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Reinhard Markner
14.08.2004 11.43
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Re: wir wollen unseren Kaiser Wilhelm wieder haben

Zitat:
Alle sind auf der Suche, die einen nach dem verloreren Sprachgefühl, die anderen überhaupt, die Betreiber dieser Seite wohl nach einer Beschäftigung und entsprechenden Sponsoren.
Das ist richtig beobachtet.

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Gast
14.08.2004 11.26
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radfahren soll verboten werden, ich rufe zu einer Volksabstimmung auf !!!

Gibt es nicht schon genug Verbote? Nun soll auch noch das radfahren verboten werden, zukünfig soll es nur noch erlaubt
sein, mit dem Rad auf dem Radweg zu fahren, nicht aber, dort radzufahren. Was müssen wir uns von dieser Regierung noch alles gefallen lassen, frage ich empört. Wie soll meine Oma zukünftig zum Bäcker kommen, welche das radfahren einfach nicht lassen will? Ich denke, ich werde ein Tandem kaufen und mit ihr mit dem Tandem zu Bäcker fahren, denn Tandem fahren kannte sie schon. Wenn ich mal nicht kann, ich meine Tandem fahren, nimmt sie dann eben das Mofa, denn auch Mofa fahren hatte sie schon gelernt, aber darf sie dies nun auf Radwegen, wer hat hier mal einen Rat deswegen?

Hagen Peters

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Gast
14.08.2004 11.15
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radfahren soll verboten werden, ich rufe zu eier Volksabstimmung auf !!!

Gibt es nicht schon genug Verbote? Nun soll auch noch das radfahren verboten werden, zukünfig soll es nur noch erlaubt
sein, mit dem Rad auf dem Radweg zu fahren, nicht aber, dort radzufahren. Was müssen wir uns von dieser Regierung noch alles gefallen lassen, frage ich empört. Wie soll meine Oma zukünftig zum Bäcker kommen, welche das radfahren einfach nicht lassen will? Ich denke, ich werde ein Tandem kaufen und mit ihr mit dem Tandem zu Bäcker fahren, denn Tandem fahren kannte sie schon. Wenn ich mal nicht kann, ich meine Tandem fahren, nimmt sie dann eben das Mofa, denn auch Mofa fahren hatte sie schon gelernt, aber darf sie dies nun auf Radwegen, wer hat hier mal einen Rat deswegen?

Hagen Peters

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Gast
14.08.2004 11.03
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wir wollen unseren Kaiser Wilhelm wieder haben

Wann wird es endlich wieder so weit sein, das man in Niedersachsen, wie auch der MP es wünscht, Schifffracht wieder mit zwei ff schreiben kann, das muss ja wohl irgendwann vor der Reform von 1902 gewesen sein. Also so ein heilloses Wirrwar aber auch. Wo hat Herr R.-R. denn eigentlich entdeckt, dass Demok-ratie jetzt so getrennt werden muss, so eine Ka-cke aber auch. Hilfe, das Abendland versinkt im Caos, Babylon war wohl nichts dagegen. Täglich stürzen tausende solcher Wortungetüme wie Flusssand auf mich ein und aus den öfen der Großbäckereien puzeln ständig frisch gebackene Doktoren. Wer soll denn da noch klar kommen. Alle sind auf der Suche, die einen nach dem verloreren Sprachgefühl, die anderen überhaupt, die Betreiber dieser Seite wohl nach einer Beschäftigung und entsprechenden Sponsoren. Nur die ignoranten Schüler scheinen sich hieran wieder einmal nicht zu stören. So ist sie nunmal, diese Jugend, einfach nicht traditionsbewußt genug.

