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Sigmar Salzburg
20.12.2010 15.14
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Zweiter Tätigkeitsbericht des Rates für deutsche Rechtschreibung

Kläglicher Bericht in unerträglichem Behördenjargon

Von Reinhard Markner


Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat soeben seinen zweiten Tätigkeitsbericht vorgelegt. Als Ergebnis von vier Jahren intensiver Tätigkeit schlägt der Rat die Streichung von 18 ungebräuchlichen Eindeutschungen aus dem offiziellen Wörterverzeichnis vor: Butike, Fassette, Kabrio, Katarr, Krem, Kreme, Kupee, Maffia, Maläse, Mohär, Myrre, Scharm, scharmant, Schikoree, Schose, Sketsch, Sutane, transchieren.

Andererseits soll das Verzeichnis um ganze vier darin bisher nicht enthaltene Schreibungen ergänzt werden: Caprice, Clementine, Crème, Schmand.

Dieses überaus klägliche Ergebnis der jahrelangen Beratungen von immerhin 40 erwachsenen Menschen ist von der Kultusministerkonferenz bereits gutgeheißen worden. Die Politiker wollen von der verheerenden Rechtschreibreform nichts mehr hören. Sie möchten lieber „Qualitätssicherung“ im Bildungswesen betreiben, „gemeinsame Standards“ entwickeln und die „Integration“ fördern. Hingegen wollen sie nicht wissen, wie unterirdisch heute selbst die Rechtschreibung der Abiturienten ist und in welchem Maße die seit fünfzehn Jahren an den Schulen durchgedrückte Reform daran Schuld trägt.

Der Rechtschreibrat unter dem Vorsitz Hans Zehetmairs schweigt sich darüber denn auch aus. Eine empirische Überprüfung der Auswirkungen der Reform auf die Leistungen der Schüler hat es bisher nicht gege ben und wird es wohl auch nie geben, weil sie unerwünschte Resultate erbringen würde. Die Reform hat, anders als von ihren Urhebern verheißen, nur zu mehr Fehlern geführt. Die neuesten Vorschläge des Rechtschreibrats hingegen werden sich immerhin nicht negativ auswirken, sondern überhaupt nicht, da ja schon jetzt niemand „Sutane“ schreibt, wenn er „Soutane“ meint.

Der Bericht des Rates kommt in gewollt undurchdringlichem Behördenjargon daher und wird nur sehr wenige Leser finden, die nicht schon nach zwei Seiten aufgeben. „Damit ist die Arbeit an diesem Texttyp und anderen, in verschiedener Weise erläuternden Texten in die allgemeinen Aufgaben des sich in der zweiten Amtszeit konstituierenden Rats eingebunden und hat dort seinen vernünftigen Ort zu finden“, schreibt die Geschäftsführerin des Rates, die am Ende ihrer verschlungenen Sätze schon vergessen hat, wovon zu Beginn die Rede war.

Es ist ja alles auch nicht so wichtig. Denn der neue Bericht unterscheidet sich von seinem Vorgänger, wie es erläuternd heißt, „dahingehend, dass er einen Bericht über die Wahrnehmung der regulären Aufgaben des Rats für deutsche Rechtschreibung darstellt und daher keine Modifikationen zum amtlichen Regelwerk beinhaltet“. Mit anderen Worten, das weiterhin höchst fehlerhafte Regelwerk liegt mittlerweile auch in einer in Stein gemeißelten Fassung vor, an der kein Iota mehr geändert werden darf. Zaghafte Vorstöße der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, die übertriebene Großschreibung („seit Kurzem“ usw.) wieder zurückzustutzen, wurden sogleich vom Tisch gewischt.

Der Rechtschreibrat schickt sich an, in den nächsten Jahren seine geschäftige Untätigkeit fortzusetzen; nach anfänglichem Zögern hat auch Hans Zehetmair den Kultusministern zugesagt, im Amt des Vorsitzenden zu bleiben. Auf den nächsten Bericht braucht allerdings niemand gespannt zu sein. Wenn der Rat im gleichen Tempo weiterarbeitet, ist mit einer funktionierenden deutschen Rechtschreibung erst für das Jahr 2096 zu rechnen, zum hundertjährigen Jubiläum der Reform.

