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Matthias Dräger
05.07.2004 19.35
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Nur 1,2 Prozent?

Nur 1,2 Prozent? Das ist doch fast nichts, oder?
Bei einem Buch von 300 Seiten sind es doch nur 1,2 mal 3 = 3,6, also 4 Seiten.
Schluck!

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Klaus Eicheler
05.07.2004 19.10
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Ein Argument gegen die ss-Schreibung für Erbsenzähler: etwa 1,2 Prozent der Wörter werden um einen Buchstaben länger, der Umfang der Druckwerke steigt bzw. der Schriftgrad wird kleiner.

Quelle, nicht repräsentativ: Auszählung der „ß“ im Johannesevangelium, Einheitsübersetzung: 342; in Neuschreibung: 124 => 218 weniger (Annahme: in „ss“ geändert), bei 18589 Wörtern => ca. 1,2 % der Wörter sind betroffen, d. h. länger.
__________________
Klaus Eicheler

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Karin Pfeiffer-Stolz
05.07.2004 18.26
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Argumente gegen die ss-Schreibung

Vor einiger Zeit habe ich ein Thesenpapier u.a. entworfen, das ich sämtlichen Ministerpräsidenten und auch einigen Pressestellen zugeschickt habe.

Mir liegt auch sehr daran, daß die ss-Schreibung nicht als Feigenblatt übrigbleibt. Hier meine Argumente:

Neun Argumente
gegen die Beibehaltung der Heyseschen s-Laut-Schreibung


Die eigentliche Aufgabe des Sonderbuchstabens ß war es, den Silben- und Wortschluß zu kennzeichnen. Dies diente der leichten Lesbarkeit. Die Funktion „ß nach langem Vokal“ ist wesensfremd, unhistorisch und daher falsch. Dies ist der Hauptgrund für die Fehleranfälligkeit.
Die Regel „ss nach kurzem Vokal“ besticht vordergründig durch ihre Logik. Sie ist jedoch schwer anzuwenden, erzeugt viele Fehler und ist daher ebenfalls praxisuntauglich:

1. Die Regel ist lediglich eine verkürzte „Umlern-Regel“, die allein auf der Basis der „alten“ Rechtschreibung zu verstehen und anzuwenden ist. („ss nach kurzem Vokal“ ist unvollständig, da folgen muß „... wo vorher ß geschreiben wurde.“ Ist in allen Lehrbüchern verkürzt und daher falsch dargestellt.)

2. Durch ihre verkürzte Darstellung in Lehrbüchern führt die „Pseudoregel“ zu Übergeneralisierungen. (Zeugniss, Buss, aussen, lusstig)

3. Das Schreiben nach der Aussprache funktioniert nicht. Daher schreiben selbst gebildete Personen nicht richtig. (Grüsse, Fussball, grösser)

4. Sie erschwert das Lesen, weil die Wortfugen verschleiert werden. (bisschen, Flussaue)

5. Sie erzeugt unästhetische und schwer lesbare Wortgebilde mit Dreifach-s. (Missstand, Schlusssatz)

6. Die geringe optische Unterscheidbarkeit von das / dass führt zu vermehrten Verwechslungen.
Die vorherige Schreibung das / daß war optisch besser zu differenzieren und verhalf zu einem besseren grammatischen Verständnis. (ss-s erzeugt die sog. Ranschburg-Hemmung, eine Ähnlichkeitshemmung, die dem Lernen abträglich ist)

7. Die Ausspracheformel stimmt gerade im Fall das / dass nicht. Beide Wörter werden gleich ausgesprochen. Der Ersatz von daß durch dass erregt den Verdacht reiner Willkür.

8. Das angepriesene Stammprinzip wird durch die s-Laut-Schreibung nicht gestärkt, wie folgende Beispiele beweisen: fließen – floss, schießen – schoss und so weiter. Es hat lediglich eine Verschiebung der s-Laut-Problematik stattgefunden.

9. Die ss-Schreibung kommt im Gewand der Fortschrittlichkeit und Beliebigkeit daher. Wer sie nicht abschafft, wird auch das Schreibchaos nicht in den Griff bekommen. Denn ss-Schreibung und Reform sind enger verkoppelt als die anderen (Unsinn)-Regeln.

Die Heysesche s-Laut-Schreibung ist übrigens nichts Neues. Sie wurde nach einer mehrjährigen Probezeit in Österreich im Jahre 1902 wegen der oben geschilderten Nachteile wieder abgeschafft. Im Bereich der s-Laut-Schreibung werden die meisten Fehler gemacht. Das verwundert nicht. Weshalb sollten wir beibehalten, was selbst von Prof. Eisenberg, Mitglied der Kommission, als „die schlechteste überhaupt denkbare Lösung“ bezeichnet worden ist? Die Beibehaltung dieser s-Schreibung wäre nichts als ein Kniefall vor einer der größten sprachlichen Verirrungen an der Wende zum 21. Jahrhundert.

