auf der Grundlage der Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung entschieden haben wird, ob die Neuregelungen wieder zurückgenommen werden. Der Rat selbst rechnet erst im Lauf des kommenden Jahres mit einer endgültigen Festlegung der strittigen Schreibweisen, wie Zehetmair in Mannheim erklärte. Daher schlug das Expertengremium vor, die Schreibweise bis zur Klärung freizustellen.

Sprachakademie schaltet sich ein

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, die zu den Reformgegnern zählt, teilte am Freitag mit, dass sie künftig im Rat «an der inhaltlichen Ausarbeitung der 'Reform der Reform'» mitwirken werde.

Die drei großen Lehrerverbände, GEW, VBE und Philologenverband, forderten Kultusminister und Rat auf, den jetzt seit Jahren währenden «Krieg um die deutsche Rechtschreibung» im Interesse der Schulen zügig zu beenden. Philologenverbands-Vorsitzender Heinz- Peter Meidinger rechnet durch die Ausnahmeregelungen mit keinen größeren Problemen in der Praxis, da die umstrittenen Teile lediglich maximal 0,5 Prozent des Wortschatzes ausmachen würden.

Dagegen kritisierte der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Josef Kraus, den Beschluss. «Es ist wieder nichts Fertiges. Das stört mich mit Blick auf den Deutschunterricht, dass wieder das Gefühl besteht, da kommt noch was», sagte Kraus im Deutschlandradio Kultur. Man hätte dem Rat ein Jahr länger Zeit geben sollen, denn die Schule brauche Regeln, die für mindestens ein bis zwei Jahrzehnte gälten. (nz)
Eine Rechtschreibung, die für ein bis zwei Jahrzehnte gilt? Ist denn der Herr Kraus noch zu retten? Alle 10 bis 20 Jahre müssen dann das Grundgesetz und 10.000 Gesetze umgeschrieben werden? Alle Nachschlagewerke, Klassiker, Romane, Gedichte, Liederbücher???
Und vor allem, lieber Herr Kraus: Warum eigentlich? Damit Sie und Ihre Lehrerkollegen ein Schlupfloch haben, warum Sie gegenüber der Unterrichtsanforderung so grausig versagen („Wir konnten nicht vernünftig unterrichten, weil die jüngste Rechtschreibanpassung zu zögerlich kam“)? Wollen Sie wirklich alle 10 bis 20 Jahre einen Generationenbruch und daß haargenau die Eltern mit ihren Kindern nicht über Rechtschreibung reden können, so wie jetzt?
Alle Beamten, die sich für Absurdistan entscheiden, sollen sich ihre Renten auch von Absurdistan auszahlen lassen.

Philologenverbands-Vorsitzender Heinz- Peter Meidinger rechnet durch die Ausnahmeregelungen mit keinen größeren Problemen in der Praxis, da die umstrittenen Teile lediglich maximal 0,5 Prozent des Wortschatzes ausmachen würden.
Beachtliche Logik: Herr Meidinger rechnet, wenn jemand ihm die Ventile geklaut hat, mit keinen größeren Wegfahrschwierigkeiten, denn die Ventile machen deutlich weniger als 0,5 Prozent des Fahrzeuggewichtes aus.
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Detlef Lindenthal

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Norbert Lindenthal
25.09.2004 12.01
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NZ Netzeitung

Niedersachsen verlässt Kultusministerkonferenz
25. Sep. 2004, 13:04


Christian Wulff
Foto: ddp

Zu ineffizient und zu teuer sei die Kultusminister-Konferenz, sagt Niedersachsens Ministerpräsident Wulff. Sein Land tritt deshalb aus dem Gremium aus. CDU-Politikerin Reiche nannte das «revolutionär».

Das Land Niedersachsen tritt aus der Kultusministerkonferenz (KMK) aus. Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sagte der «Neuen Osnabrücker Zeitung» vom Samstag, die Regierung werde «in den nächsten Wochen» den Staatsvertrag über das Bildungsgremium kündigen.

    Wulff: Teilerfolg im Kampf gegen die Reform
    06. Aug 2004 16:21, ergänzt 16:51
    Bulmahn stellt Kultusministerkonferenz in Frage
    24. Jul 2004 14:50
Dieser Schritt bedeutet automatisch das Ende der Kultusministerkonferenz in ihrer bisherigen Form, weil sie sich dann innerhalb eines Jahres auflösen muss. Das Gremium ist für die Koordinierung der Bildungspolitik in Deutschland zuständig.

«Bürokratie von 250 Leuten»

Wulff hatte den Austritt Niedersachsen bereits vor knapp einer Woche angedroht. Er sagte, damit sei «ein Jahr Zeit, eine neue Koordinierung zu verhandeln, die effizienter, sparsamer und offener für neue Entwicklungen sein muss». Viele in der KMK seien «überfordert, alten Vorstellungen verhaftet und nicht aufgeschlossen».

Einen Teil der 2,5 Millionen Euro, die Niedersachsen der KMK jährlich zahle, wolle er gern für die Qualitätsverbesserung an den niedersächsischen Schulen einsetzen «statt für eine Bürokratie von 250 Leuten, die zum Teil nicht anderes tun, als vom grünen Tisch aus Konzepte theoretisch zu entwerfen und dann gegen gewichtige Einwände rechthaberisch zu verteidigen».