Reinhard Markner ist Vorsitzender der Forschungsgruppe Deutsche Sprache und Historiker in Halle und Berlin.

volksstimme.de 16.12.2010

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Sigmar Salzburg
31.03.2008 15.48
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Irrweg Rechtschreibreform

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes im Volksstimme-Interview:
„Wir müssen den Schülern vermitteln, dass es des Fleißes und Schweißes bedarf“


Josef Kraus (58) ist seit 20 Jahren ehrenamtlicher Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (rund 160 000 Mitglieder). Der Lehrer für Deutsch und Sport leitet ein Gymnasium nahe Landshut in Bayern. Er schrieb die Bücher „Spaßpädagogik“ (1998) und „Der PISA-Schwindel“ (2005).
[…]

Kraus : … Es gibt schon eine anspruchsvolle Reformpädagogik, die auf Leistung setzt. Aber es gibt auch die, die meint, man brauche keine Noten, keine Lehrpläne, kein Auswendiglernen. Ich will aber Reformpädagogik nicht grundsätzlich verteufeln. Sie hat sicherlich manch gute Impulse auch für das öffentliche Schulsystem abgegeben.

Demgegenüber hat das, was ich Erleichterungspädagogik nenne, so manchen Irrweg hervorgebracht. Zum Beispiel die Rechtschreibreform. Sie wurde konstruiert nach dem Kriterium : Wie fällt es den Kindern leicht? Sie wurde nicht an sprachwissenschaftlichen Kriterien orientiert und auch nicht an Lesbarkeit. Was kommt dann heraus? Etwas, das die Systematik von Sprache kaputtmacht, die Semantik einschränkt. Bei den Kindern entsteht dadurch die Vorstellung, Rechtschreibung sei etwas Beliebiges.

[…]

Volksstimme.de 31.03.2008
Volksstimme



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Detlef Lindenthal
06.09.2006 18.24
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Politikerlüge


Kultusminister Olbertz sagte im Magedeburger-Stimme-Interview:
Dass die Politik damit [mit Rechtschreib„anpassungen“] betraut wurde, haben wir Kultusminister uns nicht ausgesucht. Wir haben den Auftrag dazu bekommen. Wir alle sind in diesem Prozess klüger geworden.
Ach wirklich? Ich erinnere das anders: Die Kultusminister waren es, die die „R“ beschlossen haben und die die (weitgehend ahnungslosen) Ministerpräsidenten zu deren Beschluß genötigt haben. „... haben wir Kultusminister uns nicht ausgesucht“ ist nach meiner Meinung eine glatte Lüge. „... klüger geworden“? Die nächste Lüge. „ Wir alle sind in diesem Prozess klüger geworden“ – also gibt Herr Olbertz zu, daß sie alle, die Kultusminister, vor einiger Zeit eine nennenswerte Weniger-Klugheit (Dummheit o.ä.) hatten.

Neue Minister braucht das Land.
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Detlef Lindenthal

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Norbert Lindenthal
31.08.2006 12.47
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Kulturbarbarei 2003

Die Landesstraßenverwaltung kauft in Bad Ems ein Hotel mit Geschichte im italienischen Stil überteuert, läßt in einem Gutachten Hausschwamm vortäuschen und reißt es ab. 2003 wohlgemerkt. Bundesstraßen brauchen Platz. Bei Baulärmentschädigung zeigt man sich auf derselben Baustelle schlichig und geizig. Landesregierung SPD, Bundesregierung auch SPD.

Und zur Rechtschreibreform sagte der (inzwischen nun ausgeschiedene) Präsident jener Landesstraßenverwaltung, meine nachbleibenden 4 Jahre wird das meine Sekretärin schon schaffen.
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Norbert Lindenthal

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Sigmar Salzburg
31.08.2006 10.58
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Kulturbarbarei

Minister Olbertz sieht Fortschritte in der Rechtschreibfrage und führt dazu die Dreifachkonsonanten an. Diese aber, pedantisch schon nach Jakob Grimm, kamen 1902 außer Gebrauch, wurden aber nicht verboten. Ihre verpflichtende Wiedereinführung ist in Wirklichkeit ein Rückschritt. Schlimmer aber ist die „Umfunktionierung“ des „ß“. Sie ist für die Milliardenkosten der „Reform“ verantwortlich, für die Entfremdung der Schüler mit der bisher gedruckten Literatur – und die Zunahme der Fehler. Das „ß“ als Endligatur hat im Deutschen eine 600jährige Tradition, die durch die „Reform“ grundlos vernichtet wird – ein Akt der Kulturbarbarei wie die Zerstörung der Schlösser in Berlin (durch die SED 1950), in Braunschweig (durch die SPD 1959) und der Universitätskirche in Leipzig (1968).

