Willkommen und Rechtschreibforum
Suche in Gästebüchern
Das neue Gästebuch
Dieser Faden ist 18 Seiten lang:    1  2  3 · 10 · 12  13  14  15   16  17  18  antworten       Gasteintrag
Theodor Ickler
07.03.2003 08.17
Diesen Beitrag ansteuern
Das "das"

Die Einheitsschreibung scheiterte am Widerspruch der Kultusbehörden. Wissenschaftlich begründet wurde er durch umfangreiche Untersuchungen, zum Beispiel von Horst H. Munske (nachzulesen in dessen Buch „Orthographie als Sprachkultur“). Der Hauptgedanke ist: Konjunktion und Pronomen bzw. auch der Artikel stehen sehr oft an derselben Position im Satz, so daß irreführende Deutungen ständig naheliegen. Da die Schrift gegenüber dem gesprochenen Wort ohnehin (in gewissem Sinne) defizient ist, hat sich schon früh die graphische Unterscheidung der vom Ursprung her ja identischen Wörter als zweckmäßig erwiesen. Sie gehört sei vielen Jahrhunderten zum eisernen Bestand der deutschen Schreibtechnik. Die Einheitsschreibung sollte einem Anfängerfehler abhelfen, aber die Schulbehörden ware aus gutem Grund dagegen, die Meßlatte so niedrig anzusetzen.
Übrigens ist mir noch nie ein Text begegnet, aus dem hervorginge, daß jemand die Reform deshalb ablehnte, weil er um seinen Wissensvorsprung besorgt gewesen wäre. Ich halte dieses Argument daher bis auf weiteres für eine Erfindung der Reformbetreiber. In krasser Form findet man es in dem GEW-Kongreß-Bändchen „vernünftiger schreiben“ von 1973.
__________________
Th. Ickler

Mit Klick die Kennkarte von Theodor Ickler ansehen    An Theodor Ickler schreiben   Suche weitere Einträge von Theodor Ickler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Sigmar Salzburg
02.03.2003 20.00
Diesen Beitrag ansteuern
Wissensvorsprung

schubert.hermsdorf:

Zitat:
In früheren Versuchen zur Rechtschreibreform wurde manchmal vorgeschlagen, beidemal „das“ zu schreiben; das scheiterte dann immer am Aufheulen derjenigen, die gelernt hatten, Artikel, Relativpronomen und Konjunktion zu unterscheiden und nun ihren Wissensvorsprung gefährdet sahen.

Ein bemerkenswerter Gedanke. Dazu weitere Meldungen aus anderen reformbedürftigen Lebensbereichen:

In früheren Versuchen zur Beschilderungsreform wurde manchmal vorgeschlagen, auf Wegweiser in Städten zu verzichten; das scheiterte dann immer am Aufheulen derjenigen, die ortskundig waren und nun ihren Wissensvorsprung gefährdet sahen.

In früheren Versuchen zur Schulmusikreform wurde manchmal vorgeschlagen, auf die dritte und siebte Tonstufe zu verzichten; das scheiterte ausnahmslos am Aufheulen derjenigen, die gelernt hatten, daß man auch mit nur fünf Fingern an der Hand abendländische Musik spielen kann und die nun ihren Wissensvorsprung gefährdet sahen.

In früheren Versuchen zur Demokratiereform wurde nicht selten vorgeschlagen, statt SPD und KPD beidemal SED zu schreiben; das scheiterte fast immer am Aufheulen derjenigen, die gelernt hatten, rosa und rot zu unterscheiden und nun ihren Wissensvorsprung gefährdet sahen.

In früheren Versuchen zur Witzreform wurde vorgeschlagen, die bekannten Witze zu numerieren und das Erzählen durch Nennung der Witznummer zu vereinfachen; das scheiterte am Aufheulen derjenigen, die gelernt hatten, sich immer wieder neue einfallen zu lassen und nun ihren Kreativitätsvorsprung gefährdet sahen.