Reiche findet das «revolutionär»

Die FDP-Bildungsexpertin Ulrike Flach begrüßte die Ankündigung Niedersachsens, den KMK-Staatsvertrag zu kündigen. «Wir wären in Deutschland schon wesentlich weiter, wenn es die KMK in ihrer jetzigen Form schon seit Jahren nicht mehr gäbe», sagte sie und forderte die anderen Bundesländer auf, es Niedersachsen gleich zu tun. Flach sagte, Bildungspolitik dürfe nicht von Bürokraten geregelt, sondern müsse vor Ort im Wettbewerb von Schulen und Hochschulen gestaltet werden.

Die Bildungsexpertin der Union, Katherina Reiche, nannte den Ausstieg Niedersachsens aus der KMK «revolutionär». Reiche sagte am Samstag der Nachrichtenagentur ddp in Berlin: «Wenn einer aussteigt, ist die KMK kaputt.» Sie fügte hinzu, die KMK habe eine seit langem bekannte «institutionelle Schwäche», die Organisation sei «langsam und ineffizient». Es gelte das Prinzip der Einstimmigkeit, weshalb «der Langsamste den Geleitzug bestimmt».

Die CDU-Politikerin forderte die Föderalismuskommission von Bund und Ländern auf, mehr Wettbewerb der Länder in Bildungsangelegenheiten zu ermöglichen. (nz)

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Norbert Lindenthal
18.08.2004 09.57
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Netzeitung

Microsoft bleibt bei neuer Rechtschreibung
18. Aug. 2004 08:41

Nicht nur Medien, Schulkinder und Verlage wären von einer Rücknahme der Rechtschreibreform betroffen – auch der Softwaresektor. Microsoft Deutschland warnt vor enormen Kosten.
 
Im Streit um eine eventuelle Rücknahme der Rechtschreibreform hat sich nun auch der Softwarekonzern Microsoft zu Wort gemeldet. Jürgen Gallmann, Deutschlandchef des Unternehmens, sprach sich nun gegenüber dem Wirtschaftsmagazin «Focus Money» vehement gegen eine Rücknahme der Reform aus. «Ein gigantischer Aufwand. Wir rechnen mit vielen Mannjahren», so Gallmann.

So müssten laut dem Microsoft-Manager nicht nur das Betriebssystem Windows und das Büropaket Office auf die alte Rechtschreibung zurückgestellt werden. Microsoft rechnet damit, dass neue und alte Regeln von den Benutzern «gemischt» würden: «In diesem Fall müssten wir allein bei Windows mehr als 1,5 Millionen Wörter manuell prüfen», so Gallmann zu «Focus Money».

Inkompatibilitäten

    Microsoft warnt vor Problemen bei Windows-Update 16. Aug 14:28
    Word-Dokumente bergen Sicherheitsrisiken 27. Jul 2004 08:51
    Ein Ende der Reform wäre verheerend 17. Aug 13:06
Neben der Umstellung der Software fürchtet Microsoft auch die Umstellung von Handbüchern, Websites, Glossaren und Schulungselementen. Gallmann warnte in diesem Zusammenhang vor «außerordentlich hohen Zusatzkosten».

Zudem sei die Rücknahme der Reform in Software-Anwendungen womöglich gefährlich, da sie Inkompatibilitäten mit älteren Programmteilen oder Dritthersteller-Werkzeugen produzieren könnte. «Dies potenziert die Probleme», so Gallmann, der gar vor einer notwendigen Neuprogrammierung der marktführenden Bürolösung Office warnt.

Enorme Kosten

Einen genauen Schätzbetrag der Kosten einer Rücknahme der Rechtschreibreform bei Microsoft wollte Gallmann nicht nennen, sprach aber von «enormen» Beträgen. Textverarbeitungen wie die in Microsoft Office verfügen über weitreichende Rechtschreibprüfoptionen und Thesauren, deren Datenbestände sehr groß sind.

Neben Microsoft wären von einer Rücknahme der Rechtschreibreform auch alle anderen Software-Unternehmen betroffen, die deutschsprachige Programme produzieren. Menüs, Handbücher und eventuelle Rechtschreibprüfelemente müssen jeweils angepasst werden. Bislang war bei der Rücknahme der Rechtschreibreform vor allem von den Kosten für Medien und Schulbuchverlage die Rede, nicht vom Software-Sektor.

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Norbert Lindenthal
18.08.2004 09.57
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Netzeitung

Ein Ende der Reform wäre verheerend
17. Aug. 2004 13:06

Lutz Götze

Foto: Uni Saarland
Es gab gute Gründe für den Entwurf einer Rechtschreibreform. Die Befürworter der alten Schreibweise glorifizieren Regeln, die viele nicht beherrscht haben, erklärt Professor Lutz Götze im Gespräch mit der Netzeitung.
 
Netzeitung: Sie sind Spezialist für die Rechtschreibung der deutschen Sprache und als Herausgeber für die Überarbeitung des Rechtschreiblexikons Wahrig in seiner Auflage von 2002 verantwortlich. Die Rechtschreibreform steht zur Zeit stark in der Kritik. Können Sie uns ihre Vorteile in Erinnerung rufen?

