Nordwest-Zeitung 27.7.2004
27.7.2004
Alte Regeln in vielen Köpfen
UMFRAGE Geteilte Meinungen zu einer Rücknahme der Rechtschreibereform
Viele von der NWZ befragte Braker schreiben noch nach den alten Regeln. Die Meinungen über die Rücknahme der Reform sind geteilt.
VON DANIELA GREULICH
BRAKE Das Gerangel um die Rechtschreibreform nimmt kein Ende. Jetzt sprachen sich wieder Politiker dafür aus, die Reform zurückzunehmen. Andere sind entschlossen, sie 2005 verbindlich werden zu lassen. Doch was denken die Braker zu dem Thema? Die NWZ hat dazu eine kleine Umfrage gestartet. Viele schreiben noch nach den alten Regeln, doch sehen die Bürger auch die Nachteile, die eine Rücknahme der umstrittenen Reform mit sich brächte.
Die Reform sollte wieder rückgängig gemacht werden, ist Alfred Heidel überzeugt. Der 69-Jährige schreibt selber noch nach den alten Regeln. Für die Reform sei viel Geld hinausgeworfen worden, meint er. „Da blickt doch keiner mehr durch.“
Auch Brigitte Linne bleibt bei der alten Schreibweise der Worte. „Ich will mich nicht mehr umgewöhnen“, sagt die 60-Jährige. Allerdings habe sie nicht genau verfolgt, wie weit die Umstellung in den Schulen schon erfolgt ist. Wenn dies schon zu weit fortgeschritten sei, hält sie eine erneute Änderung für „Wahnsinn“. Es sei nicht gut, sich wieder umzugewöhnen.
Generell bevorzugen die meisten der in einer Stichprobe befragten Braker die alte Rechtschreibung, nicht alle haben sich allerdings näher mit den Änderungen auseinander gesetzt. Irene Freundorfer (57) schreibt weitgehend nach den erlernten Maßstäben, während sich Harry Stephan um die neue Schreibweise bemüht. „Der Computer weist auf Fehler hin“, sagt der 54-Jährige. Wirklich mit den neuen Regeln anfreunden konnten sich aber beide nicht, eine nochmalige Änderung würde weiter verunsichern. „Die Politiker sollten sich entscheiden, was sie wollen“, fordern sie.
„Wir versuchen die neue Schreibweise durchzuhalten“, meinen Dieter Gastl (32) und Julia Schlee (26) aus Baden-Württemberg, die auf der Durchreise Station in Brake machen. Sie finden eine Vereinfachung der Wörter in Ordnung, doch schreiben sie eher nach den alten, in der Schule erlernten Regeln. „Das Schreiben von SMS funktioniert“, lacht Dieter Gastl. Und der Computer habe eine Rechtschreibefunktion.
Bei den Schülern, die unmittelbar betroffen sind von den Änderungen, sind die Meinungen geteilt. „Ich halte von der neuen Rechtschreibung nichts“, meint Andreas Hollmann (43). Sein Sohn Florian (17) hat in der Schule zunächst noch die alten Regeln erlernt, musste sich dann aber die neuen Schreibweisen aneignen. Der Schüler findet die neue Rechtschreibung schwieriger und „würde lieber wieder nach den alten Regeln schreiben“. Doch sähen das seine Mitschüler unterschiedlich.
Keine Probleme mit der Umstellung hatte Robert Hansen. Der 17-Jährige hat die neue Schreibweise schnell erlernt, findet sie aber auch nicht einfacher. Welche Rechtschreibung in Zukunft Gültigkeit hat, ist ihm eigentlich egal: „Ich habe beides drin.“ Doch findet er die alte Rechtschreibung einfacher und für junge Schüler günstiger.
Auch eine 39-jährige Frau kommt mit der alten Schreibweise der Worte besser zurecht. Sie gewöhnte sich nur schwer an die neuen Regeln, doch setzte sie sich durch ihre elfjährige Tochter damit auseinander. Die Kinder hätten keine Umstellungsprobleme, sagt sie. „Für die Kinder wäre es einfacher, man lässt es so.“ Schulbücher seien ja auch geändert worden.
Eindeutig gegen eine Rücknahme der Reform sind Annika Struck und Anna Schumacher. Die beiden 13-jährige Schülerinnen haben sich inzwischen an die neue Rechtschreibung gewöhnt. Eine Rücknahme fänden sie „blöd“. „Dann hätten sie es gleich lassen können.“
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