Re: Rechtschreibtests
Ursprünglich eingetragen von RenateMariaMenges:
Die Faustregel heißt: Wenn die Schüler jünger sind, muss man neue Rechtschreibtests anwenden, bei älteren Schülern muss man überlegen, was man benützt, denn es gilt ja die Übergangsfrist.
Seltsame Faustregel, allerdings sehr vielsagend. Eigentlich müßte doch vorrangig den älteren Schülern die reformierte Rechtschreibung beigebracht werden, wenn man annimmt, daß sie nach der Übergangsfrist überall erwartet wird. Bei den jüngeren Schülern hat man ja noch mehr Zeit, den Stoff durchzunehmen und noch mehr Möglichkeit, auf Gewohnheitsbildung einzuwirken. Frau Menges vertritt ja offenbar immer noch die Erwartungshaltung, die neue Rechtschreibung werde es schon irgendwie überstehen und am Ende erfolgreich anerkannter Standard sein. Wer aber diese Erwartung an den Tag legt und die erwähnte Faustregel befolgt, nimmt hin, daß die älteren Schüler im Regen stehen gelassen werden.
Mir scheint, der dahinterstehende Gedankengang ist der, daß die jüngeren Schüler noch viel leichter formbar sind. Die älteren haben dann eben Pech gehabt, bei denen ist es zu mühsam (viele sind vielleicht auch schon zu kritisch und selbständig, um sich von einen Zauber vereinnahmen zu lassen, dessen Faulheit allgemein bekannt ist).
Oder sagt man sich, die älteren sind benachteiligt, weil sie mit der alten Rechtschreibung Lesen und Schreiben gelernt haben und deswegen Schwierigkeiten mit der Umgewöhnung? Will man ihnen deswegen keine Tests mit Reforminhalt zumuten? Aber wozu sind denn Tests überhaupt da? Sollte die Schule nicht auf die Außenwelt vorbereiten? Manchmal könnte man meinen, viele Schulschaffende begriffen Schule nur als spielerischen Zeitvertreib mit erzieherischem Nebeneffekt für Kinder und Jugendliche, mit dem Zweck, deren Eltern zu entlasten die Vermittlung von relevanten, nützlichen Wissensinhalten und Fähigkeiten scheint beinahe zum Alibi verkommen zu sein und nicht mehr wirklich im Mittelpunkt zu stehen. (Wobei diese Schulschaffenden das Bild nicht zwangsläufig selbst entworfen haben haben müssen, sondern oftmals wohl aus einer gesellschaftlichen Not eine mehr oder weniger heimliche Tugend zu schnitzen versuchten.)
Oder ein anderer Gedankengang? Frau Menges, erklären Sie das bitte.
Dagegen steht im Rechtschreibtest der Deutschen Gesellschaft für Personalwesen: " In der nun vorliegenden 3. überarbeiteten und neu normierten Auflage wurde bewußt auf Lückenwörter verzichtet, die von der Rechtschreibreform betroffen sind. von M Kersting und K. Althoff, in Vorbereitung.
Ein Grund hierfür ist wohl, daß die Autoren des Rechtschreibtests die Reform bzw. ihre Überlebenschancen selber als sehr zweifelhaft einschätzen. Und der beruht wahrscheinlich auf dem zweiten Grund, daß die Autoren sehr genau wissen, daß im Personalwesen keinesfalls überall die neue Rechtschreibung favorisiert wird. Also macht man lieber einen Test, bei dem die Reform keine Rolle spielt. Die Firmen testen zur Einstellung lieber das, was offenbar auf jeden Fall Bestand haben wird. Das könnte doch mal zu denken geben: Die Änderungen stören nur. Mit ihnen ist absolut kein Gewinn welcher Art auch immer verbunden.
Letzten Sommer hat mich das Arbeitsamt übrigens zu einer Feststellungsmaßnahme geschickt, bei der auch ein Rechtschreibtest vorkam. Das einzige, was in dem Text nach der Reform einen Unterschied gemacht hätte, war ein Komma, das man gemäß Reformregelwerk auch hätte weglassen können.
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