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Presse-Orthographie
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Sigmar Salzburg
09.10.2016 16.04
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Die Potemkinsche „Reform“ in der Lügenpresse

Unterstöger hat sich damals, als es Hans Krieger gelungen war, in einem Artikel in der SZ die Paralleln der – gescheiterten – Rustschen Reform mit der jetzigen Rechtschreibrefrom aufzuzeigen, sehr darüber geärgert, in dem Sinne: „Wenn man jetzt für die Rechtschreibreform sei, sei man ein Nazi“.[...] Im nächsten Satz berichtete mir Unterstöger, daß die Redakteure bei der SZ praktische alle normal schreiben, ihr Text ginge dann durch einen „Konverter“.
M. Dräger 14.12.2003

Der Chefredakteur der Wochenzeitschrift „Der Spiegel“, Stefan Aust, sagte in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“: Wir haben bei uns im Haus Umfragen durchgeführt, und es stellte sich heraus, daß fast alle „Spiegel“-Redakteure die alte Rechtschreibung verwenden! Sie schreiben ihre Texte, und der Computer übersetzt die alte in die neue Rechtschreibung. Kafkaesk!
faz.net 8.8.2004

2006 versicherte mir der bald darauf verstorbene KNA- und frühere DPA-Korrespondent Karl-Ernst Jipp mit Genugtuung, er schriebe immer noch nach der alten Rechtschreibung. Die Umwandlung mache sein Rechner.
S.Salzburg

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Sigmar Salzburg
18.05.2010 16.25
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Neue Beliebigkeit bei ph- und f-Wörtern

Prozess gegen Jörg Tauss
Ein Satz, der für Furore sorgt


Der Ex-Bundestagsabgeordnete Jörg Tauss …
„Es kamen Bundestagsabgeordnete in mein Büro,
um Pornographie zu betrachten.“

kinderpornografisches Material aus Recherchegründen …
… kinder- und jugendpornographische Bilder und Videos …
… Vertriebswege von Kinderpornografie herauszufinden …
… kinder- und jugendpornographischen Videos, …
… als Abgeordneter mit … dem Thema Kinderpornografie befasst ...
… um Pornographie zu betrachten“, sagte Tauss.

taz.de 18.5 2010

Man beachte die geschmackvolle Abwechslung.
(Mit dem Suchwort Tauss mehr zu „Tauss für die Reform“).

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Sigmar Salzburg
24.02.2010 11.39
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Heilsversprechen: Das leichte Fliegen und das leichtere Schreiben

„Wie kommt der Mann auf solche kranken Ideen?“
Interview mit David Sieveking

Die „Transzendentale Meditation“ ist die größte New-Age-Sekte der Welt, ihr Gründer Maharishi Mahesh Yogi war Guru der Beatles und von David Lynch. Auf dessen Spuren hat sich der junge Filmemacher David Sieveking ins Herz der ominösen Organisation begeben, und bizarres zutage gefördert. Ein Interview über die Schattenseiten einer scheinbaren Friedensbewegung.


Herr Sieveking, es heißt, bei der 4jährigen Recherche zu ihrem Dokumentarfilm über die Transzendentale Meditation folgten sie den Spuren David Lynchs, um an die Quelle seiner Inspiration zu kommen. …

Das war eigentlich die Initialzündung zu meinem Film. 2005 wurde ein Kurzfilm von mir auf ein New Yorker Festival eingeladen, zu dem auch Lynch angekündigt war. Ich dachte: „Geil!“, weil der Typ eigentlich als Öffentlichkeitsscheu bekannt ist. …

Was sie bei der TM suchten, war also weniger die Antwort auf existentielle Sinnfragen, sondern eine Technik zur Leistungssteigerung?

Genau, …

Dagegen werfen Sektenbeauftragte der TM-Bewegung heute vor, sie verfolge eine totalitäre politische Ideologie auf der Grundlage eines Hindu-Fundamentalismus, betreibe einen aktiven Kampf gegen demokratische Staatsformen und wende sich gegen allgemeine Menschenrechte. Ist das begründet?

Grundsätzlich vorweg: Ich finde es schwierig, dass die Sektenbeauftrag[t]en in Deutschland alles Kirchenvertreter sind. Eigentlich bräuchte es neutrale Stellen, um so etwas objektiv zu beurteilen. Aber ich weiß genau, worauf diese Kritik sich bezieht, weil Maharishis Vorstellungen im Kern Hinduistisch geprägt sind. …

Trotzdem sind Sie Kritiker der Bewegung, warum?

… Nehmen sie beispielsweise das „Yogische Fliegen“: Eine Technik, die es Menschen, die genügend weit entwickelt sind, angeblich ermöglicht[,] sich frei in der Luft zu bewegen.

Das klappt?

