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Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung
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Christian Dörner
22.03.2003 14.19
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Re: Probleme

Daß es als normales Buch vertrieben wird, wußte ich nicht. Damit ist die Sachlage natürlich eindeutig. Gut 30 DM sind allerdings für einen Vorschlag, der nicht die geringste Chance auf Realisierung hat, ziemlich viel Geld.
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Christian Dörner

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Theodor Ickler
22.03.2003 13.51
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Probleme

Das wäre bestimmt nicht zulässig, zumal das Buch gerade erst ausgeliefert worden ist. Ich erwarte zwar, daß der sinnlose Vorschlag der DASD kaum beachtet wird und bald in der Vergessenheit verschwindet, aber wer sich wirklich interessiert, wird die Ausgabe von 16 Euro nicht bereuen.
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Th. Ickler

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Christian Dörner
22.03.2003 13.44
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DASD

Wäre es möglich, die Broschüre der DASD einzuscannen und hier als JPG- oder GIF-Bilder bereitzustellen, oder würde das rechtliche Probleme verursachen?
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Christian Dörner

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Theodor Ickler
22.03.2003 12.14
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Krause Regeln

Wie inkonsequent der neue Vorschlag ist, sieht man zum Beispiel an Eisenbergs Festlegung, bei im guten wie im bösen sei nur Kleinschreibung zulässig, bei Pars pro Toto nur Großschreibung, obwohl es sich um dieselbe Substantivierung handelt.
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Th. Ickler

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Henning Upmeyer
18.03.2003 22.43
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Qualität oder neue Rechtschreibung?

Zitat: „Dabei gibt die Akademie durchaus zu, daß die bisherige Rechtschreibung besser war, aber um des 'Rechtschreibfriedens' willen fordert sie dazu auf, auch schlechtere Schreibweisen hinzunehmen, wenn sie nicht allzuviel Schaden anrichten.“
Dazu in Abwandlung des angeblichen uralten Geräte-Verkäufer-Spruches „Soll es etwas Gutes sein, oder darf es auch von ... sein?“ der zu empfehlende neue Buch-Verkäufer-Spruch: „Soll es etwas Gutes sein, oder darf es auch in neuer Rechtschreibung sein?“

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Theodor Ickler
18.03.2003 17.14
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Wenig Neues

Das ist, wie fast die ganze Einleitung, ziemlich wörtlich aus der Vorlage von 1999 übernommen. Wie ich recht bald zeigen werde, ist der gesamte Kompromißvorschlag ein arges Flickwerk, inkonsequent und erstaunlich nachlässig gearbeitet. Dabei gibt die Akademie durchaus zu, daß die bisherige Rechtschreibung besser war, aber um des „Rechtschreibfriedens“ willen fordert sie dazu auf, auch schlechtere Schreibweisen hinzunehmen, wenn sie nicht allzu viel Schaden anrichten. Trotzdem ergeben sich mehrere tausend Abweichungen von der amtlichen Regelung, so daß die Erwartung, eine neue „Kostenlawine“ könne vermieden werden, vollkommen illusorisch ist. Eisenberg hebt mehrmals hervor, daß seine Korrekturvorschläge ganz auf der Linie der drei Kommissionsberichte liegen; man hat den Eindruck, daß er am liebsten wieder in der Kommission säße, wenn bloß der Augst mit seinen Volksetymologien nicht wäre ...

Kostprobe: Während Eisenberg 1999 die Großschreibung in heute Abend noch ablehnte, will er sie jetzt hinnehmen, obwohl er sie nicht richtig findet. „Wegen der begrenzten Reichweite kann sie dennoch akzeptiert werden.“ Hat man je so etwas Klägliches gehört?
Eisenberg will dem Usus folgen, beobachtet ihn aber weder, noch findet er etwas dabei, insonderheit durch das archaische in Sonderheit zu ersetzen, und zwar obligatorisch. Demnächst mehr davon, ich muß mich erst einmal von 140 Seiten Unsinn erholen.
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Th. Ickler

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Christian Stang
17.03.2003 19.42
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"Zur Reform der deutschen Rechtschreibung. Ein Kompromißvorschlag"

Einleitung (Auszug)

[...]
Angesichts einiger Widersprüche und Spitzfindigkeiten, die sich im Laufe der Zeit in den Duden eingeschlichen haben, kann es geboten sein, einmal etwas mehr zu tun, nämlich in einem (Hervorhebung in kursiv; C.S.) Akt diese Widersprüche und Spitzfindigkeiten auszukämmen und auch die Regeln neu zu formulieren. In diesem Sinn enthält die Neuregelung nach unserm Urteil einige durchaus brauchbare Ansätze. Es wäre falsch, diese nicht zu übernehmen.
Doch halten wir es für unangebracht, der Neuregelung auch dort zu folgen, wo sie gravierende Mängel aufweist, nicht zuletzt deswegen, weil das wenig Aussicht hätte, angenommen zu werden. Wohlvertraute Wörter (wie Handvoll) können nicht abgeschafft und aus den Lexika, schon gar nicht aus den zweisprachigen, eliminiert werden.
[...]
Der Vorschlag, der sich auf diese Weise ergibt, übertrifft zwar das Ausmaß der Veränderungen, die von einer Auflage des Duden zur andern vorgenommen worden sind. Doch halten sie sich im Rahmen vorsichtiger Korrekturen und stehen nicht im Widerspruch zu langfristigen Tendenzen des Schreibgebrauchs.
[...]