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Außerdem verfaßte ich für die Ministerpräsidenten einen ausführlicheren Text, in dem ich versuchte, die Probleme für Laien deutlich zu beschreiben. Dieser Text folgt hier:

Von Missthaufen, Fussbällen und vielen freundlichen Grüssen


Die neue s-Regel ist nicht neu. Sie galt von 1879 an in Österreich und wurde im Jahr 1902 wieder aufgegeben, aus gutem Grund. Das ß ist ein typographisches Element. Es dient der Unterscheidungsschreibung. Das ß wurde nicht dazu erfunden, die Länge eines Vokals anzuzeigen. Es sollte vielmehr optisch den Schluß einer Silbe kennzeichnen, um so das Lesen zu erleichtern. Daher der Schulmeistersatz: ss am Schluß bringt Verdruß.
Während früher die Schüler am Wortende nur zwischen zwei Schreibweisen zu unterscheiden hatten (s oder ß), können sie heute unter drei Möglichkeiten wählen: s, ss oder ß.
Dadurch vermehrt sich die Möglichkeit, Fehler zu machen, um ein Drittel.

Die vor 1996 dudengerechte s-Laut-Schreibung war in mehrfacher Hinsicht praktisch und gut. Sie war logisch und lesefreundlich. Wer „das“ und „daß“ damals nicht auseinanderhalten konnte, kann es auch heute nicht mit „das“ und „dass“.
Was die übrigen Reformwirkungen betrifft, lassen sich heute signifikant mehr Fehler beobachten als vor der Reform. Allein dieser Tatbestand reichte schon als Begründung dafür aus, die Reform komplett rückgängig zu machen.

Wie kommt es zu den Fehlerhäufungen?

1. Rechtschreibung erfolgt durch Intuition
Regeln bewirken beim Schreibenlernen wesentlich weniger, als man allgemein annimmt. Durch das Lesen gleicher Wortbilder erwirbt der Schreiber eine intuitive Sicherheit.
Die heute üblichen kreativen Schreibweisen behindern das Lernen. Es gibt keine einheitlichen Schriftbilder, die als Vorbild dienen können. Gewohnheiten entlasten. Wer beim Schreiben ständig darüber nachdenken muß, wie er schreiben soll, verbraucht unnötige Energie und verliert in der Folge die Freude am Lesen und Schreiben.

2. Unterscheidungsmerkmale
Je stärker die optisch wahrnehmbaren Unterscheidungsmerkmale von Buchstaben sind, desto besser können wir sie beim Lesen auseinanderhalten. Das scharfe ß ragte durch seine Oberlänge deutlich aus dem Text heraus. Es wurde deshalb auch dort verwendet, wo es das Ende eines Wortes kennzeichnete, in der Wort- oder Silbenfuge. Die „Erfindung“ des ß diente allein der besseren Lesbarkeit:

Baßsänger – Basssänger
Flußschiffahrt – Flussschifffahrt
Gußstahl – Gussstahl
Imbißstube – Imbissstube
Mißstand – Missstand
Preßsaft – Presssaft
Schlußstrich – Schlussstrich
Nußschokolade – Nussschokolade



Auch folgende Wörter sind mit ss schwerer zu lesen:

Meßergebnis – Messergebnis (Messer-?)
kußecht – kussecht (kusse-?)
Paßamt – Passamt (Passa-?)
Prozeßakte – Prozessakte (Prozessa-?)
Gebißanprobe – Gebissanprobe (Gebissan-?)
Schloßinnenhof – Schlossinnenhof (Schlossinnen-?)
Nußecke – Nussecke (Nusse-?)
Flußauen – Flussauen (Flussa-?)

Das scharfe ß ist also in höchstem Maße lesefreundlich, denn es gliedert Wörter optisch in Sinneinheiten, die sich dem Leser sofort erschließen.


3. Feinmotorik
Auch motorisch unterscheidet sich das Schreiben von ß und ss. Die Hand führt beim Schreiben des ß eine andere, weiter schwingende Bewegung aus als beim s. Beim Tippen ebnet sich der Unterschied ein, denn für ss tippen wir statt einmal zweimal auf dieselbe Taste. Für das ß müssen wir woanders hingreifen, auch hier wirkt die Motorik beim Einprägen mit. Klar unterscheidbare Bewegungsabläufe erleichtern das Lernen. Ähnliche Bewegungsabläufe behindern es.

4. Die Unterscheidung von das und daß
Seit wir die Heysesche s-Schreibung eingeführt haben und die Konjunktion „daß“ mit Doppel-s schreiben, hat sich die Problematik für die Schreibenden verschärft. Beim Sprechen hören wir zwischen „das“ und „dass“ keinen Unterschied. Und anders, als manche glauben, haben wir es hier nicht, wie kurioserweise anfänglich sogar von Lehrern verbreitet, mit einem orthographischen Problem zu tun, sondern mit einem rein grammatischen.
Die Ähnlichkeitshemmung, auch Ranschburg-Phänomen genannt, bewirkt nun zusätzlich, daß Lernende bei der Wahl von „das“ und „dass“ mehr Fehler machen.

s – ss – ß
das – dass – daß

Wir meinen, daß das besser lesbar ist.
Wir meinen, dass das besser lesbar ist.