Das klappt natürlich nicht. Die Leute hopsen auf Schaumstoff-Matratzen herum, …

Vor allem haben Sie auch Ungereimtheiten innerhalb der Organisation aufgedeckt, welche zum Beispiel?

Na ja, erstens dokumentiere ich im Film einen Machtstreit um die Führung der Bewegung nach Maharishis Tod. Das ist interessant, denn wenn sie es nicht einmal fertig bringen, in den eigenen Reihen für Frieden zu sorgen, …

In den Bergen des Himalaja haben sie dann nach langer Suche einen Zeitgenossen Maharishis aufgespürt, der ihnen ebenfalls von Ungereimtheiten im Leben des TM-Gründers berichtet...

Genau. Dieser alte Mönch, übrigens in Indien selbst ein angesehener Guru, wurde gemeinsam mit Maharishi von einem Guru ausgebildet, von dem Maharishi immer behauptet hat, er habe ihm den Auftrag erteilt[,] die TM Lehre zu verbreiten. Der alte Mönch im Himalaja sagt, dass sei alles gelogen. …

Hat die Bewegung sich denn einen Werbefilm von ihnen erwartet?

… Während der Dreharbeiten gab es dann mit dem Rajah, also dem Oberhaupt von Deutschland die vehementeste Auseinandersetzung. Der hat mich schon während meines Einführungskurses aus seinem Palast geworfen! Später bat er mich noch mal zur Audienz und sagte, ich sei ein Dilettant, ich würde nie wieder Filme machen, wir würden alle Pleite gehen, und so weiter. …

„David wants to fly“ wurde jetzt auf der Berlinale das Erste Mal öffentlich gezeigt und sie haben sich damit unwiderruflich mit einer großen, undurchsichtigen, globalen Organisation angelegt. Haben sie ein mulmiges Gefühl im Bauch?

…. Natürlich kann es jetzt anstrengend werden. Denn wenn man das[,] was in meinem Film verhandelt wird[,] an sich heran lässt, würde für viele TM-Anhänger eine Welt zusammen brechen. Dagegen wehrt man sich natürlich. Die Frage ist aber auch, ob sie uns überhaupt den Gefallen tun[,] uns zu verklagen, denn das gäbe erst richtig Publicity.

Danke sehr für das Gespräch!

cicero.de 17.2.10

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Sigmar Salzburg
01.08.2009 07.21
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Gedenktag

10 Jahre Neuschreibung in der Presse

Heute vor zehn Jahren wurde im Schmierentheater „Rechtschreibreform“ ein neuer Akt eingeläutet: Die meisten Presseorgane der Bundesrepublik unterwarfen sich ohne Not der Erpressung der Kultusminister, die sich verschworen hatten, unter Mißbrauch der Schüler dem Volk eine weithin irre neue Rechtschreibung aufzudrängen. Das letzte Hemmnis dazu hatte das politisch besetzte Bundesverfassungsgericht beiseite geräumt, das dieses Kulturschurkenstück bewußt als zulässiges Hineinwirken der Schulen in die Gesellschaft verkannt hatte.

Obwohl mit dem ablehnenden Volksentscheid in Schleswig-Holstein zugleich die denkbar genaueste Kundenbefragung vorlag, hatten die Zeitungsverleger bereits im Dezember 98, gerade zehn Wochen danach, beschlossen, den Politikern mit einer bundesweiten, praktisch als Zwangsmissionierung wirkenden Umstellung ihrer Erzeugnisse beizuspringen. Sonst hätte wohl auch nach zehn Jahren kaum jemand bemerkt, was den Kindern hinter den Schulmauern angetan wird. Bis zuletzt wußten viele Zeitungsleser nicht, ob ihre Zeitung den Unfug mitmachen würde oder nicht. Für sie war es ein böses Erwachen, als selbst reformgegnerische Blätter wie die FAZ oder die „Welt“ den Kotau vor der Kultusministerschreibe mitmachten – und nicht nur die, sondern auch Wochenzeitschriften und Publikationen, die nie in die Hände von Schülern geraten – ein kollektiver Machtmißbrauch der Presse.

In Schleswig-Holstein stellten die Kieler Nachrichten sofort um, die Zeitungen des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlages erst später, angeblich aus „Achtung vor dem Volksentscheid“, tatsächlich jedoch, um die unbekannte Reaktion der Leser, etwa der Kieler Nachrichten, abzuwarten. Zugleich aber betrieben sie eine infame Propaganda gegen den Volksentscheid, zu dessen Annullierung die CDU auf Betreiben von Kayenburg und Rühe gerade unerwartet ihre Beihilfe angekündigt hatte. Ohne die dreiste Umstellung der Presse hätten sie dann wohl kaum den Mut dazu gehabt.