In früheren Versuchen einer Kennzeichnungsreform wurde mitunter vorgeschlagen, Giftflaschen nur mit der Aufschrift „Gift“ zu versehen; das scheiterte meistens am Aufheulen derjenigen, die keine reiche Erbtante in Amerika hatten und nun ihren Vermögensvorsprung gefährdet sahen.

__________________
Sigmar Salzburg

Mit Klick die Kennkarte von Sigmar Salzburg ansehen    Suche weitere Einträge von Sigmar Salzburg        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Sigmar Salzburg
19.02.2003 09.35
Diesen Beitrag ansteuern
Neue Eintracht dank neuer Rechtschreibung

Nach Wunsch der CDU/CSU soll Deutschland die USA im Krieg gegen den Iraq unterstützen. Bundeskanzler Schröder schwankt noch zwischen „Treue“ und Moral. Mit Hilfe der „neuen“ Rechtschreibung könnte er allen Vorstellungen entgegenkommen. In den Medien wäre dann etwa folgende Meldung erwarten:

Schröder meinte zum militärischen Gewaltverzicht, dass dieser Krieg führenden Staaten eine Herzensangelegenheit sein sollte.

So würden es Konservative verstehen, die an traditioneller Rechtschreibung geschult sind.
Reform- und Friedensfreunde dagegen würden eher ein adjektivisches „Krieg führend“ erkennen, in richtiger Rechtschreibung also:

Schröder meinte zum militärischen Gewaltverzicht, daß dieser kriegführenden Staaten eine Herzensangelegenheit sein sollte.

Alle Seiten könnten zufrieden sein.

__________________
Sigmar Salzburg

Mit Klick die Kennkarte von Sigmar Salzburg ansehen    Suche weitere Einträge von Sigmar Salzburg        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Sigmar Salzburg
17.02.2003 19.49
Diesen Beitrag ansteuern
Die Rübe

nach den Gebrüdern Grimm
behutsam bearbeitet von Hans Flachs

Der dümmere von zwei Ortho-Grafen fand eines Tages auf seinem Arbeitsfeld eine faule Riesenrübe und schenkte sie dem Rat der Bildungsminister. Dafür wurde er zum Reichs-Orthografen ernannt. Der Klügere hoffte nun, mindestens die gleiche Gunst zu erhalten, indem er den Herren sein reiches Wissen als Geschenk anbot. Diese bedankten sich und sagten, sie wüßten nun kein besseres Gegengeschenk als eben diese Rübe. Da beschloß er, dem dummdreisten Kollegen durch vertraulich eingeweihte Zeitungsschreiber den Garaus machen zu lassen. Als die Schreibtischtäter diesen dann im Blätterwald überfielen, dabei jedoch lautes Reden und Hufschlag hörten, stülpten sie ihm einen Sack über, zogen ihn an einem Baum hoch und flohen.

Oben arbeitete er, bis er ein Loch im Sack hatte, wodurch er den Kopf stecken konnte. Wer aber des Wegs kam, war nichts als ein Sonntagsreiter, der eine entsprechende Rede übte und durch den Wald auf der Straße daherritt. Wie der oben nun merkte, daß einer unter ihm vorbeiging, rief er „sei mir gegrüßt zu guter Stunde.“ Der Reitersmann, er war Kultusminister, guckte sich überall um, wußte nicht, wo die Stimme herschallte, endlich sprach er „wer ruft mir?“

Da antwortete der aus dem Wipfel „erhebe deine Augen, ich sitze hier oben im Sack der Weisheit; in kurzer Zeit habe ich große Dinge gelernt, dagegen ist alles bisherige Schulmeisterwissen ein Wind: um ein weniges, so werde ich ausgelernt haben, herabsteigen und weiser sein als alle Schriftsteller und Nobelpreisträger. Ich verstehe die Sätze und Interpunktionsszeichen, das Wehen an ,Wechten‘, die ,Schifffahrt‘ im Meer, Heilung der Legasthenie, die Kräfte von Politik und Medien-Alchemie. Wärst du einmal darin, du würdest fühlen, was für Herrlichkeit aus dem Sack der Weisheit fließt.“

