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Stephan Fleischhauer
10.07.2004 11.29
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Die Heysesche Schreibung wurde wohl von denen, die sie erlernt hatten, wohl einfach deshalb aufgegeben, weil sie nicht üblich war. Ich selbst gab schon in meiner Schulzeit die merkwürdigen Schreibschriftbuchstaben auf, die ich eigentlich gelernt hatte. Man kann wohl auch nicht das damalige österreichische Experiment mit dem heutigen vergleichen. Gerade wir würden das nicht tun.
Ich möchte hier nicht die Heysesche Schreibung befürworten. Man darf aber nicht übersehen (auch wenn nichts befriedigender ist!), daß inzwischen Fakten geschaffen sind.
Nach Herrn Markner dürfte derjenige, der schreibt Ich habe mich hier z.B. von der größeren Logik der neuen „ss“-Regel überzeugen lassen,… nur durch Zwang, nichts als bloßen Zwang, "überzeugt“ worden sein.

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Stephan Fleischhauer
10.07.2004 11.09
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Ich möchte, bevor Herr Ickler und ich völlig abdrehen, einmal etwas Konkretes dazwischenwerfen. Es geht schließlich immer noch um das Heyse-s.

Beim Schreibenlernen macht ein Kind vielleicht irgendwann die Entdeckung, daß das Wort Glas deshalb anders als Maß geschrieben wird, weil gebeugte Formen des ersteren ein stimmhaftes s haben. (Die Intuition dafür hat es möglicherweise vorher schon entwickelt. Es wurde vielleicht auch angeleitet, aber es stellt sich die Frage, ob es das Kind sofort begriffen hat.) Das Phänomen der Auslautverhärtung funktioniert in anderen Fällen ganz analog: Rad, Rades, aber Rat, Rates usw. Die Entdeckung wird nicht jedesmal auf die gleiche Weise zufällig sein, sondern das Kind wird schließlich diese Analogie entdecken oder zumindest eine Intuition erwerben. Nun gibt es aber die regionale Aussprache Glas mit kurzem Vokal (übrigens auch bei Rad). Da Glases jedoch trotzdem mit langem Vokal und stimmhaften s gesprochen wird, wird das Kind auch in diesem Fall vielleicht ganz sicher Glas schreiben lernen. Es könnte aber auch sein, daß es intuitiv der Konsonantenverdoppelung eine höhere Priorität einräumt als der Stammschreibung, daß es also Glaß – oder neuerdings Glass – schreibt. Immerhin ist ja auch bei den Verben die Konsonantenverdoppelung vorrangig: wir fallen, wir fielen. Dieses muß also gelernt werden, und dies ist auch gelernt worden, denn sonst hätten wir immer wieder Glaß lesen müssen. Nun zu Heyse: Das Kind und der Erwachsene, die Fuß mit kurzem, Fußes jedoch mit langem u sprechen, lernen vielleicht ganz mühelos, Fuß zu schreiben. Sie könnten aber auch – aus oben genannten Gründen – darauf verfallen, Fuss zu schreiben (so wie ich schoss), und müßten in diesem Fall nun das Richtige üben. Aber es gibt keinen Grund dafür anzunehmen, daß sie in dieser Hinsicht denjenigen, die Glass und Ratt sprechen (aber nicht schreiben!), unterlegen sein sollten.

Wenn der Rheinländer Fussball schreibt , beweist das nicht, daß er überfordert ist mit der Beurteilung von Vokallängen – ob er sich nun seines Dialektes bewußt ist oder nicht –, sondern mit dem Zurückdrängen der phonetischen Schreibung (die er ja ganz richtig anwendet) zugunsten einer Stammschreibung. Aber dies ist ein reines Problem der Umstellung, selbst dann, wenn im Rheinland dieser Fehler besonders häufig auftreten und lange fortbestehen sollte.

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Sigmar Salzburg
10.07.2004 10.31
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Größere Logik in der neuen ss-Regel?

Ich möchte hier nicht die etwas ermüdende Diskussion um Feinheiten der Heyse-Schreibung vermehren, will aber doch einen (gering veränderten) Text zur Diskussion stellen, den ich ins SPIEGEL-Forum gesetzt habe, um die angeblich größere Logik der Heyse-Regel etwas in Frage zu stellen.