Die Abschaffung von „dass“ zugunsten von „das“ würde das Lesen noch einmal zusätzlich erschweren und ist daher nicht anzuraten. Es geht darum, daß Geschriebenes möglichst rasch und eindeutig erkannt werden kann. Es wird nämlich geschrieben, damit gelesen werden kann – und nicht umgekehrt!
Fazit: Die richtige das/daß-Schreibung ist schwierig. Man lernt die sichere Unterscheidung auch weniger durch Regeln, sondern durch fleißiges Lesen und Schreiben, wobei klare optische Unterscheidungsmerkmale von Vorteil sind.
Professor Peter Eisenberg kritisierte bereits im März 1995 die ss-Regelung als die ‚schlechteste überhaupt denkbare Lösung’. (Peter Eisenberg: Die deutsche Sprache und die Reform ihrer Orthographie. In: Praxis Deutsch, Heft 130, März 1995, S. 3-6)

Zum Vergleich für den Leser:

es ist – es isst es ist – es ißt
ist – isst ist – ißt
bisschen (bischen) bißchen
dass daß

Die s-Schreibung mißbraucht das ß und entfernt es dort, wo es seinen besonderen Sinn entfaltete: am Silben- und Wortende. Durch die Reform ist das ß nicht mehr von Nutzen, was die Schreiber damit quittieren, daß sie überhaupt nicht regelkonform schreiben:
„wir haben grossen Wert darauf gelegt ...“ (Doris Ahnen)
„bin ausser Dienst“ (pensionierte Lehrerin)
„mit herzlichen Grüssen“ (ein Verlagsmitarbeiter mit Doktortitel)

Die neue (alte) s-Regel schafft eine Lese- und Schreiberschwernis für den Großteil der Bevölkerung – und vor allem für die Kinder.
Aus pädagogischer Sicht ist die Heysesche s-Schreibung völlig abzulehnen.

Karin Pfeiffer-Stolz
Juni 2004

____________________

Vielleicht kann das beim Argumentieren helfen.

– geändert durch Karin Pfeiffer-Stolz am 06.07.2004, 15.57 –
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Karin Pfeiffer-Stolz

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Sigmar Salzburg
05.07.2004 16.19
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noch ss

Das neue ss/ß-System kappt eine 600jährige Tradition
Es macht die stilrichtige Verwendung der Fraktur unmöglich
Es erzeugt Verwirrung mit ungeänderten Eigennamen „Haß", „Voß", „Litfaßsäule“ ...
Es erzwingt die Konvertierung aller im 20. Jhdt. erschienenen Literatur, soweit noch von Interesse, weil die kommende Generation sich anders irritiert fühlt.
Es ist nicht dialektneutral.
Es ist nicht lesefreundlich und ästhetisch.

Gerade die Ästhetik spielte eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung dieses Graphiksystems. Man stelle sich die arabische Schrift ohne die Endungsformen ihrer Buchstaben vor.

Das Heyse-ss-System wird auch durch das Englische unterminiert. Gerade lese ich:
Benefiz-Konzert der Philharmonic Brass Dresden
Kieler/Eckernförder Nachrichten 3.7.04

Nebenbei bitte ich nochmals, daß sich jemand meiner Frage aus der amtlichen Wörterliste annimmt.
„Hohn lachen“ ╪ „hohnlachen“: warum das Ungleichheitszeichen?

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Sigmar Salzburg

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gestur
05.07.2004 16.16
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Nachdem nicht einmal Mark Twain

in seinem amüsanten Buch „Die schreckliche deutsche Sprache“, in dem er die schrecklichen Schwierigkeiten von Ausländern beschreibt, die deutsche Sprache in erträglicher Zeit zu erlernen, und in dem er acht Vorschläge macht, sie zu reformieren, am ß in irgendeiner Weise Anstoß nimmt, kann es nicht so schwierig zu gebrauchen sein, wie manchmal behauptet wird.

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Detlef Lindenthal
05.07.2004 15.12
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Die ss-Schreibung

– ist unnötig,
– stiftet keinen Nutzen,
– ist überaus fehlerträchtig, für Schreibanfänger noch mehr als für Berufsschreiber,
– ist Unterscheidungsmerkmal dafür, daß es auch mit der sonstigen Rechtschreibung nicht genau genommen wird.
– Ihre „Regeln“ stimmen nicht: Nach kurzem Selbstlaut steht oftmals kein ss: Bus (trotz Busse), des (trotz dessen), Hindernis (trotz Hindernisse); die s/ß/ss-„Reform“-Regelung könnte nur jemand anwenden, der die s/ß-Schreibung beherrscht.
Die Regeln für ß sind einfacher und leichter (intuitiver) anwendbar.
daß hat ein eigenes, deutlicheres Wortbild als dass. Schloßstraße läßt sich leichter lesen als Schlossstraße. Passersatz ist nicht eindeutig; Messergebnis enthält eine Lesefalle, Meßergebnis hingegen nicht.


Dies fällt mir auf die Schnelle zur ss-Frage ein.
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Detlef Lindenthal

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Christoph Kukulies
05.07.2004 13.08
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Argumente gegen die ss-Regelung

Daß nun offener und vorbehaltloser die vollständige Rücknahme der sog. „RSR“ auch von Politikern in Erwägung gezogen wird und Berichte darüber in der Presse auch schon weniger unterschlagen werden als noch vor ein paar Wochen, ist zwar begrüßenswert, aber es birgt auch die Gefahr, daß damit die neue ss-Regelung, sozusagen als „Kompromiß" überlebt. Deshalb erachte ich es als eine wichtige Aufgabe, gleich von Anfang an gerade gegen die „dass“-Schreibweise und die vermeintlich logische Vokallängenregel die Argumentation zu schärfen.