Lutz Götze: Mit jeder Ausgabe des Duden wuchs die Zahl der Ausnahmen, Sonderfälle und überhaupt der Schwierigkeiten stetig an. Deshalb hat sich damals die Kommission hingesetzt und gesagt: Wir müssen einige Dinge, die Duden und andere auf der Rechtschreibkonferenz 1901 nicht haben regeln können, jetzt in Ordnung bringen. Dazu gehört etwa die Trennung nach Lautung, nicht nach Etymologie, oder die Frage der Groß- und Kleinschreibung, die vereinheitlicht werden sollte. Ich habe mich für die Kleinschreibung eingesetzt, diese Auffassung hat sich aber nicht durchsetzen können. Stattdessen ging die Tendenz in Richtung Großschreibung.

    «Kronen-Zeitung» stellt auf alte Rechtschreibung um 17. Aug 14:31
    Rechtschreibreform: Markwort kritisiert «Missbrauch von Medienmacht» 11. Aug 2004 07:50
    Deutsche haben kaum Ahnung von Rechtschreibreform 10. Aug 2004 16:48
    Verschweizert die Rechtschreibung! 09. Aug 00:58
Insgesamt gibt es nun weniger Ausnahmen und weniger Sonderfälle. Die Frage der Zusammen- und Getrenntschreibung von Verben ist geklärt worden, insofern nun Getrenntschreibung vor Zusammenschreibung zur Regel geworden ist. Neben anderen Veränderungen halte ich das für einen Vorteil gegenüber der alten Rechtschreibung. Ich weiß aber wie jeder, der mit Rechtschreibung zu tun hat, dass es dabei auch Tücken gibt. Diese sind ja in der letzten Zeit auch ausführlich diskutiert worden.

Netzeitung: Die logischen Problem der neuen Schreibweise werden heiß diskutiert, die logischen Probleme der alten dagegen beinahe enthusiastisch gefeiert. Verstehen Sie das?

Was wird aus der Rechtschreibreform?

Götze: Die Befürworter der alten Regeln glorifizieren oft Dinge, die vorher viele falsch geschrieben haben und die jetzt qua Reform richtig sind. Ich frage Leute etwa beim Problem der drei F gern, ob sie die alte Regel in diesem Fall überhaupt kannten: Folgt nach Doppelkonsonant ein weiterer Konsonant, schreiben wir alle drei, folgt hingegen ein Vokal, schreiben wir nur zwei. Das ist keine besonders einleuchtende Regel, daher wurde sie meist verletzt. Da las man «Papplakate» oder «Schiffracht», das war falsch, drei Konsonanten waren richtig. Jetzt schreiben wir immer drei Konsonanten, egal, ob ein Vokal oder ein Konsonant folgt. Ich verstehe, dass diese Frage viele Leute bewegt. Die meisten wollen aber nur ungern zur Kenntnis nehmen, dass sie vorher vieles falsch geschrieben haben.

Netzeitung: Sind die zahllosen Kompromisse, die die zuständigen Experten über Jahre und Jahrzehnte geschlossen haben, und die Kritikern zufolge für die hohe Zahl von Ausnahmeregelungen verantwortlich sind, daran schuld, dass die Reform jetzt zu kippen droht?

Götze: Das ist nicht ganz falsch. Am Anfang stand der Wunsch von vielen Kollegen, auch von mir, eine wirklich radikale, also an die Wurzel gehende Reform zu machen. Dazu gehört etwa die Abschaffung der Großbuchstaben. Wir sind die einzigen auf der Welt, die das noch machen, nachdem uns die Dänen als letzte auf diesem Pfad der Tugend – manche sagen: der Untugend – 1948 verlassen haben. Das war nicht durchzusetzen, daraufhin ging der Weg in Richtung vermehrter Großschreibung, nun sollte Kleinschreibung nur gelten, wenn sie begründet werden kann. Das war ein Kompromiss, der jetzt Konsequenzen hat, zum Beispiel bei den Fällen, die jetzt diskutiert werden. Ähnlich verhält es sich mit den Fällen der Getrennt- und Zusammenschreibung.

Aber ich betone, dass es keine optimale Lösung gibt. Daher hat Duden damals gesagt: Wir machen das nicht, weil wir es gar nicht machen können.

Netzeitung: Der Philosoph Peter Sloterdijk hat eine grundsätzliche Kritik geäußert: Er bezeichnete die politisch verordnete Reform, aber auch die aktuelle Initiative der Verlage, als gleichermaßen ungerechtfertigt. Es handele sich dabei um «Gremienerotik von Männern in gehobener Stellung». Er ist der Auffassung, dass nur «die Schriftsteller und das alphabetisierte Volk» über die Rechtschreibung entscheiden sollten.

Götze: Das können Herr Sloterdijk und Herr Enzensberger sagen, aber in den Schulen und Ämter brauchen wir eine gewisse Regelhaftigkeit, deswegen bin ich gegen diese Vorschläge. Ich bin aber auch dagegen, dass sich jetzt Verlage, also private Unternehmen, in dieser Weise engagieren. Der Staat trägt in der öffentlichen Verwaltung und in den Schulen die Verantwortung und er muss dafür Sorge tragen, dass nach Regeln geschrieben wird. Das gilt auch für die viel gescholtene Kultusministerkonferenz. Wer soll es denn sonst machen?