[Zitat:] Ich habe mich hier z.B. von der größeren Logik der neuen „ss“-Regel überzeugen lassen,…

Es ist nicht möglich, die „Logik“ des „neuen“ ss-Systems von 1829 nach Heyse mit derjenigen der seit sechshundert Jahren gebräuchlichen, von Adelung um 1780 geringfügig modifizierten Darstellungsweise zu vergleichen, denn diese Systeme wirken in unterschiedlichen Ebenen. Letztlich zählt das Ergebnis.

Das „ß“ wurde vor 1400 entwickelt zur graphischen Markierung eines scharfen „s“ am Wort- oder Silbenende.¹ Innerhalb eines Wortstammes wurde dagegen zweimal lang „ss“ geschrieben. Seit Adelung wird das „ß“ auch dann gesetzt, wenn der s-Laut nur der zweiten Silbe angehört: „Ma-ße“ gegenüber „Mas-se“. Bei stimmhaften „s“ in tonloser Endstellung und unbetonten Endsilben wird nur ein einfaches „s“ geschrieben: „Mus“ wegen „Gemüse, Muse“ und „Erlebnis“.

Insgesamt ergibt sich ein leicht lernbares und lesefreundliches Schriftbild.

Die phonetische „Umfunktionierung“ des „ß“ nach dem Gymnasiallehrer Heyse (gest. 1829) nimmt auf seinen eigentlichen Entstehungsgrund, die Ästhetik und Lesefreundlichkeit, keine Rücksicht, sondern will das Zeichen nach einem langen Vokal geschrieben haben, während nach kurzen betonten Vokalen „ss“ eintreten soll. Dieses eingängige, scheinbar leicht lernbare Prinzip ist aber erst mit zahlreichen Zusatzregeln anwendbar:

Das s in einem Stamm-st wird auch nach kurzem Vokal nicht verdoppelt (nicht „Masstschwein“) und nach einem langen Vokal nicht als „ß“ geschrieben, trotz neuer s-t-Trennung (nicht „Huß-ten“). Bei kurzem, unbetontem Vokal soll ebenfalls nicht verdoppelt werden (nicht „Wildniss“). Wenn der Stamm in anderen Formen ein stimmhaftes „s“ enthält, soll auch nach einem Langvokal nur „s“ geschrieben werden (nicht „Muß“), es soll kein „ss“ gesetzt werden, auch wenn die neue Silbentrennung das nahelegt (nicht „Diss-tanz“, „rass-ten“) oder ähnlich klingende Wörter dazu anregen (nicht „Nazissmus“ wegen „Narzissmus“). Es darf auch nicht ausgenutzt werden, daß nun die Längenmarkierung des „ie“ überflüssig ist (nicht „sie lißen“), oder daß nun das „ß“ als Längenhinweis entbehrlich ist (schweizerisch „sie liessen“). Gerade letzteres führt, in Konkurrenz zur parallel weithin gebräuchlichen ß-losen (Schweizer) Schreibung, zu einer großen Unsicherheit, wie auch, daß Vokallängen landschaftlich unterschiedlich sind und von vielen nicht sicher erkannt werden. In Großbuchstaben scheitert das phonetische System, wenn man nicht das kleine „ß“ in ihre Reihe einschleust – ein ziemlich häßlicher Einfall.

Die Heyse-Schreibung ist nur kurze Zeit vor 1900 in Österreich experimentell erprobt worden. Den Teilnehmern der orthographischen Konferenz von 1901 war sie durchaus bekannt. Aber schon auf der Ersten Orthographischen Konferenz 1876 wurde gesagt, es könne der „Redner bezeugen, daß auch wer danach unterrichtet werde, die Heysesche Regel später wieder aufzugeben pflege.“ Ein wichtiger Grund für die allgemeine Ablehnung dürfte aber auch die Tatsache gewesen sein, daß sich die damals überwiegend übliche Frakturschrift im Heyse-System nicht mehr stilrichtig schreiben läßt. Seit Hitlers Abschaffung der Fraktur an den Schulen 1941 ist ihr Gebrauch stark zurückgegangen. Die „Rechtschreibreform“ wird dieser aussterbenden Kulturtradition den Todesstoß versetzen. Dank unserer heutigen Wegwerfkultur werden viele das sogar gut finden und manche andere überhaupt nicht bemerken. Zu denen zählen wohl die meisten unserer Politiker.