Ich suche eine kurze und prägnante Begründung, warum die neue ss-Regelung unsinnig ist und eine vollständige, ausnahmslose Rückkehr zur bewährten Schreibung nötig ist.

Stellen Sie sich vor, Sie treffen Herrn Wulff und möchten ihn mit wenigen Sätzen davon überzeugen, daß nur eine vollständige Rückkehr zur bewährten Schreibung die einzig richtige Lösung ist.

Wahrscheinlich wäre die kürzeste Antwort, die herkömmliche Rechtschreibung habe sich bewährt.

Ich bitte um weitere Argumente.

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Christoph Kukulies

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Christoph Kukulies
30.06.2004 05.42
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Re: stk. Niedersachsen

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller
Das Gästebuch der
Staatskanzlei Niedersachsen
wurde seit dem 18.06. nicht
mehr besucht.
Sollte man es beleben oder nicht?


Zumal es schon wieder Sperrfeuer aus Hessen gibt. CDU-Sprecher Metz habe gesagt, man sei in Hessen gegen eine Rücknahme der „RSR“; der „Zug sei abgefahren“. Da sieht Koch offenbar Profilierungskonkurrenz aus Niedersachsen aufkeimen. Man sollte Wulff weiter den Rücken (das „Rückrad“, mit dem man zurückdreht) stärken, wenn so etwas überhaupt möglich ist.

Wahrscheinlich ist aber in dem Forum ansonsten ohnehin nicht viel los, so daß vielleicht eher eine konzertierte Aktion in Form von Schreiben an die Ministerpräsidenten, besser wäre.

__________________
Christoph Kukulies

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Ruth Salber-Buchmüller
29.06.2004 20.11
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stk. Niedersachsen

Das Gästebuch der
Staatskanzlei Niedersachsen
wurde seit dem 18.06. nicht
mehr besucht.
Sollte man es beleben oder nicht?

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Ruth Salber-Buchmueller

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Christoph Kukulies
29.06.2004 18.54
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Re: Gremien sind mit Vorsicht zu genießen

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Matthias Dräger
FAZ, 28. 6. 2004:

Die Ministerpräsidenten müssen reden

...


Mein Kommentar:

Hat die Rechtschreibreform Rücksicht genommen auf die gewachsene Struktur der Rechtschreibung? Nein

Hat die Rechtschreibeform Rücksicht genommen auf die in der Bevölkerung seit langem eingebürgerten Schreibweisen, auf das, was die Menschen bereits in der Schule gelernt haben? Nein.

Hat die Rechtschreibreform Rücksicht genommen auf die Kenntnisse, die sich Korrektoren und Lektoren in jahrzehntelanger Arbeit erworben haben? Nein.

Hat die Rechtschreibreform Rücksicht genommen auf den Stand der heutigen Germanistik, daß eine deskriptive Darstellung der Rechtschreibung einem präskriptiven Vorgehen auf diesem Gebiet vorzuziehen ist? Nein.

Hat die Rechtschreibreform Rücksicht genommen auf den Gruppenantrag von über 50 Abgeordneten des Deutschen Bundestages und den Geist des Beschlusses des Deutschen Bundestages – „Die Sprache gehört dem Volk “- ? Nein.

Hat die Rechtschreibreform Rücksicht genommen auf den zwei Jahre währenden Prozeß der Meinungsbildung in Schleswig-Holstein, der dann zum repräsentativen Volksentscheid über die Rechtschreibreform geführt hat? Nein.

Hat die Rechtschreibreform Rücksicht genommen auf die in Bibliotheken und gutbürgerlichen Haushalten millionen- und abermillionenfach vorhandenen Bücher und die Arbeit, die notwendig war, diese oft sorgfältigst gemachten Bücher zu erstellen? Nein.

Hat die Rechtschreibreform Rücksicht genommen auf die Schüler, die noch zur Schule gingen und bereits eine richtige, auch in der Gesellschaft akzeptierte Rechtschreibung gelernt haben? Nein.





Ich finde Ihre 8 Todsünden der Rechtschreibreform ganz ausgezeichnet formuliert, lieber Herr Dräger.
Man sollte sie an die Pforten des Reichstagsgebäudes nageln.

Oder den Bundestagsabgeordneten an ihren Platz legen, sofern sie diesen überhaupt einnehmen.

Wie geht es nun weiter? Die Händler und Gaukler sind noch nicht vertrieben; wer schützt uns davor, daß sie den Tempel wieder belagern und die Politiker bequatschen, doch wenigstens die so logische ss-Regelung zu übernehmen? Wer informiert den Bundestag dann wieder? Bitte kein Gremium. Keine Kommission. Keine Ausschüsse.

Nur die Rückkehr zum status quo ante ist die einzig richtige Lösung. Ein Wörterbuch hierfür liegt auch schon vor.