Es ist am Ende des letzten Jahrhunderts von der Kultusministerkonferenz eine Kommission gebildet worden, die mehrere Diskussionsvorschläge erarbeitet hat. Auf diese Vorschläge haben viele Organisationen und Institutionen reagiert, nur die Ministerpräsidenten scheinen geschlafen zu haben. Jetzt spielen sie plötzlich verrückt.

Netzeitung: Auch manche Autoren und Verlage behaupten jetzt, nie gehört worden zu sein.

Götze: Das ist nicht richtig. Die Verlage haben sich allesamt zu den Vorschlägen geäußert und noch im Frühsommer der Inkraftsetzung zugestimmt. Dass einzelne Dichter nicht gefragt worden sind, mag richtig sein.

Das hat wesentlich mit einem ganz anderen Punkt zu tun, nämlich der Bereitschaft zur Reform überhaupt. Die ist umso geringer, je älter man wird. In den Schulen sehe ich, dass sich die Kinder längst an die neue Schreibweise gewöhnt haben. Zurück zu marschieren zur alten Rechtschreibung vor 1996 wäre verheerend.

Netzeitung: Ein besonders beliebtes Argument der Reformgegner ist ja, dass die überforderten Kinder in den Schulen die Hauptleidtragenden seien. Sind aber nicht vielmehr die Berufstätigen, die wenig Zeit zum Umlernen haben, und ältere Menschen von den «Härten» der Neuerungen betroffen?

Götze: Sie nehmen mir das Wort aus dem Mund. Herr Reich-Ranicki, der jetzt umgeschwenkt ist, hat damals gesagt: Leute, die schon tiefer in die Tasse schauen – also älter sind –, haben es schwerer. In der Tat haben die Schüler die geringsten Probleme damit, die Erwachsenen haben die Probleme.

Netzeitung: Zu Ihrem Forschungsgebiet gehört der Gegenstand «Deutsch als Fremdsprache». Welche Bedeutung messen Sie der Rechtschreibreform hinsichtlich des Spracherwerbs durch Ausländer zu?

Götze: Die neue Rechtschreibung wirkt sich günstig aus, und es wäre noch attraktiver geworden, wenn es uns gelungen wäre, die Großschreibung abzuschaffen. Viele der Ausnahmefälle, Sonderfälle und Unregelmäßigkeiten sind dadurch beseitigt. Ich erfahre bei Vorträgen im Ausland breite Zustimmung, freilich weniger von den Ordinarien, meinen Kollegen. Die gehen – mit Verlaub – oft nach dem alten Motto vor: Was wir gelernt haben, das sollen auch alle anderen lernen. Das halte ich für didaktisch nicht sehr glücklich.

Netzeitung: Wie schätzen Sie die Konsequenzen der jüngsten Verlagsinitiative ein: Was sind die Folgen, falls die Reform nun noch vor ihrem verbindlichen Inkrafttreten gekippt werden sollte?

Götze: Das würde drei Folgen haben: Erstens das Chaos an den Schulen, das finde ich am schlimmsten. Das wäre verheerend: Damit würden wir einen Konflikt zwischen Älteren auf dem Rücken von Lehrern und Schülern, vor allem aber der Schüler austragen.

Zweitens das Auseinanderbrechen zwischen Deutschland einerseits und Österreich und der Schweiz andererseits. Letztere werden nicht zurückrudern, was dazu führen würde, dass wir im deutschen Sprachraum auf zwei verschiedene Weisen schreiben würden.

Drittens der Kostenfaktor: Das kostet Millionen.

Netzeitung: Ein beliebter Topos der Kritik an der Reform ist der Verweis auf die Kosten. Dass eine Rücknahme diese Kosten ein zweites Mal hervorrufen würde, scheint die Kritiker nicht zu stören.

Götze: Ich spreche in diesem Zusammenhang ungern über Geld, weil dieses Argument tatsächlich bereits gegen die Reform vorgebracht worden ist. Aber eine Rückkehr wäre auch aus diesem Grund unverantwortlich.

Ich bin sehr dafür, dass der zu gründende Sprachenrat die Angelegenheit zusammen mit Vertretern aus Österreich und der Schweiz in seine Hände nimmt. Dort werden auch Journalisten und Autoren mitarbeiten, um Vorschläge zu all jenen Fällen zu machen, die problematisch erscheinen. Aber: Es wird nie eine Lösung geben, die alle befriedigt. Damit werden wir leben müssen. Rechtschreibung ist nicht Sprache, aber sie verändert sich wie die Sprache. Darauf müssen wir eingehen, und zwar behutsam und nicht aufgeregt.

Professor Lutz Götze lehrt an der Universität des Saarlands. Mit ihm sprachen Ronald Düker und Ulrich Gutmair.

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Norbert Lindenthal
18.08.2004 06.22
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Netzeitung

Grass fordert Rücknahme der Rechtschreibreform

18. Aug. 2004 08:00

Günter Grass Foto: AP

Schriftsteller Günter Grass plädiert dafür, die Rechtschreibreform schrittweise zurückzunehmen. Er attackiert zudem die Kultusministerkonferenz.

Schriftsteller Günter Grass hält die Rechtschreibreform für einen «überflüssigen und schädlichen administrativen Zugriff innerhalb eines lebendigen Sprachkörpers». Er übte im Nordwestradio an der Kultusministerkonferenz heftige Kritik.