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Theodor Ickler
09.03.2003 07.31
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Dokumente zur DASD

Der Vollständigkeit halber setze ich auch noch die Texte hierher, die den Beginn der Akademie-Aktivitäten dokumentieren. Der Hergang war im einzelnen so: Die DASD hatte die Rechtschreibreform zunächst einfach verschlafen, fühlte sich offenbar auch durch die aufsehenerregende Frankfurter Erklärung nicht angespornt, selbst aktiv zu werden. Da ich mit der Akademie aufgrund lange zurückliegender Geschichten etwas näher bekannt war, kam mir in der Silvesternacht 1996 ein Gedanke, den ich sofort zu Papier brachte und dem Generalsekretär der DASD, Herrn Dette, schickte. Dieser kuriose Text sei hier zitiert:

„Vorschlag eines Akademie-Projekts (Skizze)
von Theodor Ickler

1. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung schreibt eine Preisaufgabe aus: „Deutsche Einheitsschreibung: Vorlage zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung“.
2. Einzureichen sind Arbeiten, die ein vollständiges Regelwerk und exemplarische Einträge zu einem orthographischen Wörterbuch enthalten.
3. An die Neuregelung werden folgende Anforderungen gestellt:
- Das gewohnte Bild schriftlicher Texte sollte nicht zu stark verändert werden.
- Die Neuregelung sollte möglichst eindeutig und widerspruchsfrei sein.
- Einfachheit ist wünschenswert, sie darf aber nicht auf Kosten differenzierter Ausdrucksmöglichkeiten gehen.
- Die Regelung sollte gut lehr- und lernbar sein und auch die Bedürfnisse von Ausländern berücksichtigen, die die deutsche Sprache zu erlernen wünschen.
4. Die Beiträge sind bis zum *** unter einem Kennwort einzureichen.
5. Eine Jury wählt sechs preiswürdige Beiträge aus und veröffentlicht sie – immer noch unter dem Kennwort – in preisgünstigem Konzeptdruck und über Internet als Grundlage einer öffentlichen Diskussion. Sie sammelt Stellungnahmen und wertet sie aus.
6. Anläßlich einer Akademietagung, die insgesamt Fragen der Orthographie gewidmet ist, wird ein öffentliches Symposium veranstaltet, bei dem die vorliegenden Entwürfe diskutiert werden.
7. Am Jahresende 199* gibt die Akademie die Reihenfolge der preisgekrönten Arbeiten bekannt und beginnt mit redaktionellen Arbeiten zu einem orthographischen Wörterbuch auf der Grundlage des erstplazierten Entwurfs.
8. Die Preisträger erhalten einen 1. Preis von 15.000 DM, zwei 2. Preise von je 10.000 DM und drei 3. Preise von je 5.000 DM. Damit geht auch das Urheberrecht an die Akademie über.
9. Die Akademie veröffentlicht das Werk „Deutsche Einheitsrechtschreibung“. (Der Titel wird urheberrechtlich geschützt.) Es enthält außer dem Regelwerk ein umfassendes reines Rechtschreibwörterbuch (ohne grammatische, semantische und sonstige Angaben). Auf dem Titelblatt der ersten und aller folgenden Auflagen steht: „Herausgegeben von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung auf der Grundlage eines Entwurfs von (Name des Preisträgers)".
10. Das Werk kann von jedermann kostenlos nachgedruckt, didaktisch aufbereitet oder anderweitig ausgewertet werden. Die Berufung auf die „Deutsche Einheitsrechtschreibung“ bedarf jedoch einer schriftlichen Genehmigung durch die Akademie, der die betreffenden Manuskripte vor der Veröffentlichung vorgelegt werden müssen.
11. Alle Auflagen des Werkes behalten nebeneinander ihre „Gültigkeit“, abgesehen von Korrekturen, die späteren Auflagen als Errata-Liste beigeheftet werden.“

(Bei diesem Vorschlag spielte eine Rolle, daß ich selbst sowohl Akadamie-Preise gewonnen als auch bei ähnlichen Vorgängen mitgewirkt hatte.) Ich kam jedoch bald von dieser Idee wieder ab, wurde aber vom Präsidenten Christian Meier zur Passauer Frühjahrstagung eingeladen, wo ich ungefähr 45 Minuten Zeit bekam, um dem Präsidium den unten wiedergegebenen Lösungsvorschlag zu unterbreiten.