Übrig bleibt, daß die „neue“ ss-Schreibung als das leicht kontrollierbare Zeichen der Unterwerfung unter das Diktat der Kulturbürokraten wirkt, während das eigentliche Ziel der „Reform“, das leichtere, fehlerfreiere Schreiben, ins Gegenteil umgeschlagen ist. Schließlich muß alle Literatur, die seit 1900 gedruckt vorliegt, in Zukunft für den Schulgebrauch konvertiert werden und ebenso für die breite Masse. Dies verlockt zu weiteren Eingriffen, so daß wir nie sicher darüber sein können, was der ursprüngliche Ausdruckswille des Verfassers war – ein Zustand, den wir seit 1900 beendet glaubten. Wir sollten uns nicht ohne Not auf diese neue „Missschreibung“ einlassen.

Anmerkung:
¹) Das „ß“ entstand aus mittelalterlichen Kürzeln und ist seit 600 Jahren untrennbar mit der „deutschen“ Frakturschrift verbunden. In der italienischen Antiqua tritt es vor 1500 als Ligatur von lang und rund „s“ auf, naturgemäß nicht am Ende. Im Deutschen werden beide ß-Formen gleichwertig verwendet, sichtbar im Wort „GeneralBaß“ in beiderlei Schriftarten bei Michael Prätorius (1619). Durchgängige Antiquatexte auf deutsch werden allerdings erst um 1800 häufiger. Das „ß“ ist also keineswegs „Fraktur in meiner Buchstabensuppe“, wie ein Titel der FAZ vom 6.11.2002 suggeriert.

(Korrekturen und Anregungen sind erwünscht.)

__________________
Sigmar Salzburg

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Stephan Fleischhauer
10.07.2004 07.27
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Ich hatte das Wort „Bedeutungsträger“ benutzt, weil ich dachte, es wäre im Zusammenhang mit Minimalpaaren üblich; es ging mir nicht um eine „Bedeutung“ von [a:], aber sei's drum. Ich bin auf diesem Gebiet ganz unsicher.
Was die „Artikulation“ anbelangt: Ich sehe da keinen grundsätzlichen Widerspruch. Betrachten wir den Ausdruck „langer Vokal“ als Metapher („lang“ ist natürlich schon eine, da sich das Wort hier auf zeitliche Vorgänge bezieht). Leute sagen immer genau dann „langer Vokal“, wenn bestimmte Gegebenheiten der Artikulation vorliegen. Und das wiederum tun sie mit einer – in Anbetracht der Kompilziertheit dieser Zusammenhänge – mit geradezu bewundernswerter Sicherheit.

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gestur
10.07.2004 07.19
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Das russische Zeichen "e"

steht für den Laut „je“, nur nach Konsonant für den Laut „e“.

Das russische Zeichen für den Laut „e“ ist ein gespiegeltes griechisches Epsilon.

Bei Übertragungen ins Deutsche wird oft übersehen, daß das russische Zeichen „e mit zwei Umlautpünktchen darüber“ für den Laut „jo“ steht, nach Zischlaut-Konsonanten für den Laut „o“.

Das unbetonte Zeichen „o“ steht für den Laut „a“.

Bekanntestes Beispiel: Das russische Wort „Potemkin“ muß richtig als „Patjomkin“ übertragen werden.

Die Aussprache der russischen Vokalzeichen ist also von den benachbarten Zeichen oder von der Wortbetonung abhängig.

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Matthias Dräger
10.07.2004 04.43
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priviet!

In Rußland beonders extrem:
Die Verschriftung eines Wortes hat nicht selten erhebliche Unterschiede von der Aussprache, d. h. wenn man das Wort so aussprechen würde, wie es geschrieben wird, würden die Leute bestenfalls schmunzeln über die komische Aussprache, wenn man überhaupt noch verstanden würde.