Sie sei, so Grass, «inkompetent, entscheidungsschwach in der Regel oder allenfalls blockierend tätig». Er warf den Kultusministern vor, sie hätten «die Sachen einfach laufen lassen».

Hinnehmbar sei, «dass» nun als «dass» zu schreiben. «Aber mit dem Getrenntschreiben und der Groß- und Kleinschreibung sind so viele irrationale Entscheidungen getroffen worden, die sind rückgängig zu machen», so Grass. Dies könne auch schrittweise geschehen. (nz)

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Dominik Schumacher
13.08.2004 08.36
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NZ Netzeitung

«Kronen Zeitung» wettert gegen Rechtschreibreform
13. Aug. 2004 10:00

Die österreichische «Kronen Zeitung» erwägt eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung. Die Reform sei ein «großer Fehler» gewesen«, sagte der Herausgeber des Boulevardblattes.

    Streit um Rechtschreibung
    Saarland will bei konkurrierenden Schreibweisen bleiben
    Philologenverband fordert «Rechts- und Rechtschreibsicherheit»
    «taz» reformiert Rechtschreibreform
    Pflüger fordert Sitzung des Bundestags zur Rechtschreibung
    Rechtschreibreform: Markwort kritisiert «Missbrauch von Medienmacht»
    Deutsche haben kaum Ahnung von Rechtschreibreform
Nach den deutschen Verlagen Spiegel und Springer will nun auch die auflagenstärkste österreichische Tageszeitung zur alten Rechtschreibung zurückkehren. Hans Dichand, der Herausgeber der «Kronen-Zeitung», die zu 50 Prozent dem deutschen WAZ-Konzern gehört, erklärte, die Reform sei «in überflüssiger bürokratischer Regelungswut» entstanden. Dies sei ein «großer Fehler» gewesen.

Dichand forderte, den Fehler «gutzumachen» bevor der «uns aufgezwungene Irrsinn» im August 2005 verbindlich wird. Die meisten Politiker in Österreich hätten mittlerweile bemerkt, dass sie an der Bevölkerung «vorbeiregiert» hätten. Man solle auf sie hören. «Also Schluss damit. So schnell wir können.»

Umfrage: Österreicher für Rückkehr

Die Forderung des «Kronen»-Herausgebers wird gestützt durch eine vom Magazin «News» in Auftrag gegebene Gallup-Umfrage. Die erste Befragung der Österreicher zum Thema Rechtschreibreform ergab eine deutliche Ablehnung der neuen Rechtschreibung. 62 Prozent der Befragten sind demnach für eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung.

Dies sei «wenig erstaunlich», schreibt das Magazin, da die neue Rechtschreibung von nur zwölf Prozent der Österreicher angewendet werde. 55 Prozent hätten angegeben, weiterhin ausschließlich die alte Rechtschreibung zu benutzen, 32 Prozent verwendeten Elemente aus beiden Rechtschreibungen, hieß es. (nz)

«Mehr aktuelle Nachrichten aus dem Ressort Medien

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Sigmar Salzburg
11.08.2004 18.24
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Missbrauch von Medienmacht

Sehr geehrter Herr Markwort,

gerade sehe ich., daß Sie in der Netzzeitung zitiert werden:

„Springer und Spiegel starten eine Aktion, die ich für einen bedeutenden Beitrag zur Verwirrung und zum Chaos halte. Ich habe wenig Verständnis dafür. Ich sehe sogar, wenn ich die »Bild-Zeitung« ansehe, einen Missbrauch von Medienmacht.“

Als aktiver Teilnehmer der Bürgerinitiative „Wir gegen die Rechtschreibreform“ kann ich Ihre Worte nur als Hohn empfinden. Nachdem wir in Schleswig-Holstein in zweijähriger Vorarbeit erreicht hatten, daß am 27. September 1998 ein Volksentscheid stattfand, bei dem sich 56 Prozent der Wähler für die alte Rechtschreibung entschieden hatten und 71 Prozent gegen diese Reform – und zwar stellvertretend für ganz Deutschland – da erwarteten wir, daß die „Reform“ vom Tisch sei. Doch wir hatten nicht mit einem derart verächtlichen Umgang mit dieser demokratischen Willensbekundung durch die Länderregierungen gerechnet , aber noch weniger mit ihrer Mißachtung durch die Medien, die doch sonst mitunter horrende Summen für die Erforschung der Kundenwünsche ausgeben.

Anders als Sie es sehen, läßt sich vielmehr der Umstieg der Presse auf die Reformschreibung am 1. August 1999 gegen Volksentscheid und gegen alle Umfragen als „Missbrauch von Medienmacht“ bezeichnen. Dies war eine einseitige Parteinahme zugunsten der fehlgeleiteten Kultusminister durch eine flächendeckende Zwangsmissionierung der Bevölkerung. Mit dieser Willfährigkeit im Rücken konnten dann auch die Kieler „Vertreter“ des Volkes die Entscheidung des Volkes gegen die Rechtschreibreform annullieren.

Wenn sich jetzt BILD und SPIEGEL eines Besseren besonnen haben, dann hat das nichts von Mißbrauch, sondern es ist der Versuch einer Wiedergutmachung des begangenen Unrechts.
Ich meine, Sie hätten allen Grund, sich dem anzuschließen.