Hagen Peters

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Gast
13.08.2004 21.52
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Antwort:

Lieber Herr Lindenthal,

selbstverständlich möchte ich ihr Verdienst um die Demokratie nicht schmälern. Sicherlich gehören sie damit auch zur lokalen Prominenz ihres Bundeslandes. Bitte haben sie aber Verständnis, wenn wir in Süddeutschland unter Prominenz nur jene verstehen, die in allen deutschsprachigen Ländern und Staaten bekannt sind. Insbesondere um die senilen Schriftsteller, die angeblich wegen den paar geänderten Rechtschreibregeln nicht mehr schreiben können bzw. sich nicht mehr auszudrücken vermögen. Um Menschen, die den Mauerbau mit der Rechtschreibreform vergleichen (Reiner Kunze). Leute, die noch im Deutschen Reich bzw. im Dritten Reich geboren wurden. Leute, welche die Rechtschreibreform von Anfang dieses Jahrhunderts (diktatorische Kaiserzeit) verteidigen und so tun, als ob diese damalige Reform das Gelbe vom Ei war.
Die jüngste Rechtschreibreform hat viel mehr positive als negative Facetten. Nicht zu fassen, dass man nach kurzen Vokalen ß statt ss schreiben soll. Der Regen ist nass und nicht na:ß. Passwort und nicht Pa:ßwort. Ebenfalls richtig ist das Stammwortprinzip. Da wollen die Senilen doch tatsächlich Bendel statt Bändel (kommt von Band) schreiben. Viele finden es doof, Schifffahrt zu schreiben. Sieht sicherlich doof aus, ist aber richtig. Oder sagen sie Schi:f_fahrt bzw. Schiff_ahrt. Hat man bei alten Rechtsschreibung nicht den Unsinn veranstaltet und einen Unterschied zwischen Auto fahren und radfahren gemacht. Logisch und richtig ist Rad fahren. Der Schikane, vor „und“ bzw. „oder“ ein Komma zu setzen, habe ich mich schon vor der Reform widersetzt.

Die Rechtschreibreform ist keine schlechte Reform. Blödeleien sind eigentlich nur bei der Worttrennung am Zeilenende und den Fremdwörtern passiert. Zu-cker statt Zuk-ker und warum dürfen Fremdwörter nicht fremd bleiben?

Fazit1: Die Sprache gehört nicht nur den senilen Schriftstellern und Journalisten aus der Weimarer Republik und dem Dritten Reich, sondern auch den vielen allein erziehenden Eltern, die manch unlogisches Gebilde der kaiserlichen Rechtschreibung nicht mehr erklären müssen.

Fazit2: Die Diskussion um die Rechtschreibreform ist reine Ressourcenverschwendung und geht an den wirklichen Bedürfnissen unserer Gesellschaft vorbei. Vielmehr müssen wir uns darum kümmern, dass die ausufernde Korruption wieder eingedämmt wird (These: je stärker die Volkssouveränität, desto geringer die Korruption). Das Steuersystem ist eine Katastrophe. Beendigung der Abzocke von Selbständigen und Unternehmern (das ineffiziente Pack von IHK und Handwerkskammer gehören schon längst auf den Mond geschossen). Reform und Abspecken der öffentlichen Verwaltung (Wie kann es nur sein, dass die Schweiz mit einem Drittel an Personal viel effizienter ist).

Herr Lindenthal – Deutschland hat andere Probleme!







Albert Müller
Konstanz

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Detlef Lindenthal
13.08.2004 15.56
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Re:

Lieber Herr Müller,

Sie haben recht, natürlich sind Ressourcenverschwendungen eine Frechheit. Falsche Vorwürfe sind es aber auch.

Matthias Dräger und ich haben in Schleswig-Holstein das bisher einzige erfolgreiche Volksbegehren sowohl hier auf auf Landesebene wie auch in Sachen Rechtschreibung überhaupt begonnen, unser Rechtschreibgesetz wurde am 27.9.1998 mit 56 % der Wählerstimmen angenommen. Wissen ist Macht, nix wissen macht auch nix?

Also, Demokratie steht bei uns durchaus hoch im Kurs, und Sie und ich sollten – etwa hier im Forum – darüber beraten, welche Verbesserungen noch erfolgen können. Dazu möchte ich gerne Ihre Vorschläge und Wünsche erfahren.