Daher bin ich der Ansicht, daß insbesondere die russische Sprache nur von einem native speaker gelernt werden kann, und zwar am besten im Land selbst.
Die korrekte Aussprache macht einen großen Unterschied. Z. B. das russische „hallo“: priviet!

Wenn man es rein von der Verschriftung ausspricht, würde man als Deutscher wohl sagen: priwiet. Das hat emotional etwa den gleichen Stellenwert, als wenn ein Amerikaner uns eines der beiden Wörter sagt, die er kennt, wie „auf Wiedersehen“, oder „Helmut Kohl“.

Ganz anders dagegen, wenn man den (melodischen)Tonfall exakt trifft: privijet! Das kommt gleich ganz anders an, der andere merkt, daß man sich verdammte Mühe gibt, auch wenn schon beim nächsten „Satz“ klar ist, daß man mit dem Verständnis noch ganz am Anfang steht.

Was die Abbildungstreue der Phonetik angeht, ist die deutsche Orthographie Gold gegen die russische. Dennoch bin ich auch für unsere Sprache überzeugt: man kann die einwandfreie Aussprache nur bei uns lernen.
Im Deutsch-Kurs der Uni Tver sind mir 2 oder 3 Studentinnen begegnet, die fast akzentfrei sprachen, obwohl sie nie in Deutschland waren. Aber die hatten an der Universität gelernt, mit allermodernsten Methoden auf hohem Niveau, die im normalen Schulbetrieb wohl noch nicht üblich sind.


--------------
Übrigens hatte ich nach einiger Zeit in Rußland einen kurzen Traum, der vielleicht hierher paßt, ihn mag deuten, wer will:
Auf einem Dach saßen zwei Vögel und unterhielten sich. Einer der Vögel erzählte davon – und, wenn er es gekonnt hätte, hätte er dabei seine Flügelspitzen in die „Hüften“ gestemmt – daß ihn doch neulich jemand tatsächlich mit „Djewuschka“ angeredet hätte. (Djewuschka heißt soviel wie „Mädchen“, „Fräulein“, man sagt das auch zur Kellnerin, zur Bedienung.)
Dabei war das Wort Djewuschka (die Russen sagen verkürzt meist nur: joschka) vom Vogel so kristallklar ausgesprochen (als ob hier die Sprache selber spricht), daß ich im Traum zu mir sagte: Vom Tonband lernen (was ich gar nicht gemacht hatte) hat doch gar keinen Sinn, Russisch muß man von den Vögeln lernen!
Der zweite Vogel hatte dem ersten Vogel zugehört, dann aber las er meine Gedanken, daß ich seine Kollegin nämlich sehr wohl verstanden hatte (womit die Vögel natürlich nicht gerechnet hatten). Das paßte ihm nicht, und die Vögel flogen davon.

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Theodor Ickler
10.07.2004 02.35
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Laute und Bedeutungen

a: und a sind nicht Bedeutungsträger, sondern herausanalysierte (abstrahierte) Unterscheidungsmerkmale von Wörtern, und diese Wörter sind dann Bedeutungsträger. Wie Sie wissen, lieber Herr Fleischhauer, läßt sich der Unterschied der Quantität nicht isoliert von der Artikulationsart (gespannt vs. ungespannt) beschreiben, und manche sehen in letzterem sogar das Entscheidende, in der Quantität nur eine kollaterale Erscheinung. Wir lernen verschiedene Wörter aussprechen, weil sie in verschiedenen funktionalen Zusammenhängen differentiell bekräftigt werden. Zum Zwecke der Verschriftung können wir diese Wortgestalten segmentieren und die so herausabstrahierten Abschnitte phonologisch analysieren. Phoneme sind also ziemlich abstrakt.
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Th. Ickler

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Stephan Fleischhauer
09.07.2004 21.58
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„Es ist wichtig, auf welchen Grad von Genauigkeit eine bestimmte bekräftigende Gemeinschaft Wert legt. Im allgemeinen tut der Sprecher nicht mehr, als von ihm verlangt wird.“
Ich hatte es zwar schon zitiert, aber es trifft sich hier noch einmal besonders gut. Warum kann man überhaupt von Langvokalen reden? Doch sicher weil bestimmte Vokale lang gesprochen werden, was auch immer sich physikalisch dahinter verbirgt. Das wäre aber nicht plausibel, wenn es nicht auch irgendwie die Garantie einer Verhaltenssteuerung, eines Hörerverhaltens, eben der Wahrnehmung dieser langen Aussprache gäbe. Der Bewußtheitsgrad des ganzen steht eigentlich nicht zur Debatte, eventuelle Verständnisprobleme durch Verschiedenheit der Dialekte auch nicht.