Mit freundlichem Gruß
__________________
Sigmar Salzburg

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Norbert Lindenthal
11.08.2004 14.10
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NZ Netzeitung Focus

Rechtschreibreform: Markwort kritisiert «Missbrauch von Medienmacht»

11. Aug. 2004 07:50

(Bild)
Focus-Chefredakteur Helmut Markwort
Foto: ddp

«Focus»-Chefredakteur Helmut Markwort übt scharfe Kritik an der Kampagne des Spiegel- und des Springer-Verlags gegen die Rechtschreibreform. Im Gespräch mit der Netzeitung nannte er sie einen «bedeutenden Beitrag zur Verwirrung und zum Chaos».

Netzeitung: Herr Markwort, «Focus» hat die Rückkehr zur alten Rechtschreibung abgelehnt. Was halten Sie persönlich von der Aktion der Verlage Springer und Spiegel?

Helmut Markwort: Schon in Ihrer Formulierung «abgelehnt» werden die Rollen vertauscht. Springer und Spiegel starten eine Aktion, die ich für einen bedeutenden Beitrag zur Verwirrung und zum Chaos halte. Ich habe wenig Verständnis dafür. Ich sehe sogar, wenn ich die «Bild-Zeitung» ansehe, einen Missbrauch von Medienmacht. Ich beobachte voller Sorge die Kampagne bei einigen dieser Blätter. Die «Süddeutsche» ist fair und korrekt und lässt auch die zu Wort kommen, die anderer Meinung sind. Aber bei «Bild» gibt es in der Berichterstattung keine Gegenposition. Der Leser erfährt überhaupt nicht – in «Welt» und «FAZ» kaum – dass so große Verlage wie Gruner+Jahr, Holtzbrinck mit «Zeit», “Tagesspiegel“ und auch viele Regionalzeitungen, Burda mit «Focus», «Bunte» und allen anderen weiter so schreiben, wie bisher. Das halte ich für eine problematische journalistische Methode.

Netzeitung: Die Rechtschreibreform ist jetzt fünf Jahre lang getestet worden, sie ist das Ergebnis eines viel längeren, intensiv diskutierten Entscheidungsprozesses unter Fachleuten, Parlamentariern, Landes- und Staatsregierungen. Wie kommentieren Sie den Vorwurf, es habe dabei ein Demokratie-Defizit gegeben?

Markwort: Das ist fast eine Diffamierung. Auch wenn davon die Rede ist, es sei «staatlich verordnete Legasthenie» – Tatsache ist, dass sehr viele zuvor befragt worden sind. Ich finde auch nicht alles gut, was da geregelt worden ist, aber die Relationen müssen bitte in der Öffentlichkeit richtig gestellt werden. Die Relationen sind, dass nur zwei Prozent der Worte betroffen sind, und davon neunzig Prozent wegen der neuen Regeln für ss und ß. Im Duden sind die neuen Schreibweisen rot gekennzeichnet – da sieht man oft ganze Doppelseiten ohne einen roten Buchstaben. Das war eine sehr schüchterne Reform.

Netzeitung: ... und in vielen Zweifelsfällen lässt sie Entscheidungen nach Sprachgefühl zu.

Markwort: Jeder Mensch darf schreiben, wie er will. Alt oder neu, falsch oder richtig, in Klarschrift oder Kürzeln. Die einzigen, für die die Reform eine gewisse Gültigkeit hat, sind die 12,5 Millionen Schüler, und die möchte ich nicht zusätzlich verwirren. Die haben jetzt mühsam die neue Schreibweise gelernt, sie werden danach benotet – wenn auch noch nicht vollständig –, aber sie gehen seit sechs Jahren damit um. Sie dürfen nicht ins Chaos gestürzt werden.

Netzeitung: Trägt die Politik an dem Konflikt eine Mitschuld?

Markwort: An der Kampagne auf jeden Fall. Da gibt es Kultusminister, die vor sechs Wochen noch das Gegenteil entschieden haben, die plötzlich die genau gegenteilige Position einnehmen. Ich glaube aber insgesamt, dass es keine Mehrheit zur Zurücknahme geben wird. Man muss festhalten: Die Ministerpräsidenten haben die Reform mit der notwendigen Einstimmigkeit beschlossen und sie an die Kultusminister weitergegeben. Das eine Jahr Testphase läuft jetzt. Um das zurückzudrehen, wie es sich die Reformstürmer wünschen, müssten die Ministerpräsidenten ihren Beschluss einstimmig widerrufen und die Schweiz und Österreich auch zum Umfallen überreden. Das halte ich für sehr unwahrscheinlich.

Netzeitung: Können Sie sich einen Kompromiss vorstellen? Wie könnte der aussehen?

Markwort: Es gibt Überlegungen, nach dem Muster der Académie française einen ständigen Rat zum Beispiel aus Journalisten, Schriftstellern und Verlagsvertretern einzurichten, der anstelle der Duden-Redaktion permanent die Rechtschreibregeln fortschreibt und zum endgültigen Start am 1. Oktober 2005, und auch künftig noch, ein paar Änderungen vornimmt. Das könnte ich mir vorstellen.

Netzeitung: Ich höre da allerdings schon die Klagen über die Tendenz zum Zentralismus, die darin läge...