Die Akademie identifizierte sich, wie man sieht, zunächst weitgehend mit meinem Vorschlag, der ja wohl auch ganz vernünftig aussah. Später fand offenbar ein vollständiger Kurswechsel statt, hin zu Eisenbergs Kompromißstrategie. Ich kann nicht verhehlen, daß ich leicht enttäuscht war, weil ich von dieser Wendung, d. h. der Abwendung von meinem doch immerhin recht engagiert ausgearbeiteten Plan, mit keinem Wort informiert wurde. Ursprünglich hatte ich nicht unbedingt vor, den Plan selbst zu verwirklichen, sondern war nur bereit, daran mitzuwirken, aber nach dieser unerfreulichen Entwicklung ging ich daran, das Rechtschreibwörterbuch im Alleingang anzufertigen.
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Th. Ickler

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Theodor Ickler
09.03.2003 07.07
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Passau 1997

Wege aus der Rechtschreibkrise

(Vorlage von Th. Ickler zur Sitzung des Präsidiums der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Passau am 1.5.1997, dem Inhalt nach in freier Rede vorgetragen )

1. Vorstellung, Arbeiten, Wirkung
2. Ein Blick auf das Reformwerk (Übersichtsblatt)
3. Lehren daraus und aus der Durchsetzung:
- Entstaatlichung
- Entkommerzialisierung
4. Lösungswege
- Kleine Lösung: am Duden etc. entlangarbeitende Bereinigung, Interpretation der bestehenden Regeln
- Größere Lösung: Eigene Forschungen an Korpora (CD-ROM)
- Regelwerk neu fassen?


1. Ich habe mich seit der 3. Orthographischen Konferenz vom November 1994 eingehender mit der geplanten Neuregelung befaßt und bin bald zu der Einsicht gekommen, daß sie die Erwartungen bei weitem nicht erfüllt. Aus den bruchstückhaften Informationen war damals noch nicht das ganze Ausmaß des Debakels erkennbar. Erst im Juli 1995 erschien das Regelwerk nebst Wörterverzeichnis, beides recht fehlerhaft. Seit jener Zeit bin ich auch mit kritischen Zusendungen beim IDS und beim bayerischen Kultusministerium, später auch bei der KMK vorstellig geworden. Die Vorlage von 1995 wurde bekanntlich noch einmal zurückgezogen. Im Juli 1996 erschien die Überarbeitung, gleichzeitig mit der Absichtserklärung der deutschsprachigen Staaten und mit dem Bertelsmannwörterbuch. Auch kündigten die Kultusminister einiger Länder an, sofort, d.h. mit Beginn des neuen Schuljahres, die Neuregelung in die Schulen einzuführen, obwohl der Stichtag des Inkrafttretens der 1.8.1998 ist. Viele Schüler schreiben also seither für zwei Jahre in einer amtlich nicht gültigen, fast nirgendwo sonst zu lesenden, von keiner Zeitung (mit unbedeutenden Ausnahmen) eingeführten Rechtschreibung. Einige Wochen später erschien auch der neue Duden. Zwischen den beiden Wörterbüchern gibt es nach einer öffiziösen Schätzung rund 1000 (Nachtrag Juni 1997: nach Mitteilung von Kommissionsmitgliedern 8000!) Abweichungen, was nur zum Teil auf Fehlern der Redaktionen beruht, zum Teil liegt es an der Unzulänglichkeit des Regelwerks, wie ich in meinen Schriften ausführlich nachgewiesen habe. Seither sind weitere Wörterbücher hinzugekommen, damit hat sich auch die Zahl der Abweichungen erhöht. Dieses Durcheinander hat bereits nachweisbar zu einer großen orthographischen Verwirrung geführt, sogar bei Lehrern.
Mit erheblicher Verspätung ist beim IDS eine Zwischenstaatliche Kommission eingerichtet worden, die eigentlich die Aufgabe haben sollte, die deutsche Rechtschreibung zu beobachten und fortzuentwickeln, nun aber daran arbeitet, die Abweichungen und Unklarheiten zu beseitigen, damit zum neuen Schuljahr einheitliche Wörterbücher vorliegen. Wie man hört, soll zu diesem Zweck eine Wortliste erarbeitet werden. Es gibt begründete Zweifel auch im Kreise der alten und neuen Kommissionsmitglieder, ob das gelingen kann. Das Regelwerk soll oder darf nicht geändert werden, wie der KMK-Vorsitzende gesagt hat. Auch ist schwer vorstellbar, wie die bisher rund 6 Millionen Wörterbuchkäufer zufriedengestellt werden können, von anderen Folgen der vorzeitigen Einführung ganz zu schweigen.