Freundlichen Grußes,

Ihr

__________________
Detlef Lindenthal

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Gast
13.08.2004 12.33
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"Undemokratisches Verhalten?"

Gegner der Rechtschreibreform behaupten, dass die Rechtschreibreform undemokratisch zustandegekommen sei. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass sich prominente Reformgegner für die Stärkung der Volkssouveränität eingesetzt haben. Vielmehr gehören auch Sie zu den Verfechtern der indirekten Demokratie. Das Reformwerk ist auf internationaler, ministerieller und parlamentarischer Ebene verabschiedet worden. Es ist für die staatliche Verwaltung und staatlichen Schulen verbindlich. Die Kultusminister und sonstigen Entscheidungsträger haben damit ihre Kompetenzen nicht überschritten und das geltende Rechtssystem nicht beschädigt.

Die Rechtschreibreform ist nur für die genannten Institutionen verbindlich. Unflexible alte Menschen können selbstverständlich in ihrer gewohnten Form weiterschreiben. Natürlich steht es ihnen frei, mit unkonstruktiver Polemik die unlogischen Fehler der alten Rechtschreibung zu verteidigen.

Ich finde es eine Frechheit, dass so viel Ressourcen verschwendet werden, obwohl uns weit wichtigere Probleme drücken.

Es ist beschämend, dass viele Reformverweigerer, welche die Reform als undemokratisch bezeichnen, mit der Demokratie selbst nichts am Hut haben. Lieber Reformverweigerer, die Rechtschreibreform ist die Quittung für euren mangenlden Einsatz für die Demokratie (Vorbild Schweiz).





Albert Müller
Konstanz

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Gast
12.08.2004 12.46
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Hallo Leute,

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Chris
ss

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Gast
12.08.2004 06.56
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VIRUS - der oder das ??

Guten Morgen !
Ich habe auf der Suche nach „der/das Virus“ dieses Forum entdeckt (ich bin „hierher gegugelt“), habe jedoch keine Antwort gefunden auf die Frage, ob sich das Geschlecht des Virus mit der RSR geändert hat... beim Kauf des Ensslin Schülerkalenders habe ich festgestellt, daß im redaktionellen Teil des Kalenders stets von „dem Virus“/„der Virus“ die Rede ist.
... und wo ich gerade hier schreibe, fällt mir eine Zusatzfrage ein: Warum ist durch die RSR nicht entschieden worden, ob es DER Joghurt (hochdeutsch), DAS Joghurt (österreichisch) oder DIE Joghurt (umgangssprachlich) heißen soll- eine Verbindung zur Wortherkunft („LE“ joghurt, als „DER“)ist ja nach der RSR regelmäßig ausgeblendet.

Sven-Olof Carlsson
22122 Hamburg

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Gast
11.08.2004 21.39
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Was will Odin?

Hallo Odin,
hast Dich wohl verlaufen?
Oder wie schrieben die Germanen?

Thor
Germanischer Götterhimmel

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Gast
11.08.2004 19.44
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Odins Klinge

Tach auch,
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Odins Klinge im Germanenhof
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Odins Klinge
Berlin

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Gast
11.08.2004 06.30
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Vereinfachung: Schreiben wie man spricht?

Es sagte der Engländer: „Wir schreiben „London“ und sagen „Landn“.
Der Franzose: „Wir haben es noch viel schwerer: Wir schreiben „Bordeaux“ und sagen „Bordoh“.
Das sagte der Bayer: „Bei uns ist es ganz einfach: Wir schreiben „wie bitte?“ und sagen „Hä?“.

Ur-Bayer
Bayern

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Gast
10.08.2004 22.41
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Rechtschreibreform - Hü oder Hott?