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Stephan Fleischhauer
09.07.2004 19.05
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Lieber Herr Ickler,
ich muß nochmal nachhaken, denn Ihre Position ist mir einfach nicht klargeworden. ['ma:se] und ['mase] ([e] soll Schwa sein) sind doch gewiß ein Minimalpaar, [a:] und [a] demnach Bedeutungsträger. Da muß es doch ein Gespür für die Ausspracheunterschiede geben, der Kontext kann ja nicht weiterhelfen.

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Ruth Salber-Buchmüller
09.07.2004 15.29
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Nachtrag

Besonders gelungen ist die
Aussage R. Kochs:

„Koch wies auf den langen
Prozeß hin, in welchem
die Rechtschreibreform
schließlich gebilligt (sic) worden sei.

Gebilligt vom Volk?
__________________
Ruth Salber-Buchmueller

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Ruth Salber-Buchmüller
09.07.2004 15.14
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sieh an

FAZ online 09.07.04 – POLITIK

„Stoiber setzt Rechtschreibreform auf die Tagesordnung“
__________________
Ruth Salber-Buchmueller

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Theodor Ickler
09.07.2004 13.55
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Skinner

Wer sich über Skinner informieren will, sollte seine Bücher lesen, zur Sprache insbesondere das Hauptwerk „Verbal Behavior“. Ein Spielfilm wie „Einer flog über das Kuckucksnest“ ist dazu nicht geeignet. Vorgestern schrieb Dietmar Dath in der FAZ, Skinner stelle den Menschen als einen Organismus dar, der als tabula rasa auf die Welt komme usw., tausendmal zu lesen gewesen in allen erdenklichen Quellen. Man liest eben nicht das Original. Ich habe dies getan und einen halbsatirischen Aufsatz in „Sprache & Kognition“ veröffentlicht, der übrigens auch in der FAZ mal vorgestellt wurde: „Skinner und 'Skinner' – ein Theorienvergleich“ (S&K 13, 1994, S. 221ff.). Meiner Ansicht nach, die ich in den letzten zwanzig Jahren niemals zu revidieren brauchte, ist „Verbal Behavior“ das beste Buch, das je über Sprache geschrieben wurde, zugleich das ungelesenste und dennoch überaus häufig „zitierte“ – und verurteilte, von Ignoranten wie Chomsky (und, komisches Zusammentreffen, Konrad Adam, als er noch in der FAZ schrieb). Möge man es mir nicht verdenken, daß ich nicht die mindeste Lust habe, hier noch einmal sämtliche Vorurteile über B. F. S. richtigzustellen.
Sobald der Rechtschreibspuk vorbei ist, hoffe ich meine eigentliche Arbeit, die genau diesem Gegenstand, der Naturalisierung der Sprache nämlich, gilt, fertigstellen zu können.
__________________
Th. Ickler

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Ruth Salber-Buchmüller
09.07.2004 13.11
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„Gegen wen soll man noch angehen?“
Wie wir alle wissen, ist der Weg über die
Politik unüberwindbar steinig.

Auch ist uns klar, daß ein Umschwenken der (großen)
Zeitungen von heute auf morgen die glatteste und
beste Lösung sein würde.

Karin Pfeiffer-Stolz hat einen hervorragenden
Brief an Horst Köhler geschickt – ein Bravourstück,
dem größte Hochachtung gebührt.