Es folgten sieben finstere Jahre der Neuschreibung in der Presse, in der sich die Schreibstümperei mit den lächerlichsten Einfällen zur „erleichterten“ Neuschreibung auf weite Teile der orientierungslos gewordenen Bevölkerung übertrug. Als dann aber der neue niedersächsische CDU-Ministerpräsident Christian Wulff den Reform-Humbug beenden wollte, tönte aus dem Lande des Volksentscheids das strikteste Nein von der umgefallenen, aber unverdient zur Macht gekommenen Nord-CDU.

Es bleibt eine Schande für die Regierungsparteien der Bundesländer, daß nicht der demokratische Volksentscheid, sondern die Rückumstellung der Springer-Presse und der FAZ die Kultusminister veranlaßte, sich zu bewegen. Während sie sinnwidrige Wort- und Großschreibungen weiterhin durchsetzen wollen, wurden sinnentstellende Trennschreibungen vom eigens geschaffenen „Rat für deutsche Rechtschreibung“ wieder zutückgebaut, oft zugunsten neuer unsinniger Zusammenschreibungen. Damit ging der Vorsitzende des Rates, Ex-Kultusminister Zehetmair, bei den abtrünnigen Verlagen hausieren und erreichte, daß diese den Kotau vor der von ihm mitverschuldeten „Reform“ wiederholten.

Damit ist die weitere Zwangsmissionierung der Bevölkerung sichergestellt, so daß der – inzwischen mehrfach ausgewechselten – Kultusministerriege die Peinlichkeit eines Scheiterns der Kulturgeißel „Reform“ wenigstens dem äußeren Anschein nach erspart bleibt. Der Machtmißbrauch der Presse – auch hier noch „Pressefreiheit“ genannt – hat entscheidend dazu beigetragen. In den meisten Blättern wird daher dieser Tag mit Stillschweigen übergangen.

__________________
Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
02.04.2009 16.49
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Geburtstag

Doris Day wird 85

Am 3. April 1924 wurde Doris Mary Ann Kappelhoff als Tochter deutschstämmiger Eltern in Cincinnati geboren. In den fünfziger und sechziger Jahren war sie eine der beliebtesten und erfolgreichsten Filmschauspielerinnen. Der Film, der jetzt in den Huldigungen der Medien immer wieder genannt wird, ist

Der Mann, der zuviel wußte“ (1956),

seit der Schreib-Kulturrevolution von 1996 nun meist neufalsch zitiert als:
„Der Mann, der zuviel wusste“

„Richtig“ soll jedoch sein:
„Der Mann, der zu viel wusste“

Vereinzelt findet man auch:
„Der Mann, der zu viel wußte“

Die ss-Automatik der Presse schlägt unbarmherzig zu, die befohlene und genauso nutzlose zuviel-Spaltung wird oft vergessen.

Ähnlich ergeht es dem zweiten Doris-Day-Titel:

„Eine zuviel im Bett“ (1963)

(Nach einem abwegigen Gerichtsbeschluß darf das übliche „zuviel“ falsch sein, wenn die Kultusminister es so wollen.)

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Sigmar Salzburg
05.12.2007 15.33
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Aufstand der Duckmäuser

Der Rausschmiss kam überraschend. Noch im Januar hatte Stefan Aust erklärt, er würde gern weitermachen. Jetzt setzten ihm die Anteilseigner des Spiegel-Verlags den Stuhl vor die Tür, angeführt von der Mitarbeiter KG, die 50,5 Prozent der Anteile hält. …

Manche Berichte können eine gewisse Häme kaum verbergen. Der Chefredakteur des „Spiegel“, bei dem die Grenze zwischen Selbstbewusstsein und Selbstherrlichkeit durchaus fließend ist, hat sich auch außerhalb seines Hauses nicht nur Freunde geschaffen. Etwa als sich ein seltsames Bündnis aus Springer-Chef Mathias Döpfner, FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher und Aust verschwor, der Rechtschreibreform den Garaus zu machen, doch letztlich erfolglos blieb. …

Werner Loewe
erstellt am 25.11.2007

http://www.vorwaerts.de/magazin/artikel.php?artikel=6196&type=2&menuid=366&topmenu=366

[SPD-Mann Loewe würde wohl auch gerne sagen, „ein seltsames Bündnis von Bürgern aller Parteiungen, die sich in einer Volksabstimmung 1998 verschworen, der Rechtschreibreform den Garaus zu machen ..."]

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Christoph Kukulies
14.10.2003 11.26
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Ist das Spiegel-Hausorthographie oder nur Zufall?

Heute in http://www.spiegel.de:


Benimmschule für den First Contact

Die Ankunft Außerirdischer könnte die Menschheit vor ein beachtliches Problem stellen: Wie benimmt man sich, ohne die Aliens zu vergrätzen? Wissenschaftler und Künstler inszenieren aufwendige Rollenspiele, um das richtige Verhalten zu trainieren. mehr...