Welche Meinung vertreten Sie als Schriftstellerin in der allgemeinen Rechtschreibdebatte? werde ich – natürlich (!) – von Lesern gefragt. Hier meine Antwort:
Als anno 1998 die Rechtschreibreform unters Volk gebracht wurde, habe ich neugierig geschaut, was da auf uns zukommt: Je mehr ich von den neuen Regeln und Wortkreationen erfuhr, desto entsetzter war ich: Das sollte eine Vereinfachung sein? Das sollte uns Schreibenden, uns, die wir die Sprache als professionelles Handwerkszeug nutzen, etwas Gutes, ja Besseres bringen? 
Gut, die alten Regeln waren nicht durchgängig das Gelbe vom Ei, und die Tatsache, daß man sich an sie gewöhnt hatte, sicher keine Rechtfertigung für deren Festschreibung in alle Ewigkeit. Aber war das Neue wirklich besser? Oder wenigstens gleichgut? Mitnichten. 

Meine persönliche Entscheidung stand bald fest: bei der alten Rechtschreibung zu bleiben. Trotzdem setzte ich mich intensiv mit den neuen Regeln auseinander, um mitreden zu können – und, ganz pragmatisch, um notgedrungen auch „Neudeutsch“ schreiben zu können, wenn es erforderlich sein sollte. (Zum Beispiel Beiträge in Zeitschriften.)
Meine Bücher erscheinen (bis auf eine ohne Absprache erfolgte „neudeutsch übersetzte“ Taschenbuchausgabe der „Detektivin“ bei Heyne, die bei der nächsten Auflage aber „rückübersetzt wird“) allesamt in alter Rechtschreibung. Auch im Dienst schreibe ich weiter nach den alten Regeln, obwohl wir Beamte aufgefordert wurden, die neuen Regeln anzuwenden. Disziplinarmaßnahmen sind nicht erfolgt, und auch sonst hat mir keiner einen karrierebremsenden Stein ob meiner altmodischen Schreibe in den Weg gelegt, was das oftmals vorgebrachte Argument, Neudeutsch sei in den Amtsstuben vorgeschrieben und deshalb für alle Staatsdiener verpflichtend, als vorauseilenden Gehorsam entlarvt. 

Ich gehöre nicht zu denjenigen, die Neuerungen deshalb ablehnen, weil sie neu sind – und gegen eine Korrektur des einen oder anderen Auswuchses in der alten Rechtschreibung wäre nichts einzuwenden gewesen. Doch was uns diese „Reform“ bescherte, übertraf meine schlimmsten Erwartungen: Jeder schrieb, wie es ihm in den Sinn kam: Da stand behende (alt) in Eintracht neben dass (neu), belämmert (neu) neben Strasse und heiss (alt und neu falsch!). Dieses Durcheinander führte dazu, daß ich inzwischen des öfteren nicht mehr weiß, was richtig oder falsch, was neu oder alt ist – der Lerneffekt, den das Lesen von Büchern und Zeitungen früher für die Sprachbildung hatte, verkehrt sich ins Gegenteil. 

Aber das ist nicht das einzige Übel. Leider. 

Für mich ist Sprache nicht nur ein Handwerkzeug, das es mir ermöglicht, mich präzise auszudrücken, sondern hat auch etwas Ästhetisches, das sich aus der Lautmalerei, aber auch aus der Schreibweise der Wörter ergibt. Wahrscheinlich ging das den Reformern unbewußt auch so, denn welchen Grund sollte es sonst geben, den Philosophen zu lassen wie er ist, während der Paragraf sozusagen von Amts wegen in den Adelsstand erhoben wurde? 