Markwort: Das käme auf die Stellung des Gremiums an. Wenn eine solche «Académie allemande» beratende Funktion für die Kultusminister hätte, könnte das schon gehen.

Netzeitung: Gibt es etwas an der neuen Rechtschreibung, woran Sie sich stoßen?

Markwort: Ich stoße mich an einzelnen Getrenntschreibungen. Am Anfang habe ich mich an mehr gestoßen. Aber ich will selbstkritisch anmerken, dass ich als alter Mensch viele meiner Gewohnheiten für Sprachgefühl gehalten habe. Man schreibt 40 Jahre so und denkt, man hat ein tolles Gespür dafür. Aber – zum Beispiel bei «Platz» und «platzieren» – dass man die vielen Ausnahmen abschafft, die man den Kindern erst mühsam erklären musste, finde ich absolut in Ordnung.

Netzeitung: Die Nachrichtenagenturen zögern, sich klar zur neuen Rechtschreibung zu bekennen. Wie würden Sie reagieren, wenn dpa wieder umschwenken würde?

Markwort: Die Nachrichtenagenturen müssen sich an ihren Kunden orientieren, aber sie haben viele Kunden. Ich hoffe, dass sie sich nicht unter Zeitdruck setzen lassen, sondern es sorgfältig mit allen Beteiligten besprechen. Die «FAZ» kommt ja auch mit den Agenturen in der neuen Rechtschreibung aus und muss dann eben in die Vergangenheit zurückredigieren.

Netzeitung: Wie ist das Stimmungsbild «Focus»-intern?

Markwort: Wir haben uns mit dem Thema gründlich beschäftigt. Andere Redaktionen gehen mich ja nichts an, aber ich lese öffentlich, dass Herrn Austs tüchtige Redakteure angeblich – ich kann ihn nur zitieren – noch in der alten Schreibweise schreiben und das dann vom Computer redigiert wird. Da bin ich ja fassungslos. Der Computer redigiert nicht, sondern er weist nur auf Fehler hin.

Wir haben die Rechtschreibreform nicht gewollt. Aber als sie gültig war, haben wir systematisch unsere Mitarbeiter geschult. Von den Volontären bis zum Chefredakteur saßen wir in Vierer- oder Fünfergruppen und haben unsere “Focus“-Schreibweise durchexerziert – mit den Schlussredakteuren, der Dokumentation, mit den Außenbüros – mit allen. Da muss ich staunen, wenn einer feststellt, dass seine Redakteure noch wie früher schreiben. Bei uns läuft das reibungslos. In den Fällen, in denen der Duden mehrere Formen zulässt, haben wir uns geeinigt und in einer Fibel festgehalten, damit wir einheitlich im Blatt schreiben.

Die Leserreaktionen auf die Aktion jetzt sind sehr zahlreich und emotional.

Netzeitung: Wie ist das Meinungsbild?

Markwort: Halbe-halbe, aber in jedem Fall sehr leidenschaftlich. Ich bekomme Kopien von Briefen, die an Aust gerichtet sind, «Jetzt lese ich wieder 'Focus'», und erhalte Briefe, «Jetzt lese ich wieder den 'Spiegel'». Die Stimmung ist völlig hysterisiert. Dazu trägt natürlich «Bild» stark bei.

Mit Helmut Markwort sprach Joachim Widmann

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Norbert Lindenthal
10.08.2004 22.16
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NZ Netzeitung

«Bild» mobilisiert Prominente gegen Rechtschreibreform

10. Aug 10:58


Annie Friesinger Foto: AP

In der neuen Rechtschreibung sehen viele Wörter «nicht schön aus», findet Eisschnellläuferin Annie Friesinger. Bei der Kampagne gegen die Reform lässt sich «Bild» von Showstars und Sportlern unterstützen.

Nach der Ankündigung des Springer-Konzern, zur alten Orthografie zurückzukehren, hat «Bild» eine großangelegte Kampagne gestartet. «Weg mit der Schlechtschreib-Reform», titelt das Boulevardblatt am Dienstag. Eine «überwältigende Mehrheit» der Deutschen habe von der neuen Rechtschreibung genug, heißt es.

Opposition uneins über Rechtschreibung
10. Aug 10:05
Schröder gegen Rücknahme der Rechtschreibreform
09. Aug 14:59
«BamS»-Chef schlägt Volksabstimmung zur Rechtschreibreform vor
09. Aug 11:44
Aust verteidigt Rückkehr zur alten Schreibweise
07. Aug 13:06

Damit die Leser dies auch glauben, lässt die Zeitung nicht nur Politiker, sondern auch Sänger, Fernsehstars und Sportgrößen die passenden Statements liefern.

Der Trainer der griechischen Fußball-Nationalelf, Otto Rehhagel, hält demnach an der alten Rechtschreibung fest, weil er damit «in der Schule doch immer gut zurechtgekommen» ist. Schlagerstar Udo Jürgens blickt bei der Reform «bis heute nicht durch»: «Es wäre mir lieb, wenn wir zur klassischen Rechtschreibung zurückkehren würden.»

«Verunglimpfung der deutschen Sprache»

Schauspielerin Veronica Ferres findet die herkömmliche Orthografie «sinniger». In der neuen Schreibweise sähen «viele Wörter nicht schön aus», kritisiert Eisschnelllauf-Weltmeisterin Annie Friesinger. Dressurreiterin Isabell Werth beklagt gar «eine Verunglimpfung der schönen deutschen Sprache».