2. Ich möchte nun, um das Ausmaß der Katastrophe recht deutlich zu machen, die Neuregelung kurz vorstellen. Das geschieht am besten durch einen Blick auf ein Beispielblatt, das die gültige und die geplante Regelung einander gegenüberstellt.

(Tischvorlage: „Die gültige und die geplante Rechtschreibung“)

Man sieht, daß das Werk irreparabel mißlungen ist. (Vgl. auch meine Schriften „Die Rechtschreibreform auf dem Prüfstand“, „Woran scheitert die Rechtschreibreform?“, „Getrennt- und Zusammenschreibung“, „Die verborgenen Regeln“, „Die sogenannte Rechtschreibreform – ein Schildbürgerstreich“ (Buch) sowie Rezensionen und zahlreiche Beiträge in Zeitungen.)

Ich möchte neben den einzelnen Verstößen gegen die Grammatik, der Beseitigung von Unterscheidungsmöglichkeiten und der Vernichtung ganzer Wortreihen noch auf den reaktionären Charakter der Reform hinweisen. Wie auch Horst H. Munske hervorgehoben hat, wirft die Reform uns bei der vermehrten Getrenntschreibung ins 17. Jahrhundert zurück, bei der vermehrten Großschreibung immerhin ins 19. Jahrhundert. Die ursprünglich geplante, von der Mehrzahl der Reformer immer noch favorisierte Kleinschreibung der Substantive war mittelalterlich und wurde ja gerade deshalb von Jacob Grimm so geschätzt.

Zuletzt haben die Kultusbehörden zwar nicht mehr mit der Qualität der Neuregelung geworben, wohl aber mit dem Argument, die Reform bringe wenigsten den Schülern Erleichterung, sie vermindere nämlich ihre Fehlerquoten. Dabei ist viel mit einem Probediktat geworben worden, das unter den Reformern als „Schaeder-Diktat“ bezeichnet wurde und eine phantastische Fehlerverminderung beweisen sollte, im Wortlaut aber weithin unbekannt war. Ich habe dieses Diktat vor einigen Wochen in der „Süddeutschen Zeitung“ veröffentlicht, woraufhin es sogleich als Mogeldiktat durchschaut und mitsamt dem Argument der Fehlerverminderung aus der Debatte gezogen wurde. Seither stehen die Reformer völlig nackt da.


3. Folgerungen

- Die einheitliche Rechtschreibung des Deutschen ist zerstört.
- Das Dudenprivileg ist aufgehoben, seine Wiederherstellung undenkbar.
- Eine staatlich verordnete und von staatlich beauftragten Kommissionen erarbeitete Neuregelung scheint nicht möglich zu sein. Sie ist auch nicht nötig. In anderen Ländern wird die Einheit der Rechtschreibung durch angesehene Wörterbücher oder durch ebenso angesehene Akademien gewährleistet. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung könnte eine solche Autorität sein.
- Unter den gegebenen Umständen sollte eine „kleine Lösung“ der Rechtschreibkrise gesucht werden. Eine wirklich umfassende Neuregelung ist heute nicht durchsetzbar, weil sie nicht gewünscht wird und weil auch gar nicht abzusehen ist, daß irgendeine grundstürzende Reformidee konsensfähig wäre. Es gibt auch keinen dringenden Handlungsbedarf.
- Unter einer „kleinen Lösung“ verstehe ich eine konservative, d. h. eine verbesserte Darstellung der geltenden Dudenregeln mit Beseitigung einiger Haarspaltereien und überflüssiger Einzelbestimmungen. Dafür werde ich gleich noch ein paar Beispiele geben.
- Eine „kleine Lösung“ besteht in einer Wortliste und einem Regelwerk. Das Regelwerk enthält Verallgemeinerungen aus den Schreibungen der Wortliste. Es kann in beschränktem Maße wiederum die Schreibung einzelner Wörter (Varianten) beeinflussen und sie zu größerer Regelmäßigkeit bringen.
Das Regelwerk braucht aber zum Beispiel kein Kapitel über die „Laut-Buchstaben-Zuordnung“ zu enthalten. Das entsprechende Kapitel in der Reformregelung ist aus systematischen Gründen fehl am Platz. Außerdem sollte das Akademiewörterbuch sich auf orthographische Angaben beschränken, also keine Hinweise auf die Aussprache, die Bedeutung und die Grammatik enthalten. Man vergleiche das Duden-Aussprache-Wörterbuch. Ferner enthält die Wortliste nur einfache Wörter und darüber hinaus solche Ableitungen und Zusammensetzungen, die orthographisch relevant sind. Es kann beliebig mit Fremdwörtern und Fachwörtern angereichert werden.
- „Klein“ ist die Lösung auch im Hinblick auf die beschränkten Möglichkeiten der Akademie. Die Arbeiten könnten in etwa 1 Jahr abgeschlossen sein.

Was spricht für eine konservative Lösung?