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Christoph Kukulies

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margel
29.06.2004 07.15
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Einsicht und Handeln

Der niedersächsische Ministerpräsident spricht mit bewundernswerter Klarheit und Deutlichkeit, wie sie heutzutage höchst selten in Politikerworten erscheinen, das Urteil über die Reform. Er beschämt mit seinem Urteil, das von wirklicher Einsicht und intensiver Beschäftigung mit der Materie zeugt, die Laienspielschar, genannt KMK. Eigentlich sollte mit der Rechtschreibreform auch dieses dubiose Gremium verschwinden. Als Ironie der Geschichte erscheint nun die Tatsache, daß mit der „endgültigen“ Einführung der Reform auch ihr Untergang besiegelt ist. Die Reformer und ihre willigen Vollstrecker haben sich totgesiegt. – Ein Alleingang eines Bundeslandes ist wohl nicht zu erwarten. Ich denke aber, daß Chr. Wulff Verbündete finden wird. Entscheidend wird die Unterstützung durch die Presse sein. Jedenfalls sollten alle verantwortungsbewußten Kritiker den mutigen Poltiker ermuntern. Die Reform kam von oben, sie muß auch wieder von oben beseitigt werden.

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Matthias Dräger
29.06.2004 03.13
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Gremien sind mit Vorsicht zu genießen

FAZ, 28. 6. 2004:

Die Ministerpräsidenten müssen reden

Ein Gespräch mit Niedersachsens Regierungs-Chef Christian Wulff über die Rechtschreibreform


Herr Wulff, Sie haben die Rückkehr zur bewährten Rechtschreibung gefordert. Seit 1995 opponieren Sie gegen die Rechtschreibreform, zum Teil gemeinsam mit den sogenannten „Jungen Wilden“ Ihrer Partei. Was ist aus Ihren Mitstreitern von damals geworden, stehen Sie auch jetzt an Ihrer Seite?
Ich war ja, wie der Spargel, lange unter der Erde. Natürlich habe ich auch schon als Bundesvorstandsmitglied der CDU, gemeinsam mit den „Jungen Wilden“, mit der Fraktion darüber gesprochen. Damals sagten alle, das sehen wir genauso: Diese Reform ist ein Fehler. Zwischen 1995 und 2003 habe ich als Oppositionsführer 25 Pressemitteilungen gegen die Rechtschreibreform verfaßt.
Ist das alles wirkungslos verpufft?
Weitgehend, leider. Jetzt habe ich der Kommission noch einmal einen Brief geschrieben, einige meiner Vorschläge zur Getrennt- und Zusammenschreibung scheinen sogar Gehör gefunden zu haben. Die Kommission hat mir aber nie geantwortet. Das ist schon erstaunlich. Für mich ist die Entstehungsgeschichte der Rechtschreibreform mit der Sorge um eine Eigenentwicklung der DDR in der deutschen Sprache in den neunziger Jahren verbunden. Dieser Grund ist 1989/90 weggefallen, und man hätte das ganze Projekt beenden können. Ideologen haben dann diese Kommission in Gang gehalten, die sich verselbständigte und nie wieder einzufangen war. Warum sich viele Kultusminister die Argumente dieser Kommission zu eigen machten, habe ich nie begriffen. Aber ich weiß, daß von der Kultusministerkonferenz schon seit Mitte der neunziger Jahre keine Einsicht oder gar Umkehr mehr zu erwarten ist.
Aber als Niedersachsens Ministerpräsident können Sie doch Einfluß nehmen. Wäre der Mainzer Beschluß zustande gekommen, wenn Sie dafür gesorgt hätten, daß Ihr Kultusminister Busemann ein Veto einlegt?
Das ist eine berechtigte Frage. Ich glaube nicht, daß man im Bereich der Kultusministerkonferenz des Themas Herr werden kann. Nachdem die Rechtschreibreform sich verselbständigt hat und lange Jahre von der Kultusministerkonferenz gedeckt wurde, ist das entweder hinzunehmen oder auf höchster Ebene zwischen Bundesregierung und vor allem den Ministerpräsidenten noch einmal grundsätzlich in Frage zu stellen. Ich war beim „Großen Deutschtest“ bei RTL, daran haben 50 000 Fernsehzuschauer teilgenommen. Das Ausmaß der Fehlerquoten war unendlich. Dieses Erlebnis hat mich noch einmal zu einer intensiveren Beschäftigung mit der neuen Rechtschreibung geführt. Was ist aus der Reform geworden? Doppelzulässigkeiten, gleichberechtigte Varianten, Beliebigkeit. Ich werde in diesem Leben Briefe, an meine Frau, an meine Freunde, bei der Anrede groß schreiben. „Dir“ und „Euch“ werde ich niemals klein schreiben. Der Beliebigkeit ist aber inzwischen Tür und Tor geöffnet, alles ist zulässig. Es geht getrennt und zusammen, groß und klein. Das darf und kann sich eine Sprache nicht leisten, schon gar nicht, wenn sie sich im internationalen Vergleich behaupten muß. Ich erwähne nur das Stichwort „Denglish“. Wer sich differenziert ausdrücken kann, der kann auch differenzierter denken. Und wer es auf Vereinfachung anlegt, der macht es den Leuten nicht unbedingt einfacher, sondern unter Umständen schwerer, weil sie komplexere Vorgänge nicht mehr entsprechend verarbeiten können. Es gibt ja Untersuchungen, die besagen, daß die Zahl derer ständig wächst, die Sätze mit mehr als zwölf Wörtern schlicht nicht mehr begreifen können. Wir geraten zunehmend in einen Zustand der Verhunzung unserer Sprache. Das alles ist erschreckend und traurig.
Was wollen Sie dagegen tun?
Die Lage ist doch sehr überschaubar. Entweder wir haben die nächsten fünf Jahre diese als verheerend und diffus eingeschätzte Situation, um dann mit einem nächsten Reformakt neue Verunsicherung zu schaffen und womöglich noch mehr Beliebigkeit zu ermöglichen. Oder es gibt ein Echo. Ich will mich nicht überschätzen, aber nach der zustimmenden Reaktion meines saarländischen Kollegen Peter Müller stehen wir nun vor der Frage, wie wir in der Runde der Ministerpräsidenten noch mehr Kollegen dazu bewegen, sich der Sache anzunehmen. Die Ministerpräsidentenkonferenz sollte jetzt endlich über die mißlungene Rechtschreibreform reden. Und wenn ein sozialdemokratischer Ministerpräsident, Steinbrück oder Beck oder Simonis oder Scherf, morgen erklären würde, daß er die Sache genauso sieht, dann würde ich sofort eine parteiübergreifende Initiative noch für die nächste Ministerpräsidentenkonferenz starten.
Also wollen Sie endlich die Kultusministerkonferenz von einer Last befreien, der sie nie gewachsen war?
Aber dazu bedarf es notwendigerweise eines breiteren Fundaments, das Sie, Ihre Kollegen und viele andere ja vielleicht zur Zeit herstellen. Sie haben mich ja zu Recht gefragt, was ich vor und während meiner Amtszeit in der Sache unternommen habe. Vielen Kollegen, die länger als ich im Amt sind, stellt sich diese Frage ungleich drängender. Es gibt den alten Satz: Die Regierungen wechseln, und die Beamtenschaft bleibt die gleiche. Ich glaube nicht, daß man das auf der Ebene der Kultusminister retten kann. Das geht wirklich nur in der Ministerpräsidentenkonferenz, im Grunde genommen auch nur mit der Rückendeckung der Bundesregierung, weil wir die Schweiz und Österreich in ihrer Souveränität respektieren müssen.
Was dürfen Sie von der Bundesregierung erwarten?
Ach, manchmal denke ich, die Rechtschreibreform sei nur für Gerhard Schröder und Frau Bulmahn gemacht worden. Schröder hat sich wohl nie intensiv damit beschäftigt. Dieses Desinteresse macht ihn bei vielen populär. Frau Bulmahn kenne ich lange und gut. Bei aller Wertschätzung: Ich wäre nie darauf gekommen, sie zur Bildungsministerin zu machen.
Und wie sieht es in Ihrer Partei, der CDU, aus? Warum interessiert sich die Spitzenpolitik im allgemeinen so wenig für dieses Thema?
Annette Schavan hatte sich als KMK-Präsidentin vermeintlich schülerfreundlich verhalten. Irgendwie hat hier auf breiter Ebene eine Generalkapitulation vor den vermeintlichen Fachleuten stattgefunden.
Aber die vermeintlichen Fachleute waren ein paar Ministeriale, denen die Kultusministerkonferenz fahrlässigerweise die Rechtschreibreform überlassen hat.
Und ein paar Professoren, die den Eindruck erweckten, sie könnten das Rad neu erfinden. Natürlich entwickelt und verändert sich die deutsche Sprache. Sie lebt und atmet. Das wurde alles von der Mannheimer Duden-Redaktion beobachtet. Aber das ganze Vorhaben, die Vorstellung, daß man sich des Kulturguts Sprache in einer Kommission am grünen Tisch bemächtigen könnte, das war Irrsinn. Die Rechtschreibreform war abwegig und ist gescheitert. Wir reden über ein Kind, das im Brunnen liegt, und die Wiederbelebungsversuche sind relativ aussichtslos.
Die Reform ist wohl nicht zu retten, aber ist ihre Rücknahme überhaupt möglich? Wie wollen Sie Ihre Mitstreiter organisieren?
Es mag sich komisch anhören, aber ich glaube, es bedarf einer gewissen Bewegung in der Bevölkerung.
Die gibt es doch. Allensbach hat die prägnanteste Zahl gerade genannt: Die Reform hat eine Zustimmungsrate von dreizehn Prozent. Da müßte doch jeder Politiker hellhörig werden.
Einen Regierungswechsel wird man über ein Thema wie die Rechtschreibreform nicht herbeiführen können. Der Zustand unseres Landes läßt sich vielleicht an der deutschen Nationalmannschaft ablesen. Womöglich verrät die lange Debatte über die mißglückte Rechtschreibreform auch etwas über den gesamten Zustand unserer politischen Eliten.
Politiker meiden unbequeme Themen. Wenn Sie Mitstreiter finden, werden sich die Ministerpräsidenten den Vorwurf einhandeln, verantwortungslos mit den Schulkindern umzugehen, die jetzt schon nach der Neuschreibung gelernt haben.
Ich räume gern ein, daß es einer gewissen Nachschulung bedarf bei den Jahrgängen, die jetzt mit der neuen Rechtschreibung groß geworden sind. Das ist aber eine überschaubare Zahl von Jahrgängen.
Die in fünf Jahren natürlich größer ist.
Innerhalb von fünf Jahren verdoppelt sich diese Zahl. Da ich selbst eine zehnjährige Tochter habe, die betroffen wäre, bin ich mir der Tragweite bewußt. Aber wenn die deutsche Literatur danach wieder unverfälscht gedruckt werden könnte und wir den Streit mit den vielen Schriftstellern, die man nie angemessen einbezogen hat, beenden könnten, wäre es mir das wert. Ich sehe die Debatte über die deutsche Sprache als ausgesprochene Chance. In Niedersachsen haben wir den Deutschunterricht gestärkt und sind zu der alten Philologenweisheit zurückkehrt, daß Deutsch eigentlich in jedem Fach, zu jeder Zeit unterrichtet wird, daß auch jede Mathematikstunde eine Deutschstunde ist. Seit ich im Amt bin, haben wir zwei Tests eingeführt. Die Sprachtests im Kindergarten haben katastrophale Ergebnisse. Und wir haben in den dritten Klassen Mathematiktests gemacht. Wir stellen fest, daß Kinder, die die deutsche Sprache unzureichend beherrschen, im Schnitt mindestens eine Note schlechter abschneiden in Mathematik als jene Kinder, die die deutsche Sprache gut beherrschen. Offenkundig ist es diesen Kindern nicht möglich, die Aufgabenstellung sprachlich zu verarbeiten. Die zentrale Funktion von Sprache für Bildungschancen, für Lebenschancen in einer Welt mit gestiegenen Anforderungen an Sozialverhalten, Kommunikations- und Teamfähigkeit ist über viele Jahre einfach unterschätzt worden. Wir müssen diese Debatte jetzt führen, denn sie ist wichtig. Die Leute wollen schon richtig schreiben und sich richtig ausdrücken können.




Mein Kommentar:

Hat die Rechtschreibreform Rücksicht genommen auf die gewachsene Struktur der Rechtschreibung? Nein

Hat die Rechtschreibeform Rücksicht genommen auf die in der Bevölkerung seit langem eingebürgerten Schreibweisen, auf das, was die Menschen bereits in der Schule gelernt haben? Nein.

Hat die Rechtschreibreform Rücksicht genommen auf die Kenntnisse, die sich Korrektoren und Lektoren in jahrzehntelanger Arbeit erworben haben? Nein.

Hat die Rechtschreibreform Rücksicht genommen auf den Stand der heutigen Germanistik, daß eine deskriptive Darstellung der Rechtschreibung einem präskriptiven Vorgehen auf diesem Gebiet vorzuziehen ist? Nein.

Hat die Rechtschreibreform Rücksicht genommen auf den Gruppenantrag von über 50 Abgeordneten des Deutschen Bundestages und den Geist des Beschlusses des Deutschen Bundestages – „Die Sprache gehört dem Volk “- ? Nein.

Hat die Rechtschreibreform Rücksicht genommen auf den zwei Jahre währenden Prozeß der Meinungsbildung in Schleswig-Holstein, der dann zum repräsentativen Volksentscheid über die Rechtschreibreform geführt hat? Nein.

Hat die Rechtschreibreform Rücksicht genommen auf die in Bibliotheken und gutbürgerlichen Haushalten millionen- und abermillionenfach vorhandenen Bücher und die Arbeit, die notwendig war, diese oft sorgfältigst gemachten Bücher zu erstellen? Nein.

Hat die Rechtschreibreform Rücksicht genommen auf die Schüler, die noch zur Schule gingen und bereits eine richtige, auch in der Gesellschaft akzeptierte Rechtschreibung gelernt haben? Nein.



Die Rechtschreibreform hat sich längst als eine Hydra entpuppt: Versucht man, ihr einen Kopf abzuschlagen, mißlingt dies in aller Regel, stattdessen kommen zwei neue Köpfe bzw. Varianten.
Es hat wahscheinlich nur wenig Sinn, ein Gremium einzuschalten und diesem die Frage vorzulegen, wie man der Hydra vielleicht den nächsten Kopf abschlagen kann, und sei dies die Runde der Ministerpräsidenten. Man erwarte jedenfalls nicht unbedingt, daß ein solcher Schritt allein eine befriedigende Lösung bringen wird.
Dann kommen nämlich doch wieder die alten Seilschaften angekrochen, schieben Staatstreue vor, man müsse Rücksicht nehmen auf die anderen Länder, Deutschland müsse doch ein verläßlicher Partner sein (indem dieser Staat alle, die im Ausland Deutsch lernen, vor den Kopf stößt). Die Bundesregierung wird hinzugezogen, Hardliner wie Schily, die von der Thematik keinen blassen Schimmer haben und für „Politik nach Gutsherrenart“ hinlänglich bekannt sind, werden aufs Parkett gebeten. Dann ist alles zu spät.

Hier ist wohl eher eine „einsame“ Entscheidung gefragt, die einen weisen und entschiedenen Weg findet, den ganzen Zirkus mittelfristig auslaufen zu lassen, eine Entscheidung, z. B. e i n e s Ministerpräsidenten, die von der tatsächlichen Sachlage ausgeht, und keine falschen Rücksichten auf irgendwelche internationalen Absprachen mit anderen Ländern nimmt. Man frage doch einmal die Leute auf der Straße in Österreich und der Schweiz, was diese von der Rechtschreibreform halten. Das Ergebnis dürfte kaum anders ausfallen als bei uns (Allensbach, nur 13 Prozent Zustimmung zur Rechtschreibreform).