Sat.1-Moderator Kai Pflaume und Schlagerstar Vicky Leandros fühlen sich durch die Reform verwirrt. Sie sei an vielen Stellen unlogisch, betont Pflaume. «Die Politiker sollen sich lieber um die wirklichen Probleme in Deutschland kümmern», schimpft der Sänger Heino. So denkt auch der Musiker Udo Lindenberg, der sich seine Texte nicht nach der «unsinnigen Rechtschreibreform» umschreiben lassen will.

Nach Meinung des Schauspielers Mario Adorf können solche Änderungen nicht von oben verordnet werden. Sein Kollege Götz George gibt zu, dass er die Reform nie ernst genommen hat. «Unmöglich, was die Politiker für ein Kuddelmuddel angerichtet haben», wettert Schalke-Manager Rudi Assauer. «Da blickt keiner mehr durch.» (nz)

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Norbert Lindenthal
07.08.2004 16.16
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NZ Netzeitung

Parteiübergreifender Streit um Rechtschreibung
07. Aug 12:35

Quer durch alle Parteien geht die derzeitige Debatte um ein Ja oder Nein zur Rechtschreibreform. Am Samstag reagierten Politiker auf die Rückkehr von zwei Großverlagen zur alten Rechtschreibung.

Angeregt durch die Ankündigung der Verlage Springer und Spiegel, die Rechtschreibreform nicht umzusetzen, ist der Streit um Orthografie-Regeln in Deutschland am Wochenende weitergegangen. Alle politischen Parteien diskutierten die Frage, welche Schreibweisen künftig gelten sollten.

Reich-Ranicki findet neue Rechtschreibung dämlich 06. Aug 20:50
Springer und Spiegel kehren zu alter Rechtschreibung zurück 06. Aug 11:58, ergänzt 18:42
DJV: Rechtschreibreform wird scheitern 06. Aug 2004 17:51
Rechtschreib-Kommission warnt vor Rücknahme der Reform 06. Aug 2004 17:49
Leserbriefe zum Streit um die Rechtschreibreform 06. Aug 15:02, ergänzt 16:54

Mehrere SPD-Ministerpräsidenten sprachen sich am Samstag dafür aus, die Rechtschreibreform beizubehalten. Der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle plädierte dagegen. Zuvor hatten bereits einige Unions-Ministerpräsidenten, darunter CSU-Chef Edmund Stoiber, für die Abschaffung der Reform geworben – wobei es allerdings parteiinterne Gegenstimmen gab.

Für den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck hat die Ankündigung der Verlage, zur alten Schreibweise zurückzukehren, «viel mit Kampagne und Public Relations», aber «wenig mit Inhalt zu tun». Das sagte der SPD-Politiker dem Berliner «Tagesspiegel». Der brandenburgische Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) verwies in der «Berliner Zeitung» darauf, dass mit der Reform viele alte Ausnahmeregelungen aufgegeben worden seien. Dies wertete er als sinnvollen Schritt.

«Überflüssig wie ein Kropf»

Der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle sagte der «Welt am Sonntag» hingegen, er wolle für die Rücknahme der Rechtschreibreform kämpfen. «Die neue Rechtschreibung ist so überflüssig wie ein Kropf», sagte er dem Blatt. Daher könne und sollte sie rückgängig gemacht werden.

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) ist dafür, dass dies schon im Herbst geschieht. Damit würde man dem Wunsch einer großen Mehrheit der Deutschen nachkommen, sagte der CDU-Politiker der «Bild am Sonntag». Anders sein Parteikollege Dieter Althaus: «Ich bin gegen eine Reform der Reform», sagte der thüringische Ministerpräsident der «Berliner Zeitung.»

Eine Blitzumfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag von RTL ergab laut der Nachrichtenagentur AP eine deutliche Mehrheit für die alte Rechtschreibung. 75 Prozent der lediglich 506 Befragten sprachen sich demnach für die alten Schreibweisen aus. (nz)

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Norbert Lindenthal
06.08.2004 20.56
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NZ Netzeitung

6.8.2004

Leserbriefe

Uta Bock, 06.08.2004, 16:38 Uhr

Eine gute Nachricht von Springer und Spiegel! Was für eine schöne Möglichkeit der Bedeutungsunterscheidung hat uns die deutsche Sprachentwicklung geschenkt, indem sie uns auf den ersten Blick (ohne erst den Kontext befragen zu müssen) genau erfassen läßt, ob wir (z.B.) zusammenziehen oder zusammen ziehen wollen – Fälle, wie sie dem Aufmerksamen täglich 100x begegnen. Und wie mag wohl ein philologisch sachkundiges Gremium auf die hirnrissige Idee gekommen sein, aus Worten, die ihre substantivischen Eigenschaften längst-längst verloren haben, willkürlich wieder Substantive hervorzaubern zu wollen. Es gibt sicher ein paar Eigenheiten der «Reform», die man annehmen kann. Entscheidend aber ist: Wo ich verstanden werden will, muß ich die Unterscheidungsmerkmale handhaben, die mir meine Sprache bietet, und für diesen Fall benötige ich (z.B. auch in der Kommafrage) die alten Regeln.

Uta Bock, Leipzig

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