Der Minister, wie er das alles hörte, erstaunte und sprach „gesegnet sei die Stunde, wo ich dich gefunden habe, könnt ich nicht auch ein wenig in den Sack kommen?“ Oben der antwortete, als tät ers nicht gerne, „in einer kleinen Weile will ich dich wohl hineinlassen für Lohn und gute Worte, aber du mußt doch noch eine Stunde warten, es ist ein Stück Reform übrig, das dringend erforderlicher Korrekturen bedarf.“

Als der Minister ein wenig gewartet hatte, war ihm die Zeit zu lang und er bat, daß er doch möchte hineingelassen werden, sein Durst nach Weisheit wäre gar zu groß. Da stellte sich der oben, als gäbe er endlich nach, und sprach „damit ich aus dem Haus der Weisheit heraus kann, mußt du den Sack am Strick herunterlassen, dann darfst du hinein.“

Also ließ der Politiker ihn herunter, band den Sack auf und befreite ihn, dann rief er selber „nun zieh mich recht geschwind hinauf,“ und wollt geradstehend in den Sack hineinsteigen. „Halt!“, sagte der andere, „so gehts nicht an,“ packte ihn beim Kopf, steckte ihn umgekehrt in den Sack, schnürte zu und zog den Jünger der Weisheit am Strick baumwärts, dann schwengelte er ihn in der Luft und sprach „wie stehts, mein lieber Geselle? siehe, schon fühlst du, daß dir die Weisheit kommt, und machst gute Erfahrung, sitze also fein ruhig, bis du klüger wirst.“ Damit stieg er auf des Ministers Pferd und ritt fort.

In Grimms Märchen schickt er nach einer Stunde jemand, der ihn wieder herablassen mußte. In der ,rauen‘ Wirklichkeit aber hängt der Minister immer noch oben im Reformsack, niemand läßt ihn herunter und Weisheit will ihm auch nicht kommen.

__________________
Sigmar Salzburg

Mit Klick die Kennkarte von Sigmar Salzburg ansehen    Suche weitere Einträge von Sigmar Salzburg        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Sigmar Salzburg
09.02.2003 06.44
Diesen Beitrag ansteuern
Hervor ragend

Der nächste Militärschlag kommt bestimmt.
Welche Agentur bringt wohl als erste die Meldung:

Das Gebäude wurde völlig zerstört.
Aus den Trümmern ragte nur noch eine Hand voll Eisen.
"

__________________
Sigmar Salzburg

Mit Klick die Kennkarte von Sigmar Salzburg ansehen    Suche weitere Einträge von Sigmar Salzburg        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Norbert Schäbler
08.01.2003 09.20
Diesen Beitrag ansteuern
Abzählreim

(aus dem kultusministeriellen Nachlass)

He, du
Tino
Sau
Rier!
Gräu
Lich
Hess
Lich
Ries
Sen
Tier!
Was
Eig
End
Lich
Willst
du
Hier?

Pa
Cke
deinen
Kräm
Pel
Ein
Tino
Dyno
Sau!
Rier
Lein.



__________________
nos

Mit Klick die Kennkarte von Norbert Schäbler ansehen    An Norbert Schäbler schreiben   Suche weitere Einträge von Norbert Schäbler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Norbert Schäbler
13.12.2002 09.15
Diesen Beitrag ansteuern
König gesucht

Langsam wird es biblisch.
Auf Koch folgt Gabriel.
Koch bringt den Hessischen Landtag in Wallung.
Und einen Tag später kehrt Gabriel das Parlament in Niedersachsen aus.
Die Dramatik nimmt zu –
Es lebe das Tabu!

Eigentlich fehlt nun der dritte König, damit das Fest der Erscheinung (kirchlich: Epiphanie, 6. Januar – von den Weltlichen in diesem Jahr auf den 2. Februar verlegt) auch würdig begangen werden kann. Ein Kaspar wird sich den zweien schon noch hinzugesellen.

Übrigens schade, daß man den Stern von Bethlehem (vor rund 2000 Jahren) nicht mit einem Tabu belegt hat. Da wäre der Menschheit einiges erspart geblieben.