Die Rechtschreibreform ist dabei, wie eine Dampfwalze rücksichtslos (siehe oben) alle bisherige Ordnung und gewachsene Struktur unserer Rechtschreibung plattzumachen und damit ihre Einheitlichkeit zu zerstören, auch das Lernen in der Schule zu behindern und die Schüler zu verunsichern. Gegenüber einer solchen Dampfwalze ist übertriebenes Zartgefühl fehl am Platze.

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Matthias Dräger
29.06.2004 02.27
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Mainz, Weisungsbefugnis?

Wulff hält Rechtschreibreform für gescheitert


Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) hält die Rechtschreibreform für gescheitert. Sie sei abwegig, sagte Wulff der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« (Dienstagausgabe).
Frankfurt/Main (ddp). Die Reform habe der Beliebigkeit Tür und Tor geöffnet. Das dürfe sich eine Sprache jedoch nicht leisten, wenn sie sich im internationalen Vergleich behaupten müsse. Deutschland gerate zunehmend in einen Zustand der »Sprachverhunzung«.
Wulff sprach sich dafür aus, dass sich die Ministerpräsidenten mit der Rechtschreibreform befassen. Auf kultusministerieller Ebene sei die Rechtschreibreform nicht mehr zu bewältigen. Die Kultusministerkonferenz habe das Projekt jahrelang unkritisch gedeckt und ihren eigenen Ministerialbeamten sowie der Rechtschreibkommission blind vertraut. Von ihr sei schon seit Mitte der neunziger Jahre keine Einsicht oder gar eine Rücknahme zu erwarten. Dennoch wollte Wulff nicht von seiner Weisungsbefugnis gegenüber dem eigenen Kultusminister Gebrauch machen, der in Mainz durch sein Veto einen anderen Beschluß hätte herbeiführen können.

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Mein Kommentar zur Weisungsbefugnis:
Wenn der niedersächsische Kultusminister bei der Mainzer Beschlußvorlage seine Zustimmung verweigert hätte, wäre etwa folgendes passiert: nichts.
Mit anderen Worten: Die Rechtschreibreform wäre unverändert weitergelaufen.
Wollte Wulff das?

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Detlef Lindenthal
06.05.2004 15.17
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Re: Gut vorbereitet sein auf 2005


Christoph Kukulies schrieb:
In Diskussionen mit Bekannten, Kollegen etc. stelle ich immer wieder fest, gegen welche Vorurteile und Fehlauffassungen man anrennen muß.

Was mir immer wieder begegnet: „Ab 2005 wird die neue Rechtschreibung doch Gesetz“. Oder: „Eines finde ich ja logisch, die Regel beim 'ss' nach kurzem Vokal“. Und ein drittes: „In ein paar Jahrzehnten ist unsere Generation sowieso nicht mehr da und für die Schulkinder, die es heute lernen, wird das gar kein Problem sein“ und ich stelle auch fest, ich bin einfach nicht gut genug trainiert, um mit wenigen Worten diese Vorurteile zu entkräften.

Mir gelingt es zwar, einen Moment des Erstaunens und Innehaltens zu erzeugen, aber zu überzeugen und zur Umkehr zu bewegen gelingt mir nicht. Immerhin stelle ich eine gewisse Aufweichung der Positionen anfänglich überzeugter Befürworter in meinem Umfeld fest, aber ob das zum Überlaufen ausreicht?

Eine weitere typische Antwort ist: „Es gibt weiß Gott Wichtigeres“.

Trainieren wir uns doch mal gegenseitig.
Gerne versuche ich Antworten auf Argumenten-Versuche, wenn Sie dafür einen neuen Faden namens „Strategische Argumente“ o.ä. beginnen.

Bitte bedenken Sie aber auch, damit diese Übung auch wirklich lehrreich wird, daß es allgemein und auch bei uns viel weniger um Argumente als um Herdenzugehörigkeitsgefühle geht.
__________________
Detlef Lindenthal

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Christoph Kukulies
06.05.2004 14.32
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Gut vorbereitet sein auf 2005

In Diskussionen mit Bekannten, Kollegen etc. stelle ich immer wieder fest, gegen welche Vorurteile und Fehlauffassungen man anrennen muß.

Was mir immer wieder begegnet: „Ab 2005 wird die neue Rechtschreibung doch Gesetz“. Oder: „Eines finde ich ja logisch, die Regel beim 'ss' nach kurzem Vokal“. Und ein drittes: „In ein paar Jahrzehnten ist unsere Generation sowieso nicht mehr da und für die Schulkinder, die es heute lernen, wird das gar kein Problem sein“ und ich stelle auch fest, ich bin einfach nicht gut genug trainiert, um mit wenigen Worten diese Vorurteile zu entkräften.

Mir gelingt es zwar, einen Moment des Erstaunens und Innehaltens zu erzeugen, aber zu überzeugen und zur Umkehr zu bewegen gelingt mir nicht. Immerhin stelle ich eine gewisse Aufweichung der Positionen anfänglich überzeugter Befürworter in meinem Umfeld fest, aber ob das zum Überlaufen ausreicht?

Eine weitere typische Antwort ist: „Es gibt weiß Gott Wichtigeres“.

Trainieren wir uns doch mal gegenseitig.





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Christoph Kukulies

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