Warum schreiben nicht Aktive hier aus der Runde
z.B. die Chefredakteure unserer (großen) Zeitungen
an, etwa Stefan Aust von SPIEGEL, etc. und
versäumt dabei nicht die Ausschmückung mit
aus der jeweiligen Zeitschrift gesammelten authentischen
Blüten. Daran soll es uns doch nicht
mangeln.
- Nur so eine Idee.


__________________
Ruth Salber-Buchmueller

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Stephan Fleischhauer
09.07.2004 11.34
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Liebe Frau Pfeiffer-Stolz,
ich hatte schon von einem – natürlich vorübergehenden – Zustand der Orientierungslosigkeit gesprochen, durch die selbst in einem völlig vertrauten System wie der Konsonantenverdoppelung Fehler gemacht werden. Die Umstellung verlangt jedem einzelnen eine gewisse Disziplin ab. Gewissenhafte Schreiber „bestrafen“ sich selbst, indem sie ihre Texte Korrektur lesen, sich über Fehler ärgern usw. Wenn wir „gedankenlos“ sind, machen wir mehr Fehler, als wenn wir uns konzentrieren. Ein Neuschreiber muß also, um erfolgreich zu sein, den Neuschrieb auch wirklich wollen – aus tiefstem Herzen sozusagen. Und er muß auf seine Fehler achten. Hier könnte ein erstes Problem liegen. Zudem ist es ja nicht so, daß wir bewußt und zugleich „in Echtzeit“ während des Schreibens Regeln anwenden. Viele schreiben, wenn sie unsicher sind, ein Wort zunächst probehalber auf, um es sich zunächst anzusehen. (Meistens können wir schreiben, ohne dabei das Geschriebene zu sehen. Ein ähnliches Phänomen ist es, wenn jemand Noten liest und dabei, um die Richtigkeit der Vorstellung zu kontrollieren, mitsummt.) Dieser Kontrollmechanismus ist aber dadurch außer Kraft gesetzt, daß „ausserdem“ und „Grüsse“ ja richtige Schreibungen sind, wenn auch in einem anderem, dem „Schweizer“ System. Es muß also tatsächlich bewußt eine Regel angewandt werden. (Insofern würde mir ein Nebeneinander der drei Schreibweisen etwas Bauchschmerzen bereiten. Allerdings gab es hier immer schon eine gewisse Verwirrung.) Wir in diesem Forum beherrschen die Heyse-Schreibung aus dem Effeff – so gut, daß uns jeder Schnitzer sofort „ins Auge springt“ – der eigentlich beste Beweis für die Lernbarkeit dieser Schreibung. Der Umstellungsprozeß (Heyse: Umstellungsprozess – ohne das deutsche Sonderzeichen) ist erst dann abgeschlossen, wenn das Schreiben automatisiert ist, wenn man also auch bei Abwesenheit jeglicher Rechtschreibgedanken halbwegs richtig schreibt. Der Fairneß halber (Heyse: Fairness – dito) sollte man genauer untersuchen, ob die Fehlerzahlen konstant bleiben oder rückläufig sind.
Noch etwas: Ich habe in diesem Forum eine Zeitlang die „Schweizer“ Schreibung benutzt. Es war nicht leicht, meine Motorik umzustellen. Andererseits fällt es mir nicht schwer, „Schweizer“ Texte (mit ihren Basssaxophonisten) zu lesen. Ich habe eben das eine gelernt und das andere nicht. Wäre was für die Skinner-Box, nicht wahr?

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David
09.07.2004 11.30
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Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Rolf Genzmann
In der Skinnerbox
Dem Fischer-Lexikon der Psychologie A-Z konnte man betreffend Lernen, Reiz-Reaktion entnehmen:
„Es scheint, daß die Ausbildung von Assoziationen dieses Typus schon bei einzelligen Lebewesen möglich ist,
sehr gut belegt ist sie bei Regenwürmern,
sogar nach Zerstörung des Kopfganglions.“


Bei den Protozoa kann so etwas selbstverständlich vorkommen, nur dann wohl kaum neurophysiologisch zu bergünden, sondern wohl eher rein chemisch zu erklären. Vgl. Zell-Zell-Interaktionen. Natürlich kann ich das Ganze dann als „Ausbildung von Assoziationen“ bezeichnen. Mich interessiert, wie das genau gemeint ist. Denn wo noch nicht mal ein ZNS ist, da kann es auch schwerlich Assoziationsfelder geben.
Ein Regenwurm besitz nicht nur ein Kopfganglion, er besitzt auch eine ventrale Ganglienkette mit einem Ganglienpaar pro Segment. Ich vermute, daß die bei Zerstörung des Oberschlundganglions dieses ersetzen können.