__________________
nos

Mit Klick die Kennkarte von Norbert Schäbler ansehen    An Norbert Schäbler schreiben   Suche weitere Einträge von Norbert Schäbler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Norbert Schäbler
10.12.2002 09.00
Diesen Beitrag ansteuern
TZ-Regelung

Die Angelegenheit der Z-Schreibung wird seit langem geprüft, und die Kommission schlägt aufgrund ihrer Erkenntnisse für alle Z-Laute die so genannte TZ-Regelung vor, die im Advent 2005 einer breiten Öffentlichkeit in Form eines Wettbewerbes mit folgender Wortvorgabe vorgestellt werden wird.

„Atzventzkrantzkertzenglitzerglantz“

Der Sieger des Wettbewerbs – derjenige, der das Wort mit den meisten TZs erfindet – wird aufgrund seiner besonderen Kreativität und Veränderungswilligkeit zum künftigen Vorsitzenden der Rechtschreibreformkommission berufen werden.

Mit freundlichen Grüßen

Der Beirat

i.A.




__________________
nos

Mit Klick die Kennkarte von Norbert Schäbler ansehen    An Norbert Schäbler schreiben   Suche weitere Einträge von Norbert Schäbler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Wolfgang Wrase
10.12.2002 06.46
Diesen Beitrag ansteuern
Auftrag an die Zwischenstaatliche Kommission

Eduard Schewardnadse
liegt mit seiner Katze
auf der Matratze
und sagt: Glück hat se,
die Schewardnadse-Katze!

Herr Augst, das ist zu schwer für unsere Kinder. Bitte vereinheitlichen! Ggf. Rat beim wissenschaftlichen Beirat einholen.

Mit Klick die Kennkarte von Wolfgang Wrase ansehen    An Wolfgang Wrase schreiben   Suche weitere Einträge von Wolfgang Wrase        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Sigmar Salzburg
09.12.2002 00.14
Diesen Beitrag ansteuern
Schweinwerfer

Als kleiner Schüler las ich in den „Lübecker Nachrichten“, der Jud-Süß-Filmregisseur sei während seines Prozesses starken „Schweinwerfern“ ausgesetzt gewesen. Druckfehler oder Sabotage, dachte ich. Aus Jux suchte und fand ich nun bei Google ca. 506 Belege für den ernsthaften Gebrauch des Wortes. Offensichtlich handelt es sich um ein (mir bislang unbekanntes) Fachwort, dessen Bedeutung für die Lexikographie nun dank Google offensichtlich sein dürfte.
__________________
Sigmar Salzburg

Mit Klick die Kennkarte von Sigmar Salzburg ansehen    Suche weitere Einträge von Sigmar Salzburg        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Norbert Schäbler
31.10.2002 12.17
Diesen Beitrag ansteuern
Nimbulöses

Wenn ich einmal ein richtiges Bedürfnis zum Trauern habe – dazu bietet ja der am heutigen Tag beginnende November zahlreiche Anlässe – dann denke ich nach über die Gesellschaft ... –
Als Querdenker kümmere ich mich allerdings fast ausschließlich um den derzeit noch lebenden Anteil.
Die Toten hingegen will ich mit meiner Traurigkeit nicht stören.

Ganz arg trauere ich um die Erlesenen und Ausgewählten unserer Delegationsgesellschaft, denn es sind diejenigen, denen man von allen Seiten bündelweise die Arbeit zuschiebt, und ich fühle ganz intensiv mit diesen Lasteseln unseres Gemeinwesens. Manchmal tun mir die „so genannten“ Kumis (andernorts werden sie auch Mulis genannt) sogar Leid.

Manchmal frage ich mich, was das für ein Leben ist, das nur darin besteht, fremde Lasten zu schleppen, und ich leide dabei die Schmerzen eines jeden Grautiers, dem man die Peitsche überzieht, wenn es nicht schnell genug läuft, oder wenn es gar störrisch auf der Stelle tritt.

Und dann tröste ich mich mit dem Gedanken, daß es da vielleicht doch kleine Freuden gibt für so ein Wesen – daß die Last vielleicht sogar eine süße ist: so ein Zwischending zwischen freudvoll getragener Verantwortung und Noblesse; und was die Leiden angeht, bin ich inzwischen sogar überzeugt, daß die Haut eines Esels so beschaffen sein muß, wie das Horn eines Ochsen.