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Christoph Kukulies

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Elke Philburn
14.07.2002 03.16
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Re: Vollstrecker

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Wie die Nordbayerische Anzeigenverwaltung GmbH am 12.7.2002 schriftlich bestätigt, werden auch Traueranzeigen nur in Reformorthographie veröffentlicht. Dies betrifft u.a. die Nürnberger Nachrichten.

Der Kunde darf lediglich bezahlen.


Es ist schon erstaunlich, wie man den Wunsch des Kunden der Einhaltung selbst unsinnigster Regeln unterordnet. Erst die Regel, dann der Mensch.

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Ruth Salber-Buchmüller
12.07.2002 14.31
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es gehört nicht hierhin, aber - dennoch

Das FORUM der Märkischen
wird zunehmend „unbelebt“.
Man sollte sich regen, damit
es nicht einschläft – finde ich.
Dto mit FAZ-net.

__________________
Ruth Salber-Buchmueller

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Theodor Ickler
12.07.2002 03.45
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Vollstrecker

Wie die Nordbayerische Anzeigenverwaltung GmbH am 12.7.2002 schriftlich bestätigt, werden auch Traueranzeigen nur in Reformorthographie veröffentlicht. Dies betrifft u.a. die Nürnberger Nachrichten.

Der Kunde darf lediglich bezahlen.
__________________
Th. Ickler

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Theodor Ickler
07.08.2001 06.31
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Auszug aus „Regelungsgewalt“ (Genauere Nachweise der Zitate dortselbst)


Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) machte auf viele Beobachter, was die Reform betraf, einen voreingenommenen und parteiischen Eindruck. Die Aktivitäten der Reformgegner wurden von bestimmten dpa-Korrespondenten einseitig im Sinne der Reformpropaganda dargestellt oder, wie die Aktionen von Schülerinitiativen, völlig verschwiegen. Der reformkritische Chefredakteur Dieter Ebeling verschwand auf einen Posten im Ausland.

Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts fand zwischen Nachrichtenagenturen, Zeitungsverlegern und Chefredakteuren ein Entscheidungsprozeß statt, der bis heute nicht aufgeklärt werden konnte. Die Zeitungen behaupten:

„Es war nicht so, daß die deutschsprachigen Zeitungen die Agenturen gezwungen haben, sich der Reform anzunehmen. Der Bundesverband der Deutschen Zeitungsverleger und die Agenturen haben gemeinsam den Beschluß gefaßt, 1999 die Rechtschreibreform einzuführen.“

Damit konfrontiert, stellt der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e.V. jedoch fest:

„Der BDZV hat niemals einen Beschluß zur Rechtschreibreform gefaßt.“

Die Agenturen behaupteten, dem Wunsch ihrer Kunden, also der Zeitungen zu folgen, deren Chefredakteure zu rund 95 Prozent die Umstellung auf die Reformorthographie gefordert hätten. Zwei Jahre später war auf der Internetseite der dpa nur noch von "über 70 Prozent“ die Rede. Wegen der entscheidenden Rolle, die dpa in dieser Angelegenheit spielte, lasse ich hier den Text folgen, der im Jahre 2000 monatelang auf der Internetseite der Deutschen Presse-Agentur zu lesen war:

„Die Deutsche Presse-Agentur hatte zusammen mit den anderen deutschsprachigen Nachrichtenagenturen die neue Schreibung zum 1. August 1999 eingeführt. Sie tat dieses – wie die anderen – auf Wunsch ihrer Medienkunden. Grundlage dafür legte zum einen das entsprechende Urteil des Bundesverfassungsgerichtes in Karlsruhe vom 14. Juli 1998. Zum anderen startete die dpa eine breit angelegte Umfrage unter ihren Kunden. In dieser Umfrage wurden die Medien befragt, ob und zu welchem Zeitpunkt sie die Umstellung auf eine neue Rechtschreibung wünschten. Eine überwiegende Mehrheit – weit mehr als 70 Prozent – entschloss sich zum grundsätzlichen Ja für die neue Schreibung und für die Einführung zum 1. August 1999. Sie forderten gleichzeitig die Agenturen auf, sich auf eine einheitliche Form zu einigen. Denn die neuen Regeln ließen Spielräume zu, die jedermann interpretieren konnte. Seit langer Zeit schon besteht ein Transkriptionsausschuss der Agenturen mit dem Auftrag, auch im Tagesgeschäft einheitliche Definitionen zu finden. Der Sinn einer solchen Vorgehensweise ist eindeutig: Die Medien in Deutschland, Österreich und in der Schweiz möchten nicht, dass die eine Agentur einen Begriff, eine Bezeichnung, ein Wort anders schreibt als die andere. Alles andere würde die Redaktionscomputer verwirren, die Redakteure und die Leser. In diesem Transkriptionsausschuss hat jede Agentur einen Sitz und eine Stimme – unabhängig von ihrer Größe oder Verbreitung. Dieser Ausschuss befasste sich auch mit dem neuen Regelwerk und definierte die Grauzonen. Die Festlegungen wurden wiederum mit den Kunden auf ihre Durchsetzbarkeit überprüft, abgestimmt und erst dann eingeführt. Das Verfahren scheint umständlich, ist aber dennoch effektiv und sinnvoll. Denn die Nachrichtenagenturen sind für ihre Medien da. Sie können, dürfen und wollen nicht als Sprachlenker in der Schreibung ihre Kunden bevormunden. In der neuen Debatte um die Rechtschreibung haben sich die Agenturen darauf verständigt, die Diskussionen aufmerksam zu beobachten. Bei einer noch anzuberaumenden Sitzung des Transkriptionsausschusses im Herbst sollen Erfahrungen ausgetauscht werden. Sollte der Streit eskalieren, wird die dpa im Transkriptionsausschuss wiederum eine detaillierte Kundenumfrage anregen. -
Wilm Herlyn, dpa-Chefredakteur“

