Zum KMK-Beschluß Juni 2004
Die Kultusminister schließen sich der Lügenpropaganda der Kommission an, indem sie grundsätzliche Einschnitte mit kaum abschätzbaren Folgen (wie die Öffnung der Partikelliste § 34) als „Umformulierungen“ bezeichnen, die keine Folgen für Schul- und Wörterbücher haben.
Die Verkürzung auf die GZS gibt ein falsches Bild der tatsächlichen Lage. Der Unsinn der neuen Großschreibungen zum Beispiel bleibt außer Betracht. Ab August 2005 sollen tatsächlich die grammatisch falschen Schreibungen wie „so Leid es mir tut, wie Recht du hattest, erste Hilfe ist Not, er ging Pleite“ usw. verbindlich werden, und es soll mindestens fünf Jahre dauern, bis ein erst noch zu gründender „Rat“ Vorschläge machen darf, wie weiterhin damit umzugehen sei. Bis dahin, so die Kommission, müßten aber „Gewöhnungs- und Anpassungsprozesse abgewartet werden“. Man kann sich vorstellen, an welche Zerrüttungen des Sprachgefühls die Deutschen sich bis dahin gewöhnt haben werden, denn sie werden den Unsinn dann 11 Jahre lang in den Zeitungen gesehen und 14 Jahre lang in der Schule gelernt haben.
Während alle Akademien der Wissenschaften und der Künste, der PEN, die Schriftsteller und Juristen die Reform ablehnen, hat sich die DASD sich wieder und wieder bei den Kultusministern angebiedert, weil ihr Mitglied Peter Eisenberg den durch nichts zu erschütternden Wunsch hat, die Rechtschreibreform zu retten. Jedesmal wurde sie von der Rechtschreibkommission vorgeführt und lächerlich gemacht, aber das hindert sie nicht, sich auch schon wieder für die nächste Phase, den neu zu gründenden „Rat“, ins Gespräch zu bringen, obwohl es sich offensichtlich um eine reine Alibi-Veranstaltung handelt. Die Kultusminister werden dieses Angebot gern annehmen, und dann werden also nach weiteren fünf Jahren, 2010, die greisen Akademiker untertänigst einige „Vorschläge“ unterbreiten dürfen, wie man die chaotische deutsche Rechtschreibung vielleicht ein kleines bißchen herrichten könnte – falls sich nach den Gewöhnungs- und Anpassungsprozessen noch jemand dafür interessiert.
Hier noch mal zwei alte Zitate:
Als ich 1997 Gerhard Augst am Telefon mit den grammatisch fehlerhaften Reformfolgen wie sehr Leid tun usw. konfrontierte, antwortete er wörtlich: Damit kann ich leben.
Als ich bei der Mannheimer Anhörung im Januar 1998 die Rücknahme der Reform verlangte, sagte Kommissionsmitglied Peter Eisenberg wörtlich: Das wäre eine kulturpolitische Katastrophe.
Hier haben wir das ganze Elend der Deutschen in der Nussschale.
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Th. Ickler
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