Freuen tu ich mich natürlich auf den Dezember, denn das ist die Zeit, in der man die Esel heimholt und an die Krippe stellt. Dann kriegen sie statt der Peitsche Futter, und ganz in ihrer Nähe erglänzt ein Heiligenschein.
Dann wird für mich zum nunmehr sechsten Mal in Folge die Zeit kommen, in der meine lähmende Trauer und mein unsägliches Mitleid umschlagen könnte in Hoffnung: die Hoffnung darauf, daß diese Heiligkeit irgendwie anstecken könnte.

Wird aber wahrscheinlich wieder nichts werden, weil besagte Esel unter Hornhautverkrümmung leiden. Die meinen doch tatsächlich, daß sie es sind, die den Heiligenschein aufsitzen haben.





__________________
nos

Mit Klick die Kennkarte von Norbert Schäbler ansehen    An Norbert Schäbler schreiben   Suche weitere Einträge von Norbert Schäbler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Norbert Schäbler
22.10.2002 23.19
Diesen Beitrag ansteuern
Angenommen

Angenommen, die Frage:

„Macht die Sprache den Menschen aus, definiert sie seine Intelligenz?“

wäre mit „Ja“ zu beantworten.

Dann wäre doch auch die folgende erweiterte Aussage richtig: „Wenn man die Sprache des Menschen manipuliert, dann manipuliert man seine Intelligenz.“

Angenommen, die Umkehrung der These wäre richtig: „Macht die Intelligenz den Menschen aus, definiert sie seine Sprache?“

Dann wäre doch auch die folgende Frage gerechtfertigt:
„Wenn jemand intelligent ist, warum nutzt er dann nicht seine Sprache?“

Angenommen, man bestreite den Zusammenhang zwischen Intelligenz und Sprache.

Dann könnte man es immerhin zum Kultusminister oder zum Rechtschreibreformer bringen.


__________________
nos

Mit Klick die Kennkarte von Norbert Schäbler ansehen    An Norbert Schäbler schreiben   Suche weitere Einträge von Norbert Schäbler        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Sigmar Salzburg
01.06.2002 08.52
Diesen Beitrag ansteuern
Kinderschreck

Online-Diskussion bei der Märkischen Allgemeinen: Wer steckt wohl hinter dem Pseudonym „Vitzliputzli“? Die Wahl dieser (in der Bedeutung „Kinderschreck“ gebrauchten) Verballhornung des Aztekengottes Huitzilopochtli gibt zu denken. Der „Kinderschreck“ ist bestens informiert über die Seiten Rechtschreibreform.com. Er nimmt sich sogar die Zeit, kleine Kontroversen zu verfolgen und nun zu einem Kampf der verschiedenen „Lager“ innerhalb der Reformgegner aufzubauschen: dem (Ein-Mann-) Lager Riebe und dem (Ein-Mann-) Lager Lachenmann. Bei soviel beobachtender Geduld ist der Verdacht nicht von der Hand zu weisen, daß es sich um einen Undercoveragenten des Deutschen Orthografischen Verfassungsschutzes (DOV) handeln könnte.

Wie aber läßt sich der seltsame Deckname erklären, der mit Menschenopfern in Zusammenhang gebracht werden kann? Sich selbst als Kinderschreck wollte er doch wohl nicht bezeichnen. Aber: „Die Opfer sind die Kinder“ war die ständige Beschwörungsformel der Kieler Bildungsministerin Böhrk vor ihrer Niederlage in der Volksabstimmung 1998. Die Reformgegner erklärten wiederum die Schüler zu Geiseln der Kultusminister. Die Namenswahl „Vitzliputzli“ könnte also bedeuten, daß sein Träger im Sinne der von ihm vertretenen Institution signalisieren will, daß die Kinder die Opfer der Reformgegner seien. Andererseits leistet er aber deren Behauptungen Vorschub, der „Reform“ würden Kinder geopfert.