(Anm.: Zur Sitzung des Transkriptionsausschusses kam es nicht, weil dazu, wie Herlyn am 12.12.2000 brieflich mitteilte, „kein Anlass“ mehr gesehen wurde.)

Dieser Text wurde am 12.12.2000 durch den folgenden ersetzt:

„Achtung Chefredaktionen und Chefs vom Dienst
Die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen geben Ihnen nachfolgend eine Stellungnahme, wie sie zur Umsetzung der Rechtschreibreform stehen: Die Agenturen haben die neue Schreibung zum 1. August 1999 eingeführt. Grundlage dafür war unter anderem auch eine breit angelegte Umfrage der dpa vom Sommer 1996, bei der sich mehr als 95 Prozent der Kunden für eine Umsetzung der Reform ausgesprochen hatten.
Am 1. August 2000 beschloss die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), zu den herkömmlichen Regeln der Rechtschreibung zurückzukehren. In der Folge dieses Beschlusses entwickelte sich in der Öffentlichkeit kurzzeitig eine Diskussion um die Rechtschreibreform. Die Nachrichtenagenturen verständigten sich darauf, im Sinne ihrer Kunden bei ihrem Beschluss zu bleiben und die Diskussion aufmerksam zu beobachten. Seitens der Medien gab es bisher gegenüber den Agenturen kaum Forderungen, zu den alten Schreibweisen zurückzukehren. Die wenigen den Agenturen bewussten Schwächen des Agenturbeschlusses und die Grauzonen des Reformwerks werden weiterhin, wie im vergangenen Jahr angekündigt, beobachtet und mit der für die Reform verantwortlichen Kommission für die deutsche Rechtschreibung geklärt. Dieser Prozess wird sich nach heutigem Stand bis zum Ende 2001 hinziehen. Änderungen des Agenturbeschlusses auf der Basis neuer Entscheidungen und Empfehlungen der Kommission werden rechtzeitig den Kunden mitgeteilt. Sämtliche Aktivitäten in Fragen der Rechtschreibreform werden von einer Arbeitsgruppe begleitet, in der die Agenturen gleichberechtigt vertreten sind. Dieser Gruppe gehören die Agenturen AFP, AP, dpa, ddp, epd, KNA, Reuters, sid, vwd, APA (Österreich) und sda (Schweiz) an.“

Unverkennbar ist die Tendenz, die Diskussion herunterzuspielen und die anhaltende Ablehnung der Reform durch die Bürger und Zeitungsleser überhaupt nicht zu erwähnen. Andernfalls hätte die Agentur ja, gemäß ihrer Ankündigung, eine neue Befragung vornehmen müssen.
Nachdem ich auf den Widerspruch zwischen den Zahlenangaben hingewiesen hatte, schrieb Herlyn am 14.12.2000, es handele sich um einen „Tippfehler“, und ließ statt „95 Prozent“ seine frühere Angabe „70 Prozent“ wiederherstellen.

Aus manchen Zeitungen ist Klage über das eigenmächtige Vorgehen der Deutschen Presse-Agentur zu hören, von der die Initiative zur Umstellung ausgegangen war. Ein entscheidender Schritt war der Vorstoß, den dpa im Sommer 1996 unternahm – als noch nicht einmal der neue Duden erschienen war, nur wenige den Inhalt der Neuregelung kannten und die Proteste der Bevölkerung sich noch kaum artikuliert hatten. Der Chefredakteur verschickte folgendes Rundschreiben „an die Chefredakteure der Bezieher des Basisdienstes“ (Hervorhebung hinzugefügt):



Hamburg, 14. August 1996

Rechtschreibreform

Sehr verehrte Frau Kollegin,
sehr geehrter Herr Kollege,
die Vertreter der deutschen Länder und einiger deutschsprachiger Staaten haben am 1. Juli die Einführung der neuen deutschen Rechtschreibung beschlossen.
Bereits ab Herbst dieses Jahres wird den Erstkläßlern in acht von 16 Bundesländern die neue Rechtschreibung gelehrt, in Bayern und Bremen gilt die Reform auch schon in den Abschlußklassen.
Mit Wirkung vom 1. August 1998 wird die neue Rechtschreibung in Ämtern und Schulen eingeführt und ist dort nach einer Übergangszeit ab 31. Juli 2005 verbindlich.
Dies bedeutet, daß spätestens im Jahre 2005 die meisten Schulabgänger – übrigens auch die neue Generation des journalistischen Nachwuchses – ausschließlich die neue Rechtschreibung beherrschen. Es ist anzunehmen, daß sich bis spätestens zu diesem Zeitpunkt das Bild der tatsächlich geschriebenen Sprache merklich verändert haben wird.
Wir haben bereits vor einiger Zeit versucht, bei Gesprächen mit unseren Kunden deren Vorstellungen von den Folgen, die diese politische Entscheidung für unser Metier haben wird, zu erkunden. Damals hatte eine Meinungsbildung offensichtlich entweder kaum stattgefunden oder beschränkte sich auf die Aufforderung, sich der Rechtschreibreform zu widersetzen.
Zahlreiche Anfragen aus dem Kreis unserer Kunden nach der Unterzeichnung vom 1. Juli lassen uns vermuten, daß sich zwischenzeitlich das allgemeine Problembewußtsein weiterentwickelt hat und Sie entsprechende Vorschläge von uns erwarten.
Unser heutiger Brief ist mit den anderen deutschsprachigen Nachrichtenagenturen abgestimmt. Die Agenturen gehen davon aus, daß eine Veränderung der Rechtschreibung nur gemeinsam erfolgen kann. Voraussetzung für eine geänderte Rechtschreibung der deutschsprachigen Agenturen ist jedoch, daß diese Veränderung von den Kunden akzeptiert oder gewünscht wird. Dabei gehen wir davon aus, daß eine solche Änderung des Agenturmaterials bei den meisten unserer Kunden nur gleichzeitig mit einer Umstellung auf die neue Rechtschreibung im gesamten redaktionellen Teil von Zeitungen und Zeitschriften erfolgen kann. Voraussetzung dafür ist unter anderem die Umstellung von Redaktions- und Datenbanksystemen.
Das bedeutet, daß jeder Schritt der Agenturen nur im Einklang mit erheblichen Anstrengungen der Kunden vorgenommen werden kann. Abgesehen von der Akzeptanz durch die Leser handelt es sich hier vermutlich vor allem um ein Ausbildungsproblem sowie um möglicherweise nicht unerhebliche technische Veränderungen beispielsweise in den Rechtschreibprogrammen von Redaktionssystemen.
Unserer Ansicht nach ist eine Umstellung auf die neue Rechtschreibung letztlich unvermeidlich – vor allem, weil die nachwachsende Lesergeneration anderenfalls den Printmedien verlorengehen könnte.
Wie halten zwei Wege für denkbar:
1)Anwendung aller wesentlichen neuen Rechtschreibregeln ab einem festzulegenden Zeitpunkt.
Dies würde bedeuten: Schlagartige Veränderung des neuen Agenturmaterials über Nacht: Ausgenommen werden könnten einige neue Schreibweisen, deren Akzeptanz derzeit noch besonders fraglich erscheint. Vorteil dieses Verfahrens wäre die relativ übersichtliche Umstellung von Redaktionssytemen und Datenbanken.
2)Schrittweise Anwendung der neuen Rechtschreibregeln in beispielsweise drei Erappen:
1.Etappe: Anwendung der Regeln zur Getrenntschreibung sowie zur Groß- und Kleinschreibung
2.Etappe: Anwendung der Regeln über den Gebrauch von „ss“ und "ß"
3.Etappe: Anwendung der Regeln über neue Schreibweisen von Wörtern, sofern diese nicht bereits durch die beiden vorhergegangenen Etappen erfaßt wurden.
Ein möglicher Vorteil wäre, die Einführung der überaus gewöhnungsbedürftigen neuen Rechtschreibung für all jene Leser zu erleichtern, die durch die Stichtagelösung möglicherweise verschreckt würden. Sie böte beispielsweise die Möglichkeit, die zweite Etappe erst dann einzuführen, wenn im öffentlich wahrnehmbaren Schriftbild die Akzeptanz erkennbar ist.
Ein möglicherweise gewichtiger Nachteil kann in den technischen Problemen liegen, die diese Staffelung mit sich brächte.
Die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen sind nun darauf angewiesen, daß Sie uns Ihre Wünsche mitteilen, Sie finden daher als Anlage einen Fragebogen. Bitte füllen Sie ihn sorgfältig aus, und schicken Sie ihn bis zum 31. August 1996 an die dpa-Chefredaktion zurück.
Anhand des Meinungsbildes werden wir – die deutschsprachigen Agenturen – dann entscheiden müssen. Dabei ist nicht auszuschließen, daß diese Entscheidung dem Wunsch einer substantiellen Minderheit zuwiderläuft. Gerade deswegen sind wir in höchstem Maße daran interessiert, daß angesichts der Bedeutung des Themas möglichst alle unsere Kunden ihre Meinung äußern.
Selbstverständlich werden wir Sie umgehend über das Ergebnis dieser Kunden befragung informieren. Ich bedanke mich schon jetzt für die Mühe, der Sie sich unterziehen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Dr. Wilm Herlyn

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Wie zu erkennen ist, betrachtet die Deutsche Presse-Agentur die Reform als unabwendbar und legt ihren Kunden nahe, die Lage ebenso einzuschätzen. Daß die Schulen kaum bei einer Neuschreibung bleiben könnten, wenn sich die Presse verweigerte, kommt nicht in den Blick. Die Warnung vor dem Verlust der nachwachsenden Leserschaft tut ein Übriges. Von einer objektiven und neutralen Behandlung des Gegenstandes kann keine Rede sein – wobei anzumerken ist, daß die Agentur kein staatliches Organ ist und daher sehr wohl auch zu der sachlich gebotenen Kritik berechtigt gewesen wäre. Das Ergebnis dieser Befragung wurde vier Wochen später mitgeteilt:
Hamburg, 11. September 1996

Sehr verehrte Frau Kollegin,
sehr geehrter Herr Kollege,
mit Rundschreiben vom 14. August 1996 hatte ich Sie gebeten, bis zum 31. August einen Fragebogen zur Rechtschreibreform auszufüllen.
Nach einer Auswertung dieses Fragebogens mit Stand 11. September votieren
77 Medienkunden dafür, die Rechtschreibreform mit Stichtag 1. August 1998 vollständig zu vollziehen.
17 Medienkunden haben sich entschieden, daß die Rechtschreibreform in drei Etappen vollzogen wird – und zwar mit einer noch genauer zu definierenden ersten Etappe vom 1. August 1998 an.
Insgesamt neun Medienkunden votieren für verschiedene Daten, vom 1. Juli 1997 (ein Kunde) bis „so spät wie möglich“ (ein Medienkunde).
Für die Aussetzung des Vollzugs der Rechtschreibreform bis auf weiteres plädieren insgesamt vier Medienkunden.
Über den Fortgang der Diskussion werden wir Sie weiter informieren.
Mit freundlichem Gruß
Dr. Wilm Herlyn

----

Die Agenturen haben auf diesem Wege erst den äußeren Schein jener „Akzeptanz“ geschaffen, die ihnen dann wieder als Legitimation ihrer Umstellung diente. Nur die Leser als die eigentlich Betroffenen wurden nie gefragt.
Anzumerken ist noch, daß es mehr als 350 Bezieher des Basisdienstes gibt; geantwortet hat also weniger als ein Drittel, und für die Umstellungsvariante, die dann tatsächlich ins Werk gesetzt wurde, haben sich nur etwas mehr als ein Fünftel ausgesprochen. In einem Referat von Albrecht Nürnberger, dem langjährigen Vorsitzenden des Transkriptionsausschusses der Deutschen Presse-Agentur, wird daraus die Mitteilung, „daß mehr als 95 Prozent (der Medien) die Reform umsetzen wollen.“ (IFRA-Tagung am 10. Juni 1999 in Darmstadt). Die Agenturen beauftragten Nürnberger mit der Ausarbeitung einer brauchbaren gemeinsamen Hausorthographie. Die folgende Internet-Version wird von mir fortlaufend kommentiert, wobei Text und Kommentar typographisch voneinander abgehoben sind.