Nun mag man zurecht einwenden, daß die Sprache schon immer Änderungen unterworfen war, und keiner würde heute mehr – wie noch zur Jahrhundertwende 19./20. üblich, Bureau schreiben statt Büro. Die Entwicklung von dem einen zum anderen war ein längerer Prozeß, die „deutsche“ Schreibweise setzte sich letztlich durch, und heute weiß kaum noch jemand, woher dieses Wort kam, und das Bureau vermißt keiner wirklich. Also alles eine Frage der Zeit? Photographie ist veraltend, Fotografie schon fast eingebürgert. Warum also nicht Filosof? Sollte man nicht Bordo schreiben statt Bordeaux, und müßte der Rhythmus nach der Logik der Reform nicht Rüttmuss heißen? Daß man sich angesichts dieser Wortkreationen wie in einer sprachlichen Geisterbahn fühlt, kommt nicht von ungefähr: Filosof liest sich nun mal nicht klug, sondern doof, und Bordo nimmt einem doch glatt den sinnlichen Genuß an gutem Wein. Änderungen in der Schreibweise eines Wortes sind langsame Entwicklungen, pragmatisch und deshalb letztlich auch allgemein akzeptiert. Im Gegensatz zu dem von den Reformern gepriesenen Motto: Schreib, wie Du sprichst! Wahrscheinlich habe ich deshalb das Gefühl, daß bei Jogurt eine wesentliche Zutat fehlt, und der Tunfisch läßt mich bestenfalls grinsen: Du darfst das nicht tun, Fisch!  Alle meine Schreibstifte weigern sich jedenfalls beharrlich, so was aufs Papier zu malen. 
Darüber hinaus gibt es Neuregelungen, die schlichtweg Unsinn sind: Wer belemmert (belämmert) ist, hat nichts mit jungen Schafen gemein, und ein greuliches (gräuliches) Verbrechen hinterläßt eher blutrote als gräuliche (=graufarbene) Spuren. 

Doch die Reform hat noch mit Üblerem aufzuwarten: Die Abschaffung einer ganzen Palette von Ausdrucksweisen und Wortbedeutungen. Als ich in der dritten Klasse war und Deutschregeln pauken mußte, war es mir gleich, ob ich jemanden wieder sehe (weil er mir zum zweiten oder dritten Mal über den Weg läuft) oder ob ich ihn wiedersehe (ihn bewußt erneut treffe), genausowenig, wie es mich juckte, ob ich meine Lieblingsfeindin bei den anderen schlechtmachte (Übles über sie verbreitete) oder ob ich sie schlecht machte (wie das gehen soll, weiß ich, ehrlich gesagt nicht, denn eigentlich kann man nur eine Aufgabe schlecht machen – oder gut, aber einen Menschen?). Ganz sicher tat sie mir Leid, denn sie verhaute mich in der Pause. Vielleicht tat sie mir auch leid, aber wie hätte ich das im Neuschreib bitte ausdrücken sollen? Jedenfalls kriege ich Pickel bei der bloßen Vorstellung, per Verordnung gezwungen zu sein, meine Heldin statt in der Kirche im Backofen ein „Ja“ hauchen zu lassen, damit sie eine orthografisch (warum eigentlich nicht: ortografisch?) korrekte frisch gebackene Ehefrau wird. Und selbst wenn sie das „Ja!“ mit voller Inbrunst sagte, müßte ich doch dem Ausrufezeichen noch ein Komma hinterherschicken – doppeltgemoppelter geht´s gar nicht mehr. Dafür darf ich dann den Leser ohne schlechtes Gewissen rätseln lassen, was das junge Brautpaar beim Betreten der Hochzeitssuite für üble Dinge treibt:
Sie machte ihm das Bett im Auge die Lage klar.
Voll krass, was? 

Welche mannigfaltigen Ausdrucksmöglichkeiten und Nuancen die deutsche Sprache bietet, ist nicht unbedingt ein Thema, das Schüler (oder Bürger, die mal eben einen Einkaufszettel oder zwei eMails am Tag schreiben) vom Hocker reißt. Verständlich und nachvollziehbar, aber für professionelle Schreiber in etwa so hilfreich wie die Argumentation, Blumen seien für die Milchproduktion unnütz und könnten deshalb bedenkenlos von Wiesen und Weiden entfernt werden. Im übrigen ist das Argument, daß diese verkorksten Regeln nun aber doch seit sechs Jahren verbindlich an den Schulen gelehrt würden und deshalb quasi ein „Bleiberecht“ hätten, genausowenig stichhaltig wie das der Reformgegner, sie hätten schon immer „daß" geschrieben, punktum.