Wie wird man mit soviel Geist zum DOV-Mann? Nun, wir kennen es aus den Pannen des Verfassungsschutzes im Frühjahr dieses Jahres: Notleidende Rechtsparteimitglieder stellten sich als V-Männer zur Verfügung, um mit dem Agentenlohn ihre Mitgliedsbeiträge zu bezahlen und so den Ortsverein zu retten, deren fast einziges Mitglied sie selber waren. Ist ähnlich „Vitzliputzli“ also ein „Not leidender“ Funktionär in einem unscheinbaren Verein von Anhängern der Didaktikdiktatur, der nicht genügend Anerkennung in der Bevölkerung findet und nun Auskommen, Einfluß und Befriedigung in der Konspiration sucht?

__________________
Sigmar Salzburg

Mit Klick die Kennkarte von Sigmar Salzburg ansehen    Suche weitere Einträge von Sigmar Salzburg        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Sigmar Salzburg
19.05.2002 16.30
Diesen Beitrag ansteuern
Zuviel Denkende in der CDU vermutet?

In ihrem Kommentar „Aus für Wadephul – Am eigenen Stil gescheitert“ ( Kieler Nachrichten, 15.5.2002) schreibt Uta Wilke über den CDU-Landesvorsitzenden: „Es fehlte ihm an Stärke, um auf Andersdenkende im eigenen Land zuzugehen.“

Das ist möglicherweise eine direkte Folge der Rechtschreibreform. Seit 1999 gibt es in Schleswig-Holstein durch Parlamentsbeschluß keine „Andersdenkenden“ mehr, sondern nur noch „anders Denkende“. Beim Überfliegen seiner Unterlagen konnte Johann Wadephul daher nur erfreulich viele „Denkende“ in seiner Partei erkennen! Hätte er auf seinen Vorgänger Peter Würzbach gehört, als dieser nach der Rückkehr der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zur bewährten Rechtschreibung das gleiche für den Norden forderte, dann wäre diese Panne nicht passiert. „Keine Reform der Reform“ ließ Wadephul verkünden – und daran ist er nun gescheitert.

Man kann die Kieler Nachrichten nur zu ihrem Entschluß beglückwünschen, „Andersdenkende“ wieder in ihren Spalten zuzulassen. Auf diese Weise können Dinge in der Zeitung stehen, die die Politiker auf ihrer Reforminsel nicht schreiben und bald wohl auch nicht mehr denken können.

__________________
Sigmar Salzburg

Mit Klick die Kennkarte von Sigmar Salzburg ansehen    Suche weitere Einträge von Sigmar Salzburg        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Sigmar Salzburg
03.05.2002 05.23
Diesen Beitrag ansteuern
In einer Demokratie hätte die Rechtschreibreform keine Chance

Das Volk hat wieder gewählt – stellvertretend bei Allensbach – mit der Wahlbeteiligung einer Landtagstagswahl (33 Prozent Nichtwähler). Die reformgegnerische KSU (Konservative Schreib-Union) erhielt 83 Prozent der abgegebenen Stimmen. Die SRP (Schreib-Reform-Partei) kam nur auf 15 Prozent. Die endgültige Abschaffung der „Rechtschreibreform“ wäre somit gesichert.

Leider leben wir in einer „repräsentativen“ Demokratie. Die 15 Prozent SRP-Anhänger werden durch 100 Prozent der Parlamentarier repräsentiert (z.B. in Schleswig-Holstein). Die Mehrheit des Volkes geht leer aus.

Schamloser war noch nicht einmal die Diktatur der SED. Sie belegte mit ihren Ableger-Organisationen nur 55 Prozent der Parlamentssitze in der Volkskammer.

__________________
Sigmar Salzburg

Mit Klick die Kennkarte von Sigmar Salzburg ansehen    Suche weitere Einträge von Sigmar Salzburg        Edit/Delete Message    Reply w/Quote    IP: Notiz
Dieser Faden ist 18 Seiten lang:    1  2  3 · 10 · 12  13  14  15   16  17  18  antworten       Gasteintrag
Jemandem das Gästebuch empfehlen! Druckvoransicht zeigen
Gehe zum Forum: