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Jörg Metes
12.03.2003 18.58
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Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Rundschau

»„Süddeutsche Zeitung“ stellt NRW-Regionalteil ein

13. März 2003 Die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) stellt wegen der Werbekrise gut ein Jahr nach dem Start ihre defizitäre Regionalausgabe für Nordrhein-Westfalen ein.

„Die Entscheidung ist uns sehr schwer gefallen“, sagte SZ-Geschäftsführer Hans Gasser am Donnerstag in München. Das ambitionierte Projekt sei strategisch und publizistisch ein Erfolg gewesen. Der Einbruch im Stellenmarkt und die weiter zurückgehenden Erträge hätten der SZ aber keine andere Wahl gelassen. In diesem Umfeld lasse sich der NRW-Teil auf Dauer nicht refinanzieren. Von der Einstellung sind 19 Mitarbeiter betroffen. Der Verlag schloss betriebsbedingte Kündigungen nicht aus.

Die Zeitungskrise in Deutschland setzt sich damit fort. Erst am Mittwoch hatte die wirtschaftlich schwer angeschlagene „Frankfurter Rundschau“ bestätigt, dass sie mit dem Finanzministerium in Wiesbaden Gespräche über eine Landesbürgschaft für neue Kredite führe (...)«

(meldet heute http://www.faz.net – die ganze Meldung hier. Die gestrige Meldung zur Landesbürgschaft für die „Frankfurter Rundschau“ findet sich hier)
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Jörg Metes

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Jörg Metes
23.01.2003 22.13
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Südwestdeutsche Medienholding / Süddeutscher Verlag

(FAZ, 25.01.2003, Nr. 21 / Seite 39:)

»Kartellamt schaut auf Süddeutschen Verlag

Beim Verlag der „Süddeutschen Zeitung“ soll der Minderheitsgesellschafter Südwestdeutsche Medien Holding (SWMH) nach seinem Einstieg weitgehende Entscheidungsbefugnisse bekommen. „Aus unserer Sicht liegt ein bestimmender Einfluß der SWMH beim Süddeutschen Verlag vor“, sagte eine Sprecherin des Bundeskartellamts dieser Zeitung. Aus diesem Grund bedarf der Einstieg der Stuttgarter der Zustimmung durch die Wettbewerbsbehörde, obwohl die angestrebte Beteiligungshöhe von 18,75 Prozent unter der Schwelle von 25 Prozent liegt, ab der das Kartellamt sonst prüft.«
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Jörg Metes

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Jörg Metes
15.01.2003 10.33
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Auflagenentwicklung

(FAZ, 16.01.2003, Nr. 13 / Seite 14:)

»Steigende Auflage der Sonntagszeitung

F.A.Z. FRANKFURT, 15. Januar. Die Auflage der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung ist im vierten Quartal 2002 im Vorjahresvergleich um 5 Prozent auf 260 292 Exemplare gestiegen. Im selben Zeitraum ist die Auflage der „Welt am Sonntag“ um 3,8 Prozent auf 411 544 Exemplare gesunken. Die Auflage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ist zurückgegangen, und zwar um 4,1 Prozent auf 384 353 Exemplare. Einen kräftigen Rückgang um 16,3 Prozent auf 210 759 Exemplare verzeichnete die Zeitung „Die Welt“. Auch das „Handelsblatt“ verlor nach Angaben der Informationsstelle zur Verbreitung von Werbeträgern (IVW) 7,4 Prozent an Auflage und kam auf 142 299 Exemplare. Die „Frankfurter Rundschau“ verkaufte 4 Prozent weniger (Auflage 183 235 Exemplare). Dagegen stieg die Auflage der „Süddeutschen Zeitung“ um 1,8 Prozent auf 438 379 Exemplare und auch die „Financial Times Deutschland“ legte zu, um 14,4 Prozent auf 89 332 Exemplare.«
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Jörg Metes

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Jörg Metes
15.01.2003 10.30
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Deutscher Journalistenverband

(FAZ, 16.01.2003, Nr. 13 / Seite 12:)

»10 000 arbeitslose Journalisten erwartet
Gewerkschaft DJV: Ministererlaubnis für Holtzbrinck wäre Katastrophe

dpa./nf. BERLIN, 15. Januar. Zum Jahresende werden nach Einschätzung des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) in Deutschland mindestens 10 000 Journalisten arbeitslos sein. Angesichts der Krise auf dem Medienmarkt greife die Rationalisierung in den Verlagen verstärkt auf die Redaktionen über, sagte der DJV-Bundesvorsitzende Rolf Lautenbach am Mittwoch in Berlin. Bis Mitte 2002 waren nach DJV-Angaben 6000 Journalisten arbeitslos gemeldet. Die Konjunktur- und Werbekrise habe neben den überregionalen Zeitungen auch die Regionalblätter erfaßt. Nach Angaben des DJV-Geschäftsführers Hubert Engeroff zeichnet sich auf dem Mediensektor eine Erosion des Tarifsystems ab. Immer öfter gebe es Abweichungen von den Flächentarifverträgen. Bei bewiesener Not einzelner Verlage sei der DJV auch zu befristeten Öffnungsklauseln bereit. Viele Verlage lehnten das Angebot jedoch ab, weil sie ihre Geschäftsbücher nicht öffnen wollten. Die Gehälter der rund 10 000 Zeitschriftenredakteure in Deutschland werden rückwirkend zum 1. Januar 2003 um 2,3 Prozent und zum 1. Januar 2004 um ein weiteres Prozent erhöht. Darauf hat sich jetzt die Gewerkschaft Verdi mit dem Verband der Deutschen Zeitschriftenverleger geeinigt. DJV-Chef Lautenbach sprach sich gegen eine Ministererlaubnis für den Holtzbrinck-Verlag aus, mit der seiner Meinung nach eine Fusion von „Berliner Zeitung“ und „Tagesspiegel“ ermöglicht werden könnte. Sollte Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) grünes Licht dafür geben, wäre dies eine „Katastrophe“ für die Pressevielfalt sowie ein Präzedenzfall für weitere Medienfusionen.«
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Jörg Metes

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Jörg Metes
06.01.2003 15.50
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Medien-Union / "Rheinpfalz" (und: Schulbuchverlage)

(FAZ, 07.01.03, Wirtschaft, S. 14:)

»Harter Sparkurs bei der „Rheinpfalz“
Verleger Schaub: Tarifabschluß fassungslos zur Kenntnis genommen / Kein Schutzzaun mehr für Redaktion

Medien-Union GmbH, Ludwigshafen. Für die zu dem Medienkonzern gehörende Tageszeitung „Die Rheinpfalz“ kündigt Verleger Thomas Schaub einen konsequenten Kostenabbau an. Wie Schaub in einer Mitarbeiterinformation des Verlags schreibt, werde dabei auch der bisher „bestehende Schutzzaun“ um die Redaktion abgebaut. Die Ludwigshafener Regionalzeitung gilt als das Flaggschiff der Medien-Union, die sich Ende vergangenen Jahres indirekt an der in Finanznot geratenen „Süddeutschen Zeitung“ beteiligt hat. Als Gründe für den Sparkurs bei der „Rheinpfalz“ nannte Schaub den Auflagen- und Anzeigenrückgang. Die Auflage des Blattes habe Ende Oktober vergangenen Jahres den Vorjahreswert um 0,8 Prozent (Auflage 244 000 Exemplare) unterschritten. Der Anzeigenumsatz habe 2002 „mit einem zweistelligen Prozentsatz“ unter dem des Jahres 2001 gelegen. „Das hätte ich Ende 2001 noch als Alptraum eingeordnet“, heißt es weiter. Die Zeitung habe in den letzten beiden Jahren fast ein Drittel ihres Anzeigenumsatzes verloren. Nachdem der Verlag im heutigen Stand der Technik keine Möglichkeit mehr sehe, durch Investitionen effizienter zu werden, bleibe nur übrig, „konsequent Kosten abzubauen“. Die „Rheinpfalz“ dürfte freilich trotz des Umsatzrückganges weiter profitabel arbeiten.

Schaub schreibt in der Information an die Mitarbeiter, der Zwang zur Kostensenkung habe dazu geführt, daß das zunächst eher mittelfristige Konzept, die Geschäftsstellen zugunsten von Servicepunkten zu verschlanken, mit größerer Konsequenz umgesetzt werden mußte, auch wenn dies zu Härten geführt habe. Die Entwicklung werde auch zu einem Stellenabbau führen. Sicher werde nicht jede dieser Stellen wegfallen, weil die entsprechenden Arbeiten außerhalb des Verlages zu für den Verlag günstigeren Konditionen erbracht werden. Vielleicht mache diese Tatsache doch den einen oder anderen nachdenklich, bleibt Schaub nebulös. Ende vergangenen Jahres gab es Spekulationen über die Auslagerung von redaktionellen Arbeitsplätzen. Die Verlagsgeschäftsführung wollte damals wie auch gestern keine Stellung gegenüber dieser Zeitung nehmen. Neue Redakteure werden nicht mehr eingestellt und befristete Verträge nicht mehr verlängert, schreibt Schaub weiter. Die Aufgabe der Chefredaktion sei es, die geringeren Kapazitäten so zu konzentrieren, daß das Produkt für die Leser nicht schlechter werde.

Den Austritt aus dem Zeitungsverlegerverband begründete Schaub vor allem mit dem Tarifabschluß des vorvergangenen Jahres, „den wir einigermaßen fassungslos zur Kenntnis nehmen mußten“. Jetzt will er abseits der großen Tarifpolitik „zu hausspezifischen Lösungen“ kommen, mit denen sowohl der Verlag als auch die Mitarbeiter „einigermaßen leben können“. Kurz vor Weihnachten hat sich der Betriebsrat der „Rheinpfalz“ schriftlich bei Verlagsgeschäftsführer Bilz beschwert. Dieser habe sich geweigert, bei der Betriebsversammlung den gesetzlich vorgeschriebenen Bericht zu erstatten. Als Begründung sei dem Betriebsrat genannt worden, daß Veröffentlichungen über Personalabbau und Verbandsaustritt (F.A.Z. vom 5. Dezember 2002) eine Erwartungshaltung an die Versammlung gestellt hätten, die nicht erfüllt werden könne. Betriebsratsvorsitzender Uli Remmel, der sich nicht zu den Vorgängen äußern wollte, verwies in der Versammlung auf den geplanten Stellenabbau. Insgesamt sollen bis Mitte 2004 rund ein Drittel der insgesamt gut 600 Stellen wegfallen.

Doch bei der äußerst verschwiegenen Medien-Union, mit einem Umsatz von schätzungsweise 1 Milliarde Euro einer der größten und wohl auch einer der rentabelsten deutschen Verlage, wird nicht nur gespart, wie der Einstieg bei der „Süddeutschen Zeitung“ zeigt. Dieter Schaub,, graue Eminenz im Konzern und Vater von Thomas Schaub, der die Mehrheit an der Medien-Union hält, hat sich über die Südwestdeutsche Medien Holding in Stuttgart („Stuttgarter Zeitung“, „Stuttgarter Nachrichten“, „Märkische Oderzeitung“) mit 18,75 Prozent am Süddeutschen Verlag beteiligt.

Anfang November hatte die Medien-Union von der Verlagsgruppe Holtzbrinck den Schulbuchverlag Das Bildungshaus Schroedel Diesterweg Bildungsmedien GmbH & Co. KG (Schulbücher) übernommen. Zuvor wurde das Schulbuchprogramm des Schöningh Verlags gekauft. Direkt zur Medien-Union gehören noch die „Freie Presse“ in Chemnitz, der Magazinpresse Verlag in München und der Schulbuchverlag Westermann in Braunschweig. Neben Dieter Schaub halten Nachfahren der „Rheinpfalz“-Lizenznehmer Minderheitsanteile an der Zeitung und am Konzern. (mir.)«
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Jörg Metes

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Jörg Metes
03.01.2003 22.37
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Süddeutsche Zeitung / Südwestdeutsche Medien Holding

(FAZ, 4. Januar 03, Wirtschaft, S. 15:)

»Neue Führungsstruktur für Süddeutsche Zeitung
Vorsitzender des Lenkungsausschusses wird Oliver C. Dubber vom neuen Gesellschafter SWMH
sup. STUTTGART, 3. Januar. Beim Süddeutschen Verlag ändern sich die Macht- und Führungsstrukturen, nachdem die Südwestdeutsche Medien Holding GmbH (SWMH) aus Stuttgart 18,75 Prozent des Kapitals übernommen hat: Als Bindeglied zwischen Geschäftsführung und Gesellschaftern soll ein Lenkungsausschluß installiert werden. Dem dreiköpfigen Gremium werde Oliver C. Dubber vorsitzen, erklärte die Süddeutsche Zeitung. Weitere Mitglieder sind Carl Fichtmüller und Michael Schlockermann, die Anwälte der Gesellschafterfamilien Schwingenstein, die 16,67 Prozent der Anteile hält, sowie der Familie Goldschagg mit 18,75 Prozent.

Der Vorsitzende Dubber wird von der SWMH entsandt. Er ist kaufmännischer Geschäftsführer der Medien-Union Ludwigshafen, die – ebenso wie die Gruppe Württembergischer Zeitungsverleger – mit gut 44 Prozent an der SWMH beteiligt ist. Mit der Berufung des 46 Jahre alten promovierten Kaufmanns Dubber bestätigen sich Vermutungen, wonach Dieter Schaub, der Haupteigner der Medien-Union, eine der maßgeblichen Triebkräfte für den Einstieg der SWMH beim Süddeutschen Verlag gewesen sein dürfte. Auskunft über die Beweggründe ihrer Aktion oder weitere geben aber weder die Geschäftsführung der SWMH noch der Medien-Union.

Die Aufgaben des Lenkungsausschusses sind offenbar noch nicht klar definiert. Bisher sei lediglich der Grundsatzbeschluß gefallen, sagte der Unternehmenssprecher. In der Branche wird spekuliert, daß sich die SWMH durch den Lenkungsausschuß beträchtlichen Einfluß auf die erforderliche Restrukturierung des Münchener Verlagshauses verschaffen werde.

Geplant seien Einsparungen von deutlich mehr als 100 Millionen Euro. Bis Ende des Jahres 2004 sollen von den bisher 5000 Arbeitsplätzen 950 Stellen gestrichen werden. Im Jahr 2004 solle der Süddeutsche Verlag wieder einen Gewinn in zweistelliger Millionenhöhe ausweisen, während im Jahr 2001 ein Fehlbetrag von fast 44 Millionen Euro ausgewiesen wird. Falls sich im Zuge der Restrukturierung weiterer Kapitalbedarf zeigte, stünde die SWMH mit einer weiteren Geldspritze bereit, hat das Stuttgarter Unternehmen bereits signalisiert.

Die schlechte Kapitalausstattung des Münchener Unternehmens gilt als einer der wesentlichen Gründe, warum der Verlag von der Krise des Zeitungsmarktes so hart getroffen wurde. Das Nachrichtenmagazin „Focus“ zitiert einen Betriebsrat mit der Aussage, allein in den Jahren 1998 bis 2000 hätten sich die Alt-Gesellschafter 150 Millionen Euro Gewinne auszahlen lassen.

Während der Süddeutsche Verlag tief in der Krise steckt, weist die SWMH (mit der „Stuttgarter Zeitung“ als Flaggschiff) gute Renditen auf. Der Jahresabschluß für das Jahr 2001, der jetzt im „Bundesanzeiger“ veröffentlicht wurde, weist zwar einen drastischen Einbruch beim Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit um 31,8 Prozent aus. Selbst dann entspricht das Ergebnis mit 53,4 Millionen Euro bei einem Umsatz von 280,3 Millionen Euro immer noch einer Umsatzrendite von 19 Prozent. Deutlich stärker als das Ergebnis ging die Steuerbelastung zurück, so daß der Rückgang beim Konzernjahresüberschuß weniger stark ist. Nach Steuern verbleiben 38,8 Millionen Euro, 20 Prozent weniger als im Vorjahr.

Investitionen von 49,8 Millionen Euro, überwiegend für den Neubau einer Zeitungsdruckerei in Stuttgart, wurden aus den Eigenmitteln finanziert. Die Kapitalausstattung ist auch am Ende des Jahres noch mehr als solide. Während die Verbindlichkeiten 13 Prozent der Bilanzsumme ausmachen, stehen auf der Aktivseite flüssige Mittel (Wertpapiere und Kassenbestand) von insgesamt 167 Millionen – knapp die Hälfte der Bilanzsumme.«
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Jörg Metes

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Reinhard Markner
29.12.2002 12.54
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Das Jahr der Medien (in der Schweiz)

Rückschau auf bewegte Zeiten (NZZ, 30. 12. 2002)

Die Schweizer Medienbranche steht am Jahresende arg zerzaust da. Hoffnungen auf einen Stopp des Abwärtstrends haben sich nicht erfüllt. Doch es wird auch Neues geplant.
«Schwierige Zeiten sind gute Zeiten», so das Motto der Schweizer Verleger an ihrer Jahrestagung vom 8. Januar. Vorsichtig optimistisch wagte man den Blick in die Zukunft. Man wollte sich auf das Kerngeschäft zurückbesinnen und bekannte sich zum Qualitätsjournalismus. Doch es sollte anders kommen. Ein Erdbeben von mittlerer Stärke erschütterte die Medienbranche, kaum ein Schweizer Medienhaus, dass nicht von den Turbulenzen betroffen wurde.

Drei Faktoren waren in diesem Jahr bestimmend für den miserablen Geschäftsgang. Durch die allgemeine Wirtschaftsflaute gingen die Werbeaufträge massiv zurück, während parallel dazu die Kauflust der Konsumenten abnahm. Die Kosten für den Druck und Vertrieb von Presseerzeugnissen stiegen. Der Konkurrenzkampf führte zu kostenintensiven Investitionen. So fehlten den Verlagen auf der Einkommensseite massive Beträge bei wachsenden Produktionskosten. Die Folgen blieben nicht aus. Die Medien mussten immer häufiger in eigener Sache über Schliessungen, Entlassungen und Führungswechsel berichten.

Streit um Jean Frey
Auch der Verleger des Boulevardblatts «Blick», Michael Ringier, plädierte für eine Presse, die «Denken und damit Wissen voraussetzt, erklärt und aufklärt». Da hielt er sich noch für den künftigen Käufer der traditionsreichen «Weltwoche». Auf den Jahreswechsel war bekannt geworden, dass Ringier die Jean Frey mit allen Titeln übernehme. Doch noch während dem Due-Diligence-Verfahren durch die Wettbewerbskommission platzte das Geschäft. Überraschend übernahm am 8. Februar die Swissfirst Bank im Auftrag anonymer Geldgeber das Verlagshaus. Filippo Leutenegger, der zuvor als Chefredaktor beim Fernsehen DRS entlassen und freigestellt worden war, wurde neuer Geschäftsleiter. Aus Protest kündigte die Redaktionsleitung des «Beobachter» und lief zu Ringier über. Sie folgten damit dem ehemaligen Direktionspräsidenten der Jean Frey, Rudolf Bächtold, der zuletzt für die «Weltwoche» tätig war.

[...]

Neue «NZZ am Sonntag»
Zahlreiche Medienleute aus allen Häusern wanderten zur neu gegründeten «NZZ am Sonntag» ab. Die Lancierung der Zeitung erfolgte wie geplant am 17. März und sorgte im Vorfeld für Gesprächsstoff, denn der Werbemarkt war nach wie vor träge, das Umfeld schwierig, die Konkurrenz alarmiert.

«Weltwoche» im neuen Kleid
Fast unmerklich ging daher der Relaunch der «Weltwoche» von statten. Trotz kritischer Bemerkungen aus der Branche entwickelten sich die Kioskverkäufe und die Auflage recht gut. Bis Ende November nahm die Leserschaft um einen Drittel zu.

Krise in der Medienbranche
Doch längst hatte sich in der Medienbranche Katzenjammer breitgemacht. Bezahlte Werbung wurde rares Gut. Elektronische wie Print-Medien mussten Sparmassnahmen vornehmen. Am stärksten betroffen waren die Online-Medien. Zahlreiche Dienste wurden ersatzlos eingestellt, andere bauten Stellen ab und setzten auf Lean Production. Vor kurzem noch die Hätschelkinder der Branche, wurden die Websites zu den Prügelknaben, die viel Geld kostetet, deren «Return on Investment» jedoch länger dauerte, als angenommen.

Auch bei den anderen Medien, insbesondere der Presse, wurden viele Stellen abgebaut oder zumindest ein Stellenstopp verfügt. Unrentable Publikationen wie «Metropol» und «Meyer's» wurden eingestellt oder, wie im Fall von «MoneyCab» und «Swisscontent», verkauft. Zahlreiche Medienhäuser, darunter auch die Neue Zürcher Zeitung, mussten Mitarbeiter entlassen oder frühpensionieren.

Führungswechsel
Zusätzlich begann eine Rochade in den Chefetagen. Kenneth Angst verliess die «Weltwoche», Jürg Lehmann wurde beim «Blick» von Werner De Schepper, Mathias Nolte beim «Sonntags-Blick» von Martin Hofer abgelöst. Die «Aargauer Zeitung» ersetzte Hans Fahrländer durch das Duo Markus Gisler und Peter Buri. «L'Hebdo» wird neu von Alain Jeannet geführt, nachdem Ariane Dayer überraschend demissioniert hat. Schliesslich sorgte die Zürcher Tamedia Ende November für Überraschung. Seit der ehemalige Ringier-Mann Martin Kall am 1. April zum Unternehmensleiter berufen worden war, munkelte man über bevorstehende Veränderungen in Haus. Diese liessen nicht lange auf sich warten. Zuerst erfolgte ein Umbau der Konzern- und Verlagsleitung, dann die Ernennung von Peter Hartmeier zum Chefredaktor des «Tages-Anzeigers». Kurz darauf gab der Konzern die Lancierung eines Pendlerblatts «Express» bekannt und ernannte Marco Boselli zum Chefredaktor.

[...]

Was bringt die Zukunft?
Die Prognosen für das kommende Jahr sind nicht rosig, doch es überwiegen die Stimmen, die einen Hoffungsschimmer am Horizont sehen. Im nächsten Jahr dürften die Anzeigenumsätze wieder steigen, so das Forschungsinstitut Prognos in seinem jüngsten Report, «sofern der erwartete Wirtschaftsaufschwung tatsächlich Realität wird». Anfangs Januar tagt der Verband Schweizer Presse wieder in Zürich. Thema ist die Pflege der «weichen Werte»: Reputation, Inhalte, Ideen. Qualität eben.

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Jörg Metes
19.12.2002 06.05
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Kronen Zeitung / WAZ

»Jobs streicht auch die „Kronen Zeitung“
Regionalredakteure müssen gehen


Österreichs weitaus gewinnträchtigste Tageszeitung reiht sich unter jene Titel, die unter dem Druck der Werbekrise ihren Mitarbeiterstand reduzieren.
In den Bundesländerredaktionen der „Krone“ würden derzeit ältere und somit auch teurere Mitarbeiter gekündigt, und das „fast schon reihenweise“, schreibt das Branchenmagazin „Der Österreichische Journalist“.
Aus der Salzburger Redaktion sei ein Lokaljournalist erst vor kurzem zur Verstärkung nach Oberösterreich geholt worden, nun habe er den Blauen Brief bekommen wie auch ein langgedienter Mitarbeiter in Linz. In Salzburg werde ebenfalls ausgedünnt, zwei Redakteure nennt das Branchenmagazin. Ein bis zwei weitere Redakteure der Steirerkrone dürften folgen, ein angestellter Fotograf arbeite nun als Freelancer für die Grazer Redaktion.
„Krone“-Betriebsrat Erich Schönauer weist auf STANDARD-Anfrage den Begriff der Kündigung zurück – von solchen sei ihm „nichts bekannt“. Vielmehr habe es „einvernehmliche Trennungen“ gegeben, „das sind keine Kündigungen“. Dass an die zehn Mitarbeiter in den Bundesländern betroffen sind, wollte er nicht bestätigen: „Die genauen Zahlen hat die Geschäftsführung.“
Herausgeber und Hälfteeigentümer Hans Dichand war dazu nicht erreichbar; einen protestierenden Betriebsrat soll er auf die Essener WAZ-Gruppe verwiesen haben, der die andere Hälfte der „Krone“-Anteile gehört. WAZ-Chef Erich Schumann ließ nun ausrichten, er habe „derzeit nichts zu sagen“.
Die „Krone“ unfreiwillig verlassen hat auch Popjournalist Alex Haide.«

(meldet heute: DER STANDARD / Wien)
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Jörg Metes

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Jörg Metes
13.12.2002 20.55
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Heinrich Bauer Verlag

(FAZ, 12.12.2002, Nr. 289, S. 17:)

»Bauer behauptete sich in der krisengebeutelten Medienbranche
Kirch-Aktivitäten sollen im Januar übernommen werden / Umsatzzuwachs / Auslandsanteil über ein Drittel

Heinrich Bauer Verlag, Hamburg. Für Verleger Heinz Bauer, Inhaber von Europas führendem Zeitschriftenverlag, birgt jede Krise auch eine Chance, und diese sieht er in der Übernahme der Kernaktivitäten der Kirch-Media-Gruppe (ProSiebenSat.1). Man sei dazu auf gutem Wege, ließ er jetzt anläßlich der Vorlage neuer Zahlen auf Anfrage versichern. Allerdings gebe es noch „gewissen Diskussionsbedarf“, bevor es soweit sei. Im Januar sollen die Verträge allerdings unter Dach und Fach sein. In seinem eigentlichen Betätigungsfeld hat sich die Gruppe in der krisengeschüttelten Medienbranche wie „ein Fels in der Brandung“ behauptet. Mit einer durchschnittlich verkauften Auflage von mehr als 19,5 Millionen Exemplaren im Erscheinungsintervall (3. Quartal 2002) und einem Marktanteil von 30,29 Prozent habe man seine Positionen auf hohem Niveau behauptet oder sogar ausgebaut und den Umsatz leicht auf 1,78 (Vorjahr: 1,75) Milliarden Euro erhöht. Das kommende Jahr beurteilt der vorsichtige Verleger zurückhaltend. Wachstum werde nur durch neue Produkte und Zukäufe möglich sein. Kostenmanagement bleibe daher ein wichtiger Stabilisierungsfaktor und das Auslandsgeschäft unter dem Gesichtspunkt des Risikoausgleichs eine wichtige Größe.

Im Gegensatz zu den meisten Printmedien ist der Bauer Verlag weniger von der Werbekonjunktur abhängig. Nur ein gutes Fünftel des Umsatzes entfällt auf Anzeigenerlöse, und während die Konkurrenz in der Regel große Einbußen hinnehmen mußte, konnte Bauer seine Anzeigenerlöse sogar um gut 3 Prozent auf 371 Millionen Euro ausweiten. Maßgeblich daran war das Auslandsgeschäft beteiligt, auf das inzwischen mehr als ein Drittel des Umsatzes (665 Millionen Euro) entfällt und das zudem erheblich zum Ertrag beitragen dürfte. Angaben dazu verweigert der Verleger freilich weiterhin. Als Familienunternehmen ist die Gruppe dazu auch nicht verpflichtet. Die jetzt für 2001 vorgelegte Konzernbilanz gibt nur geringe Aufschlüsse. Die Finanzkraft ist groß. Rund 40 Prozent der Bilanzsumme (844 Millionen Euro) werden allein durch die Positionen Wertpapiere, Schecks und Guthaben gedeckt, und der überwiegende Teil der Position „sonstige Verbindlichkeiten“ (502 Millionen Euro) sind Darlehen der Familie Bauer.

Wichtigste Säule des Erfolg sind die mit wenig Aufwand und hoher Auflage in den Markt gedrückten Programmzeitschriften (Marktanteil: 55 Prozent), Jugendzeitschriften (39), Frauenzeitschriften (19) und die Klatschblätter (35). Darunter befinden sich zwei Titel („TV Movie“, „TV 14“) mit einer Auflage von mehr als 2 Millionen Exemplaren, weitere drei („Auf einen Blick“, „tv Hören und Sehen“, „Neue Post“) mit einer Auflage von mehr als 1 Million Exemplaren. Im Ausland ist Bauer inzwischen in zwölf Ländern tätig und damit nach Gruner + Jahr der Zeitschriftenverlag mit dem zweitgrößten Auslandsanteil. In Großbritannien ist Bauer die drittgrößte Verlagsgruppe und stellt drei der fünf meistverkauften wöchentlichen Zeitschriften. In den Vereinigten Staaten wurde die wöchentliche Frauenzeitschrift „Woman's World“ (Auflage: 1,7 Millionen Stück) in diesem Jahr erstmals Marktführer im Einzelverkauf. In Polen ist die Bauer Verlagsgruppe inzwischen mit 27 regelmäßig erscheinenden Titeln (darunter „Tele Tydzien“ mit 1,55 Millionen Exemplaren) und einer Auflage von rund 10 Millionen Stück je Erscheinungsintervall mit großem Abstand Marktführer im Zeitschriftengeschäft. (Sch.)«
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Jörg Metes

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Jörg Metes
27.11.2002 15.24
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Südwestdeutsche Medienholding / Holtzbrinck

Ein Bericht aus der FAZ von heute:

»Schaff'sch beim Bosch, no haltsch dai Gosch'
In Stuttgart muß man das Gras wachsen hören: Wie die Südwestdeutsche Medienholding und Holtzbrinck im geheimen wirken

Mercedes zu fahren ist in Stuttgart ganz normal. Man hält hier viel von der Marke mit dem Stern, und man bekommt die Autos am Stammsitz von Daimler-Chrysler auch vergleichsweise günstig. Auffallend viele aber fahren ohne Typenschild. Warum sollte man zeigen, was man hat? Es reicht doch, es zu haben. Mit anderen Errungenschaften verhält es sich ebenso. Vor allem die Wirtschaft ist ein Spiegelbild der Mentalität. Nur selten wird hier mit Superlativen operiert, obgleich sich unzählige finden ließen. Vor allem gibt es hier Weltmarktführer für alles mögliche: für Dieselkaltstartsysteme, für Kettensägen und für Büstenhalterverschlüsse. Viele Betriebe sind ganz klein, gelten in ihrer Nische aber als die größten. Viele sind ganz groß und trotzdem ganz unbekannt. Wer weiß schon, wie der Chef von Bosch heißt – immerhin einem der größten Autozulieferer der Welt? Dort – wie auch bei fast allen anderen Unternehmen – gehört Bescheidenheit und vor allem Schweigsamkeit zum Bestandteil der Firmenkultur: „Schaff'sch beim Bosch, no haltsch dai Gosch'", scherzt man in Stuttgart.
Dabei ist Humor hier keine Tugend. Zum Lachen geht man hier in den Keller, lästern rheinische Frohnaturen. Öffentliches Amüsement jedenfalls gibt es nicht. Auch keinerlei gesellschaftliche Ereignisse, die man nicht verpassen dürfte, weil man dort garantiert wichtige Menschen aus allen Lebensbereichen träfe, etwa Hermann Scholl (so heißt übrigens der Chef von Bosch) und dazu noch den Ministerpräsidenten Erwin Teufel, aber auch die Tänzerin Marcia Haydée. Auch Dieter von Holtzbrinck trifft man nicht. Sollte der heute 61 Jahre alte Verleger wider alle Gewohnheit doch einmal auftauchen, dann würde er kaum erkannt, und auch sein Halbbruder Stefan von Holtzbrinck, 38 Jahre alt, nicht, der seit dem vergangenen Jahr den Medienkonzern führt. Jürgen Dannenmann taucht gelegentlich sogar bei offiziösen Empfängen auf. Jürgen Dannenmann, wer ist das noch mal? Ach ja, der Geschäftsführer der „Stuttgarter Zeitung“.
In Stuttgart im verborgenen zu wirken ist normal. Holtzbrinck ist zwar ein Milliardenkonzern mit mehr als zehntausend Angestellten. Doch in der Zentrale arbeiten nicht einmal hundert. Das schlichte Gebäude fällt in einem vornehmen Wohngebiet in Stuttgarter Halbhöhenlage kaum als Bürohaus ins Auge. Die in den neunziger Jahren aufgekommene Mode des „Lean Management“ wird hier müde belächelt. Luxus hat man sich nie gestattet. Allenfalls den Luxus, stur zu sein und auf Prinzipien zu beharren. Möglicherweise wird das jetzt die „Berliner Zeitung“ ausbaden müssen, die nach Ansicht des Kartellamts nicht in die Hände von Holtzbrinck gehört, weil dem Konzern schon der Berliner „Tagesspiegel“ gehört. Holtzbrinck ist anderer Ansicht und hat Streitlust signalisiert, notfalls kämpft man bis zur letzten Gerichtsinstanz. Vielleicht kann Holtzbrinck sich solche Eskapaden – andere mögen sagen: Gelassenheit – leisten. Zwar wurde im Sommer kolportiert, Holtzbrinck habe allenfalls noch bis zum Jahresende genug flüssige Mittel. Das klang glaubhaft angesichts der Hiobsbotschaften – etwa aus den Wirtschaftspublikationen, bei denen nach dem Ende des Börsenhypes Auflage und Anzeigenumfang vereint in den Keller gingen. Doch nun meldet Holtzbrinck, in diesem Jahr werde eine Summe jenseits von zehn Millionen Euro als Gewinn ausgewiesen. Immerhin. Erwirtschaftet irgendwie irgendwo, gerade auch im Ausland, wo fast die Hälfte des Geschäfts läuft. Tendenz steigend, vor allem in den Vereinigten Staaten und Großbritannien, in Mexiko, Australien und Indien.
Diese bruchstückhaften Informationen sind schon viel im Vergleich zu dem, was man über die Südwestdeutsche Medienholding weiß, jenes Unternehmen, das im Volksmund „Stuttgarter Zeitung“ genannt wird und lange auch so ähnlich hieß. Aber da war schon der Name Täuschung. Die „Stuttgarter Zeitung“ ist zwar das Flaggschiff des Verlags, ein Blatt mit knapp 150 000 Auflage, das den Anspruch erhebt, seinen Lesern die Qualität einer überregionalen Zeitung zu bieten. Doch der viel größere Teil setzt sich zusammen aus Beteiligungen an allerlei kleineren Verlagen, die meist den redaktionellen Mantel der „Stuttgarter Nachrichten“ beziehen, in ihrem Verbreitungsgebiet aber in Konkurrenz zur „Stuttgarter Zeitung“ treten.

Nie an einem Kantinentisch

Auch in Stuttgart selbst ist der Wettbewerb zwischen den Konzern-Zeitungen Programm. Zwar arbeiten „Stuttgarter Zeitung“ und „Stuttgarter Nachrichten“ in Verwaltung, Anzeigenverkauf und Vertrieb eng zusammen, die redaktionellen Konzepte aber sind scharf abgegrenzt. Redakteure der „Zeitung“, die in der gemeinsamen Kantine an einem Tisch mit den „Nachrichten“-Kollegen sitzen, werden mißtrauisch beäugt. Private Beziehungen zu pflegen ist nicht üblich zwischen den Journalisten der „Zeitung“, die im zweiten Stock des Verlagsgebäudes untergebracht sind, und jenen der „Nachrichten“, die eine Etage darüber residieren. Gemeinsame Dienstfahrten, und wäre es ans andere Ende des Landes, sind undenkbar, Kosten hin oder her. Die Furcht um die publizistische Vielfalt hat sich insofern als unbegründet erwiesen.
Ernüchternd mag wirken, daß dieser Effekt allein wirtschaftlichem Kalkül zu verdanken ist. Jürgen Dannenmann, Geschäftsführer ebenjener Südwestdeutschen Medienholding, ist gelernter Wirtschaftsprüfer und Schwabe noch dazu. Für ihn ist die Zeitung ein Produkt, das in einem bestimmten Markt zu positionieren ist, und zwar so exakt, daß der größtmögliche Gewinn zu erzielen ist. Am besten erfüllt diese Ansprüche die „Stuttgarter Zeitung“, die nach seinen Maßstäben ein Premiumprodukt ist, im Gegensatz zu den „Nachrichten“, die in knapper Form das Wichtigste aus Politik und Gesellschaft, aus Wirtschaft und Sport zusammenzutragen hat, nicht unbedingt im Boulevardstil, aber doch so, daß sich jeder angesprochen fühlt, auch Häberle und Pfleiderer in der schwäbischen Provinz. Die Logik der unterschiedlichen Positionierung führt zu einer erkennbar deutlich besseren Ausstattung der „Stuttgarter Zeitung“, etwa mit Korrespondenten in aller Welt, aber vor allem auch in allen Winkeln des Landes. Ein Premiumprodukt, das weiß der Marketingexperte, muß mit entsprechenden Mitteln und mit hochqualifiziertem Personal ausgestattet sein, für das man auch tiefer in die Tasche zu greifen bereit ist. Daß die Redakteure, auch die Hierarchen unter ihnen, oft das Gefühl haben, ihr Geschäftsführer höre ihnen nicht zu, wenn sie etwas zu erzählen hätten, steht dahin. Sie schaffen auch ohne den Austausch mit dem Geschäftsführer ein erfolgreiches Produkt, und dieses Ziel eint die Parteien, wenngleich aus völlig unterschiedlichen Motiven.

Schwabe und Wirtschaftsprüfer

So wie dem Geschäftsführer Jürgen Dannenmann in den zwölf Jahren seines Wirkens an der Spitze der Verlagsgruppe die Bedürfnisse der Redaktion im einzelnen fremd geblieben sind, so sehr sind umgekehrt den Journalisten die Zwänge fremd, in denen sich der Geschäftsführer bewegt. Sicher, man hat es damals registriert, daß Jürgen Richter, die graue Eminenz, das Haus wohl nicht im Frieden mit dem Groß-Gesellschafter Dieter Schaub aus Ludwigshafen verlassen hat, als er in den frühen neunziger Jahren an die Spitze des Springer-Verlags wechselte. Man nimmt auch wahr, daß der Ulmer Verleger Eberhard Ebner eine wichtige Rolle spielt, der Grandseigneur unter den württembergischen Zeitungsverlegern. Aber wer mit wem warum etwas zu tun hat, das wissen selbst die Kollegen aus der Wirtschaftsredaktion allenfalls der Spur nach, jene, die in der Textilindustrie das Gras wachsen hören und die Machtverhältnisse beim Weltkonzern Daimler-Chrysler auseinanderklamüsern. Nicht umsonst wurden die Gerüchte über den Einstieg der Stuttgarter Medienholding beim Verlag der „Süddeutschen Zeitung“ nicht zuerst in Stuttgart, sondern in München vernommen. Und während die „Süddeutsche Zeitung“ einen Pressesprecher hat, der über die grundlegenden Dinge Auskunft geben kann, muß man in Stuttgart auf persönliche Audienz beim Geschäftsführer hoffen. Auch hier: Lean Management. Einen Pressesprecher kennt dieses Unternehmen nicht, das zwei Drittel der in Baden-Württemberg gedruckten Tageszeitungen verbreitet.
Mit Holtzbrinck, so könnte man denken, müßte sich dieser Verlag innig verbunden fühlen. Indes weiß man nichts dergleichen. Gerüchteweise soll Holtzbrinck dem Kartellamt bis zum Stichtag am 4. Dezember einen Vorschlag unterbreiten, wie die „Berliner Zeitung“ doch in den Konzern übernommen werden könnte: nämlich durch eine Zusammenarbeit mit der Medienholding, die ebenfalls am Zeitungsmarkt der Hauptstadt interessiert ist, nicht zuletzt weil sie (auch wenn sie sich Südwestdeutsch nennt) die „Märkische Oderzeitung“ in Frankfurt an der Oder besitzt. Von beiden Konzernen wird dementiert, daß es Gespräche über eine solche Lösung gibt. Aber insgeheim rechnet man in der Branche schon damit, daß die Stuttgarter gemeinsam auch den Berlinern zeigen könnten, wie man mit Zeitungen Geld verdient.
SUSANNE PREUSS«

(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.11.2002, Nr. 277 / Seite 40)
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Jörg Metes

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Theodor Ickler
25.11.2002 14.55
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Stimmt

Da ist mir tatsächlch eine Verwechslung unterlaufen, ich meinte einen anderen Jornalisten, der auch nicht pensioniert, sondern anderweitig zum Schweigen gebracht worden ist und den ich deshalb auch nicht nennen will, obwohl mir sein Name inzwischen wieder eingefallen ist. (Aber bei der RNZ ist es sehr bedauerlich verlaufen, das stimmt schon.)
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Th. Ickler

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Reinhard Markner
25.11.2002 11.38
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Dieter Roth

War der nicht bei der Rhein-Neckar-Zeitung ? Oder verwechsle ich da etwas ?