Leider bin ich mit meiner Litanei noch nicht am Ende, denn das schlimmste Übel der Reform offenbart sich, wenn man den Ehrgeiz hat, „richtig“ zu schreiben. Wie soll man das tun, wenn sich nicht mal die Herausgeber der aktuellen Wörterbücher, ja nicht mal die Herausgeber des gleichen Wörterbuchs einig sind? 

Was also bitte IST denn die neue Regelung? Ich kann nur Chaos entdecken, wohin ich schaue, und zwar ein Chaos, das in sechs Jahren nicht kleiner, sondern von Tag zu Tag größer wird. Der „Bild“ und dem „Spiegel“ anzukreiden, daß sie den jahrelangen Schwelbrand nun – einmal mehr und in aller Deutlichkeit – sichtbar gemacht haben, ist ungefähr genauso angemessen, wie (um ein Beispiel aus meinem Berufsalltag zu nehmen), dem Überbringer einer Todesnachricht eine Ohrfeige zu verpassen. Verständlich ob des Schmerzes, aber objektiv betrachtet ziemlich unfair. Daß mit „gemütsbewegenden“ Artikeln sowohl beim Spiegel als auch bei Bild (zwar auf unterschiedlichem Niveau aber nichtsdestotrotz) Meinung und Auflage gemacht wird, steht zum einen auf einem anderen Blatt und beweist zum anderen, daß das Thema Rechtschreibreform die Menschen auch nach sechs Jahren noch bewegt. Eigentlich ein gutes Zeichen, das die Hoffnung schürt, daß viele Menschen erkennen mögen, welchen kulturellen Schatz wir mit unserer Sprache geschaffen haben. Einen Schatz, den es – im besten Sinne! – zu hüten gilt. 
Nikola Hahn
www.nikola-hahn.de

Nikola Hahn
www.nikola-hahn.de

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Gast
10.08.2004 14.15
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Sehr geehrter Herr Bruckner,

oder darf ich noch Axel sagen, denn ich gehe davon aus, daß Du noch zur Schule
gehst. Das würde dann Deine Frage erklären, warum sich erst fünf Jahre nach dem
Beschluß der Reform nun Widerstand formiert. Die Rechtschreibreform wurde
hinter verschlossenen Türen ausgeheckt -- soweit bekannt ist, gibt es noch nicht
einmal ein Protokoll der entsprechenden Sitzungen -- und dann mit einer Art
Überrumpelungstaktik verfrüht an den Schulen eingeführt.

Wenn man einmal von prinzipiellen Erwägungen absieht, z. B., daß Traditionen
-- hier die Schreibtradition -- weitergegeben werden müssen, dann hatte eine
sachbezogene Kritik fairerweise erst dann einsetzen können, nachdem das neue
Regelwerk und eine zugehörige Wörterliste veröffentlicht und auf Stimmigkeit,
Sinnhaftigkeit und Praktikabilitt geprüft worden waren. Dies ist damals auch
geschehen. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Reform aber schon an den Schulen
eingeführt, zwei Jahre fürher als geplant. Wenn Ihr heute an den Schulen also
Unsinn lernt, dann ist das ganz allein die Schuld der Reformer, die auf diese
Weise die Schulkinder in Geiselhaft für die Umsetzung ihrer Reformpläne
genommen haben.

Die Reform hat viele Verschlechterungen gebracht, von Verbesserungen ist mir
nichts bekannt. Es mag sein, daß, was einem Schüler, der ja vieles noch nicht
überblicken kann, als Vereinfachung oder Verbesserung erscheint, sich bei
genauerem Hinsehen und nach einiger Erfahrung als zu kurz gegriffen oder als
Verschlimmbesserung herausstellt. Vieles wird einem auch erst später klar, wenn
man mehr gelesen und geschrieben hat.