Arbeitsgruppe der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen


Beschluß zur Umsetzung der Rechtschreibreform

Die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen haben am 16. Dezember 1998 in Frankfurt einvernehmlich nach intensiver Beratung beschlossen, die Reform der deutschen Rechtschreibung weitestgehend und in einem Schritt umzusetzen. Wichtigstes Ziel war, die Rechtschreibung im Sinne der (gemeinsamen) Kunden nicht nur einheitlich, sondern auch eindeutig festzulegen. Die Notwendigkeit der Eindeutigkeit ergibt sich vor allem daraus, daß die eingesetzten elektronischen Systeme bei der Nutzung von Schreibvarianten in ihren Suchfunktionen behindert würden. Zudem müssen Schreibweisen „mit einem Blick“ optisch identifiziert und zugeordnet werden können.
Ausschlaggebend für den Umsetzungsbeschluß war die Überlegung, daß die neuen Schreibweisen in naher Zukunft eine Selbstverständlichkeit sein werden und daß die (Zeitungs-)Leser künftig in allen Bereichen des öffentlichen Lebens mit den neuen Regeln konfrontiert werden. Ein weiterer Punkt war, daß es nicht Aufgabe der Agenturen sein kann, die Reform zu steuern oder zu verhindern. Bei ihren Beratungen haben sich die Agenturen an der Systematik des Internationalen Arbeitskreises für Orthographie, der die Reform erarbeitet hat, orientiert.
An der Erarbeitung des Beschlusses waren die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen (AFP, AP, dpa, ddp, ADN, epd, KNA, Reuters, sid, vwd, APA (Österreich) und SDA (Schweiz)) gleichberechtigt beteiligt.
Die Agenturen sind sich bewußt, daß sie mit ihrem Beschluß lediglich einen ersten Schritt für eine einheitliche und eindeutige Schreibung in ihren Häusern tun können. Die genannten Festlegungen für Schreibweisen können nur exemplarischen Charakter haben. Die Vorlage einer vollständigen Liste sämtlicher neuer Schreibweisen liegt außerhalb der Möglichkeiten der Agenturen.
Die Agenturen werden künftig die Rechtschreibung aufmerksam beobachten und gegebenenfalls auf neue Entwicklungen reagieren.
Die Umstellung auf die neue Rechtschreibung wird seitens der Agenturen am 1. August 1999 erfolgen. Bis dahin werden sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Häusern auf die neuen Schreibweisen einstellen müssen. Aber auch die eingesetzten elektronischen Systeme müssen „lernen“, ihre Rechtschreibprüfprogramme und die elektronischen Wörterbücher von Datenbanksystemen müssen angepaßt werden.
(Mit !!! sind die Positionen gekennzeichnet, bei denen die Agenturen von den offiziellen Regelungen abweichen.)
Es kann nicht darum gehen, „einen ersten Schritt für eine einheitliche Schreibung“ zu tun. Wir haben ja bereits eine einheitliche Schreibung, die auch von der deutschen Presse befolgt wird, zum Nutzen der Leser, die damit sehr zufrieden sind. Wozu etwas ändern, wenn man damit nicht einmal den Wünschen der Kultusminister gerecht wird? Denn der Beschluß der Agenturen sieht ja vor, daß in bestimmten Bereichen auch abweichend von der amtlichen Schulorthographie geschrieben werden soll.
Die Agenturen und die Zeitungen sind in keiner Weise gehalten, die von den Kultusministern – wie sich gezeigt hat – voreilig beschlossenen, unausgereiften Schulschreibregeln zu befolgen. Das Bundesverfassungsgericht hat lediglich bestätigt, daß die Minister diese Regelung auf dem gewählten Wege in die Schulen einführen durften, mehr nicht. Übrigens enthält das Urteil von Karlsruhe eine bemerkenswert skeptische Akzeptanzprognose! Die Agenturen verhalten sich also keineswegs neutral, wenn sie umstellen, sondern machen sich zu Handlangern einer winzigen Gruppe von Reformeiferern, denen es gelungen ist, ein paar Politiker rechtzeitig in eine erkennbar verfehlte Unternehmung zu verwickeln, aus der sie nun nicht mehr ohne Gesichtsverlust herausfinden.
Die Neuregelung wird in der gegenwärtig vorliegenden Form keinesfalls die Orthographie der Zukunft sein. Der weitreichende Revisionsvorschlag der Kommission (d. h. im wesentlichen der Reformer selbst) vom Dezember 1997 ist nur mit Rücksicht auf die Schul- und Wörterbuchverleger aufgeschoben worden und wird zweifellos nach einer „Schamfrist“ (P. Eisenberg) verwirklicht werden. Damit rechnet auch der führende Reformer Augst. Er hat kürzlich ein umfangreiches „Wortfamilienwörterbuch“ (Tübingen 1998) veröffentlicht, in dem er die Neuregelung zuzüglich der von der Kommission vorgeschlagenen, von den Kultusministern aber untersagten Revision praktiziert. Gerade das, was die Agenturen an Änderungen übernehmen wollen (Fleisch fressend usw.), wird von Augst bereits rückgängig gemacht! Sachkundige wissen, daß dem noch weitere Revisionen folgen werden. Das hat auch Bundesinnenminister Schily angedeutet (BT-Drucksache 14/356).
Erst im Jahre 2005 wird einigermaßen klar sein, was von der Reform überhaupt übrigbleibt. Es ist nicht einzusehen, warum die Agenturen nicht so lange warten können, statt sich mit voreiligen, zum Teil jetzt schon als fehlerhaft erkennbaren Änderungen im Sinne einer bloßen Übergangsschreibung als besonders willfährig zu erweisen.


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Th. Ickler

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