1. Die Vorarbeiten zur Reform haben gezeigt, daß es außerordentlich schwer ist, die gewachsene, keineswegs von einigen Bürokraten zu Beginn des Jahrhunderts ersonnene geltende Orthographie grundlegend zu verbessern. Dies hat besonders Horst H. Munske eindrucksvoll dargestellt. Damit sind selbstverständlich Verbesserungen in der Darbietung des geltenden Regelwerks nicht ausgeschlossen, ebensowenig gewisse Bereinigungen.
2. Die geltende Rechtschreibung liegt Millionen von Texten zugrunde. Sie hat sich also bewährt, und eine Neuregelung wäre notwendigerweise mit einer Abwertung des schon Gedruckten verbunden, das danach mit einer Patina des Veralteten überzogen wäre.
3. Die geltende Rechtschreibung wird weithin akzeptiert. Die üblichen Klagen über die Kompliziertheit der Rechtschreibung sind kein Gegenbeweis. Im Kernbereich ist die geltende Rechtschreibung nicht schwer zu beherrschen, in Randbereichen wird man immer nachschlagen müssen. Das gilt zugestandenermaßen auch für die Neuregelung.
4. Wenn man, aus welchen Gründen auch immer, keine überzeugende Neuregelung vorlegen kann, muß man bei der alten bleiben. Das ist ehrlicher und entspricht auch dem Wesen der Rechtschreibung, die auf Kontinuität angelegt ist.
5. Eine konservative Lösung macht keinen Neudruck der Rechtschreibliteratur und keine Entsorgung vorhandener Software usw. erforderlich. Die Kosten sind hier wirklich gleich Null, wie bei der bisherigen Praxis der Dudenrevisionen: Man warf den alten Duden weg, wenn er aus dem Leim ging, und kaufte sich ein stabiles neues Exemplar. Nicht aber war es notwendig, jeweils die neueste Auflage zu erwerben. So sollte es auch in Zukunft sein. Die Kosten, die jetzt entstehen – ob die Reform nun abgeblasen wird oder nicht – haben allein die Reformer und ihre politischen Helfershelfer zu verantworten, vor allem durch das trickreiche Vorwegnehmen des Stichdatums in den Schulen.
6. Durch die Minimierung des Aufwandes bei einer konservativen Lösung wird auch der Weg zu einer künftigen Reform, die den Namen verdient, nicht verbaut.
7. Den Schulbehörden kann geraten werden, alle bisher üblichen, in der 20. Auflage des Dudens kodifizierten Schreibweisen weiterhin als gültig anzuerkennen und die geringfügigen Neuregelungen des Akademiewörterbuchs als zusätzliche Optionen hinzuzunehmen.

Die KMK sollte vom Vorhaben der Akademie in Kenntnis gesetzt, aber nicht in die Vorarbeiten einbezogen werden. Erstens lassen die bisherigen Aktivitäten der KMK keinerlei Bereitschaft erkennen, von ihrer Position abzugehen und das vorliegende Reform-Regelwerk zur Disposition zu stellen. Sie dürfte vielmehr darauf aus sein, alternative Pläne nach Kräften zu hintertreiben. Die Dresdner Erklärung der KMK ist ausgesprochen aggressiv formuliert; sie trägt die Handschrift des IDS. Überdies arbeitet sie auch mit falschen Behauptungen. Kritiker sind nicht gehört worden, man überstellt sie vielmehr an die Mannheimer Kommission.

4. Was tun?

Ich habe zunächst vorgeschlagen, für die Neufassung der Regeln die geballte Intelligenz der Deutschen heranzuziehen, und zwar durch eine Preisaufgabe. Es wäre aber auch ein ganz anderer Weg denkbar. Ich selbst z.B. habe große Teile des Regelwerks bereits versuchsweise rekonstruiert, und ein solcher Entwurf könnte auf einer kleinen Konferenz von Fachleuten verschiedener Herkunft diskutiert werden. Ebenso könnte man mit Proben aus dem Wörterbuch verfahren. Man könnte aber auch einen Entwurf dieser Art herumschicken und schriftliche Stellungnahmen einholen, zum Beispiel aus dem Kreis der Akademie-Mitglieder, die sich dafür interessieren.
Ich befürworte in jedem Fall, daß eine einzelne Person das Gesamtwerk ausarbeitet. Nur so kommt man aus den Zwängen der Kompromisse heraus, unter denen der Internationale Arbeitskreis in sich selbst und im Zusammenspiel mit den Kultusbehörden eingestandenermaßen gelitten hat. Friedrich Roemheld rief schon 1969 aus: „Wann hätte je eine amtliche, halb- oder dreiviertelamtliche orthographische Konferenz etwas Vernünftiges zuwege gebracht!“ (Roemheld, Friedrich: „Die Schrift ist nicht zum Schreiben da.“ 1969, S. 23) Das schließt natürlich Beratung und Hilfe nicht aus. Aber es muß wie seinerzeit bei Raumer, Wilmanns oder Duden ein verantwortlicher Kopf hinter der Sache erkennbar sein. Sonst verlieren sich die Verantwortlichkeiten, und die Sache selbst kommt verschwommen und verworren daher, wie es heute zu beobachten ist.