(Als Leserbrief an die „Magdeburger Volksstimme“ abgeschickt)
__________________
Sigmar Salzburg

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Norbert Lindenthal
29.08.2006 07.42
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Dass die Politik damit betraut wurde, haben wir Kultusminister uns nicht ausgesucht.

Volksstimme.de, Magdeburg, 29.8.2006

Kultusminister Olbertz über den Rechtschreibfrieden, Fehler der Reform und eine überfl üssige Übergangszeit

„Kinder wollen eine klare Ansage“


Teilweise zurück zur alten Rechtschreibung: Der Duden empfiehlt Portemonnaie.
Foto: Nico Binde

Am Donnerstag beginnt in Sachsen-Anhalt das neue Schuljahr. Dann wird die korrigierte Rechtschreibreform, verbunden mit einer einjährigen Übergangsfrist, verbindlich.

Schüler, Lehrer und Ämter sollen die Regeln anwenden, die die 16 Kultusminister im März gebilligt haben. Versöhnt mit der Reform zeigte sich Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz im Gespräch mit Volksstimme-Mitarbeiter Nico Binde.

Volksstimme : Herr Minister, nach dem Wirrwarr der letzten Jahre, wie schreiben Sie Delfin ?

Jan-Hendrik Olbertz : Weiterhin Delphin.

Volksstimme : Ihre Schreibweise ist erlaubt, aber der Duden empfiehlt die f-Variante.

Olbertz : Wenn es zwei erlaubte Varianten gibt, ist es kein Drama, wenn es unterschiedlich geschrieben wird. Ich bin in Bezug auf die Rechtschreibung kein Fundamentalist, sondern eher Ästhet. Wie schreiben Sie denn Fotografi e ?

Volksstimme : Mittlerweile mit f.

Olbertz : Sehen Sie, bei Delphin bevorzuge ich die konservative Schreibweise, merke aber auch, dass ich im Lauf der Zeit Fotografie nicht mehr merkwürdig finde. Das F setzt sich durch. Wenn wir modern sein wollen, müssen wir uns ein bisschen öffnen. Viele Dinge werden leise akkreditiert. Das ist in einer lebendigen Sprache genau das, was wir uns wünschen müssen.

Volksstimme : Was bedeutet das für Lehrer, die im neuen Schuljahr verbindliche Regeln anwenden müssen ?

Olbertz : Sie müssen die Schüler auf die jetzt verbindliche Rechtschreibung einstellen. In der Sache sofort, in der Anrechnung der Fehler in einem Jahr. Hauptänderung ist dabei die Getrennt- und Zusammenschreibung, die wir nochmals korrigiert haben. Das ist nicht so kompliziert, wie es am Anfang schien. Entscheidend sind ohnehin nicht die Sonderfälle, sondern die Grundregeln.

Volksstimme : Der Duden gibt in seiner neuesten Ausgabe Empfehlungen. Können sich die Schüler und Lehrer danach richten ?

Olbertz : Entscheidend ist das Regelwerk des Instituts für deutsche Sprache. Auch der Duden ist ein geeignetes Werk, um sich die neuen Regeln anzueignen. Er stützt sich auf den neuen Erlass der Kultusministerkonferenz und spricht dort, wo mehrere Schreibweisen möglich sind, Empfehlungen aus. Wenn das zur Einheitlichkeit beiträgt, kann man ein solches Vorgehen nur begrüßen. Und ganz ehrlich : Ich fi nde das gut. Der Duden ist nicht auf Konfrontationskurs.

Volksstimme : Dennoch fehlt bei einigen Empfehlungen die Differenzierung, etwa bei sitzenbleiben ( in der Schule ) und sitzen bleiben ( auf dem Stuhl ).