Ich bitte deshalb alle Schüler, die Reformgegner nicht als Menschen zu sehen,
die ihnen zusätzliche Lernarbeit bereiten wollen, da sie auf die Rcknahme der
Reform hinarbeiten. Eine wirkliche Rechtschreibung -- und die Reformschreibung
ist keine wirkliche Rechtschreibung, sie wird von den Reformern nur so genannt
-- lernt man nicht durch Büffeln von Regeln, sondern nur durch vieles Lesen
von Büchern in klassischer Rechtschreibung und durch eigene schriftstellerische
Betätigung. Dann allerdings muß man ab und zu -- eher selten -- nachschlagen.

Also macht Euch keine Sorgen, wenn die Reform zurückgenommen wird, man wird
Verständnis für Eure Probleme haben.

In meiner Schulzeit hat es an der Schule kaum Rechtschreibunterricht gegeben,
die Kinder sollten die Rechtschreibung erst gar nicht verinnerlichen, sondern
viele Fehler machen, damit man eine Reform fordern konnte.

Ihr, die Schüler, solltet Euch auch einmal fragen, warum es Rechtschreibung
überhaupt gibt. Für ein paar kurze Mitteilungen dürfte es sich doch kaum lohnen,
überhaupt ein Regelwerk auszuarbeiten und einzuführen.

Als Kind wird man von den Erwachsenen oft mißverstanden. Das liegt dann
aber meist nicht an der Rechtschreibung. Durch Mißverständnisse kann aber
großer Schaden entstehen, wenn es um wirklich wichtige Dinge geht, die dann
zumeist schriftlich abgewickelt werden.

Eine wirkliche Rechtschreibung ist so konstruiert, daß Mißverständnisse
durch die schriftliche Widergabe gar nicht erst aufkommen können.
Die Reformschreibung steckt aber voller Möglichkeiten für Mißverständnisse
und heimtückischer Fallen, besonders wenn man nicht so genau liest.

Ich will verstanden werden!

Als Kind bzw. generell als Mensch will man verstanden werden. Dafür muß man
seine Muttersprache richtig beherrschen, d. h. sich richtig auszudrücken
lernen. Dies geht am besten durch vieles Lesen von Texten in der klassischen
Rechtschreibung und dadurch, daß man seine Gedanken zu Papier bringt und ein
paar Tage danach erneut liest. Dann kann es sein, daß man selbst gar nicht
mehr weiß, was man damit aussagen wollte. Wie soll das dann ein anderer
verstehen? Und wenn Du etwas mitteilen möchtest, was die Leute in zehn oder
hundert oder mehr Jahren immer noch verstehen sollen?

Wie kann das sein, daß man etwas nicht mehr richtig versteht, was man doch
selbst, vor ein paar Tagen oder Wochen, geschrieben hat? (Ein vergleichbares
Problem tritt beim Programmieren auf!) Das liegt daran, daß man zum späteren
Zeitpunkt den Zusammenhang, den Kontext des Geschriebenen nicht mehr kennt
und dann die fehlenden Kommas oder Gedankenstriche den Text unübersichtlich
und schwer verständlich machen. Wenn man aber etwas nicht sofort versteht,
dann hat man auch keine Lust mehr, sich weiter mit der Sache zu beschäftigen.

xxx
xxx

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Gast
10.08.2004 12.33
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Schlechtschreibreform

Die Rechtschreibreform hätten wir eigentlich nicht gebraucht, aber ich verstehe nicht
warum sich erst 5 Jahre nach dem Beschluss der Reform nun Widerstand formiert.Man hat
doch schon vor Jahren gewußt dass die neue RS-reform viele Verbesserungen aber auch
viele Verschlechterungen bringt, sie ist eher was Durchwachsenes, nichts halbes und
nix ganzes und daher ist sie für mich so unötig wie ein Kühlschrankvertreter in
Sibirien. Die Politik sollte lieber was gegen die Arbeitslosen unternehmen, anstatt
solche unausgereiften Reformen zu beschließen, noch dazu wenn die meisten Deutschen
dagegen sind. Wenn es darüber einen Volksentscheid gegeben hätte, wäre dieses leidige
Thema schon längst vom Tisch, da sieht man erst; die Mühlen der Bürokratie mahlen sehr
langsam.

Axel Bruckner
Bamberg

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