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Theodor Ickler
25.11.2002 04.37
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Stuttgarter Zeitung

Die Stuttgarter Zeitung hat sich durch besonders militante Durchsetzung der Rechtschreibreform verdient gemacht. Allerdings haben auch die zuerst liberaleren Stuttgarter Nachrichten nach der Pensionierung von Dieter Roth die Tore gegen die Reformgegner verrammelt.
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Th. Ickler

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Jörg Metes
24.11.2002 17.37
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Südwestdeutsche Medien Holding / Süddeutscher Verlag

»Sechster im Bunde der Gesellschafter beim Süddeutschen Verlag ist die Südwestdeutsche Medien Holding, Stuttgart. Die verschwiegenen Schwaben greifen für ihre Verhältnisse tief in die Tasche und überweisen einen dreistelligen Mio-Euro-Betrag. Mindestens 100 Mios braucht der SV, um über die Runden zu kommen. Da der SV bekannt klamm ist und dementsprechend eine schlechte Verhandlungsposition hat, dürfte der Einstiegspreis kaum über dem Nötigsten liegen. Die fünf Alt-Gesellschafter müssen jetzt abgeben. Die neue Gesellschafterstrultur des SV sieht wie folgt aus: je 18,75% halten die Südwestdeutsche Medien Holding und die Familienstämme, Friedmann, von Seidlein und Goldschagg. 16,67% hält der Familienstamm Schwingenstein und 8,33% der Familienstamm Dürrmeier. „Das ist eine willkommene Erweiterung des Gesellschafterkreises mit Partnern, die gut zu uns passen“, so Dürrmeier, der derzeit Sprecher der Gesellschafter ist. Zur Südwestdeutschen Medien Holding gehören über verschiedene Beteiligungskonstruktionen u.a. die „Stuttgarter Zeitung“, „Stuttgarter Nachrichten“, „Südwest Presse“, „Rheinpfalz“, „Märkische Oderzeitung“. Pressemeldungen, wonach Ex-BertelsmannSpringer-Chef Jürgen Richter neuer Geschäftsführer beim SV werden soll, hat der Verlag dementiert.«

(meldet heute: täglichkress)
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Jörg Metes

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Jörg Metes
23.11.2002 09.25
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Süddeutsche Zeitung

(Die Süddeutsche Zeitung berichtet am 23.11. in eigener Sache:)

»Süddeutscher Verlag sortiert sich neu
Der Süddeutsche Verlag (SV) hat mit einem Paket von Maßnahmen zur Ergebnisverbesserung über 40 Millionen Euro auf die verschlechterte Geschäftslage reagiert.

(SZ vom 23.11.2002) — Bis Ende 2004 sollen noch einmal über 300 Stellen im Verlag abgebaut werden. Über den möglichen Eintritt eines neuen Investors oder Gesellschafters, über den in den vergangenen Wochen spekuliert wurde, sei noch nicht entschieden.
Begründet werden die Maßnahmen in einer Erklärung mit der andauernden Medienkrise, die sich auch im vierten Quartal 2002 fortgesetzt habe. Für das laufende Jahr rechne der Verlag mit einem „negativen Ergebnis im hohen zweistelligen Millionenbereich“.
Neben dem Rückgang der Anzeigenumsätze seien Restrukturierungskosten und Wertberichtigungen auf Beteiligungen zu verkraften. Im Laufe dieses Jahres waren bereits Maßnahmen über 90 Millionen Euro eingeleitet worden, diese werden allerdings überwiegend erst 2003 wirksam.
Das seit Mitte Oktober mit der Unternehmensberatung Roland Berger erarbeitete Paket sieht eine umfangreiche Restrukturierung in fast allen Geschäftsfeldern vor, eine engere Verzahnung von Unternehmensbereichen, Stellenabbau und die Reduzierung von Material- und Sachkosten.
Noch keine Entscheidung über Fachinformationen
Dirk Refäuter, Sprecher der SV-Geschäftsführung, erklärte: „Um die Substanz der Mediengruppe Süddeutscher Verlag für unsere Kunden im Leser- wie Anzeigenmarkt zu erhalten, dürfen auch die jetzt beschlossenen weiteren Kostensenkungen die Qualität und die Marktposition unserer Titel nicht nachhaltig beeinträchtigen. Darauf zu achten, hat für uns und alle SV-Mitarbeiter höchste Priorität.“
Einen signifikanten Verlust an Qualität würden weder Leser noch Anzeigenkunden akzeptieren. Der SV werde sich künftig auf sein Flaggschiff, die Süddeutsche Zeitung, konzentrieren und die Kosten an das verringerte Geschäftsvolumen anpassen. Es gehe um die Sicherung der regionalen und den Ausbau der überregionalen Position der SZ.
Im Unternehmensbereich Fachinformationen sei über die angekündigten Teilverkäufe noch keine Entscheidung getroffen worden. Hier sollten vor allem Führungsebenen abgebaut werden, vor allem in der Zwischenholding SVHFI.
Auch das Standortkonzept werde überarbeitet. Im Unternehmensbereich Regionalzeitungen würden die bereits eingeleiteten Maßnahmen fortgesetzt.
Betriebsbedingte Kündigungen unvermeidbar
Einsparungen bei Material- und Sachkosten bilden in dem Paket mit 50 Millionen Euro den größten Block. Rund 30 Millionen sollten durch den Abbau von Personal eingespart werden. Dabei gebe die Geschäftsführung Auflösungsverträgen und Altersteilzeitmodellen den Vorzug.
„Betriebsbedingte Kündigungen in größerem Umfang werden sich aber nicht vermeiden lassen und zum Teil noch in diesem Jahr ausgesprochen“, hieß es.
Chief Operating Officer Klaus Josef Lutz erklärte: „Es wartet noch viel Arbeit auf uns. Trotz der angespannten Lage rechnen wir aber schon für 2003 mit einem positiven Ergebnis und für 2004 mit einem zweistelligen Millionengewinn.
Die Mediengruppe hat also insgesamt gesehen eine gute Perspektive, mittelfristig wieder an die unternehmerischen Erfolge der Vergangenheit anzuknüpfen.“
Zur Frage eines neuen Investors erklärte Hanswilli Jenke, Chief Financial Officer: „Wir arbeiten gemeinsam mit unseren Gesellschaftern an diesem Thema. Es zeichnet sich mittlerweile eine Lösung ab.“«
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Jörg Metes

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