Olbertz : Viele Wörter sind in beiden Varianten korrekt, es entscheidet allein der Kontext, welche Schreibweise die richtige ist. Das ist am Wortakzent zu erkennen. Das heißt, es ergibt sich immer aus dem Sinnzusammenhang. Die neue Regelung bezüglich der Getrennt- und Zusammenschreibung wird Kinder sogar veranlassen, über Sinnzusammenhänge intensiver nachzudenken.

Volksstimme : Bedeutet das mehr Freiraum für die Lehrer ?

Olbertz : Auf jeden Fall. Sie müssen vor allem erklären : Warum schreiben wir ein Wort in einem Fall zusammen und in einem anderen auseinander. Wichtig ist, dass die Kinder verstehen : Eine Schreibweise ist richtig, wenn der Sinn stimmt und nicht unbedingt, weil eine formale Norm erfüllt wird. Rechtschreibung muss immer auch plausibel sein.

Volksstimme : Gibt es deshalb eine neuerliche Übergangszeit von einem Jahr ?

Olbertz : Wir haben eine einjährige Karenzzeit vereinbart, in der die neue Rechtschreibung gilt, aber Fehler auf die Bewertung noch nicht angerechnet werden. Die neue Rechtschreibung ist seit dem 1. August rechtsgültig, aber in Schulen werden beide Schreibweisen noch ein Jahr toleriert. Das gibt den Schülerinnen und Schülern ausreichend Zeit, sich an die neuen Schreibweisen zu gewöhnen. Ob diese Zeit wirklich nötig ist, wage ich zu bezweifeln. Ich glaube, die Kinder wollen klare Ansagen statt eines längeren Nebeneinanders unterschiedlicher Schreibweisen. Aber das ist kein existenzieller Streitpunkt ; deshalb trage ich diese Übergangszeit mit.

Volksstimme : Wie wirkt das Kultusministerium auf die Schulen ein, gibt es entsprechend vorbereitende Erlässe ?

Olbertz : Es gibt lediglich einen Erlass, der nach dem verabredeten Mustererlass der Kultusministerkonferenz verfasst wurde und direkt nach der Entscheidung der Ministerpräsidenten an alle Schulen in Sachsen-Anhalt gegangen ist. Wir können die weitere Umsetzung jetzt beruhigt den Lehrerinnen und Lehrern insbesondere im Fach Deutsch überlassen.

Volksstimme : Meinen Sie, die Rechtschreibreform ist noch ein Thema an den Schulen ?

Olbertz : Nein. Ich glaube, dieses Thema ist jetzt beendet. Die meisten Lehrer sind über das Ende der mühsamen Diskussionen froh und erleichtert, dass viele Dinge plausibler geworden sind. Ein Beispiel sind die Dreifachkonsonanten, etwa bei " Schifffahrt ". Da es sich um ein Kompositum, also zwei unabhängige Wörter, handelt, die aneinandergereiht sind, ist diese Schreibweise viel logischer. Alles in allem bin ich versöhnt mit der neuen Rechtschreibung, obwohl ich ursprünglich ein Gegner der Reform war.


Volksstimme : Sie waren also Gegner der Reform, obwohl Sie sie gebilligt haben ?

Olbertz : Ich bin ja sozusagen unfreiwilliger Quereinsteiger in die ganze Diskussion gewesen. Aber der größte Fehler wäre gewesen, das Rad auf halbem Wege einfach ganz zurück zu drehen, wie einige Fundamentalkritiker dies wollten. Immerhin gibt es jetzt einen sinnvollen Fortschritt in unserer Rechtschreibung – denken Sie an mein Beispiel mit den Dreifachkonsonanten. Insofern ist die neue Rechtschreibung mit den vorgenommenen Korrekturen auch besser lehrbar geworden.

Volksstimme : Trotzdem stiften Duden-Empfehlungen wie einerseits " Kommuniqué ", andererseits " Pappmaschee " neuerliche Verwirrung, oder ?

Olbertz : Ich persönlich bin für philologische Klarheit. Die Herkunft eines Wortes muss weiterhin erkennbar sein. " Pappmaschee " ist im Grunde Lautschrift. Und die ist problematisch, insbesondere wenn ein Dialekt gesprochen wird.

Volksstimme : Inwieweit kann anhand solcher Beispiele eine Einheitlichkeit zurückkehren ?

Olbertz : Ich bin schon immer ein Kritiker einer Normierung von oben gewesen. Unsere Muttersprache ist ein lebendiges Gebilde, das sich in Bewegung befindet. Früher wurden Veränderungen leise und unspektakulär durch den Duden angepasst. Dass die Politik damit betraut wurde, haben wir Kultusminister uns nicht ausgesucht. Wir haben den Auftrag dazu bekommen. Wir alle sind in diesem Prozess klüger geworden.

Volksstimme : Also sind Veränderungen auch künftig möglich ?

Olbertz : In diesem großen Stil auf keinen Fall. Ich bin mir ganz sicher, dass das die letzte Runde war.

Volksstimme : Was macht Sie so sicher ?

Olbertz : Weil alle Beteiligten aus dem Desaster gelernt haben und wir nicht noch einmal versuchen sollten, auf so hochkomplexem Weg die Muttersprache zu regulieren. Eigentlich war das ganze Unterfangen nicht sinnvoll. Sicher wäre eine leise Anpassung sinnvoller gewesen. Die große Staatsaktion war der eigentliche Fehler. Jetzt, so glaube ich, kehrt Ruhe ein.

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Norbert Lindenthal
14.06.2006 20.15
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Resultat der Verwahrlosung unseres Bildungssystems

Volksstimme.de 14.6.2006

Kommentar

Prügelei an Berliner Hauptschule
Verwahrlosung

Von Mona Köcher

Erneut ist es an einer Schule zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen. Wer ist schuld? Gewaltverherrlichende Videospiele, nachlässige Eltern oder überforderte Lehrer?

Die Gewaltausbrüche sind nicht zuletzt Resultat der Verwahrlosung unseres Bildungssystems. Die Kultusbürokratie beschäftigt sich über Jahre mit einer überfl üssigen Rechtschreibreform und verdonnert Lehrer, ihre Zeit mit Statistiken zu verbringen. Gemeinden fehlt das Geld zur Sanierung ihrer verfallenen Schulen. Derweil wurde aus dem Auge verloren, was wir wirklich brauchen : Lehrer, denen die Freude am Unterricht nicht durch Bürokratie genommen wird, gleiche Bildungschancen für alle Schüler und eine Umgebung, in der das Lernen Spaß macht. (Rund um die Welt)

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Norbert Lindenthal
06.08.2004 20.36
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Volkstimme Magdeburg

4.8.2004

TED-Umfrage: Mehrheit der Anrufer gegen neue Reform
Viele Ungereimtheiten bei neuen Rechtschreibregeln



Ein Schulheft mit der alten und neuen Schreibweise verschiedener deutscher Wörter und ein Nachschlagewerk mit den Regeln für die reformierte Rechtschreibung. Ob alte oder neue Regeln – bei beiden gab und gibt es Defizite, was das Beherrschen der Rechtschreibung angeht. Nach Schätzungen der UNESCO können bundesweit rund vier Millionen Menschen nicht oder nur sehr schlecht lesen und schreiben. Foto: dpa

Beim gestrigen Telefonforum hatten wir Sie, liebe Leser, gefragt, ob Sie für die Rücknahme der Rechtschreibreform sind. Insgesamt beteiligten 716 Leser an der nicht repräsentativen Umfrage. Davon stimmten 655 Leser (91,5 Prozent) für die Aufhebung, 61 (8,5 Prozent) sprachen sich für die Beibehaltung der neuen Regelungen aus. Einige Meinungen hat Beate Palubicki notiert.

- Ruth Wienzek aus Blankenburg: Ich bin für die Rücknahme der Rechtschreibreform. Ich war 37 Jahre Lehrerin. Es ist schon schwer genug, den Kinder Lesen und Schreiben beizubringen. Bei meinem Enkelkind kann ich beobachten, dass es in Deutschland bis heute dafür keine einheitliche Methode gibt. Während hier noch ein Wort wie Mama über die Silben ma – ma vermittelt wird, wenden Lehrkräfte in Nordrhein-Westfalen die Ganzheitsmethode (das gesamte Wort) an. Erst einmal sollte man sich darüber einigen.

- Armin Jost aus Wahlitz: Durch die neue Rechtschreibung gibt es nur ein fürchterliches Durcheinander und viele Ungereimtheiten. Man sollte sich wieder auf die alte deutsche Sprache besinnen.