Zitat:
Die modernen Lehrpläne basieren auf einem „Rattenmodell der Lernpersönlichkeit.“ (Nicklis) Sie sind „ein Kind moderner Naturwissenschaft, an der Ratte abgelesen, nicht am Menschen.“ (Wirz)


Dazu etwas Interessantes: Ich hatte im Rahmen meines Studiums vor knapp vier Semestern ein erziehungswissenschaftliches Proseminar besucht, in dem die Dozentin versuchte zu erklären, daß man die Begriffe der operanten und der klassischen Konditionierung ohne weiteres auf das menschliche Lernverhalten anwenden kann. Ganz großer Fehler! Besonders dann, wenn schön verschwiegen wird, daß jede Konditionierung reversibel ist.

Zitat:
Kein geringerer Vorwurf wird erhoben als der, daß die gesamte Tendenz der amerikanischen Erforschung und Theorie des Lernens von einer falschen Voraussetzung ausgeht, – daß nämlich die wichtigen Züge des menschlichen Lernens bei Tieren zu finden sind.

Genau das ist der Punkt!

Zitat:
Tatsächlich ist es die wichtigste Tatsache, daß das menschliche Lernen das tierische übertroffen hat. Für diesen Schluß gibt es keinen geringeren Beweis als die ganze Geschichte der Zivilisation!

Und das ist mir, mit Verlaub, viel zu platt! Das müßte mit zumindest noch dem Anschneiden der adaptiven Radiation im Rahmen der Säuger- und vor allem der Primatenevolution erklärt werden.

Zitat:
Im Grunde wichtiger als Skinners ausgezeichnete Forschung auf dem Gebiet des tierischen Lernens ist vielleicht die fast vergessene Feststellung von Kellogg und von Cathy Hayes, daß ein Affe, auch wenn er wie ein Kind im eigenen Hause aufgezogen wird, niemals sprechen lernen kann.


Was an seiner Kehlkopfkonstruktion liegt. Man kann höheren Primaten erstaunlich gut Gebärdensprache beibringen. Und damit sind sie auch in der Lage, ziemlich differenziert zu kommunizieren.

Zitat:
Weit bemerkenswerter als Skinners Tauben, die Pingpong spielen, ist der Durchschnittsmensch, der seine Zeitung überfliegt – der Stoff finden will, der ihn interessiert, der beurteilt, der verallgemeinert, der deutet, und das alles still lesend, ohne ein von außen bemerkbares Verhalten
oder Verstärkung.“


Es gibt auch Tiere, die still sitzend, vor sich hin schnurchelnd und dösend ihre Umwelt aber ganz genau wahrnehmen und „analysieren“ i.w.S.: schon einmal erlebt, wie im Zoo ein Raubtier aus scheinbarem Tiefschlaf mit einem Satz Richtung Gitter springt, wenn dem jemand zu nahe kam? Kognitive Prozesse muß man doch nicht immer sehen können!

Zitat:

Was wußte Skinner über Sprache und deren Elementarteilchen? Nichts!
Was wußte er vom menschlichen Lernen? Nichts.
Was wußte er von der Psychologie, fast nichts.
Kannte er die weit fundierteren Ergebnisse des Tierverhaltensforschers Konrad Lorenz? Nein.
Kannte er die Ergebnisse der deutschen Gestaltpsychologie oder Ganzheitspsychologie? Nein.


Mit Skinner kann man menschliches Lernen natürlich nicht ausreichend beschreiben! Behauptet auch niemand ernsthaft!
Und daß Konrad Lorenz zum Teil ganz gravierende auch methodische Fehler beging, weiß man. Man muß ihn sehr differenziert betrachten, denn er ist oft genug widerlegt worden (Stichwort „Kampfverhalten bei Fischen“).

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