Die Schreibung der Wörter sollte an aktuellen Korpora überprüft werden, was mit Hilfe von CD-ROM ohne Mühe möglich ist. Es gibt nämlich einen Schreibgebrauch neben der Duden-Norm, und der Duden selbst ist auch immer wieder an diesen Gebrauch angepaßt worden.

Wenn das Wörterbuch vorliegt, sollte es als Angebot zur Verfügung gestellt werden. Die Kultusminister können es als Maßstab der Schulorthographie zugrundelegen. Die Verlage werden dann die eigentlichen Rechtschreibwörterbücher herausbringen. Sie können von der Akademie eine Art Prüfsiegel bekommen, wenn sie sich an das Akademiewörterbuch halten.

5. Aus der Werkstatt

Ich möchte nun skizzieren, wie die Arbeit aussehen könnte. Man hat dem Duden vorgeworfen, daß er sich im Laufe der Zeit immer mehr Einzelfallregeln ausgedacht und die Rechtschreibung durch Haarspaltereien unüberschaubar gemacht habe. Dieser Vorwurf ist teilweise berechtigt.

Beispiel 1: radfahren/Auto fahren

Nehmen wir zuerst die Getrennt- und Zusammenschreibung, die stellenweise mit Problemen der Groß- und Kleinschreibung einhergeht.
Ein Standardbeispiel ist die auch von Minister Zehetmair gern herangezogene unterschiedliche Behandlung von radfahren und Auto fahren. Wenn es eine Begründung dafür geben sollte, ist sie so fein gesponnen, daß sie niemanden überzeugt. Ich würde folgende Lösung vorschlagen:
1. Grundsatz: Die Zusammenschreibung von Substantiv + Verb ist zurückhaltend zu gebrauchen.
Die Verbindung Rad fahren ist ebenso wie ähnliche Verbindungen nach den Regeln der deutschen Grammatik jederzeit frei konstruierbar. Daher bedeutet die Zulassung von radfahren kein Verbot von Rad fahren. Eine solche Einschränkung des freien Ausdrucks ist gar nicht zulässig.

Beispiel 2: Der Bindestrich

In dem ominösen „Schaeder-Diktat“ wird die Schreibweise Joghurt-Becher als falsch gewertet. Das ist nicht gerechtfertigt, da es im Ermessen des Schreibenden liegt, wo er einen Bindestrich setzen will. R 33 setzt fest: „Zusammengesetzte Wörter werden gewöhnlich ohne Bindestrich geschrieben.“ Die genauere Analyse zeigt, daß der Bindestrich in größtem Umfang gesetzt wird, um Zusammensetzungen und Ableitungen aus semiotisch heterogenen Bestandteilen zu ermöglichen. Im vorliegenden Fall liegt eine leichte Heterogenität vor, weil Joghurt ein graphematisch deutlich markiertes Fremdwort ist.
Auch Mentrup (1968) ist unnötig streng. Man sollte den Bindestrich freigeben bei Seeelefant, seeerfahren usw.

Beispiel 3: so viel/soviel usw., stattdessen (§ 39 der Neuregelung)

Die Getrennt- und Zusammenschreibung von Konjunktionen, Adverbien und Korrelativa war bisher sehr verwirrend geregelt. Hier könnte man der Neuregelung folgen, die zwar mangels expliziter Beschreibung auch nicht klar ist, der Tendenz nach aber nur die Konjunktionen mit so und wie zur Zusammenschreibung zuläßt.
Stattdessen sollte zur Zusammenschreibung zugelassen werden, wie infolgedessen. Damit würde man einer natürlichen Neigung der Schreibenden folgen. (Das ist im Wörterverzeichnis geschehen, allerdings mit unklarer Abgrenzung.)

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Th. Ickler

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Theodor Ickler
09.03.2003 07.06
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Passau 1997: Entwurf eines Aktionsplanes

Presseerklärung
(Entwurf von Th. Ickler)


Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat beschlossen, unverzüglich mit der Erarbeitung eines orthographischen Wörterbuchs zu beginnen.
Es hat sich gezeigt, daß der umstrittene Entwurf einer Rechtschreibreform wegen offenkundiger Mängel von der Mehrheit der Bevölkerung nicht angenommen wird. Die Widersprüche zwischen den neuen Wörterbüchern und der bekannte Streit auf verschiedenen Ebenen (Volksbegehren, Gerichtsverfahren, Bundestagsinitiative) erzeugen eine ständig wachsende Unsicherheit, die dem Schulunterricht, dem Buch- und Verlagswesen und der auswärtigen Sprach- und Kulturarbeit Schaden zufügt.
Um nach der Aufhebung des Dudenprivilegs die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung wiederherzustellen und zu bewahren, wird die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung ein reines Rechtschreibwörterbuch (ohne Angaben zur Aussprache, Grammatik und Bedeutung) herausgeben, das den Verlagen, den Schulbehörden und allen anderen Betroffenen als Grundlage für die praktische Lexikographie, für den Schulunterricht, für das Buch- und Verlagswesen angeboten und empfohlen wird. Das Wörterbuch soll auf der bisher vom Duden (zuletzt in der 20. Auflage von 1991) festgehaltenen und in Millionen von Texten erfolgreich angewandten Schreibweise aufbauen und sich darauf beschränken, gewisse Ungereimtheiten, Haarspaltereien und schwer beherrschbare Einzelfestlegungen zu beseitigen, ohne die Unterscheidungsmöglichkeiten, auf die eine weit entwickelte Kultursprache Anspruch hat, zu beeinträchtigen. Die bis zum Sommer 1996 anerkannten Rechtschreibwörterbücher und sonstigen Materialien werden dadurch ergänzt, bleiben aber weiterhin gültig, so daß keine Neuanschaffungen und kein Umlernen erforderlich sein werden.
Diese Zielvorgabe gewährleistet nach Ansicht der Akademie, daß das geplante Wörterbuch auf großes Entgegenkommen bei den Betroffenen stößt und zugleich einer künftigen wirklichen Rechtschreibreform nicht im Wege steht.
Das Wörterbuch soll im Sommer 1998 vorliegen.

(Dieser Text wurde dem Inhalt nach angenommen vom Präsidium und der Mitgliederversammlung der Akademie auf der Passauer Frühjahrstagung am 1. bzw. 3. Mai 1997

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Th. Ickler

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J.-M. Wagner
08.03.2003 22.47
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Die „Zwei Erklärungen der DASD“ stammen offenbar von hier; gibt es für die „Erste Erklärung der DASD zur RSR“ eine ähnliche Quelle?
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Jan-Martin Wagner

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Martin Reimers
08.03.2003 21.35
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S-Schreibung letzte Bastion?

Keine Bange, Herr Schubert. Sollte die DASD in ihrem Kompromißvorschlag außer der S-Schreibung noch weitere Reformschreibungen als erhaltenswert erachten, so sind wir hier gut gerüstet.
Ich persönlich kann mir nur schwer eine Situation vorstellen, in der von der Reform als einziges die S-Schreibung sich dauerhaft halten wird. Die offizielle Rücknahme aller anderen Änderungen wäre eine Blamage, die die ZK kaum überleben würde. Und mehrheitsfähig wäre eine solche Reform der Reform der Reform (...) auch kaum, schon wegen der von Ihnen auch nicht gerade geschätzten „Nachlassache“, die den Rattenschwanz von Konsonanten sozusagen durch die Hintertür wieder hereinholte.
Was haben Sie eigentlich dagegen, wenn jemand schon deshalb die reformierte S-schreibung ablehnt, weil er dadurch seinen Lesern das lange Rätselraten darüber ersparen möchte, wie etwa die Schreibweisen „wohl bekannt“, „ebenso wenig“, „immer gleich“ etc. zu verstehen sind?
__________________
Martin Reimers

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Theodor Ickler
08.03.2003 17.45
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Dokumente der DASD

Mit der zuletzt eingerückten Erklärung von 1997 dürften nun alle Texte vorliegen, die man braucht, um sich von den Vorgängen bei der Deutschen Akademie ein Bild zu machen. Die Erklärung von 1997 geht auf meine Anregung zurück. Über die Kommission war schon bald zu hören, daß sie nicht recht arbeitsfähig sei, weil einzelne Mitglieder bremsten; sie fühlten sich gewissen Kultusministern verpflichtet und wollten ihnen nicht in den Rücken fallen. Diese Hintergründe müssen später aufgeklärt werden, bloße Gerüchte will ich nicht verbreiten, insbesondere keine Namen nennen, die mir damals zugetragen wurden.

Wenn man die verschiedenen Erklärungen vergleicht, sieht man, daß noch im Jahre 2000 der Meiersche Zorn über die „Deppen“ sich Bahn bricht, während schon 1999 Eisenbergs kompromißfreundlicher Standpunkt sich durchgesetzt hatte.

Zu den Einwürfen von schubert.hermsdorf möchte ich nur anmerken, daß noch niemanden von uns jemals die Besorgnis getrieben hat, wir könnten mit der Befürwortung des Richtigen in die Isolation geraten. Es kann sein, daß die Heysesche s-Schreibung, die vor 100 Jahren schon einmal durchgefallen war, nun zur fehlerträchtigen Norm wird; aber es wird uns immer ehren, dagegen die Vorzüge der besseren und leichteren Schreibweise hervorgehoben zu haben.
Was die Nichttrennbarkeit von ck betrifft, so wiederhole ich, daß deren Urheber sich inzwischen selbst davon distanziert hat. Und für das ck in Eigennamen galt seit je eine besondere Dudenempfehlung, die schubert.hermsdorf nicht zu kennen scheint.
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Th. Ickler

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Theodor Ickler
08.03.2003 17.31
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Erste Erklärung der DASD zur RSR

Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung
Präsident: Christian Meier


Erklärung


Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat beschlossen, unverzüglich mit der Erarbeitung eines orthographischen Wörterbuchs zu beginnen.

Es hat sich gezeigt, daß der umstrittene Entwurf einer Rechtschreibreform wegen offenkundiger Mängel von der Mehrheit der Bevölkerung nicht angenommen wird. Die Widersprüche zwischen den neuen Wörterbüchern und der bekannte Streit auf verschiedenen Ebenen (Volksbegehren, Gerichtsverfahren, Bundestagsinitiative) erzeugen eine ständig wachsende Unsicherheit, die dem Schulunterricht, dem Buch- und Verlagswesen und der auswärtigen Sprach- und Kulturarbeit Schaden zufügt.

Um nach der Aufhebung des Dudenprivilegs die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung wiederherzustellen und zu bewahren, wird die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung ein reines Rechtschreibwörterbuch (ohne Angaben zur Aussprache, Grammatik und Bedeutung) herausgeben, das den Verlagen, den Schulbehörden und allen anderen Betroffenen als Grundlage für die praktische Lexikographie, für den Schulunterricht, für das Buch- und Verlagswesen angeboten und empfohlen wird. Das Wörterbuch soll auf der bisher vom Duden (zuletzt in der 20. Auflage von 1991) festgehaltenen und in Millionen von Texten erfolgreich angewandten Schreibweise aufbauen und sich darauf beschränken, gewisse Ungereimtheiten, Haarspaltereien und schwer beherrschbare Einzelfestlegungen zu beseitigen, ohne die Unterscheidungsmöglichkeiten, auf die eine weit entwickelte Kultursprache Anspruch hat, zu beeinträchtigen. Die bis zum Sommer 1996 anerkannten Rechtschreibwörterbücher und sonstigen Materialien werden dadurch ergänzt, bleiben aber weiterhin gültig, so daß keine Neuanschaffungen und kein Umlernen erforderlich sein werden.

Diese Zielvorgabe gewährleistet nach Ansicht der Akademie, daß das geplante Wörterbuch auf hohe Akzeptanz bei den Betroffenen stößt und zugleich einer künftigen wirklichen Rechtschreibreform nicht im Wege steht. Das Wörterbuch
soll im Sommer 1998 vorliegen.

Die Akademie traut es der von der Kultusministerkonferenz eingesetzten Zwischenstaatlichen Rechtschreibkommission beim Institut für deutsche Sprache in Mannheim nicht zu, die eingetretene Unsicherheit zu beseitigen. Sie hat daher eine Kommission eingesetzt, die Vorschläge erarbeiten soll, wie eine einheitliche deutsche Rechtschreibung sowie deren sinnvolle Fortbildung künftig zu gewährleisten sind. Dieser Kommission gehören als Mitglieder an:

Eustaquio Barjau (Universität Madrid)
Günther Dosdrowski (Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion, Mannheim und Leipzig)
Hans-Martin Gauger (Universität Freiburg)
Hartmut von Hentig (Universität Bielefeld)
Friedhelm Kemp (Freier Schriftsteller und Übersetzer, München)
Uwe Pörksen (Universität Freiburg)
Harald Weinrich (Collège de France, Paris)
Quelle: DASD und FAZ v. 7.6.1997

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Th. Ickler

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Peter Schubert
08.03.2003 16.35
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Der Kompromiss

Wenn die Reformgegner dem Rat von Herrn Reimers folgen und sich jetzt auf die reformierte S-Schreibung konzentrieren, ist ihr Weg ins Sektierertum nicht mehr aufzuhalten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist die reformierte S-Schreibung gerade das, was bleibt. Dann bleibt zwangsläufig auch die Drei-Konsonanten-Regel beim s – niemand wird ja wohl „Nachlassache“ schreiben wollen. Logischerweise bleibt dann auch die Drei-Konsonanten-Regel bei anderen Konsonanten („Geschirrrückgabe“). Es bleibt dann wohl auch die Trennbarkeit von st, die ja von niemand außer von überzeugten Frakturschreibern kritisiert wird. Schließlich dürfte auch die Untrennbarkeit von ck bleiben; die Umwandlung eines c in ein k bei der Trennung ist gerade bei Personennamen problematisch. Bei der Schreibung von Fremdwörtern, bei Großschreibung und Getrenntschreibung sind Kompromisse oder Reform-Rücknahmen denkbar.

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