- Hartmut Henning aus Magdeburg: Es ist zwar nicht alles schlecht, was geändert wurde, aber zu 80 Prozent ist die neue Rechtschreibreform verwirrend. Vor allem die Getrennt- und Zusammenschreibung ist jetzt eine Katastrophe. Das muss zurückgenommen werden, ebenso wie die Neuerungen bei der Groß- und Kleinschreibung.

- Günter Zardenings aus Magdeburg: Ich bin grundsätzlich gegen die Rechtschreibreform. Die Abänderungen verderben das Fundament der deutschen Sprache. Eine Veränderung wie in anderen Sprachen bezüglich der Groß- und Kleinschreibung hätte ich noch verstanden. Ich schreibe weiter nach der alten Rechtschreibung.

- Helmut Jost aus Heyrothsberge: Die Rechtschreibreform sollte sehr schnell wieder abgeschafft werden. Ich habe sie bisher sowieso nicht angewendet und schreibe so, wie ich es in der Schule gelernt habe. Die Beispiele, die ich in der Zeitung lese, zeigen mir, dass dies Unfug ist. Von den Älteren begreift das so und so keiner mehr.

- Friedrich Nahrstedt aus Tangerhütte: Das was bis jetzt durchgeführt wurde, ist keine Reform, sondern nur Stümperei. Das Grundproblem der deutschen Sprache gegenüber anderen Sprachen ist die Groß- und Kleinschreibung. Wenn dann hätte man eine Reform in dieser Richtung konsequent durchführen und eine Lösung für einen langen Zeitraum finden müssen.

- Helmut Förster aus Magdeburg: Die Rechtschreibreform muss weg. Die deutsche Sprache wird damit verschandelt, ebenso wie durch die vielen englischen Wörter, die mittlerweile – auch in der Zeitung – verwendet werden.

- Carola Klaus aus Lindhorst: Man sollte jetzt das Ganze nicht wieder ummodeln. Die Kinder, die nach der neuen Rechtschreibung schreiben gelernt haben, haben sich daran gewöhnt. Selber benutze ich aber auch noch die alte Rechtschreibung.

- Willi Hörschel aus Leitzkau: Ich bin gegen die Rechtschreibreform, weil mir die alte in Fleisch und Blut übergegangen ist. In der neuen Rechtschreibung sehe ich keinen Sinn für die Allgemeinheit, außerdem wird damit viel Geld rausgeschmissen.

- Magdalena Stechert aus Magdeburg: Die neue Rechtschreibung brauchen wir nicht. Ich schreibe weiterhin so, wie ich es in der Schule gelernt habe.

- Sigrid und Erich Arndt aus Schönebeck: Wir sind für die Rücknahme der Reform, da sie nicht durchgängig im gesamten deutschen Sprachraum gültig ist. Außerdem wird vieles dadurch nicht vereinfacht, sondern erschwert. Sie ist kein Fortschritt, sondern eine Verballhornung.

- Heiner Langisch aus Magdeburg: Ich bin für Dinge, wenn sie Vorteile bringen. Bei der Rechtschreibreform wäre dies der Fall gewesen, wenn die Groß- und Kleinschreibung weggefallen wäre. Ansonsten, denke ich, gibt es wichtigere Dinge, die wir in unserem Land brauchen, z. B. Arbeitsplätze, Fachkräfte und Investitionen.

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Norbert Lindenthal
06.08.2004 20.33
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Volksstimme Magdeburg

4.8.2004

Volksstimme-Umfrage zur Rechtschreibreform

Sprachgut


Ein deutliches Votum der Volksstimme-Leser bei der TED-Umfrage für die alte Rechtschreibung. Mehr, aber konsequentere Regeln, Ästhetisches, das "ß" sind vielen lieb und teuer geworden. Und die versprochene Vereinfachung mit der Rechtschreibreform sei ohnehin ausgeblieben. So wie man es in der Schule gelernt hat, soll es bleiben. Berechtigte und nachvollziehbare Argumente.

Gelehrt wird in den Schulen jetzt anders. Das spaltet die Generationen. Während die einen – wie Schriftsteller – sich die Freiheit nehmen und an „Altem“ festhalten können, müssen Berufstätige, Eltern, Schulkinder seit Jahren den neuen Regeln folgen. Es wächst damit eine Generation heran, der das Neue in Fleisch und Blut übergeht.

Fakt ist, nach dem ganzen Hin und Her muss endlich eine endgültige Entscheidung her. Ob für oder wider Reform: Sprache verändert sich ständig. Das Gute: Jeder, der sich mit dem Thema auseinandersetzt, macht sich Gedanken um unsere deutsche Sprache. Und das kann unser Sprachgut positiv beeinflussen.

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Norbert Lindenthal
03.08.2004 05.48
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Volksstimme

3.8.2004

Der näherrückende 1. August 2005 bringt die Reform-Kritiker auf den Plan

Das Rechtschreib-Durcheinander

Die vor acht Jahren beschlossene, damals bereits heftig diskutierte reformierte Rechtschreibung ist umstrittener denn je. Obwohl sich am 3. Juni die Kultusministerkonferenz einhellig für die Neuregelungen ausgesprochen haben, werden die Stimmen für eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung immer lauter.

Die Rechtschreibreform stößt auf Widerstand. Das ist nicht neu. Bereits vor der Unterzeichnung einer gemeinsamen Absichtserklärung Deutschlands, Österreichs und der Schweiz im Sommer 1996 kritisierten Verleger und Lehrer, Sprachwissenschaftler und zahlreiche Schriftsteller das neue Regelwerk. Und das, obwohl sich die Rechtschreibregeln von 212 auf 112 reduzierten, nur 185 der insgesamt 12000 Wörter unseres Grundwortschatzes geändert wurden.

Mit der Vereinfachung der deutschen Orthografie sollte eigentlich alles leichter werden. Wurde es aber nicht. Die neuen Regeln haben eher zu einem deutschen Rechtschreib-Durcheinander geführt.

In den Schulen gilt bis zum 31. Juli 2005 eine Übergangsregelung. Die meisten großen Zeitungen führten hauseigene, unterschiedliche Orthografien ein, aktuelle Bestseller erscheinen oftmals immer noch in der alten Schreibweise, weil Schriftsteller sich vehement gegen die neuen Regeln stellen. „Ich schreibe weiter, wie ich will“, gab Martin Walser jüngst unumwunden seinen Boykott zu. Auch andere prominente Schriftsteller wie der Schweizer Adolf Muschg kritisierten das Regelwerk. Von Akzeptanz keine Spur.

Mittlerweile wurde von der eigens gegründeten Zwischenstaatlichen Kommission für Rechtschreibung, die durch einen beobachtenden Rat abgelöst wird, auch zurück gerudert, gibt es vor allem in der Getrennt- und Zusammenschreibung sowie der Groß- und Kleinschreibung mit neuen Schreibvarianten sozusagen eine Reform der Reform. Die Regeln wurden zwar nicht verändert, aber präzisiert: Neben „Leid tun“ soll auch „leidtun“ gelten, neben „Rat suchend“ auch „ratsuchend“.

Diese feinen Änderungen haben die Kultusminister auf ihrer Tagung am 3. Juni akzeptiert und die Einführung der deutschen Rechtschreibreform beschlossen. Sie tritt am 1. August 2005 an allen Schulen und Universitäten in Kraft. Dann wird das Unverbindliche verbindlich.

Dieses näherrückende Datum ruft die Kritiker erneut auf den Plan. Landauf, landab wird die Rechtschreibreform thematisiert. Sie beschäftigt Schriftsteller und vor allem Politiker. So richtig ins Rollen brachte Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) die neuerliche Diskussion.

Er redet vom „Sprach-Chaos“ und einer „völligen Beliebigkeit“. Wulff trifft derzeit auf viele offene Ohren.

Selbst Kultur-Staatsministerin Christina Weiß will einige neue Regeln überdacht wissen. Auch einige CDU-Ministerpräsidenten stellen die neuen Regeln wieder in Frage.

Im Herbst wird das Thema die Regierungschefs der Bundesländer auf ihrer turnusmäßigen Sitzung beschäftigen. Um den Beschluss der Kultusminister aus dem Jahr 1996 doch noch zu kippen, müssten sich alle 16 Ministerpräsidenten einig sein. Das wird sicher nicht passieren.

Von Grit Warnat

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